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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120229028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-29
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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l. l. n. mann. n«. r«. r ma«u »er !p,tg. unlag bend». Xht». I«. „n. r. v. INN. MN. urr. ker. n w vor» / Uhr: reis« chen k. »«» Bezugs-PreiS für Leipzig und Pororle durch »ns«r« Träger und Spediteur« Lmal ti-ltch :n» Haus gebrachr: SU Pt. monatl-, !.7u Dtk. »ierieliädrl. Lei unlern Filialen u. An. nahmestellen ata» holt: "S Pi. monotl, L2S «tt. vierteliährl. Lurch dt, Poft: innerhalb Deutlchland, und der deutschen Kolonien vierteljährl. S.SU Mk., monatl. 1.2U Ml. auslchl. Poitbestellarld. gerner in Belgien, Dänemark, den Donaultaaten, Italien, ^uiembura, Niederlande, Nor wegen. Oeiterreich - Ungarn, Nutzland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrrgen Staaten nur direkt durch die lbeichästrstell« des Blattes erhältlich. Da» leipziger Togedlatt «rjcheint 2mal täglich. Sonn. u. Feiertags nur morgens. Abonnements-Annahme: Iohannisgail« 8, der unseren Trägern, Filialen. Spediteuren und itlnnahnietzellen, sowie Pogämlern und Briesträgern. Ciareloerkaufsprei» 10 Pf. Abend-Ausgabe. UtWiger Tagtblaü ,,, s 14KS2 iN-chtanIchldtz) . —1 "M2 (ll°q,„ichl»tz) rel..Anschl.^i4WZ Ctl.-Änschl.ii4 6S3 Ämlsklatt des Rates und des Notizeiamtes der Ztadt Leipzig. Lnzeiqn»-Preis für Inserat« au» t!eip»rg und ..mgeduna di» lipalttg« Petltzeil« 25 Ps_ di« Reklame» zeU« 1 Al.' von auswart» M Pt„ Nellamen VL Mt.' Inserat« von Behörüra im amt lichen T«tl die PetttMe S» Ps Seichasr»a»t«igen mit Platzvorschristen im Breil« erhöht Nabalt nach Taris. Leilagegebühr Gesamt, auslag« ä Mk. v. lausend erki. Postgebühr. Irtlbeilage Häher. Festerteilt« Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plänen unrd kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Johanni»,ass, k^ bei »amtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen de. In- und Auslände». Druck und Pcrlag oon Fischer L Kürst,, Inhaber: Pank Kürst«». Redaktion und tieschästsstell«: Iohannisgassc 8. Haupt-Filiale Dre»d«»: Seeüratze 4, l (Telephon 4821Ü Ur. N0. vonnerslsg, äen !S. /ebrusr lS>2. l0S. Isllrgsny? Die vorlieqeuoe AusMlie umfaßt 10 Sellen. Das Mchtiglte. »-IN EII tz land befinden sich bereits 130 000 Berg arbe rter im A usstand. (L. bcs. Art.) * Die Marinckommi si^n des amerikani schen Repräsentantenhauses entschied sich für den Bau voll zweineuenSchlachtschisfen im Jahre 1912. * Unzufriedene Friseurgehilfen ver anstalteten heule früh in Leipzig in dec Baycrschen Straße eine Straßen kund- gebung. (S. Leipzig u. Umgeb.) ' Geldschrankknacker erbrachen in ver gangener Nacht einen Gcldschrant der Firma Aachsenröder L Gottfried in Leipzig. (S. Leipzig u. Umgeb.) UnWIein üer evgMchen Marine —* Wenn im folgenden eine Zusammenstellung der Ungtücksfälle der letzten Zeit in der englischen Marine gegeben wird und auf einige konstruk tive Fehler und Mißgriffe hingewiesen wird, so soll das nicht etwa chauvinistischer Ueberhebung dienen von Leuten in Deutschland, die etwas verächt lich von der englischen Marine sprechen. Aber es passiert etwas viel in dieser Marine, und das er klärt sich nicht allein damit, wie es hier immer ver sucht wird zu erklären und zu entschuldigen, daß die englische Marine erstens sehr viel größer und zahl reicher ist als andere Marinen, und zweitens ihre Hebungen viel „kriegsgemäßer" gestaltet als die an deren Marinen. Man geht am besten rückwärts. Es handelt sich uni das Programm des Jahres 1909, dem Panik jahr, mit 8 Dreadnoughts, von Lenen 4 schon im Dienst sein sollten, die vier anderen Ende Mürz d. I. (1912) fertig sein sollten, es aber nicht sein werden. Die Schiffe des „Orion"-Typ — 22 860 Tonnen und 27 000 L. 8. — scheinen verfehlt: „Orion" selbst „rollte" (schlingerte) bei efnigeyr Seegang so stark, daß es unmöglich gewesen wäre, die Geschütze abzu feuern. „Orion" soll einen neuen- kiel erhalten, ebenso natürlich die drei Schwesterschiffe. Es Pird die Befürchtung ausgesprochen, daß die Docks, Ein fahrten u. s. f. für den größeren Tiefgang dann nicht mehr genügen würden. Di« Admiralität leugnet das. Die beiden Panzerkreuzer des 1909-Programms, „Sion" und „Prinzeß Royal" (26 360 Tonnen und 70 000 k. 8.) scheinen ebenfalls verfehlt: die jetzige Anordnung der Masten, Kommandotürme usw. ist unmöglich: die beiden Schiffe muffen umgebaut wer den, was je 300 000 bis 600000 Mark kosten wird. Unterseeboot 3 sank am 3. Februar mit der ganzen Bemannung. Es hat bis heute noch nicht gehoben werden können. Die Admiralität hat nicht die nötigen Hebeleichter und hat die Arbeit einer Privatfirma übertragen. Anfragen im Parlament wurden dahin Leanwortet, daß ein Hebeleichter, der 490 Tonnen heben kann. Mitte Mai dieses Jahres fertig sein wird. Halb offiziell wird versichert, daß „Unterseeboot-Rettungsschiffe" ziemlich zwecklos seien. Die Bemannung könnte doch nie mehr gerettet wer den, besonders wenn das Boot in einigermaßen tie- Nj Fremüe Erüe. Roman von Richard Nordmaim. Ach, sie beging damit einen großen Fehler? Sie überschätzte meine Verdienste: sie vergaß, daß mir die Arbeit ein Bedürfnis, das Geschäft mir so ans Herz gewachsen war, daß ich gar nicht anders hätte hanteln können, und es war nichts natürlicher, als daß sie durch die große Anerkennung meiner Arbeit mir Ari stides immer mehr entfremdete: ich suchte den Bruch unserer Freundschaft mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern — aber es war unnütze Mühe, eines Tages brach es los wie ein Gewitter. Aus ganz geringem Anlasse schleuderte er mir in Gegenwart Ihrer Mutter Worte ins Gesicht, die ich nie wieder vergessen konnte. Seine Heftigkeit stieg ins Maßlose; er warf mir vor, daß sein Vater mich aus dem Nichts zu meiner jetzigen Stellung erhoben habe, und La war es, wo Ihre Mutter jenen durch nichts mehr qutzumachendcn Fehler beging, ihm zu sagen, daß das Haus Pallestrazzi seinen großen Aufschwung, daß er, Aristides Pallestrazgo, s:in großes Vermögen nur mir verdanke. Es kam zu einem Bruche zwischen ihm und mir. Ihre Mutter versuchte es zwar nachträglich, mich mit Aristides wieder zu versöhnen: ich wurde schwer krank, da kam sie fast täglich mit Ihnen und Fräulein Knörcke zu mir, aber eines Tages blieb sie aus — ihr Gatte hatte ihr Liese Besuche verboten." Elena schwieg lange, tausend Gedanken durchzogen ihren Kopf, dann fragte sie sinnend: „Warum, Herr Gerhardos, haben Sie nie ge heiratet? — Hätten Sie das getan, wär« vielleicht manches anders gekommen." Heber Gerhardos blasses Antlitz glitt ein rosiger Schimmer, seine Auaen leuchteten in einem wunder vollen Glanze, der ihn derart verjüngte und ver schönte. daß Nenas Blicke staunend auf ihm ruhten, dann sagte er einfach und sanft: „Weil ich Ihre Mutter geliebt habe." „Also Loch!" rief Elena erblassend und von ihrem Stuhle aufspringend. „Ich habe es ihr nie gesagt, mein Kind", sagte er mit einem milden Lächeln. ..Aber sie bat es geahnt!" Der alte Mann schüttelte langsam den Kopf, und seine Blicke waren in weite Ferne gerichtet. Den Rest meines Lebens habe ich darüber oer- grübelt, was in der Brust dieser Frau vorgeqangen krachten Sie den kleinen Lokaismeiger auf Seite 4. Sie finden Sarin ricdrr etwas, aas Sie interessiert. fcm Wasser sinkt. Im Publikum glaubt man Liesen Versicherungen nicht ganz. Im vorigen Jahre rammte der Kreuzer „Hawke" die „Olympic" von der Eunard-Linie. Der Grund wurde vom Kriegsgericht nicht gefunden. Ferner liefen zwei große Linienschiffe zusammen: Schaden wurde nicht veröffentlicht. In Kanada lief, im St. Lorenz-Strom, die „Niobe" auf. ein kleiner Kreuzer, den Kanada vom Mutterland« gekauft hatte, um die Seeleute seiner zukünftigen Marine auszubilden. Die Kommandanten — englisch« Seeoffiziere, an Kanada ausgelichen, wurden schuldig befunden. 1910 ging der Kreuzer „Bedford" in der Straße oon Korea verloren. 1908 rammte das Linienschiff „Gladiator" einen Passagierdampfer, und wurde schuldig befun den. 1906 rannte das Linienschiff „Montague" auf und mußte aufgegeben werden. 190.) war die ganze Atlantische Flotte in der Bai von Tetuan, durch Schuld des Kommandeurs in schwerer Gefahr; das Reporaturschiff „Assistanie" ging verloren. Das Kriegsgericht sprach die verantwortlichen Offiziere frei; die Admiralität dagegen hob das Urteil auf und verhängte scharfe Strafen. Die Häufung von Unglücksfällen wird verschiede nen Ursachen zugeschrieben. Einmal der Konzentrie- rung der englischen Flotten in den Heimatgewäffern: die Offizier« hätten in gewisser Hinsicht ihre „See beine" verloren, seien zu viel in den Häfen und am Lande. Dann auch dem neuen Ausbildungssystem, das Seeoffiziere und Ingenieure in einen Topf wirft, zu viel rein „Technisches" lehrt, zum Schaden des wirtlich „Seemännischen". Und endlich überhaupt die Tendenz, die mit dem letzten Seelord, Lord Fisher, in die Admiralität kam, Las Material, d. h. Schiffe, Maschinen, Technik und Organisation über den „Geist" zu stellen, nämlich die Menschen und See- mannsn-isienschaft, Strategie und Taktik. Die Hoff nung wird ausgesprochen, daß mit der Schaffung Les „Marine-Kriegsstabs" wieder der alte Geist, der Geist Nelsons, in die englische Marine einziehe. Die Sslifrsge vor üer LMet- komulMiou. Dir Budgetkommissiondcs Reichs tags begann heute ihre Beratung mit dem Etat des Reichsamts des Innern. Die heutige Verhandlung betraf ausschließlich die Kal rfrage. Von konservativer Seite wurden an das R.ichsamt des Innern Anfragen gestellt, die sich auf die Ausführung des vor jährigen Kaligesetzes bezogen, unter an derem auch über die Verteilung der Vro- pagandagelder. Un erstaatssekretär Rich ter gab dir Terteilungcgrundsätzr der Reg erung bekannt. Er gab zu, daß sie in manchen Punkten beanstandet werdenkönn- ten, aber es handle sich noch um ein neues Gebiet und man werde erst allmählich zu absolut cinu and frei n Grundsätzen kommen lönneu. Die Regierung sei dankbar für jede Kritik. Die Propa gändageldee au sich seien gewiß berechtigt: das Syndikat werde die Gelder ja aus kaufmännischen G undmtz n nicht zucck os auege eu. So.reit sie für th.o etisch-wstseuschafttichc Uutcesuchungen g.geb.n uerd n, tämen wir,list syste.ua.is -e Ar- bei.en in Betracht, und die kommen im wesent lichen nur bei der Deutschen Landwirtschafts- ge,e.lschast in Frage. B.i den Demonstrations- ver.ua en handeT es sich im we cntlichen um die Lanüwirrschafts.amm ru und Wiu.cZchnün. So weit die G? der >ür Vvrträgc und lite rarische Propaganda bewilligt würden, seien auch die Wanderlehrer des Bundes der Landwirte beteiligt. Das lasse sich nicht streng scheiden und es sei nicht zu verhin dern, daß solche Vorträge auch noch mit anderen Materien verquickt wür den. Der Maßstab der Verteilung der Paopa- aandagrldcr nach 1er bezog, ncn Mcnac reinen Aa.is sei nicht anwendbar; denn der Zweck der Propaganda sei sa gerade die Vermehrung des Ab atz s in den Gebieten, wo bisher der Wert des Ka.is noch nicht genügend crmnnt sei, während man da, wo ein großer Absatz vorhanden sei, auf di' P opaganda eher verzichten könne. Der Unterst ats.ekretär tei t mit. daß das Rcichsamt des Innern beabsichtigt, einen Beirat von Männern der Wessen schäft, die selbst nicht int ressicrt s.ien, mit hc anzuzielsen. Da mit s.i dann eine breitere Grund.age geschaffen. Die Rabattsätze müssten vorsichtig gehalten werden, damit der Händler noch einen wirklichen Gewinn erste en könne. Der Venrcndunqsuach- weis könrc nur summarisch gegeben werden. Ein vollspartti.iches Kommt,jionsmi.güed wendet sich gegen die Art der Verwendung der Gelder für die literarische Propaganda unb Vor träge. Man solle ihre Hergabc verweigern, wenn damit in irg «deiner Form politische Pro paganda verbunden wäre, oder noch besser, politischen Vereinen, wie z. B. dem Bund der Landwirte, sollten überhaupt keine P.opa- gan agclder gege.en wer. en- Den Ausführungen des rölkspartei.ichen Redners trat der Unter staatssekretär entgegen. Die Aussprache gehl morgen weiter. vor üem englischen Kielenltreik Noch ist der Ausdruck des engliscken Riefenstreiks ungewiß. Es besteht noch eine schwache Hoffnung, daß die ungeheure wirtschaftlich« Krisis im allerletzten Augenblick abgewendet wird, da sich die Bergarbeiter mit üer Fortsetzung der Verhandlungen mit der Re gierung einverstanden erklärt. Die Föderation der Bcrgwerksbesitzer brach ihre Ausschußsitzung gestern abend kurz nach ^9 Uhr ab und vertagt« ihre letzte entscheidende Sitzung auf heute vormittag. In zwischen ist jedoch die Situation noch ernster gewor den. Wie wrr bereits meldeten, haben die Mechaniker der Bergwerke in Südwales erklärt, daß sie heute in ücn Ausstand rieten werden, gleichgültig ob der Generalstreik der Bergarbeiter beigeleat wird od«r nicht. Falls die M-chaniker diesen Entschluß zur Ausrühruiig bringen, würven sie die Arbeitsnreder» lezung der Bergarbeiwr in Wales einfach zur un abwendbaren Notwendigkeit macken, da durch ihren Ausslano der Betrieb üer Werke stillgelegt wird. Im aarnen haben bereits 130 M Bergarbeiter die Ar beit niedcrgclegt und mehr als «rqy yyO werden ihnen heute folgen, wenn es der Regierung nicht gelingt, durch ihre Vermittelung eine Einigung der Parteien herb.'izusiibrcn. Die Eiuigungsvorschläge der Regierung. Lin amtliches Telegramm aus London besagt: Die Regierung ist überzeugt, daß es Fäll« gibt, wo die Bergarbeiter aus Gründen, die nicht tn ihrer Macht stehen, keinen angemessenen Lohn verdienen können; es müßte daher eine Macht, die ihnen einen solchen Lohn sichert, ge schaffen werden, durch Vereinbarungen, die den Verhältnissen eines jeden Distriktes angepaßt wer den, mit entsprechenden Garantien zum Schutze der Arbeitgeber gegen einen etwaigen Mißbrauch. Di« Regierung schlägt bestimmte Distrikt»- konferenzen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern vor, um über Las Lohnminimum zu entscheiden. Ein Vertreter der Regierung sollte dabei anwesend sein. Würde irgendeine derartige Konferenz fehlschlagen, so sollten die Regie, rungsvertreter gemeinschaftlich über die noch ausstehenden Punkte entscheiden. 130 00V Bergarbeiter im Ausstand. London, 29. F.'br. (?.-O.-Tel.) Die Zahl der Bergleute, die bis jetzt die Arbeit niedergelegt haben, beläuft sich insgesamt ans 135 000 Mann. Diese verteilen sich puf die einzelnen Gruben- bist ikte wie so gt: Derbyshire 4900), Aorkshire 25)000, Nolting )am 37 000, Nordwales 12 OM, Lstrester 7000, Hampshire 1900, Durham 1500 und Somerset 1000. völlige ArbeitoeiultelpM in Schottland. London, 29. Febx. i?.-O.-Tel.) Die Vertreter der Bergleute Schottlands b^cn noch gestern abend ihre Kollegen aufgefordert, die Arbeit nie- derzulegcn. SämtUcye Bergarbeiter sind dieser Auf orderung g e f o l g t, so daß in ganz Schott land die Arbeit in den Gruben vollständig ruht. * Borboten des Generalstreiks. Aus London wird gemeldet: Infolge Kohlenmangels har eine große Stahl- fabrik in der Grafschaft Tyno den Betrieb einstellen müssen und war infolgedessen gezwungen, ihre ge samten lausenden Aufträge im Betrage von ea. 7Z< Millionen Mark an eine deutsche Gesellschaft weiterzugcben. Auch in englischen Küstcnplätzen macht sich der Kohlenmanael für Handels- und Paffaaier- Lampser bereits fühlbar, da naturgemäß alle Kohlen vorräte für die Kriegsflotte reserviert werden. So waren die Dampfer, die den regelmäßigen Passagier dienst zwischen Frankreich und England versehen, ge-. sein mochte. Ich weiß, daß ein Tag gekommen war, wo sie aufgehört hatte, den Gatten zu lieben, wo sie sich innerlich von ihm losgeriffen hatte, ehe sie es vor aller Welt getan. Ich weiß, daß in ihrem Herzen Dinge vorgingen, daß dieses Herz danach dürstet«, jemand zu lieben, wiedergeliebt zu werden, und fm die Leere, die ihr Gatte geschaffen, einen Ersak zu finden. Ick glaubte, sie gehörte zu jenen unglück seligen Geschöpfen, die ohne Liebe nicht leben können, und ich glaube —" „Was —?" hauchte Elena. „Ich glaube — nachdem ihr der Gatte fremd ge worden, nachdem der Bruch innerlich vollzogen war, fing ihr Herz wieder an aufzuleben, sich jemand zu zuwenden." „Ihnen?" rief Elena. Er schüttelte den Kopf. „Damals litt ich unter dem Glauben, es sei ihr Landsmann Malten, Höllenqualen, und verbarg meine Gefühle so gut ich konnte. Erst heute, nach so vielen Jahren, wo Sie kommen unü mir sagen, daß Ihr Vater Anhalts punkte hätte —Er bedeckte sich das Antlitz mit bei den Händen. „Mein Gott, ich kann es nicht fassen, nicht glauben! Heute, nach so vielen Jahren, sollte mir die Gewißheit dessen werden, was ick mit tausend Schmerzen heimlich ersehnt, in mir verschlossen habe! Und doch, wenn sie mir manchmal gegenübersaß und ich in ihre weitabwesenden, verträumten Augen blickte, wenn sie dann wie aus tiefen Träumen empor, fuhr und mich ansah. anstarrt« — lange, lange —, wenn sie mich dann anlächelte, halb freundlich, hal- befangen, so, als ob sie sich bei etwas ertappt fühlt«, wenn dann Tränen in ihre Augen schaffen und sie mein« Hand ergriff mit ihrer heißen, zitternden Hand — und wenn sie dann zaghaft flüsterte: „Mein Gott — wenn ich mich nur dazu aufraffen könnte. Ihnen alles zu sagen, was mich bewegt —." Da durckinbr es mich mitunter wie mit seliger Hoffnung — aber im nächsten Augenblick kamen wieder Zweifel: ick kam mir vor wie ein Wahnsinniger und lachte mich selber aus. Ich kann Ihnen nickt -childern, wie sehr ich darunter litt, als der Verkehr in der weißen Villa aufhörte, als Ihre Mutte? nickt mehr zu nnr kommen durfte, ich sie nicht mehr sehen durfte und wußte. Laß ihr Verkehr mit Malten sich immer inniger gestaltete. Es war mir, als ob mein ganzes Dasein zwecklos wäre, als ob nichts mehr Wert für mich hätte. — Und eines Tages ging sie fort. Sie ging fort — sie war fort, ohne mir ein Wort gesagt zu haben! Ohne Gruß, ohne Adieu! — Hatte ich das um sie verdient? — Und ich habe sie nie wiedergesehen! — Ni« wieder!" Er stierte vor sich hin und schien Elenas Gegen wart zu vergessen. Abermals stand die Tochter Magda Pallestrazzis vor einem Rätsel. Hatte ihre Mutter den Mann dort einst geliebt und war sie vor dieser Liebe ge flohen, noch ehe sie ausgesprochen war? Und ihr Vater hatte seinen besten Freund jahre lang glühend gehaßt, weil er ihn mit seiner Frau im Einverständnis wähnte! Friedrich Gerhardos mochte in diesem Augenblick dasselbe denken, denn er stöhnte plötzlich schmerz lich auf. „Der Rest meines Lebens ist dahingegangen in Gram und Sehnen nach der Frau, die meine einzige Liebe gewesen, und im Grübeln und Forschen nach dem eigentlichen Gründe, weshalb mich Aristides an fing zu Haffen. Und er hat mich gehaßt ihretwegen, hat sie, der ich nichts weiter bedeutete als ein Freund, den man verläßt, ohne sich ihm anvertraut zu haben, sie hat er meinetwegen mit seiner Eifersucht gequält, beleidigt Barmherziger Himmel, ist es denn möglich, daß ein derartiges Mißverständnis drei Menschen so elend machen konnte!" „Mein armer Vater hat sich in Eifersucht ver zehrt", sagte Elena, düster vor sich hinstarrend. „Wenn ich bedenke, was er dabei gelitten habe,n mag. Sie und seine Frau, die beiden ihm teuersten Wesen, zu verlieren —" Sie bedeckte das Gesicht mit beiden Händen und weinte bitterlich. „Und ich ahnte von all dem nichts!" ächzte Ger hardos. „Warum hat sie mir nie etwas oon all den» gesagt, wieviel Kummer und Schmerz wäre uns allen vielleicht erspart geblieben?" Elena sprach es nickt aus, was ihre Seele be wegte, sie konnte es nicht fassen, weshalb die Frau, die den Mut gehabt hott«, ihren Gatten m verlassen, nicht stark genug war, die Schranken noch weiter zu durchbrechen und sich mit dem Manne ihrer Liebe, ob es nun Malten oder Gerhardos gewesen, zu ver binden. Tat sie es ihres Kindes wegen eicht, war sie, Elena, die unüberjteigliche Schranke gewesen? Sie schrak aus ihrem Sinnen auf. Sie fühlte G«Hardos' Hand auf der ihren und hört« ihn sagen: „Gehen Sie jetzt nach Hause, mein Kintz, und sagen Sic Ihrem Vater alles. Sagen Sie ihm auch, daß ich keinen Groll mehr gegen ihn hege, wie Sie keinen hegen dürfen — er hat viel gelitten!" „Die Briefe —", stammelte Elena unter Tränen. „Geben Sic mir die Briefe meiner Mutter, er würde mir vielleicht nicht glauben." „Sie haben recht, mein Kind, ich will Ihnen Magdas Briefe geben und — dann gehen Sie zu ihm und — und — Elena!" stieß er plötzlich mühsam her vor, „ich möchte nicht sterben, ohne ihn noch einmal gesprochen zu haben!" „Er wird kommen —", sagte Elena tiefbewegt „Za —? Ach — aber bald — bald — sonst — ist es vielleicht zu spät." Die Machtlosigkeit dieses mächtigen, gefürchteten Mannes, die hohe Intelligenz, die bei all seiner Ge brochenheit noch immer so sieghaft sein ganzes Wesen durchleuchtete, dabei der sanfte, traurige Ton seiner Stimme, in der eine Welt von begrabenen Kämpfen und Schmerzen lag, das alles drang Elena bis in dos Tiente ihres Herzens. Wie eine Anklägerin hatte sie vor einer Stunde vor diesem Manne gestanden, und jetzt kam sie sich vor wie eine Angeklagte, wie jemand, der so klein und schwach ist, alles Schleckte sogleich zu glauben, anstatt vorher zu prüfen. Sie konnte die Gefühle, die der kranke, gebrochene Mann ihr einflößte, nicht mehr bezwingen, sie nahm seine Hände, und ehe er es ver hindern konnte, preßte sie ihre Lippen darauf. Er aber zog das junge Mädchen an sich, küßte mit zitterndem Munde ihre Stirn und flüsterte: „So habe ich es gewünscht — so hab« ich es ge träumt, von der Stunde an, da ich hörte, daß Sie ge kommen seien. Sagen Sie Ihrem Vater, er möge bald kommen — bald —" Er schloß die Augen und drückte mit der wachs bleichen Hand auf die elektrische Klingel. Der Diener erschien, und Gerhardos wechselt« einige Worte mit ihm, während Elena gedankenschwer ans Fenster schritt und in die farbenleuchtende, lachend« Land schaft hinausstarrte. Nack kurzer Zeit kam der Diener wieder mit einer großen Kassette. Gerhardos schloß sie auf und ent nahm ihr ein Päckchen Briefe, dies reickte er Elena, und ohne mehr ein Wort hinzuzufügen, ließ er sich von seinem Diener in das Nebenzimmer fahren. (Fortsetzung in der Morgenausgabe)
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