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Zur Beurtheilung der politischen und wirthschaft- lichen Verhältnisse im engeren und weiteren Sinne fehlt es in der Welt offenbar noch an der genügenden Menge ruhiger und klarer Denker, denn selten vergeht ein Monat, in welchem sich nicht ein großer Theil der Menschheit ohne ernsten Grund politisch oder wirth- fchastlich in das Bockshorn jagen läßt und dadurch nicht nur an Gemüthsruhe, sondern häufig auch an Gesundheit und Vermögen Abbruch erleidet. Wer aber ein Jahrzehnt den Lauf der Dinge gut beobachtet hat, der weiß, daß hinter tausend Alarmgerüchten noch nicht zehn ernste Gefahren stecken und daß von den ernsten Gefahren aüch wieder nur der zehnte Theil zu wirklichen Katastrophen führen. Oder haben wir in den letzten zehn Jahren nicht schon hundert Mal Kriegs geschrei ohne — Krieg, Klagen über Mißernten ohne — Hungersnoth und Nothrufe über geschäftliche Kala mitäten ohne — allgemeine Verarmung hören müssen? — Aber fragt man sich, ob die Menge dadurch etwas gelernt hat, ob sie endlich überzeugt ist, daß in Gottes Welt eine gütige Vorsehung waltet und das ewige Furchthaben vom Teufel ist, so kann man es in Hin blick auf die Erfolge neuer Alarmgerüchte kaum bejahen. Am bedenklichsten sieht es in dieser Richtung immer noch auf dem politischen Gebiete aus, wo Viele einen baldigen Krieg in redeseliger Weise prophezeihen, wäh rend man ihnen doch am Finger vorzählen kann, daß der Friede mindestens so viel Chancen hat, als der Krieg, thatsächlich aber immer einige mehr, denn nur ehrgeizige Fanatiker können bestreiten, daß ein Krieg auch für den Sieger ein großes Nebel ist, und daß leichsinnig herausgeforderte Kriege über das betreffende Volk in der Ziegel wie ein Weltgericht kommen. Es giebt auch gerechte Kriege, entbrannt aus heiliger Ent rüstung über Knechtschaft und Schmach, oder aufge drungen, im Kampfe um nationale Güter. Aber welche europäische Kulturnation befindet sich denn gegenwärtig in der Knechtschaft einer andern, und welchem Volke werden von seinem Nachbar in Europa seine nationalen Güler vorenthalten?! — Man wird vergeblich nach einer solchen klaffenden Wunde in Europa suchen. Wird ihre Existenz aber doch behauptet, so geschieht es nur künstlich und lügenhaft aus Gründen des Ehr geizes oder Neides, indem man ehrgeizige Wünsche, gewöhnliche Schattenseiten oder frühere Niederlagen zu klaffenden Wunden aufpauscht und darüber mit dem Schwerte zu Gericht sitzen will. Daraus erhellt aber auch zur Genüge, was von Friedensstörern und Unruhestiftern zu halten ist. Ihre Machwerke sind zunächst sehr ruhig und kühl zu be urteilen, denn kein Brei wird so heiß gegessen, als er gekocht ist, und kommt wirklich einmal die Gefahr, bann gilt es auch ihr ruhig und muthig in das Antlitz zu schauen. Sie ist auf dem politischen Gebiete aber in Wirklichkeit und in der Stärke nicht vorhanden, denn wenn z. B. die Hetzer in Frankreich und Rußland auch oft den Kriegsteusel an die Wand malen, so wird er fast immer auch ebenso rasch weggewischt. So er heben stets bei jedem unüberlegten Revanchcgeschrei geachtete französische Zeitungen Diahnungen zum Frie den, auch hat der neue französische Botschafter in Lon don, Herr Waddington, in einer längeren Rede auf das Friedensbedürfniß Frankreichs hingewiesen. Ebenso ist den russischen Zeitungen von der Regierung unter sagt worden, irgend welche Artikel zu bringen, welche mit dem Auslande Differenzen erwecken können, und der Besuch des russischen Ministers des Auswärtigen, Herrn v. Giers, beim Fürsten Bismarck in Friedrichs ruhe, wird wohl auch nur friedlichen Zwecken dienen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Schmiedeberg im Monat Oktober gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und .Haltestellen: Tourbilleis. TageSbillcts. Militär- II. 111. II. III. billets. Dresden . . . 56 351 263 891 — Hainsberg. . . 82 721 136 850 68 Dippoldiswalde . 30 635 96 984 12 an den Haltestellen 94 1322 156 1676 27 Sa. 266 3029 651 4401 107 8454 Demnach bis jetzt (vonJanuar 1883 an) 104,861 Billets. Befördert wurden im selben Monat 2,951,847 Kilo gramm Güter, demnach bis jetzt (von Januar 1883 an) 16,036,890 Kilogramm Güter. — Wie uns mitgetheilt wird, findet Sonntag, den 2. Dezember, im Schiebhaussaale ein Konzert der be liebten echten Tiroler-Gesellschaft des Herrn Schöpfer statt, welche bis jetzt seit längerer Zeit in Dresden concertirte und sich steten Beifalls erfreute. Gewiß werden sie auch hier mit Freuden begrüßt werden und einem vollen Hause entgegen sehen können. G Sadisdorf. (Verspätet.) Die schöne Luther feier, welche das große Glück des Besitzes und der Verkündigung des reinen Evangeliums wieder recht eindringlich und zum innigsten Danke anregend zum Bewußtsein brachte, hat auch hier so manches äußere Erinnerungszeichen im Gefolge gehabt. Hiesige Schul kinder erhielten nach dem Schulaktus, welcher in einer Ansprache des LehrerS: „Luther einer der größten Freunde der Kinderwelt", in Vorträgen von Gedichten durch die Kinder und abwechselnd mit Gesängen be stand, von dem mit anwesenden Kirchenpatron, Herrn Rittergutsbesitzer Otto auf Naundorf, Festmedaillen nebst Bändern oder Schleifen. Die Oberklaffen aus den Schulen der Parochie, sich am 10. November Nachmittags in einem langen Zuge nach dem neuen Gottesacker bewegend, waren nicht nur Zeugen von dem Pflanzen zweier Gedenklinden, sondern betheiligten sich auch in ihren Klaffenobersten selbst dabei, indem Knaben Erde schütteten, Mädchen aber Wasser gossen. Das Gotteshaus erhielt mancherlei neuen Schmuck. Der Herr Kirchenpatron übergab ein Paar silberne Altarleuchter nebst Kerzen und eine neue Altar- und Kanzelbekleidung von dunkelrothem Plüsch, wozu die Töchter des Kantors ein entsprechendes Altartuch ge arbeitet hatten. Vorher schon, zum Tage der Ein weisung des Herrn Pastor Kahl, hatte die Jugend der Parochie, welcher sich auch einige junge Damen, die damals als Sommergäste in Naundorf wohnten, angeschloffen, durch freiwillige Sammlung in ihrem Kreise einen im reinen Kirchenstyl gehaltenen kostbaren Brüsseler Altarteppich beschafft. Ein Ungenannter endlich schenkte der Kirche die in Oeldruck sehr gut ausgeführten Portraits Luthers und Melanchthons. Möge alles Gestiftete der Nachwelt lange Zeugniß davon geben, mit wie großer Freude und mit welch' innigem Danke gegen Gott man auch hier Luthers Geburts- und Tauftag gefeiert hat, aber auch das evangelische Bewußtsein recht lebendig erhalten helfen! Frauenstein. Bei der am vergangenen Sonnabend stattgefundenen Stadtverordneten-Ergän- zungswahl machten 93 Bürger von ihrem Stimm rechte Gebrauch und wurden gewählt: Lobgerberinstr. C. H. Straßberger mit 26, Bäckerinstr. C. G. Mühle mit 23 und Schneidermstr. C. G. Hofmann mit 23 Stimmen. Dresden. (Landtag.) In der Sitzung der 2. Kainmer am Montag stand die Vorberathung des Staatshaushaltes auf der Tagesordnung, und verbreitete sich dabei der Minister v. Könneritz über die Finanzlage, indem er einen fesselnden Rückblick auf die abgelaufene Finanzperiode gab, in der die Ueberschüsse mehr als 12 Millionen (2 Mill, mehr, als er geschätzt) betragen haben. Die Eisenbahn- Politik Sachsens erbrachte durch einen Mehr-Ertrag 7,594,000 Mk.; das Staatsvermögen habe 1882—83 um 18 Millionen zugenommen, trotzdem, daß überdies noch die Staatsschulden um 4,660,000 Alk. abge nommen haben. Die Gesammtaufbefferung der säch sischen Finanzen in den Jahren 1882 — 83 beträgt nicht weniger als 22,688,000 Mk. Der Herr Minister, dem wiederholte Bravo's zugerufen wurden, motivirte hierauf die Vorschläge der Regierung im Haushaltplan für 1884—85: der günstige Abschluß beruhe zum Theil aus zufälligen Umständen; deshalb halte er es für bedenklich, jetzt weitere Steuer-Erleichte rungen eintreten zu lassen; man habe eine bessere Garantie, wenn man — wie es die Negierung gethan — dies reiche Erträgniß mehr dem außerordentlichen Staatshaushalt-Etat zu Gute kommen lasse. Dann kündigte der Herr Minister noch eine Vorlage zum Bau einer neuen Kunst-Akademie an und sprach schließlich den Wunsch aus, dauernde solche Besserung möge gestatten, bald auch den bis jetzt nicht berück sichtigten Gegenden des Landes zu helfen und gerecht zu werden. — Der Abg. v. Oehlschlägel betonte hier auf die Umsicht, Gewissenhaftigkeit und einheitliche Sparsamkeit der Regierung, deren hohe Verdienste man dankend anerkennen müsse. Zum Budget sich wendend, wünscht der Redner eine größere Tilgung von Staatsschulden, sodann aber (konform dem Landes kulturrath) eine größere Entlastung der Grundbesitzer. Die Grundbesitzer seien ungerecht höher besteuert. Er glaube zwar nicht, daß dieser Landtag schon die Er füllung seines Wunsches bringen werde, bemängelt dse Einkommensteuer, namentlich die Deklarationspflicht, man solle ohne Deklaration einschätzen, das Renten- Einkommen sollte jedoch Jeder gesetzlich angeben müssen. Die Negierung möge die Steuer-Inspektoren zu größerer Billigkeit gegen die Landwirthe anweisen, besonders bedauere er die Art der Holz-Abschätzung. Die Land- wirthschast komme mit der Chausseegeld-Aufhebung nicht speziell günstig weg. — Die sächsische Landes-Jmmobiliar-Brandver- sicherungs-Anstalt hat nach dem an den Landtag ge langten Rechenschaftsberichte in den Jahren 1881 und 1882 ausgezeichnete finanzielle Resultate erzielt. Die Gebäudeversicherung warf bei 8,594,151 M. Einnahme, 6,598,529 M. Ausgabe und 1,091,615 M. Verwal tungskosten einen Üeberschuß von 904,006 M. ab, während die freiwillige Versicherung bei 676,509 M. Einnahme, 331,027 M. Ausgabe und 32,480 M. Verwaltungskosten einen Üeberschuß von 313,000 M. ergab, so daß der Üeberschuß beider Abtheilungen 1,117,006 M. beträgt. Der vorhandene Effektiv-Ver- mögensbestand der Anstalt belief sich am Schluffe des Jahres 1882 auf 10,038,235 M. — Die Verwaltung und der Betrieb der sächsischen Staatseisenbahnen beanspruchte am Schluffe des Jahres 1882 ein Beamtenheer von 8596 Personen, während die Zahl der gegen Wochen- oder Tagelohn beschäftigten Arbeiter nahezu das Doppelte betrug. Von den Beamten kanten 290 auf die Allgemeine Verwaltung, 2135 auf die Bahnunterhaltung, 6003 auf die Transportvcrwaltung und 168 auf die Ma schinenhauptverwaltung. Zu der Allgemeinen Ver waltung zählen: 1) die Königliche Generaldirektion mit 1 Vorsitzenden (Generaldirektor), 17 Mitgliedern (Finanzräthen), 4 Hilfsarbeitern (Finanzaffefforen), 1 außerordentlichen Beisitzer und 4 Direktionssekretären, 2) die Hauptverwaltung mit folgenden Bureaux: das administrative Hanptbureau mit 43 Beamten, die Hauptkasse mit 19 Beamten, die Hauptbuchhalterei mit 23 Beamten, die Rechnungsexpedition der Beamten- Unterstützungskasse mit 6 Beamten, das Verkehrbureau mit 23 Beamten, das Kontrol- und Abrechnungsbureau mit 72 Beamten, die Billetverwaltung mit 6 Beamten, das Statistische Bureau mit 20 Beamten, die Wirth- schaftshauptverwaltung mit 21' Beamten, das Wagen- kontrolbureau mit 23 Beamten, die Kaffenreviston und