Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188309111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830911
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-11
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1883
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grscheiirt täglich früh S'/, Uhr. Nr-artisn und Lrpe-itio» JohanneSgasse SS. -prechstan-en -er Nkdactiou: Barmittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tzlti dt» Nits,»»« Maiuilcrivt, dii dUdacL», «»» «r»i»»uL ft» U«««8«e »er für »ie «rHstf,l,«,»e Nn««er «a >». heftimmte« Inter« tr Sochrntage» 8i» 3 Uhr Nachmittags an »»»»««» Kefttagrnfrktz »t«'/,» Utzr 3» -eu^liülen für I«s.-^»u«hm' Ott« Ale«», UniversttätSstraße 31. L««t» Lüsche, Lat ha rin «astrale IS, p. >«r »t« '/,3 vtzr HMer.TMhM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 251 DienStag den 11. September 1883. Auflage LS^oo. At»au»n»e»tU»rei, viertelt. 4'/, Mk. incl. Brinaeriohu 5 Mk., h«rch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nuanner SO Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen «tz«e Postbesörderung SS Mk. Mit Postbesärdenmg 48 Mk. Znserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. «rOhere Schritte» laut unserem Preis- ^-bellarischer ». M^üchchnach hoher« Terif. climuru unter de» Kedartiou,strich die Spaltzrüe 50 Pf. Inserate si»d stet« an die »rprdttt«, ,» lende». — Rabatt «oird nicht gegeben. Zahl»»g praeunmerauäo oder durch Post- »achuahme. 77^ Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da» v. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für da- Königreich Sachsen ist bei un» eingegangen und wird bi» zv« AP. ds». Mt«, aus dem Rath. hauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auSbängm. Dasselbe enthält: Nr. 32. Verordnung, die Abtretung von Trundeigenthum zur Erbauung der schmalspurigen Gecundär-Eisen- bahn von Ravebertl über Moritzburg nach Radeburg betreffend; vom 28. Juli 1883. « 33. Verordnung, die Expropriation von Grundeigenthuw. für die veränderte Einführung der Werdao-Weibaer Eisenbahn in den Baynhof Werdau betreffend; vom 1. August 1883. » 34. Bekanntmachung, die Eröffnung de« Betriebs der Theilstrecke Schmiedeberq-KipSdors der HainSberg- DiPpoldiSwalde-KipSdorfer Secundär-Eisenbahn für den Personenverkehr betr.; vom 14. August 1883. Leipzig, den 8. September 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Teorgi. Stvß. Äm Hofe d«S alten Theater» soll Doaaerstag, de« IS. diese« Moaat«, Nachartttag« L Uhr, eine Partie alte Thüren, Fenster, Läden, Regale» Latten und alte» Eisenzeug meistbietend gegen sofortige baare Be zahlung und unter den vor Beginn der Versteigerung bekannt zu machenden Bedingungen vrrsb ' machenden Bedingungen versteigert werden. Leipzig, den 8. September 1883. Der Rath der Stadt töß. SIMMs-Pekailntmllchnns- Gestohlen wurde» allhier erstatteter Anzeige zufolge: I) Eine Weste vo» Schmiedeeisen, ca. 4 Meter lang und etwa 6—7 ke»t«er schwer, a«< dem Hofraum de« Grundstück« Nr. 14 der Kaiser Wilhelmstraße, im Laufe der letztvergangenen 4 Monate ; >) ein« gußeiserae W»sser»aa«e. a»« einem Neubau au der Kurpriuzstrahe, »am 1. bi« S. ds«. Mt«.; 3) »i» Paar Hefe» va» grau- und braouearrirtem Stoffe, defekt, u»d zwei bunte Taschentücher» seruer eine Radebacke mit Stiel vo» Eichenholz, ,u welchem zwei eiserne Ringe befestigt sind, auS »ine« Neubau an der Albcrtstraße, in derselben Zeit; 4) ei»e silberne EhlinVeruhr mit Secunde, abgenutzter Rück fette a»d im Innern de« Gehäuses mit der Jabriknummer b9,62l, urbst kurzer Stahlkett», ao« eiuer Pibce im Hauptpostgebäude, am 3. dl«. Mt«. vormittag-: 5) ein Paar Herren-Slieselette« von Rvßleder, neu, mit spitzen Kappen, Hakeuösen. Spoceakasten und Doppelsoblen, aus einem GesqästSlocale in Nr. 16 der Nicolaistraße, am nämlichen Tage Abend«: 6) eia Sparkassenbuch der hiesigen Sparkasse, Ser. ll, Nr. 72587, über eine Einlage von 268 ^l, und auf Xnzxnst. iloritu lautend, in der Zeit vom 5. vor. bi« 4. ds«. Mt«, au» einer Wohnung in Nr. SO der Weststraße; 7) ei» Paar goldene Ohrringe, schwarz emaillirt und mit iijour gefaßten Brillanten besetzt, au« einer Wohnung in Nr. 38 der RcichSstraße, vom 3. bi« 4. ds«. Mt«.; 8) rin goldener Siegelring mit lilafarbigem Steine and Gra viruag an beiden Seiten, von einem Zimmerplatze am DSsener Wege, am 4. ds». Mt«. Bormittag«; 9) ei» dreirädriger Kahrstuhl mit schwarzlackirtem Korb und blauvestrtchenem Gestelle, nebst einer blangestreisten Kinderwagen decke, au« der Flur de« Hause« Nr. S am Bericht-weg, an dem selben Tage Nachmittag«; 10) fünfzehn Hundert Stück Cigarre«, in Packeten 4 100 Stück, tn blaaem Papier verpackt, theil« mit rother Etikette und der Be zeichnung „vnirarao Üadanu»", theil« mit grüner Etikette und der Bezeichnung ,,I» kort» lladauoa", mittelst Nachschlüssels bez Einbruch« au« einer Bodenkammer tn Nr. 14 der Blücherstraße in der Zeit vom 5. Mai bi« 5. dsS. Mt«.: II) ein Aünfmarkschetn. an« einer Wohnung in Rr. 97 der Brandvorwerkstraße, am 5. ds«. M. Nachmittag«; 13) eia Paar rtad«ked«rne Halbsttesel« mit Doppelsohlea und Absatzeisen, au« dem Hofraum de« Grundstück« Nr. 63 am Raustädter Strinweg, am 6. dsS.M. vormittag»; 13) eia Winterkberzieher von braunem flockigen Stoff, mit zwei Reiben Knüpfen, Schooßtascheu mit Patten und schwarzem SollatlaSsuNrr, au« einer Wohnung tu Nr. 6 der tzatnstraße, inner halb der letzten 3 Monate; 14) eine Letter mit 13 Sprossen, an« einem Neubau au der Llbertstraße, vom 7. bi« 8. ds«. Mt«^ 1b) ei» neuer Haadtester von Blech, äußerlich braun lackirt »nb inwendig mit buntem Papier al>«geklebt, au» einer Wohnung t» Nr. 33 der Blücherstraße, innerhalb der letzte» 5 Monat«. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb drr gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Crtminal lang znr Anzeige zn bringen, etpztg, am 10. September 1888. Da« Paltzet-Amt der Stabt Leipzig. Bretschaeider. Kutschst. In den letzten Wacken ist au« den in dem Rayon de« hiesigen Dresdner Bahuhof« gelegenen Speichern eine gräßere Quantität Hafer gestohlen worden. Ser verletzte bat für dt« Entdeckung der hierbei vc theiltgie» eine velatznnn, bau SV ««»gesetzt. E« wttd dle« mit dem Ersuchen bekannt gemacht, etwaige Wahr aebmnngea sosort anher (tzarkortstraße 8 Part.) aazuzeigen. Letppg, de» 10. September 1883. Sie Königliche «taat«an»altschast. I.«.: vr.Dtttrtch, «ff. Nichtamtlicher Theil. Ja den Frankreich und Lhina. Chinesen ernst zu nehmen und deshalb von dem Pekinger " ose Rechenschaft zu verlangen. Die verschiedenen chinesischen esandtschaften sind im Lause der jüngsten Tage sehr mit- theilsam geworden und geben allerlei Erklärungen über die letzten Vorgänge, aber keinerlei Ausschlüsse über die von Hongkong euigcgangencn Nachrichten. Dasür laffen sich die ezopften Diplomaten um so weitläusiger über den Vertrag von Hue auS und erklären, daß Cbina unter keiner Be dingung denselben anerkennen und lieber alle Folgen einer offenen Feindschaft seiten- Frankreichs über sich ergeben lasten werde. Mit einem Worte, man erklärt rundweg: Liever krieg als Anerkennung deS französischen Schutzrcchte» Über den Vasallenstaat. Man sieht also, die ganze Lage ist in Ostasicn noch immer eine ziemlich verworrene und hat sich nach keiner Richtung gebessert. Der von allen einsichtige» Politikern wiederholt vorhergesagke Augenblick rückt immer näher, in welchem die Herren Ferry und Challcmel-Lacour sich zu entscheiden haben werden, ob sie sich aus den indirekten Krieg mit Cbina i» Tonkin beschränken, den diplomatischen Conflict mit dem Reiche der Mitte in die Länge ziehen oder aber mit diesem den offenen Kamps wagen wellen. In England redet man den Franzosen zu, sich mit dem indirccten Borgehen zu be gnügen und ein tiefere- Eingehen in den leidigen Streit zu vermeiden. Schon die einfachste Klugbeil würde den fran- chsiscken Regierungskreisen eine solche Mäßigung nahelegen. Andererseits ist aber DaS, was die Franzosen atS ihre Nationalehre betrachten, stn Frage gestellt und jener fatalistische Zug einer abenteuerlichen Politik, der ihnen in allen Zeit altern und unter allen RegierungSsvrmcn so verhängnißvoll gewesen, drängt sie nun einmal aus der cingeschlagcnen Bahn vorwärt». Es heißt bereit-, daß sic die Absendung vou HilsSlruppen nach Tonkin mit der Vlokade von Canton be antworten wolle», fall- die chinesische Regierung sich nicht verpflichtet, ihre Truppen aus dem Delta des Rothen Flusse« zurückznziehcn und sich nicht mebr weiter in die anamitischeo Angelegenheiten zn mischen. Ferner meldet man, daß der Befehlshaber der in den chinesischen Gewässern befindlichen Flottenabtheiliing. Admiral Meyer, sich an der Spitze der selben nach der Pei-Ho-Mündung begeben werde, um von dort auS der Pekinger Regierung den mit Änam abgeschlossenen Ver trag vsficicll mitzutheilen. Der erstere Schritt, die Blokade von Canton, wäre die thatsächlicke Erksfnnng der Feindseligkeiten, der zweite mindestens ein« absichtliche Herausforderung ; beide Schritte würden den wirklichen Krieg noch näber rücken m" Regierungskreisen herrscht noch immer große Unklarheit, ob die französische Republik sich mit dem chinesischen Kaiserreich« in einem thatsächlichen Kriege befinde oder nicht. Mau hat noch immer kein« osficiellen Nachrichten au» Lookin. welche die Meldungen de« „Standard", der „Times" und de« „Newyork Herald" über den neuerdina« erfolgten Einmarsch namhafter chinesischer Verstärkungen m da» Delta^ebie^ am Rothen Flnst« bestätigen oder widerlegen au« bestöntz Ja England betrachtet man zene Depeschen HoutzEag als begründet und macht sich mit dem Falle tränt, daß die sranzvsische Regierung sich veranlaßt sehen «Erd«, jene Fortsetzung de» ofticiösen Kriege« seiten» der Blokade selbst allen vereinigten Flotten Europas kaum gelingen dürste. Die Franzosen müßten sich also aus die Blokade der Haupthäfcn beschränken; dadurch entstände der Schmuggel mit anderen Hafenorten und damit die Ver folgung der Schmuggler. Al-bald würden SchiffSdurch- suchungen seiten» französischer Kreuzer beginnen, waS allerlei diplomatische Beschwerden im Gefolge hätte. Zu nächst von England, besten HantKlSvcrkehr mit China ein großer ist, dann auch von den übrigen seefahrenden Nationen, namentlich von Deutschland und den Vereinigten Staaten Nordamerika», deren Fahrzeuge bekanntlich in den Gewässern von Eanton, Hongkong, Shanghai nnd anderen viel häufiger zu sehen sind, als französische Schisse. DaS sind lauter We- deuken, die nicht leicht in da» Gewicht fallen. Herr Challe-tiel- Laeour, der sich in der Rolle eines Neu-IacobinerS gefällt, scheint solche Schwierigkeiten nicht zn beachten nnd den P-la» einer Blokade ebenso leicht zu nehmen, wie er da» ganze große Abenteuer in Tonkin und Anam aufgesaßt hat. WaS die Chinesen betrifft, so gehen diese viel schlauer als die Franzosen vor. Ihre Diplomaten versichern waauf- hürlich, daß sie den Frieden wollen, an keine HeranSsorde rung Frankreichs denken und nur durch die öffentliche Mw.nung gezwungen seien, die nationale Ehre und die Rechtsansprüche de« Lande» zu wahren. Die chinesische Regierung geht so weit, officiell jeden Zusammenhang mit den Schwarzj>.aggen und der WiderstanLSparlei in Tonkin zu leugnen; sie giebt ru verstehe», daß sie die Franzosen ruhig am Delta de» Rothen Flusse» hätten gewähren lassen, falls sich diese begnügt, dort bloS ihre Handeisinteresscn zu verfolgen und von der polltischen Beeinflussung de» Vasallenstaates abzusehcn. ES heißt sogar, dag von chinesischer Seite die Vermittelung neutraler Mächte angcrufen werben soll, ja man spricht von einem Schiedsgerichte, welches den Streitfall zum A aStrage zu brmgen hätte, lauter Vorschläge, die den Conflict nur Verlängern und die französische Regierung auf dem von ihr betretenen schwirriaen Terrain noch weiter drängen sollen. Die beabsichtigte Blokade der chinesischen Häfen bat ohne formelle Kriegserklärung keine völkerrechtliche Giltigkeit; jene kann aber da« französische Cabinet gar nicht erlassen, ohne dazu vou den Kammern ermächtigt zu sein. Diese jetzt ein- zuberufcn uud ihnen die so beilloS verwirrte Angelegenheit vorzulegrn, wagen aber Herr Ferry und seine Collgen nicht und versuchen vorläufig, auf den nach ihrer Meinung so vor- theilhaften Vertrag von Hue hiuzuweiscn. Für ein" weitere» lluteruehmea aber, besten Folgen nicht abzujehen, würde die jedenfalls Vorgänge veranlaffen, weiche ein Znrückweicbcn der 'Majorität der Abgeordneten und Senatoren kaum stimmen» französischen Flagge noch viel weniger möglich erscheinen ließen, weil sie den Ernst der Lage doch begreifen müßte. als die bisherigen Ereignisse. Diese Gründe sind eS auch, die in England eine viel pößere Aufregung Hervorrufen als in Frankreich selbst. Tie Franzosen nehmen die Sache noch immer ziemlich leicht. So weit sie nicht zu irgend einer der oppoiitionellen Grnppcn zählen »nd dcSbalb für ihr Partei-Interesse aus der Sache möglichst viel Capital zu schlagen suchen, gcbcrdcn sie sich, als ob die bedenkliche Entwickelung der Dinge in Ostasicn ihnen nur sehr geringe Serge mache und schlimmstenfalls mit einem Handstreiche gegen Peking, im Stile Montauban- alikao's, daS Glück sich wieder cerrigircn lassen werde. Die ngländer, in den ostassatischen Tinge» wohl erfahren und genaue Kenner der Hilfsmittel, über welche gegenwärtig daS chinesische Reich verfügt, betrachten einen Krieg mit China als kein leichtes Spiel,' sondern vielmehr als ein Wagniß, bei dem ein europäische- ExpcditionScerpS, daS schon der Transport schwierigkeiten wegen numerisch beschränkt sein müßte, gar wohl den Kürzeren ziehen könnte. Von einem Siege der Chinesen aber furchte» die Engländer da» Schlimmste, nichl für die Franzosen, so weit gehl ihre BunveSsrcundschast nicht, sondern für ihre eigene Machtstellung in Asien. Die Engländer behaupten nicht unrichtig, sobald einmal ein asiatische» Volk einem europäischen Herrn gegenüber Sieger geblieben sei, so wäre eS um den kriegerischen Nus Europa» und da» Ansehen seiner Macht für immer geschehen. Die Asiaten kämen zum Bewußtsein ihrer Uebermacht und würden diese bei nächster Gelegenheit auch anderen Colonialmächtcn gegenüber geltend zu machen suchen. Zumal würden die Chinesen, ohnedies dünkelhaft, hochmüthiq und auf ibrc fünf- tausendjährige Cultur pochend, auf die viel jüngere Civilisation Europa» verächtlich hcrabblicken und vollends schroff und an maßend werden. Der Kampf zwischen der gelben und weißen Race, der bisher sich innerhalb der Grenze einer friedlichen wirthscbastlichen Concurrenz bewegt, würde einen büSartiacn Charakter annehmen und zunächst im Hintcrindisckcn Jnsel- meere und auf Malakka den europäischen Handelsunter nehmungen verhängnißvoll werden. Schon au» diesem Grunde, führt man in England weiter au», sei e» die Pflicht der englischen Regierung, der Verbitterung deS Streite» zwischen Cbina und Frankreich nicht mit verschränkten Armen znzusehen, sondern sich rechtzeitig vermittelnd zwischen beide Parteien zu stellen. Dies werde übrigen» schon durch die Wichtigkeit der HandelSintercffcn bedingt- ein offener Bruch Frankreich» mit China würde dem englischen Handel mit diesem Reiche, der sich aus nahezu zwei Milliarden Mark jährlich beläuft, eine arge Katastrophe bereiten und zumal den Opium-Export auS Indien, bekanntlich eine der Haupteinnahmequelleu der viickkniglichen Regierung zu Eal- cutta, für lange Zeit unterbrechen. Dieser Grund allein sei schon genügend, um daS Cabinet von St. James zu einer nachdrückichen Vermittelung zu veranlassen. In Frankreich wollen aber gerade diese Gründe gar nicht einleuchtcn. Man erblickt in denselben nur den Ausfluß de» englischen Neide- gegen die aufstrebende Colonialmacht de- Nachbarstaates, waS die Franzosen nur bestärkt, die einmal einzeschlagene Bahn nicht zu verkästen. ES ist deshalb nicht unmöglich, daß die in Aussicht stehenden Schritte de» englischen Cabinet» aber mal» zu neuen „Mißverständnissen" mit Frankreich führen und die politische Lage desselben noch mehr vereinzeln. Wenn auch dieser Fall nicht eintrcten und eS Waddington sollte, sich vorläufig mit Lord Granville zu ver- gelingen ständigen äntngen, so werden doch im^'ausc der Ereignisse die unlieb samen Zwischenfälle sich häufen. Die Franzosen denken sich ihren Kampf mit China vor Allem al» einen Blokadekriea. Sie wissen, daß sie nicht im Stande sind, eine große OperationSarmee auSzuscbiffen und meine», die Chinesen durch »ie Sperrung ihrer Häsen gefügig zu machen. Ob diese» überhaupt möglich, wenn die Franzosen genug Schiffe hätten, um die ungeheuere KUstenauSvebnung. die von Macao bi« zum Pei-Ho so lang ist, wie die Europa- von Lissabon bi« Petersburg, erfolgreich zn blokiren. entzieht sich mn so mebr der Betrachtung, «eil di« Durchführung einer derartigen Da» heutige Frankreich ist nicht mehr reich genug, um den bloße» Ruhm theuer zu bezahlen; die materiellen Bor- thcile sind aber, wenn man auch die Anerkennung de» Ver trage» von Hne in Peking erzwingen würde, sehr zweifelhafter Natur. Zeigt eS sich doch in Cockinchina. dieser unbestrittenen französischen Besitzung, daß der Handel Frankreich» nicht mit 10 Procenl an der jährlichen Ein- und Ausfuhr Theil nimmt, sondern der Löwenantheil den fremden Flaggen, zumal den Engländern und Deutschen zusällt. Dieses für Frankreich ungünstige Vcrhältniß würde, ganz abgesehen von den Kriegs- kcstcn, die Behauptung der Stellung in Anam jedenfalls noch fraglich erscheinen lassen. Solche Erwägungen dürsten die Kammern kaum bestimmen, abermals große Summen. Mannschaften und Schiffe für ein nnprodnctiveS Unternehmen zu bewilligen. UeberkicS wäre dasselbe auch nur geeignet, die französische Republik mit dem halben Erdbälle, zumal mit den noch als Freunde betrachteten Engländern, in allerlei unliebsame Händel zu verwickeln und dadurch die Weltlage fortwährend zu beunruhigen. Leipzig, 11. September 1883. * Der BundeSrath hat sich in der Sitzung vom 27. August für die begonnene Session neu constiluirt. Durch kaiserlichen Erlaß sind aus Grund der Bestimmung im Artikel 8 der Verfassung ernannt zu Mitgliedern: I. de« AiisschusseS für das Landherr und die Festungen, in welchem Preußen und Bayern aus Grund der Verfassung »er treten sind: KSnigreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg. Schwerin, Sachsen-Loburg-Gotha; 3. deS Ausschusses für dar Seewesen, In welchem Preußen aus Grund der Verfassung vertreten ist: Bayern, Königreich Sachsen, Mecklenburg-Schwertn, Hamburg. Er wurden ferner durch Acclamation gewählt in die Ausschüsse: 3. für Zoll- und Steuerwesen: Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig, uud al« Stellvertreter: Hessen, Großherzegthum Sachsen: 4. für Handel und Verkehr: Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg, Hessen, Broßherzogthum Sachsen, Hamburg, und al» Stellvertreter Lübeck; 5. für Eisenbahnen, Post und Telegraphen: Königreich Sachsen, Baden, Hessen, Großherzoathum Sachsen, Sachsen-Altcn- bürg, Lübeck und als Stellvertreter Württemberg: 6. für Justizwesen: Bayern, Könlgrcich Sachsen, Württem brrg, Hessen, Braimichweig, Lübeck und als Stellvertreter Baden, Schwattburg-Rudolstadt; 7. für Rechnungswesen: Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg. Baden» Hessen, Braunschweig und als Stellvertreter Mecklenburg-Schwerin; 8. für die au-wärtlgea Angelegenheiten: Baden, Mecklenburg.Skbwerin; 9. für Elsaß-Lothringen: Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg, Baden, Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig und als Stellvertreter Hessen, Lübeck; 10. für die Verfassung: Bayern, Königreich Sachsen, Württemberg. Baden, Oldenburg, Sachsen-Meiningen; II. für die Geschäftsordnung,: Bayern. Württemberg, Hessen, Großberzogthum Sachse«, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Tchwarzburg-Radolftadt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kehrt sich heute gegen die Haltung der „Time«" Deutschland gegen über. Da» ossiciöse Blatt schreibt: ,.E« war kaum anznnehmen, daß von unbefangener Prüfung die Ausführungen mißverstanden werden konnten, in denen wir in der letzten Zeit wiederholt gegen die „DSbatS", die GesichtSpuncte drr deutschen Politik gegenüber Frankreich, und im Besonderen !egenüber den Hetzereien französischer Journale geltend gemacht »tte». Und wenn nicht« desto weniger die „ LimeS ", deren politische rate! zwar im Lause der Zeit durch eigene» Verschulden ihren Eredit völlig einaebüßt haben, auch bei diesem Anlass« wieder in durchaus salsche Auffassungen und Schlußsolgernngen sich »erwickelt. so spricht do« nicht etwa gegen un». sondern bezeugt nur von Neuem die blinde Parteilichkeit, von welcher die „Time« sich zu eigenem Nachlheil wiederum Hinreißen ließ. Die „Rordd. «llg. Ztq." hatte der chauvini- stischen Hetzerei gegenüber da» gute Recht de« deutschen Reiche» be- tont; dt« „Time«" rathet ihrerseits den Franzose», olle Colonial- bestrebunge», jede expansive Politik überhaupt oufzugebea, sich im Innern zu sammeln, zu stärken uud dann Frankreichs Prestige wiederherzustelleu; d. h. tu gutes Deutsch übertragen: seine Kräfte egen Deutschland zu sammeln uud sich an diesem zu reiben, jrelleicht wäre eS am zweckmäßigsten und würde dem durch- ichligen Manöver des EityblatteS auch durchaus entsprechen, wenn von deutscher Seite der Spieß umgcdreht und nach dem Recept der „Times" den Franzosen alle Tage gesagt würde: „sie mögen doch attive Politik treiben, wo sie immer wollen und aus welchen, Wege immer sich Bortheil davon versprechen; unsere besten Wünsche, unser aufrichtigster Segen würden sie begleiten, nirgends könnten sie durch kriegerisch« Verrichtungen sich bedroht sehen, wo immer auch sie sich ausdehnen und sich neue Interessen schätzen wollen, wenn sie von drr ganzen großen Welt nur das lm»c Stückchen in Ruhe lassen, welche» unsere beiderseitige Wcstgrenze bildet. ES wäre nicht schwer, der „Times" so Gleiche- mit Gleichem zu vergelten; die „Times" würde jedoch überhaupt politisch weiser gehandelt haben, wenn sic ihren ebenso unmotivirten wie kindischen Ausfall gegen die „Nordd. Mg. Ztg." ganz unterlassen hätte. Der Reise ihre« politischen Urtheil» hat sie damit ein nicht» weniger als glänzende» Urtheil ausgestellt, wovon sie leicht und schnell auS der Haltung anderer englstcher Zeitungen sich überzeugen kann, welche io gründlicherer Kenntniß der wirklichen Sachlage, unsere AuS- sührungei, objectiv und verständig au» ganz anderen GesichtS- puncteu erörterten. Stände die „Times" noch aus jener Höhe der politischen UrtheilSsShigkeit, welche sie vor Zeiten mit Recht als den Barometer der öffentlichen Meinung Großbritanniens erscheinen ließ, und würde sie aus jener besseren Zeit die Gewohn heit erschöpfender Sachkenntniß gerettet haben, so könnte ihr nicht entgangen sein, in welchem hohen Grabe zu der erfreulichen That- iache der verminderten Spannung zwischen Großbritannien vul» Frankreich, welch« Thatsache u. A. auch in drr plötzlichen Entlassung deS Missionars Shaw einen sehr beredten und für aufmerksame Beobachter leicht verständlichen Ausdruck erhalten hatte, gerade jene die Erhaltung de» Frieden» bezweckende Artikel der „Nordd. Alls. Ztg." beittagen halsen, in denen wir zum unbegreiflichen Verdruß der „Time«" unsere warnende und vou ihr in gehässiger Wesse an«- gebeutete Stimme erhoben hatten." * Von der Reich-marine und über die deutsche Ver tretung in China wird der „Allgemeinen Zeitung" vsficiöS auS Berlin geschrieben: Die Nachricht, daß der Retch«gesandte in Peking, Herr ».Brandt, demnächst auf seinen Posten znrückkehrt, anicheinenv iu Rücksicht auf die gespannten Beziehungen zwischen China und Frankreich, wird in dieser Form da» Interesse weniger Leser t» Anspruch nehmen. Der Gesandte ist auf Urlaub nach Europa ge kommen, sieht sich aber in Folge der erwähnten Veranlassung genöthigt, den Urlaub abzukkrzcn uud die Leitung der Geschälte der kaiserlichen Beiandtschaft selbst iu die Hand zu nehmen. Unter anderen Verhältnissen würde dieser anscheinend so natürliche Vorgang »ei der chinestsche» «eairrung d»I größt« Mißfalle, hervorrnja». Die »hchese, hatte ' " ^ ' ' v. Brandt werdet in China durch die , reise nach Deutschland sei nur die Vorbereitung zu einem Personen wechsel in der deutschen Gesandtschaft. Eine Zeit lang hieß e« sogar, Herr v. Brandt bege seiner Gesundheit wegen den Wunsch, den chine- fischen Posten zu verlassen. DaS Verbrechen de» Gesandten bestand, wir erinnerlich, darin, daß er in zwei verschiedenen Fälle» von Streitig- keitcn über von Deutschen als ihr Eigenthum rcclamirte Grundstücke den Befehlshaber der kaiserlichen Corvctte „Elisabeth", Lapitän zur See Hollmann, beauftragte, Seesoldate» zu landen und die betreffenden Grundstücke (in Sw atau und Amoy) besetzen zu lassen im Namen deS Kaisers von Deutschland. Nach deutschen Berichten hat der Gesandte sich genöthigt gesehen, cmzuschreiten, um der Besitz- störung seitens der chinesischen, vielleicht unter englischem Einfluß stehenden Behörden ein Ende zu machen; nach der chinesischen Be» ion hätte er durch die Action kn de» regelrechten Verlauf der Streitsache gewaltsam eingegriffen. Es gab eine Zeit, wo eS den Anschein halte, als ob im hiesigen Auswärtigen Amte die Reclama- tione» der chinesischen Rcgicrmig als zum Theil berechtigt aujgesaßt würden. Der Vorgang sollte sogar zu Auseinandersetzungen zwischen dem Reichskanzler »nd dem damaligen Chef der Admiralität, von Slosch, Anlaß gegeben haben, weil der Tommandant der kaiserlichen Schiffe in chinesischen Gewässern, wie behauptet wurde, aus eigene Faust intervenirt hätte. Indessen ist es der chinesischen Regierung nicht gelungen, für den angeblichen Gewaltact irgend eine Gcnuglhuiing zu erhalten. Mag der Reichskanzler das Verfahren des Herrn von Brandt in allen Punctcn gebilligt haben oder nicht, von einer DeSavouirung desselben konnte schon deshalb keine Rede sein, weil durch eine solche die Stellung der Deutschen in China in höchst gestihrlicher Weise ver schlimmert worden wäre. Und gerade deshalb wird die Nachricht von der Rückkehr de« Herrn v. Brandt nach Lhina bei den dortigen Deutschen sowohl als in den einheimischen, an dem Handel mit China bethciligten Kreisen mit großer Befriedigung ausgenommen werden. Die chinesische Regierung aber hat zur Zeit offenbar größere und dringendere Sorgen, als daß sie daran denke» könnte, ihre Be- iehungcn zn dem deutschen Reiche durch Vorstellungen gegen die Diederkehr de» deutschen Gesandten zu compromittiren. Bon der schwankenden Gesundheit des Herrn v. Brandt ist denn auch nicht weiter die Rede. Bei den in Hmterasien drohenden Verwicklungen muß die ReichSregicruna selbstverständlich hohen Werth daraus legen, die Geschälte in der Hand eines mit den dortigen Verhältnissen durch langjährige Anwesenheit vertrauten Diplomaten zn wissen. * Dem Abgeordneten vr. Windt Horst ist die von ihm erbetene Erlaubniß, daS Großkreuz de» Ordens vom heiligen Grabe, welche Dekoration der lateinische Patriarch von Jerusalem dem Fssbrcr de» CentrumS übersandt batte, anlegen zu dürfen, nicht crthcilt worden. Tic „Sclilrs. VolkSctg." ist in der Lage, den Wortlaut de- Herrn Dr. Windthorst zugegangencn Mimsterial-EntscheiLcö mil- zutheitcn; derselbe lautete: Berlin, de» 16. Juli 1883. Ew. Excellenz erwidere ich auf die gessillige Znschriit vom 30. Juni d. I. ganz ergebenst, daß e« nach den bestehenden Vor schriften zu einer Anlegung de- Ihnen von dem lalcmsschcii Patriarchen zu Jerusalem verliehenen Großkreuze- de» Ordens vom heiligen Grabe der landesherrlichen Beneiniiiguiig bedürfen würde. Dieselbe zu erwirken, sehe ich mich indessen zu meinem Bedauern außer Stand«, nachdem Sc. Majestät der Kaiser und König nach dem Lrgebniß der über die Verbältnisse diese« Orden- ftatkgehabtcn Erhebungen, welche» die Möglichkeit der Erlangung dieser Aus- zeichnung im Wege deS Kaufes nicht ausgeschlossen erscheinen läßt, allgemein zu bestimmen geruht habe», daß Anträge auf Ertheilung der Ermächtigung zur Anlegung de« Orden» vom heiligen Grabe überhaupt nicht, also auch in denjenigen Fällen nicht der Allerhöchsten Enticheidung zu unterbrcilen seien, in denen, wie in dem Ew. Excellenz berührenden, die obengebachte Art der Erlangung de» Orden» nicht in Frag« kommen kann. DaS Patent beehre ich mich in der Anlage wieder beizufüaen. Der Minister de» Innern, (gez.) v. Dnttkamrr. An den StaatSniinister a. D. Herrn vr. Windthorst, Excellenz, zu Hannover. , * Während die spanische Presse früher die Reis« de» Königs Alfon» nach Deutschland meist mit Te» nugthuung besprach, äußert sie sich jetzt fast durchgehend» »kra mit lcbbaster Gehässigkeit gegen dieselbe. Demokratische, liberale und conservative spanische Blätter bebaupten fast übereinstimmend, Spanien solle bei Gelegenheit drr Reis«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite