Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nr. 191 — 97. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Mittwoch, den 17. August 1938 Postscheck: Dresden 2640 Dos „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt ^"^Eer Tageblatt' erscheint werktags nachm 4 Uhr DezugSpr. monatl 2RM frei HauS, bet Postbestellung ».8b RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer 10 Rv* Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu leder Zett Be- stellungen entgegen Im F-Lk höd,reiGkw°ii°»-r Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonniger Bcirt-b«s,srun. -en besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung deS Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfo'.gt nur. ?venn Rückporto betlregt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anzeigenpreise lavl aufltegender Preisliste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: M Rpsg. — Dorgeschri» bene Erscheinungstage und P atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtig«. — Anzetgen-Annahm« bis vormittags Iv Uhr ... , Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermi«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen üb-rne» men wir lein« Gewähr. ' — Bei Konkurs und Zwangsvergletch erlischt leder Anspruch «sf Nachlaß. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten Bemerkungen zum Tags Frankreichs Lustwaffe Der Besuch des Chefs des Generalstabes der franzö sischen Luftwaffe, General Vuillemin, in Deutschland, mit dem Vuillemin den Besuch des Staatssekretärs der Luftfahrt, General der Flieger Milch, bei der französischen Luftwaffe erwidert, lenkt die Aufmerksamkeit auf Frank reichs Luftrüstung, die im Rahmen der allgemeinen fran zösischen Aufrüstung ein bedeutsamer Faktor ist. Seitdem Daladier, der als starker Mann in Frankreich gilt, den Aufbau der französischen Wehrmacht in die Hände ge nommen hat, hat auch die Luftwaffe Frankreichs eine bemerkenswerte Umorganisation und Verstärkung er fahren. Der heutige Luftmintster Guy la Chambre, ein Vertrauensmann Daladiers, ist bemüht, die Rüstungs programme, die unter seinem Vorgänger Pierre Cot nicht planmäßig durchgeführt wurden, jetzt beschleunigt zu er füllen. Eine seiner Hauptaufgaben sieht der französische Luftfahrtminister in dem Wiederaufbau der Rüstungsindustrie, die dank der Volksfront und der unter ihrem Regime zur Tagesordnung gehörenden Streiks in Verfall geraten ist. Frankreich baut seine Luft waffe nach Trennung von der Bodenorganisation zu einem Instrument aus, das zur Führung eines selbständigen Luftkrieges befähigt und imstande sein soll, offensiv und defensiv nach den Anschauungen moderner Luftkrieg führung zu operieren. Landarbeiter und Industriearbeiter Wenn die deutsche Ernährungswirtschaft ihre Auf gaben erfüllen soll, dann muß die Landflucht zum Stehen gebracht werden und darüber hinaus eine Rückwanderung entfremdeter Kräfte erfolgen. Zur Bewältigung der Land arbeit brauchen wir den Landarbeiter und die Land arbeiterfamilie. Ausländische Wanderarbeiter stellen ebenso wie freiwillige Erntehelfer nur einen Notbehelf dar. Aus den entsprechenden Erkenntnissen heraus hat der Reichs nährstand in den einzelnen Landesbauernschaften Tarife und tarifähnliche Regelungen erlassen, die auf die Schaf fung von Deputantenstellen bedacht sind. Mit Nachdruck ist auch schon mit der Herstellung von wohnlichen Land- arbeiterheimen begonnen worden. Dennoch läßt sich fest stellen, daß Landarbeiterstellen unbesetzt bleiben und Land arbeiterwohnungen oft leerstehen. Das ist besonders im Nachbarbereich der Reichshauptstadt der Fall. In einer Wirtschaft von 55 Hektar wurden früher neben zwei weib lichen Arbeitskräften vier vollwertige Landarbeiter be schäftigt. Heute verfügt der Hof nur über das Bauern ehepaar und zwei nicht voll einsatzfähige Männer. Es be findet sich auf dem Hofe ein Wohnhaus mit zwei Land arbeiterwohnungen, von denen jede einen nach städtischen Verhältnissen berechneten, Wohnwert von 70 bis 80 Mar! je Monat hat, ungerechnet Stall, Garten und den zur Kartoffelbestellung gepflügten und gedüngten Acker. Die Wohnungen stehen aber leer. Es Hal sich keine Land arbeiterfamilie dafür gefunden, obwohl der betreffende Bauer dem Manne einen Wochenlohn von 18 Mark ohne Abzüge auszahlen, die Wohnung mietfrei überlassen und nach dem Tarif des Reichsnährstandes jährlich 84 Zentner Speisekartoffeln, 24 bis 30 Zentner Roggen, 30 Zentner Kohle, sechs Meter Holz, täglich einen Liter Vollmilch und für jedes Kind einen halben Liter zur Verfügung stellt. Es wird von den in Betracht kommenden Kräften leider immer noch ausschließlich der Barlohn bewertet und mit den Jndustrielöhnen verglichen. Dabei wird der Wert der Sonderleistungen und Naturaldeputate völlig außer acht gelassen. Wer ein guter Rechner ist, der wird sich unschwer ausrechnen können, daß der Landarbeiter keines wegs schlechter gestellt ist als der Industriearbeiter. Politik des Säbelrasselns Während die Sudetendeutschen mit geradezu be wundernswerter Geduld den Terror der tschechischen Soldateska, der Behörden und Marxisten ertragen und verbissen ihren Kampf um ihr Recht sortführen, ohne sich herausfordern oder beirren zu lassen, verstärkt Prag den Terror gegen das Sudetendeutschtum immer mehr. Die Prager Presse überschlägt sich in Verleumdungen und Ver unglimpfungen der Sudetendeutschen, die Kommunisten fordern offen zur Sabotage der Einigungsbemühungen Lord Runcimans auf, und dietschechischenArmee- kreise haben kürzlich durch ihren Aufruf bewiesen, daß sie die Verhandlungen mit den Sudetendeutschen auf jeden Fall stören wollen. Bezeichnend für die Taktik Prags ist es, daß am Dienstag, am selben Tage, an dem die zweite große Konferenz zwischen der tschechischen Regierung und den Vertretern der SdP. stattfand, der Oberste Verteidi gungsrat der Tschecho-Slowakei tagte. Das ist die Politik des Säbelrasselns. Die Armee scheint alles daranzusctzen, um die Regierung unter ihren Einfluß zu zwingen und die Verhandlungen mit den Sudetendeutschen zu stören. Terror also von allen Seiten. Aber das Sudetendeutschtum wird man auf diese Weise nicht mürbe machen. Stärker als der Terror ist das Recht, das auf feiten des deutschen Volkstums steht! Eigene Vorsicht — bester Unfallschutz! Der französische Fliegerbesuch Der Empfang General Vuillemins in Staaken Der Chef des Generalstabes der französischen Luft waffe, General Vuillemin, der auf Einladung des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Göring, Standorte der deutschen Luftwaffe und Anlagen der Luftfahrtindustrie besucht, traf am Dienstagmittag mit seiner Begleitung im Flughafen Staaken bei Berlin ein. Zu Ehren des Gastes wehte über dem Fliegerhorst Staaken neben der Reichskriegsflagge die Trikolore. Zum Empfang hatten sich der französische Botschafter Francois- Poncet, der französische Luftattachs in Berlin, Oberst de Gefrier mit seinem Gehilfen Hauptmann Stehlin sowie der französische Militärattache General Benondeau einge- funden. Von deutscher Seite waren anwesend als Ver treter des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehls habers der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Göring, der Staatssekretär der Luftfahrt, General der Flieger Milch, ferner der Chef des Generalstabes der Luftwaffe, General leutnant Stumpff, der Befehlshaber der Luftwaffe Gruppe I, General der Flieger Kesselring, der Chef der Zentralabteilung im Reichsluftfahrtministerium, General der Flieger r i Witzendorf, der Generalinspektor der Luftwaffe, Generalleutnant Kühl, Generalleutnant Klepke und Generalmajor Udet. Als die französische Maschine landete, intonierte das Musikkorps einen Marsch, und der Staatssekretär der Luftfahrt, General der Flieger Milch, hieß den franzö sischen Gast im Ramen des Reichsministers der Luftfahrt und Obersten Befehlshabers der Luftwaffe, Generalfeld marschall Göring, in der Reichshauptstadt willkommen. Nach der Begrüßung und gegenseitigen Vorstellung setzte, während die französischen und deutschen Offiziere salutier ten, das Musikkorps mit der französischen Nationalhymne und dann mit den deutschen Nationalhymnen ein; darauf meldete der Kommandant des Fliegerhorstes, Oberstleut nant Trautvetter, die Ehrenkompanie, die der französische Generalstabschef und der Staatssekretär der Luftfahrt, General Milch, mit den Herren ihrer Begleitung ab schritten. Im Anschluß an den Empfang fand im Kasino des Fliegerhorstes im engsten Kreise ein Frühstück statt, worauf sich General Vuillemin und feine Begleitung zum Ehrenmal begaben. General Vuillemin und die übrigen französische« Offi ziere besichtigten zunächst das Jagdgeschwader Richthofen in Döberitz, um sich dann in die Erla-Flugzeugwerke in Leipzig-Mockau zu begeben. Hier wird den Gästen u. a. die „BF. 109" der Bayerischen Flugzeugwerke vorgeführt, jene Maschine, die beim Geschwindigkeitswettbewerb an läßlich des Internationalen Meetings in Zürich und auf anderen Veranstaltungen außerordentlich erfolgreich ab schnitt. Abends schließt sich dann ein Empfang im Haus der Flieger an. Starke Beachtung in der pariser presse Der Berliner Besuch des Chefs des Generalstabs der französischen Luftwaffe, General Vuillemin, wird von der Pariser Presse aufmerksam verfolgt. Die Blätter ver öffentlichen neben den freundlichen Kommentaren der Ber liner Presse auch eigene Betrachtungen. So schreibt die „Informativ n", der ritterliche Geist, der die franzö sischen und deutschen Flieger während des Krieges be seelte, werde die nützliche Fühlungnahme erleichtern. Der Heldenmut, der in beiden Armeen an der Tagesordnung war, habe eine gegenseitige Achtung hervor gerufen. Warum solle daraus nicht ein tieferes Verständ nis folgen, das den Möglichkeiten des Friedens Weits Aussichten öffnen würde? Der Besuch des Generalstabschefs der französischen Luftwaffe Im Namen des Obersten Befehlshabers der Luftwaffe, Generalfeldmarschall Göring, hieß Staatssekretär, General der Flieger Milch, den französischen Gast willkommen. — General Vuillemin (links) und General Milch verlasse« den Flugplatz Staaken. (Scherl-Wagenb org.) Jie IMMerMO der jMW EMMS Konrad Henlein über die Haltung der sudetendeutschen Jugend . In dem von Baldur von Schirach herausgegebenen Führerorgan der nationalsozialistischen Jugend „Wille und Macht" veröffentlicht der Führer der Sudetendeutschen Partei, Konrad Henlein, einen Artikel über die Stellung der sudetendeutschen Jugend zur politischen und völkischen Ordnung des tschecho-slowakischen Staats, wesens. Henlein geht davon aus, daß die fudetendeutsche Jugend wie ihre Kameraden im Reich den Frieden wünscht und erinnert in diesem Zusammenhang an die Verständigungsbemühungen der Hitler- Ing e n d mit der Jugend anderer Völker sowie die Ver- ständigungsbotschaften des französischen und englischen Ministerpräsidenten. „Ich glaube", so sagt Konrad Henlein dann, „daß die sudetendeutsche Jugend zu dieser tiefen Friedensbereitschaft der jungen Generation aller europäischen Nationen einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat: durch eine unerfchütter» liche Disziplin die in ihrem Ausmaß und ibrer Tiefe nur der begreift, der einmal den leidenschaftlichen Aufstand der jungen Generation gegen das System, und zum anderen hier in meiner sudetendeutschen Heimat das namenlose Leid und Elend einer fremden Herrschaft aus den jungen Schultern mit» gelitten bat. Wer von ihr einen Beitrag zu diesem Frieden allerdings verlangt, der in einem Verzicht aus ihre Freibeit. ihr völkisches Lebensrecht, ihre deutsche Erziehung, ihre Wirt- schaftlichen Lebensmöglichkeiten bestehen soll, der muß wissen, daß man von der Jugend eines Volkes stets alles verlangen kann, niemals jedoch ihren eigenen Selbstmord. Die sudeten- deutsche Jugend wehrt sich dagegen, daß man ihr als Lebens- aufgabe zumutet, an ihrem großen deutschen Volk Verrat zu üben, gar es zu bekämpfen, und sich selbst eine tschechische an Stelle der deutschen Seele zu geben. In der Jugend meiner Heimat", so schließt Henlein, „lebt die Gewißheit, daß die gewonnene Einheit des Sudetendeutsch tums niemals wieder zerstört werden, kann." Italien unterstützt die deutsche Forderung In dem gleichen Heft von „Wille und Macht" beleucGei der Direktor des halbamtlichen „Giornale d'Jtalia", Virginio Gayda, die gegenwärtigen Gefahrenmomente für den euro päischen Frieden „Deutschland und das deutsche Volk gelten", so sagt er zur tschecho-slowakischen Frage, „von dem Prinzip des natürlichen und unveräußerlichen Rechtes eines Volkes aus. Die gegnerischen Regierungen aber von dem Prinzip des poki- tischen Rechtes eines künstlich geschaffenen Staates. Hier han delt man im Sinne der logischen und gerechten Ordnung Europas. Dori wird an dem Prinzip eines alten und stürzen den .Friedensvertrages' festgehaltcn." Nachdem Gayda die englische Vermittlung durch di« Mission Runcimans zwar als anerkennenswert bezeich net hat, aber auch als wenig aussichtsreich, um den grund sätzlichen Charakter des Konflikts zu verändern, erklärt er sehr bestimmt: „Italien steht dieser neuen Fülle europäischer Er- eignisse mit vollem Verständnis für die Rechte der Sudetendeutschen und die Bewegung nationaler Solidarität, die von Deutschland bekundet wird, gegenüber. Italiens Meinung geht dahin, daß diese Frage direkt nur die Sudetendeutschen und die Prager Regierung, die Tschecho- Slowaket und Deutschland berührt. Die Politik wohlwollender Neutralität, die Italien gegenüber Deutschland während der letzten Jahre seines Konfliktes mit Oesterreich an den Tag legte, muß sich mit noch stärkerem Grunde im Falle der Tschecho- Slowakei wieder beweisen." Der Aal der StaatsvertetdiMg tagte Runciman bei Benesch Der Oberste Nat der Staatsverteidigung wart ftn Ge bäude des Ministerpräsidiums zu einer Sitzung Mam men, bei welcher der Vorsitzende der ReLierunL. Dr. Mila» Hodscha, den Vorsitz führte.