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«L 2 Verleger: Earl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Diese«Blatt erscheint Dienstag« ».Freitag« 4. Januar 1850. Änftrate aller Nat MMWettzcri--Zett«ng.WZ ge« i» buchen ist. ZtitBNg ang«»vmn,M Ei» unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. . ': c.'i u' ir" 11 Nxdaeteur: In Comm ission: . vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Komp. in DreSdon. Weltschan Berlin. Irre ich mich nicht ganz, so nimmt ein neues Drama in der deutschen Angelegenheit seinen Anfang, dessen AuSgang noch fein menschliches Äuge sieht. ES gehen hier wunderbare Gerüchte um. ES ist, so erzählt man sich in tiefstem Vertrauen, von Petersburg eine Denkschrift ein gelaufen, worin auf die endliche Gestaltung Deutschlands gedrungen wird, um dem revolutionäre» Treiben und den „Ausschweifungen der sogenannten Aufklärung" für immer ein Ende zu mache». In dieser Denkschrift wird zu zeigen gesucht, daß die vielen kleinen Staaten in Deutschland, die von thnen gehegten und gepflegten Universitäten und Ge» lehrrenanstalten der Herd seien, von dem auS die revolu tionäre», frrigeistcrischen Ideen auSgebrület, gehegt und ge. pflegt werden. Diesen Anstalten, oder mit andern Worten der sogenannten deutschen Philosophie, die vorzugsweise in den kleinen deutschen Staaten ihre Nester habe, set der heil lose schwankende, für die Ruhe der übrigen nordischen Reiche gefahrdrohende Zustand beizumeffeu. Damit müsse die Cur begonnen werden, soll sie anders eine gründliche und dau ernde sein. Rußland finde die Noihwenkigkeit, daß Deutsch land fortan uur auS zwei sich VaS Gleichgewicht haltenden Mächten, einem Preußen und einem Oesterreich, bestehe. Die übrigen deutschen Staaten müssen nach und nach in diese beiden Mächte absorbirt werben. Gegen eine vollstän dige Mcdialisation derselben sei man in Petersburg noch für jetzt; aber sie müsse angestrebt werden. Preußen und Oester reich habe jetzt die Führung; diese müsse einen solchen Weg nehmen, baß bie norkveutfchen kleinen Staaten allmählig unter Suprematie Preußens unb die süddeutschen allmählig unter Suprematie Oesterreichs kommen. Zuerst sei dir eigene Heersührung den kleinen Staaten adzunebmen; ferner bas Recht, selbständige Bündnisse zu schließen; dann seien sie bahin zu stellen, daß sie ihre innern Regierungsmarimen, Verfassung, Prrßgesetze, Zeitungswesen, Schul- und Kirchen« bestlmmung abäqual denselben Bestimmungen und Marimen Preußen oder rc,p. Oesterreichs gestalten. Von da an wäre zur vollständigen Mediatisation nur noch ein kleiner Schritt. Unter diesen Umständen sei auf eine bauernde Lheilnahme und Unterstützung Rußlands gegen etwaige Uebergriffe demo kratischer oder gar republikanischer Anfechtungen Frankreichs zu rechnen. Berlin. Der Kapellmeister Conrabin Kreuzer ist am 14. Decbr. Abends I I Uhr in einem Aller von 67 Jahren in Riga gestorben, nachdem NachlS vorher ein Plötzlich ein getretener Echlagfluß ihm Sprache und Besinnung ohne Wiederkehr geraubt hatte. — Aus dem Vaterlande. Leipzig. Auf dem Wachlokale der hiesigen Commu tt algarde liegt eine Ordre des Kommandos aus, welche das Aushängen von Bildnissen von Personen und Gegen ständen ohne vorher nachgesuchte Erlaubniß deS Kommandos verbietet. Eine solche Erlaubniß könne der Natur,, der Sache nach nur in außerordentlichen unb hinlänglich motivirten Fällen, nie aber ertheilt werden, wenn daS Gesuch Bild nisse ober Gegenstände betreffe, die mit der neuern Hqlttit auch nur im entferntesten, viel weniger in näherer Beziehung ständen. Denn die Communa'garde dürfte, wolle sie ande»S ihrer Pflicht und ihrem Handgelöbnisse nachkommen, ich Dienst politischen Ansichten kemen Einfluß auf ihr Handeln, einräumen und namentlich in ihrem Wachlocale nichi dulden, daß bei den zur Zeit bestehenden Verschiedenheiten politischer; Ansichten durch auögehängte Bildnisse, Zeichnungen, Schrif ten rc. Gelegenheit zu Zerwürfnissen unter der bienstthuenden Mannschaft gegeben werbe. Nachdem hiergegen durch die frühem Vorgänge wiederhol» gefehlt worben, das Kommando aber eine weitere Nachsicht mit seiner Pflicht nicht länger zu vereinbaren im Stunde sei, so verbiete hiermit dasselbe daS Aushängen von Bildnissen, Zeichnungen rc. im Wach local. (D. «. Z.) Dresden. Am 29. Decbr. AbendS ward auf der Treppe eines Hauses der innern Rampischen Gasse einer Dame, nachdem sie einen Faustschlag vor den Kopf erhalten, iht Mantel gewaltsam entrissen. Der freche — mit Mantel und Mütze bekleidete — Räuber ist noch nicht entdeckt. > ' ^österreichische Anstände. ES ist schwer, aus Wien DaS zu geben, waS man sonst Berichte nannte. Dazu gehört, daß irgend etwäL^ vorfalle, baß irgend eine Angelegenheit mit »u- oder chM nehmendem Interesse die öffentliche Stimmung ln DeW«Ml setze. Ohne dieses dramatische TaqeSelement bleihtBMH. was geschieht, >ben nur dürre Thalsache. In dieser Hinsicht hat sich Wien gegen die vormärzliche Zett sehr geändert. Und gerade in den gegenwärtigen Feiertagen stellt sich diiefer Kontrast am lebhaftesten heraus. Man kann nicht sägens daß Wien tobt oder menschenleer wäre. ES fehlt Nicht an' Gewühl, bie Läden sind stark besucht; die Equipagen rollen fast ebenso elegant und zahlreich durch die Menge wie sonst. Aber mit alle Dem fehlt daS eigentliche Leben, die phystog- nomischc Individualität einer großen Residenz. Wien ist nicht mehr zu Hause in WtM; so indifferent, so abwesend zeigt es sich in jedem Zuge. Wer weiß, was für ertreme Gegensätze eS geben möchte, wenn man Zwei miteinander reden sähe, aber selbst DaS sieht man nicht mehr. Neber dem vorsichtigen Streben, Alles nur alSThatsache zu nehmen, ist Jeder sich selbst bloß zur Thatsache geworden, ohne alle» Ratsonnement. Man liest, man Höri, man erzählt sich — Thatsachen. Der Gouverneur von Wien hat diejenigen Wiener unH kriegsrechtliche Behandlung gestellt, die'auf