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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes UuLsnitz Erscheint!: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank Rudolph Mosse und G. L Daube L Comp. Als Beiblätter: l. JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Druck und Verlag^von^L. Förster's Erben KgHZMdVieVzigftSV 8ahKgMg. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 45. « Juni 1894 Bekanntmachung, die Lieferung von Holz, Kohlen und Petroleum betr. Die Lieferung und Anfuhre 1 , von ca. 15 Metern weichem Scheitholz bis in den Rathshof während der Zeit vom 1. August 1894 bis 31. Juli 1895. 2 ., ca. 600 Centner Braun- und „ 200 „ Steinkohlen während der Zeit vom 1. August 1894 bis 31. Juli 1895, je nach Bedarf. 3 ., ca. 14 Barrels Petroleums (Neichstest) für die Schule, Nathsexpedition und öffentlich« Straßenbeleuchtung vom 1. August 1894 bis Ende dieses Jahres je nach Bedarf wird hiermit öffentlich ausgeschrieben. Angebote sind bis zum 14. Juni 18S4 schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift „Holzlieferung", „Kohlcnlieferung", „Petroleumlieferung" auf der Rathsschreiberei abzugeben. Bei der Kohlenliesirung ist die Bezugsquelle und die Sorte genau anzugeben. Die Auswahl unter den Bewerbern bleibt vorbehalten. Pulsnitz, am 2. Juni 1894. " » Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Gegen die Ramschbazare. Neue, interessante Mittheilungen über diese alle ehr lichen Erwerbskreise schädigenden Auswüchse der Gewerbe freiheit gehen der „Staatsbürgerzeitung" zu. Ihr wird mitgetheilt, daß der bekannte (natürlich jüdische) Ramsch dazarbesitzer Baum sich kürzlich um den Preis von 850000 Mk. ein stattliches Haus in der Thiergartenstraße in Berlin angekauft hat. Er soll darauf 500 000 Mk. bar angezahlt haben. Einige kapitalkräftige Zwischenhändler in Berlin sind die Lieferanten dieser Ramschbazare. Aus ihren dick leibigen Waarenverzeichnissen ist zu ersehen, daß sie selbst Fünfzigpfennig-, Einmarkbazare, ja Zehnpfennigbazare und Fünfpfennigbazare zusammenstellen. Wer z. B. einen Fünfpfennigbazar einrichten will, hat 840 Mk. einzusenden und erhält dafür portofrei 2400 Ramschbazarwaaren in 400 verschiedenen Arten. Andere Händler sind erheblich billiger und geben Ramschbazarwaaren für den Fünfzig pfennigverkauf zu 2'/, Mk. das Dutzend ab, ferner Ramsch- bazarwaaren zum Dreimarkverkauf für 18 Mark das Dutzend. In dem Preisverzeichniß von Louis Brockmann Nachfolger in Berlin, werden „echt französische, hochfeine Gold-Double-Armbänder mit Perlen und Steinen" zu 12 Mk. das Dutzend angeboten, und zwar für den Dreimark verkauf, so daß also der Zwi chenhändler 2 Mark an jedem Stück verdient! In ihren umfangreichen Preisverzeich nissen pflegen diese Zwischenhändler zu versichern, daß sie nicht mit großen und größten, sondern mit „kleinen, und unbekannten Fabrikanten", will sagen mit Pfuschern, in Verbindung stehen, die um 10 bis 20 Prozent billiger liefern können, als jene, weil sie anq. blich in der Provinz weder Spesen noch größere Bedürfnisse haben. Viele achtbare Berliner Fabrikanten sind allmählich zu der Er- kenntniß gekommen, wie sehr sie ihren Kunden und damit sich selbst schaden, wenn sie diesen Zwischenhändlern Waaren liefern, und lehnen daher in ihrem eigensten Interesse die Ausführung solcher Bestellungen ab. In der That bevor zugen diese Zwischenhändler den Schleuder - Fabrikanten, indem sie fortgesetzt zur Erzeugung immer billigerer, d. h. immer schlechterer Waaren drängen. Solch ein Zwischen händler wendet sich an den Pfuschfabrikanten etwa mit den Worten: „Ich kann ihnen einen großen Absatz dieses Artikels verschaffen. Ich verpflichte mich, jährlich so und so viel abzunehmen unter folgenden Bedingungen: Der Preis darf nur so und so hoch sein, dafür kann geringeres Material verarbeitet werden, ohne daß jedoch das Aeüßere der Waare verliert. Es kann dies und das abweichend sein von der normalen Qualität rc." Es liegt auf der Hand, daß durch derartige Geschäftspraktiken der ehrliche Mann, der Fabrikant sowohl wie der Händler, außeror dentlich empfindlich geschädigt wird und die Industrie selbst auf den Stand der scheinbar billigen und schlechten Schleuderwaaren herabsinkt, über deren wahren Werth das Publikum einer fortwährenden Täuschung ausgesetzt wird. Es ist Zeit, daß die Gesetzgebung einschreitet und den ehrlichen Handel und die ehrliche Erzeugung gegen diese Schmutzkonkurrenz schützt. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Bei hiesiger Svarkasse wurden im Monate Mai 1894 313 Einzahlungen im Betrage von 23 361 M. 72 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 169 Rück zahlungen im Betrage von 22 008 M. 64 Pf. Pulsnitz. Nächsten Sonntag, den 10. Juni, findet in Bretnig das Jahresfest der Arbeitervereine aus der Umgebung statt. — Nach dem neuesten Falb'schen Witteiungsbericht dürste der Juni, und besonders dessen erste Hälfte, ziemlich trocken verlaufen. Der kritische Termin des 3. Juni (2. Ordnung) wird wahrscheinlich um den 5. Juni, durch Hochdruck der Luft gestört, sich nur schwach bemerkbar mach n Dagegen dürfte um den 11. d. M. wieder ein Rückgang des Luftdruckes die Niederschläge vermehren, und zwar wieder durch südliche Depressionen. Doch seien auch für diesen Termin bedeutende Regen als ausgeschlos sen zu erachten. — Himmels-Erscheinungen im Juni. Saturn ist noch immer der hellste Stern, geht Anfangs um V«2 Uhr früh, dann immer früher, schließlich schon um »/« 12 Uhr unter. Mars wird allmählich Heller und geht gegen '/« 12 Uhr auf. Venus zeigt sich etwa 1'/? Stunden, im letzten Drittel des Monats 2 Stunden vor Sonnen- aufgang als Morgenstern. Merkur kann möglicher Weise um die Mitte des Monats als Abendstern dicht über dem Westhorizont wahrgenommen werden. Sein Untergang erfolgt etwa 1»/^ nach Sonnenuntergang. Uranus ist schon zu schwach, uni von unbewaffneten Äugen wahrge nommen zu werden. Am 10. Mai erreicht der Mond sein erstes Viertel: am 12. steht er nahe unter dem Sa turn, am 16. schon nahezu voll, nahe bei dem Stern erster Größe Antares und Scorpion. Am 17. wird der Mond voll, am 25. steht derselbe im letzten Viert, l. Bischofswerda. Ueber den Stand ker Ende voriger Woche stattgefundenen Massenerkrankung, welche von genossener Mett- und Knackwurst und, wie man vernimmt, auch durch Genuß rohen Rindfleisches aus der Fleischerei des Herrn Lehmann jun. am Altmarkt entstanden, wird mitgetheilt, daß es mit den Er krankten sich etwas zur Besserung wendet, daß aber manche noch recht sehr zu leiden haben. Ein Todesfall ist bis daio glücklicherweise nicht zu verzeichnen gewesen. (S. E.) — Se. Majestät der König sowie Ihre königl. Ho heiten der Prinz und die Prinzessin Johann Georg sind in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend aus Berlin wieder in Dresden eingetroffen. Se. Majestät über nachtete im Residenzschloß und fuhr Sonnabend früh in die königl. Villa nach Strehlen. Nach Rückkehr in das Schloß nahm der König die Vorträge der Herren Staats minister und Departementschefs der Hofstaaten, sowie später mehrere militärische Meldungen entgegen. — Am Montag früh 7 Ur ist Ihre Majestät die Königin in Begleitung Ihrer Excellenzen des Herrn Ober hofmeisters v. Watzdorf und der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk wohlbehalten in Schloß Sibyllenort eingetroffen. — Am 4. Juni vollendete sich ein Zeitraum von 347 Jahren, daß einst der Albertinischen Linie des Hauses Wettin die Kurwürde von Sachsen durch Kaiser Karl V. zugesprochen wurde, indem am 4. Juni 1547 die Ernen nung des Herzogs Moritz von Sachsen erfolgte. Die feierliche öffentliche Belehnung nahm der Kaiser erst im folgenden Jahre auf dem Reichstage zu Augsburg vor, woselbst auf dem Marktplätze der Stadt eine prächtige Bühne errichtet worden war, auf welcher der Kaiser, um geben von den Fürsten des Reiches, diese Belehnung Moritz' und seiner Erben in feierlichster Weise vollzog. Jedenfalls wird das sächsische Volk die in drei Jahren stallfindende 350jährige Jubelfeier seines Albertinischen Herrscherhauses nicht vorübergehen lassen, ohne der Be deutung dieses Tages beredten patriotischen Ausdruck zu verleihen. — Am 1. Juni d. I. wurde das mächtige Eisenthor an dem schmucken Vorgarten des Residenzschlosses zu Dresden nach dem Taschenberge zu eingefügt. Die Ausführung des Thores giebt wieder ein schönes Zeugniß für die Leistungsfähigkeit des Dresdner Kunsthandwerks. — Im Dresdener Palastrestaurant (Ferdinand- straße) ist ein Photographie-Automat aufgestellt worden, welcher alles „Schnellphotographieren" bei weitem über trifft. Der Automat arbeitet schnell nnd sicher. Man wirft in die Einwurfsöffnung ein 50-Pfennigstück, ein Glockenzeichen ertönt, schnell wird ein freundliches Gesicht gemacht und eine im Apparat befindliche trichterförmige Vertiefung ins Auge gefaßt. Nach 3 Minuten hat man das Vergnügen, sein liebliches Ich in Mignonformat dort wegzunehmen, wo die Bonbon- und Schokoladenautomaten ihre Süßigkeiten ablagern. — Die Sozialdemokraten in Dresden veröffent lichten am 29. Mai einen großen Boykottaufruf an ihre Genossen, in welchem n'cht nur die Waldschlößchen- Brauerei, sondern auch noch über 500 Geschäftsleute förmlich in Acht gethan werden, die aus dieser Brauerei Bier beziehen. Am Dienstag gegen Abend wurde das betreffende Parteiblatt, welches diesen Aufruf enthielt, von verschiedenen Personen auf der Straße verbreitet, sowie in die Häuser getragen. Die Polizei war jedoch sehr rührig und ertappte gegen fünfzig solcher Verbreiter bei der Arbeit. Man hielt dieselben an und nahm ihnen die fraglichen Druckschriften ab. Eine Anklage wegen groben Unfugs wird zweifellos nicht ausbleiben. — Drei bekannte Führer der Dresdner Sozialdemo kraten, der Redacteur vr. Gradnauer, der Steinmetz Eich horn und der Restaurateur Findeisen, sind am Sonnabend Vormittag plötzlich durch Criminalpolizisten in ihren Wohnungen verhaftet und an das Gericht abgeliefert worden, wo man sie in Untersuchungshaft genommen hat. Die Festnahme soll, wie wir hören, nicht mit der Boy- cottirung des Dresdner Waldschlößchens, wie man vielfach annimmt, Zusammenhängen. — Dem Schandauer Ausstellungscomitee gehen in folge der allseitig so günstigen Besprechungen des glänzend gelungenen Unternehmens von Vereins- und Schulvor ständen schon jetzt so viel Anfragen wegen eines Besuchs Schandaus zu, daß sich dassell e entschlossen hat, für die in Aussicht gestellten Massenbesuche besondere Vorkeh rungen zu tieffen. Fahr-, Eintritts- und Aufenthalts preise werden derartig ermäßigt, daß selbst aus den ent fernten Landestheilen eine Fahrt zur Besichtigung der in teressanten Ausstellung und damit der herrlichen Sächsischen Schweiz möglich wird. Im Uebrigen bittet uns das Hauptbureau, Pragcrftraße 39, Dresden, mitzutheilen, daß dasselbe alle auf Gesellschaftsbesuche in Schandau bezug-