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and FiUslen: i« AltÄsdtM«lderrL«rg bei Herrs Kaufmann Otto Förster; in Penig de- Herrn Kaufmann Rob. HSrua, Wandelqaff- m Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Diehr, in Wechselburg bei Herrn Schmied Web?,; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. TlsHemt täglich mit Lurnahme der Tag« nach Bonn« und Festtagen. Asuahme von Inseraten für die nächster» scheinende Numme» nachmittags 2 Uhr. 8«r «Sonnementrprei» berruvt vierteljähr lich 1 Mk. K/» Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. VMedMon: Waldenburg, Oberzafse Als. Zugleich wett verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteuftein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, BrSunSdorf, Callenberg, St. Egidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lingen« Kubr-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergrafenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. S., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 180. Sonntag- den 4. Angust 1889. Witter,mgsausfichten für den 4. August: Theilweist bewölktes, meist heiteres Wetter bei weuig veränderter Temperatur. Barometerstand am 3. August, nachmittags 3 Uhr: 763 mm. Gestiegen. "Wardeuvurg, 3. August 188s. Mit Kaiser Wilhelm II. betritt zum ersten Male ein Kaiser des neuen deutschen Reiches den Boden Alt- Englands. Kaiser Wilhelm I., der in der trübsten Periode seines Lebens, nach dem fluchtartigen Abschied aus Berlin im März 1848, längere Zeit auf bri tischem Gebiete verweilte, war als Kaiser durch sein hohes Alter verhindert, in England einen Besuch ab zustatten, Kaiser Friedrich wurde durch seine tödlliche Krankheit zurückgehalten, und erst dem dritten deutschen Kaiser ist es beschicken, diese Reise auszuführen. Sie wurde schon im vorigen Zahle erwartet, und als sie unterblieb, wurden allerlei Gerüchte laut. Vielleicht lag ein besonderer Grund vor, welcher den Monarchen hinderte, die Reise sofort anzutreten; vielleicht war es aber auch nur Mangel an Zeit, welcher sich hemmend geltend machte. Die politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern waren im vorigen Herbst in keiner i Weise unbefriedigend; Fürst Bismarck hat ja gerade ! um diese Zeit die Mithilfe Englands bei der Flotten- - blockadc in Ostafrika zugesichert erhalten, aber bei dem s sehr engen Bundesverhältniß mit Oesterreich-Ungarn f und Italien war es selbstverständlich, daß diese Länder s zuerst den Besuch des jungen deutschen Kaisers erhiel- ! ten. Nun wendet unser Kaiser seine Fahrt zu dem ! großen Inselreiche, und seine Reise ist ein Beweis, daß ' es wohl zwischen Deutschland und Großbritannien § über einzelne Kolonialfragen noch Streitigkeiten geben ! kann, daß aber diese Streitigkeiten nicht von wesent- , lichem Einfluß auf die allgemeinen Beziehungen beider ' Länder sein können. Die englisch-deutsche Freundschaft ist wieder hergestellt. Man hat in Deutschland lange und nicht mit Un- recht von einer englischen Krämerpolitik gesprochen. In der That förderte die englische Politik vor Allem den Handel des Landes, hatte nur die eigenen Interessen ! in geradezu egoistischer Weise im Auge. Durch diese j Krämerpolitik ist England indessen reich geworden und i kann sich Ausgaben erlauben, an welche andere Staa- ! ten nur schwer denken können. Jedes Ding hat aber , seine Grenze, und so auch die britische Krämerpolitik, : für welche der europäische Continent mit seinen ein- i zelnen Staaten nur insofern Interesse batte, als sich dort flotte Geschäfte machen ließen. Es giebt ja heute noch eine gewisse Klasse von Söhnen John Bull's, die meinen, es könne so weitergehen, wie man es früher getrieben; doch ist die Zahl dieser guten Geschäfts leute sehr gering. Das Bewußtsein hat sich allgemein Bahn gebrochen, daß Großbritannien in Wahrheit ganz genau dieselben Feinde hat, wie der mitteleuro päische Friedensbund. Rußland strebt nach Indien und Konstantinopel, Frankreich nach der Herrschaft über's Mittelmeer und Nordafrika. Die heutige Londoner Regierung weiß ganz genau, daß es nach einer Niederlage der europäischen Festlandmächle zwei fellos ihren eigenen überseeischen Besitzungen gelten wird, unter solchen Umständen ist die Fortsetzung der klingenden Krämerpolitik absolut unmöglich. England schließt keine Bündnisse, aber es kennt seine Verpflichtungen. Die jüngste Rede des Ministerpräsi denten Salisbury, die besonders im Hinblick auf die Ankunft Kaiser Wilhelms II. gehalten zu sein scheint, läßt keinen Zweifel darüber, auf welcher Seite Eng land in einem allgemeinen europäischen Kriege stehen wird, weil es dort stehen muß. Zum Vergnügen führt man auch wirklich nicht eine Armada von mehr als hundert Fahrzeugen vor dem deutschen Kaiser zu sammen, baut nicht für 400 Millionen Mark neue Kriegsschiffe. England wird durch seine Seemacht in einem europäischen Kriege immer ein werthvoller Freund sein, es ist aber auch darauf angewiesen, den Festland mächten seine Freundschaft zu zeigen. Die deutsche Politik legt nach Fürst Bismarcks letzten Reichstags reden hohen Werth auf ein gutes Einvernehmen mit England und sucht entstehende Zwiste auf friedlichem Wege auszugleichen. Es giebt ja Engländer, die sehr selbstsüchtig und ziemlich unausstehlich sind, und bei den Colonialfragen in Afrika hat sich das wiederholt gezeigt, aber hierin liegt noch keine Freundschaft der Londoner Regierung. Diese hat im Gegcntheil erst j auf der Samoa-Conferenz durchaus unsere Partei ge- s nommen. Wäre dem nicht so, wäre unser Kaiser auch f zu Hous geblieben. MMtrHche Rmwschan. Kaiser Wilhelm ist w-chlbehilten. in England an- l gekommen und am Freitag Nachmittag auf der Insel > Wight gelandet, wo er im Osborne-Schloß, dem Som- : mersitz der Königin Victoria, Wohnung nimmt. Das : deutsche Geschwader, mit dem Kaiserschiff an der Spitze, i war schon auf der Fahrt bis Wight von den englischen ? Küstenbatterieen mit Salutschüssen begrüßt worden, s Die Fahrt verlief ungestört. Der Prinz und die Prinzessin von Wales waren an Bord der englischen i Königsyacht „Osborne" mit ihrer Familie, dem Her- i zog von Cambridge und anderen Persönlichkeiten der s Dacht „Hohenzollern" cntgegengefahren, durch die Reihen - des bei Spithead in Parade aufgestellten über hundert ! Kriegsschiffe starken englischen Geschwaders hindurch. - Bei Jnsichtkommen der deutschen Flotte wurden die donnernden Salutschüsse abgegeben, worauf von deutscher Seite die Antwort erfolgte. Der Kaiser begab sich ' sodann mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, ; dem Grafen Bismarck und dem Gefolge an Bord der j englischen Dacht, wo die Begrüßung und Vorstellung ; des Gefolges statlfand. Unter Hochrufen und Kanonen- ! schüssen erfolgte sodann die Fahrt nach Cowes auf ! Wight, wo der Empfang durch die ersten Behörden der Insel erfolgte. Zahlreiches Publikum war an- s wesend, das Meer war mit vielen größeren und kleineren Privatfahrzeugen bedeckt, allgemein wurde der Kaiser lebhaft begrüßt. Die Ausschmückung der Ankunsts stelle, woselbst eine Ehrenwache strammer Blaujacken aufgestellt war, war reich, aber nicht überladen. Ein Purpurzelt gab der Ort für die Begrüßung ab. In einem vierspännigen Wagen erfolgte sodann die Fahrt des Kaisers, des Prinzen und der Prinzessin von Wales durch die aufgestellten Truppen,paliere nach dem Os borne-Schloß, auf dem ganzen Wege ununterbrochen mit Hochrufen empfangen. Im Schlosse, vor dem eine zweite Ehrenwache stand, begrüßte der Kaiser so fort seine Großmutter, die Königin Viktoria, welche des hohen Gastes, umgeben von den Prinzessinnen, in der Schloßhalle harrte, zuerst durch einen Handkuß, worauf die Königin ihren Enkel umarmte. Nach Vor stellung der Herren der Begleitung und kurzer Unter haltung zog sich der Kaiser zunächst in seine Gemächer zurück. Abends um 9 Uhr wird Galatasel sein. Schloß Osborne ist, genau genommen, kein Palast, sondern ein Landhaus, wenn auch in höchster Bedeutung des Wortes, eine italienische Villa voll künstlerischer Motive, ausgeführt mit englischer Großartigkeit. In allen Gängen grüßen hohe Marmorbilder auf farbigen Marmorpostamenten. Dazwischen stehen GlasschrLnke in halber Manneshöhe, angefüllt mit Nippes, Kunst werken jeder Art und mit auserlesenen Büchern. Bänke von schwerem Mahagoni, mit rothem Saffian ge polstert, laden zum Sitzen ein und alle Treppen bis in die Höhe sind mit rothen Sammetpolstern belegt. Um den Kaiser in seinen Lebensgewohnyeiten ganz frei und unabhängig zu erhalten, ließ die Königin für ehren Gast in dem an das Hauptgebäude angebauten Flügel, der eben nur wieder eine große Palastvilla bildet, eine Reihe von Gemächern zur Wohnung einrichten, die dem Kaiser die Möglichkeit gewähren, von seinen Zimmern gleich hinaus auf die Terrasse mit ihrer Blumenfülle, mit ihren rauschenden Fontainen zu treten. Neben den Zimmern des Kaisers liegen die des Prinzen Hein rich. Als Empfangssaal dient dem Gaste der Coun- cilroom der Königin, in welchem die Ministerconferenzen staitzufinden pflegen. Das Gemach ist mit präch tigen Werken der Kunsttischlerei angefüllt, mit Geräthen und Bronzen, die Möbel vergöltet mit rothem Damast. Die Seilenwände schmücken zwei lebensgroße Bilder der Königin und des Prinzgemahls aus der ersten Zeit ihrer Ehe und dann ein großes, eine Hirschjagd in den schottischen Hochlanden darstellendes Bild von Landseer. Möbel mit Intarsien und Bronzen bilden auch die Einrichtung des Arbeitszimmers des Kaisers, auch ist ein Raum zum Arbeiten im Freien in einer der offenen Loggien eingerichtet. Das anstoßende Schlaf zimmer ist in Cretonne möblirt. Aber Las herrlichste Bild wird sich dem Kaiser und keinem Bruder bieten, wenn sie des Morgens aus ihren Zimmern hinaus aus die Terrasse treten. Jenseits der Wipsel der dich ten Bäume ist die See mit ihren unter Sonne und Himmelblau schimmernden Lichtern. Dort rechts ankert die Flotte Großbritanniens, links sind die deutschen Schiffe aufgestellt. Die Vegetation um Schloß Osborne ist eine äußerst üppige; da das Klima dem von Ober- Italien gleicht, so gedeihen auf der Insel die herrlich sten Cedern, Kamelienbäume, selbst Palmen. Alle Villen und Häuser, sowie Stadt und Hafen Ports mouth waren festlich geschmückt. Der Himmel war etwas bewölkt, verrieth einige Regenneigung. Heute Sonnabend wird die große Flottenschau statlfinden, zu welcher Tausende und Abertausende heranzeströmt sind. Zahlreiche Deutsche sind anwesend, welche den Kaiser mit begeistertem Jubel begrüßten. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt an der Spitze ihrer neusten Nummer zum Kaiserbesuch in Eng land: „Heute Nachmittag landet Kaiser Wilhelm an der Küste des befreundeten Englands. Die Blätter haben von den festlichen Vorbereitungen berichtet, welche daselbst zum Empfange unseres Kaisers getroffen sind. Es bekundet sich in denselben die Sympathie, welche das stammverwandte Volk dem Herrscher entgegen bringt, der an der Spitze der deutschen Nation, un ermüdlich im Dienste des Friedens seines hohen Amtes wallet. Soeben zurückgekehrt von seiner Nordlands- reise, welche ihm die gewünschte Erholung und Stär kung gebracht, unternimmt Kaiser Wilhelm, begleitet von einer stattlichen Flotte, eine Meerfahrt aufs Neue nach den Gestaden Großbritanniens, dessen erhabenes Herrscherhaus ihm so nahe verwandt und befreundet ist. Zum ersten Male betritt ein deutscher Kaiser das Jnselreich und zum ersten Male erscheint ein so an sehnliches deutsches Geschwader in britischen Gewässern. Dieses geschichtliche Ereigniß ist wohl geeignet, beiden Nationen zum Bewußtsein zu bringen, welche Kräfte