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Inserate nehmen außer der Expedition auch die Austräger auf dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- Expeditionen solche zu Originalpreisen. Erscheint reden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1,40, durch die Post Mk. 1,50 frei m's Haus. Anzeiger Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz. Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Heimsdorf, Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Nußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengrund u. s. w« für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein-Ernstthal Orgcrrr aller Gsureirröe-Verwaltrn rgerr der irurlregenöerr Ortschafterr. Rr. 65. Mittwoch, den 21. März 1900 50. Jahrgang. Nachstehend wird eine Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu Glauchau, die Einführung einer Polizeistunde für Schankwirthschaften mit weiblicher Bedienung (sg. Kellnerinnen) be treffend, zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Gersdorf Bez. Zw., den 19. März 1900. Der Gemeindevorstand Göhler. Die Königliche Amtshauptmannschaft hat mit Zustimmung des Bezirksausschusses beschlossen, für alle im hiesigen Verwaltungsbezirke befindliche Schankwirthschaften mit weiblicher Bedienung (sg. Kellnerinnen) eine Polizeistunde dergestalt cinzuführen, daß in der Zeit von 12 Uhr Nachts bis 6 Uhr früh Gäste in denselben nicht verweilen dürfen. Die Schankwirthe sind gehalten, die um 12 Uhr bei ihnen noch verweilenden Gäste zum Fortgehen auszufordern Schankwirthe, welche das Verweilen der Gäste über die Polizeistunde hinaus dulden, d. h. die selben nicht zum Fortgehen auffordern oder ihnen trotzdem noch Speisen oder Getränke verabreichen, werden auf Grund von ß 365, Absatz 2, des Reichs-Straf-Gesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen, Gäste, welche über die Polizeistunde hinaus in einer solchen Schankstätte verweilen, ungeachtet der Wirth, sein Vertreter oder ein Polizeibeamter sie zum Fortgehen aufgefordert hat, auf Grund von 8 365, Absatz 1, des Reichs-Straf-Gesetzbnchs mit Geldstrafe bis zu 15 Mk. bestraft. Glauchau, den 12. März 1900. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Reg.-Nr. 798. II. Gbmeirr. P. Mehrbietuugstormin Auf die zum Nachlasse Bernhard Ullrichs in Oberluugwih gehörigen Grundstücke — Haus mit Girrten, Baustelle und ca. 2 Acker Feld, — taxirt auf 9000 M., sind als Kaufpreis 8000 M. geboten worden. Zur Abgabe weiterer Gebote wird Termin auf den 26. März 1960, Nachmittags 3 Uhr angesetzt. Dieser Mehrbietungstermin wird in Hohenstein-Ernstthal im Hotel Drei Schwanen abgehalten werden und sollen dabei die bezeichneten Grundstücke dem Meistbietenden unter den im Termin bekannt zu gebenden Bedingungen zugeschlagen werden. Hohenstein-Ernstthal, den 17. März l900. Der Nachlatzverwalter. Rechtsanwalt vr Dierks. Kfchen Die auf den 23. März an der Wohnung des Tischlers Behrendt in Hermsdorf anberaumte Ver steigerung findet nicht statt. Der Gerichtsvollzieher heim KSntgl. Amtsgerichte Hohenstein-Ernstthal. Q. 80/00. Sekr. Kurth. Bekanntmachung. In hiesiger Gemeinde ist die Hebammenstelle zu besetzen. Gesuche sind unter Beifügung der Zeugnisse bis zum 10. April in der Gemeindeerpcdition anzubrinqen. Hermsdorf, den 18. März 1900. Der Gemeindevorstand. Müller. Vom Reichstage. Berlin, 19. März. Die zweite Lesung des Etats wird fortgesetzt bei dem Reichseisenbahnamt. Abg. Pachnicke (freis. Ver.) beklagt, daß für eine Personentarifreform gar keine Aussicht sei. Preußen sei das Haupthindernis-, da sich hier die Regierung und der Landtag widersetzten. Minister Thielen habe erklärt, die Reform könne im Wesentlichen nur in einer Vereinfachung der Tarife bestehen, sodaß also keine Verbilligung zu erwarten sei; die Vereinfachung solle auch nicht im Interesse des Publikums, sondern nur in dem der Schalterbe amten erfolgen. Die Befürchtung, daß sich bei einer Tarifherabsetzung ein Einnahmeausfall ergeben würde, sei unberechtigt, da erfahrungsgemäß billige Tarife den Verkehr erhöhten. In Artikel 45 der Reichsver fassung stehe ausdrücklich als anzustrebendes Ziel nicht nur Gleichmäßigkeit, sondern auch Herabsetzung der Tarife, und das Reich und der Reichstag ver säumten ihre Pflicht, wenn sie nicht auf dieses Ziel hinwirkren. Wie stelle sich das Reichseisenbahnamt zu den Erklärungen des Ministers Thieirn. Direktor im Reichseisenbahnamt Schulz: Im begreife die Un geduld des Vorredners, da ich davon selbst nicht ganz frei bin. Es liegen aber erhebliche Schwierig keiten in der Sache vor, da auf die Finanzen der Einzelstaaten gebührende Rücksicht genommen werden muß. Das Reichseisenbahnamt hat mit der Stellung der preußischen Regierung als mit einer gegebenen Thatsache zu rechnen. Die Einzelstaaten sind in Be zug auf Tarifermäßigungen unabhängig vom Reiche. Wenn man von dem besonderen Falle eines Noth standes, Artikel 46 der Reichsverfassunq, absieht, kann das Reich keinen Zwang ausüben. Würde denn der Vorredner sich aus das aussichtslose Unternehmen einlassen wollen, die preußische Eisenbahnverwaltung zu einer Herabsetzung ihrer Tarife zwingen zu wollen, während diese Verwaltung ein solches Vorgehen gegen wärtig aus finanziellen Gründen ablehnt und sich da bei im völligen Einverständniß mit der Landesver- tretung befindet? Abg. Stolle (Soz.) verbrecht sich über die lieber'ürdung der Z-igbeamten als Ursache von Bahnunfäll n, überhaupt bestehe ein Sparsystem bei den Bahnverwaltungen, das nicht scharf genug verurrheilt werden könne. Redner beschwert sich feiner wegen Beeinträchtigung des Koalitionsrechts der Eisen bahnarbeiter, namentlich in Preußen und Sachsen. Direktor im Reichseisenbahnamt Schulz: Der Vor- redmr geht von einer ganz falschen Voraussetzung aus, wenn er behauptet, die Unfälle auf den Bahnen hätten zugenommen: das Gegentheil ist der Fall, von 1880 bis 1897 hat die Zahl der Verunglückten auf 10 Millionen Zugkilometer abgenommen von 47 auf 17 >/z im Durchschnitt. Der Vorredner verlangt, das Reichsetsenbahnamt solle gegen die Maßnahmen der Bahnverwaltungen gegenüber Vereinen eingreifen.Das Eisenbahnamt hat aber nur das Interesse derLandes- vertheidigurg und des allgemeinen Verkehrs zu wahren. Bisher ha^e ich nicht wahrgenowmen, daß durch jene Maßnahmen der Verwaltung jene Interessen irdendwle beeinflußt worden wäre», dagegen haben wir allerdings wahrgenommen, daß jene Interessen wesentlich gefördert werden, wenn die Verwaltung eine zwar wohlwollende, aber zugleich auch strenge Disziplin in's Auge faßt. Sächsischer Bundesbevoll- mächtigter Graf Hohenthal stellt fest, daß die vom Abg. Stolle bemängelte Erschwerung des Kcalitions- rechts der Eisenbahnbediensteten mit den Angelegen heiten, die dem Reichseisenbahnamt untergestellt sind, gar nicht im Zusammenhänge stehe. Der Abg. Stolle übersehe auch, daß auf die Eisenbahnarbeiter die Ge werbeordnung gar keine Anwendung finde; ausge nommen seien in diesem Punkte nur die Werkstätten arbeiter. Aber die Disziplin müsse jedenfalls aufrecht erhalten werden, und deshalb habe auch die sächsische Verwaltung mit den Eis nbahnarbeitern in einem Erlasse, den der Redner verliest, ein ernstes Wort sprechen müssen. Redner stellt sodann noch entschieden in Abrede, daß, wie Stolle behauptet hatte, zwischen der sächsischen und der preußischen Staatsbahnver- waltung kein gutes Verhältniß bestehe. Direktor Schulz theilt mit, daß die Absicht bestehe, auf den deutschen Bahnen das amerikanische Wagenkuppelungs system eiuzuführen. Abg. Stolle polemisirt nochmals gegen die Sächsische Staatsbahnverwaltung. Direktor Schulz bemerkt, die Sächsische Verwaltung zahle ihren Arbeitern höhere Löhne, als irgend eine andere Stacusbahnverwaltung, auch lasse sie es namentlich an Fürsorge sür die erkrankten Arbeiter nicht schien. Gras Hohenthal entgegnet dein Abg. Swlle nochmals, in einem so verantwortungsvollen Betriebe wie dem der Staatsbahnverwaltung könne die Verwaltung un möglich sozialdemokratische Agitatoren dulden. Abg. Hoch (Soz.) spricht im Sinne Stolle's. Eraf Hohen- thal: Ich gebe dem Vorredner zu, daß der Staat als Arbeitgeber besondere Pflichten hat, aber es giebt einen Punkt, wo dies seine Grenzen hat, und dieser Punkt ist die Disziplin und die Sicherheit des Ver kehrs. — Der Etat des Reichseisenbahnamtes wird genehmigt. Der Krieg »m Transvaal In Ermangelung jeglicher Nachrichten von Zusam menstößen mit dem Feinde gefällt sich die englische Kriegs berichterstattung darin, mit behaglichster Breite den Zu- samcnbruch jeder militärischen und staatlichen Organisation im Oranjestaat zu schildern. Wenn diese Berichte der wirklichen Lage entsprächen, so müßte bald der letzte Oranjebure seine Büchse kriegsmüde an den Nagel ge hängt haben, um wieder seiner friedlichen Beschäftigung nachzugehen. Ganz so dürfte es denn doch noch nicht um die Bundestreue nnd die Widerstandskraft der Frei- staatler bestellt sein, und man wird gut thun, abzuwarten, ob die kriegerischen Ereignisse den behaupteten massenhaften Abfall der Buren im Oranjestaat bestätigen. Die sonsti gen Nachrichten vom Krieg berichten von einem langsamen Borrücken der Briten an den Schienenwegen nördlich vom Oranjefluß und von englischen Streifpatrouillen, die bisher vergeblich die Stellungen und die Stärke der nordwärts von Blumfontein stehenden Burenstreikräften erkunden wollten; sie sind nirgend auf den Feind gestoßen. Einen Hinweis darauf, wie Lord Roberts seinen weiteren Kriegsplan gestalten wird, bieten die gestern eingelaufenen Telegramme, aus denen ersichtlich war, daß Lord Methuen mit seinen Truppen in Warrenton eingetroffcn war. Warrenton liegt an der Bahn von Kimberley nach Mafeking, genau gegenüber dem südwest lichen Zipfel der Transvaal-Republik diesseits des Vaal- flusseS, während auf dem nördlichen Ufer ein Theil der von Kimberley abgezogenen Buren bei Fourteen Streams eine starke Stellung inne hat. Man wird annehmen dütsin, daß diese Truppenabtheilungen den Auftrag haben, die Flanken der neuen Burenstellungen zu bedrohen, ihnen womöglich in den Rücken zu kommen, während Lord Roberts vom Centrum nachdrängen dürfte. Bei Warrenton ist es bereits zu einem Kampfe ge kommen Ein Daily Mail-Telegramm aus Kimberley vom 17. d. M. berichtet, daß eine starke Kavallerie-Ab- thcilung unter Oberst Peateman aus dem Marsche nach Mafeking bei Warrenton gegenüber von Fourteen Streams am Baalfluß vor einem starken Shrapnel- und Gewehr feuer der auf dem Nordufer stehenden Buren unter Ver lusten wieder zurückkehren mußte. Aus Kapstadt wird gemeldet, daß in den nächsten 3 Wochen in Erwartung neuer Vorräche und der vor allein nöthigcn frischen Pferde kein weiterer Vormarsch unternommen werden soll. Der Berichterstatter der „Daily News" in Blum fontcin drahtet: Es sind Ereignisse eingetreten, die mich in den Stand setzen, zu prophezeien, der Krieg werde nur so lange währen, als es dauert, um nach Pretoria zu marschieren Es sind Zeichen dafür vorhanden, daß die Freistaatbürger gewillt sind, sich zu ergeben. Roberts Politik, sie "ach ihren Farmen auf Ehrenwort zurück- zusenden, übt eine heilsame Wirkung aus; Tausende liefern ihre Waffen ab. Die gebildeten Buren, selbst die des Transvaals, sind bereit, sich in das Unvermeidliche zu fügen. In Prätoria wurde ein 2000 Köpfe starkes bewaffnetes Frauenkorps gebildet. — Die Verbindun zwischen Marschall Roberts in Blumfontein und den Generalen Clements und Gatacre ist mittelst Eisenbahn hergestellt. Dazwischen stehende Burendetachements legten die Waffen nieder. Nur ein Burendetachement von 2000 Mann ist nach Nordosien ausgebogen und wird jetzt verfolgt. Aus Aliwal North wird der „Times" hierzu ge meldet: Commandant Olivier hat sich in der Richtung auf Kroonstadt zurückgezogen, nachdem er zuvor in Roux- ville alle verfügbaren Lebensmittel requiriert und die Einwohnerschaft in Noth zurückgelaffen hatte. Ein Telegramm des „Daily Chronicle" berichtet aus Blumfontein vom 17. 3.: Kavallerie ist ausgesandt worden, um das Kommando Oliviers zu entwaffnen. In Kroonstadt findet Kriegsrath statt. Lord Kitchener ist noch immer in dem von der aufständigen Kapholländern beherrschten Gebiet und scheint alle Händevoll zu thun zu haben, um die Rebellen niederzuwerfen. Der Afrikanderaufstand umfaßt das ganze Gebiet von Carnarvon bis hinüber nachNama- qualand. Carnarvon ist bereits stark verschanzt. eS wird von englischer Seite dringend nach Proclamirung des Kriegszustandes und Entsendung einer starken Truppenmacht verlangt. Lord Kitchener ist in Om- draai Mei, südöstlich von Prieska, einem Hauptbrenn punkt des Aufstandes, mit der Organisation einer solchen beschäftigt, jedenfalls also ist es sehr verfrüht, wenn ein Timestelegramm aus Kapstadt die Ent- endung einer richterlichen Commission aus England zur angemessenen Bestrafung der Rebellen anregt. lieber den Stand der beiderseitigen Armeen in Natal werden heute einige Einzelheiten berichtet. Die englischen Lager erstrecken sich von Acton Homes und Dcwdrop im Westen bis nach dem Sundays River im Osten von Ladysmith. Am weitesten vor geschoben steht auf englischer Seite die Division Lyttleton, zwei Meilen nördlich Elandslaagte. Hier und da haben unbedeutende Vorpostengefechte statt gefunden. Die Burenarmee, deren Stärke der Morning Post-Correspondent auf 14000 mit 20 Geschützen be ziffert, hält zwei befestigte Positionen auf den Biggars- bergen, nämlich den Paß nach Newcastle und den nach Dundee. Nach einer Meldung des Laffanschen Bureau lassen sich auf Seiten der Buren in Natal Zeichen ungebrochenen Kampfesmuths erkennen. „Central News" meldet aus Durban vom Sonnabend: Eine fliegende Colonne unter Oberst Bethune wurde von Ladysmith durch den Greytown- Distrikt nordwärts geschickt, um die Stellung der Buren zu umgehen und, wenn möglich, ihnen den Rückzug du-ch Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Waschbank abzuschneiden. Eine Abtheilung Freiwilliger rückte auch mit Dynamitvorräthen gegen die Brücke vor, aber starke Regengüsse verzögerten ihren Marsch, und als sie die Brücke erreichten, sahen sie, daß die Buren bereits mit allen ihren Geschützen den Fluß über schritten hatten. Die Engländer zogen ihnen nach und stießen bei Pomeroy auf die Bure», wo sie sich verschanzt hatten. Es wurden nun vier Stunden lang Schüsse gewechselt. Wie aus Kimberley berichtet wird, liegen dort etwa 1000 Kranke und Verwundete. Die Gesammt- zahl der in den verschiedenen Hospitälern in Südafrika in Pflege befindlichen verwundeten und kranken Soldaten aller Grade soll 17000 Mann betragen. * * In Pretoria hat ein großer Kriegsrath statt- gefunden, welchem alle hervorragenden Führer des Transvaal- und Oranje-Staates beiwohnten. Der Kriegsrath beschloß die äußerste Fortsetzung deS Krieges und die Entsendung einer Delegation nach Europa behufs Friedensvermittelung. Die Delegation wird vom Staatsrach Fifcher geführt werden und Paris, Berlin, Petersburg und Washington besuchen. Das sprechendste Zeichen dafür, daß die Buren den Muth nicht verloren haben und den Krieg keines wegs zu Gunsten Englands entschieden betrachten, ist die Erklärung des Präsidenten Krüger, daß der Oranje freistaat zur südafrikanischen Republik gehöre. Durch diese Verkündigung ist die Untrennbarkeit der beiden R publiken ausgesprochen, die Einrichtung der eng lischen Vermattung im Freistack wird als ein? vor übergehende angesehen. Schon seit Jahren ist die