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WMitz-Ikitily 51. Jahrgang. Sonnabend, den 26. September 1885. . Nr. 114. * Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage--«- Blattes eine sehr wirk» saine Verbreitung finde», «erden mit IO Pfg. die Spaltenzeile »der deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, di« Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Wel-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljährlich 1 M. S5 Pfg. , zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg- — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für di- Lönialich- Umlsbauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhne in Dippoldiswalde. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Nun hat auch Stuttgart und damit zugleich auch das gesammte württembergische Land seine Kaisertage gehabt, und man kann nur sagen, daß sie ihren Vorgängern im benachbarten badischen Ländchen in keiner Weise nachgestanden haben. Selbstverständlich bildete der greise Kaiser allüberall, wo er sich zeigte, sei es bei der großen Parade des württembergischen Armeekorps, sei es bei den ver schiedenen ihm zu Ehren in der Landeshauptstadt statt gefundenen Festlichkeiten, sei es bei den Feldmanövern der württembergischen Truppen, den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, und immer wieder wurde der kaiserliche Herr von Tausenden und Abertausenden jubelnd begrüßt. Trotz der nicht zu unterschätzenden Anstrengungen ist das Befinden des Kaisers fortgesetzt ein höchst erfreuliches. Am Mittwoch hat er Stutt gart wieder verlassen und sich nach Baden-Baden be geben. — Die Anwesenheit des Fürsten Bismarck in Berlin soll nur eine vorübergehende sein und der Kanzler beabsichtigen, einen Theil des Herbstes in Friedrichsruhe zuzubringen, um dann erst zn Beginn der Reichstagssession zurückzukehren. Es ist nicht gerade unwahrscheinlich, daß die Ereignisse auf der Balkanhalbinsel, falls sie sich komplizirter gestalten sollten, den leitenden Staatsmann länger in Berlin festhalten werden, als vielleicht beabsichtigt war. Be reits hat sich zwischen den Mächten wegen der rume- lischen Frage ein überaus lebhafter Depeschenverkehr entwickelt, und wird man wohl in nächster Zeit einem gemeinsamen Schritte wenigstens von Deutschland, Oesterreich und Rußland entgegensetzen können. Ein solcher macht sich um so nothwendiger, als in der That schon die Dinge auf der Balkanhalbinsel beginnen, sich zu verwickeln. Was zunächst die Haltung der Pforte gegenüber dem rumelischen Aufstande anbelangt, so schreibt man, daß der Ernst der Ereignisse in Ost- rumelien die Pforte zur Intervention nöthigen werde; die Pforte werde ihre Pflicht mit ebensoviel Festigkeit wie Mäßigung erfüllen. Diese Kundgebung läßt es noch fraglich erscheinen, ob diese angekündigte Inter vention eine bewaffnete sein werde, wenngleich auf der türkischen Botschaft in Paris die Nachricht ein gelaufen sein soll, daß sich 50,000 Türken auf dein Marsche nach den Balkanpässen befänden. Aus Bel grad wird gemeldet, daß in einem Ministerrath die sofortige Mobilisirung der Armee beschlossen wurde; Serbien will also für alle Eventualitäten gerüstet sein. Ebenso ist die Ordre der rumänischen Regierung, welche die Entlassung der ausgedienten Soldaten zur Reserve verfügt, eine Maßregel von unverkennbarem kriegerischen Charakter. Auch in Griechenland haben die Ereignisse in Ostrumelien ein lebhaftes Echo ge funden, indem auf den Straßen und öffentlichen Plätzen Athens Kundgebungen stattfanden; die be schlossene Reduktion der griechischen Armee und des Materials ist wieder verschoben worden. Aus Philip- popel selbst wird gemeldet, daß der Fürst von Bul garien daselbst am Vormittag des 22. d. M. ange langt ist. Derselbe begab sich nach einem feierliche» Tedeum in der Kathedrale nach dem Konak, wo er die provisorische Regierung und den hohen Klerus empfing. Aus allen Theilen Bulgariens und Numeliens gehen ihm Glückwünsche zu, die zugleich das dringende Ersuchen aussprechen, Fürst Alexander möge endgiltig und entschlossen die Verwirklichung der Union verfolgen, das Volk sei bereit, Gut und Blut dafür einzusetzen. Der Bulgarensürst scheint indessen nicht gewillt zu sein, in radikaler Weise vorzugehen, denn er soll keineswegs beabsichtigen, bei der Vereinigung Bul gariens und Ostrumeliens das Abhängigkeitsverhältniß der beiden Länder zu der Türkei aufzuheben. An die Vertragsmächte hat Fürst Alexander eine Mittheilung gerichtet, in welcher er sein Vorgehen beleuchtet. — Offizielle Depeschen aus Konstantinopel melden den Abmarsch türkischer Truppen unter dem Oberbefehl des alten Mukhtar Pascha nach Numelien. Hiermit ist der Ernst der Situation vollständig gekennzeichnet. — Die Türkei will das abtrünnige Numelien mit Ge walt der Waffen wieder zum Gehorsam zurückbringen. Die vereinigten Numelioten und Bulgaren werden jedenfalls verzweifelten Widerstand leisten und somit scheint sich ein neues blutiges Drama auf der Balkan halbinsel unabweislich vollziehe» zu wollen. Oesterreich-Ungarn. Die Eröffnung des öster reichischen Neichsraths ist nur eine formale gewesen; die feierliche Eröffnung des neugewählten Parlamentes wird vielmehr am Sonnabend und zwar durch den Kaiser in Person erfolgen. Noch vor Beginn der parlamentarischen Kampagne ist die Spaltung unter den Abgeordneten der Linken zur vollendeten That- sache geworden. Der größere Theil der Deutsch liberalen hat sich zu einem „Deutsch-österreichischen Klub" vereinigt, während der kleinere Theil, welcher die Männer der schärferen Tonart umfaßt, sich zu einem „deutschen Klub" konstituirt hat. Gegenüber den Bestrebungen der feudal-slavisch-ultramontanen Majorität ist und bleibt die Spaltung des deutsch liberalen Elementes eine höchst bedauerliche Erscheinung. Italien. Wie im vorigen Jahre, so hat auch Heuer die Heimsuchung Italiens durch die Cholera die seltsamsten und zugleich häßlichsten Scenen auf italienischem Boden hervorgerufen. Nur ist der Schau platz derselben diesmal nicht Neapel, sondern die Insel Sicilien. Hier hat die Furcht vor Ansteckung einen kaum glaublichen Höhepunkt erreicht; so fordern die mit dem verseuchten Palermo in Eisenbahnverbindung stehenden Städte die Aufhebung jeder Kommunikation mit Palermo, und es ist deshalb schon zu Tumulten gekommen, namentlich in Messina. In Unterilalien gesellen sich zu den Schrecken der Cholera noch Erd erschütterungen. Man verspürte solche in Benevent, welches innerhalb zweier Jahrhunderte schon sieben mal durch Erdbeben zerstört wurde. Die Bevölkerung Benevents lagert im Freien. — Eine römische Depesche vom 22. d. Mts. besagt, daß sich die Stimmung in Sicilien gebessert habe, die Minister Tojani und Ricotti würden sich dorthin begeben; der Verkehr der Eisenbahnzüge sei wieder hergestellt. Im Ganzen seien 17 Bataillone Truppen für Sicilien bestimmt, indessen solle die überflüssige Mannschaft so bald als möglich zurückgerufen werden. Messina sei ziemlich ruhig. Der Papst hat 40,000 Frcs. für die von der Cholera Heimgesuchten gespendet. Spanien. Die Karolinen-Affaire ist infolge der Ereignisse in Ost-Numelien bedeutend in den Hinter grund getreten. Indessen liegen seit einiger Zeit in dieser Frage auch keine Meldungen von Belang vor und die vorliegenden Depeschen lassen überdies eine befriedigende Lösung des Konfliktes mehr und mehr als wahrscheinlich erscheinen. England. Das Wahlmanifest Gladstones hat in England nicht denjenigen Eindruck gemacht, welchen man eigentlich von der Kundgebung des Führers der liberalen Partei erwarten durfte. Selbst liberale Blätter finden, daß das Manifest flach und eindrucks los sei, und die konservative Presse hat für dasselbe nichts als Hohn und Spott. Uebereinstimmeno ist aber die gesammte englische Presse der Meinung, daß Gladstone durch seine Kundgebung seine Absicht dar- gcthan habe, die liberale Propaganda während der bevorstehenden Neuwahlen zu leiten und nach den selben die Führerschaft der liberalen Partei im Unter hause wieder zu übernehmen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 25. September. Bereits die Hälfte des Schuljahres ist vorüber. Unsere Kinder bringen die Halbjahrszensuren mit nach Hause. Scho» auf der Straße sehen wir die kleineren und größeren Schüler eifrig j» dem inhaltsschweren Zensurbuche studiren und vergleichen und das Urtheil des Lehrers niit mehr oder weniger schwerem Herzen Heimtragen zur elterlichen Kontrolle. Bei dieser Gelegenheit drängt es uns abermals, ein ernstes, wohlmeinendes Wort an die Eltern zu richten. Wie wir schon bei gleicher Gelegenheit früher auseinander gesetzt haben, hat mit Einführung der neuen Zensurgrade auch eine wesent lich veränderte Ertheilung der Zensuren Platz gegriffen. Während in der Nummer für Sitten, Fleiß, Aufmerk samkeit und Ordnungsliebe recht wohl von allen Schülern die 1 erwartet werden kann, ist in dem Grade der erlangten Ausbildung in den einzelnen Lehrfächern die 3. Zensur die normale, die bei durchschnittlicher Begabung den meisten Schülern ertheilt werden wird. Die 2. Zensur wird viel seltener, die 1. aber nur in ganz außergewöhnlichen Fällen gegeben werden, und möchten daher Schüler, welche es bis zur 3. nicht ge bracht haben, freundliche Ermahnung, nach Befinden ernstere Rüge daheim erhalten, ihnen aber, wenn sie eine gute Zensur im Fleiße beibringen, wegen der vorherrschenden 3 ein Vorwurf nicht gemacht werden. Die Hauptsache bei der Beurtheilung der Zensuren, den Kindern gegenüber, bleibt aber immer die, daß Schule und Haus Hand in Hand gehen und die Zensuren nicht mit mißliebigen Bemerkungen über Ungerechtigkeit seitens der Lehrer und dergl. bekrittelt werden. Welcher schweren, auf sie selbst einst zurück fallenden Verantwortung sich Eltern schuldig machen, die durch ihr Verhalten das Vertrauen auf die Ge rechtigkeit und Gewissenhaftigkeit des Lehrers bei ihren Kindern erschüttern, brauchen wir wohl nicht erst aus einander zu setzen. Daß unter Umständen auch das Gesetz strafend eintritt, wenn die ernstgemeinten Maß regeln der Schule einer mißliebigen Kritik unter worfen werden oder ihnen entgegengearbeitet wird, darauf glauben wir schließlich noch aufmerksam machen zu sollen. Reichstädt. Nachdem seit Mitte Juli die Uebungen der hiesigen freiwilligen Feuerwehr begonnen und Ende August die Fußübungen beendet waren, wurde mit den Gerätheübungen begonnen. Leider stellte sich da heraus, daß die Kommunspritze, welche dem Korps zur Verfügung gestellt worden war, den jetzigen An forderungen nicht mehr genügte. Ebenso fehlte der Steigerabtheilung ein Thurm, an dem sie üben konnte. Eine neue Spritze und einen Steigerthurm aus Ge meindemitteln zu schaffen, schien in Betracht der finan ziellen Lage der Gemeinde nicht leicht. Auch wurde die Einrichtung der Feuerwehr, deren Zweck doch nur ein löblicher ist, wie alles Neue, von vielen Feinden der Sache aufs heftigste angegriffen. Bei solcher Lage der Dinge hätte der Fortschritt der ganzen Feuerwehr sache gewiß nur mühsam sein können. Da plötzlich änderte sich die Lage. Die Freunde des neuen Ver eins fingen an, sich thatkräftig zu rühren. Herr Bau meister Heerklotz erklärte, einen Steigerthurm unent geltlich bauen zu wollen. Herr Kammerherr von Schönberg stellte bereitwilligst das nöthige Holz zu demselben zur Verfügung. Die Baumatierialen wurden von Gemeindemitgliedern unentgeltlich herbeigefahren, und auch zur Spritze ward Rath. Die Herren Guts besitzer Friedrich Fuchs und Friedrich Zönnchen er klärten, eine neue Spritze schenken zu wollen, unter der Bedingung, daß die Gemeinde, die Zinsen des An schaffungskapitals an die Kasse der Feuerwehr zur An schaffung von Feuergeräthen abgebeu wolle; diese Be dingung wurde vom Gemeinderath angenommen. Vorigen Sonnabend, den 19. September, wurde der Steigerthurm und die Spritze der Feuerwehr über geben. Nun kann dieselbe ihre Uebungen nach den gesetzlichen Vorschriften fortsetzen. Die werthen Herren aber, die durch ihre Opferwilligkeit die edle Sache so weit gefördert, haben sich gewiß den Dank der ganzen Gemeinde, vor Allein aber des Feuerwehrkorps er worben. Möge die Liebe zur Feuerwchrsache in der Gemeinde eine immer noch größere werden, mögen