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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend > Di« »Ottendorfer Zeitung' erscheint Mitt- ! wochs und Sonnabends. ) Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden ) Monats bekanntgegeben. Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. > irgendwelcher Störungen des Betriebes der ! Zeitung, der Lieferanten od. d. Deförderungs» . Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An. , spkuch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. aus Rückzahlung!,. Bezugspreises. « rm 1»^ r^r. Hl, n I' rm Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 11k. UMHaltWs Anzeige» werden an den Erscheinung6aae» di» spütesten» vormittag» 10 Uhr i» »ie . t' B-schSstsstelle erbeten. Nh V o s. Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wen» it der Anzeigen-Betrag durch Klag« «i»g<^»«» werde» »mj »dn wenn der Auftrag,«»« Nummer 6 Sonntag, den 20 Januar IH24 23. Jahrgang. vertlichss «»V ELchßsches. Vtt«nd»rs'M?rilla, den (9. Januar i92q. — A« Sonnt ist veranstaltet der biengr Kaninchen- züchterveretn eine äußerst gut beschickte Ausstellung. Wie alljährlich, so ist auch diesmal eine Prämiierung der Tiere damit verbunden. Ein Besuch dieser Ausstellung, welche am Sonntag von srüh 9 Uhr bis abends 6 Uhr geöffnet ist, ist nur zu empfehlen. — Es wird höchste Zeit, daß den Schmutzfinken die wieder anläßlich der Wahl Häuser, Einfriedigungen und Türen m>t Wahlplakaten verunreinigt haben, von den Ge schädigten zur Verantwortung gezogen werden. Es wird nicht stets gelingen die wnkltchrn Täter zu fassen, dann ist aber stets die betreffende Partei diejenige, auf welche diese Schmutzereien zmückfallcn und diese hätte dafür zu sorgen, daß derartige „Verschönerungen" unterblieben. *— Drahtlose« Fernhörern (Zu dem bevorstehenden Vortrag.) Wir fitzen in unserer Wohnstube. Von der Decke herunter ringelt sich ein Draht und endet in einem dunklen Kasten, der sich vor uns auf dem Tisch befindet. Ein merk- würdiger Kasten. Zwei rote Glühlampen find daran und zwei schmale weiße Lämpchen, ein Schalter mit der Be zeichnung ein — au«, und ein Ding zum Drehen. Dieses Ding zum Drehen läust in einer Rosette, einem Strahlen- kcanz mit vielen Strichen und Zahlen. Auch einen Trichter hat der Kasten, einen Schalltrichter, wie die Grammophone in „früher" hatten, bevor das trichterlose El Kromophon die Wett gewann. Und dann sind zwei zusammengekoppelte Hörer daran, Trlephonhörer, so wie Scheuklappen ungefähr. Da« ganze ist ein Radioempsangsapparat, Telefunkenstation, drahtlose Telephon!«, Rundfunkgerät, oder welche Bezeichnung wir dieser neuesten aller Neuerungen beilegen wollen. Einer von un« sieht nach der Uhr, 12,45 Uhr, jetzt kommt Berlin. Die Scheuklappe über die Ohren gestülpt, der Schalter aus „ein" gedreht — da glimmen die Lämpchen auf. Jetzt setzm zwei Finger dar Ding zum Drehen den Wellenein- steller, in Bewegung, und nun knarrt e« einen Augenblick im T'-ichter, so eine Art Gurgeln — dann auf einmal spricht eine laut vernehmliche Stimme klar und deutlich: „Meine Damen und Herren! Ich will Ihnen heute eine paar nette Geschichten hier au« Berlin erzählen. Fangen wir also gleich beim Neuesten an." Und weiter erzählt der freundliche Herr, erzählt unter anderen, daß um 5 Uhr „Mignon" mit vollen Oich ster gespielt wird, und so weiter. — Urahne, Großmutter, Mutter und Kind, sie hören und lauschen, lächeln und lachen, staunen uud wundern! Sikh mal einer an, dieser Radio ist doch ein oerfl xter Kerl! Um 5 Uhr fitzen wir wieder am Tisch, und wieder knarrt er gurgelnd im Trichter. Wir hören den Taktstock am Noten ständer de« Dirigenten in Berlin klopfen, und dann beinahe schrecken wir zusammen, so laut dröhnt uns die Ouvertüre zu „Mignon" in die Ohren. Wir hören die ganze Oper Akt für Akt, wir glauben, die Darsteller sehrn zu körnen, so klar und mächtig ist die Musik; und am Schluß klatschen wir kräftig Beifall ! In Berlin sagt eine Sttmme: „Danke sehr, danke veibindlichst!" Natürlich hat er da« Klatschen nicht gehört, denn wir find ja keine „Sender" aber er denkt c« sich, der freundliche Herr, daß un« die Oper gefallen hat. Es ist eine tolle Geschichte, dieser Rundfunk! Und das Tollste ist, daß es so war wirk lich und Uchitgehrnd gibt und nicht nm einen schlechten Aprilwitz oder ein Zukunftsmärchen bedeutet. Nein, er ist da, der Radiorundfunk. Längst sind die Schiffe de» Welt meere» mit diesem für sie heute unentbehrlichen Hilfsmittel ausgerüstet. Und längst erscheinen aus den ganz großen Ozeandampsern Zeitungen, die ihr gesamtes Material sozu sagen au» der Lust saugen. Aber immerhin dauerte es noch lange, bi« wir im Deuschen Reiche die drahtlose Telephonte al» Gemeingut brkommen werden. Grünberg. Beim Fällen von Bäumen wurde dec Gemeindevochand Lesche von einem stürzenden Baum ge troffen und au der Schläfe verletzt. Er begab sich nach seiner Wohnung, wo er, kaum angekommen, tot umsank. Der so plötzlich au« dem Leben Geschiedene erfreute sich all gemeiner Beliebtheit und wird dessen Htnschetdeu sehr be dauert. Dresden. Am Freitag früh ist der Personenzug 337 bei der Einfahrt in den Bahnhof Dresden-Friedrichstadt mit einer Rangiergruppe, die einen Glei«oorleger überfahren hatte, zufammengestoßen. Hierbei ist «in unbesetzter Per- joneuwageu umgestürzt. Die Lokomotive uud ein Wag^r sind beschädigt worden. Von den Reisenden haben sich 18 Personen als verletzt gemeldet. Dir Verletzungen find aber nur geringer Natur, so daß sich die Herbeiziehung eines Arztes nicht notwendig machte. Von dem Lokomotiv- und Zugbegleitpersonal find nur vier Bedienstete zu Schaden ge kommen. — Mittwoch vormittag gegen 11 Uhr wurde im Innern der Stadt an einem Kaffenbotrn eines hiesigen Bankhause« ein dreister Raubübrrfall verübt. Der Bote der mit einem größeren Geldbeträge nach dem Bankhause zurückkehrte, wurde auf dem Trepv«"'flur de« Bankhauses von einem Un bekannten, der ihm gesoßt war, von hinten überfallen und mit mit einem scharfem Instrument auf den Kopf ge schlagen Trotzdem g-lang eL der-, Boten, seine Tasche fest» zuhalten. Aus die Hilferufe des Ueberfallenen erg.iff der Täter die Flucht. Ein Angestellter der Bank nahm sofort die Verfolgung auf und veranlaßte nach längerer Jagd durch verschiedene Straßen der Stadt die Festnahme durch einen Polizeibeamten. Der Feßgenommene, ein 20 jähriger, stellungsloser Handlungsgehilfe au« Freital, bestritt zunächst jede Beteiligung und gab vor, selbst hinter dem flüchtenden Täter hergelaufen zu sei», um ihn zu verfolgen. Trotz Gegenüberstellung mit dem Urbrrfallenen, dessen Verletzungen glücklicherweise nicht bedeutend find, leugnete der Festge nommene hartnäckig weiter. Erst nach längerem Verhör durch die Krim'nalpolizci gestand er die Tat rin und gab an, fir mit einem Hammer autzgeführt zu haben, den er auf der Flucht nach der Ringstraße weggeworfsn habe. Radeberg. Ja der Nacht zum Dienstag sind drei hiesige Fortbildungrschüler, die in den Keller der früheren B'erbroucrei Bö-ner einbrachen und aerade beim Einpacken der gestohlenen Sachen waren, vom Besitzer, dem da« Licht auffiel, gestört worden. S« nahmen Reißaus. Einer von ihnen konnte jedoch erkannt werden, wodurch die Ermittlung der drei sechzehn und siebzehnjährigen Burschen gelang. — Festgenommen wurde in Dresden in den Zwinger aalagen der 1900 zu Radeberg geborene Schlosser und Ar beiter Albert Ottomar Hirche, der vor einigen Tagen au« der Strafanstalt Hohnstein aus tollkühne Weise geflüchtet war. Hirche wurde in der Anstalsmangelkammer beschäftigt, dort band er sich au« Tüchern ein Sell zusammen und ließ sich dann drei Stockwerke herab, um so die Freiheit zu erlangen. Bretnig. Am Dienstag morgen halb 8 Uhr erscholl Feueralarm durch den Ort. Beim Hausbesitzer Paul Schölzel Ortzeit Brelmühle, war im Anbau Feuer entstanden, da« sich schnell aurb weitete. Der Besitzer war in Großröhrsdorf aus Arbeit, die Häuser liegen dort auseinander, sodaß die Frau de« Eigentümer« zunächst auf dich selbst angewiesen war. Unter diesen Umständen gestalteten sich die Lösch arbeiten schwierig und wurde der Anbau am Hause und ein Teil de« Wohnhausdache« ein Opfer der Flammen. Der aufltczendr Schnee behinderte glücklicherweise etwas die Ausbreitung des Feuers. Mit Ausnahme der Hühner, die verbrannten, konnte da« Vieh gerettet werden. Kamenz. Bei der Vornahme von Sprengarbeiten in dem der Firma Puse in Wiesa gehörigen Steinbruch ereignete sich am Mittwoch in den NachmittagSßunden ein schwerer Unfall. Der mit dem Abbrennen de« Schusses be- schäfttgts Bruchmetster R. erlitt durch da« vorzeitige Lo«- gehen de« Schusses schwere Verbrennungen am Kopfe. Nur dem Umstande, daß der Schub keine volle Sprengwirkung hatte, ist es zu verdauten, daß größeres Unheil verhütet wurde. Sebnitz. Die hiesige Blumenindustrie hat gegen- wattig eine starke Kttfe zu bestehen. In den Sebnitzer und Neustädter Firmen ist nur sehr :oruig oder gar keine Arbeit vorhanden. Vie! Geschäftsabbrvch ist jedenfalls auch dem Umstand zuzuschc ib.-n, daß tüchtige einheimische A'beitskräfte gegen gute Bezahlung nach Amerika und anderen Lände-n ausgewandert find und dort die Blumentndustrie emgeführt haben. Hirschfelde. Einen empfindlichen Denkzettel erhielt ein Schneidermeister aus dem benachbarten Dittelsdorf, der sich den üblen Scher; erlaubt hatte, sich auf der Brust ein weißes Tuch zu befestigen und nachts als Gespenst im Ort und in der Umgebung umherzuwandern. Die« ging soweit, daß sich abends niemand mehr au» dem Hause heraus, wagte. Um nun dem Treiben ein Ende zu machen, lauerte schließlich ein Vch>rheft«volizist da« Gespenß ab, schoß noch chm u.u ve l.tz^ veu Schastdricmeisttt doct, «0 der Rück^a aufhört. Dar Schneiderlein wurde in« Krankenhaus ge bracht. Reichenbach (O.-L.). In seinem Betrieb« wollt« der Wirtschaft«, und Mühlenbefitzer Schäfer beim Dreschen mit der Maschine, ohne den Strom aurzuschaltea, den herab- gefallenen Riemen aufwerfen. Dabei wurde er von der Welle erfaßt und mit solcher Wucht gegen die Wand ge- schleudert, daß er Gehirnrrschütterung und Bruch der Wirbel säule erlitt und bald darauf verstarb. Zittau. Der 21 jährige einzige Sohn de« Kauf manns Reinhard Teichmann in Re-chenau, hatte sich vor etwa zehn Tagen eine kleine unscheinbare Reibwunde an der linken Ferse zugezogen, die wider Erwarten durch schwere Blutvergiftung dieser Tage zum Tode führte. Coswig. Am Sonntag abend ist die 1873 geborene Fahrradhändlersehesrau Emma Zschunke hier durch eine Gas vergiftung ums Leben gekommen. Beim Zulaff«n von heißem Wasser in die Badewanne ist der Gashebel verändert word«u und da« Gar ausgeströmt. Die Badende wurde betäubt und sand auf diese Weise den Tod. Zug b. Freiberg. Gegen die mit 10 gegen 6 Stimmen erfolgte Wahl de« Tischler Uhlig zum Semeindr- vorßand von Zug hat die Mehrheit der Einwohnerschaft ge schlossenen P otest eingelegt, indem sich von den 850 Wahl- brrechiigien 500 durch Unterschrift gegen die Wahl au«. sprachtN. Trotz des Protestes wurde die Wahl Uhlig« be- stätigt und U. bereit» in Pflicht genommen. Chemnitz. Am Mittwoch vormittag war von den Erwerbslosen eine Versammlung nach dem Kaufmannschen Vereinshau» einberufen, die von ungefähr 2500 bi« 3000 Personen besucht war. Nach Beendigung derselben versuchte ein Teil der Versammlungsbesucher auf der Wtesenstraße einen Demonstrationszug zu bilden. Zur Verhinderung dieses Vorhaben» wurde sosort ein größere« Polizeiaufgebot entsandt, da« mit Schtmpfreden empfangen und von manchem Teilnehmern mit Schnee, und Etrstückeu beworfen wurde. Eine Abteilung der Sicherheitspolizei sah sich dadurch ge- nötigt, von den Gummiknüppeln Gebrauch zu machen. Durch diese« energische Vorgehen wurde der Demonstratiousoersuch in kürzester Zeit verhindert und die Ansammlung zer streut. Penig. In einer Wahlversammlung wurde der ehe malige Minister Lipinski mit einem Kuliffenbrett auf den Kopf geschlagen und ihm außerdem noch sein Klemmer demoliert. Wurzen. Beim Spielen mit Streichhölzern in Ab- Wesenheit der Mutter erlitt das kleine Söhnchen eine» Mühlenarbeiter» so schwere Brandwunden, daß e» tag» dar auf starb. Burgstädt. Am Montag nachmittag wurde ein mit sech« Personen besetzter Luxa-schlitteu am Straßenübcrgang der Linie Chemnitz—Wechselburg von der Lokomotive eine» Personenzuge« erfaßt und vollständig zertrümmert. Die Insassen wurden au« dem Schlitten geschleudert und zwei Personen schwer die übrigen leichter verletzt. Tettau d. Meerane. Aus Lettau-Schönberger Flur trrf der Sohn de» Jagdpächter« drei Männer beim Wildern an. E« kam zu einer Schießerei, wobei ein Maurerpolier au« Meerane getötet und ein anderer erheblich verletzt wurde. Der Sohn de» Pächter», der offenbar au» Notwehr auf die Männer anlegte, ist seitdem spurlos verschwunden. Klingenthal. In den westböhmtschen Wäldern l aben di« niedergegangeuen Schueemaffen einen gewaltigen Schaden durch Schueedrüche angerichtet. An sehr vielen Stellen find bei ganzen Baumgruppen die sämtlichen Aestr kbgestreift. Oelsnitz. Seit Sonntag durchweht da« obere Bogt- l nd fast ununterbrochen ein äußerst heftiger Südoststurm, der Ur bttiäch'.lichrn lockeren Schnremassrn mit gewaltiger Kraft r.r>r sich her treibt und die mühsam geschaffenen VerkehrS- r. rge immer und immer wieder zuweht. Der Schlittenver- l hr wird hierdurch arg rrschwrrt, und das Vorwärlskommcn d r Fußgänger auf d:n außerhalb der Ortschaften gelegenen W g n ist ost geradezu unmöglich und lebensgefährlich. Mrche«»achrichte». Sonnlag, den 20. Januar 1924. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdtenst. Lb»nd» 8 Uhr Jugendoerelnigung im Ring.