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Amts- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mel und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Ür;irk des Amtsgerichts Eibenstock MZ-Z len, sowie bei allen Reich«- und dessen Zlmgebung. " Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 1». 3L. Aastrgaug. -- Donnerstag, den 3. Februar 1888. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche auf die Namen Richard Emil Köhler und Hermann Alexander Köhler je nach einem Sech«theile eingetragenen ideellen Anthrile der Grundstücke, u. Feld und Wiese Nr. 338 und 339 de« Flurbuchs, Folium 541 de- Grundbuchs für Eibenstock, d. Wiese, Nr. 730a des Flurbuch-, Folium 691 de- Grundbuch« für Eibenstock, welche Antheile auf je zu a. 733 Mark, zu b. 3S2 Mark geschätzt worden, sollen an hiesiger GerichtSstelle zwangsweise versteigert werden und ist der 10. März 1888, Vormittags 10 Ayr als Anmrldetrrmi», ferner der 27. März 1888, Vormittags 10 Uhr als Versteigernngstermin, sowie der 6. April 1888, Vormittags 10 Uhr al« Termin zu Verkündung des Berlheilnugs-lans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf den Grundstücken lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätesten- im Anmeldetermine anzumelden. Eine Ucbersicht der auf den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisse« kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei de« unterzeichneten Amtsgericht« eingesehen werden. Eibenstock, am 1. Februar 1888. Königliches Amtsgericht. Prschke. Gruhle, G.-Sch. Bekanntmachung. ES ist zur Kenntniß des unterzeichneten StadtratheS gelangt, daß Fleisch von in den umliegenden Ortschaften geschlachteten Schweinen in den hiesigen Stadtbezirk cingeführt und ohne, daß es auswärts oder hier auf Trichinen unter- sucht worden ist, zum Vertrieb gebracht wird. Unter Hinweis auf da« schwere Unglück, welche« erst in der letzten Zeit im nahen Vogtland, in Obersachsenfeld und in der Lausitz durch den Genuß trichi nenhaltigen Schweinefleische« für so viele Familien hcrbeigeführt worden ist, wird daher die Einwohnerschaft vor dem Ankauf derartigen nicht untersuchten Schweine fleisches gewarnt und ersucht, alle Fälle der Einführung solchen Fleische« behuf« deren Ahndung zur Anzeige zu bringen. Auch wird wiederholt daraus aufmerksam gemacht, daß trotz der hier be stehenden obligatorischen Trichinenschau bei dem Genüsse auf Trichinen unter suchten Schweinefleisches die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln, als Enthaltung vom Genüsse rohen Schweinefleische« gründliche« Durchkochen oder Durchbraten de« Fleische« nicht außer Acht gelassen werden mögen, da ja nach den anderwärl« gcmackten Erfahrungen durch die Trichinenschau eine Vollkommene und «über dingte Sicherheit nicht geschaffen werden kann. Eibenstock, den 3. Februar 1888. Der Stadtrath. Löscher, Bürgermeister. Fürst Bismarck's Rede, die derselbe am Montag im Reichstage gehalten hat, , war die nothwendige und eigentlichste Ergänzung der diplomatischen Aktion, die in der Bekanntgabe de« BündnißvcrtrageS gipfelte. Die Rede ist eine poli tische That. Sie wirkt reinigend, klärend, beruh igend. Sie baut den Russen goldene Brücken zum Rückzug, zeigt ihnen aber auch die kolossale Wider standskraft, die sich ihren kriegerischen Gelüsten ent- aegenstellt. Der Reichskanzler sagte unter Anderm Folgende«: Wenn ich heute das Wort ergreife, so thue ich es nicht, um die Vorlage Ihrer Annahme zu empfehlen. Ich zweifle an der Annahme nicht und habe das volle Vertrauen zum Reichstage, daß er diese Steigerung unserer Wehrkraft in Ansehung der gegenwärtigen Lage bewilligen wird. Ich werde weniger aber die Vorlage, als die gegenwärtige Lage zu er läutern haben — ich thue cs ungern, denn ein Wort kann viel verderben und viele Worte niitzen nichts. Aber ich thue es zur Beruhigung, man würde sonst glauben, die Lage wäre so schwierig, daß ich als auswärtiger Minister nicht über sic zu sprechen wagte. Ich könnte mich daraus beschränken, auf frühere Aeußerungen meinerseits an dieser Stelle hinzuweisen. Die Situation ist die gleiche geblieben, im Guten wie im Schlimmen. Wir standen damals vor der Gefahr eines Krieges mit Frankreich; Frankreich hat inzwischen sein Oberhaupt ge wechselt — es ist schon ein günstiges Zeugniß, daß dies ge schehen ist, ohne daß Frankreich in die Pandorabüchse gegriffen hätte. Der Personalwechsel in Frankreich ist ohne Kriegsbe drohung erfolgt — cs scheint, daß die öffentliche Kriegsmcin- ung in Frankreich weniger explosiv geworden ist. Ich glaube aber auch von Rußland, daß die Stimmung dort sich seit dem Vorjahre nicht geändert hat. Die „Freis. Ztg." erinnert daran, daß ich früher gesagt, unsere Freundschaft mit Rußland sei eine zweifellose — sie theilt dies in selten Lettern mit, ver- nmthlich damit ich leichter daran anknüpfen kann. (Heiterkeit.) Für die Bedrohung seitens Rußlands sprechen, könnte man meinen, di« Angriffe der Presse und die Truppenansammlungen. Die Presse bedeutet in Rußland nichts, noch weniger als in Frankreich, sie hat für mich nur die Bedeutung von Drucker schwärze. Sie hat hinter sich niemand, der irgendwie Bedeut ung hätte gegenüber der Autorität des Kaisers von Rußland, der mir erst vor wenig Monaten die friedlichsten Versprech ungen gegeben hat. Der Press« und ihrem Deutschenhaffe glaube ich nicht, ich glaube dem Worte Kaiser Alexanders und diesem Worte gegenüber wiegt die Agitation der russischen Presse federleicht. An die Gefahr, die durch die russische Presse droht, glaube ich also nicht. Was nun die Truppenansamm lungen betrifft, so kann ja Rußland kein Interesse haben, preußische oder österreichische Provinzen zu erobern, Rußland hat so viel polnische Unterthanen, als eS sich wünschen kann. Ich gehe in meinem Vertrauen sogar soweit, daß ich sage, selbst eine Explosion in Frankreich, ein Krieg mit Frankreich würde noch keinen Krieg mit Rußland zur Folge haben, Wohl aber das Gegentheil. Ich kann freilich vom russischen Auswärtigen Amte keine Aufklärung über den Zweck der Truppenansamm- lunyen fordern, das wäre gefährlich, aber mit der auswärtigen Politik seit einem Menschenalter vertraut, kann ich mir doch einen Gedanken machen. Ich glaube, Rußland erwägt, daß bei einem europäischen Konflickt Rußlands Stimme im europäischen Areopag um so mehr Gewicht hat, je stärker es an der deut schen Grenze ist. Rußlands Lundesgenossenschast oder Feind schaft ist gewichtiger, je stärker Rußland an der Grenze ist. Ich glaube aber nicht, daß diese Truppenvcrstärkung an der Grenze einen Krieg intcndirt, sondern, daß sie den Zweck hat, bei einer entstehenden orientalischen Verwicklung Rußland eine gewichtige Stimme zu sichern, ebenso bei einer europäischen Verwicklung, die durch Frankreichs Vorgehen entstehen könnte. Ich glaube also, von Rußland liegt kein Grund vor, die Situ ation schwarz erscheinen zu lassen. Bei der orientalischen Frage sind wir in erster Linie gar nicht betheiligt, es-wird Sache der zunächst betheiligten Mächte sein, sich zu überlege», ob sie sich mit Rußland vertragen oder schlagen wollen. Es ist daher nicht nöthig, unsere Truppenve.'stärkungen unter dem Gesichts punkte der momentanen Situation zu betrachten, und die Be stimmung über die Landwehr re. möchte ich sogar ganz davon loslöscn. Ich erinnere an die Kriegsstimmung in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre, als es schien, daß wir vor einer gro ßen Kriegsgefahr ständen. Damals mußte ich wie ein Perpen dikel zwischen Berlin und Frankfurt schweben, je nachdem dem hochselige» König die Forderung eines Krieges mit Oesterreich zu stürmisch und der Widerstand seiner Minister zu schwach wurde. Ich bin damals im Frühjahr 1858 im Auftrage des hoch seligen Königs nach Paris gegangen, um bei Napoleon über den Durchmarsch preußischer Truppen durch die Schweiz zu ver handeln — wir standen dicht vor einem europäischen Kriege und unsere Betheiligung an dem italienischen Kriege, die schon beschlossene Sache war, hätte zu einem großen europäischen Kriege geführt, wenn nicht der Friede von Villasranca da zwischen gekommen wäre. Dann kam 1863; an einen. Morgen kamen der englische und der französische Botschafter und sprachen in sehr aggressiver Weise und an demselben Tage ging es mir ebenso im preußischen Landtage (Heiterkeit). Ich blieb ruhig, aber dem Kaiser Alexander riß die Geduld, er wollte mit uns den Gegnern die Stirn bieten. — Se. Majestät der König zögerte aber, weil es ihm widerstand, mit fremder Betheiligung deutsche Angelegenheiten zu ordnen. Es bedurfte nur eines Ja, statt eines Nein aus Gastein und der große Koalitionskrieg wäre 1863 entbrannt. Ein anderer Monarch hätte vielleicht anders entschieden — man hat eben im Auslande keine Vor stellung von der Pflichttreue und Gewissenhastigkeit unserer Monarchen (Beifall rechts), von der Verantwortlichkeit der Minister. Damals aber schon gewann ich den Eindruck, wie schwer es sein würde, ein verbündetes Deutschland und Oester reich anzugrcifen. (Beifall.) Dann kam der große Krieg von 1866 und es bedurfte unsererseits großer Anstrengung und Mäßigung, um damals einen Koalitionskrieg zu verhüten. Von 1867 bis 1870 aber standen wir dann ununterbrochen vor der Gefahr eines großen Krieges — die Spannung war so groß, daß man mir ost sagte: es ist ja unerträglich, schlagen Sie doch los! Wir warteten aber ruhig ab, bis wir angegriffen wurden. Dann nach dem Kriege von 1870 hieß es, wie lange kann es denn dauern, in füns Jahren müssen wir doch Krieg haben. Dann kam die große Gefahr von 1876 und 1877, die nur beschwichtigt werden konnte durch den Berliner Kongreß. — Aus all diesen Erläuterungen will ich nun nicht etwa folg ern, daß wir die Truppcnverstärkungen nicht bedürfen. Die Kriegsgefahr ist stets vorhanden. Wir müssen aber dafür sorgen, daß wir jeder Koalition gegenüber stark genug sind (Beifall), wir müssen so stark sein, als es irgend möglich ist und wir können stärker sein als bisher. (Beifall). Im üb rigen müssen wir auf Gott vertrauen; daß unsere Sacke stets die gerechte ist, dasllr bürgt Ihnen die Regierung. Frankreich hat über drei Milliarden für Hecresverbefferungen ausgebracht; wir sind zu den stärksten Rüstungen veranlaßt durch unsere geographische Lage. Gott hat uns Nachbarn gegeben, die dafür sorgen, daß wir nicht in Trägheit versinke», Frankreich und Rußland sorgen dafür, daß wir kriegerisch bleiben, die Hechte im europäischen Karpfenteiche lassen uns nicht Karpfen bleiben (Heiterkeit), wir müssen auch selbst einig bleiben und uns ver tragen, was freilich der innern Natur der Deutschen wider spricht. (Heiterkeit.) Wir müssen unzerreißbar werden, wie cs andere Völker sind (Beifall), damit die Hechte uns nichts an haben können. (Heiterkeit.) Wir haben den deutschen Bund zerstört, wir müssen dafür sorgen, daß wir trotzdem verbunden bleiben. Nach 1866 und 1870 glaubte man, kein Nachbar würde uns unsere großen Erfolge verzeihen. Unsere Bezieh ungen zu Rußland sind dadurch aber nicht getrübt worden. — Sie gestatten, daß ich mich setze und sitzend fortfahre. (Der Kanzler spricht sitzend weiter.» Preußen ist Rußland von 1813 her verpflichtet — dar- Saldo der Dankbarkeit ist während der ganzen Regierungszeit des Kaiser Nikolaus stark benutzt und ich kann wohl sagen, in Olmiitz ganz getilgt worden. Wir haben auch später noch, im Krimkriege, sestgehalten an der Freundschaft mit Rußland. Wir waren verpflichtet, IW,000 Mann damals aufzustellen — ich schlug vor, die doppelte Zahl aufzustcllen, um eine entscheidende Rolle einnehmen zu können — der hochselige König lehnte cs aber ab. Rußland hat sich erkenntlich gezeigt durch seine Haltung von 1866 und 1870; bei letzterer Gelegenheit konnten wir dem russischen Freunde noch einen Dienst erweisen, indem wir ihm durch unsere Siege freie Hand verschafften am Schwarzen Meere. All meine Er fahrungen führten dazu, das traditionelle Verhältnis, zu Ruß land aufrecht zu erhalten. (Der Reichskanzler erhebt sich wie der.) Im Jahre 1875 machte sich zuerst eine befremdliche Neigung seitens Rußlands geltend, mein russischer Kollege Gortschakoff suchte durch ein Telegramm uns in Unrecht zu stellen gegenüber Frankreich. Dann kam der orientalische Krieg, dem ein Vertrag zwischen Rußland und Oesterreich über die Besetzung von Bosnien vorhergegangen. Wir waren froh, daß damals das Kriegsgewitter sich ganz nach Süden verzog; der Friede, der dann zu stände kam, war für Rußland nicht günst iger als dann später der Beschluß des Kongreffes. Ich lag krank in Friedrichsruh, als ich von Rußland die Aufforderung erhielt, einen Kongreß einzuberuse». Ich hatte wenig Lust, darauf einzugehcn, denn die Uebernahme des Präsidiums be deutete eine verantwortliche Rolle. Ich übernahm aber diese Ausgabe aus Pflichtgefühl für die Erhaltung des Friedens, der Kongreß kam zu stände und ich kann sagen, ich habe dort, soweit cs die vaterländischen Interessen zuließen, so gehandelt, als ob ich der vierte russische Vertreter wäre und vielleicht noch besser. (Heiterkeit). Ich sagte mir nach Schluß des Kongresses, nun erhalte ich den höchsten russischen Orden mit Brillanten. (Heiterkeit.) Statt dessen aber verlangte man von mir ein schränkende Bestimmungen gegen Oesterreich — ich konnte dies natürlich nicht, denn wenn wir uns Oesterreich entfremdet hätten, so wären wir in Abhängigkeit von Rußland gerathen. Es kamen nun Drohungen, ich wurde, was ich lange vermieden, zur Optirung zwischen Rußland und Oesterreich gedrängt und ent schied mich sür Oesterreich — damals kam der Vertrag zu Stande, der dieser Tage publizirt worden ist Man hat diese Publikation unrichtig als ein Ultimatum angesehen. Der Vertrag ist der Aus druck der dauernden Vereinigung der Interesse» beider Völker. -Beifall - Er ist der Ausdruck der Gemeinschaft mallen Gefahren t Und ebenso stehen wir mit Italien — das Bestreben, einander , zu stützen und zu schützen, das gemeinsame Vertrauen, daß keine der Vertragsmächte dadurch abhängig wird, Nchern die I Dauer dieser Verträge. Als wir 1870 gegen Frankreich kamps-