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1. Mai 1843 Montag Deutfche Allgememe Zettung. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» yeberbliek» Deutschland. »Aus dem Naheihai,. Die Auswanderung, /nun- chen. .Der Schwindelsche Antrag auf Preßfreiheit wird von der zwei ten Kammer angenommen. Antrag auf Begnadigung politischer und Prcßverurtheiltcr. »Dresden. Schluß der Verhandlungen der i Kam mer über die Dismembrationsfrage. Dresden. Einzelnes von de Mordthat. »Hannover. Der Nichtanschluß an den Zollverein entschieden. »Gotha. Das regierende Haus. Der gotyaische Depu tationstag. Die Wirksamkeit der gothaischen und die der koburgischen Berfassung. Der Streit mit- den Ständen. «»rußen. * »Lettin. Bornehme Gäste. Moris ist wegen Schulden verhaftet. EisenbahncomitöS. Verfügungen des Zustizminlsters. In sertionen für wiener Blätter. tveftrrreich. »Wien. Der Herzog von Braunschweig. Ersparnisse m der Verwaltung. Spanien. »Paris. Die Wahlen von Saragossa und die des Hrn. Arguelles sind genehmigt. Großbritannien. Das Morning Ehronicle über die Parteien in Eng land. Das Erdbeben in Westindien. Frankreich. Die Regierung fodert eine Geldbewilligung für die Be sitznahmen in der Sübsee. Villcmain, und der Bischof von Bellay. Dir französischen Fabrikanten speculiren auf China. Ludwig Bona parte. Ein apostolischer Nuntius, -s-Paris. Gerüchte von Mimstc- rialveränderungen. Die Rechte Frankreichs auf Haiti werden zur Sprache gebracht. Theater. I Paris. Die polnische Emigration. »Nismes. Witterungswechsel. Entlassung von Matrosen. Algerien. Schweiz. »Lern. Ueber Luzern. Serbien. Die augSburger Allgemeine Zeitung hat Nachrichten über das Nachgeben der Pforte in Rußlands Foderungen. iDßrkei. »Aonstantinopel. Großes Fest. Nachrichten von Tripolis und au- Serbien. Di« Verhandlungen in Erzerum haben noch nicht be gonnen. WitterunaSverhältniffe. Prophezeiungen. Gorbamerika. »Loston. Komet. Verworrene Zustände. Handel und Anbnfirte. Berlin ««rpndignn-««. Deut schlau-. *Aus dem Nahethale, 24. April. Der Winter ist vorüber — »ach derMiöärnte des vorigen Jahres sehr zum Frommen unscrs Ge birgslandes, was des Korns nicht im Ueberfluß erzeugt. Der Vieh stand, di« Bedingung unserö nur durch starke Düngung zu lohnenden Arrnten gelangenden Ackerbaues, ist ungemein verringert worden, und die Nachwehen werden noch auf mehre Jahre hinaus fühlbar sein. Doch stehen die Saaten schön und die Wiesen sind mit dem jungen Grase reichlich bedeckt. Die Menschen hoffen und arbeiten wie sonst. Aber «in anderes Treiben regt sich in manchen Gebirgsthälern zwischen der Nahe, der Mosel, der Saar und dem Rhein; der Pflug ruht und es ist einsam auf der Feldflur, auf ihren vielen tausend Acckern und Wie sen, in welche sich der Grundbesitz zerstückelt hüt. Im Innern der Dörfer ist jetzt auch am Werktag ein regeres Leben; der Notar sitzt mit dem Hammer fast täglich im Wirlhshaus und versteigert Häuser, Blecker, Wiesen und Vieh vor der bunten Menge, die aus- und cin- stromt. Das Volk Israel wandert auf jeder Straße und fpeculirt in Kauf und Verkauf. Die Zahl der Landleute, die das Land ihrer Vä ter und die heimische Scholle verlassen, beläuft sich in diesem Jahr auf manches Tausend, und beträgt in mehren Gerichtsbezirken (Cantonen) 5—6 Proc. der Bevölkerung. Die Einen ziehen nach Nordamerika, Andere auch wol nach dem tricoloren Banner Algeriens: eine sichere Beut« für die Ruhr und das Messer der Beduinen. Noch Andere wa gen den weiten Weg nach den kleinen deutschen Colonien im heißen Brasilien. Man legt ihnen bei den Behörden keine Hindernisse in den Weg, ihr Vorhaben wird nur öffentlich bekannt gemacht, damit sich di« Gläubiger melden. Viel wird gestritten, ob die Auswanderung d«m Lande Vortheil oder Schaden bringe. Ich habe keine Passagier schiffe auf der See, und sehe die mäßigen, fleißigen, genügsamen Scha ren von der deutschen Erde ungern scheiden. Aber haben sie Unrecht? Unser GebirgSland ist übervölkert, denn so nenne ich den Zustand, Wenn die Quadkatmeile mäßig fruchtbaren Waldbodens 4^-SVV0 Acker bauer erhalten soll, wenn rin Baungut, was einen Landmann mit seiner F-mili« nothdürstig nährt, nicht unter«—SOMTHlr. zu kaufen ist, wen« «in kräftiger wohlhabender Bauernstand fast gar nicht mehr besteht, wenn der Kindersegen für ihn ein Uebel ist, zu dessen Abwen dung notorisch in manchen Dörfern eine unnatürliche Abstinenz der Ehegatten zur Volkssitte wird. Man fürchtet eine übermäßige Aus dehnung der Auswanderung, aber gewiß mit Unrecht, da ja die Ver- äußerlichkeit deS vorhandenen Grundvermögens die Bedingung ist, von welcher die Möglichkeit der Uebcrsiedelung abhängt. Diese hat aber ihre natürlichen Schranken, indem eine übermäßige Emigration den Preis der Grundstücke zur völligen Werthlosigkcit herabdrücken müßte. So lange sich noch Käufer finden, die für die Ländereien erträgliche Preise bezahlen, kann von einem Uebermaße nicht die Rede sein. Aber es ist sehr zu beklagen, wie wenig Sorgfalt man der Auswanderung zuwendet, die man als ein Uebel betrachtet, während sie doch nützlich und nothwendig ist. Rathlos schwankt der unkundige Landmann, ob er nach Afrika oder Amerika, nach Florida oder an den Mississippi ziehen soll. Da ist Niemand, der ihn belehrt, wie er es auf der Wanderung und im fremden Lande anzufangen habe. Gleichgültig läßt man Tau sende fleißiger Bürger sich in alle Weltthcile zerstreuen, wie solche, die auS Uebcrmulh und Leichtsinn ihr Vaterland aufgegcben haben. Wäre es nicht wohlgcthan, wenn man der überschüssigen Volkskraft bestimmte Richtungen anwiesc, damit ein neues Deutschland an den Ufer» der amerikanischen Ströme erstehen könne, was nicht in politischem, ober geistigem und materiellem Zusammenhänge mit dem alten bliebe, in gegenseitigem Verkehr dessen Ackerbau, Handel und Schiffahrt bele bend? Nicht die Regierungen sollen Geschäfte, Verantwortlichkeit und Beamtcnzahl dadurch vermehren, daß sie das Emigrationswesen unter die Staatsinstitute aufnehmen; aber gibt es keine Patrioten mehr im Vaterlande, die in großen Vereinen zusammentrcten und unter dem Schutze des Staates der Auswanderung etwas Zeit, Arbeit und Ca pital zuwenden könnten? München, 26. April. Die Kammer der Abgeordnetei^kat in ihrer heutigen Sitzung den Or Schwindel'schen Antrag auf Wieder herstellung des verfajmngsmäßigen Zustandes der Preßfreiheit in einer von den Abga. Frhrn. v. Thon-Dittmer und Böckh vorgeschla genen Form mit 8s gegen 20 Stimmen angenommen, ebenso wie ei nen von dem Frhrn. v. Thon-Dittmer eingcbrachten Wunsch, nach welchem an den Thron die Bitte um Begnadigung der wegen po litischer und Preßvergehen Verurthcrlten gebracht wer den soll. ^Bair. Bl.) * Dresden, 28. April. (Schluß der Berathungen der l. Kam mer über den Entwurf, betreffend die Theilbarkeit des Grund und Bodensrc.) Der Bericht der I. Kammer (Referent Prinz Jo hann) setzt auseinander, daß die ältere Gesetzgebung mit Berücksich- igung der Steuerverfaffung und der Nationalökonomie den freien Ver ehr mit Grundcigenthum eingeschränkt habe; cs würden aber, wenn die neue Hypothekenordnung und das neue Steuersystem cingeführt eien, weder die Hypothekenbehörden noch die Steuerämter sich für ver pflichtet halten, diese alten Gesetze länger zu handhaben. Er hält die Zunahme der Dismembrationen, welche von anderer Seite als eine erfreuliche Folge des Ablösungsgesetzes und überhaupt des neuen Zustan des der Dinge betrachtet werden, für bedenklich, und stellt dann die drei Fragen zur Erörterung auf: ob eine Zerstückelung des Grundeigen- thums im landespolizeilichen Interesse nachtheilig ist? ob eine nachtheilige Zerstückelung in Sachsen unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu besorgen ist? welche gesetzliche Maßregeln dagegen anzuempfehlen sind? In Antwort auf die erste Frage wird als Grundsatz angenommen, daß es in einem Staat am besten bestellt sei, wenn es drei Hauptarte« von Gütern gäbe, nämlich große Güter, welche der Besitzer nicht selbst zu bewirthschaften brauche, sondern welche die Kosten eines Verwalters trügen; mittlere Güter, bei denen der Besitzer zwar wirthschaftrn müsse, auf denen aber Gespann gehalten wecken könne, und kleine Güter, mit der Hand und höchstens mit Kühen zu bewirthschaften. Hierauf wird England, wo die größte Geschlossenheit der Güter herrscht, mit Frankreich, wo der freieste Verkehr mit dem Eigenthume gilt, zu- sammengestellt. In England ist der Boden Eigenthum der Lords und weniger anderer Familien, in Frankreich war er schon im Jahr 1614 unter 3,805,000 Familien vertheilt. Vor der «rsten französischen Re volution hatte sich die ackerbautreibende Bevölkerung zu de» Uebrig«n -verhalten wir IOV zu 143, sowol in England als in Frankreich; feit