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Dresdner Journal : 09.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-09
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 09.10.1896
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Für Dresden viertrtjährllch , Marl kV Pf., bei den Kaiser- lich dcunchcn PvftaustaUcn mccicliäyrtlchLMark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post, »ad Etempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Aernfpr -Anschluß: NrtEDL. DrrMer M Ilmmal. Ankün«t»angssebüdreu: Für den Raum e,ner aespal- tenen Zeile kleiner Schrift «0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsotz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr1LKS. 18S6 W236 Freitag, den 9. Oktober, abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Graf Otto Heinrich Vitzthum von Gckstädt zu Treiben dai von Sr. Majestät dem Könige von Schweden und Norwegen ihm verliehene Comthurkreuz 1. Klasse bei Nordstern- ordeni annehme und trage. Bekanntmachung, die Einrichtung der Strafregister und die wechselseitige Mitteilung der Strafurtheile be treffend. Die dem Ministerium des Innern unterstehenden Behörden werden hierdurch roch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestimmungen der Ver ordnung des Herrn Reichskanzlers vom 16. Juni 1882 — vergl. Gesetz- und Verordnungsblatt 1882 Seite 234 — zufolge Bundesraths - Beschlusses vom 9. Juli dieses Jahres in mehrfacher Beziehung ab geändert, beziehentlich ergänzt worden sind. Die hiernach geltenden Vorschriften sind in der Bekannt machung des Herrn Reichskanzlers vom 6. August dieses Jahres — vergl. Centralblatt für das Deutsche Reich 1896 Seite 426 — enthalten. Auf diese Be kanntmachung wird hierdurch verwiesen. Dresden, am 7. Oktober 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Verordnung, eine Abänderung des Regulativs für die theo logischen Prüfungen in Leipzig betr., vom 26. September 1896. Das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat auf Vortrag der Prüfungskommission und im Einverständnisse mit dem Evangelisch-lutherischen Landcskonsistorium beschlossen, dem 8 9 des Regulativs für die theologischen Prüfungen in Leipzig vom 2l. Februar 1882 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt S 28 flg) folgende Bestimmung anzufügen: 5) Hat sich ein Student der Theologie nachträglich, nach dcm Abgang von der Schule, in der Hebräischen Sprache prüfen lassen, so kann der selbe von der Prüfungskommission nur dann zur Prüfung zugelassen werden, wenn er den Nachweis liefert, daß er noch volle 5 Semester seit jener Nachprüfung dem Studium der Theo logie an der Universität abgelegen hat. Diese Bestimmung, von welcher in besonderen Fällen durch das Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts Dispensation erteilt werden kann, hat für sächsische und nichtsächsische Staats angehörige die gleiche Gültigkeit. Vorstehende Bestimmung tritt sofort in Kraft. Dresdens am 26. September 1896. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, v. Seydewitz. Götz. Sruevuungea, Versetzungen rc. tm öffentlichen Dienste. Departement des Innern. Brandvcrsicherungs- kammer. Beim technischen Personal. Dcm Brand- versicherungs-Jnspecior Nagel in Dresden wurde der neugc- bildete Bezirk DrcSdcn-Ncustadt (Land) und dcm von Schwarzen berg nach TleSden versetzten Brandversichcrungs Jnipcclor Geyer wurde der gleichfalls neugebildcte Bezirk Dresden-Altstadt (Land)übertragen. — Bcsördert wurde der Brandversicherungs- Jnspector Wilisch in Großenhain zum Brandversicherungs- Aunss und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 8. Oktober' „Korituri" von Hermann Sudermann. „Teja", Drama in einem Akt. — „Fritzchen", Drama in einem Akt — „Das ewig Männliche", Spiel in einem Akt. (Zum ersten Male.) Unter dem gemeinsamen und vielverheißenden Titel „Korituri" (die dem Tode Geweihten) hat H Sudermann drei einaktige Stücke aneinandergerückt, die, jedes in anderer Weise, die Wirkung des nahen und gewissen Todes, im Schlußstück sogar des bloß vorgegebenen, gespielten Tode« auf die Helden der Dramen und deren Umgebungen spie geln, Empfindungen und Erkenntnisse offenbaren sollen, die nur der Ernst und die Majestät de» Todes weckt. Ohne Frage ein dichterischer Gedanke, der in dramatischer Form am glücklichsten und eindringlichsten verkörpert werden kann, der aber den tiefsten Ernst des Lebens- qefühls, die reinste Hingabe, die überzeugendste Wärme seitens des Dichters voraussetzt. Schon m dem bloßen Hin- und Herwenden des Grundgedankens, bei dem je eine andere Facette leuchten und schillern soll, verrät sich, daß neben der lebendigen Anschauung, dem inneren poetischen Antriebe ein Element kühler Berechnung, äußerlicher thea tralischer Mache an diesen Einaktern mit thätig gewesen ist, daß der Sprung von der Tragödie zum Satyrspiel, der vom zweiten zum dritten Stück gethan wird, ein Kraftstück geistigen Virtuosentums bedeutet und im Hand umdrehen die schweren dunkeln Wolken zerstreuen soll, die sich von den ersten Trauerspielen her auf Seelen und Sinne der Zuschauer gesenkt haben. Wenn, mit Ausnahme de« zweiten Stücke«, weder die volle tragische Erschütterung eintritt, noch da« Echlußspiel ein« volle Befreiung wirkt, so ist die Ursache davon im Übergewicht der Reflexion, im Oberinspector im Dresdner Stadtbezirk und die Brand- vtrsichcrungS-Jnspectorat- Assistenten Braun in Bautzen und Muth als BrandversicherungS-Jnspectoren, ersterer in Glauchau, letzlcrer in Marienberg — Neuangestellt wurden dcr Re- gierung-baumeister Foige als BrandversicherungS-Jnspcctor für den Maschinenbezirk Dresden, der Maschinen-Jngenieur Hering aus Zwickau al» Brandversicherungs-JnIp.ctoratS- Assistent im Maschinenbezirk Dresden, die BaugewerkSmeister Müller und Mostberg und der RegierungSbaumeister Holder als Brandversicherung--Jnspectorats-AsststeMen — Versetzt wurden der BrandvcrfichcrungS-Jnspector Mann in Marienberg nach Schwarzenberg, der BrandversicherungS- Jnspector Thieme von Glauchau nach Großenhain und der Brandversicherung-.JnspectoratS Assistent Noack von Chemnitz nach Rochlitz — Pensionirt wurde der BrandversicherungS- Jnspcctor für dcn Maschinenbezirk Dresden Aster und der Brandversicherungs-Obcrinspector Heinze — Entlassen auf Ansuchen wurde der Brandversicherungs-Jnspectorats-Assistent für den Maschinenbezirk Dresden Heinrich Hennig Departement der Finanzen. Bei der StaatSeisen- bahnverwaltung sind ernannt worden: Hofmann, zeither Stationsassistent l. Klasse, als Güterkassirer in Ebers bach; Pfau, zeither Stationsassistent I Klasse, als BahnhosS- infpektor II. Klasse in Leipzig, Uebcrg-Bahnh.; Naumann, zeither StalionSassistent I. Klage, als Güte,Verwalter II. Klasse in Dresden-A. Dem Rendanten an der Mnldncr Sckmclzhütte Karl Robert Großmann und dem Rendanten an dcr Halsbrückner Schmelzhütte Johann Düscher ist Titel und Rang eines Hütten meisters verliehen worden. Nichtamtlicher Teil. Tas Hauptthema der gegenwärtigen politischen Erörterungen bildet noch immer der Besuch des Zaren in Frankreich. Neue Gesichtspunkte treten dabei freilich nicht hervor. Auf französischer Seite dauert die große Befriedigung über die bisherigen Ergebnisse des Besuches fort, auf deutscher Seite behält die kühle Beurteilung der Trinksprüche noch die Oberhand über die von der „Köln. Ztg." beeinflußte weitergehende Auffassung, ja sie empfängt durch die vorsichtige Sprache der rus sischen Blätter eine weitere Stütze. Der russische „StaatSanzeiger" hat vor Beginn der Festlichkeiten einen mit großer Wärme abgefaßten Artikel gebracht, darin aber nur von der französisch-russischen „Ver ständigung" gesprochen. Dieser Ausdruck kehrt denn auch in allen bisherigen Betrachtungen der maß gebenden Presse im Zarenreich wieder, er wird hier und da von „Annäherung", aber nirgends von „Bündnis" abgelöst. Selbst der „Swjet", der sich die Verbindung mit Frankreich seit langem zur Herzens sache gemacht hat, begnügt sich mit diesen reservierten Bezeichnungen; das Wort „Zweibund" geht so wenig wie aus dem Munde des Zaren, aus der Feder der russischen Journalisten. . . . Wir wollen uns in dcr Deutung der Trinksprüche hier nicht wiederholen. Es ist möglich, daß zwischen den beiden Mächten ein fester Vertrag besteht, und cs ist wahrscheinlich, daß, wenn er nicht vorhanden ist, die französische Diplomatie cbcn jetzt alle An strengungen macht, dieses Ziel zu erreichen Aber aus dcm Wortlaut der Trinksprüche, meinen wir, ist Gewißheit dcnliber nicht zu schöpfen Vielleicht werden heute in Chülons Reden gewechselt, die in ihren Ausdrücken einen Schritt weitergehen und neue Anhalte gewähren; tritt das nicht ein, dann wird die fortgesetzte Dis kussion dieserhalb wohl unfruchtbar bleiben. — Was der politischen Presse die Beobachtung der Pariser Festlichkeiten, die Begutachtung der mit mehr und weniger Sicherheit übermittelten Äußer ungen von den dabei im Vordergrund stehenden Persönlichkeiten und die Schilderung und Beurteilung der teils imposanten teils (wie in den wunderlichen „Andeklamierungen") komischen Veranstaltungen in Paris, Versailles ic. — was ihr alles das an Zeit noch übrig läßt, wendet sie augenblickl ch einer innerpoliti schen Angelegenheit Englands zu: dem Rücktritt Lord Übergewicht der bloß äußerlichen Technik, in der fühlbaren Unsicherheit der Lebensanschanung des Dichters, in dcm geistreichen Spiel mit wichtigen Problemen, bei denen der volle Einsatz eigenen, inneren Erlebens, tiefer, warmer Mit leidenschaft nicht gemißt werden kann, zu suchen Wenn Suder manns letztes Schauspiel „Das Glück im Winkel" einen kräftigen Schritt nach vorwärts, zur höheren Lebens wahrheit bedeutete, und nur in seinem Schluß die über zeugende, jeden Einwand überwältigende Kraft schuldig blieb, so hat er in diesen drei Einaktern wiederum einen bedenklichen Seitenpfad zum interessanten Experiment, zur Probe auf die Nerven eine« blasierten, jeder einfachen Empfindung baren Publikums eingeschlagen. Nein, der Dichter, der im Ernst durch den Todesgedanken den goldnen Faden des Lebens ziehen will, der holt anders aus und der wirkt auch anders als der Verfasser dieser „Todgeweihten". Das erste Drama „Teja" hat großen historischen Hintergrund: den Untergang der letzten Reste des Ost gotenvolks unter ihrem letzten auf den Schild gehobenen König Teja in den Heldenkämpfen am Vesuv (552 n. Ehr ). Der Entschluß, den Schlachtentod dem drohenden Hunger tode vorzuziehen, und der Kampf selbst, den Procopius mit Zügen aus der Ilias geschildert hat, würde nur eine große epische Szene, kein Drama ergeben. Aber Suder mann läßt just am Tage, wo der Vorsatz unter den Waffen zu sterben unvermeidlich geworden ist, den jungen König mit einer Jungfrau seines Volkes, Bathilda, ver mählen und den wilden, im grimmigen Daseinskämpfe hart gewordenen Teja in seiner letzten LebenSstunde den Zauber und das innere Glück der Liebe erfahren Ist schon die Voraussetzung ohne Beimischung eines starken Zusatzes von Willkür und Reflexion nicht möglich, so leidet die dramatische Führung dieser inneren Wandlung an schlimmen Gebrechen Der Dichter ist in der Welt, die hier erscheinen soll, nicht daheim, die naive Größe, ohne Roseberys von der Führung der radikal-liberalen Partei. Dieser Schritt des britischen Staatsmannes erklärt sich aus der stetigen Verminderung seines persönlichen Einflusses zunächst auf den radikalen, dann aber auch auf den liberalen Flügel der Partei. Der letztere verargte eS ihm, daß er, obgleich Gladstone selbst ihn als seinen Nachfolger bezeichnet hatte, nicht Sir Harcourt den Vortritt gelassen, und letzterer, welcher sich durch die Nicht berufung auf dcn Führerpostcn gekränkt fühlte, unter hielt seitdem nicht die besten Beziehungen zu dem glücklicheren Nebenbuhler. Den Radikalen war Rosebery als Lord von jeher nicht sonderlich genehm gewesen; sie warfen ihm, dessen Gesundheit während seiner Ministerthätigkeit schweren Schaden genommen hatte, Lässigkeit im letzten Wahlkampfe vor, sie trugen ihm nach, daß er den angekündigten Sturm gegen das Ober haus uie wirklich in Angriff nahm, und als er nun zu der namentlich vom „Daily Chronicle" angeregten Bewegung wider dcn Sultan und zu gunsten der Armenier, nach kurzem Schwanken aus Rücksicht auf die Radikalen eine ablehnende Haltung einnahm, da verfolgte ihn das erwähnte leitende Blatt der radikalen Partei von Stund an als Renegaten. Gladstones thatsüchliche Übernahme der Führung der eben erwähnten Bewegung über seinen Kopf hinweg hat, worauf die „Nat-Ztg." hinweist, Lord Rosebery nur noch den letzten Anstoß, vielleicht gar einen er wünschten Vorwand zn seinem Rücktritt gegeben. Daß er denselben widerrufen werde, ist sonach kaum anzunehmen, und die Bemühungen der „Daily News", ihn dazu zu bewegen, geschehen wohl nur pro forma. Sir Harcourt ist der Schritt des bisherigen Rivalen schwerlich ganz unerwartet gekommen, denn dieser Tage hat er in einer öffentlichen Rede einen klugen Streich geführt, um die Radikalen darüber zu be ruhigen, daß er in der von letzteren selbst wohl nach gerade als verfehlt erkannten Armenierbewegung sich noch ablehnender als Rosebery verhalte. Er hat ihnen auseinandergesetzt, daß die innere Lage dcr Aufmerk samkeit der Liberalen und Radikalen weit mehr be dürfe als die Leiden der Armenier, und er hat alle möglichen Sünden der Konservativen aufgezählt, sowie daran erinnert, daß von den liberal-radikalen Forderungen noch so gut wie keine erfüllt sei. Diese Rede dient ihm vielleicht jetzt als Sprungbrett, um an Lord Roseberys Stelle zu kommen. In der That ist die Armenierbeweguug auch zwecklos gewor den, denn das „Reutersche Bureau" kündigt das ent schiedene Fallenlassen der bisherigen engli schen Orientpolitik, freilich in sehr gewundener Form an. Es verbreitet nämlich folgende „Meld ung aus Paris": „Da die Mächte nicht ge neigt sind, eine Krise herbeizuführen, welche geeig net wäre, den europäischen Frieden zu gefährden uud neue Massacres iu der Türkei hervorzurufen, so werden sie sich jedes überstürzten Vorgehens betreffs der An gelegenheiten in der Türkei enthalten Es ist deshalb keinesfalls wahrscheinlich, daß die Lage gegenwärtig eine sensationelle Entwickelung erfahre Man glau! t, daß eine Vereinbarung zwischen England, Frankreich und Rußland zu stände gekommen ist zu dem Zwecke, unverzüglich eine in nachdrücklichem Tone gehaltene Nole an die Pforte zu richten, in welcher die An nahme von Reformen gefordert wird, durch welche die Sicherheit der armenischen Unterthanen des Sul tans gewährleistet würde" .. In der Sache selbst soll es also beim Alten bleiben. Tie Reichstaqswahlcn in Schweden. Durch zahlreiche deutsche Zeitungen ist in voriger Woche eine den Ausfall dcr schwedischen Reich, tags- wahlen betreffende telegraphische Meldung gegangen, welche ihrer Unvollständigkeit wegen zu verschiedenen die dergleichen nicht wahrhaftig, nicht glaublich werden kann, ist ihm fremd. Wir lhun in seinem „Teja" einen Gang von Hebbel zu Halm, während die Hungerszenen im Gothenlager und die rauhe Stärke des Gotenfürsten an Bethulien und Holofernes in Hebbels „Judith" ge mahnen, scheint in die Liebesszene zwischen Teja und Bathilda das Licht herein, unter dem im „Sohn der Wildnis" Jngomar von der schönen Parthenia gezähmt wird. DaS würde man gar nicht empfinden, wenn es Sudermann gelänge, uns in die echte tragische Erschütterung hereinzuziehen. Hr. Wiecke, der den Teja mit Kraft und Hingabe darstellte, nahm, wozu die ganze Anlage des Stückes verführte, den Ton im Anfang zu hock, zu über hitzt und brachte dadurch doppelt zum Bewußtsein, daß die Entwickelung des Stückes der düsteren Größe und dem unartikulierten Empfindungsgehalt dcr Situation nicht wahrhaft entspricht. Die anderen Darsteller, Frl. Politz (Bathilda, die Königin), die Herren Müller (Bischof Agila), Winds (Eurich), Dettmer (Theodomir), Swo boda (Jldibad, Specrträger des Königs), thaten ihr Bestes, die Gestalten zu runden Auf seinem eigensten Boden steht Sudermann im Drama „Fritzchen", in dessen Voraussetzungen ein volles Schauspiel verbraucht ist und das nur die gewaltsamen Schlußszenen dieses Schauspiels giebt Erfindung und Atmosphäre des Stücke« sind peinlich und drückend, doch nicht ohne Lebenswahrheit; es handelt sich um eine tragische Wendung des Spruches: „Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen". Der Reiterlieutenant Fritz v. Drosse, Sohn des Majors a. D und Ritterguts besitzers v. Drosse, hat, als er sich in zu großer Jugend mit seiner von ihm geliebten Cousine Agnes ver loben wollte, vom Vater die Weisung empfangen, erst auSzurasen, erst „etwas zu erleben" Er hat den Rat befolgt, hat was erlebt und ist nun bei einem ehebrecherischen Abenteuer mit einer hinter der Mißverständnissen, u. a. zu der Behauptung Ver anlassung gegeben hat, daß das Verhältnis zwischen Freihändlern und Schutzzöllnern zu Ungunsten der ersteren verschoben worden sei. Zur Richtigstellung geben wir die nachfolgende Erörterung des „Hamb. Korr." wieder: Die im vorigen Monate beendigten schwedischen RcichStagS- wahlen haben nicht der zweiten Kammer, sondern beiden Kam mern gegolten. ES hat sich dabei auch nicht um vollständige Erneuerung eines oder beider Gesitzgebungskörper (cine solche ist durch die Versassung von 186« ausgeschlossen), sondern ledig lich um Wahlen zur Erneuerung eines Drittteils der Volksver tretung gehandelt, denen zwei Umstände besondere Wichtigkeit ver leihen: daß dieses Mal siir beide Kammern Neuwahlen stattsanden und daß sie den Stockholmer Wahlkreis mit umfaßten, der lei dcn vorigen Wahlen dcn Liberalen und Freihändlern unerwartcterweise verloren gegangen war Endlich kommt in Betracht, daß der außerhalb Schwedens häufig betonte Umstand, daß die Frei händler in der zweiten Kammer die Mehrheit besitzen, thatsäch- lich ohne jede praktische Bedeutung ist. In Zoll-, Steuer- und Bewilligungssragcn grcist eine gemeinsame Abstimmung beider Kammern Platz, so ost die Beschlüsse derselben differieren. Da da« seit einer Reihe von Jahren Regel ist und da die Schutz- zöllncr in dcr crsten Kammer über eine Mehrheit von 70 bis 80 Stimmen verfügen, war es völlig glcichgillig, ob die frei- händlerische Mehrheit in der zweiten Kammer 20 oder (was das Maximum gewesen ist) 40 Stimmen betrug. Erdrückt wurde diese Stimmenzahl regelmäßig durch die überwältigende protek tionistische Mehrheit dcr ersten Kammer, in dcr die Zahl der Schutzzöllner diejenige dcr Freihändler um das Vier bis Füns- sache übertraf. Das Resultat der diesmaligen Wahlen ist ein den Frei händlern und Liberalen wesentlich günstiges gewesen; unter anderen haben die Stockholmer Kandidaten dieser Partei aus der ganzen Linie gesiegt und die Schutzzöllner der ersten Kammer an zahlreichen Punkte» erhebliche Einbußen erlitten Aus ge nauere Zahlenailgaben wird man sich erst einlassen dürfen, wei n das definitive Ergebnis veröffentlicht und wenn sestgestellt sein wird, welchen Richtungen die ziemlich zahlreichen neugcwähltcn Männer ang l ören. Aus d.^s Einzelne wird dabei wenig nn- kommen, da rücksichtlich dcr Hauptsache Übereinstimmung besteht. ES besteht indessen nach wie vor cine schutzzöllnerischc Mehrheit — sreilich nimmt man auf mancher Seite an, daß sie nach Vor nahme dcr nächsten Wahlen das Feld räumen wird. - Für das Ausland wird diese „System-Veränderung" übrigens gleich gültig bleiben, da an Herabsetzung oder Bindung der seit dem Jahre 1892 bestehenden hohen Schutzzölle von Freihändlern und Protektionisten gleich wenig gedacht wird. In dieser Rücksicht gilt unverändert, was Professor Fahlbeck (Lund) in seiner zu Anfang des Jahres 1891 veröffentlichten Abhandlung über die Handelspolitik Schwedens gesagt hat: „Die überwiegende Mehr zahl der politisch Mündigen des schwedischen Bolls ist, wo sie nicht streng protektionistischen Anschauungen huldigt, nur dem Namen nach oder in Bezug auf gewisse L bensmit:el frei- händlerisch Nur die nltraradikalen Arbcitcrkrcisc, die jedoch noch keine politische Bedeutung haben und gewisse Kaufmanns kreise dürsten am Freihandel guanä möma scsthalten." Diesen Sätzen dürste hinzuzusügen 'ein, daß der ungeheure Aufschwung, den Industrie und Fabrikwesen Schwedens wahrend der letzten Jahre und namentlich seit Erlaß des ZolltariseS vom Sommer 1892 genommen haben, die Zahl der Anhänger und Interessenten des Protektionismus stark vermehrt uud u a. auch vicle „ultra radikale' Arbeiter in das schutzzölluensche Lager gc- sührt hat. Die sogenannte Volkspartei ist zivar noch gegen wärtig sreihändlcrisch gesinnt, beschrankt sich jedoch aus das be scheidene Kontingent von 30 Stimmen in dcr zweiten Kammer; in der ersten Kammer besitzt diese - ziemlich heterogene Ele mente umfassende — Partei keinen einzigen Vertreter. Daß die dieSnialigen Stockholmer Wahlen dcn ersten Sozialdemokraten (Redakteur Branting) in die zweite Kammer gesührt haben, ist aus dcn Zeitungen bekannt. Aber diese eine Schwalbe bedeutet noch keinen Sommer, eS wird in Schweden mit dem Einbruch eines sozialdemokratischen Sommcrs noch sür längere Zeit gute Wege haben. Ter von Branting und Genossen geforderten Ein führung des allgemeinen Stimmrechtes sind weder die öffentliche Meinung Schwedens noch die allgemeinen Zeitläuse günstig. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Oktober. Se. Majestät dcr König werden m.t Ihren Königs. Hoheiten dcm Prinzen Georg und dem Prinzen Albert morgen, Sonn abend, abends gegen KU Uhr von Rehefcld wieder hier eintreffen. — Se. Majestät der König haben zu Eh:cn der gegenwärtig im Königl. Landhause tagenden VI. ordent lichen evangelisch-lutherischen Landessynode eine Königl. Tafel für nächsten Montag, den 12. Oktober, nachmittags 5 Uhr im Schlosse zu Pillnitz anzu- Szene bleibenden Frau v. Lanzki, von deren rüdem Gemahl ertappt, über dcn Hof hinweg, aus dem Hause hinausgepeitscht morden! Und jetzt, da er unerwartet in das Elternhaus heimkehrt, um kurzen Abschied zu nehmen, weiß er nicht, ob der Ehrenrat seines Regiments ihm noch einen Zweikampf mit dem Beleidiger zufälligen wird oder ob er sich selbst eine Kugel durch den Kopf schießen muß. Der Vater preßt ihm das Geständnis dessen was geschehen ist, was kommen muß, ab, der Sohn kann nicht umhin in dies widerstrebend gegebene Geständnis kurze, wider Willen ihm entschlüpfende, darum um so furchtbarere An klagen gegen die Lebens- und Standesweisheit zu ver flechten, die ihm der Vater mit auf den Weg gegeben hat Der Major sieht mit starrem Entsetzen, welcher Ab grund sich geöffnet hat, er muß in Verzweiflung mit dem verzweifelnden Sohne zugleich das todbringende Duell, in dem sein Sprößling uni» Stammhalter fallen wird, als eine Erlösung begrüßen Denn mit ehernem Selbstbewußt sein hat er auf die Frage, ob der Sohn Schweineschlächter in Chicago werden solle, ob er selbst es geworden sein würde, ein wildes „Nein" zur Antwort gegeben und seine dumpfe Erschütterung, sein Schuld- und Rcuegesühl krampft sich bezeichnend in den Zuruf „Haltung!" zusammen, den er Fritz als Segen auf seinen Todesgang mitgiebt Wie der Unselige mit seinem Kameraden v Hallcrpsort davon taumelt, wißen der Vater und Agnes, daß sie ihn nie, nie wiedersehen werden, die eitle in den stattlichen Jungen, der so frisch, so braun ist, verliebte Mutter wird es am andern Tage noch immer zu früh erfahren Das Ganze ist furchtbar genug, und doch wird es noch furchtbarer durch die Färbung, die der Dichter den Empfindungen des Sohne» und de» Vaters giebt. Al» Fritz bei Frau von Lanzki überrascht wurde, war sein Degen nicht zur Hand, sonst hätte er ja den Gatten der schönen Frau, sobald dieser die Hand mit der Reitpeitsche gegen ihn erhob, auf der Stelle niedergestochen. So ist im
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