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Mchmtz-MW Amtsblatt für die Königliche AmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirb same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta« bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen« dem Ausschlag. — Ginge« .sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil? MPfg. Llt mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich I M. Sb Psg., ziveimonatlich 84 Psg., einmonatlich 4S Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnt in Dippoldiswalde. Mtt achtseitigem „Jllustrirten UnlerhaltungSblatt". Mit land- und hanswirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 130. Sonnabend, den 4. November 1893. 59. Jahrgang. ' ' I, f ^!'W« Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei der am 19. Oktober statt« gefundenen Landtagswahl haben im 13.ländl.Wahl kreise von 5865 Stimmberechtigten 2549 — 43,5 <>/o von ihrem Wahlrechte Gebrauch gemacht. (1881 waren 4473 und 1887 5085 Wahlberechtigte, von denen 1881 1863 ---41,«»/«und 1887 1996---- 39,,°/°abstimmten.) Von den abgegebenen gültigen Stimmen fielen 1881 1859 ---99,»«/«, 1887 1983----99,»°/» und 1893 1729 ---- 67,»°/« auf den Kandidaten der konservativen Partei, während 1893 noch 580 Stimmen — 22,» °/o auf den Kandidaten der Reformer und 239 Stimmen — 9,«°/« auf den Sozialdemokraten fielen. — Von Sr. Maj. dem König ist Herrn Haupt mann z. D. Dietrich, Bezirksoffizier beim Meldeamt Dippoldiswalde, das Dienstauszeichnungskreuz verliehen worden. — Die diesjährigen Herbstkontrolversamm- lungen, zu welchen sämmtliche Reservisten, Dispost- tions-Urlauber und zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassene zu erscheinen haben, finden im Meldeamts bezirk Dippoldiswalde wie folgt statt: Donnerstag, den 16. November, Vormittags 10 Uhr 30 Min., in Frauenstein. Freitag, den 17. November, Vormittags 8 Uhr 30 Min. und 11 Uhr 30 Min. in Dippoldiswalde. Sonnabend, den 18.Nov., Vorm. lOUHr, in Lauenstein. Die Militärpapiere sind mttzubringen. Die ausgege benen namentlichen Gestellungslisten zu den Kontrol- versammlungen kommen in Wegfall. Besondere Ge stellungsbefehle zu den Kontroloersammlungen werden nicht ausgegeben, die Beorderung zu denselben erfolgt wie früher nur durch öffentliche Bekanntmachungen. Es liegt im Interesse der betheiligien Mannschaften, daß sich dieselben pünktlich aus den Kontrolplätzen einfinden, da das Fehlen zur Kontrolversammlung eben so streng bestraft wird, als die Nichtbefolgung eines Einberufungsbefehls zur Uebung. Außerdem wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die an der Kontrolversammlung theilnehmenden Mann schaften während der ganzen Dauer des Tages, an welchem dieselbe stattfindet, zum aktiven Heere gehören und somit auch hinsichtlich der Vergehen gegen Cioil- personen, der Militärgerichtsbarkeit unterstehen. Da bei den Kontroloersammlungen Fußmeffnngen statt finden, sind die Füße zu waschen. Schmiedeberg. Bei der hies. Gemeindeverbands- Sparkaffe wurden im Monat Oktober 6322 Mark 58 Pfg. in 78 Posten eingezahlt, dagegen 3851 Mark Z6 Pfg. in 30 Posten abgehoben. Lauenstein. Am I. November, Nachmittags, fand in Gegenwart des Stadtgemeinderathes und Schul vorstandes die Grundsteinlegung zum neuen Schul gebäude in einfacher Weise statt. Oberfrauendorf. Ein Jagdergebniß, wie es in unsrer Gegend wohl nur von Königsjagdsn zu lesen ist- erzielte bei einer am letzten Sonnabend auf hiesi gem Jagdreviere abgehaltenen Treibjagd der derzeitige Jagdpächter, Herr Konsul Harlan aus Dresden. Es kamen zur Strecke: 9 Stück Hochwild, 3 Rehe, 2 Füchse und etliche Hasen. Durch dergleichen Aus beuten dürsten wohl auch die öfter zuhörenden Klagen über Wildschäden am ehesten zum Verstummen zu bringen sein. Dresden. Im Reichshaushaltsetat aus 1893/94 wurde zu Erbauung einer Garnisonkirche in Dresden eine erste Rate von 30000 Mk. eingestellt. Das königl. Krtegsministerium veranlaßte denn auch der Bestimmung gemäß unterm 25. Mai d. I. durch die Militär-Oekonomie-Abtheilung zur Gewinnung ge eigneter Pläne einen Wettbewerb mtt drei Pretzen in Höhe von 5000, 3500 und 2000 Mk. Bis zum 15. Oktober waren diese Pläne einzureichen und zu deren Bearbeitung Bauprogramm, Bedingungen, U;bersichls- und Lageplan an der obengenannten Amtsstelle kösten- frei erhältlich. Wie man nun vernimmt, hat sich eine größere Zahl von Architekten, Ingenieuren und Bau meistern an der Plankonkurrenz betheiligt und steht die Veröffentlichung der Preisertheilung demnächst zu erwarten. Als Standort der zu erbauenden Garnison- Kirche in der Albertstadt ist das Areal hinter der Schützenkaserne und Pionierkaserne, westlich der Carola- Brücke und Prießnitz, an der südlichen Seite der Carola-Allee, der sog. Heerstraße, auSersehen. Das Areal, auch für weitere Bauzwecke, z. B. zu Er weiterung der Pionier-Kasernements bestimmt, hat etwa 160 m Tiefe und 350 m Straßenfront. Gutem Vernehmen nach soll die Vornahme des ersten Spaten stiches bez. die Grundsteinlegung noch im Laufe des Novembers stattfinden. Einen eigenen Garnisonprediger besaß Dresden seit 1714—1814. Eine eigene Gar nisonkirche, 1716—1760 in besonderem Hauptwach gebäude und seit 1760 bez. 63 bis 1814 in einem Obergeschoß des Zeughauses, besaß Dresdens Militär bereits. Vorher wurden Jakobshospital-Kapelle, Annen- kirche, Festungsbaukirche und Frauenkirche, seit 1817 sodann die Dreikönigskirche für den Garnison-Gottes dienst benutzt. Ein Geistlicher dieser Kirche wurde seit 1880 gleichzeitig als Garnisonprediger verpflichtet. Der erste derselben war Diakonus Steinbach, der gegenwärtige Inhaber des evangel. Garnisonprediger- amteS ist Herr Diakonus Heinemann. — Die sächsische Hauptbibelgesellschaft hat im verflossenen Vereinsjahre 33 322 heilige Schriften, nämlich 25 802 ganze Bibeln, 7070 Neue Testamente, 420 Psalmen rc. abgegeben. Die letzte Osterkollekte brachte 14400 M. ein. Tharandt. An der königlich sächsischen Forst- akademie in Tharandt studiren im Winterhalbjahr 1893/94: 63 Studirende, als: 13 Sachsen mit Anspruch auf Staatsdienst, 8 Sachsen ohne Anspruch auf Staats dienst, 20 anderweit« Deutsche, 3 aus Oesterreich, 13 aus Rußland, 4 aus Holland, 1 aus Norwegen, 1 aus Serbien. Gegenüber den beiden letzten Semestern beweisen diese Zahlen eine nicht unwesentliche Stei gerung der Frequenz der Forstakademie. Coswig. Ein schwerer Unglücksfall hat sich am Sonntag 'in einem hiesigen dem Fuhrwerksbesitzer Beuhne gehörigen Steinbruche zugetragen. Der Ar beiter Held — verheirathet und Vater von 5 Kindern — hatte einen Sprengschuß gelegt und ging, da der Schuß sich nicht entladen wollte, nach dem Spreng laden hin, um sich von der Ursache der Verzögerung zu unterrichten. Währenddem entlud sich der Schuß und der Mann wurde durch das umherfliegende Ge stein furchtbar zugerichtet. Nach Anlegung der ersten Verbände wurde der Verunglückte im Krankenhaus zu Cölln bei Meißen untergebracht. Meißen. Bei derLandtagsstichwahl im Kreise Meißen-Nossen-Roßwein erhielt Bürgermeister Rüaer in Roßwein (kons.) 1842, Ingenieur Hofmann in Meißen (Antisemit) 1331 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. Meißen. In den Weidengebüschen zwischen Gauernitz und Niederwartha wurden am Mittwoch drei junge kräftige Männer und zwei Frauenzimmer dingfest gemacht, nachdem unter Mithilfe mehrerer Civilpersonen eine förmliche Jagd auf die Landstreicher veranstaltet worden war. Es wird angenommen, daß man in den Verhafteten endlich jene Diebes bande abgesaßt hat, wckche die in letzterer Zeit in der Wilsdruffer Gegend mehrfach vorgekommenen Dieb stähle verübt hat. Die Leute werden an das Amts gericht Wilsdruff eingeliefert. Neustadt bei Stolpen. Ein Akt von Rohheit hat sich vor einigen Tagen in einem hiesigen viel besuchten Restaurant abgespielt. Vor dem Oberthor im Restaurant „zum Stadtkeller" waren zu später Nachtstunde ein Fabrikarbeiter von hier und ein bei diesem zum. Besuch aufhältlicher Markthelser aus Dresden noch als Gäste anwesend. Beide sind An hänger der sozialdemokratischen Partei und zogen gegen staatliche und kirchliche Einrichtungen, sowie gegen jede bestehende Ordnung mit rüden, unsauberen Redens arten zu Felde. Der im Gastzimmer anwesende Wirth, der allgemein als ein ruhiger und besonnener Mann gilt, verbot den weiteren Fortgang einer derartigen Unterhaltung in seinem Lokale, fand aber wenig An klang mit seiner Forderung, denn in demselben Augen blick sprang der Markthelfer empor und versetzte dem nichts ahnenden Wirth mit einem Stock, an dem sich ein hammerförmiger Metallgriff befand, einen Schlag auf den Kopf. Der Schlag ist mit solcher Wucht ge führt worden, daß der Stock in Stücke zerbrach und der Kopf des Wirthes blutig verletzt wurde. Die Angelegenheit wird demnächst die königliche Staats anwaltschaft zu Bautzen beschäftigen. OelSnitz im Vogtl. Gegenwärtig taucht im Vogt« lande wieder einmal fast allerorten falsches Geld auf; in Oelsnitz wurden an einem Tage zwei falsche preußische Thaler (Jahreszahl 1861, bezw. 1870) an gehalten. — Als am Sonntag in Görnitz ein 17 Jahre alter Gutsbesitzerssohn eine gefüllte Gewehrpatrone in die Hand nahm, explodirte plötzlich das Geschoß und die Ladung drang dem jungen Manne in das linke Auge. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dasselbe völlig zerstört. Bad Elster. Nach Schluß der Badesaison hat sofort eine rege Bausaison ihren Anfang genommen. Mehr als hundert Arbeiter sind zur Zeit mit der Her stellung eines Elsterkanals beschäftigt; die durch an der böhmischen Grenze angelegte Fabriken stark ver unreinigte Elster wird nämlich in Cementröhren ge leitet und dadurch hinkünstig der im Sommer fast un erträgliche Geruch des Wassers beseitigt. Trotz der großen Arbeiterzahl dürsten sich die KanalisirungS- arbeiten bis gegen Ende November hinziehen. Klingenthal. Die hiesige Musik- und In dustrie-Schule feierte am 1. November ihr 50- jähriges Bestehen. Die Schule hat in dem langen Zeiträume ihres Bestehens den ursprünglichen Zweck, Gelegenheit zur theoretischen und praktischen Ausbildung zu geben, welche zum rationellen Betriebe des Jn- strumentenbaues befähigt, in vollem Maße erfüllt und deshalb gab sich auch in allen Schichten der Klingen thaler Bevölkerung lebhaftes Interesse an dieser Jubiläumsfeier knnd. Die Musik-Fachschule zu Klingen thal wurde am I. November 1843 mit 60 Schülern und acht Unterrichtsstunden pro Woche eröffnet; gegen wärtig besuchen ca. 160 Schüler die Schule, welche wöchentlich 70 Unterrichtsstunden ertheilt. Die Bei hilfe der königl. sächs. Staatsregierung belief sich an fänglich auf jährlich 100 Thaler, heute beträgt der Staatszuschuß 2500 Mk. pro Jahr. LeiSnig. Der Stabsarzt und Chefarzt des hies. Garnisonlazareths, vr. Naether, hat an den Stadtrath eine Eingabe gerichtet, in welcher derselbe darlegt, daß das jetzt vorhandene Lazarelh wegen der nach Vermehrung der Truppen veränderten Sachlage den an dasselbe zu stellenden Anforderungen nicht mehr genüge, daß auch die Ausstellung der erhöhten Anzahl Betten nicht möglich sei, und bittet, die Erbauung eines neuen Garnisonlazareths ins Auge zu fassen, der Garnisonverwaltung Pläne vorzulegen und geeignete Plätze für dasselbe zur Begutachtung zu bezeichnen. Die beiden hiesigen städtischen Kollegien haben sich ein stimmig mit der Erbauung eines neuen Garnison lazareths einverstanden erklärt. Riesa. In der am 24. Oktober abgehaltenen Stadtverordnetensitzung ertheilte das Kollegium seinem Vorsitzenden Ermächtigung zum Mitvollzug der nach dem vorliegenden Anleiheplane auSzugebenden Schuld-