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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189309038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930903
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-03
-
Monat
1893-09
-
Jahr
1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1893
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Bezugs-Preis G der Hallpteppebitio» oder den i» ktadt- bezlrk and den Vororten errichteten Aut« oabestellrn abgeholt: vierteljLhriich ^ 4.50, H«i zweimaliger täglicher Zustellung int Haut 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vterrehahrlich X S—. Direct» tägliche Kreuzbandienduu- int Aulland: monatlich 7.50. Die Morgrn-Antgobe erscheint täglich '/,7UH^ dt» Abend-Autgab« Wochentag« 5 Üdr. Ne-artton und Expedition: JatzanneSgaff« 8. Die lkrpedition ist Wochentag» nnunterbrochr» -«öffnet »o, früh 8 bit Abendt 7 Uhr. Filialen: Dtls Ale»«'» Sortim. lAlsretz chatznk UniversitätSstratz« 1, Laut« Lösche, Katharinenstr. 1t. pari, und königtvlatz 7. ttmigti'.Tagclllalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclamen unter demRedactiontstrich ltge« spalten) 50-H, vor den FamilieniiachrichteN <6 gespalten) 40-^. ErStzere Lchrisien laut uaserem PreiS» derzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz »ach höherem Tarif. Eytra-Veilagen lgesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuag SV.—, mit Poslbesörderuag 70.-» Ännalimksktiluß für Än)kizen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Unzeigr» sind stets an dt« Expeditia» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz i« Leipzig. Sonntag den 3. Septeniber 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die diesjährige MichaeliSmcsfe beginnt am 25. September und endet am 14. Lctobcr. Wahrend dieser 3 Wochen können alle in- und ausländische» Handelsleute, Fabrikanten und Gewerbtreibenden ihre Waaren hier öffentlich seilbieten. Der Großhandel darf jedoch bereits in der am 18. LcPtembrr beginnenden sogenannten Vorwoche in der bisher üblichen Weise betrieben werde» und ist in dieser Woche auch das Auspacken der Waaren sämmllichen Inhabern von Meßlocalen in den Häusern, wie vor Buden und Ständen gestattet. Zum Eknpacken ist das Lffenballen der Metzlocal« in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Lsfenhalten eines solchen Berkaufslocales, ebenso das vorzeitige Anspacken an den Ständen und in de» Buden wird, anher der sofortigen Lchltrtzung jedesmal,^selbst bei der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldstrafe bis zu 75 .st oder entsprechender Haft geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzvllamtlichen Lösung des Waarenverschlusses an bis Ende der Woche nach der Zahlwoche das Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, den 17. August 1893. In. 3556. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Wagner. Bekanntmachung. Tie Mctzbiirse für die Lederindustrie in nächster Michaelis- messe wird TienStag. den IS. September VS. Is., Nachmittags von 2—4 Uhr im Saale der „Neuen Börse" hier abgehalten werden. Leipzig, den 17. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. In. 3556. vr. Georgs. k. Bekanntmachung. Das 12. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für das Königreich Lachsen ist bei un» eingegangen und wird bis zum 18. September dS.-S. auf dem RathhauSsaate zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 53 Bekanntmachung, die Bornahme von Ergänzung-wahIen für die I. Kammer der Ständeversammlung betreffend; vom 2. August 1893. Nr. 54. Verordnung, die Enteignung von Grundelgenthum für Erweiterung der Eisenbadnhaltestclleuanlage in Demitz betreffend; vom 10. August 1893. Nr. 55. Verordnung, das Berbot der Benutzung roth oder grün geblendeter Laternen auf öffentlichen Wegen betreffend; vom 18. August 1893. Nr. 56. Bekanntmachung, die Bornahme einer Ergänznngswahl für die I. Kammer der Ständeverjammlung betreffend; vom 24. August 1893. Leipzig, den 1. September 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. Kruinbiegel. Bekanntmachung, eine Abänderung des Mcldr-RegulatibS betreffend. Die Bestimmungen in 8. 15 und 8. 17, Abs. 1 des Melde- Regulativs für die Stadt Leipzig vom 4. December 1890, nach welchen die länger als drei Tage in hiesiger Stadt verweilenden Fremden einen Meldeschein zu lösen und hierfür eine Gebühr von 50 Psg. zu entrichten haben, werden ausgchobrn, so dost fortan iür Fremde Meldejcheine überhaupt nicht mebr anzusertigen sind und die An- und Abmeldungen derselben in allen Fällen ge> bührrnfrei erfolgen. Ferner wird die Bestimmung in 8 14 des gedachten Melde Regulativs, wonach die An« und Abmeldungen der Mrtzsremdrn nur beim Meldeamte Abth. II zu geschehen haben, dahin ab- geandert, doh diese An- und Abmeldungen ebenso wie die der übrigen Fremden sowohl beim Meldeamt Abth. II als auch in jeder der Polizeibezirkswachen erfolgen können. An den bestehenden Bestimmungen über die Verpflichtung zur An- und Abmeldung der Fremden wird ebeniowenig elwas ge. ändert, wie an den Vorschriften über die polizeiliche An- und Ab. Meldung der bleibenden Einwohner und der Dienstboten. Die vorstehenden abändernden Bestimmungen treten am IS. Sep tember d. I. in Wirksamkeit. Leipzig, am 31. August 1898. V.L.S250. Tas Poiizet-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Bekanntmachung. Für Michaeli« d. I. sind 4 Aussiatlungsipendcn im Betrage von 77 „st 25 H, 67 58 40 »l 64 H und 40 -A, 5,6 ^ an diesige arme, unbescholtene Frauen, welche sich m der Zeit zwischen Michaelis vorigen und Michaelis d. I. verheiralhet haben, von n»s zu ver geben. Die Spende von 40 64 kann nur an ehelich Geborene, die von 40 56 ^ nur an hiesige Bürgerstöchter vergeben werden. Gesuche sind unter Beifügung der Eheschlictzuugsbescheinigung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei Bürgerspslicht ausgestellte» Zeugnisses über die Unbeicholtenheit uud Bedürftigkeit der Bewerberin und einer Geburtsbejcheiiiigung bis zum 3. Oktober d. I. aus dem hiesigen Rathhauj» 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11 «inzureichen. Leipzig, am 29. August 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgs. Wagner. Bekanntmachung. Die Herstellung einer 40 cm weiten Tdonrohrschleuße aus der Marklstrahe und aus der westlichen Fahrstraße des Marktplatzes in Leipzig-Reusladt soll an einen Unternehmer Verdung«» werden. Die Bedingungen und Zeichnung für dies« Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Ralhdau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und fö.inen dort eingejehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken »in-,sendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlrugeittttubau auf de« Marktplatz« in Leipzig-Neustadt" versehen in dem bezeichnet«» Geschäftszimmer dtS zum S. Sep tember d. 2-, 5 Uhr Nachmittag« »inzuretcheu. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtlich« Angebote ab- zolehnen. Leipzig, den 2. lo. 4636. September 1863. De« »a b« »er »tadk Leipzig Bekanntmachung. In der Zeit vom 4. August bis 2. September diese« Jahres gingen an freiwilligen Gaben bei uns ein: l O „st — ^ in Klagjachen G ,.K. durch Herrn Friedensrichter W. A. Vogel, 6 - 10 - von Herrn W. Scholz«, 5 - — - Vergleich in Sachen Th.H durch das Gewerbe schiedsgericht, 10 - — » aus Stadt Freiberg, 20 - — - Sühne in Sache» B.'/. Sk. IdurchHrn.FriedenS- 5 « — - - « . K. /. Sch > richler Heinet in 10 - — . . . . R. /. L. I Leipzig-Connewitz, 20 - — . von einem Herrn, der nicht genannt sein will, 10 - — - von Herrn Rechtsanwalt Lehmann aus einem Sübneversuche, Lurch den 2. Armendistrict, 100 - — - Buße in Sachen Gr. u K.. Sch-, 196 lO ^ Sa., worüber hierdurch dankend quittirt wird. Ferner wird belannt gegeben, daß Herr Robert Degener dem 75. Arinendistricte 80 Spcisemarke» zur Vertheilung au die Armen dieses Distriktes zur Verfügung gestellt hat. Leipzig, den 2. September 1893. Das Armenamt. I. B.: Ludwig-Wols, Stadtrath. Schicker. Tie Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst alS abhan den gekommen anaezeigten Psandscbcinde Lit. L. Nr. 51 248, 67 4SI, 7I S64, 81 736, 86 97!!, Lit b Nr 57«, 7436. 12 284, 12 889. 26 651,22 527.22 534.31 161.32 664. 36 9SI, »8 65«. »8 458, 51 682. 54 718, 59 «8«. 63 521, «5 855, 68 236, 72 275, 72 493. 75 564. 75 565, 77,285, 86 967, 88 896, 93 191.93 192. Lit 6. Nr 2166, 1t 642. 12 169, 12 I I«, 12 568, 14187, 17 656, 19 646,21965, 21 977, 23 669, 23 762. 24 185. 24 526, 28 21«. 28 758, 29 65«. 36 588, 36 «27. 36 88«. 33 365. »5 722, 86 936. 39 165,43 341,44 754,44 916,54 918 werden hierdurch ausgefordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine bemerkten Versall- zeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belohnung znrückzugeben, widri-eu- falls, der Leihhaus-Ordnung gemäß, Len Anzeigern die Pfänder ausgeliesert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran« verlustig gehen werden. Leipzig, den 1. September 1893. Tie Verwaltung des Leihhauses und der Lparcaffe. Städtische Sparrasse beleiht Wcrthpaptere unter -ünsti-eu Bedingungen. Leipzig, den L2. August 1893. Sekanntmachnny. Die weitere Ausgabe von Synaaogenkarlen findet Sonntag, Sen 3. Srptember P. I-, 16—12 Uhr Vormittags iu der Gciileindekanzlei iSünagogengebäude, 1 Lreppc hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten die bisherigen Karlen und die dies,übrigen Gemeiiidrstrnrrqnittungcn inuzudcinge». Den bisherigen Inhabern bestimmter Plätze wird da» Recht, die selben Plätze im kommenden Synagogenjahre zu benutzen, bis Sonntag, den 3. Lrptrmber V. I., Mittags 12 Uhr vor- behalte». Ueber die bis zu diesem Zeitvuncte nicht in Empfang genommenen Karten wird anderweitig verfügt. Leipzig, den 1. September 1893. Ter Vorstand Per -Srarlittschcn RriigionSgemeinde zu Leipzig. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2. September. Die große Katholiken - Versammlung zu Würzburg ist nach dem Berichte der ullranionlanen Organe >n vollster Harmonie verlaufen; Herr Lieber sagte selbst: „Wenn unsere Gegner gehofft, wenn andere befürchtet baden, in Würzburg würbe eine Uneinigkeit bervortrete», so ist das ein tindischer Aberglaube." Wir können nnS denke», mit welcher Befriedi gung Herr Lieber diese Worte aiiSspiach, obgleich von Anfang an Alles geschehen war, um die Möglichkeit eines Eonslictes fernzuhalten und das Schauspiel der Einigkeit unter den Katholiken Deutschlands zu bieten. Mit großer Gcslissent- lichkeit hatte man verkündet, daß Politik diesmal aus dem Katholikentage nicht getrieben werden und nur katbolische An gelegenbeiten zur Besprechung gelangen sollte», und doch hatte» jene Katholiken sich vollständig fern gehalten, die von der demo kratischen Parteiführung deS Herrn Lieber nichts wissen wollen. Gras Ballestrem befindet sich ruhig im Seebads, er hat sich begnügt, ein böslickeS Begrüß»»gStelcgran»» zu senden, und die übrigen schlesischen Dissidenten sind ebensowenig der Einladung gefolgt. Herr von erchorlenier-Alst ist lieber nach Trier zum Empfang des Kaisers, als nack Würzdurg gegangen. So waren die Herren Eeiilrumsdeniokraten ungestört nnb Herr Lieber konnte in die Well binanSrufen, daß cS unter den katholischen Männern ans der Generalversanimlung in katholischen Dingen keinen Unterschied und keine Trennung gebe und daß die Widersacher deS Eentrums de» jammcr- vollen Tag nicht erleben würben, an dem aus einer katho lischen Generalversammlung eine Spaltung cinlrere. Waö Herr Lieber sonst über die Pflichten deS katholischen Mannes in der Gegenwart sagte, bot nichts Neue«; die ganze Rede war in der bei ihm gewohnten Weise aus Redens arten zusammengesetzt, die aus einen gewissen Zuhörer kreis selten ihren Eindruck verfehlen. Was der Eongreh sonst bot, unterschied sich kaum von dem, WaS auch aus anderen ähnlichen Versammlungen geboten wurde; cS wurde nur bei allen Gelegenheiten mit größerer Emphase be tont, daß die Heilmittel gegen alle politischen und socialen Schäden der Gegenwart in der katholischen Kirche zu suchen seien. Uebersevt man diese Redensarten in ein offenes und ehrliches Deutsch, so beißt eS nichts Anderes, al- daß allein die Politik deS EentruniS im Stande sei, das politische und sociale Wohl zu garantire». Uebergangen soll aber nicht werden, daß Herr Lieber zu be haupten wagte, der Kampf sei de» Ultramontanen ans- genötbigk worden und weder die Gouvernenienialen, noch die Liberalen, noch die Socialdemokraten würden es erleben, daß da« Eentrum nachgebe Unter den gefaßte» Beschlüssen und Resolutionen ist nur Weniges, was erwähnt zu werde» verdient. Daß an di« Spitz« der Beschlüsse derjenige über die Erneuerung der weltlichen Macht de« Papstes stehen würde, kann trotz der vorhergegangenen Ver sicherung» e« werde kein« Politik getrieben werden, nicht befremde», da dieser Beschluß seit Zähren als wirksames Zug- und Agitationsmiltel für den KlcrikaliSmuS sich er wiesen hat. Auch die Vernichtung der Lehrfreiheit der Universitäten und die Einrichtung „freier katholischer Universitäten" bilden schon lange daS Ziel nltramontaner Wünsche. Da die uiiterbaverischen Bauern dem Congresse fern geblieben waren und über haupt sich vom Ecnlrum lvsgesagt baden, wurde zur neuen Eaniiiilnng der Bauern unter der EentrumSflaggc ein unter- fränkischer Bauernverein „auf katholischer Grundlage" ge gründet. Mag man mit allen diesen Maßregeln auch augen blickliche Erfolge erreichen, so werten diese doch nicht ver hindern, daß der AbbröckelungSproccß im Eentrum seinen weiteren Verlauf nimmt. In Belgien nimmt die vlämische fra» rose »feind liche Bewegung immer mehr überhand. In Brügge, um das an dieser Stelle zn wiederholen, bat dieser Tage ein Eongreß katholischer Vlamcn stattgefunten, welcher besonders betonte, daß die niederländische (vlämische) Sprache auch von den höheren Ständen erlernt und von den Vlam- läudern in jeder nur möglichen Weise gepflegt werden, die vlä- mischc» Ärbcilervereine ,n Frankreich kräftig unterstützt, im Uebrigen aber die Vlamcn Belgiens möglichst vorn Answan- dern nach dem ungastlichen Frankreich abgebalten, als Verkehrs sprache in Belgien mehr und mehr das Vlämische zu Ebrcn gebracht, die französische Sprache dagegen nur ausnahmsweise zugelasscn, der französirenden Tbätigkeit der Jesuiten in den geist lichen Schulen gesetzlich nach Möglichkeit Schranken gezogen,!» den Schulen bei Preisvertheilungen die Bevorzung chauvinislisch- französischer Bücher verhindert, die rlämijche Kunst und Lite ratur durch den Staat unterstützt, das bisher nur in franzö sischer Sprache erschienene StaatSblatt zweisprachig werden müsse und dergl. mehr. Noch ehe diese Beschlüsse teS EongresseS aber in Form von Anträgen die belgischen Kammern be- schästigcn werden, werden wohl letztere noch eine andere Ge legenheit finden, von der franzosenseindlichen Stimmung, die in den vlamländischen Kreisen herrscht, sich zu überzeugen. Bekanntlich war in Belgien 1832 ein französisches Heer emgerückt, um den von den Großmächten am 15. November 183l in London abgeschlossenen Vertrag mit Gewalt durchzufüdren; nach 24tägiger Belagerung fiel die Antwerpencr Citavelle den Franzosen in die Hände und damit war die belgische Revolution zu Ende. Vor Kurzem hatte sich ein Eomils gebildet, um den vor Antwerpen gefallenen fran zösischen Soldaten in Antwerpen ein Denkmal zn errichte». Dieser Plan fand in dem echt vlämisch ge sinnten Antwerpen eine so ablehnende Ausnahme, daß die Sladtgemeinde die Hergabe von Grund und Boden sür das Denkmal verweigerte. Das Eomit6 beschloß nun, das Denkmal in der hcnnegauichen Stadt Tournai zu errichte», womit die dortigen wallonische» Kreise ganz einverstanden waren. Man sanmitlle also Gelder ei», und demnächst soll auch in Brüssel zur Stärlung der Fonts ein Fest unter Tbcilnabmc mehrerer französischer Militaircapellen stattsinden. TaS Erscheinen dieser Militaircapellen in Brüssel wird natür lich das Signal zu de» verschiedenartigsten Tcmoiistrationen abgeben. Der national« vlämische Bund, dessen geachteter Vorsitzender der liberale Brüsseler Gemeinderath Dr. Gosfin ist, bat an beide Kammern eine Petition gerichtet, welche darauf dringt, daß, „um unvermeidliche Eonflicte" zn verbitten, der belgische Minister deS Auswärtigen schleunigst Maßnahmen ergreift, um den Eintritt der französische» Militaircapollen in Belgien und ilne Tbcilnakme an dem Brüsseler Feste zn verhindern. Es läßt sich nicht leugnen, daß dieser Schritt der vlämische» Kreije von schwere» Folge» begleitet sein kann, jedenfalls recht ernst ist. Aus die Entscheidung der Kammer nnb die Haltung der Regierung ist man daher im hohen Maße gespannt. Einen wunde» Pnnct im kraiizösischcn Heerwesen hat dieser Tage in seiner „Antorilö" Paul de Eassagnac berührt und mit der ihm eigene» Schärfe gerügt. In Deutsch, laut wäre ein solcher, deutschen Lsficierc» gemachter Vorwurf rein »ninöglich, denn bei uns gilt es beule noch — und bcssenilich immer — selbst dem gewöhnliche» Bürger und Bauer sür eine Ebre, des Königs oder Kaisers Rock zn tragen, um wie viel mebr dem Ossicier! In Frankreich, das ja überhaupt weder Kaiser noch König kennt, scheint das freilich anders zu sein; dort entledigen selbst die Lsficierc sich des Wassenrockö, sobald und so oft sic nur können. Darum bat, um diesem Unfug zn steuern, der der zeitige ÄriegSminister General Loizillvn vor Kurzem erst verfügt, daß den Ossicitren das Tragen bürgerlicher Kleider außerhalb der milttairischen Anstalten nur gestaltet sein soll, wenn sie sich nicht im Dienst bcsinken, und in Fällen, in denen ihre Anwesenheit nicht als dienstlich anszusasse» ist. Eassagnac geben diese Vorschriften — und mil Recht nicht weit genug, und er mißbilligt sie deshalb aufs Ent schiedenstc. No>h abscheulicher findet er einige andere halb amtliche Vorschriften, die snrPariS insbesondere gelten. Tarnach haben im ganzen Bereich des Gonvcrnemenlö Paris die Ossicicre stets bürgerliche Kleidung zn tragen, wen» sie nicht im Dienste sind. So komme eS, daß in Paris die Uniform die Ansnabme bilde. Wenn das so fortgche, meint Eassagnac niit beißenden, Hohne, werke man die Ossicicre noch anballen, sogar im Dienste, in den Easernen und aus den Erercii Plätzen im Frack oder Gebrock zu erscheinen. Es ist zwar sehr übertriebe», aber etwas Wahres ist doch daran, wenn er der Republik vorwirft, sie schäme sich im Grunde de, Heere« und verleugne es. DieEinslihrung derallgemeinen Tienst- pslichl und das Verhalten der Heeresleitung in der Uniformfrage :ri ein Widerspruch in sich selbst In Berlin, Wien, Peters bürg, Nom und anderen Hauptstädten ballen cs die Ossicicre für eine Ebre, auch außcrkalb des Dienstes Uniform z» tragen. Den» ebne Militarismus gebe cS kein Heer In Frankreich wolle man das Heer verstecken. Ueberall im AuSlaude bedeute der Ossicier etwas, in Frankreich säst nicht«, wenn er nicht Namen und Vermögen kabe Das ganze Anseben der bewaffneten Macht erleide durch die ge rügten Mißstäntc schwere Einbuße. Recht bat Eassagnac mit diese» seine» Ausführungen zweifellos, viel Helsen wird seine Mahnung aber trotzdem nicht. Vom eiifflischr» Unterhaus ist am 1. September end lich, wie »ns ans London telegraphisch gemeldet wird, die Home rn l cb i l l, deren erste Lesung was übrigens be deutungslos ist an demselben Tage auch im Oberhaus an genommen wurde, in dritter Lesung mit 301 gegen 267 Stimmen unter lebhaftem Beifall der Nationalisten und Radicalen, die sich von ihren Sitzen erhoben uud Hüte und Tücher schwenkten, angenommen worden. Als Gladstone mit seiner Frau daS Unterhaus verließ, wurde er von der Menschenmenge umringt, die de» Premierminister enthusiastisch begrüßte. Tamil wäre die Angelegenheit im Unterhaus end lich vorläufig glücklich abgelban, nachdem dasselbe auf die Beralbung der Borlagc im Ganzen 83 Sitzungen verwendet hat, in deren Bcrlauf etwa 910 Reden gegen und 459 Reden 'ür die Bill gehalten wurden. Diese Zistern beweisen, daß die Klagen der Opposition über Knebelung der Redefreiheit vollkommen haltlos sind; selbst die Berathung der großen Wahlrcsormbill von 1831, die in noch weit größerem Maße, als Homcrule sür Irland, die britische Ration im Innersten auswühltc, ist in 57 Sitzungen des Unterhauses erledigt Worten. WaS das weitere Schicksal der Homerulevorlage und die aus ikrer voraussichtlichen Ablehnung im Lberliansc sich ergebende» Eonsegueiizen betrifft, so hat die Entscheidung über die Homcrnlcsrage durch die bereit- kurz erwähnte, am 3l. August in Atborp gehaltene Rede des Ministers des Inner», ASgnith, die allgemein be rechtigtes Aussehen erregt, eine vollständig ncne Wendung genommen. Der Minister erklärte, daß die Regierung nicht daran denke, das Parlament aufzulösen, falls das Oberhaus die Homernlcbill verwerfen sollte. AuS der Geschichte des britischen Parlamentes sei kein einziger Präeedcnzsall bekannt, aus dem bcrrorgebe, daß die Regierung wegen einer Entscheidung des Oberhauses ge zwungen sei, an die Wähler zu appcUircn. Die Negierung habe ein entschiedenes Mandat vom Lande empfangen und werte dasselbe durchzusühren wissen. Rußlands Borrücken gegen die Grenzen JndienS vollziebi sich mit der Stetigkeit und Regelmäßigkeit eines un abänderlichen Nalnrgesctzes. Alljährlich wird von der russischen Macht in Mittelasien eine neue Etappe gen Süden zurückgelegt. Im vorigen Jahre waren cS Kosaken und be rittene Schützen, die sich auf dem Pamirplateau mit Waffengewalt sestsctztcn; aber nia t nur daS Mittel militairischer Kraslcnlsattnng steht der russischen AuSbrcilungS- polilik in Asien zu Gebote, sondern Hand in Hand damit geht die friedfertige Methode der Eolonisation und des Handelsbetriebes. Was die Eolonlsirnngslhätigkeit der russischen Politik anlangt, so besteht dieselbe einmal darin, in den mittelasiatischen EentralvcrkehrSpnnctcn möglichst zahl reiche russische Eolonien zu schassen, andererseits ganz und gar neue, rein russische S ievelungen ins Leben zu rufen. Unter letzterem GesichtSvnnctc kann die vor Kurzem in aller Stille erfolgte Gründung einer russischen Stadt an den llicrn des bekannten russisch afghanischen Grenzflusses Kuschtl> als tnpisch gelle». Tie neue Stadt, welche dem Bruder des Zaren, Großsittsten Alepei, zu Ehren den 'Namen Alexejewsk führt, ist von etwa tausend au« dem Gouvernement Eliarkow cingewankcricn Bauern ge gründet, denen sich einige Eolonisle» aus anderen Theilen deS uiigebcuren Reiches zugesellt haben. Die Regierung leistet diesen Pionieren des russischen VordcingcuS nach Indien kräftigst Vorschub. Sie sorgte dafür, daß, als die ersten 'Ankömmlinge im vergangenen April a» den Ufern des Kiischkb - FlufscS aiilaiigtcn, sie Wohnhäuser und Unterkunft für das Vieh versanden; letzteres wurde ihnen aus Merw zugesülirt, desgleichen Getreide, Wein, Kleidung, Handwerkszeug re., kurz Alles, WaS zur unmittel bare» LebenSiivllidnrfr in jenen Gegenden gekört. Vor etlichen Wochen stattete der Gonocrnenr, General Kuropatkin, der jungen Stadt einen Besuch ab und fand bereits über 100 Häuser nebst einigen Hundert Hektaren urbar ge machtes Land vor. Gegenwärtig wird an einem rationellen Bewässerungssystem gearbeitet, da cS im Plane liegt, die dvrligc Gegend möglichst bald so weit zu fördern, daß sic die Mittel zum Lebensunterhalt eines ganzen TrnppencorpS erzeuge» tann. Mit den afghanischen Bewohnern des jenseitigen FlußnferS stehen die Russen auf freundnachharlichstei» Fuße. Daß jeder ruf fische Stützpnnct in jenen Gegenden naturgemäß ein Ansstrahlnngspuiict einer gegen das anglo-nidische »Reich sich kehrenden feindliche» Agitation unter der ein- gekorenen Bevölkerung wird, ist selbstverständlich. Angesichts dieser Nachrichten ist auch eine ncne „Standard"-'Äelkung nicht unwichtig, dahin gebend, der Emir von Afghanistan, dessen Gesundheit nicht die beste ist, habe seine Minister und Gonverncnrc benachrichtigt, daß er seinen Sohn zum Mitregeiite» zu ernennen beabsichtige, damit dieser die Regierung sortsübre» könne, falls er selbst er kranke. Er fürchte, im Fakte seines Todes könnten die Afghanen fick' weigern, seinen Sobn als Emir anzuer« kennen; deshalb loiinfche er ihn bei Zeiten in das RegieruiigS- werk einzuweihen Ein Abgesandter der indischen Regierung treffe demnächst m Kabul ein, mit dem der Emir über tiefen Gegenstand zu verhandeln gedenke, um seinem Sohne de» Schutz Englands zu sichern sür den Fall, daß aus ressen Thronlesteignng Wirren entstehen sollten. Daß die Wirren trotzdem Nlck'1 ansblcibcn, ist gewiß. Ruß land hat den verbannten Jschat Eban als Prätendenten iu fwtto, den cs ans den Tbron von Kabul zu bringen ver suchen wird, wenn sich der Gegcnprcis der Mühe lohnt. Tiefer dürste Hcrat sein, auf das Rußland schon längst ernste Absichten hegt. Tie Vurr» von Transvaal legen neuerdings in ihren Zeitungen eine von Woche zu Woche zunehmende Erbitterung gegen die Britisch-Südafrikanische Gesellschaft, der die Buren — und wobt nicht mit Unrecht — die ganze Schuld an den, Eonslicl mit den Matabclc» zuschrcibrn. Die Biiren-Presse zählt mn großer Gcrcizlbcit unter Angabe von Namcn und Date» eine Reibe von Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten ans, welche die Beamten der Eompagnie gegen die Eingeborencn begangen baben. Davon nur eine: Ter Häuptling von Gomo, etwa 90 Irm östlich "vin Fort Salisbury am Manicaweg, batte einen ihm
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