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-r. Jahrgang. Sk 1»1 Montag. 2S. April 1S2S Gegründet 18S« »ralttanlilir»!: N«lHttchIn> gkiu»«>echcr-Gomm«Inummn> 2S 241 Nu, litt Rachlg8vriche: 20 011 vom l«. dt» »o. «prU >«»« det iLgltch »wnmatiger Zustellung tret Huu» 1.70 Mark, lljostbejugopret» >ür Monat April st Mark odne stjoft>uIIeUung«arbül,r. »tn»el»u»»«r tt» OIrnnt, «ugersta»» r-»««-»« 1» «Ir»»«,. Dt« >n«etgen werden nach Woldmarl berechnet dt» elntpalitge st» mm dretke Zelle ^ dkg-, kllr austwärt, «a Psg stanitltenan-etgen und Stellengeluche ohne Rabatt Ist Plg.. aukcrhalb stst Plg., dte llv mm breite ReName»klle »oo Big., auberhalb BL» Bla. Ollertengebüdr »ll Big. Audwilrtlge Rultrllge gegen Borauibezablung. Gchrlklleltung und -auvkgelchstltststekl«: «arkenlirane LIS42 Druck und Vertag von rledlch »1 Aeichardi m Drestde» Voltlchcck-llonto 1OSS lre»de» Nachdruck nur mll denllicher Ouellenangabe t„Dre«dner Nachr."> »«lästig. — »nverlangle Echrlltll-cke werden nicht au'bewadrt. Stratzenkömpse mit Rotsront in Berlin. Alands Gegenvorschläge zur Kriegsächtung. — Die Kämpfe in khina. — DieWahlen in Frankreich. Die Propaganda der Tat. <Dc»bt Meldung unserer -ierllncr 2 ch r i s I l e l t u n g.I Berlin, 22. April. Schneller, als es vielleicht ihren sozialdemokratischen Beschützern in der vrcnsiischen Regierung lieb ist, begingen die N o t e n F r v » t k ä m p s e r die Beweise dafür zu liefern, das, das Ersuchen des Innenministers i>. Keudcll an dte Länder, den Noten Frvntkämpserbund zu verbieten und auszulüsen, vollauf gerechtfertigt war. Ans -cm Hohenzollcrnplatz in Berlin Neukölln hatte heute nach mittag d e r S t a h l h e l m ein Platzkonzert veranstaltet. Nach Beendigung des Konzertes erfolgte der Abmarsch durch die Straßen von Neukölln, wobei der Stahlhelmzng von Kommunisten mit Meinen beworfen wurde. An einer Straßenecke hatten die Kommunisten aus Steinen und Holzblöcken sogar Barrikaden errichtet. Als dann die Polizisten die Hindernisse entfernen konnten, wurden sie von den Kommunisten angegriffen. Mehrere Polizeibeamte wurdeu dabet verletzt. Die Polizeibeamten waren gezwungen, vom Gummiknüppel Gebrauch zu machen, und aio die kommunistliche» Angnsie nicht aushvrien, Schreck schüsse abzugebcn. Die Polizei nahm insgesamt 00 Note Frontkämpfer fest. Schon in den ersten Vormittagsstunden -es Louukags war es beim Anmarsch der Stahlhclmleuie aus den verschiedensten Stadtteilen BcrlttiS und Umgebung ,u Schläae reten mit den KVm m u nistcn gekommen, die sich anscheinend seit Tagen aus den Uebersail vorbereitet hatten. Der Siote Frvntkämpserbund hatte schon am Sonn» abend Zettel an seine Mitglieder verteilen lassen, in denen die Weisung gegeben wurde, das Stahlhelmkonzcrt unbedingt zu verhindern. So wurden die Stahl- hclmleute, die aus den Vororten anmarschterten, von den Kommunisten in der Regel mit Gepfeife und Gcsohle be grüßt. An einem Punkte kam cö zu einer Schlägerei, dte die Polizei dazu zwang. 28 Note Frontkämpfer sestzunchmen. Auf dein Hohenzollcrnplatz in Neukölln hatte dte Polizei umfang reiche Schutzmaßnahmen getroffen. Der Platz war durch Polizctkettcn abgesperrt worden, »m ein Vordringen der mehrere tausend Mann starken Kommunistcnhvrden zu ver hindern. Diese stautcn sich nun vor der Abspcrrnngskette und belästigten dte anmarschtercnden Stahlhclmzügc. Einer dieser Züge wurde mit Stöcken und Etsenstabcn überfallen. Zwei Stahlhelmleute wurden durch Messerstiche erheblich verletzt. Das Platzkonzert selbst, das etwa eine Stunde dauerte, und bet dem von der Stahlhelmkapelle Militärmärsche und vater ländische Lieder gespielt wurden, verlief verhältnismäßig ruhig. Als bet Schluß der Veranstaltung das Deutschlandlied gespielt wurde, brachen die Kommunisten hinter der Polizei- kettc wieder in ungeheuren Lärm aus und versuchten, die Ab sperrung zu durchbrechen. Beim Abmarsch der Stahlhclm- Icute versuchten dte Kommunisten nun dte Polizeikette zu durchbrechen, was zunächst noch verhindert werden konnte. Hin »nd wieder sprang jedoch ein Kommunist vor, um nach einem der Stahlhelmlcute mit seinem Stock oder sogar mit einem Eiscnstab zu schlagen. Einer dieser roten Prligelhelden, der einem Stahlhelmmann einen Schlag mit einem dicken Cpazterstock auf den Kopf versetzte, wurde aus der Menge bcransgeholt und trotz des heftigsten Widerstandes aus das Poltzciauto gebracht. Die Menge wollte nnn das Anto stürmen, um den Gefangenen zu befreien, wurde jedoch mit dem Gummiknüppel zuritckgctrieben. Zu einem besonders schweren Zusammenstoß zwischen Polizei und Kommunisten kam es a» der Straßenecke, wo die Kommunisten aus Pflaster- und Ziegelsteinen, und aus Fässern und Balken eine regelrechte Barrikade errichtet hatten. Dte Kommunisten kamen der Aufforderung, diese Barrikade zu räumen, nicht nach, sondern machten ohne weiteres Front gegen dieSchupo. Dte vorangehenden Polizisten wurden mit einem wahren Hagel von Ziegelsteinen bedacht, so daß mehrere Beamte erheblich verwundet wurden. Die In der Ueberzahl bcsindltchen Kommunisten brachten die Polizeibeamten in eine so schwere Bedrängnis, daß diesen, nachdem der Gummiknüppel versagt hatte, nichts weiter übrig blieb, als zum Revolver zu greisen and zunächst Schreckschüsse in die Lust abznfeuern. Diese hatten den Erfolg, daß die Kommunisten nun schleunigst Fersengeld gaben. An einer anderen Stelle hatten die Kommunisten einen Trupp von NetchSbannerleutcn umzingelt und einige Neichöbannermitglieber blutig geschlagen. Die Unruhen dauerten mehrere Stunden an. Immer wieder kam es zu kleineren Zusammenstößen, bet denen die Pollzet- beamten mit Gummiknüppeln eingreisen mußten. Diese Vorkommnisse sind jedenfalls der deutlichste Beweis öasür. daß der Rote Frontkämpferbund die feste Absicht hat. den Wablkampf mit Waffen zu führen, dte man nicht gerade »ls „geistig" bezeichnen kann. Zer Nordpol wieder überflogen? Eine Bravourleistung amerikanischer Flieger. Berlin, 21. April. Wie die „Vossische Zeitung" aus Oslo berichtet, ist dort eine Nachricht von den amerikanischen Fliegern Wilkins und Eyclson, die vor sechs Tagen von Alaska abgcslogcn waren, ans Svalbard aus Spitzbergen eingctrossen, wonach die Flieger dort vor siinf Tagen nach Ltstündigcm Finge gelandet sind. Die Flieger sollen den Nordpol überflogen haben. Ihre Landung war in ödester Wildnis erfolgt, so daß sic erst von norwegischen Kolonisten geborgen werden konnten, die zufällig in die Ein öde gekommen waren. Die Leistung Wilkins und Enlcsons in 21)4 Stunden wird nach Nennorker Meldungen überall als ein Ereignis be wertet. das alle Erpcdttioncn ähnlicher Art in der Polar region in den Schatten stellt. Der Direktor der amerikanischen Geographischen Gesellschaft, Dr. Bowman, der den Flug förderte, erklärte, daß er eine kurze Radio- und Kabel meldung von Kapitän Wilkins erhalten habe, die besage, daß die Flieger kein Land seststelltcn. Als den Hauptzweck des Fluges bezeichnete Bowman eine Uobersliegung des Polär- meeres in einer Richtung, dte die größte Wahrscheinlichkeit für dte Entdeckung von Land bot. Kapitän WilktnS habe daher beabsichtigt, bei Uebcrfltegnng des PolarmcercS einen Rechts kurs einzuhalte» und so ein Gebiet zu erforschen, von dem man annahm, daß dort Land vorhanden sei. Der Flug habe diese Frage endgültig geklärt und gleichzeitig Klarheit über verschiedene Gebiete tn Nordgrönland gebracht. Nach diesem Fluge sei sicher, daß künftige Polarforschungen kaum noch zu weiteren Landentdcckungcn führen würden. Amundsen erklärte: Der Flug Wilkins sei eine glänzende Leistung. Der Abstand von Point Narrow nach Spitzbergen betrage gut 8000 Kilometer. Es sei nicht leicht, sestzustellcn, ob das Flugzeug sich über dem Nvrdpok be funden habe, aber es sei jedenfalls über dem Polarbasitn ge wesen. Er hoffe, daß die Flieger bei ihrer Ankunft tn Nor wegen den Empfang finden würden, der ihnen zukomme. Nähere Einzelheiten über den Flug liegen noch nicht vor, da Wilkins vorläufig nicht wünscht, nähere Einzelheiten zu geben. In G r e e n -H a r b o u r, das die Flieger nun erreicht habe», befinden sich zurzeit nur siinf Personen zur Bedienung der drahtlosen Negierungöstatwn und möglicherw 'e einige Wachleute. Green Harbvur hat in den letzte» Tagen bis 25> Grad Külte und Tchnccsall gehabt. Auf dem Weg nach Greenly Island. Ncuyork, 22. April. Das Ford-Flugzeug mit dem Piloten Schiller und Balchcn stieg von der Murray-Bay nach Grccnly-Jsland auf. Der Flieger Bcnnet mußte in» folge Erkrankung Zurückbleiben. Das Flugzeug soll nach mittags in Greenly-Jsland eintrcsscn. * Ne« York, 22. April. Einer Meldung aus Seve» Island zufolge wurde das Fordmotorslugzcug, das heute morgen von der Murray-Bay mit Fitzmauricc und Ersatzteilen siir die „Bremen" nach Grceny Island abslog, durch schlechtes Wetter zurLandungausScven Island gezwungen. Die Frauen -er „Bremen"-Flieger auf der Fahrt. London, 22. April. Die Frau des Befehlshabers der irischen Luststreitkräfte, Fitzmaurtce, begab sich heute nacht mit ihrer sechsjährigen Tochter tn Queenstown an Bord des auf der Fahrt nach Ncuyork befindlichen Dampfer- des Norddeutschen Lkoyd", „Dresden", wo sie bei ihrer An- kunft von Frau Köhl, der Gattin des Piloten der „Bre men". herzlich begrüßt wurde. Vertreter der irischen Luft streitmacht und der Neuyorkcr -ciitschamerikanischen Hanüels- körperschaftcn überreichten beiden Damen Blumensträuße. Auf eine Frage, die sich aus die Gerüchte bezog, daß Fitz- mauricc auf der „Bremen" zurückslicgcn werde, erwiderte Fra» Fitzmaurtce: „Ich würde nichts gegen einen solchen Rückflug versuchen, warum sollte ich auch? Jeder weiß, was er zu tun hat." Rekordflug -es „Hermann Köhl". Das Großflugzeug „Hermann Köhl", das bet seiner Lan dung in Parts den größten Beifall gefunden hatte, ist die Strecke Paris—Frankfurt a. M. in zweieinhalb Stunden ge flogen. Vom 29. April ab wird das Flugzeug in den Dienst des Sonntagsverkehrs zwischen Parts und Berlin ein gestellt werden. An dem Flug von Paris nach Frankfurt a. M. nahmen neben Deutschen auch Amerikaner, Engländer, Japaner und Schweizer teil. Bulgarien in Trauer. Verlegung -es Memeler Zwischenfalls. Memel, 22. April. Bon amtlicher litauischer Sette wurde sicster» mit Bebauern festgestcllt, daß das Vorgehen gegen den Schriftleiter der „Mcinclländtschen Rundschau", Schell, von völlig untergeordneter lttautschcr Stelle erfolgt sct. dte nicht >m Einvernehmen mtt den maßgebenden lttautschen Stellen behandelt habe. Der bedauerliche Zwischenfall kann damit als »rigclegt gelten. Das Land nach dem großen Erdbeben. Sofia. 21. April. Die letzten Feststellungen In Philip popel haben ergeben, daß dort 80» Häuser vom Erdbeben zer stört und 0000 beschädigt worden sind. 2S Tote, 1>0 Schwer verletzte und 200 Leichtverletzte wurden scftgestcllt. Die Dörfer der Umgebung Paposli, Lawcclcw, Sadowo und Satibelpowo sind bis auf den Grund vernichtet. Dort wur den bisher 71 Tote, 20» Schwerverletzte und mehrere hundert Leichtverletzte gezählt. Tschirpan und Borisovgrad sind ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht. Die Bevölkerung ist teilweise in die Berge geflüchtet. Ein hcute cinsctzendcr Regen gestaltet die Lage der im Freien lagernden Bevölkerung geradezu verzweifelt. Der Schaden wird auf 2 Milliarde» Lewa geschätzt. Bulgarien wird nicht in der Lage sein, aus eigener Kraft eine hinreichende Hilfsaktion durchführen zu können, da es nicht über die nötigen Mittel verfügt. Der Direktor einer Fabrik erklärte, seine 12 000 Arbeiter würden mindestens drei Monate arbeitslos sein. Die Weinbaiiernstadt Tschirpan liegt In einiger Ent fernung des Bahnhofs, der vollkommen in sich znsammen- gesallcn ist. Im Innern liegen Dachboden und Decke des zweiten Stocks ans dem Fußboden. Die Telegraphisten haben ihre Apparate herausgeschleppt und verrichten jetzt ihren Dienst im Freien, Feldtclephone stehen ans der Erde und helfen die Verbindung mit der Umwelt aufrecht er halten. Vielfach stehen die Außenmaucrn der Gebäude mtt dem Dach unbeschädigt da, während im Innern alles in sich znsammcilgebrochcn ist. Das größte Gebäude der Stadt, das sechsstöckige Ha»ö der Genossenschaftsbank, ist völlig ver schwunden. An seiner Stelle befindet sich ein fünf Meter hoher Schutthaufen, aus dem Steine, Bctonblückc und Tabak- ballen hervorragcn. Die Bevölkerung nächtigt auf freien Plätzen, svgar auf dem Friedhof. Nur selten findet man aus ein paar Teppichen ein Zelt zusammengcschlagen. Man sieht Frauen ihre Kleinen nähren; die Männer stehen bei sammen, finster, niedergeschlagen. Niemand wagt cö, in die Häuser, die noch unversehrt sind, znrückzukehren, »m etwas hcranSzuhvlcn, denn in kurzen Abständen erfolgen schwächere oder stärkere Erdstöße, und die Gebäubeeinstürze dauern an. Zn 12 Stunden zählte man 28 neue Stöße, die stets von einem unterirdischen Rollen begleitet sind, ähnlich dem entfernten Abschuß eines schweren Geschützes. Soldaten und Arbeitsdicnstpflichtlge sind mit AufräumungSarbciten beschäftigt. Kleine Kommandos, von Bauern geführt, suchen unter den Trümmern der Häuser nach Vermißten. Ucberall grauenhafte Zerstörung. Das Elend nnd die Berzwcislung der Bevölkerung sind sehr groß. Zum Zeichen der Trauer sind in ganz Bulgarien sämtliche Theater- nnd Uinovorsiihrungcn abgesagt. Aufskiindischen-Diklalur in Oil-Oberschlesien. Kattowitz, 21. April. In Ragozna im Kreis« Rybnik wurde auf eine Beschwerde der deutschen Gemeindevertreter der bisherige Gemeindevorsteher seines Amtes enthoben. Anstatt daß nnn nach den gesetz liche» Bestimmungen der erste Gcmcindeschösse bis zur Neu wahl das Amt übernimmt, berief ein Gemeindevcrtreter, der zugleich Führer der Aiifständischengriippc ist, die Gemeinde» Vertreter zu einer Sitzung ein und erklärte, daß er auf Befehl der Aufständischen das Amt übernommen habe, obwohl er kein Ernennungsschreiben von seiten des Landrats vorweiscn konnte. Die Gcmcindcvertrcter haben gegen die Vergewaltigung der gcsetzltclien Bestimmungen Einspruch erhoben. » Kattowitz» 22. April. In Roy, KrctS Rybnik, wurde» in der Schule dte Kinder aufgcfordcrt, die Stimmzettel der letzten Wahl von Hause mitznbrtngen, weil dte Lehrerschaft sehr verwundert war, daß bet den letzten Wahlen so viele deutsche Stimmen im Orte abgegeben worden sind. So brachte auch dte Tochter des Vertrauensmannes der Deutschen Wahl- gemctnschast einen Stimmzettel der Liste 18 mtt. Seit diesem Tage wurde das Kind von den Lehrern schikaniert. ES be stand daraufhin sogar nicht die deutsche Lcseprüfung, da ln der polnischen Schule kein deutsches Lesebuch für die Kinder zur Verfügung steht. Das Kind wurde zum Nachsttzcn ver urteilt. Der Schulleiter schlug das Kind mtt einem Sieb auf den Kopf, bis das Sieb zerspaltete. Gegen den Schulleiter wurde von seiten der Eltern Strafantrag gestellt. Subkofs in Belgien verhaftet. Wie berichtet wird, soll Lubkosf tn Arlon verhaftet worben sein, da ihm der Auf enthalt in Belgien verboten ist.