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Schandau, Sonnabend, den 23. Juni M5V „MMm UWq Amtsblatt Ircffcudeii Vorschläge ihren Zweck mich erfüllt haben würden, falls sic doch Gesetzeskraft erlangt hällcn, denn alsdann Witte der Slaaisanwalt nnr in, Stande gewesen, gegen einzelne Personen, welche als Führer in den socialdcinokralische» Boycoltfcldzügcn anftrclen, vorzugchcn, die cigenllichen Ur heber des Boykotts aber würden sich nach wie vor in Sicherheit wiegen. Dagegen erscheint ein anderer Vorschlag zur gesetz geberischen Bekämpfung des Unwesens dcö Boycoltcus bc- incrkenswerthcr. Es handelt sich nin einen zuerst in den „Nmnb. Nachr." anfgctanchlcn Hinweis ans einen Passns in'dcr englischen Gesetzgebung, welch' letzterer folgendermaßen lantcl: „Wer iu der Absicht, eine andere Person zur Be gehung oder Unterlass»»!) einer Handlung zu nöthigcu, welche die fragliche Persou zu bcgchcu oder zu unterlassen ein gesetzliches Recht hat, unrechtmäßiger Weise und ohne dazu gesetzlich crmiichtigl zn sein, eine solche Person ein- schüchtert oder deren Vermögen beschädigt, wird bestraft." Diese englische Bestimmung könnte recht wohl in die dcnlsche Neichsgesetzgcbung behufs Bekämpfung des Boycolls aus genommen werde», gerade die gegenwärtig i» Berlin, Dresden, Braunschweig u. s. w. im Gange befindlichen Boyeotlö zeigen die Rolhwcndigkcit einer solchen Bestimmung, da die Socialdemokratic überall Dritte z» ihrer Unter ¬ stützung in den erklärten geschäftlichen Vcrvchmnngen zwingen will. Schließlich wäre vielleicht noch die Hilfe des Civil- verfahrcns zu erwäge», n»f welchem Wege die Anstifter von BoycollS zum Ei satz des von ihnen venu sachten geschäft lichen Schadens angchaltc» werden könnten, freilich könnte aber eine civilrcchtlichc Sühne das eigentliche Wesen dcö BoycoltSvcrfahrcuö nicht treffen. So lange indessen die verbündeten Negierungen nicht mit neuen nnd zweckdienlicheren Anträge» z«r Abwehr dcr Boycottirnttgsmaßregcl» hervortrclc», so lange wird eben das Bürgerlhnm ans die Selbsthilfe angewiesen sein. Und cS ist hohe Zeit, daß die bürgerliche Gesellschaft endlich die Rolhwcndigkcit cinsieht, die Gemeinsamkeit ihrer Interessen gegenüber der Socialdemokratie practisch zn bclhätigcn, wozu ein kräftiges Zusammenhalten in den jetzt an der „Tagesordnung" befindlichen Boycotlkämpfcn die beste Ge legenheit gicbt. In dieser Hinsicht verdient der beredte Aufruf hcrvorgchobcu z» werden, der von einer Anzahl Dresdener Bürger anläßlich des aneh in der sächsischen Hanptstadl bcslehcndcn Boycolls an alle Wohlgcsiunlcu er lassen worden ist. Der Aufruf fordert die Ansammlung eines Fonds, ans welchem je nach Bcdürfniß entweder die, durch den Boycott hcrbcigeführtcu Ausfälle an geschäftlichen Verdienst gedeckt oder darlchnswcisc Unterstützungen an die infolge dcö Boycolls in ihrer Existenz schwer bedrohten Kleingewerbetreibenden gewählt werden sollen. Wir glauben, daß ein solcher Schritt auch an allen anderen Orten, in denen sich der Terrorismus der Socialdemokratic durch Vcr- rnfScrkläruugcu breit macht, ganz angczcigt wäre. schifsfahrt betrachtet werden. — Die für eine spätere Zeit in Aussicht gestellte Ein ziehung der österreichischen Thaler Hal eine nnsaubcre Specu- lation hervorgernfen. Das Gesetz vom 28. Februar 1892 bestimmt, daß der Bundeörath ermächtigt ist, die Außcr- courssetznng nnd Einlösnng der österreichischen, bis 1867 geprägten VereinSthalcr anzuordnen. Ais jetzt Hal aber diese Außerconrösetzung noch nicht staltgefnnden, ebenso wenig die Herabsetzung zur Scheidemünze. Bei kleineren Geschäftsleuten hat sich jedoch die falsche Nachricht von der Anßerconrösctznug sehr fest cingcprägt, und so ist eö Manchem in verschiedenen Geschäften scholl begegnet, daß ei» österreichischer Thaler nntcr Berufung auf jcue Bekannt machung als nicht mehr conröfähig znrückgcgeben wurde. Besonders spekulativ angelegte Personen haben sich schon darauf verlegt, solche Thalcrstücke für deu halben Wcrlh, also 1,50 Mk., anfznkaufcn, was ja immerhin ein recht einträgliches Geschäft ist, da die österreichischen Thaler noch den vollen Wcrlh besitzen. — Der Mediascher Turnverein (Sicbenbügeu) richtet folgende herzliche Einladung an die Mitglieder dcö 14. deutschen Turnkrcises: „Liebe Turubrüder! Aus dem Sieben bürger Sachsculaude zuvörderst deutschen Grnß und Gut Heil! Die alte Sachscustndl Mediasch hat vernommen, daß die Tliincr dcö Königreichs Sachsen auf ihrer Turu- fahrl Siebenbürgen bcsnchcn werden. Da führt der Weg an unserer Stadt vorbei. Hier wvhncu deutsche Leute, üben deutsche Turner nnd hier wächst deutscher Wem. Macht Halt hier, deutsche Turucr, und lhnt einen Einblick mich in unsern Gan, mitten im Sachscnlande, seht was hier lebt und webt. Der Turnverein von Mcdiasch, geleitet vom Falkknstcincr Theodor Schneider, ladet Euch ein, in seinem und im Namen der sächsischen Bevölkerung dieser Stadt, einen Tag hier Gäste zu sein. Wir wolle« von Euch lernen, nnS mit Euch zu begeistern und mit Euch froh sein". Der Verband sächsischer gewerblicher Innungen wird am 15. und 16. Juli d. I. iu Königstein seine dies jährige Hauptversammlung abhaltcu. In bctheiliglcn Krei sen werden bereits die Vorbereitungen getroffen. — Seitdem dcr Besuch der Festung Königstein nicht mehr in dem Umfange wie fnihcr, für Touristen nnd Fremde cigemlich^gar nicht mehr gestattet ist, hat dorlselbsl bedeutend an Frequenz veilorcn; er wird meist nnr noch gestreift. Und doch könnte man Königstein ebensognt znm Auögangöort für viele genußreiche und interessante Partien in die Fclscnwclt dcr sächs. Schweiz nehmen, wie Schandau oder Wehlen. Ui» nun znr Hebung dcö Verkehrs mit bei- zutragcn, hat die dasigc GcbirgövcrciuSscctiou ein Schrift« chcn hcrauögcgebeu, das in Wort und Bild, auch durch ciuc beigegcbcuc Karte dcr uähcrcu Umgebung knrz und klar das schildert, waö Königstein selbst nnd seine Umgeb ung bietet. Das Schriflchcn kostet nur 30 Pfennige. Zn erhalten ist eö am Orte in sehr vielen Verkaufsstellen nnd in Ncstanrantö. (D>-, Anz.) Sch milka. Unsere seit Jahren bekannte, waldreiche und qänzlich staubfreie Sommerfrische erfreut sich auch in diesem Jahre seit Mitte Jnui und auch schon früher jedoch nnr vor übergehend, des Acsncheö an Sommergästen. Wohn ungen ans die Dauer dcr Sommcrfcricn nnd noch darüber hinaus sind zum Theil schou fest gemiclhct, so daß man auf ciuc größere Anzahl Sommerfrischler rechnen kann. Durch die seit Jahresfrist iu unserem Orte, an dcr Elb- seile erstandenen beiden Villen „Waldfriedcn" nnd „Helvetia" ist hier abermals mehr Naum znr Aufnahme Erholuugö- bcdürfUgcr geschaffen nnd ebenso für geeignete billige Ver pflegung derselben Sorge getragen worden. Diese von Locales und Sächsisches. Schandau. Die am 22. Juni erschienene 7. Nnmuier dcr Knrliste von Bad Schanda» weist 457 Pmlcicn mit 927 Personen, sowie 4915 Passanten nach. — Dcr kürzlich hier slattgcfundenc Acrzlclag Hal be schlossen, daß wohl in einer Krankenkasse mehrere Aerztc angestellt werde» dürfen, jedoch nicht gleichmäßig honorirt werde» können, sobald ein Arzt mehr Krankenbesuche zu machen Hal, als dcr andere. Dao Honorar soll, selbst wen» eine bestimmte Summe von dcr betreffenden Kasse für Aerztc fcslgcsctzt ist, den Consnltationc» entsprechend gezahlt werden. — Die Verwaltung der Sächs. StaatSbahnen beab sichtigt, im Verein mit der lönigl. Eisenbahn-Direktion Erfurt und dcr Ocsterreichischeu Nmdwestbahu am 16. Juli d. I. einen Souderzug nach Wien zu bedeutend ermäßigten Preisen von Leipzig und Dresden (mit Anschluß von Berlin) über Tctscheu verkehren zu lassen. Derselbe wird am ge nannten Tage von Leipzig, Dreöd. Bhf., Nachmittags 2 Uhr 40 Min., (von Bertin Anh. Bhf. 1 Uhr 37 Min.) nnd von Drcöden-A. 5 Uhr 35 Min. bez. 6 Uhr 3 Min. ab- »iii am 17. Juli früh 7 Uhr 33 Min. bez. 8 Uhr 35 Min. in Wien Nordwcstbhf. cinzuttcffcn. Die Fahr karten erhalten eine 30tägigc Giltigkcitödancr und kosten nb Leipzig m II. Klasse 31,50 Mk. nnd in 111. Klasse 18,20 Mk., ab DieSdcn-A. in II. Klasse 23,60 Mk. nnd 12,60 Mk. — Die sich stets einer besonderen Belicbthcii und reger Benutzung erfreuenden Sondcrzügc »ach München, Salzburg, Bad Neichcnhall, Kufstein und Lindau werden dieses Jahr am 14. und 21. Jnli, sowie am 15. August abgclasscu. Außerdem verkehrt am 7. nächsten , Monalö ein Sondcrzng von Leipzig nach München n.s.w., zu welchem auf sämmllichcu sächsischen Stationen Auschluß- fahrkarlcn nuSgcgcbeu werden. Näheres crgicbt die unent geltlich zu erhaltende Ucbci sicht. — Der Sächsische Hauplbibclvcrciu hat im letzten Vcreinsjahr 3.1322 heilige Schrifttn verbreitet, darunter 25802 ganze Bibeln, 7070 neue Testamente, 420 Psalter n. s. w. Die letzte Oslercollcclc betrug 14400 Mark. — Das erste sächsische Dampfschiff hat in, Jahre 1833 der ursprüngliche Drcchslermcisler und spätere Gründer der ersten Znckcrraffincric in Dresden, H. W. Calberla, crbant. Er legtt mit höchster Genehmigung im Jahre 1817 hinter dem sogenannten „Italienischen Dörfchen" ans einem früher von alten Befestigungsanlagen eingenommenen Platze Fabrik gebäude au, aber erst 1822 konnte die Fabrik in ThäUgkeit versetzt werden. Znr Herbcischasfnng von rohem Zucker ließ Calbcrla im Jahre 1833 ein Dampfschiff bancu, wo- durch dcr uuternchmeude Manu dic Frage, ob die Ober- clbe von Dampfschiffen befahren werden könne, glänzend löste. Er kann somit als Gründer dcr Dresdner Elbdampf- MiMkttls ÄtltiitW. Die geehrten Bewohner in Stadt und Land, ins besondere unsere bisherigen werthen Leser, ersuchen wir hierdurch ganz crgcbcnst, ihre Bestellungen auf das mit dem 1. Juli 1894 bcgiuncudc dritte Quar rechtzeitig bewirken zn wollen, damit in der ferneren Zusendung keine Unterbrechung eintritt. Durch das jeder Sonnabcndöultmmcr bcigegcbcue 8scitige , ,, Illustrirte Sonntags - Blatt welches sich bezüglich seines höchst spannenden und interessanten Inhaltes schon viele treue Freunde er worben, sowie durch dic alle vierzehn Tage Mitt wochs erscheinende werthvolle Beigabe: „Praktische Mitteilungen für Gewerbe mrd Handel, Land- nnd Haus- wlrthschaft" hat dic „Sächs. Elbzcitung" Bereicherungen erfahren, die ihr die Gunst dcö geehrten Leserkreises sicher in bisheriger Weise erhalten, ja wohl noch in erhöh- tcrcnl Maße durfte zu Theil werden lassen. Abonnementspreiö pro Q-nartal KM- für alle drei Blätter zusammen -WW 1 Mk. 25 Pf. Alle kaiserlichen Postanstaltcn nehmen auf dic „Sächsische Elbzeitung" Bestellungen ohne Preiö- anfschlag an. Ii»8»rntv finden in der „Sächsischen Elb- Zeitung" durch ihre» weitausgedehutcu Leserkreis dic zweckentsprechendste Verbreitung. Die Expedition der Sächs. Elbzeitung. Die Bekämpfung des Boycottverfahrens. Die überhand uehmcnde Neigung der Socialdemokralic, die in ihrem imauSgesctzteu Kampfe gegen dic bürgerliche Ge sellschaft mehr nud mehr die amerikanischen Muster cnt- lehutc», Boykotterklärungen zur Erreichung dcr crstrcblcii Ziele auzuwcudcn, läßt dic Frage »ach cincr energische» Abwehr derartiger terroristischer Bestrebungen als eine immer brennendere erscheinen. Durch solche Verrufs- erklärungcu werde» crfahruiigsmäßig nicht nur die „Unter« nchmer," denen dcr Boykott gilt, i» ihrem geschäftlichen Betriebe empfindlich geschädigt, sonder» auch weitere Kreise der erwerbenden Bcvölkcrnugstlasscn i» größere oder gc- rtttgcrc Mulcidcnschoft gezogen. Namentlich sind cS die Angehörigen dcö Kleingewerbes und des Mittelstandes, genug dic wirlhschafilichcn Folgen eines Boycolls, der an sich stanz anderen Leute» gilt, überaus schwer spüren nud nicht selten führt dann dicser Kampf zum N»i»e so mancher Existenz ans dem Mittelstände während die ursprünglich angegriffenen Stellen dic Sache noch eher „nuöhallcn" können. Es fragt sich mm, ans welche zweckentsprechende Weise dem BoycolUiUngSsystcm zunächst ans gesetzmäßigem Wcnc cntgegengctrcten werden könnte. Man hat da den Erlab eines besonderen Verbotes des Boycolts als eines wirtb- schaftlichcn Kampfmittels angeregt, aber ein so radicalcs gesetzgeberisches Eingreifen zur Beseitigung des Boycoll- vcrfahrcns würde denn doch sehr starke Bedenken gegen sich haben. Weiler ist jüngst von verschiedenen Seilen an die Strafbestimmungen erinnert worden, welche die verbündeten Negierungen in dem Entwürfe dcr letzten Gcwkrbcorduungg- ^ovellc gegenüber dem Boykottverfahren beantragt hatten, welche Anträge aber damals vom Ncichötage abgelchnt worden waren. Aber es erscheint zweifelhaft, ob die bc- c.inxt^li n kranz l allo srtou Imvkv, troolcono Illü- um! OxMarbou, lomsi. aliLvrioduno (sarlmlinonm, Ilaolipappv ompllolill /.u dilli^on I'romon clio b'tu-Iienfubrilc von 08W. 81UkM, 8obSNl1au S. LIbk. tal des - achtunddreißigsten Jahrttanges der in unserm Verlage wöchentlich zweimal erscheinenden Sächsische MMung. AmtrMM ... »G« """"" 1894