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Nr. 25 Dienstag, den I. März 1910 76. Jahrgang Amtsötait für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tage»» wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Hmtz-Mtillig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie am Kom munikationswege von Oberhäslich nach Reinholdshain liegt bei dem Postamt in Dip poldiswalde vom 26. Februar ab 4 Wochen aus. Dresden-A., 22. Februar 1910. Xsisvnlivke vken-I'osKikii'sIeAQn. Holzverfteigerung. Wendischcarsdorfer Revier. Gasthaus „zur Heidemühls" in Wendischcarsdorf Montag, den 7. März 1910, vorm. ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und ' w«d anden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 88 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., cinmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern !V Psg. — Mle Postan- talten, Postboten, sowie NNsereAusträger nehmen Bestellungen an. 10 Uhr: 96 h. u. 3663 w. Stämme, 43 h. u. 1759 w. Klötzer, 5655 w. Derb- u. I I600 w. Reisslängen, 2 rm w. Nutzscheite, 74,s rm w. Nutzknüppel, 2,5 rm h. u. 34 rm w. Brennscheite, 7,5 rm h. u. I34,s rm w. Brennknüppel, 0,s rm h. u. 45 rm w. Zacken, I rm h. u. 44 rm w. Äste; Abt. 16 (Hirschbachheide), 25, 26, 29, 30, 32 bis 35, 39, 42, 43, 44, 46 bis 52, 56, 57, 58, 61, 62 u. 68 (Dippoldiswalde! Heide). Kgl. Forstrevierverwaltung Wendischcarsdorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne. Snserate ««den mit» PM., solche au, uns«« Ämtshauptmannschaft mit 12 Pfg. die Spaltzelle oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. - Tabellarische und kvmplizierteJnserat« niit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dir Spaltenzeile 30 Psg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das 25 jährige Pfarrer-Jubiläum unseres hochgeschätzten Ephorus Herrn Superint. Hempel am Dienstage gestaltete sich zu einem Ehrentage für den beliebten Geistlichen. Ein Ständchen unserer Stadtkapelle leitete den Tag ein. In den späteren Vormittagsstunden erschienen die Kirchenvorsteher von Dippoldiswalde, Bären stein und Kreischa, um die Glückwünsche seiner jetzigen und früheren Gemeinden darzubringen und sinnige Ge schenke zu überreichen. Der Kircheninspektion, vertreten durch Herrn Regierungsrat Dr. Simon, folgten die Ver treter der Geistlichkeit unserer Ephorie, die ein wertvolles Album mit Abbildungen der Kirchen des Jnspektions- bezirks überreichten' Kirchenchor und Mannergesangverein, in den späteren Nachmiltagsstunden auch noch der Mililär- gesangverein brachten verschiedene Lieder zum Vortrage und sprachen alle ihre Wünsche aus. Aus allen Kreisen der Gemeindcglieder wurden Herrn Sup. Hempel zahl reiche Aufmerksamkeiten zu teil und gaben Zeugnis von der großen Wertschätzung, deren sich unser HerrEphorus erfreut. Dippoldiswalde. Das gut besuchte Konzert des Männergesangvereins „Eintracht" bot ein geschickt zu sammengestellles, abwechslungsreiches Programm Die zahlreichen gesanglichen Darbietungen gaben den Beweis, daß Fleth und Hingabe, insonderheit des Liedermeiiters Herrn Oberpostassistent Lehmann, auch im verflossenen Jahre nicht vergebens waren. Hoch das deutsche Lied! — Morgen Dienstag abend veranstaltet der Flotten verein einen Vortragsabend im Schützenhaussaale, auf den auch an dieser Stelle hingewiesen sei. Es ist diesmal ein koloniales Thema gewählt worden und steht zu er warten, dah recht viele dafür Interesse zeigen, umsomehr als ja auch der Redner, Herr Major Langheld, aus eigener langjähriger Erfahrung spricht. — Zu besetzen: Das Kantorat an der Stadtschule zu Geising. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1500 Mark schuldienstliches Grundgehalt, 475 Mark vom Kirchen- di-nste, 300 Mark Wohnungsgeld. Oberbehördliche Ent schließung über die Neuordnung der Dienst- und Ein- kommensverhältnisse bleibt Vorbehalten. Bewerbungen bis 16. März an den König!. Bezirksschulinspektor zu Dip poldiswalde. Rehefeld-Zaunhaus. Zum Verwalter des hiesigen Staatsforstreviers ist Herr Königlicher Oberförster und Regierungs- und Forstrat a. D. Eckert in Auerbach er nannt worden und wird genannter Herr sein neues Amt am 1. April antrelen. Während der ersten Zeit, solange noch der Umbau der hiesigen Oberförsterel dauert, wird der neue Herr Reokerverwalter in dem vormaligen Dienst gebäude der Oberforstmeisterei in Bärensels Wohnung nehmen. Dresden. König Friedrich August wird auf seiner Fahrt nach Korfu am 5. März in Brioni dem öster reichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand «inen Besuch abstatten. — Der konzessionierte Sächsische Schifferoerein fahte in seiner Hauptversammlung am Sonnabend eine Resolu tion gegen die Schifsahrtsabgaben. Dresden. Einen Pfändungsrekord von 773 Pfändungen in zwei Jahren, also durchschnittlich zwei Pfändungen pro Tag, hat ein sächsischer Geschäftsinhaber aufgestellt, der kürzlich in Konkurs geraten ist. Im Jahre 1908 ist bei ihm 322mal, im Jahre 1909 451 mal ge pfändet worden. Und trotzdem hat der Mann sein Ge schäft immer noch fortbetrieben und jetzt erst ist die Sache zum Klappen gekommen. Ein solches innerlich vollständig morsches Geschäft konnte noch 19000 M. Kredit erhalten, denn soviel betragen jetzt die Forderungen der Gläubiger. Man weiß wirklich nicht, was man mehr bewundern soll, den Langmut der Gläubiger oder die Tüchtigkeit des Schuldners, der trotz aller Schwierigkeiten immer noch neue Hilfsquellen ausdeckte. Grotzenhain. Den Tod durch Ersticken erlitten fünf Pferde de« Rittergut» Krautznitz dadurch, daß «Ine Stall laterne herabgefallen und explodiert war, die das Stroh eines Standes in schwelenden Brand setzte und den Stall mit dickem Qualm anfüllte. Unter den Tieren befinden sich ein zwei Tage altes Fohlen nebst Mutter, ein ein jähriges und zwei volljährige Pferde. Der Schaden wird auf 6- bis 8000 M. geschätzt. Döbeln. In der Stadtverordnetensitzung wurde mit geteilt, daß während des Rathaus-Neubaues die städtischen Kassensiellen im Wappenhensch-Stift und die anderen Ratsexpeditionen im Neubau des Baumeisters Gersten an der St. Georgenslraße untergebracht werden. Diese Räume sind vom I.Juli d. I. bis 30. September 1912 gemietet. Die Stadtvcrordnetensitzungen werden vom I. Oktober ab bis zur Fertigstellung des neuen Rathauses im Vereins- Haus des Arbeiterfortbildungsvereins in der Schillerstratze abgehalten. Burgstädt. Die letzte Stadtverordneten-Ergänzungs- wahl ist von der Kreishauptmannschast Leipzig für un gültig erklärt worden, weil der Wahlvorsteher sich mehrere Stunden lang entfernte und ein ständiger Protokollführer nicht anwesend war. Schneeberg. Die hiesige Spitzenklöppelschule, jetzt in städtischer Verwaltung, wird im Laufe des Jahres ihr lOOjähriges Jubiläum feierlich begehen. Sie ist eine der ältesten Schulen dieser Art im Erzgebirge. Tagesgeschichte. Berlin. Von zuständiger Seite ist der 18. März, der Freitag vor dem Palmsonntag, als der für den Be ginn oer Osterferien des Reichstages mit Sicherheit in Aussicht genommeue Tag bezeichnet worden. — Eine Operation des kranken jungen Fürsten Bis marck, der in der Wohnung seiner Mutter in Berlin liegt, dürste voraussichtlich nicht nötig sein. Meiningen. Im Landtag des Herzogtums Sachsen- Meiningen wurde mit allen gegen 3 Stimmen beschlossen, Möbel und Lurusgegenstände, wenn deren Gesamt wert 10000 Mark erreicht, zur Vermögenssteuer heran zuziehen. Eine derartige Steuer dürfte zurzeit in keinem anderen deutschen Bundesstaat erhoben werden. — Der Antrag auf Besteuerung des Domänenfiskus wurde end gültig abgelehnt. Straßburg (Elsaß), 24. Februar. Im Landesaus- schutz für Elsatz-Lothringen brachte heute nach einer durch den Abgeordneten Wetterle oeranlatzten einmütigen Vertrauenskundgebung für den ersten Präsidenten Jaunez, dessen Geschästsleitung in der Presse vielfach abfällig kriti- siert worden ist, der Alterspräsident Ditsch folgenden, von sämtlichen Abgeordneten ohne Parteiunlerschied unter zeichneten Antrag ein: Der Landesausschutz wolle be- schlietzen, die Regierung zu ersuchen, mit aller Kraft darauf hinzuwirken, daß die Verbündeten Regierungen dem Reichstage alsbald einen Gesetzentwurf vorlegen, durch welchen bestimmt wird, daß die Reichsverfassung, sowie das Reichsgesetz, betreffend die Verfassung und Verwaltung von Eisatz-Lothringen, dahin abgeändert werde, datz Elsatz- Lothringen zu einem selbständigen Bundesstaat erhoben und als solcher den deutschen Bundesstaaten völlig gleich gestellt wird. Hierauf gab Staatssekretär Baron Zorn von Bulach im Namen der Regierung folgende Erklärung ab: Die Regierung ist ernstlich bestrebt, den Ausbau unserer Verfassung im Sinne einer größeren Selbständig keit des Landes zu fördern. Verhandlungen auf diesem Gebiete schweben seit langem bei den zuständigen Stellen in Berlin. Erneute Anregungen unsererseits lassen hoffen, datz die Angelegenheit baldigst das Stadium der Er wägungen verlassen und der Entscheidung zugesührt werden wird. Nach der Erklärung des Staatssekretärs erhärt der Abg. Blumenthal, datz ihn diese Erklärung nicht befriedige. Das Land wolle wissen, in welcher Form die Ver fassungsänderung vorgenommen werden solle. Er wünsche eine republikanische Verfassung. Der Antrag wurde ein stimmig angenommen. Alterspräsident Ditsch begründet hierauf unter Hinweis auf das in Süddeutschland be stehende Wahlrecht folgenden zweiten Antrag: Der Landes- ausschutz wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, mit aller Kraft daraus hinzuwirken, datz die Verbündeten Regierungen dem Reichstag alsbald einen Gesetzentwurf vorlegen, durch den bestimmt wird, datz der Landesaus schutz für Elsatz-Lothringen oder bei Erhebung zu einem Bundesstaat die zu schaffende Volksvertretung aus dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht unter Anwendung des Proportionalwahloerfahrens her- vorgehen solle. Staatssekretär Zorn von Bulach erklärt dazu: Was das Wahlrecht zum Landesausschutz betreffe» so steht die Regierung der Aenderung dieses Wahlrechts nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. Die Regierung ist indes der Frage dieser Aenderung bisher nicht näher getreten, weil sie es für zweckmäßig hält, datz zunächst Ausbau der Verfassung abgewartet wird. Wenn dieser, wie die Regierung hofft, die Zuständigkeit der Landes gesetzgebung für olle Fragen der Landesverfassung, ebenso für die des gleichen Wahlrechts mit sich bringt, so wird eine Aenderung des Wahlrechts nicht mehr, wie nach der gegenwärtigen Rechtslage, vom Reichstage zu treffen sein, sondern vom Lande. Dies würde wohl den Wünschen des Landesausschusses mehr entsprechen, als wenn die Ge- staltung des Wahlrechts ohne jede verfassungsmäßige Mit wirkung von seiner Seite erfolgen würde. Auch der zweite Antrag wurde einstimmig angenommen. Elsatz-Lothringen. Bischof Ben zier sollte bekannt- lich als Zeuge in einem lothringer Pfarrerprozetz aus sagen, ob die Behauptung des Pfarrers von Fleisheim, er habe im Auftrage des Bischofs gehandelt, als er von der Kanzel herab die Leser des Antizentrumsblattes „Der Lothringer" mit der Exkommunikation bedrohte, richtig sei. Zur ersten Verhandlung des Schösfengerichts erschien der Bischof einfach nicht; zum zweiten Male vorgeladen, ließ er sich bescheinigen, datz er krank sei. Des weiteren wurde dann der Prozeß hinausgeschoben, weil der Bischof noch „andauernd krank" sei. Jetzt meldet die „Straßburger Post" wieder, der noch schwebende Fleisheimer Pfarrer- prozetz könne immer noch nicht zu Ende geführt werden, da Bischof Benzler immer noch nicht reisefähig sei. Dabei hatte aber die „Lothringer Volksstimme", Bischof Benzler« eigenes geweihtes Blatt, vor kurzem mitgeteilt, der Bischof sei bis Aschermittwoch im Kloster Beuron in Hohen- zollern gewesen! Die reichsländische Justiz scheint mit bischöflichen Zeugen eine recht große Geduld haben zu müssen, j Italien. Die Verbreitung von falschen Nickel- münzen hat in Umbrien alarmierenden Umfang ange nommen. Nach den Posteinzahlungen wurde festgestellt, datz 70 Prozent aller dort kursierenden Zwanzig-Centimes- stücke falsch sind. Die Münzen sind zu Millionen von einer kürzlich in Spoleto verhafteten Falschmünzerbande verbreitet worden; sie sind von echten kaum zu unter scheiden. Frankreich. Zweitausend Arbeiter des Kriegshafens von Toulon beschlossen ein Tadelvotum gegen den Finanzminister, weil er sich gegen einen vierzehntägigen Urlaub der Arsenalarbeiter mit Fortbezug der Löhne aus gesprochen hat. England. In einer Versammlung der nationalen Friedensliga erklärte Lord Weardale, es sei natürlich, datz Deutschland ängstlich darauf bedacht sei, seinen aus gedehnten Handel zu schützen, solange England das bar barische Recht beibehalte, das Privateigentum zur See kapern zu dürfen. Die Aufgabe dieses Rechtes würde viel zur Herstellung herzlicher Beziehungen zwischen England und Deutschland beitragen. Von derselben Versammlung wurde eine Resolution angenommen, in der die Verkämm ung über die jüngst unternommenen Versuche, zu Partei zwecken zur Feindschaft gegen eine befreundete Macht auf- zustacheln, ihre Entrüstung ausspricht. — Im Budget für Indien heitzt es, datz wegen der Verminderung der Opiumeinnahmen, die eine Folge sei des verringerten Exports nach China, und wegen anderer