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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Donnerstag, »en 21 Januar 1915 ^16 In Interesse der Sicherheit des Fah-- und Fußoerk hcs bringen wir untere Bekannt- Waldung vom 9. Dezember 1909, wonach auf alle« öffentliche« Straffe«, «ege« ««d Plätze« das Rodeln zur Vermeidung von Geldstrafe bis zu 60 Mark oder ent sprechender Haflstrafe «nterfagt ist, hiermit in Erinnerung. Hierbei wird aber zur Kenntnis gebracht, daß, abgesehen von der im Liitzelthal geschaffenen Rodelbahn, von einigen Grundstücksbesitzern und -Pächtern in dankenswerter Weise noch folgende Grundstücke unentgeltlich zum Rodeln überlassen werden. In der Ritterguttflur Frankenberg Abhang südlich der Schankwirtschaft „Tyrol", Schlucht an der Frankenberg-Mittweidaer Staatsstraße (nach den sogenannten Bauwirsen sührrnd), in der Sladtflur Frankenberg Abhang von der Seminar- und Scheffelstraße nach dem sog. Schützrnteuh, Abhang au der Reichsstraße nach dem Mühlbach östlich Naumanns Scheune, Abhang an der Hammrrtalstraße westlich Jägers Villa, Abhang nach der Mühlbach- talstraße nördlich des an LohsrS Gärtnerei vorüdrrführrnden WirtschaftSwegeS und der sog. Rehberg südlich L'ppmannS Wattfabrik. Stadtrat Frankenberg, am 18. Januar 1915. 74. Johrgon«" Tageblatt - Bestellungen Unter den Rinder« des Rittergutes Niederltchte«a« ist di« Maul- ««d INa«e«seuche iestgestrHt worden. Sperrgebiet gelten das Sruchrngehöft und die Gehöfte Ort«!-Nr. 23, 32 und ov für Niedrrludtrnau. Das Beobacht««gSgebiet wird aus dem übrigen Teile deS Ortes und aus der Gemeinde- und Ruterguteflur Nirderlichtenau gebildet. . , Mr den Sperrbezirk gelten die Bestimmungen in den 88 162, 163 und 164 und für das Beobachtungsgebiet diejenigen in den 88 166 und 167 dec untrrm 7. Dezember 1911 erlassenen AuSsührungsvorschriften deS Bundesrat« zum Birhseuchengesetz, vom 26. Juni 1909, Gesetz- und Verordnungsblatt sür das Königreich Sachsen vom Jahre 1912 Seite 83 flg, deren Wortlaut in Nr. 4 des Frankenberger Tageblattes vom 6. Januar dieses Jahres zu ersehen ist. Flöha, den 19. Januar 1915. Li- Königliche > ———iiii-i-, S-S-SSs-m- "w zu wiederholen. Der Wochenbericht des französtchen Haupt quartiers bestätigt ferner die von Fraiizosen uüd Garibal- dtnern im Argonnenwalde erlittenen Verluste mit der Be merkung, die todesmutigen Garibaldiner würdm in de« Fehler deS ungedeckten BorstürmenS, der ihnen schweren Schaden zufügte, nicht wieder verfallen. Nach Pauser Meldungen, die über Rom eintrafe», will da- französische Kriegsministerium einen beim Panamakanal sowie im Bergbau bereit- trefflich erprobten, mit Dampf getriebenen Apparat zur Herstellung von Schützengräben, die sogenannte Dampsschaulel, bet dem Herre «inführen. Mildem neuen Apparat kann man auch die härtesten Felsen auS- höhlen. Als Ausgleich deS deutschen Erfolge- bei SoissonS wollten di« Franzosen bet La Baffer siegreich gekämpft und di« Deutschen au- ihren Stellungen geworfen haben. Dt^An- gäbe ist frei erfunden, da brr La Bafsre feindliche Angriff« auf uns«r« Stillungen überhaupt nicht stattg-fknden haben. Vari», 19. Januar. Amtlicher Bericht von gestern abend 11 Uhr: Infolge einer durch Platzen einer Granat« verursachten Explosion de- Munitionslagers wmde ein Teil de- von unseren Truppen besetzten Dorfes La Boisrll« eingr- äschert. Wir mußten e- räumen, eroberten rS aber am Vor mittag des 18. Januar in einem starken Gegenangriff zurück. Der Feind beschoß St. Paul nahe So.ssonS. — In der Champagne überflogen deutsch« Flugzrug« unsrr« St«llung«n, wurden aber mit Geschütz- und Maschinengewehrseurr empfan gen. Zwei von ihnen fielen innerhalb unserer Linien bei Bar-le-Duc nieder. Dir Flugzeuge warm nahezu unversehrt. Bier Flieger wurdm gefangengmommen. — In drn Argonnm zeitweilig auSsetzrndeS Geschütz- und Gewehrfeuer. Bon den Argonnen bis zu den Vogesen Schnresturm. v Pari-, 20. Januar. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag 3 Uhr. Im Gebiet um ArraS brachte unsere Artillerie die feindlichen Batterien mehrfach zum Schweigen. Wie schon gestern gemeldet, mußten wir nach ziemlich lebhaf tem Gefecht unsere Stellungen in La Boisselle infolge Bran des räumen, wir eroberten sie aber am 18. bei TageSgrauen wieder. Im Gebiet von SoissonS herrschte absolute Ruhe. Nördlich von Pont - Mouffon eroberten wir neue Schanz arbeiten im Le P Stre>Walde, wo wir j-tzt 500 Meter deut scher Schützengräben besitzt haben. Im Oberelsaß nur Ar« tillerirkampf. v Zürich, 19. Januar. Oberst Müller schildert in der „Neuen Züricher Zeitung" die Anlage der deutschen Feld befestigungen und bemerkt u. a., daß die Befestigungsarbeiten fast ausschließlich der Infanterie zufallen, die darin einen bohen Grad der Durchbildung aufweise. Dl« Befestigung«- werke seien mustergültig. Ein Oberst habe ihm versichert, daß er in solchen Stellungen mit einer Kompagnie einem feindlichen Bataillon die Spitze zu bieten vermöge. v Genf. Dl« kühnen Flüge der Zeppelin« und die Taten der deutschen Flieger haben den Militärgouvrmeur von Pari-, General Gallieni veranlaßt, umsassendste Maß regeln zu treffen. 550 Flngmaschtnm, dir jetzt drn Be obachtungsdienst versehen, sind jeden Augenblick zur Btt- Für unsre braven Krieger. AuS den in diesen Tagen gesammelten Sachen solle» für un>re Soldaten im. Felde Beinkleider, Unterjacken, Ueberzirhwesten, besonder- Decken gefertigt werden. Dieser Aufgabe w'll sich die hiesige FraurnarbritSschule unterziehen. ES bedarf vieler tätiger Hände, und rS gilt, möglichst schnell die Sachen zur Ablieferung fertig zu stellen. An die nähkundige« Frauen aller Stände ergeht die Bitte, sich an diesem Werke zum Wohle imsrer kämpfenden Truppen zablretch zu beteiligen. Es wird gearbeitet in Nr. 42 und im Zrichensaale der Bürgerschule und zwar in dieser Woche Donnerstag von abends 8 Uhr, Frestag von 6 Uhr und Sonnabend von 2 Uhr ab. Schere, Nähzeug, Metermaß m tbringen. Lirektio« per Fra«e«arbeitSsch«le. lm Linemelcd Der 10. Jahrestag des „blutigen Sonntags" von Pe tersburg erweckt die Erinnerung an die schwere revolutionäre Erhebung, die nach dem unglücklich verlaufenen Kriege mit Japan in weiten Bezirken Rußlands hervortrat und da mals von der Regierung in Petersburg als das Werk Eng lands und Japans bezeichnet worden war. DaS Jahr 1905 hatte Rußland am 2. Januar die Kapitulation von Port Arthur gebracht, dessen viel geschmähter Kommandant, Ge neral Siüffel, eben jetzt gestorben ist. Er war ein Werkzeug der russischen Korruption wie dir Mehrzahl der Großen im Zarenreiche und nicht besser und nicht schlechter als die an- drrrn. Vom 24. Februar bis zum 10. März wütete die Schlacht bei Mulden, die sür Rußland einen unglücklichen Ausgang nahm, am 27. und 28. Mai wurde die russische ...Flotte bei Tsuschima vernichtet, Ende August machte dann " der drmütigrnde Vertrag von PortSmuth dem traurigen Krieg« rin Ende, dem d«r Tragödir zweiter Teil jedoch in der blu tigen Rroolüffon folgte, mit ihren Einzelmorden hervorragen der Persönlichkeiten und der Massenntedermetz lung von Ar- bestem und Bauern. Eingeleitet wurde diese Schrrckenszeit durch den Scharfschuß, der am Tage der Wasserweihe, dem 19. Januar unseres Kalenders, auf das Winterpalais zu Pe tersburg abgegeben wurde, und den Zaren, der Zeuge deS Vorganges gewesen war, veranlaßte, sich in das Heerrslager von SarSkoje Selo zu begeben. Die Kartätsche war über die Köpfe des ZarrnpsarrS hinweggesaust, hatte die Fenster des Ntkolai'ualrS zertrümmert und in dem Saale verschiedene Zerstörungen angerichtet. Es hieß, daß kein planmäßiger Anschlag, sondern nur rin grobes Versehen Vorgelegen habe. Am 22. Januar erschien dann daS mehr als 100000 Mann starke Arbriterheer unter Führung deS Priesters Gapon, um dem Zaren, dessen Abreise geheim gehalten worden war, «ine Bittschrift zu Gunsten des Erlasses einer Verfassung zu überreichen. Als die Masse in Nebenstraßen abgedrängt werden sollte und aus ihrer Mitte heraus ein Schuß fiel, griff da« Militär ein und feuerte auf die Menge. Gegen 3000 Arbeiter blieben tot auf dem Platze, viele andere Tau sende wurden verwundet. Aufruhr und Arbeiterstreiks in allen größeren Städten Rußlands waren die Antwort auf dieses Blutbad. Zu Hunderten wurden überall die Rrvolu- tionär« nirdergrmacht, nachdem General Trepow zum Gou verneur von Petersburg ernannt worden war. Am 1. Fe bruar empfing der Zar in SarSkoje Selo eine Arbeiterdepu- tation und erklärte, ohn« deren Ansprache anzuhören, daß er di« brgangme Schuld aufhrbe und Rußland rin« Versüssung geben werde. Während inzwischen noch zahlreiche Bluttaten begangen wurden, wir erwähnen nur dle Ermordung deS Groß fürsten Sergius, wurden die Grundlagen der Verfassung auS- gearbeitet, die am 31. Oktober als daS sogenannte Oktober- manifest erschien. , In diesem Dokument, daS nur dem Buchstaben, niemals aber dem Geiste nach auSgrführt wurde und in Rußland das „vergessene Dokument" genannt wird, versprach der Zar der Bevölkerung di« unerschütterlichen Grundlagen der bürger lichen Freiheit zu verleihen, di« aus di« wirtlich« Unverlrtz- lichkeit drr Person««, dir Fr«thrit d«S GrwissenS, des Wortes, -MU flr die MM -M-iiMmW MS-, das MM -MM M den Wtr-t zu HMM, i. t Sa — Druck und Lerlaa vou C. S. Roßberg la Frankenberg l. Sa. «erantworlNcher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg >. va. » ?7ri7^^77777^7177'^^ 777! 7/ I» Rücksicht auf di« Sicherheit deS Verkehr« auf den öffentlichen Straßen und Fuß- weaen sehen wir uns veranlaßt, nachstehende, bei Wi«terwetter ge«a« ZU beobach» te«de Bestimmungen der Straffe«« «ud Berkehr-ordnung emmt einzu,chärfen. 1. Die Grundstücksbesitzer haben läng« ihrer Grundstücke bei Schneefall und Tauwetter de« Schnee ««d de« Sch«eeschltcker von de« Fußwege« zu beseitige« und den Schnee Mische« Fußweg ««d Kahrbah» aufzuschichteu, und, wo die- nicht angängia ist, aut ver Kahrbah« in nicht verkehcshinvrrltcher Weise auözubreite«; die Schuittgeriuue sollen dabei dauernd in sch«ee» ««d eis« freiem Zustaude erhalte« werde«. 2. Bet Glätte Haven die Grundstück-b Ntzrr di« Fußwege läng- lhr«r «rundstücke mit Sand oder wenigstens klarer Asche zu bestreuen. Wo Fußwege nicht bestehen, erstrecken sich die unter 1. und 2. in Betreff der selben gegebenen Verpflichtungen auf eine» 2 m breit«» Str«tfen drr Straße läng- dr« Grundstücks. . 7 -- 3. Ei-zapse« welche nach der Straß« zu überhängrn, sind von dm Grundstück«-«- sttzrrn spätestrn« bis 9 Uhr Vormittag zu beseitigen. Auch haben di« Hausbrsttzer dafür Sorg« zu trage», daß bet Tauwetter kei«e Schneemaffe« Vo» de« Lächer« auf di« Straße falle«. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Vorschriften werden aus Grund von 8 266 Ziffer 10 des ReichSstrafarsetzbuchrs geahndet. Stadtrat Frankenberg, am 18. Januar 1915. drr Versammlungen und Bereinigungen gegründet ist. Es sollten fortan auch die Klassen drr Bevölkerung, die bisher davon ausgeschlossen waren, die Wahlberechtigung erhalten, und rS sollte kein Gesetz mehr ohne die Genehmigung der aus den öffentlichen Wahlen hervorgegangenm Reichsduma in Kraft treten können. Das Manifest machte einen tiesm Eindruck; in allen Restaurants und auf drn Straßrn um- armten sich dir Lrutr bri seinrm Bekanntwerden, auch die Offiziere beteiligten sich an dem allgemeinen Jubel. Von drn Verheißungen des Zaren, dafür wußte das Altruffentum zu sorgen, wurde nur sehr wenig Wirklichkeit, und da- russische Volk seufzt unter drr Knutr setnrr habgirrigen Beamtenhier- archie heute kaum wrnigrr al- vor dem Erlaß des Oktober- manifestes. Aber Druck erzeugt Gegendruck; die aus dem Zarenreiche heraussickernden Gerüchte von bevorstehenden oder bereits ausgebrochenen inneren Unruhen entbehren sicherlich nicht der tatsächlichen Unterlagen. Die Kämpfe im Weste« v Auf dem wrstlichen Kriegsschauplatz sanden nach dem jüngsten Berichte unsere- Großen Hauptquartirr« nur un bedeutende Scharmützel und Artilleriekämpfe statt. Es herrschte also eine kurze Pause. Den Offensivgedanken haben die Franzosen anscheinend nach drn genannten trüben Ersahrungen gänzlich aufgegrben. Ein hervorragender Pariser Militär- kritiker und General warnte erneut vor unnützen Angriffen auf die deutschen Stellungen, die er eine uneinnehmbare Mauer nennt. Stürme auf eine todspeiendr Mauer kosteten nur schwere Menschenopfer und erzielten keine Ergebnisse. Di« Erfahrung«» drr Französin müssen sehr bitter gewesen sein, daß sie sich selber rin derartige- Armutszeugnis auS- stellen. — Georges Clemrnc«au führt den Gedankrn noch weiter aus, indem er den als unmöglich bezeichnet« Angriff für die einzige Rettung erklärt. Der bissige Staatsmann sagt u. a.: Der Schützengrabenkrteg ist kein Geniestreich und darf keine spaltenlangrn Kommentare entfesseln, wie dies trotz drr magrren Ergrknissr drr lrtztrn Monate geschehen ist. Man hat Frankreich zur Geduld ermahnt, darf aber nicht allein mit dem Abnutzung«kriege und der Wirkung einer wirtschaftlichen Blockade, noch mit dem Eingreifen etwaiger Verbündeten rechnen, um den Krieg siegreich zu beenden. Dies kann nur rin starker Angriff erreichen. Frankreich muß vor allem nur mit sich zurrst selbst und mit eigenen Anstrengungen rechnen und sich zurrst selbst Helsen. Nach Pariser Meldungen, di« über Genf etntrafen, war drr brdrutrndste Erfolg des deutschen Sieges an der AtSne di« wirksame Beschießung des allerletzten Haltepunkte« der Maunouiyschrn Truppen, drr Sotssons-Borstadt Saint Paul. Joffre ließ beruhigend Mitteilen, die Deutschen befändrn sich in einer für Saint Paul ungefährlichen Stellung an drr Kreuzung der Wege nach Maubeug« und Crouh Dieser Auf fassung de« Generalissimus entgegen zerstörte daS jüngste Bombardement den für die Verbindung mit RrimS besonder« wichtigrn Saint Paulrr Bahnhof und erzielte eine fast voll ständige Isolierung der Stadt SoissonS. Die Joffre-Note erwähnt das Bombardement, doch ohne die Beschwichtigung