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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 19.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189805192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18980519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18980519
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-19
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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9rr. 114.7— 1898. —- Liese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag« «bend» (mitDainm de« »«Wen Tage«) und kostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern; I. Sächsischer Erzähler, S. Meine Botschaft, L. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, I». JNnstrirtes Unter- haltnngsSlatt, v. Lustiges Bilderbuch .Monatlich 50 Pfennige. 1898. Postlister Nr. 2808, Telegramm »Adresse: Eeneralanzelger. Fernsprechslelle Nr. 13g. General- Donnerstag, den 19. Mai. Anzeigenpreis: Ogespalt«»» CorpnSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum ISPfg. (Preis verzeichnisse ä, Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa 11 Silben lassend) »0 Pfg. — Anzeige» können nur bis Borinittag l0 Uhl Migenonnnen wee-de», da Druck und Bcrbreltniig der grobe« Auslage längere Zeit erfordern. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsische» ««ndes-Anreiaerr. Gegründet 1»7S al» „«n,eig»^ re. »erlag und Rotati»»OM«fchinen>Drn« von Alexander Wied« »n Chemnitz, Theaterstrabe Nr. S, Seschästli'che Anzeiger-Inserate staden fiir billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« töglich erscheinende Chemnitzer Eiseilbahil-ZettlMg. Amtliche Allzeigen. veffentliche getneinschaftliche Sitzung beider städtische» Kollegien. Freitag, den 20. Mat 18Z8, Abends 8 Uhr, im Stadtverordnete»^«!«. Tagesordnung: Wahl des zukünftigen Polizeidirektors. ZwangSveksteigernng. Das im Grundbuche auf den Namen Friedrich Hermann Ehrt eingetragene, in Eibettberg (im OrtStheile Neueibenberg) an der Dorfsiraße gelegene Haus- und Garten-Grundstück Nr. 143 des Flurbuchs, Nr. 080 des Brandkatasters, Folium l3l des Grundbuchs für Eibenberg, ohne Berück sichtigung des daraus lastenden Wohnungsauszugs geschätzt auf 300t) Mk., soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und eS ist der »3. Juli ISO«, Vormittags v Uhr, als Anmeldetermin, ferner der S». Juli 1«»S, Vormittags » Uhr, als Versteigernngstermi», sowie der 11. August ISO», Vormittags 11 Uhr, als Termin znr Ver kündung deS Vertheilungsplans anberaumt worden. Die Realberechtiglen werden aufgesordert, die aus dem Grundstücke lastende» Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebcrsicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Raugvcrhältnisses kann nach dem Auiucldetermiue in der Gerichtsschreiberei des köntgl. Amtsgerichts ein- gesehen werden. Das Drama in Südafrika. Man schreibt uns: Die geschichtsreichc» letzten Jahre haben die Auf»ie:ksamkeit einigermaßen von jenem Theile der Erde abgezogen, von dem die Aujrollung der internalionalen Machtfragen eigentlich ausgegangc» ist: von Südafrika. So wenig erfreulich »un im Groszen und Ganzen die seither eingetrelenen Ereignisse in andere» Wcltiheilen für Eng land gewesen sind, so gelegen wird es der englischen Politik doch gewesen sein, daß sie die Aufmerksamkeit von Transvaal und Süd afrika ablenkten. So haben die Engländer Gelegenheit genommen, in aller Stille an die Rückeroberung des dort verlorenen Terrains zu gehen und sich eine neue Position in Südafrika zu schaffen. Jameson's Einfall hatte gezeigt, daß ein plötzliches und gewaltthätiges Vorgehen den entschlossenen und tapferen Boeren sgegenüber nicht am Platze sei. Die englische Politik hat nunmehr in Südafrika einen anderen Weg eingeschlagcn; sie arbeitet jetzt daran, die Voeren- republik allmählich und still von alle:; Seile» z» nmstelle», bis sie die Maschen ihres Netzes ziisammciiziehen und den verhaßten Gegner darin ersticken kan». Das ist das Drama, das die Engländer in Südafrika vorbereiten, und in diesem Drama scheint soeben ein neuer Akt anzuheben. Das Signal hierzu hat der Schiedsspruch in Sachen der Delagoa-Eiscnbahn gegeben, durch den Portugal vernrtheilt wird, den rnglischen Anteilbesitzern etwa LO Millionen Mark heranszu- zahle». Da Portugal, ein finanziell hochgradig zerrütteter Staat, diese Summe natürlich aus seiner Kasse nicht zu zahlen vermag, so sieht es sich genöthigt, entweder die Bahn den Engländern auszu iesern, womit deren Absichten ja erreicht wären, oder eine Anleihe nufzu- Nehmen. Da Portugal »ach seinen feierlichen Erklärungen und an gesichts der politischen Verhältnisse von Südafrika nicht wohl daran denken kann, die Bahn einfach in englische Hände übergehen zu lassen, so sieht cs sich auf eine Anleihe hingewiesen. Auch ist Trans vaal an sich bereit, eine solche Anleihe herzugeben. Da hat sich nun aber, als die TranSvaal-Regieruiig ihrerseits eine Anleihe zu Eisen- bahnzwecken zu Plaziren stichle, die wuudecliche Thatsache herausge stellt, daß dieser Staat, der doch an Zahlnngssähigkeit und Zuver lässigkeit viele von der Finanzwelt bereitwillig beliehenen Staaten erheblich übertrifft, seinen Zweck nicht erreichen konnte. Der Grund war, daß die Londoner Finanz dagegen drückte. Man sieht, wie auf englischer Seile alle Faktoren einander in die Hände arbeiten, um Portugal auf diese oder jene Weise in Englands Arme zu treiben und Transvaal außer Spiel zu setzen. Ans der anderen Seite steht als wirkender Faktor der englischen P.titik der unvermeidliche Cecil Nhodes. Seitdem der arg kvmpromittirte Mann seine ganze Energie auf Rhodesia geworfen hat, hat sich die Position dcr Engländer wesentlich gebessert. Die Eisenbahn, die heut nach Buluwayo geht, durchmißt allerdings LäuLerslreckeu, die fast völlig werthlos sind und eine „Erschließung" so lange nicht verdiene», als nicht endlich das heiß ersehnte Gold in ihrer Erde gefunden ist. Für den Transpvrt von Truppen aber ist diese Eisenbahn von unschätzbarem Werthe; ein zweiter Jameson würde nicht abgeschnitten und isotirt sei». Inzwischen hat auch die Anhängerschaft Rhvde's bei de» Nenwahle» im Kaplande eine aller dings sehr knappe Majorität gewonnen; und da die Kapkolonie, wie alle Kolonien Englands, genau nach dem parlamentarische» System des Mutterland, s regiert werden, so kann es jeden Tag geschehen, das; die Mehrheit des Kap-Parlamentes Nhodes als ihren Ver trauensmann bezeichnet und ihn wieder als Premierminister beruft. Daun ist Nhodes wieder i»> Besitze dcr ganzen Machtsülle, die er vor der Assaire Jameson besaß, und die Maschen des Netzes sind dann im Süden und im Weste» der Boerenrcpublik gleichfalls wieder erheblich verengert und befestigt. Der Hebel cher englischen Politik in den südafrikanischen An gelegenheiten ist die Frage der Suzerünität. Das ist ein Prinzip, das man ebensogut in konzilianter, wie in gewattthätiger Weise ver wenden kan», es ist ei» Mittel, das man je nach dcr politischen Lage gebrauchen mag. Heut wird auf >die Suzeränität anscheinend wenig Gewicht gelegt und eine baldige freundschaftliche Ordnung der Differenz in Aussicht genommen, morgen wird die Frage auf des Messers Schneide gestellt, und ihre ablehnende Beantwortung als ein «Minis doll, bezeichnet. Es ist unschwer, zu crtenncii, daß England, t«deiu es den Anspruch auf Suzeränität über Transvaal erhob, sich die Möglichkeit gesichert hat, zu jedem ihm geeignet scheinenden Zeit punkte unter einem gewissen Anscheine des Rechtes den Krieg gegen Transvaal zu eröffnen. Dabei thut es nichts zur Sache, daß der «vglischc Anspruch staatsrechtlich zweifellos »»begründet ist; cs ist eben eine Frage der Macht und nicht de» Rechtes, um die eS sich handelt. Nur der Schein soll gewahrt werden, zumal nach dem etwas peinlichen Eindrücke der Aventiure des vr. Jameson. Und TraiiSvaal? Es kennt und durchschaut die englische Politik, und es rüstet auch seinerseits in aller Stille, sie zu durchkreuzen. Die Wiederwahl des alten „Ohm" Krüger, die innige Verbindung mit dem Oranje-Freistaat, die Absicht der Eisenbahnanleihe — das Alles sind ebenso viele Gegenzüge gegen die englische Politik. Auch ist sich Transval über die Rolle, die die Suzcränitätssrage in dem südafrikanischen Handel spielen soll, völlig klar. Darum hat de, alte Krüger in seiner ueulichen Ansprache an den Volksraad mit großem Ernste hervorgehoben, daß die von dem ehemaligen Ober richter Kotze getheilt« Auffassung des englischen Suzeränitätsanspruches gegebenen Falles zum Kriege zwischen Transvaal und England führen würde. So spitzen sich die Dinge in Sttdwestafrika wieder mehr und mehr zu, und schneller, als man wohl denken mag, kann der Tag kommen, an dem in Südafrika rin Konflikt loSbricht, der auch Deutschlands wirthschaftliche und politische Interessen nicht un berührt läßt. Enthüllung vor Kurzem erst in Wien einem dortigen Wochenblatt« erfolglos offerirt wurde. Hoffentlich hat die „Frankfurter Zeitung' vorläufig nur eine Anzahlung auf das Honorar sür die journalistische Erfindung geleistet, so daß sie in dieser Beziehung wenigstens sich trösten kann. Die „Arbeit" an sich ist übrigens gar nicht ungeschickt der in diplomatischen Schriftstücken übliche Ton gut getroffen. Ist es ein Journalist, so verfügt er über eine bemerkenswerthe Gewandt heit, ist e- kein Journalist, so hat er das Zeug dazu oder zu eine» Diplomaten. Die „Franks. Ztg." hat jedenfalls die Bekanntschaft mit einem originellen Talent vermittelt. Selbst ei» Theil der wahrlich nicht auf den Kopf gefallenen Berliner Börsianer glaubt noch heute felsenfest an die Thatsächlichkeit der Meldung »ud lächelt mit leidig über das Dementi. Darauf kan», sich der Schöpfer de» „oesterreichisch-russischen Vertrags" schon etwas einbilden. Der österreichisch-russische Geheimvertrag. Die Mittheilungcn der „Franks. Ztg." über einen angeblich zwischen Rußland und Oesterreich geschlossenen Staatsvertrag, die wir gestern Wiedergaben, haben berechtigtes Aufsehen erregt. Das dem österreichische» Ministerium dxS Acußeren dienstbare „Fremdenblatt" hat, wie wir ebenfalls schon mitgetheilt haben, die „Enthüllung" als eine lächerliche Erfindung bezeichnet. Und in der gestrigen Sitzung des auswärtigen Ausschusses der ungarischen Delegation richtete Referent Falk an den Grafen Goluchowski folgende Frage: „Die gestrige „Frankfurter Zeitung' hat ausführliche Mittheilungen über einen angeblichen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland abge schlossenen Vertrag veröffentlicht. Es wird allgemeine Beruhigung Hervorrufen, wenn der Herr Minister sich darüber äußern würde, ob diese Publikation der Wahrheit entspricht oder nicht." Graf Goluchowski erwiderte hierauf: „Ich kann diese Frage bündig mit kurzen Worten dahin beantworten, daß die Mitteilungen der „Frankfurter Zeitung" eine plumpe Erfindung sin d." Diesen Dementis gegenüber schreibt di<„Frankf. Ztg.": „ES war ja zu erivarten, baß man a» dieser oder jener Stelle den Ver such machen würde, die auf zuverlässigen Informationen beruhende» Mitlheilungcn der „Franks. Ztg." zu dementiren. Allein es braucht sich hierdurch Niemand irre machen zu lassen und den papiernen Dementis gegenüber harten Thatsachen keinen Werth beizulegen. Nicht mit Worten, soliden, nur durch Thatsachen könnten unsere Mittheilungen widerlegt werde», was aber nicht geschehen wird. Das werden auch bald Diejenigen einsehen, welche die Wiener Demcnti'rungs- Maschine in Bewegung gesetzt haben." In Berlin will man die „Enthüllungen" der „Franlf. Ztg." eben falls nicht für ernst nehmen; man thut dort wenigstens so. Die „National-Zeitung" bemerkt im Anschlüsse an das Dementi des „Fremdenblattes": „Wir können hinzusügen, daß an leitender deutscher Stelle keinerlei Zweifel an der vollen Vertragstreue des Grafen Goluchowski dem Dreibunde gegenüber besteht." Die „Köln. Zeitung' meldet aus Berlin: Die Veröffentlichung der „Frankfurter Zeitung" wird in unseren diplomatischen Kreise» nicht geglaubt. Es galt längst als sicher, daß zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn gelegentlich des Gegenbesuches des Kaisers Franz Joseph eine all gemeine Verständigung zur tümilichste» Vermeidung gegenseitiger Konflikte auf dem Balkan erzielt ^Horden ist. Jedoch wird in den hiesigen Regicriingskreiscn daran seftgehalten, daß Oesterreich-Ungarn keinerlei Verpflichtung cingcgangeii ist, weiche ein Verlassen des durch den Berliner Vertrag vom Jahre 1378 geschaffenen Bodens i» sich schließen würde. Deshalb wird die Veröffentlichung gerade in ihren Hauptpunkten als Erfindung betrachtet." Ob der veröffentlichte Vertrag authentisch ist oder nicht, läßt sich natürlich nicht entscheide». Es ist ja möglich, daß die „Franks. Ztg.", die bekanntlich sehr englisch angehaucht ist, durch eine Ente eine Politische Jntogue einfädeln will; verdächtig ist nämlich in dieser Beziehung der Passus, daß der Bündnisvertrag wohl dcr deutschen Regierung im vollem Umsange, der italienischen aber nur unter Ausschluß der Klausel, betreffend Albanien mitgetheilt worden sei, was in Italien ein Mißtrauen gegen de» Bundesgenossen erwecken müßte. Andrerseits aber ist den offiziellen Ablengnnngen kein positiver Werth beiziimcssc». Angenommen, der Staalsvcrtrag, dcr die Interessensphäre der beiden Großmächte auf der Balkanhalbinsel abgrenzen soll besteht wirklich, so kann cs das deutsche Reich nur mit Genugthuung be grüßen, wen» im Osten der Konfliktsstoff verringert und die Möglich keit gerade einer Entfremdung zwischen dem uns Verbündeten Oesterreich und d.m Reiche des Zaren herabgeinindert wird. Wenn auch ein Konflikt im Orient uns nie veranlassen kan», die Knochen des bekannten pommerschen Grenadiers auf's Spiel zu setzen, so kann doch eine durch serbische, bulgarische oder makedonische Fragen er zeugte Spannung zwischen jenen Mächten auch auf das Berhältuiß zu Deutschland abfärben. Je konstanter die Lage am Balkan, desto erfreulicher gestaltet sich der Ausblick auf die Zukunft. Im klebrigen ist bekannt, daß auch Italien einen besonderen Vertrag mit Rußland abgeschlossen hat. Unser Berliner Mitarbeiter schreibt uns zu dieser An gelcgenheit: Die „Franks. Ztg." hatte, vielleicht, weil sie die Last des Glückes, eine solche Enthüllung der Welt zu übermitteln, nicht allein zu tragen vermochte, oder auch aus minder idealen Gründen, noch eine Anzahl Berliner Zeitungen in das große Geheimnis) cin- gcwciht. Jedoch war das eine und andere Blatt vorsichtig genug, die Kunde für sich zu behalten und der Fraiitsnrlcri» die Ehre des Vortritts zu lassen. Zum Ueverflnß wird bekannt, daß die famose Prinz Heinrich in Peking. Ueber den Besuch des Prinzen Heinrich im Sommerpalast de» Kaisers von China werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Prinz Heinrich und seine Suite ritten auf Ponies znm Palast eskortirt von einer Abtheilung berittener Marinesoldaten, der Rest der detachirte» Truppen marschirte zu Faß. Im Palast angekommen, wurden der Prinz und sein Gefolge zu», Tempel geführt, wo sie die Kleider wechselten und eine kalte Mahlzeit erhielten. Nach dem Besuch bei der Kaiserin-Wittwe empfing sie der Kaiser in der großen Audienzhalle. Der Kaiser war sehr nervös, seine Hand zitterte, al» er sie dem Prinzen Heinrich reichte. Nach der Verabschiedung vom Kaiser besuchte Prinz Heinrich verschiedene interessante Punkte im Park des Palastes. Hierauf ging er mit seinem Gefolge zur Audienzhalle zurück, wo der Kaiser nunmehr den Besuch der Prinzen erwiderte, zwei prachtvolle Vasen und zwei von der Kaiserin-Wittwe eigenhändig gemalte Fächer als Geschenke mitbringend. Prinz Heinrich trug ivährend der Zeremonie die ihm natürliche, taktvolle Sicherheit zur Schau. Der Kaiser hatte, nachdem er in einem an stoßenden Gemache längere Zeit mit dem Prinzen gesprochen haltctz seine Nervosität augenscheinlich überwunden und erschien viel sicherer. Abends wohnte Prinz Heinrich dem Galadiner in der britische» Gesandtschaft bei. — Die große Bedeutung dieser Pekinger Vor gänge wird einem Londoner Telegramm zufolge auch außerhalb Deutschlands vollauf gewürdigt. Der Londoner Drahtbericht lautet: Dem Besuche deS Prinzen Heinrich bei dem Kaiser von China wird in London in alle» politischen Kreisen die höchste Wichtigkeit beige,„essen. Die „Times' erklärt ihn für ei» historisches Ereignis) und einen einzig dastehende» Bruch der unvordenklichen Traditionen der ältesten Institution auf Erde». Weder der Herzog von Edinburg noch ber jetzige Zar noch andere Mitglieder mächtiger europäischer Königshäuser hätten die Ehre erlangt, welche dem Bruder Kaiser Wilhelms voll gewährt wurde. Diese Konzession sei der großen Einsicht der Kaiserin- Wittwe zuznschreiben, welche bei den. Besuche die führende Rolle gespielt zu haben scheint. Politische Rundschau. Chemnitz, 18. Mai 1898. Lettisches Reich. — Der Kaiser begab sich gestern in Begleitung des Statt halters Fürsten Hohenlohe nach dem Paradcfeld und nahm die Parade über die Straßburger Garnison ab. Auch die Kaiserin war mit der Fürstin Hohenlohe erschiene». Dcr Kaiser, in der Uniform des Kürassier-Regiments „Königin", ritt zunächst die Front ab. Bei dem Pionier-Bataillon Nr. 19 ließ der Kaiser diejenigen Offiziere und Mannschaften vortreten, die sich bei einem hier kürzlich vorge- kommencn Unfälle beim Brückenschlägen, wo eine Anzahl Mannschaften ins Wasser gestürzt waren, bei der Rettung ausgezeichnet hatten. Der Kaiser reicht«., einem Jeden von ihnen die Hand und übergab ihnen eigenhändig die Rettungsmedaille. Alsdann folgte ein zwei maliger Vorbeimarsch der Truppen. Um 12 Uhr begab sich die Kaiserin in das Siatthalterpalais und fuhr von dort nach dem Bahn- Hose, um den Prinzen Joachim und die Prinzessin Luise, die aus Metz eintrasen, zu empfange». Gleichzeitig hielt dcr Kaiser an der Spitze der Fahnenkompagnie seinen Einzug in die Stadt, überall mit jubelnden Zurufen begrüßt. Nach der Ankunft der Kaiserin und der kaiserlichen Kinder begab sich der Kaiser in das General kommando, wo bei dem General v. Falckenstein das Frühstück einge nommen wurde. Um 5 Uhr erfolgte die Abreise des Kaiserpaares» wiederum unter stürmischen Hochrufen dcr Bevölkerung. Der Statt halter Fürst Hohenlohe begleitete die Majestäten nach dem Bahnhöfe. — Daß die Getreidepreissteigerung nur der inter nationalen Spekulation zuznschreiben ist, wie wir vorgestern aus- gcführt haben, beweist eine Notiz des „Berliner Togcbl.", das als Börsenblatt bekannt ist. Dasselbe schreibt: „Eine Preistreiberei, wie sie an den Getrcidemärkte» dcr Vereinigten Staaten in den jüngste» Wochen verübt worden ist — erst i» den letzten Tage ist ihr ein Ende gemacht worden — steht in dcr Geschichte ziemlich unerhört da ... . Der Getreidcwnchcr, den Herr Leiter und seine Nochfolger betrieben haben, hätte nicht so lange fortgesetzt werden können, wenn in Amerika eine öffentliche Meinung exislirtc, dcr die moralische Autorität innewohnte, solchen Ausschreitungen mit Erfolg entgegen- zutretcu." Das Vorstehende dürfte genügen, um die Absicht, die angeb lich nur ei» Paar Tage vorhanden gewesene Preistreiberei den deutsche» Landwirthen auf das Kerbholz zu schreiben, ins rechte Licht zu setzen. — Die vom preußischen giiianzminister Miquel einbcrufene Versammlung zur Bcrathung über vie stärkere Besteuerung der Maaren Häuser fand gestern im Finanzministerium statt. Ausland. GrostvritamUett. Im Unterhaus« frug Ascrofi an, ob dl« Regierung über die Rede Chamberlain's in Birmingham betreffs der
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