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Dresdner Journal : 21.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-21
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.07.1896
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Für Dre-den vierteftährlich 2 Mart 50 Pf., bei den Kaiser- lich deutschrn Postanstalten vierteljährlich 8 Mar«, außer- halb dcS Dcutschcn Reiche« Poß- und Stempelzuschlaa. (kinzelne Nummern: 10 PI Erscheinen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß: Rr.1295. ^167. Dns-uer M Jourml. AnküntzigungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «o Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tadelten- und Ziffcrnsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: königliche Expedition dc» DreSdner Journal» Dresden, Zwingerstr LV. Fernspr Anschluß: Nr l2SH. Dienstag, den 21. Inti, adends. 1896. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Hosschau- spieler Karl Porth das Prädikat „Professor der Schauspielkunst" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Lotteriecollekteur Tanner in Dresden und der Kaufmann Louis Beyer daselbst die ihnen von Er.Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Ordensauszeichnungen, und zwar Ersterer den Kronenorden Z. Klasse, Letzterer den Rothen Adlerorden 4. Klasse, annehmen und tragen. Kekanntrnachung, das neue Stationsgebäude in Kötzschen broda betreffend. Vom 21. Juli ab wird das linke Hochgleis der Linie Leipzig-Dresden auf Bahnhof Kötzfchenbroda in Betrieb genommen und die neue Stationsanlage nun mehr auch in der Richtung von Dresden dem Ver kehre dienen. Dresden, am 20. Juli 1896. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseifenbahnen. Hoffmann. Sruevnnuge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Tcpartement der Finanzen. Dem der Oberdireklion der Königlichen Erzbergwerke al» Mitglied und Stellvertreter des Oberdirektors angehörrnden Betriebsdirektor Karl Eduard Andreas Stephan in Freiberg ist die Betriebsdirektion bei der fiskalischen Grube Himmelfahrt mit übertragen worden Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen ist zu Michaelis dss Zs. die mit Genehmig ung des König!. Ministerium» neuzugründcnde 2. ständige Stelle an der Kirchschule zu Kadiß Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht- Gehalt der Stelle vom l. Januar 1897 an nach Staffel: 1000 M mit dem 23. Lebens jahre, 1200 M vom 25 Lebensjahre an. Bon 3 zu 3 Jahren je 150 M Zulage bis zum Höchstgehalte von 2700 M Außer dem sür Übernahme einer Fortbijdungsschulklasse so M Freie Wohnung im neuerbauten Schulhause Gesuche sind bis zum 25 Juli an den König! Bezirksschulinspcktor Schulrat Grüllich in Dresden einzureichen; — die 2 ständige Stelle an der Schule zu Weißig der W-ißer Hirsch. Kollator: das Königl. Mini sterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Gehalt 1150 Mark (die den Mrnimalgehalt überschreitenden 150 M. werden seiner Zeit in die gesetzlichen Alterszulagen eingerechnet), srcic Wohnung und etwas Gartengenuß Gesuche sind bi» zum 5 August an den Königl Bezirk-schulinspektor sür Dresden Land Schulrat Grüllich einzureichen; — eine ständige Lehrcr- stelle in Leitelshain. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Der Ansang gehalt von 1300 M. einschließlich Wohnuiigsgcld steigt bis zum Höchstgehalte von 2500 M Lieser wird nach 28 Jahren ständiger Dienstzeit in Leitelshain erreicht. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und Amtssührungszeugniffe bis zu 5 August bei dem Kömgl. Bezirksschulinsprktor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen,- 2 neue ständige Lehrerstellen an der katholischen Bürgerschule zu Leipzig. Kollator: das Apostolische Vikariat im König reiche Sachsen Einkommen jeder Stelle: jährlich 1500 M Gehalt einschl. 20 LogiSgeld Gesuche sind bis zum 12. August bei dem Apostolischen Vikariat einzureichen. nichtamtlicher Teil. Nachlläuge vom italituisch-abessynischtn Ärirge. n Wie ein Epilog zur letzten Periode des italienisch- abesfynischen Krieges liest sich ein Brief des Grafen Felix Scheibler in Mailand an den „Corriere della Sera." Das Schriftstück lautet in der Hauptsache wie folgt: „General Baldissera ist nach Italien zurückgekehrt, und ich bin fchmerzlich überrascht von dem geringen Enthusiasmus, mit dem er empfangen worden ist. Aller ¬ dings war die Thätigkrit des Generals keine sehr hervorstechende und das große Publikum vermochte sie nicht in ihrem Wert zu schätzen. Auch ich selbst hätte sie nicht richtig beurteilt, wenn nicht d.r eng lischt Oberst Slade, mit dem ich nach seiner Rückkehr von Eritrea sprach, ihre Bedeutung mir klar gemacht hätte. Der Oberst gab seiner Bewunderung für die Ruhe und Umsicht Ausdruck, mit welcher Baldissera die schwierige Aufgabe erfüllte, welche der Entsatz von Adrigat und die kaum sür möglich erachtete Befreiung der in Tigrö befindlichen Gefangenen darstellte Slade äußerte, daß der Marsch auf Adigrat, unter außerordentlich schwierigen Verhältnissen vollzogen, einem großen Siege gleichbedeutend war. Und wenn es zu keiner Schlacht kam, so war der Grund da für ter, daß Baldisfera seine Stellungen stets so zu wählen wußte, daß seine Gegner, obgleich numerisch sehr viel stärker, ihn niemals überraschen und un vorbereitet angreifen konnten. ;Ter Oberst gab seiner festen Überzeugung Ausdruck, daß unsere Offiziere und Soldaten (besonders die Alpenjäger) in den mißlichen Verhältnissen, in denen sie sich befanden, wahre Wunder vollbrachten, und er ist der Ansicht, daß die weißen Truppen, wenn sic sich erst einmal an das Klima gewöhnt haben, den eingeborenen im allgemei nen vorzuziehen sind. Letztere leisten mehr in schnellen Märschen, gehen auch mit mehr Elan zum Angriff vor, aber sie „verkrümeln" sich im Kampfe, während der weiße Soldat neben seinem Offizier kämpft und stirbt Slate erzählte mir viele Helden- thaten italienischer Soldaten, die sie verübten, um ihre verwundete« Offiziere zu retten." Dem Einsender des Briefes ist nachzusühlen, daß der sang- und klanglose Empfang des Generals Bal dissera, der vor wenigen Tagen in Rom eingetrosien ist, ihn schmerzlich berührt hat. Unwillkürlich stiegt der Gedanke um ein Jahr zurück: am 27. Juli 1895 traf Generallieutenant Baratieri mit Urlaub au; Massaua in Rom ein, mit Jubel von der Presse, dem Parlament, dem Lande begrüßt, von offiziösen Tele grammen auf seinem Wege nach dem Trcntino wie ein Triumphator begleitet! Und doch waren alle diese Kundgebungen eigentlich nur Anweisungen auf die Zukunft. Die Grünbücher beweisen, daß man in ein geweihten Kreisen sich darüber klar sein mußte, daß die leicht errungenen Siege von Eoatit und Senafe nur die einleitenden Scharmützel eines größeren Kampfes waren. Anderseits berührt es wohlthuend, daß Baldissera allen etwaigen geräuschvollen Empfängen aus dem Wege geht, daß sich das Schauspiel nach dem Fall von Makalle, den man für ein künstliches Freudenfest zum Anlaß nahm, sich nicht wiederholt. Denn noch ist der Pfahl im Fleifche Italiens nicht beseitigt, noch sind Tausende von Landsleuten in der Gewalt eines jetzt wohl nicht mehr zur Grausamkeit geneigten, aber siegesbewußten halbbarbarischen Feindes. Wenn man in den weiten Volkskreisen Italiens durch die Lehren des afrikanischen Krieges zu einer vorsichtigeren, ernsteren und tiefere» Auffassung der Erscheinungen des Völkerlebens durchdringt, so kann das nur als ein Gewinn bezeichnet werden, und General Baldissera wird der Erste sein, sich darüber zu freuen. Er wird in dem Gefühl vollster Pflichterfüllung, in der hohen Ordensauszeichnung (er erhielt das Großkreuz des Ver dienstordens von Savoyen) vollauf Befriedigung finden. Das Urteil des englischen Oberst Slade, der im Auftrag der englischen Regierung den kriegerischen Operationen in Eritrea seit der Schlacht von Adua gefolgt ist und auch dem Könige Umberto darüber Bericht erstattet haben soll, kann nach allen Seiten hin unterschrieben werden Der zurückhaltenden, jeder Ruhmredigkeit abgeneigten Natur des General Baldissera entsprach es, wenn über die riesigen Schwierigkeiten des Zuges nach Adigrat im Mai dieses Jahres nur in eingeweihten Kreisen näheres be kannt wurde, wenn erst später eine Interpellation in der Kammer darüber mehr Licht verbreitete. In folge der unglaublichen Hitze und der dadurch ent stehenden Krankheiten, infolge Wassermangels und dürf tiger Ernährung, die trotz ausgedehnter Vorbereitungs- und Vorsichtsmaßregeln nicht zu bekämpfen waren, zählten Eompagnien, die beim Abmarsch in Asmara 150 Mann stark waren, vor Adigrat 80 Mann, das ge samte Operationscorps etwa 12(00 anstatt 20000 Mann! Wasser mußte aus Italien nachgeführt werden. Unter solchen Umständen, bei einem langsamen Vor marsch ist Disziplin und Thatkraft schwerer aufrecht- zucrhalten, als in der Zeit großer Erregungen und Entscheidungen; daß es gelang, ist ein vortreffliches Zeichen, wie für die Truppen, so für die Offiziere und den Oberbefehlshaber. Auch das weniger günstige Ucteil, das Slade über die eingeborenen italienischen Truppen sällt, wird durch die Thatsachen bestätigt. Nach den Schlachttagen von Amba Alaischi und Adua war die Zahl der Vermißten unter den Askaris eine sehr bedeutende, die Zahl der Toten eine verhältnismäßig geringe. In der ersten Woche nach Amba Aladschi erschien eine größere An zahl vermißter Askaris wieder im italienischen Lager, nach Adua war das nicht der Fall. Daß die Ein geborcnen-Brigade Albertone, ganz dem Urteil Slades entsprechend, tapfer angegriffen hat, dann ober später in größter Verwirrung aus die weißen Truppen zurückgegangcn ist, daß das berühmte Bataillon Galliano den Erwartungen, die man ans dasselbe setzte, nicht entsprochen hat, ist bekannt. Eine Verlust liste der schwarzen Truppen ist aus leichtbegreiflichen Gründen nicht aufgestellt werden, aber auf dem Leichcufelde wurden jetzt bei der Bestattung der Toten durch Oberst Arimondi nur 391 Leichen farbiger, dagegen 3294 weißer Soldaten gefunden! Das Verhältnis der am Kampf teilnehmenden farbigen Truppen zu den weißen aber war etwa 6600 zu 8000! Diese Zahlen und Thatsachen bergen wohl eine Lehre in sich, die nicht nnr in Italien, sondern auch anderswo beherzigt werden möchte. „Kirchlich-Lozial". Außer den „Christlich Sozialen" und den „Evan gelisch-Sozialen" wird es nun noch eine dritte soziale Partei geben. Die Herren Hofpred'ger a. D. Stöcker, Professor v. Nathusius-Greifewald und Pastor Weber-Mnnchen-Gladbach veröffentlichen heute folgen den Aufruf: Die unterzeichneten Männer aus verschiedenen Gruppen und Richtungen der rechten Seite des kirchlichen und politischen Lebens halten cs gegenüber der Entwickelung de» evangelisch-sozialen Kongresses sür geboten, ihre kirchlich- sozialen Überzeugungen klar und unmißverständlich aus- zusprechen: 1) Das wirtschaslliche und soziale Leben steht unter Bedingungen christlicher Sittlichkeit, die nicht vernachlässigt werden dürsen, ohne den Volksgeist aus das Schwei sie zu gc sährden Für das christliche und sittliche Leben liegen in den gegenwärtigen wirtschaftlich sozialen Vcrhü.wissen vielsachc Hindernisse, deren Beseitigung von der Kirche uni der Nächsten liebe willen erstrebt werden muß Wir verwerscn die An schauung, daß das Christentum die sozialen Zustände, die wirt schaftliche Lage nichts angehe. — 2> Die Predigt des Evangeliums und die Geltendmachung seiner Lebensmachtc ist unerläßlich zur Herstellung der Grundlagen eines gesunden sozialen und wirtschaftlichen Lebens; die sittliche Pflege der sozialen und wirtschaftlichen Güter eines der notw-ndigen Mittel zur Heilung des kranken Volksgeistes Wir sordcrn sür die Kirche nach beiden Richtungen innerhalb des ihr gegebenen Wirkungs kreises sreien Raum und von ihr thatkrästigcs Zeugnis gegen die Versündigungen in allen Ständen, in der Sozialdemokratie w e in den Kreisen von Bildung und Besitz — 3) Nur das unverfälschte biblische Evangelium und eine kirch liche Tbätigkeit, die aus dem Glauben an die Heils thatsachen ruht, wie sie in unseren Bekenntnissen bezeugt sind, kann dem Volksleben die rechten heiligenden Kräfte der Erneuerung zusühren. Nur ein soziales Wirken, das mit besonnener Anknüpfung an das geschichtlich Gewordene die Verhältnisse bessern und die Klassen versöhnen will, schließt die Möglichkeit der Hilse iu sich Wir sehen deshalb nach den gemachten Erfahrungen für die kirchlich soziale Arbeit eine Ge- sahr in ihrer Verbindung mit der modernen Theo logie, deren Vertreter in wachsendem Maße den evan gelisch-sozialen Kongreß beherrschen und durch ihr Ver halten die Unzuträglichkeit gemeinsamer Arbeit beweisen, wie in dem agitatorischen Treiben einer Richtung, die ver werfliche Schlagworte unter die Menge wirst, den Klassenkampf schürt, Unzufriedenheit weckt und die menschlichen Leidenschaften für angebliche Zwecke des Reiches Gotte« in Bewcgung setzt. — 4) Die ewigen Ziele der Kirche dürfen nicht zu Gunsten diesseitiger Zwecke zurückgestellt, die christlichen Begriffe evangelischer Freihcit und Gleichheit vor Gott nicht unmittclbar ans irdische Verhältnisse angewandt werden Hin wiederum soll tie Kirche auch in ihren Ämtern mit ihrem Zeugnis nicht bloß aus jenseitige und innerliche Verhältnisse, nicht bloß gegen den ungöttlichcn Sinn und die mamouistischen Versündigungen einzelner gerichtet sein, sondern sich ebenso aus die sozialen Zustände selbst erstrecken und für deren Besserung, auch durch Recht und Gesetz ihre Stimme erheben Wir können der römisch katholischen Kirche nicht das alleinige Recht zum sozialen Wirken zugestchcn, sondern halten die Kirche der Resormation sür bcsähigt und verpflichtet, im Genie der Propheten und Apostel aus das öffentliche Leben einzu- gehen und einzuwirken — 5) In der Mitwirkung der Kirche an der sozialen Reformarbeit sehen wir die ver heißungSvolle Bürgschaft sür den gedeihlichen Fortschritt des öffentlichen Lebens und die unerläßliche Bedingung gesegneter kirchlicher Arbeit Dem Geistlichen kann cs unter Umständen zur unweigerlichen Pflicht werden, persönlich in den Kampf sür die sittlichen Lebensmächte eiuzutreten, Gleich gesinnte zu sammeln und sowohl die evangelischen Arbeiter vereine wie d e Werke der inneren Mission im Sinne kirchlich-sozialer Thätigkeit zu pflegen. — ü) Tie heilende und erneuernde soziale Arbeit kann nicht durch die Kirche allein, sondern nur unter Mit wirkung des Staates in seinem Rechtslcben wie in seiner Vewaltung und unter dem Beistand der an der wirtschaftlichen Thätigkeit beteiligten Kreise, beson ders derArbe itgeber undArbeitnchmer geschehen Die Auswahl der gesetzgeberischen Mittel im einzelnen sehen wirals außerhalb der eigentümlich-kirchlichenAufgabcn liegend an Jedoch muß jede segensreiche sozialpolitische Thätigkeit die göttlichen Grundordnungcn in Ehe und Familie, HauS und Gesellschaft, Arbeit und Eigentum anerkennen und zu schirmen suchen Insonderheit soll sie die wirtschaftliche Sicherung der abhängigen Klassen, sowie die geistige, geistliche und sittliche Hebung aller Stände im Auge haben — 7) Nur unter Wahrung und Bewährung der hier ausgesprochenen Grundsätze wird die Kirche dcr Reformaiion ihrem gottgcwiesenen Berufe zum Heile unseres Volkes genügen Wir sordern des halb unsere Gesinnungsgenossen aus, ohne Rücksicht aus Menschen gunst und Menschensurcht, zur gemeinsamen Arbeit auf den Grundlagen des alten Väterglaubens sich zusammenzuscharen Es handelt sich in dem gegenwärtigen Kampf um die Güter der Resormation, um die Festhaltung der göttlichen Offen barung gegenüber dem Abfall, um Bewahrung der Bolkskirche gegenüber auflösenden Sekten und schwärmerischen Richtungen Die evangelische Kirche muß das Salz des deutschen Lebens bleiben Dazu Helse Gott der Herr durch die Macht seines heiligen Geistes Dem „Reichsboten" gehen zu diesem Aufruf von einer Seite, die an der „Abfassung dieser „Leitsätze" hervorragend beteiligt" ist, noch fol gende Erläuterungen zu: In der Wahl des Wor:e» „kirchlich-sozial" soll die Bürg- schalt liegen, daß es sich bei dieser Erklärung und dem, was sich an sie anschließen soll, nicht um eine spezifisch politische Thätigkeit handelt, sondern nur darum, daß ausgesvrdert werden soll zu derjenigen sozialen Thätigkeit des Geistlichen, über die sich alle bewußten evangelischen Christen einig sind. Die Gründung irgend we chen neuen sozialen oder politischen Kongresses evangelischer Richtung ist nicht beab sichtigt, schon weil diese Absicht von Profssor v Nathnsius und läc Weber niemals gutgcheißen werden würde Dagegen schwebt diesen Kreisen sür den Herbst eine Zusammeukunst evangelischer Männer im großen Stile vor, als ein Versuch, die positiven evangelischen Elemente srucht- barer als bisher zu organisieren Tages geschuhte. Dresden, 21. Juli. Se. Majestät der König zeichneten gestern, Montag, nachmittags vor der Rück kehr von Dresden nach Pillnitz die Ausstellung des Sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes im hiesigen Ausstellungspalaste mit einem längeren Besuche aus. Dresden, 21. Juli. Ter Hofmarschall Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, Kammerherr v Haugk, ist heute von seinem Urlaub zurückgekehrt. Kunst und Wissenschaft Trommelwirbel und der Klang der Hörner die Ankunst der Krieger, welche trotz Anstrengungen, Staub und Hitze nichts weniger als ermattet auSsahen" Aber trotz der Zuversicht, die die kriegerische Tüchtigkeit der Schutztruppe einflößte, stellte sich bald heraus, daß der kleine Krieg mit den Eingeborenen ein langwieriger werden würde, weil diese einen bestimmten Plan des Widerstandes befolgten, der viel weniger auf Gefechte mit der Hauptmacht der Truppe, als auf eine Lahmlegung derselben und auf Unterbindung des Verkehrs mit der Küste hinauslief Von seiner Teilnahme an den krieger ischen Zügen wider die Hottentotten hat der Verfasser, dem selbst in mißlicher Lage der Humor nie ausgegangen zu sein scheint, neben Ernstem auch manches Ergötzliche zu erzählen Bei einem Biwak mußte man, da das Jagdglück ungünstig gewesen mar, ein Ochscnviertel zu- bererten „Die Zubereitung des Ochsen erforderte ein ebenso großes Maß der Geduld, wie das Verzehren des ganz frischen Fleisches Gleichwohl denke ich an die Zähigkeit gerade dieses Rindes noch jetzt gern zurück, denn sie vermittelte mir einmal wieder die Erfahrung, wie klein die Welt doch eigentlich ist. Kaum hatte ich mich im Schatten einer Akazie zur wohlverdienten Ruhe gelegt, als hinter einem Busche die geistreiche Betrachtung zum besten gegeben wurde: „Nä so zähe iS dat Fleisch in Ehöttingen lange nich." Und siehe da, auf meine Auf forderung stellte sich der Sprecher mir als Stadtgenosse vor, der in dem Regiment meiner engeren Heimat in die Geheimnisse des militärischen Dienstes eingeweiht worden ivar ohne zu ahnen, daß er einmal in afrikanischer Wild nis dem Bruder seines ehemaligen Lieutenants die Vor züge der Küche eines hannoverschen Biwaks auSeinander- setzen werde " Die Zustände in der Kolonie während de« Krieges kann Dove natürlich nicht al« rosige schildern Und so wenig er mit seinem Tadel gegen falsche, ohne Aus Lüdwcftafrika. (Schluß) Allmählich war der Zeitpunkt in unmittelbare Nähe gerückt, an dem sich die Zukunft der ganzen Kolonie ent scheiden sollte! Seit langem gärte es unter den Hotten totten- und Kafsernstämmen im deutschen Schutzgebiete, zu Anfang de« Jahre« 1893 kam die Feindseligkeit zum Ausbruch Unmittelbar vorher war in Windhoek die neue Schutztruppe eingerückt, einige Hundert Mann, die in zwölf Tagen den Marsch von der Küste bis zur Station zurück gelegt hatten E« folgten die ersten siegreichen Gefechte gegen die Witboois, die ersten Verluste, vr. Dove ward Augenzeuge und bald Teilnehmer der kriegerischen Vor gänge. Die erste Siegesfeier in Windhoek beschreibt er ausführlicher „Die ehemalige Mannschaft, deren Ange hörige bereits in Groß- und Klein-Windhoek als Ansiedler und Handwerker sich niedergelaffen hatten, ließ es sich nicht nehmen, ihren jüngeren Kameraden eine Ehrenpforte vor der Festung zu errichten: in der Kaserne waren einige Sachverständige mit der Herstellung der Stoffe zu einem großen Feuerwerke beschäftigt und in den Stores rüstete man sich einem Ansturm von zweihundert überdürsteten Soldaten erfolgreich widerstehen zu können Am Abend vor dem Einzug leuchteten von den A vasbergen die Lager feuer unserer kleinen Armee herüber, während die von dort au« deutlich sichtbare Feste abwechselnd in rotem und grünem Licht und in dem blauen Scheine der Leucht- nigeln erglänzte. Am folgenden Morgen war alles auf den Beinen, die Einziehenden zu begrüßen, deren Hrran- kommen riesige Staubwolken über dem dunkeln Grün der welligen Ebene ankündigten Bald darauf verkündigten Kenntnis der Dinge in Berlin getroffene Maßregeln zurückhält, so wenig verschweigt er, daß ein guter Teil der deutschen Ansiedler in Südwestafrika ver zweifelt geringes Talent zeigt, sich in das neue Leben dort zu schicken Namentlich und, wie uns scheinen will, mit größtem Recht bekämpft er die ganz verkehrte Übertragung der europäischen Geselligkeit nach Afrika. „Ich habe nichts dagegen", sagt er, „wenn sich auch in Südwesiasrika gute Bekannte von Zeit zu Zeit aufsuchen und den Abend gemütlich miteinander verbringen Dabei darf dann auch die landesübliche Gastfreundschaft in ihre Rechte treten und es braucht niit dem, was das Land bietet, nicht gekargt zu werden Aber es ist doch ein ander Ding, wenn man den ganzen Ballast von Pflichtbesuchen, wenn man ferner die sämtlichen in Europa nun einmal hergebrachten Formen de« geselligen Lebens ohne weiteres auch in eine eben im Entstehen begriffene Kolonie zu verpflanzen sucht Männer und Frauen haben dort wahrlich mehr und Besseres zu thun, als sich mehr mals in der Woche womöglich auf eine förmliche Ein ladung hin zu einer Gesellschaft im vollsten Sinne des Wortes zusammenzufinden Von dieser schloß der „gesell schaftsfähige" Damenkreis die Nachbarinnen aus, die ihm nicht „gebildet" genug waren. Dabei aber war man doch wieder soweit aufeinander angewiesen, daß man sich nicht scheute, daS Tafelgeschirr von den Ausgeschlossenen zu ent leihen Während sich eben erst das Grab über neuen Opfern de« Kriege« geschloffen hatte und da« Lazarett mit Verwundeten gefüllt war, und während die Betreffen den selber nicht wußten, wovon sie bei dem allgemeinen Niedergang die nächsten Jahre hindurch leben sollten, wurden Bälle geplant und Picknicks veranstaltet, trotz unsere« allseitigen scharfen Hinweise« darauf, daß sich solche Zeit- und Geldvergeudung weder in diesen ernsten Tagen noch sür Leute schicke, dir zur Arbeit und nicht zum Ver gnügen in« Land gekommen seien." Uebcrall zeigt sich Dove als Feind des Scheins und der Aufbauschung afrikanischer Tinge sür die europäisch amerikanische Reklame Wenn er die Abende schildert, die man bei O. Nitzsche auf der Veranda seines ncuerbauten Stores bei einem Glase Bier oder, als dies nach dem Ereignis von Horebis nicht mehr zu haben war, bei einer Tasse Thee verbrachte und sich erzählte und erzählen ließ, verschweigt er nicht, daß er den einfachen Händlern vor den großen Abenteurern den Vorzug giebt „Die Schilderung von Nitzsches Reisen nach den Ufern des Ngamisees und durch die wilden Steppen der Kalahari boten uns mehr Wissenswertes, als manche von Jagd- geschichten strotzende Reisebeschreibung. — Die Leiden und die Anstrengungen, die viele dieser einfachen Händler und Jäger auf ihren Reisen auszustehen hatten, die hartnäckige Kühnheit, mit der sie die größten Schwierigkeiten in un bekannten Ländern überwanden, sind bewundernswerter, als die ruhmrednerisch ausgebauschten Fahrten eines Stanley. Und leistet nicht die von einem gesunden Ver stände geleitete Thätigkeit dieser Leute der Erschließung afrikanischer Gebiete einen besseren Dienst, als die ein geäscherten Dörfer und die gebleichten Gebeine zusammcn- geschoffener Neger, welche den Weg jenes Abenteurers be zeichneten?" Aus Doves Berichten geht zur Genüge hervor, daß der Krieg mit den Witboois durch zwei Umstände be sonders schwierig wurde. Die Feinde waren gut be waffnet (mit englischen Gewehren), gut beritten und natürlich in ihrem Hügellande, ihren tiefen Schluchten mit kaum zu erkletternden Rändern, vollkommen zu Hause Da man ihnen nur eine Fußtruppe cntgegenzustellen hatte, so erzielte man nur geringe Erfolge, sodaß sich der Landes hauptmann Major v Francois entschloß, die militärische Macht zur Deckung des gefährdeten Weges nach der Küste und zur Sicherung de« Verkehr« zu verwenden Die« wurde denn auch für unseren Rei-
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