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Ausgabe K-Sundv Sächsische volksMuns Nummer 12 — 34. Jahrgang Sr>ch«I» I «al wöchentlich mit »er tttufteteile« Diall»- della,« ^Dee gtuereellei" uni, ««Heeren leitbetlar«» Manilllch« ««,»,»prell«! «u»,. « «It Et. «ennoblatt und geueeeeller M. r,7S vu»g. V. ahn« Et. Vennodlalt u inN geuereelter M. 7,ro «ui, L ahn« St. Bennablatt u. ahn« Jeuerrellee M. 1,70 Elnjelnumme« 10 PI-., Eannobend- », E»a»lsg-A«. M Pi». Dienskag, den 15. Januar 1935 Verla,»»»I »,«»»«, vni«>,«»prell«: dl« llpalllz« er mm dielt« ijell« t PI-, — für Samlltenanzelge» und Stelleng-luch« » PI-. — 82e Platzoorlchrllte» tön»«» wl« t«ln« EewShr l«iß»» «,»,«««»: Dee»»«».«.. Pdlteeft«. tt, g«,nr. »7U ». USU E,lch»lt»lt«ll«. Drnel »»» Verl«,: E«ema«l« Vuch»eu<l«e«i n. v«'l-, LH. «. «. Wtntel, Polt«,»,. », 8«e»e. »wir, Postlcheck: »Ie. 10». 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Januar finden unsere Leser Näheres auf Seite 3 dieser Ausgabe.) * O Die Vertreter der Reichsregierung bei der Auszählung in Saarbrücken Saarbrücken, 14. Ian. Als Vertreter der Reichsregierung bei der Stimm aufzählung in der Wartburg sind Oberregierungsrat Dr. Vollert vom Reichsinnenministerium, Regierungsrat West ho ff und Bürgermeister Dürr seid in Saar brücken eingetroffen. Die Saarblätter zum 13. Zanuar Saarbrücken, 14. Ian. „Deutschland rief, und alle, alle kamen" ist der Ueberschrift des heutigen Artikels der „Saarbrücker Zeitung". Die Grenzen stürzen, das Volk hat gesprochen. Der bedeut samste Tag in der ivechselvollen Geschichte der Saarbevölkerung liegt hinter uns. Als sich gestern uu Grau eines trüben Ia- nuartages die Hunderttausend« in Bewegung setzten, da ivutzle jeder einzelne, datz es nicht um den Beweis seines Deutschtums ging, sondern um eine wuchtige Absage an den Ver sailler Geist. Es galt, die Quittung zu präsentieren sür alles, was man in 15 Jahren einer kulturfeindlichen und bruta len Abschnürung vom Reich erdulden mutzte. Es galt, die Recht losigkeit zu beseitigen, in die man die Saardculscheu als Objekte der internationalen Politik hineingestotzen hatte. Es galt, die Willens- und Wirkungssreiheit einer zivilisierten Bevölkerung zurückzugeivinnen. Die „Saarbrücker L a n d e s z e i t u n g" schreibt: Es war im besten Sinne des Wortes ein nationaler Feiertag, ein deutscher Ehrentag, der zu den grütztcn Höhepunkten im Leben eines Volkes zahlt. Er wird in der Geschichte des Saarvolkes eingchen als ein glanzvoller Tag der Treue, an dem die Deutschen an der Saar die hohe Idee des Vaterlandes ge gen jedwede Gewalt und Lockung zum Siege führten. Wir kennen die Ziffern der Abstimmung noch nicht, aber wir wissen Ihr Ergebnis, wir wissen, datz das Saarvolk sich gestern mit einer Mehrheit, die keinerlei Auslegungskünste und keine Ma növer zulätzt, zu seinem deutschen Baterlande bekannt hat. Die befreiende Tat des deutschen Saarvolkes wird heute und mor gen das Gespräch der ganzen Well sein; sie mutz und wird aber auch, wie ivir alle hoffen und fordern, in wenigen Tagen Gegenstand der Entscheidung des Völ- kerbuudsrates bilden. Das Saarvolk hat gesprochen, und niemand ist darüber im Zweifel, wie sein Spruch ausgefallen ist. Und nun lagt uns in-, Geduld und Disziplin der neuen Stunde harren, da das deutsche Bekenntnis des Saarvolkes der gan zen Welt feierlich verkündet wird. Und dann wollen wir den grossen Tag rüsten, der uns nach langer bitterer Trennung mit dem Baterlande wieder vereint. Noch Stunden Nun befinden wir uns mitten in dem merkwür digen Zeitabschnitt des Wartens und Fragens, der nach dem Willen der Abstimmungskommission zwischen das Ende der Saarnbstimmung und die Bekanntgabe des Er- gebnisses dieser Abstimmung gelegt worden ist. Obwohl in dem Augenblick, da diese Zeilen m Druck gehen, be reits 18 Stunden die Entscheidung über das künftige Ge schick des Saargebietes durch den Spruch seiner Bevölke rung gesallen ist, mutz die Welt, und vor allem Deutschland, noch weitere 18 Stunden warten, bis das Ergebnis dieser Abstimmung, das die ganze Welt m Atem hält, bekanntgegeben wird. Wir wollen nicht nach einem Parallelsall in der abwechslungsreichen Geschichte der Wahlen und Abstim mungen suchen. Es ist jedenfalls auch dieses Hinaus schieben des Termins der Bekanntgabe des Abstim mungsergebnisses bezeichnend sür das seitherige Los der Saarbevölkerung, das der Versailler Friedensvertrag diktierte. Haben doch die Bewohner an der Saar am längsten auf den Tag der Heimkehr warten müssen. Der 13. Januar brachte die letzte der im Bersailler Diktat sestgeiegten Boiksabstunmangen. Vorangegangen sind im Frujahr 1l)2v die ersten Abstim mungen in Schleswig, im Juli desselben Jahres die Ab stimmung in Eupen-Malmedl). Am 1t. Juli wurde m Ost- und Westpreutzen abgestimmt und am 21. Marz 1ll21 kam es zur Befragung in Oberschlesien. Das Saargebiet aber mutzte am längsten unter der gewaltsamen Tren nung vom Reiche leiden. Es gesiel den Vätern des Ver sailler Friedensvertrages, das urdeutsche Gebiet der Saar auf 15 Fahre unter die land- und volkssremde Souverisnilüt des Völkerbundes zu stellen und ihm erst nach Ablaus dieser Frist huldvoll zu gestatten, m einer Abstimmung darüber zu befinden, unter wessen'Souve ränität das Volk an der Saar weiterhin stehen wolle. Diese Zeit des 15 Jahre währenden Wartens ist nun er füllt. Tie Abstimmung ist erfolgt, und es verlchlagt nicht allzu viel, ob das Ergebnis, das ja m keinem Augenblick des vorausgegangeuen Abslimmungskampfes ziveiseihast Oie Weltpresse zum Gchicksalstag der Saar Die gesamte Weltöffentlichkeit ist von dem deutschen Sieg im Saargebiet überzeugt England London, 14. Ian. Der glatte Verlauf der Volksabstimmung im Saargebiet wird in der Londoner Presse mit Befrie digung und Erleichterung ausgenommen. Die gewaltige Betei ligung der Bevölkerung, der weder Kälte noch Schneeslürme noch lange Wartezeit Abbruch tun konnten, findet bewundernde Anerkennung. Einige Korrespondenten schätzen di« Beteiiigung auf mindestens 08 v. H. In aussllhrlicl-en und eindrucksvollen Schilderungen wird der Verlaus des Schicksalstages der Saar dargestellt. Die Art und Weise, in der die Saarländer von ihrem Selbstbeslim- mungsrecht Gebrauch machten, findet beifällig« Betrachtung. Die Londoner Presse beschäftigt sich in ihren Stimmungs bildern aus dem Saargebiet naturgemätz vor allem mit der Rolle, die die britischen Soldaten bei der gestrigen Volksabstimmung gespielt haben. Diese Rolle hat sich aber ans Alarmbereitschaft und auf die Begleitung der Abstimmungs urnen nach der „Wartburg"-Halle in Saarbrücken beschränkt. Der in Saarbrücken weilende diplomatisä)« Korrespondent des News Ehronie le Vernon Bartlett sagt: Ob man da mit einverstanden ist oder nicht, die Saar hat gestern die Tat sache bezeugt, datz sie deutsch ist. Wenn das Verbot, deutsche Fahnen zu hissen, nach Bekanntgabe des Abstimmungsergeb nisses nicht ausgehoben wird, dann wird die Polizei die halbe Bevölkerung verhaften müssen. Im Bericht des Sonderkorrespondenten der Times heitzt es: Neben den geordneten Bewegungen grotzer Menschen massen ivar das hervorragendste Merkmal des gestrigen Tages die Leichtigkeit, mit der die vielen Wähler von einer lächerlich geringen Zahl von Polizisten und Beamten geleitet wurden. Der Vertreter der M o r n i n g Post sag», die grotze Masse der Bevölkerung hat klar genug gezeigt, datz sie ihr Schicksal mit dem Deutschlands zu vereinigen wünscht. Ohne Anwesen- hcit des internationalen Militärs würde die Abstimmung wahrscheinlich nicht so glatt von statten gegangen l-i„. * Schweiz Starker Eindruck der Abstimmung in der Schweiz. Genf, 14. Ian. Die Berichte der Sonderkorrespondenten der schweizerischen Presse im Saargebiet geben heute den star ken Eindruck wieder, den die Ruhe, Haltung und Sicherheit der Saarbevölkcrung während der Abstimmung bei ihnen erweckt hat. Auch in der Beurteilung des Ergebnisses ist eine gewisse Schwenkung zugunsten eines klaren Sieges der Deutschen Front unverkennbar. Die Gattin des norwegischen Laarpollzelkommandanten Lie singt im Rundfunk Saarlieder. Oslo, 14. Ian. Ueber die norwegischen Sender sang am Sonntagabend die Gattin des norwegischen Saarpolizeikommandanten Lie, eine hervorragende und sehr bekannte skandinavische Sängerin Lieder von der Saar. Frau Lie weilte bis vor kurzem im Saargebiet und hat sich hier mit dem saarländischen Volks liederschatz vertraut gemacht, den sie am Enlscheidungstag der Saar, am Sonntag, über die Grenzen ihres Heimatlandes hin aus im Rundfunk zu Gehör brachte. sein konnte, einige Stunden sriiher oder später bekannt gegeben wird. Las Volk an der Saar hat in den vergangenen Fahren der Fremdherrschaft im Kampf für sein Deutsch tum so grotze Belastungen aushalteu muffen, datz es innerlich gefestigt und diszipliniert aus diesem Kamps hervorging. Allen Schikanen und Provokationen zum Trotz hat cs diese eiserne Dijzpltn auch an» gestrigen A b st i m m u u gs l a g gehalten, so datz die Abstimmung einen üutzerjl ruhigen, ungestörten Ver lauf nehmen konnte. Wenn nun auch bis zur Stunde noch nichts über das Ergebnis des 13. Januar verlautet, so sind ivir doch keinen Augenblick darüber im Zweifel, wie die gestrige Abstimmung ausgefallen ist. Bei einer Frankreich rechnet mit 24000 Emigranten Voraussichtlich Ansiedlung der Saaremlgranten nach Einzelprüfung in den tvesilichcn Provinzen Frankreichs Paris, 14. Jan. Die Pariser Presse veröffentlicht spallenlange Artikel ihrer Sonderberichterstatter über die Abstimmung im Saargebiet. Man erkennt allgemein die Ruhe und die Disziplin an, mit der die Bevölkerung zur Wahlurne geschritten ist, und unterstreicht die Vaterlandsliebe der Deutschen, die nicht gezögert hätten, aus allen Erdteilen herbeizueilen, um mit ihrer Stimme zur Rückkehr der Saar ins Mutterland beizutragen. Im übrigen fährt die Pariser Presse fort, in .endenziöser Weise von einem „moralischen Terror" (!) zu sprechen, um daraus die Niederlage der Separatisten zu erklären. Diesen Berichten wird brei tester Raum gewährt. Die Sonderberichlerslaller beschweren sich ausserdem heftig über die Behandlung, die ihnen von seilen der Behörden zuteil geworden sei, und besonde-s darüber, datz man es gewagt habe, sie vor der Wartburg einer Leibes visitation zu unterziehen. Sehr bezeichnend ist aber, datz die Blätter trotz dieser be wusst unfreundlichen Haltung die Disziplin, die Ruhe und Va terlandsliebe zugeben müssen, die der 13. Januar vor Augen ge führt hat. Obgleich das Abstimmungsergebnis erst am Dienstag be kannt wird, herrscht auch in der hiesigen Presse kein Zweifel mehr an dem Erfolg dieser Abstimmung. Die französischen Le» Hörden haben bereits Vorkehrungen sür die Aus nahme neuer Emigranten getroffen. Nach einem Be richt des Matin rechnet man mit insgesamt 2 400Ü Emi- g r a n t e n. Allerdings, so betont das Blatt, werde Frankreich die Emigranten nicht wahllos übernehmen, sondern jeden ein zelnen Fall genau prüfen. Als Aufenthaltsort würden ihnen aus alle Fälle die westlichen französischen Provinzen angewiesen. Oeffenkliche Sitzung des Vö-kerbundsraies Genf. 14. Ian. Der Völkerbuiidsrat hat heute früh zunächst in einer vertraulichen Sitzung getagt und trat gegen 11.00 Uhr in öffentlicher Sitzung zusammen. Abgesehen von einigen kleineren und mehr tcchnstchen Fragen steht der Grcnzstreit zwischen Persien und dem Irak und die albanische Minderheitenfrage auf der Tagesordnung.