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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die »Ottendorfer Zeitung' erscheint Dien»» " tag, Donnerstag und Sonnabend. «> Der Bezugs-Preis wird mit Beginn « jeden Monat» bekannt gegeben. " Im Falle höherer Gewalt iKUeg od. sonst. » " irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, d. Lieferanten od. d. Befördcrnngs- « - Einrichiunge.!- hat der Bezieher keinen An- «< spruch auf Licfernng oder Nachlieferung der »» ü Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises- - Postscheck-Konto Leipzig Nr. 2LI48. Rümmer 23 Mit den Beilagen »Neue Illustrierte", »Mode und Heim" und »Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Freitag den 22 Februar zy29 L »erd« «ch «ä» ü» 2 Anj«ixn> werde, „ bi- Gemeinde - Giro - Konto M. UL 28. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. VttendorPVkrilla, am 2f. Februar fy2S. — Die große Kälte ist noch immer nicht gebrochen. Eine Kältewelle sagt die andere. Allmählich hat auch der abgehärtetste Winter>reuud diesen Winter fürchten gelernt. Die Kälte ist eine ausgesprochene Heimsuchung geworden. Mit frostgeröteten Gesichtern voll Unbehagen, manchmal wie im Schmerz verzerrt, gehen dre Menschen ihres Weges. Die Zahl der Erkältungskrankheiten ist außerordentlich groß ge worden. Zu den Nachteilen, die die große Kälte für Wohl befinden und Gesundheit je länger desto mehr mit sich bringt, kommen viele materielle Schäden. Trotzdem her scharfe Fi ost dieser Tage etwas nachgelassen hatte, lebt man doch in der dangen Erwartung einer neuen Kältewelle, die von den Wetterwarten angeknnbigt wurde und die bereits heute bei uns mit über 25 Grad die Herrschaft wieder angetreten hat. Angesichts dieser weniger erfreulichen Tatsachen ist die Frage berechtigt, wieviel Grad Kälte kann der Mensch überhaupt vertragen? Einer unserer berühmtesten Forscher, Nansen war bei seinen Polarfahrten oft 30, 40, ja sogar 50 Graden ausgesetzt, ohne daß ihm und seinen Begleitern diese Temperatur schadete. Auch haben Flieger in 10 000 Meter- Höhe Temperaturen von 40 Grad seststellen können, die ihnen nicht geschadet haben. Es folgt hieraus, daß ein gesunder Mensch nicht so leicht den Ettältmrgstode ausgesetzt ist. Verheerend und unerbittlich tritt der lalle Tod unter unsere gefiederte Säugerschar. Die armen Tierchen find in dieser harten Zeit nur noch auf mildtätige Mensche» ange wiesen. Die Felder sind mit Eis und Schnee bedeck. Schutz los sind die Vögel, die im Sommer Wälder und Auen mit ihrem süßen Gesang beleben, der harten Kälte ausgesetzt, helfen wir alle mit, daß uns unsere Freunde des WaldeS er halten bleiben, Helsen wir mit, daß im kommenden Frühjahr die Sängerschar nicht allzusehr zusammengeschmolzeu ist und steuern wir unseren Teil dazu bei, das Los dieser hilfsbe dürftigen Geschöpf zu erleichtern. — In den letzten Tagen haben sich hier einige Gas- vergiflungsunfälle zugetrageu. Das Eingreifen der Aerzte war bis auf einem Fall, wo der Tod bereits vor einigen Stunden eingetreten war, von Erfolg. — Der heutigen Nummer unserer Zeitung liegt eine Beilage, der Münchner Illustrierten Presse bei, mit den neuen Romanbeginn „Schach dem Tode!". — Die ersten Flitterwochen sind für die am 1. Januar 1929 vereinigten Fliegenden und Meggendorfer Blätter ab- gelaufen und die Leser werden mit Freude festgestellt haben, daß die Laune und der Humor der Vereinten ständig ausge zeichnet waren und sich von Woche zu Woche noch zu steigern bemühten. In Text und Bild hat das vereinte Streben für jedes Heft so viel Lustiges hervoraebracht, wie die Seiten nur lassen konnten. Humoresken und Anekdoten Witze und Glossen, Gedichte und Lieder lösten einander ab — ergänzt, erläutert und verschönt durch Illustrationen, Kari katuren und künstlerische Bilder. Rätsel und Preisaufgade zielten — wie immer — auf der Leser eigene Begabung, scharf uud lustig zu denken. Politik blieb — wie immer ausgeschlossen. Das Abonnement auf die Fliegenden Blätter kann jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung und jedes Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in Münscheu 27, Möhlstraße 34. Die seit Beginn eines Vierteljahrs bereits erschienenen Nummern werden neuen Abonnenten auf Wunsch nachgeliejert. Dresden. Wegen Unterschlagungen in Höhe von 80 000 Mark wurde der Lokal-Richter Willibald Felgner in Dresden festgenommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt. Dresden. In einem Sägewerk sprang Leim Zer schneiden eines Baumstammes ein Holzstück los und traf einen 88 Jahre alten Schneidemüller an den Kopf, Er erlitt einen Schädelbruch und verstarb auf dem Transport nach dem Krankenhaus. Radeberg. Einer Mitteilung Ler Stadtbehörde zufolge sind die Kälteferien für sämtliche hiesige Volksschulen, sowie für die Berufsschule, das Real- gymnasmm mit Realschule und die Handelsschule bis einschließlich Sonnabend, den 28. d. Mts., verlängert worden. Sebnitz. Die Staütschuleist bis aus weiteres geschlossen worden, da die nötige Menge Heizmaterial Nicht vorgesehen war und augenblicklich auch nicht beschafft werden kann. Der Verbrauch stellte sich in den kältesten Tagen auf fast 100 Zentner täglich. Königsbrück. Als Lie hiesige Feuerwehr zum Brand Les Sägewerks in Schmorkau ausrücken wollte, brach sich Ler Feuerwehrmann Sattlermeister Lange bei einem Sprunge vom Fahrzeug ein Bein. Ba- Schandau. Die Volksschule hat ihren Unter richt wegen Kohlenmangels eingestellt. Zittau. Auf Lem Bahnhof Maffersdorf (Linie Zittau—Reichenberg i. B.) fuhr ein Triebwagen auf einen haltenden Personenzug auf. Dabei wurden sieben Personen verletzt, darunter zwei schwer. Neustadt i. Sa. Am Montag vormittag brannten die Scheune und Las Ausgeöingehaus des Guts besitzers Hentschel in Rugiswalde nieder. Die Ursache des Brandes konnte nicht festgestellt werden. Dippoldiswalde. Beim Auftauen einer eingefro renen Wasserleitung brach im Berghaus des General direktors Scherf in ZinnwalS Feuer aus. Der mit dem Anftauen beschäftigte Klempner wurde bewußt los aufgefunöen. Da alle Hydranten eingefroren waren, mußte die Feuerwehr zusehen, wie das Haus vollständig niederbrannte. Nur Las Mobiliar konnte gerettet werden. Dornreicheubach. Die Gutsgebäude Les Wirt schaftsbesitzers Karl Hörig sind vollkommen nieder gebrannt. Scheune und Stallgebäuöe wurden mit den Ernte- und Futtermittelvorräten sowie land wirtschaftlichen Maschinen vernichtet. Von den Wohn gebäuden stehen nur noch die Mauern. Fast sämtliches Inventar und alles Vreh konnte geborgen werden. Die Ursache Les Brandes ist noch nicht festgestellt. Sayda. Beim Wärmen am Ofctt gerieten dis Kleider der 71jährigen Kleinrentnerin Böhme in Dörnthal in Brand. Die alte Frau konnte sich noch die brennenden Kleider vom Leibe reißen, doch er stickte sie durch den Qualm eines noch entstan denen Stubenbranües. Leipzig. Auf Grund der von der Leipziger Kriminalpolizei ergangenen Fahndungsmaßnahmen ist Ler 19 Jahre alte Gießereiarbeiter Wilhelm Hübner, der seine Geliebte, die 21 Jahre alte Spinne reiarbeiterin Frida Nitschke, erdrosselt hatte und danach flüchtig geworden war, bei seiner Ankunft auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin verhaftet worden. Der Festgenommene wurde sogleich dem Polizei präsidium zugeführt und hat vor der Berliner Mord kommission ein umfassendes Geständnis abgelegt. Als Grund zur Tat hat Hübner angegeben, er habe gegen sein Mädchen, nachdem die Liebschaft nicht mehr ohne Folgen geblieben war, seit einiger Zeit ein starkes Mißtrauen gehegt. Marbach. In einem Kellerloch wurde ein statt licher Fuchs erfroren aufgefunden. Der gerissene Räuber war vom Hunger in das Dorf getrieben wor den und hatte dem Hühnerstall eines Fabrikbesitzers einen Besuch abstatten wollen. Dabei ist er aber in , ein Kellerloch gefallen, und da er sich nicht wieder ' herausarbeiten konnte, der grimmigen Kälte der i Nackt zum Opfer gefallen. Chemnitz. Der Erzgeb'irgische Sänger bund hielt hier seine diesjährige Hauptversammlung ab, Lie febr gut besucht war. Nach Erstattung des Jahresberichts wurde der bisherige 1. Vorsitzende Horst Ludwig auf drei Jahre wiedergewählt, evenso Lie übrigen Vorstandsmitglieder. Das diesjährige Bundessängerfest findet am 31. August und 1. Septem ber in Mittweida statt. MarkerSdorf bei Chemnitz. Auf der Chemnitztal straße stürzte ein Personenauto in der Kurve infolge Ler Glätte Lie fünf Meter hohe Böschung hinunter, i Der Wagen überschlug sich und blieb zertrümmert - auf dem Eis des Chemnitzflusses liegen. Alle fünf Insassen wurden aus dem Wagen geschleudert uud erlitten teils schwere, teils leichtere Verletzungen. Pegau. Seit dem 5. Februar wird aus Pegau die 19 Jahre alte Kontoristin Gertrud Ida Finkert ver mißt. Es besteht die Vermutung, Saß sie freiwillig aus dem Leben aesckieüsn ist. Plauen. In einem Grundstück an der Engelstraße ereignete sich eine weithin vernehmbare Explosion, bei der leider ein Menschenleben in schwere Ge fahr geraten ist. Der Besitzer des Grundstückes wollte mit einer Spirituslampe die vereisten Zufnhrungs- rohre zu der im Hose liegenden Abortgrnbe auftanen. Als er die brennende Lampe einsetzen wollte, fiel Liese nm, der Spiritus lief heraus und drang in die Grube ein. Die Folge davon war, daß die in der Grube angesammelteu Gase zur Explosion gebracht wurden. Die etwa 12 Zentimeter starke Beton abdeckung wurde in Stücke gerissen und mehrere Betonstücke bis zu lö Meter hoch geschleudert. Der ^Grundstücksbesitzer erlitt schwere Verbrennungen im -Gesicht und an den Augen. Zwickau, In einem Hanse Wcrdauerstraße wurde ein dort beschäftigtes Mädchen tot aufgefun- den. Die Untersuchung ergab, daß in einem Naum -ein Koksofen aufgestellt worden war und Latz in ihm i sich Gase angesammelt hatten. Das Mädchen hatte Lie ^Warnung, den Naum nicht zu betreten, anscheinend unbeachtet gelassen. Von den herbeigerufenen Aerzten i wurde der Tod durch Kohlengasvergiftung . festgestellt. Wieder MMmds in der Wehindufirie? Vor der Oeffnung der Betriebe. Wie verlautet, hofft mau mit aller Bestimmtheit, daß noch in dieser Woche die Wiederaufnahme der Arbeit im gesamten Streik- und Aussperrungsgebiet des Verbandes sächsisch-thüringischer Webereien er folgt. Damit würden mehr als 300 stilliegende Be triebe ihre Tore ösfnen und tausende von Streikenden und Ausgesperrten erneut Arbeitsgelegenheit finden. Es erscheint allerdings fraglich, ob die Wiederauf nahme überall sofort in vollem Umfange geschehen wird. Voraussichtlich wird der Betrieb vielfach nur i, allmählich in Gang gebracht werden können. Gegen Preistreiberei auf dem Kohleumarkt. j * Die sozialdemokratische Franco« h-i im LauLtag ! folgenden Antrag eingebracht: „In vielen Orten § Sachsens halten dm Händler zum Zwecke der Preis- ? treioerei die Kohlen vom Verkauf zurück. So sind zum Beispiel in Ler Stadt Pirna deswegen bereits ! Zwischenfälle vvrgekommen. Die größten Gefahren drohen, wenn dem Notstand der Bevölkerung nicht schort Abhilfe geschaffen wird und der Preistreiberei s Einhalt getan wird. Der Landtag wolle daher beschlie- ' tzen: die Regierung zu ersuchen, 1. eine Verordnung zu erlassen, die den Gemeinden das Recht gibt, in Fällen von Kohlennot der Bevölkerung zum Zwecke einer direkten und gerechten Verteilung, Kohlen der Prcvathändler zu beschlagnahmen; 2. alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Zufuhr von Kohlen, besonders Braunkohlen, wenn nötig, durch staatliche Kraftwagen zu beschleunigen". ! Der ArbeitsmaM m Sachsen. Die Arbeitsmarktlage gestaltet sich immer schwie riger und ungünstiger,' der Zugang von Arbeits losen hält unvermindert stark an. Neben dem aus ökonomischen Gesichtspunkten herznleitenden allgemei nem Abgleiten des Beschäftigungsgrades sind es aber die in der Berichtswoche ausgetretenen Auswirkungen des nun schon seit zehn Wochen anhaltenden un gewöhnlichen Frostwetters, die eine Zuspitzung der Verhältnisse des Arbeitsmarkles bedingen. Die grimmige Kälte und der starke Schneefall Haven Ver kehrsstockungen zur Folge, Lie sich vor allem auf Lie Heranschafsung von Brennstoff (KohlenmateriAlf erstrecken, so daß ein Stillstand von Produktions« statten yerbeigeführt wird. Die technischen Schwierig, ketten greifen auch aus die Jnnenbetriebe über. Eisen gießereien müssen schließen, nm UnglückSfälle beim Gießen, die infolge des Frostes eintreten/köunen, zu vermeiden. Die von der Kälte hervorgerufenen Gas- und Wasserrohrbrüche hindern vielfach die Fortsetzung der Arbeit in Werkstätten und Fabriken. Die lange Arbeitsruhe im Baugewerbe trägt mit zu der un günstigen Lage in verschiedenen Gruppen der Metall- Industrie bei. In der Landwirtschaft läßt auch die Stellen vermittlung außerordentlich zu wünschen übrig. Im Steinkohlenbergbau hält die rege Vermittlungstätig keit an. Bei der Metallindustrie sind wesentliche Aenderungen des Arbeitsmarktes nicht eingetreten. Auch in der Textilindustri e ist die uneinheitliche Lage bestehen geblieben. In der westsächsrschen Gruppe dieser Industrie halten noch die Arbeitskämpse an. Bec der Lederindustrie ist eine leichte Besserung zu er kennen. Der Arbeitsmarkt für kaufmännische und technische Angestellte ist weiterhin außerordentlich un günstig. Ä.«rr« ei», Be-zÄAk,