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Ers cheirrt jeden Wochentag früh » Uhr. Inserate «er« d« N« Nachmittag« ! Uhr für die nächst« erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich 15 Ngrlt Inserate werd« die gespaltene Zeile oh er der« Raum mit S berechnet. 72. Montag, den 3«. März. 1887. ^ Tagesgeschichle. Dresden. Der Waldschlößchenbrand hat doch auch ein Menschenleben gekostet. Der Feuerwächter dieses Etablissements, welcher bei der versuchten Bewältigung des Feuers sich thätig betheiligte und dabet schwere Verwundungen erhielt, ist denselben erlegen. Preußen. Das preußische Gesetz über unerlaubtes Cre- ditiren an Minderjährige vom 2. März d. I. lautet außeror dentlich streng. Wer in gewinnsüchtiger Absicht und unter Be nutzung des Leichtsinns oder der Unerfahrenheit eines Minder jährigen sich von demselben Schuldscheine rc. ausstellen, oder auch nur mündlich ein Zahlungsversprechen ertheilen läßt, soll mit Gefängniß von drei Monaten bis zu einem Jahre und mit Geldbuße von fünfzig bis zu eintausend Thalern, sowie mit zeitiger Untersagung der Ausübung bürgerlicher Ebrenrechle be straft werden. Wer sich ferner von einem Minderjährigen un ter Verpfändung der Ehre, auf Ehrenwort, eidlich ober unter ähnlichen Versicherungen oder Betheuerungen die Zahlung einer Geldsumme oder die Erfüllung einer anderen auf Gewährung geldwerther Sachen gerichteten Verpflichtung aus einem Rechts geschäft versprechen läßt, oder wer eine Forderung, von welcher er weiß, daß deren Berichtigung ein Minderjähriger in der vor gezeichneten Weise versprochen hat, sich crediliren läßt, hat Gc- fängnißstrafe bis zu einem Jahre oder Gclcbuße bis eintausend Thaler verwirkt. Auch kann zeitige Unter,agung der Ehrenrechte erkannt werden. — Der König von Preußen hat unter der Eiche in der Jungfernhaide, wo am 10. März vor. I. der Geueralpolizei- director v. Hinckeldey im Zweikampfe fiel, ein 8 Fuß hohes Kreuz mit dessen Namen und dem Datum seines Hinscheidens errich ten lassen. Der Leipziger Zeitung schreibt man aus Berlin: „Aus Wien ist kürzlich eine auf die holftein-lauenburgisa e Angelegen heit bezügliche Note hier cingegangen, in welcher vorgeschlagen wird, seitens der deutschen Mächte die dänisch-deutsche Ltreilfrage noch nicht sogleich an den Bund zu bringen, sondern zunächst nochmals den Weg gemeinsamer, eindringlicher Vorstellungen in Kopenhagen zu versuchen. Das Wiener Cabinel beantragt zu diesem Ende den Erlaß gleichlautender Noten an Dänemark und verspricht sich von solchem Schritt Len gewünschten Erfolg. Wie verlautet, ist die jetzige Kundgebung Oesterreichs durch eine preußische Nole hervorgerufen worden, welche alsbald nach dem Eintreffen des dänischen Abgesandten v. Bülow in Berlin von hier aus an das Wiener Cabinct gerichtet wurde. Es scheint für eine abermalige Separatverhandlung mit den, Kopenhagener Cabinet in hiesigen politischen Kreisen freilich keine besondere Meinung zu bestehen. Von den Entschließungen unserer Negie rung in Bezug auf den österreichischen Vorschlag ist noch nichts bekannt." Unweit Gotischer in Illyrien, in dem fürstlich Auers- pergschen Urwalde, Hal vor Kurzem der Waldhüter scsork in Begleitung zweier mit Hacken versehener Arbeiter 4 Bären er legt. Zwei davon schienen mindestens 10 bis 12 Jahre alt, die beiden andern mochten im Alter von einem Jahre und darüber stehen. Dem wackern Jäger ist ein Schußgeld von 150 fl. ver abfolgt worden. Baiern. Als Zeichen der Zeit in München bemerke ich, daß ein großer Theil des Volts an den Uule'gang Ler Welt glaubt, der, wie sogar in der Vorstadt An aepiekigl wor- den sein soll, unfehlbar am 13. Juni L. I. er olgen muß, und daß unlängst ein hier wohnhafter, sekr gebildeter und geachteter Norddeutscher von einem Benetictiner auf de, Liraße in ulürt wurde, weil er vor Lem hinter ihm nachiolgenteu Sanctnsiuunn den Hut nicht abgenommen Hane, vtelmehr, ebe tasselbe ihm nahekam, in eine Seitenstraße eingcbogeu war. Auf Bejchwerke des Jnsultirten wurde eine polizeiliche Umeisuchung eu geleitet; das Resultat ist aber bis jetzt noch nicht bekannt gemacht wor den. Ein Seitenstück hierzu bildet, daß der kein protestantischen, zu Beerdigungen nach Lem Friedhof sich begebenden Geistlichen voranschreitende Kreuzträger jüngst einen auf dem Fußwege vor ihm hergehenden Herrn, der nicht wußte, wer ihm nachkam, sehr unsanft und unter den Worten: „Platz gemacht!" mit dtm Kreuze zur Seite schob. Bernburg, 9. März. Der Anhalt'sche StaatSanzeiger bringt eine amtliche Bekanntmachung, wonach die im Jahre 1849 ausgegebencn 100,000 Stück Anhalt-Dessauischen Staats kassenscheine zu 5 Thaler bis zum 1. März 1858 eingezogen werden sollen. Pottiga im Fürstenthum R. j. L. Hier ist eine junge Frau gestorben und obgleich sie katholischen Glaubens war, gleich als eine Protestantin, unter zahlreicher Theilnahme der Protestanten, aus welchen die hiesigen Einwohner bestehen, öffentlich und feierlich beerdigt worden. England will, wie es heißt, das Projekt unterstützen, daß der Prinz Eduard von Sachsen-Weimar, welcher jetzt als Oberst in der englischen Garde dient und mit einer Tochter des Her zogs von Richmond in morganatischer Ehe vermählt ist, zum Regenten der vereinigten Donaufürstenthümer (Moldau und Walachei) eingesetzt werde. Belgrad, 17. März. Gestern ward der Bestätigungsfer- man für den preußischen Konsul für Serbien, Ritter v. Meroni, in der Festung, in Gegenwart serbischer und türkischer Groß- würdenträger, feierlich verlesen und mit 21 Kanonenschüssen salutirt. Hiernach wurde vor der Wohnung des Konsuls das Wappen heransgehangcn und die preußische Flagge zum ersten Mal in Serbien aufgehißt, worauf Lie serbischen Kanonen und die Flaggen der übrigen Konsulate, ausgenommen die des eng lischen, ebenfalls salutirten. DaS österreichische Generalconsulat übergab an demselben Tage alle preußischen Unterthanen, welche bisher unter österreichischem Schutz standen, ihrer nunmehr ge setzlichen Behörde. Das Pays bringt nach einer Korrespondenz aus Jassy folgende Di:ails über die Ausgaben, welche die österreichi sche Occupationden moldauischen Finanzen verursacht hat. Diese Ausgaben wurden unmittelbar vom Staatsschatz oder von den Stadtkassen getragen; sie erstrecken sich nur auf den Zeitraum vom 4 Sept. 1854 bis 1. Nov. 1856. 1) Feue rung, Licht, Talg und Stroh 2,344,111 Piaster; 2) Möblirung der Hospitäler und Kasernen 733,461 Piaster; 3) Miethe für Privathäuser, die als Hospitäler oder Kasernen dienten, 1,494,658 Piaster; 4) Reparatur dieser Häuser nach der Occupation 457,817 Piaster; 5) Errichtung von Stallungen 1,040,974 Piaster; 9) Lieferung von Fuhrwerken 1,098,500 Piaster; 7) unvorbergesehene Ausgaben, wie Wäsche in den Hospitälern rc., 155,140 Piaster. Im Ganzen 7,294,691 Piaster. Hierunter sind nicht mit inbegriffen das aus den Holzungen der Geistlich keit gratis geholte Holz, noch die Gehalte für die Angestellten, welche die Occupatio» speciell erforderte, noch die Micjhe für die Einguartierung der Soldaten bei Privatleuten, welche eben falls graus war, sowie auch Feuerung, Licht, Bett, reine Wä sche von dem Commandirenden an bis zum gemeinen Soldaten; alles Das sind Ausgaben, welche den Einwohner» zur Last fal len und man kann sie jährlich folgendermaßen schätzen: 500 Dukaten für einen General, 300 Dukaten für einen Oberst oder Major, 100—200 Dukaten für einen Hauptmann oder Lieutenant, 20 Dukaten wenigstens für einen Gemeinen. Was Lie Walachei betrifft, so genügt es, um eine Idee von den Aus gaben zu geben, weiche die Occupation verursacht hat, zu sa gen, daß der walachnche Staatsschatz sich eine Schuld von 22 M ll. Piaster aufgebürdet hat, welche die jetzige Verwaltung ihrer Nachfolgerin vermacht. Russland. Der Kaiser von Rußland wird seine schon früher projcciirte, dann wieder autgegebenc Reise nun doch noch kommenden Mai antreten. Er will dem Vernehmen nach Frank reich und Sardinien besuchen; während seiner Abwesenheit leitet eine Regentichafiscommission, an deren Spitze zwei seiner Brü der sieben, die staatsgeschafte. — Eine kaiserliche' Verordnung erhebt die an der chinesischen Grenze gelegene Stadt Kiachta zur