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Wchmtz-Aitm- V 54. Jahrgang Nr. 20. V AH j i hergestellt und durch „Kuchenmädchen" vertrieben wurde. Daß der ehemal. Bäcker Fritzsche nebst Frau außerdem mit ein paar „Sandkuchen" haustren gmg, änderte nichts an ver Thatsache, daß die Auchenproduktwn und -konsumtion hier auf niedrigster Stufe stand. Wie anders jetzt! Außer einer ständigen, stets reichlich ver sehenen Konditorei haben wir mindestens 3 ständige Kuchenbäcker, bei denen fast jeden Tag frisch gebacken wird, außerdem die renommirte Mutter Siebert, die gar vielen Familien ihren wohlschmeckenden Sträußel- oder Gießkuchen liefert. Auch in einer anderen Kaffee stube wird Kuchen, Bäbe und Kaffeegebäck fabrizirt. Was will man weiter? Uns soll's nur freuen, wenn Beide, Produzenten und Konsumenten, bei der Kon kurrenz bestehen können. — Oft wundern sich die Eltern, wie ihre Kin der, gut versorgt mit Schuhwerk und warmer Klei dung, gleichwohl plötzlich am Hals erkranken uno dadurch Sorge und Angst ins glückliche Familienleben bringen. Wenn die besorgten Eltern sehen könnten, wie ihre Lieblinge in den tiefsten Schnee waten und gar nicht selten nach einem anstrengenden Schneeballge fecht einen Schneeball an und in den Mund führen, um sich nach der gehabten Strapaze abzukühlen, so würde ihre Verwunderung schwinden. Man unterlasse ja nicht, die Kinder nach dieser Richtung hin zu warnen. * Das Musterungsgeschäft wird im lausen den Jahre voraussichtlich im März an den nachfolgen den Tagen stattfinden: den 17. März in Lauenstein, den 19. März in Frauenstein, den 20. und 21. März in Dippoldiswalde und den 21. März Loosung eben daselbst. * Beim Wirthschaftsbesitzer Karl Gottlob Kempe in Rehefeld ist am 8. Februar wegen Seuchenverdachts eine Kuh getödtet worden, welche nach dem Befunde bezirksthierärztlicher Untersuchung mit Milzbrand be haftet gewesen ist. Der Kadaver wurde am 12. vor schriftsmäßig verscharrt und fand gründliche Desin fektion der Stallung rc. statt. Kempe besitzt noch 2 weitere Rinder, welche gesund erschienen. * Das König!. Ministerium des Innern hat be schlossen, die zeither von Herrn Bezirksthierarzt Nöbert in Freiberg besorgte thierärztliche Untersuchung der über die Einfuhrstation Moldau eingehenden Rinder und Schweine vom 1. März d. I. an dem Bezirks thierarzt Herrn Lehnert in Dippoldiswalde zu über tragen. Auch ist mit Rücksicht darauf, daß ein Bedürf- ntß für die weitere Offenhaltung der Vieheinfuhrstation Deutschgeorgenthal nicht vorhanden und ein Ersatz für dieselbe durch die benachbarte Station Moldau geboten ist, beschlossen worden, die Vieheinfuhrstation Deutsch georgenthal vom 1. März 1888 ab wieder auszuheben. — Zu den in den Fabriken vorkommenden Un fällen stellen ein großes Kontingent diejenigen, welche in Folge Erfassens der Kleidungsstücke der Ar beiter und namentlich der Arbeiterinnen durch Ma- schinentheile, Transmissionen re?-verursacht werden. Es sind deshalb auch in der Mehrzahl der bereits er lassenen Unfallverhütungsvorschriften Bestimmungen dahin getroffen, daß die in den Fabriken beschäftigten Personen enganschließende Oberkleider tragen. Von verschiedenen Fabrikanten werden nun in Berücksichti gung dieser Vorschriften Kleider angefertigt, welche sich durch ihren praktischen enganschließenden Schnitt wohl dazu eignen dürften, Unglücksfällen vorzubeugen. Es wäre zu wünschen, daß diese Kleidungsstücke zu den möglichst billigsten Preisen verkauft und die Arbeiter selbst durch die Arbeitgeber auf die Anschaffung der selben aufmerksam gemacht würden. Kreischa. Die hiesige Kasino-Gesellschaft ist nrcht, wie in letzter Nr. unseres Blattes berichtet, durch eine Verfügung der kgl. Amtshauptmannschast Dip poldiswalde ausgelöst, sondern es wurde ihr nur die Erlaubniß zur Abhaltung eines Vergnügens am letzten Sonntage versagt, da dasselbe über den Rahmen der -'M Inserate, welch« del »er bedeutenden Auslage d«S Blattes ein» sehr «ir» same Verbreitung finden, »erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile »der der«, Raum berechnet. — Ta bellarische und compkirirtr Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn redaktionell«! Lheile, di, Spalten-««» --0 Psg- von einer geschloffenen Gesellschaft veranstalteten Unter haltung hinausging. Die Kasino-Gesellschaft beabsich tigt ihre Statuten zu ändern und wird nach Geneh migung derselben frisch und fröhlich weiter leben. - Altenberg. Der neugewählte Bürgermeister B erg - Händler, zur Zeit noch Gemeindekasstrer in Klein zschocher, wird voraussichtlich sein Amt am 1. April antreten. Dresden. Die Zweite Kammer lehnte am 13. Februar den von der ersten Kammer zu dem Gesetz entwürfe, betreffend die Fürsorge für Beamte in Folge von Betriebsunfällen, beschlossenen Antrag wegen Ent schädigung für Dienstunfälle in Betrieben, welche ge setzlich der Unfallversicherung nicht unterliegen, ab, nachdem der Berichterstatter Abg. von Bosse erklärt hatte, daß die Gesetzgebungsdeputation zwar sachlich mit dem Anträge einverstanden sei, aber gegen die Fassung desselben einzelne Ausstellungen zu erheben habe und den Wunsch hege, im Vereinigungsoerfahren womöglich dahin zu gelangen, daß der Gesetzentwurf auf alle Dienstunfälle ausgedehnt werde. — Nach den bei der Brandversicherungskammer ausgearbeiteten Zusammenstellungen ist eine nicht ge ringe Zahl von Schadenfeuern durch Kinder ver ursacht worden. Die Fälle dieser Art haben sich in den Jahren 1885/86 gegen die Vorjahre vermehrt. Es läßt sich, schreibt das „Dr. Journ", anuehmen, daß in vielen dieser Fälle ein unvorsichtiges Gebähren mit Zündhölzchen stattgefunden hat, welchem hätte vorge beugt werden können, wenn bei Aufbewahrung der Zündhölzchen größere Sorgfalt beobachtet und mehr darauf Bedacht genommen worden wäre, dieselben den Kindern weniger leicht zugängig zu machen. Diese Erwägung hat dem Ministerium deS Innern Veran lassung gegeben zu einer an alle Kreishauptmann- schaften erlassenen Verfügung, nach welcher dieselben durch Bekanntmachungen in den Amtsblättern auf die mit unvorsichtiger Aufbewahrung und mangelhafter Beaufsichtigung der Zündhölzchen verbundene Gefahr und die daraus erwachsende Verantwortlichkeit und die in dieser Beziehung ergangenen gesetzlichen Strafan drohungen aufmerksam mache» und zugleich darauf hiniveisen sollen, daß die Außerachtlassung der in dieser Beziehung insbesondere den Haushaltungsvorständen obliegenden Verpflichtung unter Umständen auch zv strafrechtlichem Einschreiten führen kann. Es ist nur zu wünschen, daß dieser Verfügung allseitig, nament lich von Hauswirthen und Eltern nachgegangen und den sehr zweckmäßigen Bestimmungen dec Dorffeurr- ordnung vom 18. Februar 1775 die verdiente Be achtung geschenkt werde. Nach der letzteren sind Die jenigen, welche die zur Verhütung der Feuersgefahr ertheilten Vorschriften nicht beobachten, oder sich gegen diesfalls getroffene obrigkeitliche Anordnungen wider spenstig bezeigen, auf den ersten und zweiten Ueber- tretungsfall mit Gelbe, bei fernerem Ungehorsam mit vierzehntägiger, nach Befinden noch höherer Gefängniß- strafe unnachbleiblich zu bestrafen. Pirna. Die vom hiesigen Stadtrath seit Kurzem eingesührte Fleischbeschau hat ihre nutzbringende Wir kung bereits in eklatanter Weise zu üben vermocht, da am Dienstag in Verfolg der betreffenden Verordnung einem von auswärts gekommenen Händler 180 Pfund Rindfleisch, welches von einem ganz krankhaften Stück Rind herrührte, abgenommen und dann der Vernich tung zugeführt wurde. Namenloses Unglück hätte bei dem Genüsse dieses Fleisches für unsere Einwohner schaft entstehen können, und so recht greifbar illustrirt wird hiermit nun die zwingende Nothwendigkeit der auf die besagte Fleischbeschau bezüglichen strengen Maß regeln. Freiberg. Von der ersten Strafkammer des kgl. Landgerichts Freiberg wurde am 13. Februar der Kutscher Karl Heinrich Fischer in Frauenstein wegen Widerstandes zu 25 M. Geldstrafe eventuell 5 Tagen Unser Kronprinz! Abermals wenden sich die Blicke des deutschen Volkes, ja der ganzen gebildeten Welt voll innigsten Mitgefühles nach San Remo, von wo nach den so hoffnungsfreudigen Meldungen der letzten Wochen über das Befinden des deutschen Kronprinzen jetzt eine um so schmerzlicher berührende Kunde gekommen ist. Der operative Eingriff, welcher noch unlängst von den Aerzten des Kronprinzen als unnöthig erklärt wurde, hat sich infolge einer plötzlich eingetretenen bedenklichen Schwellung im Kehlkopfe des hohen Kranken nun doch nöthig gemacht und ist die betreffende Operation, der Luströhrenschnitt, von vr. Bramann geschickt und glück lich ausgesührt worden. Alle Berichte bekunden, daß der Verlauf der Operation ein sehr guter gewesen ist und der Kronprinz hieraus sofortige Erleichterung beim Athmen verspürte; sein Befinden ist den Umständen angemessen ein befriedigendes, nur muß er sich selbst verständlich noch große Schonung auferlegen und sich vor Allem des Sprechens enthalten. Wenn vielleicht noch etwas die tiefe Theilnahme an dem herben Ge schicke des deutschen Thronfolgers steigern kann, so ist es diese verhängnißvolle Wendung in seinem Leiden. Nach monatelanger, mit bewunderungswerther Er gebenheit und echt männlicher Fassung ertragener Krankheit, die in ihren einzelnen Phasen bald ernste Besorgnisse, balo weitgehende Hoffnungen bei allen Theilnehmern nah und fern erweckte, ist dem edlen fürstlichen Dulder das Schwerste nun doch nicht er spart geblieben. Auf Aller Lippen schwebt jetzt die bange Frage nach den Folgen dieses entscheidenden Eingriffes des Chirurgen; wohl wissen die Annalen der ärztlichen Wissenschaft von vielen Fällen zu er zählen, wo die nämliche Operation den Kranken zu relativer Gesundheit verhalf, sie wissen aber auch vom Gegentheil zu berichten und mit ängstlicher Spannung schauen darum Millionen von Menschen den ferneren Nachrichten aus San Remo entgegen. Jedenfalls kann man dessen gewiß sein, daß Alles, was menschliche Kunst und Wissenschaft nur vermag, geschehen wird, um das Leben des Kronprinzen seiner Familie und seinem Volke zu erkalten, das Weitere steht in einer höheren Hand! Bis jetzt hat der Kronprinz die Fol gen der Operation verhältnißmäßig gut überwunden, die Nacht nach derselben verbrachte er in gutem Schlafe und frei von Fieberschmerzen oder sonstigen Beschwer den. Das schmerzliche Ereigniß hat von Neuem die tiefgefühlteste Theilnahme nicht nur des deutschen Volkes, sondern auch des Auslandes für den schwer geprüften Fürstensohn, wie für sein ganzes Haus her- vorgerusen. Von allen Höfen sind Kundgebungen der Theilnahme in San Remo wie in Berlin eingelaufen und auch im englischen Parlamente ist der betrübenden Wendung in dem Zustande des Kronprinzen vom Re gierungstische aus in den herzlichsten Ausdrücken des Bedauerns gedacht worden. Das deutsche Volk aber weiß nun wenigstens, in welcher Gefahr der ruhm reiche Erbe der deutschen Kaiserkrone geschwebt hat und noch schwebt und es erkennt dieselbe voll und ganz. Um so inniger steigen in diesen ernsten Tagen heiße Gebete zum Thron des Allerhöchsten empor, daß er Alles gnädig wenden möge und in Millionen treuer Herzen klingt der flehendliche Wunsch wieder, daß uns unser geliebter Kronprinz zum Heile des Vaterlandes erhalten bleiben möge! D Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 15. Febr. Das massenhafte An gebot von Pfannkuchen in unserer letzten Nummer und die demselben entsprechende Produktion und Konsum tion dieses beliebten Fastnachtsgebäcks läßt den Unter schied zwischen Sonst und Jetzt in Dippoldiswalde be sonders deutlich hervortreten. In den 40er und 50er Jahren gab eS hier nur Sonntags und zu Festzeiten „Kuchen", der in der Regel nur von „einem" Bäcker DU „Weißrrih.Zeitung« erscheint wöchentlich drei- inal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , st-llungen an. IN A 1 für die Königlich- Amtshanplmamischast MppMsivalde, sowie str ö'-Mmglichm Amtsgericht« Md du Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 16. Februar 1888.