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für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Licbenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ZZ. Freitag, den 4. Jntt 1873. Die auf den 4. dieses Monats angesetzte Äuetion in der sogenannten ^euä^ mM!e zu Klipphausen wird hiermit aufgehoben. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 2. Juü 1373. In Stellvertretung: vr. Gangloff, Assessor. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 3. Juli 1873. Von den Loosen zur Albert-Vereins Lotterie sind in unsrer Stadl nnd Um.iegend eine gröbere Anzahl gekauft worden. Als Ge winne (2 auf 5 Loose) kamen mit ganz wenig besseren, aber auch nur ans Büchern besehend, Exemplare eines Schristchens hierher, be- tiielt: „Btüthcnstranß sür die Jugend." Von einem solchen, den der Albertverein der Jugend bietet, erwartet man doch vor Allem, daß er die Pflege des deutschen Geistes in den Herzen der Sachieujugeud annrebe. 'Aber was bietet die Schrift? Im ersten Aufsatze wird der Verdienste unseres Königs um das Zustandekommen des Nord deutschen Bundes und sodann deS deutschen Reiches mit keinem Worte gedacht, geflissentlich wird auch über den großarligen Auf schwung von 1870 mit Schweigen hinweggcgangcn! Der zweite Auf sag bietet in Form eines entschieden mißlungenen Gespräches eines älteren Mannes mit einigen Knaben in's Einzelne gehende Schilder ungen der Schicksale Dresdens im 7jährigcn Kriege! Das Thema ist höchst unpassiNd, und in welchem Tone ist es gehalten! Ueber Brühls Snndenwirtbschast, über seine zweideutige Politik, die Sachsens An schluß an Oesterreich und damit sein Verderben verschuldete, wird der Mantel christlicher Liebe gedeckt! Und was soll man dazu sagen, wenn im Lande der allgemeinen Wehrpflicht der Heeresdienst als ein Unglück sür Jeden hingestellt wird! Gegen solche Bnchmacherei muß man protestiren, sowie dagegen, daß der Name unseres Kronprinzen wie der gute Wille nnd das Geld Derer, die sich an der Lotterie be- theiligten, dazu mißbraucht werde, um mit diesen Gesinnungen die deutsche Jugend SachscnS zu vergiften! — Ganz neuerlich ist es nun an den Tag gekommen, daß ein Dresdner Schuldircctor Heger mit diesem „Vlüthenstrauß" offenbar ein lukratives Geschäft gemacht hat. Ein Leipziger Kaufmann hatte nämlich ein solches Buch gewonnen, sandte cs aber dem Vorstande des AlbertvcreineS zurück. Darauf er hielt er von dem letzteren ein Schreiben, worin es hcißt: TaS T necterium des Wertverems hat mit der betreffenden Lotterie gar nichts zu thun. Sie war lediglich ein Prwcuunternehmen des hiesigen Schuldircctors Hrn. Heger, der durch dieselbe dein Albertvercin senie wohlwollenden Gesinnungen bewei sen nnd ihm für die Erbauung seines Hospitals eine Unterstützung zuweiscn wollte. Der AlberwcveM hat deshalb auch weder eile Recht gehabt, sich um die Gewinne, noch weniger aber um den Inhalt der mitvcrlvvsten Bücher zu bekümmern. Wir enlhaUeu uns jeder Bezeichnung eines Verfahrens, welches einen Verein, wie den Albertvercin zur Firma einer parlikularistischen Propaganda macht. (Es wurden vom „Vlüthenstrauß" circa 26,000 Exemplare zu^Gewinnmi verwendet. Ein INI Sommer namentlich besuchter Ausflugsort der Dresdner, der Gastoos zum weißen Adler auf der Bautznerstraße am weißen Hirsch bei Dresden gelegen, jg vorgestern eingcäschert worden. Gegen Mittag kam auf noch unerklärte Weise dort Feuer ans, das wegen augenblicklichen Mangels an Wasser und Spritzen so rasch um sich griff, daß binnen Kurzem fämmttickc Gebäude in Flammen standen. Die nach und nach hcrzugekommcncn Feuerwehren konnten ihre Hilfe leistung nur auf das Niederreißen des Gx„iäners >,. s. >v. beschränken. Mühlau bei Vnrgttädl, 25 Juni. Der „Bürgst. Anz." berich tet: Am letzlverflosseinn Sonntag geht Ler Züumcrmannn Granz, Welcker von Burgstädt kommt, wo er sich ein kleines Fläschchen mit Salzgeist, daß er zum Bindemittel beim Löihen einer Gießkanne an- wendrn will, geholt hat, auf das Kartoffelfeld, um seiner mit Hacken beschäftigten Ehefrau zu Helsen und setzt, um sich «richt zu verletzen, das Fläschchen aus seine sogenannte Kartoffelzeile, vergißt aber, dasselbe beim Fortgehen mitzunehmen. Bald daraus kommt die Frau des hiesigen Einwohners Ullmann mit ihrem Vater, dem Strumpfwirker Seifert und ihren 4 Kindern, um ihre Kartoffeln, welche ebenfalls auf dem vorerwähnten Felde stehen, zu besehen. Während sie sich so freuen über das Gedeihen oer Früchte, kommt schreiend einer ihrer Knaben, 5'/2,Jahr alt, und deutet auf seinen Mund. Bei näherer Untersuch ung crgicbt sich, daß der Knabe das Fläschchen mit dem Salzgeist gefunden, von der Flüssigkeit getrunken und so Mund und Schling organe sich verbrannt hatte. Sofort herbeigerufene ärztliche Hilfe sowie alle angewandten Mittel konnten aber nicht verhindern, daß der arme Knabe unter großen Schmerzen Tags darauf verschied. Der „Dresdner Presse" meldet man aus Plauen i. V., 23. Juni: Wie anderwärts, so macht sich auch hier eine beträchtliche Herabmin derung der Arbeitslöhne, namentlich für Bauhandwerker und eine Verringerung der hochgeschraubten Matcrialpreise geltend. Sie hängt ohne Zweifel auch mit dem Rückgänge des ganzen Geschäfts zusam men, namentlich das Stickereigcschüft geht seit Monaten sehr schlecht. Schneeberg, t. Juli. Abermals haben sich gestern in unserer Gegend mehrere sehr schwere Gewitter entladen, welche, von Nordwest nach Südost gehend, sich durch die große Anzahl und Heftigkeit ihrer Schläge auszcichnelen. Während es in unserer Stadt in Bäume und Häuser mchrsach cinschlug, ohne zu zünden oder wesentlichen Schaden zu thun, wurden dagegen das Wohngebäude und die Wirth- schastsräume des Schuhmachers Hay in Neucwelt bei Schwarzenberg in Flammen gesetzt, die 5 Bewohner deS Hauses aber mehr oder weniger betäubt. Am meisten ist der 16jährige Lehrling durch dkil Blitzschlag afsiziert, bei welchem sich ebenfalls das Phänomen der Blitzftgurcn wiederholt hat, indem sich die Zickzacklinie des Blitzes senkrecht durch die Pupille deS eineu Auges gehend, im kleinen Maß stabe darstellt. In Schwarzenberg selbst schlug der Blitz ebenfalls in einige Bäume, während in Crandvrf ein köjährigcs Mädchen ge- tödtet wurde. Annaberg, 30. Juni. So eben Nachmittag i/,4 Uhr haben wir ein sehr heftiges Gewitter, verbunden mit Wolkenbruch und Schloßen und liegen in Folge dessen ans der Wolkensteiner Gasse stellenweise ca. 1 Elle hoch. Was das Gewitter für Schaden an den Fcldsrüchten angerichtet, läßt sich noch nicht übersehen. Am 29. Jimi Nachmittags schlug der Blitz iu das sogenannte rothe Gut in Gospersgrün, wobei drei Kühe getödtet und daS in Brand gerathcne Wohnhans eingeäschert wurden. Ferner tödtete der Blitz im Bachmann'scheu Gute in Griesbach bei Schneeberg eine Kuh und riß einer andern das Horn ab, während in der Umgebung von Schneeberg durch den starken Platzregen vielfacher Schaden an Gär ten und Wegen angerichtet worden ist. Berlin, k. Juli. Nach den rcsultatlosrn Verhandlungen der hiesigen Weber mit den Fabrikanten, deren Herbeiführung eine Lohn erhöhung von 33'/» Prozent bezweckte, beschlossen sämmtliche Weber meister und Gesellen, zusammen etwa 8000, die Arbeit einzustellen und durch ein von ihnen gewähltes Comitee die Unterhandlung fortzü- setzen. Die Arbeit hörte thatsächlich heute in allen Werkstätten auf. Ein Telegramm des „Dr. I." vom 29. Juni meldet auS Wien, daß daselbst ein Wolkenbruch inedergcgangen ist. Im Weltausstellungs- gcbäude ist die deutsche Abtheilung und spcciell Sachsen fast unver letzt geblieben, Frankreich aber etwas beschädigt worden. — Wiener Journale melden über den gestrigen Sturm mit heftigem Regen, ihre Angaben über den Schaden am Weltausstellungsplatze stimmen aber nicht überciu. Thatsache ist, daß die Gartenanlagen um den AnS-