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bei »«- Nr. 135 Donnerstag, den 16. November 1893 am Montag früh in das Amtsgericht Lauenftein ab geliefert. Obercunnersdorf bei Klingenberg. Am Dienstag Vormittag, den 14. d. Mts., entstand in dem Seiten gebäude des hiesigen Erbgerichts ein Brand, welcher rechtzeitig entdeckt und noch gelöscht werden konnte, sodaß außer den Brandstellen am Gebälk und Fuß boden weitere Schäden nicht verursacht worden sind. Dresden. Der Vorsitzende der Einweisungs-Kom mission des Landtages, der Präsident des vorigen, Hofrath Ackermann, eröffnete am 13. November, Nach mittags 6 Uhr, in Gegenwart der Staatsminister von Seydewitz, v. Metzsch und v. Thümmel, sowie in An wesenheit von fast sämmtlichen Kammermitgliedern die erste öffentliche Präliminarsitzung mit folgender be grüßenden Ansprache an die Abgeordneten: „Im Namen der Einweisungs-Kommission heiße ich Sie, meine Herren, die Sie sich hier zum 25. ordentlichen Land tage versammelt haben, aufrichtig willkommen. Zum 25. Landtag! Damit schließt sich ein Zeitabschnitt, mit dessen Erfüllung die Menschen gewöhnlich ein Jubi läum feiern. Gott gebe, daß wir am Schluffe der Session mit Befriedigung aus das zurückblicken können, was wir hier beschließen. Wir sind nach den Bestim mungen der Verfassung und nach dem Eide, de» wir geleistet haben oder demnächst leisten werden, verpflichtet, die Staatsverfaffung treu zu beachten und in der Ständeversammlung das unzertrennliche Wohl des Königs und des Vaterlandes nach unserem besten Wissen und Gewissen bei unseren Anträgen und un seren Abstimmungen zu fördern. Wir sind also eigent lich verpflichtet, bei Allem, was wir reden und thun, zu prüfen, ob unsere Worte und Handlungen im Ein klänge stehen mit dem untrennbar zusammenhängenden Wohle unseres Königs und Vaterlandes. Diese Ver pflichtung erfüllt sich, meine ich, in unserem Vater lande Sachsen um so leichter, als wir das Glück ge nießen, einen König zu besitzen, der mit den Talenten des Kriegers so mannigfache und zahlreiche andere Talente verbindet, der den Forderungen des schwersten aller Aemter gerecht zu werden versteht, der von seinen Sachsen geliebt und verehrt wird, und der, wie ein guter Regent, schon die Kraft des Gesetzes ist, noch viel mehr auf Grund seiner persönlichen Eigenschaften Alles im Stande ist zu erfüllen, was die Rücksicht auf das Vaterland erfordert. Der König hat jüngst das 50jährige Mililärjubiläum gefeiert, da hat die Armee, das ganze sächsische Volk, die Regenten Deutschlands und die fremden Fürsten anerkannt, daß König Albert ein großer und gewaltiger Feldherr ist, der die Fähig keit der schnellen Entschließung besitzt und stets den rechten Augenblick erfaßt, in dem die ganze Kraft ein zusetzen ist, um den Sieg zu erringen. Wenn nun dieser die Werke des Friedens gleichmäßig zu fördern versteht, wenn im Deutschen Reiche sein Rath befolgt wird, wenn wir seiner Weisheit, Milde und Gerechtig keit verdanken, daß wir uns in Sachsen wohl fühlen, ja, ist es dann nicht leicht, für das unzertrennliche Wohl des Vaterlandes zu arbeiten und zu wirken? Das Wohl des Vaterlandes sollen wir fördern. Jeder mann ist verpflichtet, dem Vaterlande zu dienen in Zucht und Ordnung. Wir aber, die wir an der staat lichen Gesetzgebung betheiligt sind, haben die doppelte Pflicht, unsere Pflicht ernst zu nehmen, die Verfassung rein und unverfälscht zu erhalten. Die Befürchtung, daß verfassungsmäßige Rechte in Sachsen verletzt wür den, liegt wohl ferne, wäre eS anders, so würde hier die Stätte der freimüthigen Vertheidigung dieser Rechte sein. Es ist ja wahr, daß mit der Gründung des Reiches den Einzelstaaten manche Kompetenzen ge nommen sind, aber die auch jetzt noch oft zu hörende Behauptung, daß der Landtag an Bedeutung verloren hat, daß Alles in Berlin bestimmt werde, geht, wenn sprechendsten Angaben machte. Er mußte die Nacht l nicht aus Mangel an Vaterlandsliebe, so koch aus 59. Jahrgang. cLokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Kür nächsten Sonnabend stehen uns hier zwei höchst interessante Vorträge in Aus sicht. Zunächst wird in einer Versammlung des land- wirthsLastlichen Vereins, bei der auch Gäste willkommen sind, Herr Direktor Endler aus Meißen über „Die Geflügelzucht als Nebennutzung der Landwirthschaft" sprechen, während am Abend ein Vertreter der Dresdner Firma Simens L Halske über die Anlage elektrischer BeleuchtungS-Anlagen nähere Mittheilungen machen wird. Mag auch der Weg, der bis zur Inbetrieb nahme einer derartigen Anlage in hiesiger Stadt noch zurückzulegen ist, ein weiter und auch zuweilen dornen voller sein, mögen sich dem oder den Unternehmern noch so große Hindernisse entgegenstellen, unbesiegbar sind sie sicher nicht, und so wollen wir von der Zukunft das Beste hoffen. — Diejenigen Herren, welche zu Wohlthätigkeits- zwecken Cigarren-Abschnitte sammeln, werden hierdurch höflichst ersucht, dieselben möglichst im Lause dieser Woche bet dem Steuer-Einnehmer a. D. Fretter, Herrengaffe Nr. 128, 2 Treppen, gefälligst abliefern zu wollen. — Allgemein hört man darüber klagen, daß die Heuer geernteten Früchte, wie Obst, Zwiebeln, Sellerie und besonders Kartoffeln sich gar nicht dauerhaft er weisen, sondern vielfach von Fäulniß befallen werden. Der Grund dafür ist jedenfalls in der schnellen Ent wicklung während der anhaltenden Dürre zu suchen. Für den Landmann aber ist es eine Mahnung, fleißig den Runkel- und Kartoffelkeller, besonders aber die betreffenden Feimen, zu untersuchen, um sich vor schlimmen Ueberraschungen zu bewahren. — Im Zeichen der Gans. Mit dem Tage des heiligen Martin ist sie offiziell in ihr Recht ge treten. Nun giebt eS aber verschiedene Gänse. Von der uralten Kapitolsgans abgesehen, ist ganz besonders verbreitet die Sonntagsfamiliengans. Sie wird, obwohl sie nie Hazard spielt, immer „gerupft". Man verhöhnt ihre Gefühle und reißt ihr das Herz aus dem Leibe, schindet sie, sengt sie, bis sie braun vor Aerger wird. Darob freut sich die ganze Familie und beginnt die Folterung: das Fleisch wird dem armen Thier von den Knochen geschält und von den Barbaren verzehrt. Eine zweite Sorte ist die Nestaurationsgans, sie lebt in Rudeln, unter die sich zuweilen auch ein altes Thier mischt, um uns Menschen seine Rache fühlen zu lassen. Es geht dabei mit einer Härte vor, die weder durch Feuer noch durch Schläge zu meistern ist. Man sieht daraus, daß die Gans ein böses Thier ist, das von den Menschen meistens unterschätzt wird. Sie ist voller Tücke. Einmal muß man die Gans als die Urheberin des Kulturkampfes betrachten, denn hätten die Kapitols gänse nicht geschnattert, so wäre Rom von Brennus zerstört worden, Gesetz und Sprache wäre von römischen Einflüssen unberührt, es gäbe keine Examina im römischen Recht, keine lateinischen Exercitien. Ferner ist durch die Gans die Feder in die Welt gekommen, das ganze Heer von Schriftstellern verdankt ihr seine Existenz. Wie viele Geschmacklosigkeiten wären uns erspart geblieben, und doch — seltsames Spiel der Natur — ist die Gans ein so geschmackvoller Vogel. Nach dieser Richtung wird sie von den Menschen ganz besonders geschätzt und ihrer Einwanderung von Polen und Rußland kein Hinderniß entgegengesetzt. Sie bildet das einzige Band, das unS mit dem Osten ver bindet, denn ein echter deutscher Mann mag keinen Ruffen leiden, doch seine Gänse ißt er gern. Gla-Hütte. Am vergangenen Sonntag Abend wurde ein gutgekleideter junger Mensch hier festge nommen, der eine goldene Uhr für ein Spottgeld ver kauft hatte, über den Erwerb derselben aber die wider- ..... , I. ", " im Hiesigen Etadtgefängniffe verbringen und wurde j verächtlichem Sleichmuth oder gemeingefährlichem Jn- differentismus hervor. Sorgen wir daher, daß wir in der That beweisen, für unser Vaterland, für unsere geliebte Heimath nur Gutes schaffen zu wollen". — Hierauf gedachte der Präsident noch mit warmen Worten der verstorbenen Abgeordneten Gelbke-Gesau (f 31. Mai) und Grahl-Dresden (f 16. Juni) und ersuchte die Kammer, das Andenken der Dahingeschis- denen durch Erheben von den Sitzen zu ehren. Nach dem dies geschehen, verschritt die Kammer zur Er ledigung ihrer Tagesordnung: Ausloosung und Bil dung der Abtheilungen. Erstere erfolgte durch die Hand des Präsidenten, worauf die Sitzung so lange unterbrochen wurde, bis die Abtheilungen sich in ihren Berathungszimmern konftituirt hatten. Beim Wieder beginn der Sitzung theilten die Abtheilungsvorsitzenden das Ergebniß mit. Gewählt wurden in der 1. Ab- theilung die Abgg. Ackermann zum Vorsitzenden, Uhl mann - Stollberg zum stellvertretenden Vorsitzenden, v. Kühlmorgen zum Schriftführer, Kellner zum stell vertretenden Schriftführer, sowie in der Reihenfolge dieser Aemter in der 2. Abtheilung die Abgg. Streu, Niethammer, Müller-Colditz, Ahnert. 3. Abtheilung: May, Eulitz, v. Trebra und vr. Minckwitz. 4. Ab theilung: Uhlemann-Görlitz, Georgi, Härtwig, Crüwell. 5. Abtheilung: Opitz, Baffenge, Rüder, Fritzsching. Die zweite Sitzung der 2. Kammer sand am Dienstag Vormittag statt. Nachdem der Vorsitzende festgestellt hatte, daß eine beschlußfähige Anzahl von Mitgliedern anwesend sei, wurde zur Wahl des ersten Präsidenten geschritten. Von den abgegebenen 79 Stimmen fielen 63 auf den Abg. Ackermann, 1 auf Abg. Streit, 15 Zettel waren unbeschrieben. Somit war Abg. Ackermann gewählt. Bei der darnach er folgenden Wahl des ersten Vizepräsidenten wurde mit 65 von 80 Stimmen der bisherige Vizepräsident, Äbg. Streit, wiedergewählt, 14 Zettel waren bei dieser Wahl unbeschrieben, 1 Stimme fiel auf Abg. Georgi. Abg. Streit nahm die Wahl mit Dank an. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde mit 64 Stimmen Abg. Georgi wiedergewählt, 1 Stimme fiel auf Ahnert. 14 Zettel waren unbeschrieben. Abg. Georgi nahm die Wahl ebenfalls dankend an. Auf Antrag des Abg. v. Oehl- schlägel wurden zu Sekretären die bisherigen Sekretär«, die Abgg. Speck und Ahnert, durch Zuruf wieder gewählt, zu stellvertretenden Sekretären die Abgg. Müller und Fritzsching, die sämmtlich dankend an nahmen. Den Schluß der Tagesordnung bildeten Mitlheilungen über die am 15. November 1893, Mittags 1 Uhr, stattfindende feierliche Eröffnung des Landtags und über den vorausgehenden Gottesdienst. Die neugewählten und wiedergewählten Abgeordneten werden in der auf Mittwoch, >/»12 Uhr Vormittags, anberaumten dritten öffentlichen Präliminarsitzung ver pflichtet. Vorher, 11 Uhr Vormittags, legen die Präsidenten veider Kammern nach der Verfassung den Eid in die Hände des Königs ab. Freiberg. Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im ersten Kalendervierteljahre 1894 beginnende Sitzungsperiode ist bei hiesigem Landgerichte Land gerichtsdirektor Baumbach ernannt worden. Freiberg. Vom königl. Landgericht wurde am 13. November der Handarbeiter Oswald Hermann Kaden, am 29. August 1878 in Obercarsdorf geboren, in Schmiedebcrg wohnhaft, wegen Sittlichkeitsverbrechen zu 5 Monaten Gefängniß verurtheilt. Falkenfteiu. In den letzten kalten Tagen haben sich auch bereits die nordischen Krammetsvögel ein gestellt. Im benachbarten Grünbach ist eine größere Anzahl Ziemer gesehen worden, welche sich an den reichlich vorhandenen Beeren der Eberesche sättigten. Aus dem Bogtlande. Kaum haben die kalten Tage begonnen, so hat auch schon die dünne Eisdecke ein Opfer gefordert. Am Sonnabend spielte ein elf jähriger Knabe aus Diehmen, der einzige Sohn seiner Wchmtz-WtW Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllnstrirten Unterhattungsblatt". Mit land- nnd hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Inserate, welch bedeutenden Lu BlatteS eine seyr same Verbreitung finde», werden nnt 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeib- 20 Pfg. Die „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. 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