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Sächsische LlbMimg. Amts- und Avzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den SLadtrath zn Schandau nnd den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Dio „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für I Mark vicrteljährl. zu beziehen. — «cs» Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Nanin IO Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach llebercinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-VüreauS von Haasenstein <L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. Schandau, Sonnabend, den 16. Mai 188^. Die obligatorische Sonntagsruhe. Der Reichstag hat sich neulich mit einem Anträge ans Einführung obligatorischer SonntagSrnhc für die Arbeiter beschäftigt, ohne das; die betreffende Debatte zu irgend einem endgültigen Resultate führte. Die Angelegenheit ist socialpolitisch aber zu wichtig, um sic auf sich beruhen zu lassen, auch hat sic offenbar im ganzen Lande Aufsehen erregt, zumal der Fall cin- Irat, das; sich der Reichskanzler Fürst Bismarck dies- mal sehr entschieden gegen die Antragsteller wandte und ans Seiten der Linken stand. Betrachtet man die obligatorische Sonntagsruhe vom religiösen nnd humanen Standpunkte, so wird man sic gewiß für Jedermann, zumal für die in der Woche hart arbeitenden Arbeiter, wünschen, bcnrlhcilt man die obligatorische SonntagSrnhc indessen vom praktischen Standpnnktc, so wird man nicht umhin können, dieselbe doch mir mit einigen Einschränkungen für gut zu finden. Da« Gesetz sagt ja auch bereits, der Sonntag ist ein Ruhetag, ein Feiertag, aber ei nige Ausnahmen sind gestattet nnd man kann hinzn- fügcn, geradezu uothwcndig. Bon Unglücksfällen, die an Sonntagen znr Arbeit zwingen, sehen wir ganz ab nnd bleiben lediglich bei den praktischen Nothwcndig. keilen des Lebens. So ist cS z. A. bei allen land- wirthschaftlichcn Betrieben wegen der Versorgung des VicheS nnd der Arbcitöübcrhäufnng in der Erntezeit vollständig unmöglich, an Sonntagen gar nicht zn arbeiten. Ganz ähnlich ist cS im Verkehrswesen: Posten, Telegraphen, Eisenbahnen nnd Schiffe an Sonn- nnd Festtagen ruhen zu lasse«, ist geradezu unmöglich, wenn man nicht die schlimmsten Verkehrs stockungen hcrbciführcn will. Im fiebrigen erinnern wir daran, daß selbst ganz harmlose Erholungen, die man an Sonn- nnd Festtagen genießt, für andere Menschen Arbeit mit sich bringen, denn selbst die Aus führung eines geistlichen Conccrtcö an Sonntagen, wogegen wohl so leicht Niemand etwas cinznwcndcn haben wird, verursacht für die Mitwirkendcu Arbeit. Nun könnte Jemand daranf erwidern: Ja, davon war in der betreffenden NcichStagSvcrhandlung über die SonntagSrnhc auch gar keine Rede, cü handelte sich vielmehr nm die SonntagSrnhc für den schwer geplagten Arbeiter. Dabei muß man aber sich doch znnachst vergegenwärtigen, daß ersten« die große Mehr heit der Arbeiter bereits die SonntagSrnhc besitzt, zweiten« die Minderheit nicht gezwungen werden kann, an Sonntagen zn arbeiten, rcsp. bei Arbeitgebern in Arbeit zn treten, die Sonntags arbeiten lassen, drit tens muß man bei der Frage der SonntagSrnhc doch auch bcdcnkcu, daß sich viele gewerbliche Unternehm ungen oft au Sonutagc» in derselben oder doch ähn lichen Zwangslage befinden wie die landwirlhschaftlichcn Betriebe und Vcrkehröanstnlten, sic müssen eben, der Noth gehorchend nnd nicht dem eigenen Triebe, an Sonntagen arbeiten lassen. Schließlich wäre auch be züglich der betreffenden Arbeiter, die an Sonntagen arbeiten nnd dafür Lohn bekommen, in Erwagnng zn ziehen, ob ihnen an der Aufhebung der Sonntagö- arbcit nnd der damit verbundenen Verminderung ihrer Einnahme etwas gelegen ist. — Trotzdem verkennen wir aber nicht, daß diese Frage auch ihre moralische, ideale Seite hat nnd cs iii dieser Hinsicht nützlich wäre, die SonntagSrnhc für die Arbeiter schär feren Bcstimmnngcn zu nutcrwcrfcn, damit mit der Sonntagsarbcit weder vou den Arbeitgeber», noch Arbeitnehmern Mißbrauch getrieben wird. Aber die Einführung einer bedingungslosen, obligatorischen Sonn tagsruhe für die Arbeiter, die gar keine Ausnahme kennt, glanbcn wir aus den erwähnten Gründen ab- lehnen zn müssen. Zum englisch-russischen Confficte. Obwohl an einer friedlichen Wandlung in dem afghanischen Grcnzstrcite Englands nnd Rußlands nicht zn zweifeln ist, so konnte man doch noch ans beiden Seiten unliebsame Zwischenfälle befürchten, die das z»m Frieden neigende Verhältnis; beider Groß mächte wieder in ein kriegerisches hätten nmwandcln können. Einer der bedenklichsten von diesen Zwischen fällen wäre offenbar der Sturz des dem Frieden geneigten Ministeriums Gladstone in England ge wesen. Doch so viele Bedenken anch in letzter Zeit das Cabinct Gladstone hinsichtlich seiner Festigkeit einflößte, so hat cs den letzten Opposilionsstnrm dok glücklich bestanden nnd der Antrag dcö Oppositivnö führcrS Hamilton, der Regierung die Elfmillionc» crcdite zn verweigern, wurde mit 30 Stimme» Mehr heit abgclch»t. Diese Mehrheit erscheint für Glad stone sehr klein, aber man darf hinznfügcn, daß in der daranf folgenden Wahlrcformbill Gladstone eine viel größere Mehrheit erhielt, also an der weiteren Existcnzfähigkcit des Cabincls Gladstone nicht zu zweifeln ist, danach anch die Aussichten für die Er haltung des Friedens zwischen England nnd Rußland fortbcstchcn, ja im Steigen begriffe» sind. Was de» englisch-russischen Confliet betrifft, so erklärte am Montag Gladstone bei der Debatte über den Antrag der Opposition noch, die letztere stütze ihren Angriff gegen die Regierung ans die hinfällige Vcrmnthnng, daß England Rußland gegenüber in allen Punkte nachgegcbcn habe; der Schriftwechsel, welchen er dem Parlamente gegen Ende der Woche vorzulcgcn gedenke, werde daö Gegcnthcil beweisen. Bei der erste» stiebe, die er bei Einbringung der Crcditvorlagc nm 27. v. M. gehalten, habe er die Besorgniß gehegt, daß die von der Negierung angc- strcbtcn Ziele kaum zu erreichen sein dürfte», seine znvcrsichtlichcrc Rede am darniiffolgcndcii Diontag, dem 4. Mai, sei erfolgt, als jene Ziele erreicht gewesen seien. Diese Erklärung Glndstonc's constatirt zweierlei: 1) die Negierung hat die von ihr augcstrcbtcn Ziele erreicht; 2) ebendaher datirt die friedliche Wendung der englisch-russischen Angelegenheit, denn ehe diese Ziele erreicht waren, nahm Gladstone die Möglichkeit cincö Krieges in nahe Aussicht. Gladstone gicbt also zn verstehen, daß die englische Negierung Nnßland gegenüber Erfolge erzielt habe. Worin diese Erfolge beste he», darüber allerdings hat sowohl Granville im Obcrhansc als auch Gladstone im Unterhaus- sich nicht geäußert; letzterer kündigte imr an, der betreffende Schriftwechsel werde dem Parlamente gegen Ende der Woche vorgclegt werden, nnd dann werde Niemand »ichr zweifeln, daß die englische Diplomatie Erfolge dnvougctragcn habe. Man wird sich also noch einige Tage gedulden müsse». Aus de» sonstige» Erklänmgcn der beide» Minister geht hervor, daß zwischen Lord Cimbcrlch nud Gran ville cuglischcrseils, sowie Baron v. Staal nnd Herr Lcssar als Vertreter Nußlaudö während der letzten Zeit über die Grcnzfrngc verhandelt wurde, nachdem die „Ehrcnfragc" durch die BereitwilUgkcitscrklürung beider Theile, dieselbe ciucm Schiedssprüche zu unter "tcllcn, ans dem Material der gegenseitigen Erörtcr- mgc» vollständig ausgcschicdcn worden war. Die Verhandlungen der erwähnten Commissarc führten zu einer substantiellen Abmachung, welche, so hob Gran ville hervor, die englische Negierung, Lord Duffcriu und den indischen Rath völlig befriedigte, während Gladstone seiner Ucbcrzcngnng Ansdruck gab, daß auch die russische Regierung das ihr durch Baron von Staal übermittelte Abkommen ratificircn werde. Der Abschluß einer förmlichen Eonvention zwischen Nnßland und England steht, nach Gladstone'ö Angabe, noch bevor, da man erst die Feststellung der Grcuzdctails abwartcu will; von letzteren sind indessen, wie Gran villc hervorhcbt, keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten. T a g c s,q e s ch i ch t e. Sachfett. Schandau. Die Direktion der ächsisch-böhmischcn Dampfschifffahrt veröffentlicht in jentigcr Nummer d. Bl. einen erweiterte» Fahrplan, der von morgen Sonntag an in Kraft tritt, worauf wir hierdurch besonders Hinweisen wolle». — Sc. Maj. der König hatte sich in der Nacht znm Mittwoch nach hier znr Ancrhnhnjagd begeben. — Vom 2. Jannar bis mit 9. Mai d. I. ge langte» insgcsammt 2320 beladene Fahrzeuge beim Haupt-Zoll-Amte Schandau zur Abfertigung. — Nns Schandau schreibt man der „Leip. Ztg.": Zeitiger als sonst füllen sich in diesem Jahre angesichts der eingctrctcncn sommerlichen Temperatur die Bäder und Heilanstalten; in den meisten derselben sind eine Anzahl Stammgäste schon eingctrof- sen, um sich in dem licbgewonnenen Sonuneraufenthalte neue Kraft und Frische zu holen. Unter den Kurorten, welche völ lig gerüstet der Wiederkehr alter Freunde und dem alljährlichen Zuwachs vou ueuen Besuchern harren, dürfen wir Schandau, die Hauptstation der sächsischen Schweiz, als einender bekannte sten hcrvorbcben. Die bemcrkenSwerthen Vorzüge eines länge ren Aufenthaltes in der sächsischen Schweiz mit ihren Bergen und Thälern sind schon oft durch die berufensten Federn hcr- vorgehoben worden und in der That besitzt dieser herrliche Theil dcö schönen SachscnlaudcS alle Eigenschaften, sich seinen Besuchern vou nur angenehmen Seiten zu zeigen. Die sorg same städtische Verwaltung deS BadeS Schandau hat auch in diesem Jahre das Mögliche gethan, den guten Nnf des OrtcS als vorzüglich geleiteten Kurortes zu erhalten uud zu befestigen; die Badecinrichtunge» für Eisen-, Sool-, Fichtcnnadcl- und Moorbäder, Heißluft- und Dampfbäder, sowie für die Kalt wasserheilanstalt stehen durchaus auf der Höhe der Zeit und genügen auch verwöhntesten Ansprüchen. WohnungSgelcgcnheit in Privathänscrn und Hotels ist in gröstter Auswahl vorhan den, für letztere genügt schon der Name Scndig als Garantie für die denkbar comfortabelste Aufnahme. Es dürfte daher auch in dieser Saison dem lieblichen Schandau an einer gro- sicn Zahl von Kurgästen nicht fehlen; ein oricntirendcr Prospcct über die Verhältnisse des Bades wird auf Wunsch Seiten der Badedirection jederzeit gratis und franco versandt. — Von dem in der Landcslottcric gczogciic» Haupt- gcwiim von 200,000 Mark sind fünf Zehntel »ach Berlin gekommen. Als die glücklichen Spieler wer den mehrere sogenannte kleine Leute gcnaimt. — Morgen Sonntag, den 17. d., verkehren auf den Linien der sächsischen Staatöbahnen, mithin auch auf der sächsisch-böhmische» Bah», folgende Extrazüge: Vormittags 8 Uhr 44 Min. von Pirna nach Schandau znm Anschluß au den 8 Uhr 5 Min. von Dresdeii- Altstadt abgehenden Zng, Nachmittags 12 Uhr 45 Min. von Pirna nach Schandau znm Anschluß an den 12 Uhr 5 Min. von Dresden-Altstadt abgehenden Zug, Nachm. 3 Uhr 10 Mili. von Dresden-Altstadt nach Schandau. — Zu dem bevorstehend«:» Pfingstfcstc haben die in der Zeit vom Pfingslsommbcnd den 23. bis zur -olgendcu Mittwoch, de» 27. Mai gelöste» Tagcö- UllctS verlängerte Giltigkeit nnd zwar bis mit Frei tag nach Pfingsten, d. i. den 29. Mai. Dies bezieht sich jedoch nur nnf de» Localverkehr imicrhalb Sach- icnS. Im direkte» Verkehre nach Stationen der prcu- ;ischcu Staats- nnd miter Staatsverwaltung stehenden Bahne» »nd der Weimar-Geraer Eisenbahn habe» die am Pfingstsonnabend nnd nm 1. Fcicrtng nnf sächsi schen Stationen gelösten (Tages ) Nctonrbillcts nur bis mit dem Tage »ach dem zweite» Feiertage, d. i. de» 26. d. M., znr Rückreise Giltigkeit. — Die Nachtfröste der letzten Tage haben doch iii einigen Theile» des Landes geschadet. So wird ans dem oberen Vogtland geschrieben: In der Nacht znm 9. Mai raubte ein starker Frost unsern Obst- bänmcii all ihren reichen Blüthcnschmnck imd damit anch die Frucht. Aus dem oberen Erzgebirge meldet man: Der starke Frost in der Nacht znm 9. Mai hat dem größten Theile der Hcidclbccrblüthc, nament lich anßcrhalb dcö Waldes im Freien stehenden ein jähcö Ende gemacht. Die Anösicht, daß dieses Jahr den Aiiöfall des Vorjahres nuSgleicheii werde, ist nahezu vorüber. Die Obstblüthcii haben ebenfalls ehr gelitten. Die so warmen Apriltagc hatten auch ii den höchstgclegencn Theilen des Gebirges die Ve getation nngcmciii früh entwickelt. Iii nicht so hoch gelegenen Gebieten, wie in der Schneeberger Gegend, ist der durch den Frost angcrichtctc Schaden dagegen mir gering. — Das Jahr 1884 ist, lvic seine beiden Vorgänger, in Bezug auf die Sterblichkeit für die sächsische Bevölkerung kein günstiges gewesen. Während im Jahre 1882 auf je 1000 Le bende der mittleren Bevölkerung 28,-1, im Jahre 1883 29,1