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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189605314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18960531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18960531
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Bindung fehlerhaft: Seiten in falscher Reihenfolge
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-31
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1896
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riWgcr TaMalt Druck und Verlag von E. Pol» ia Leipzig SV. Jahrgang. Sonntag den 31. Mai 1896. 6. »»»VN. T>^r. -><: IU.102.4ÜU. K3sr- dem Jubel Um 6 Uhr iltvir. xsk i.io c« -/olw.LO i. Die Morgen-Av-gabe erscheint mn '/,? Uhr. di, Abeud-Au-gab« Wochentag« um S Uhr. k1VV.7!>6. Kot. v.23. »1ts:b58. s.v. «.0. r 1i»r» o.l>. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4g» spalten) bO^H, vor den Famillennochrichten (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verjeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz uach höherem Tarif. Annahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzetgen find stet« au di» Expedition zu richten. Re-artion und Expedition: Johanne-gaffe 8. Die Expevitton ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. >. .3. Plagwitz Herr ZI. Orüt/mann, Zschochersche Straße 7», Reudnitz Herr Luxmann, Marschallstraße 1, - Herr Lvriik. Weder, Mützengeschäft, Leipziger Straße 6, Thonberg Herr L. Lüntvok, Reitzenhainer Straße 58, Bolkmarsdorf Herr 6. 4. ^üumunu, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Anzeiger. Ämtsvkatt -es Königkichen Land- UN- Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes im- Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. S.V. S.V. I. o. t. 0. I. 0. i.o. I. o. Filialen: Otto Klemm'- Sortim. (Alfred Hahn). UniversitätSstrahe 8 (Paulinum), Loni« Lösche. Nathartnenstr. 14, Part, und König-Platz 7. 6. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabr, ohne Postbefördeöllng 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Bezugs-Preis in der Hauptrxpkdttion oder den im Stadt» bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^ll.bO, bei zweimalige täglicher Zustellung in« Hau« ü.SO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandseuduug in« Ausland: monatlich 7.bO. Aus der Woche. 42. Das Festgebrause der russischen Kaistrkrönung verklingt allmählich, während der gallische Hahn noch eine gute Weile weiter balren dürfte. Mag er es timn, vor dem Ansprung deö deutschen Jägers ist er sicher. Wir haben so viel Zartgefühl für den liebeßtrunkenen Zustand Frank reichs übrig, daß wir unserem westlichen Nachbarlande in seinem Berhältniß zu dem östlichen sogar die Nolle de- MaSculinum zuertheilen. So weit sind, wie dem Leitartikel der Freitag-Nummer zu entnehmen war, nicht einmal alle französischen Publicisten gegangen. Die verflossene Woche als die Pfingstwoche hat eine größere Anzahl von Versammlungen gesehen. Die größte Bedeutung beansprucht von ihnen der evangelisch-sociale Congreß in Stuttgart und die am gleichen Orte tagende Delegirten- und Generalversammlung des Gcsammtverbandes der evangelischen Arbeitervereine. Auf den Congreß wird noch zurückzukommen sein. Auf der anderen Ver sammlung Hal sich wieder gezeigt, daß Herr von Stumm ein beträchtlich Theil von jener Kraft ist, die stets das Gute will unv stets das Böse schafft. Allein seinem Kampfe gegen die Geistlichen im Saarrevier und der von ihm dabei nicht vermiedenen Berufung auf ein kaiser liches Telegramm, das in seiner Kürze Mißdeutungen aus gesetzt war, ist es zuzuschreiben, baß die Vereine königs treuer Arbeiter sich m einem gewissen Gegensätze zum Kaiser zu befinden glaubten und dem in einer Re solution einen von Schärfe nicht freien Ausdruck gaben. Die social - politischen Anschauungen des Herrn v. Stumm werden von Millionen getheilt werden und den evangelischen Arbeitern ist dieser Umstand nicht unbekannt. Wenn sich bei ihnen jetzt ein Zwiespalt der Empfindungen bemerklich macht — die Versammlung wurde mit einem Hoch auf den Kaiser und die Bundesfürsten eröffnet —, so ist der Grund nicht darin zu suchen, daß sie mit ihren Ansichten und Forderungen nicht durchweg Anklang bei den Regie rungen und den bürgerlichen Parteien finden, sondern in dem von Unduldsamkeit und Selbstüberschätzung bestimmten Auftreten des Herrn v. Stumm. Wir sind überzeugt, daß sein politischer Einfluß nicht entfernt ein so großer ist, wie er scheint, aber schon der Schein ist von Nebel. Daß es, von Anderem abgesehen, nicht zweckmäßig ist, die auf dem Boden der bestehenden Staatsordnung stehenden Arbeiter zu verletzen, konnte Jeder, der dieses noch nicht ge wußt hat, an dem in Aachen abgehaltenen internationalen Bergarbeiter-Congreß lernen. Für diese Versamm lung ist zweierlei charakteristisch. Einmal der Umstand, daß der Haß gegen das Bürgerthum bei keiner Nationalität so bitter und unversöhnlich bervorgetreten ist, wie bei den Deutschen und den der deutschen Socialdemokratie nachbetenden Oesterreichern. Sodann die Thatsache, daß die deutschen Delegirten ganz unvergleichlich weniger Bergarbeiter ver treten, als die auS England, Frankreich rc. Das Eine zeigt» daß die Meinung, die Socialdemokratir in Deutschland sinne auf Anderes als die gewaltsame Eroberung der politischen Macht, Thorheit ist; das Andere beweist, daß die Jdentificiruug von „Socialdrmokrat" und „Arbeiter" eine plumpe Lüge »st. Beide Thatsacheu aber geben eine beherzigenö- werthe Lehre, die noch verschärft wird durch die aus dem Congreffe zu Tage getretene Animosität gegen Privatbetriebe. Man weist so oft auf gerichtliche Urtheile hin, die Mangel an Verständniß für das praktische Leben verrathen, daß r« al« Unrecht erscheint, wenn Erkenntnisse, iu denen das Gegentheil zum Ausdruck kommt, nicht der weitesten Oefsent- lichkeit bekannt werden. Ein sehr begreiflicher Aerger deS „Bor wart«" hätte der bürgerlichen Presse Gelegenheit gegeben, von einem sehr verständigen Urtheil Notiz zu nehmen, eS ist dies aber bisher nicht geschehen. DaS Amtsgericht Berlin VI. hat «inen Arbeiter zu drei Tagen Gefängniß verurtheilt, weit er während eine« Streik« in einem Vororte Berlin« einem Arbeitenden zu gerufen hatte: „8 .. .. junge! Mach', daß Du wieder nach Berlin kommst." Dem Staatsanwalt erschien das Urtheil zu niedrig, er legte Berufung ein und die Strafkammer er kannte auf l4 Tage Gefängniß mit der Begründung, daß in den incriminirtea Worten die Drohung zu finden sei, daß e« einem Arbeiter, der sich einem Streikenden nicht füge, schlecht gehen könne, und eine solche, wenn auch indirekte, Drohung müsse streng bestraft werden. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Die Ernennung des Vraseu Stillfried zum Vorsteher der Executive der politischen Polizei ist nunmehr erfolgt. 6. U. Berlin, 30. Mai. (Privattelegra m.) Der ver storbene Minister Camphansen hat der Armen-Verwal- tung Berlins 100000 vermacht. — Der VerwaltungSrath der SiedelungS- Ges^ llsck> aft hat beschlossen, Herrn Marinestabsarzt a.D. Or. Sander nach Südwestasrika zu senden. Or. Sander kennt das Schutzgebiet schon aus näyerer Anschauung, da er dort Untersuchungen über die Viehseuchen vor einigen Jabren anstellte, und seine Berichte haken auch in einem Weißbuche Aufnahme gefunden. Nach seiner Rückkehr ist er besonders für die Schaffung eines Stauwerkes bei Windhoek, wo sich ein Platz dafür vorzüglich eignen soll, thätig gewesen. Die Sirdelunzs- gesellschast hat ihr Augenmerk auch auf eine schnellere Nachrichten beförderung gerichtet und ist mit einem Brieftaubenvereiu in Ver bindung getreten, um Brieskaubenstationen in Swakopmund und Windhoek einzurichten, La wenig Aussicht vorhanden zu fein scheint, daß so bald ein Telegraph über den Oranjeflnß nach Steinkopf gebaut wird, wo der Anschluß an den cap ländischen Telegraphen erreicht wird. — Ferner hat der Ver waltungSrath die Gelder zur Anlage von drei Muster- f ar men bewilligt, von denen zwei bei Windhoek und eine etwas weiter entfernt bei Doornfontein angelegt werden sollen. Auch soll in Swakopmund ein UnlerkunftShau S für Auswanderer, in dem auch zugleich die kaiserliche Post untergebracht werden soll, erbaut und Lurch Einstellen von mehr Wagen der Verkehr mit Windhoek erleichtert werden. — Die ständige Deputation des Deutschen JuristentageS, die ihre diesjährige Sitzung am 25. d. M. in Weimar abhielt, hat, wie wir schon berichteten, beschlossen, in diesem Jahre keinen Juristentag zu berufen. Dagegen soll, wie wir der „Deutsch. Jurist.-Ztg." entnehmen, im Jabre 1897 ein solcher stattsinden. In erster Reihe ist hierfür Graz in Aussicht genommen, eventuell auch Frei burg i. Br. Zu Len wichtigsten Verhandlungsgegenständen wurden bestimmt: a. Aus dem Civilrecht: Helmstättengesetzgebung, die Rechtsder. hältnisse der Versicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit, d. Aus dem Handelsrecht: Die Beseitigung der objectiven Handelsgeschäfte, die Haftung deS Frachtführers, e. Aus dem Strafrecht: volus eventunli», Fragen der Deportation und der bedingten Begnadigung (für den Auswanderungsfall). Einen weiteren Gegenstand der Tages- ordnuug soll die Reform des Rechtsstudiums mit Rücksicht aus das Bürgerliche Gesetzbuch bilden. * Posen, 28. Mai. lieber einen crassen Mißbrauch des geistlichen Amtes durch einen polnisch-katholischen Geistlichen und über die von der Regierung für zweck mäßig erachtete „Sühnung" dieses Mißbrauch« berichtet das „Pos. Tagebl.": „Der Kreisschulinspector, ein deutscher Katholik, wünscht, daß die Schulkinder, nachdem sie das Vaterunser iu polnischer Sprache als Schulgebet gesprochen haben, e« auch in deutscher Sprache beten sollten. Der Lehrer, ebenfalls ein deutscher Katholik, kommt diesem Wunsche gerne nach und läßt die Kinder gemein sam auch das deutsche Gebet sprechen. Ein Familienvater (Pole) sagt dem Lehrer, er freue sich darüber, daß die Kinder auch das deutsche Gebet gekernt hätten, es erinnere ihn an seine Soldaten zeit, und er habe jetzt mit seinem Kiode zusammen zu Haus das deutsche Vaterunser wieder gelernt. Nach etwa acht Tagen bemerkt der Lehrer, daß so und so viel Kinder da» deutsche Gebet nicht mehr mitsprechen, er fragt ein Kind nach dem andern, warum sie es denn nicht wollten, und erhält als Antwort: „Der Herr Propst hat es uns verboten und gesagt, das deutsche Gebet sei eine Sünde, und wenn wir eS noch einmal beten wurden, so würde er uns nicht mehr zum Eonfirmandenunterricht zulaffen und un« von den heiligen Sacramenlrn ausschließen." Wenige Tage danach rüst der Propst, was an sich ungehörig, den Lehrer auS der Schulstnbe heraus und herrscht ihn an: „Wie kommen Sie dazu, das deutsche Vater unser beten zu lassen? Man geht ja offenbar darauf aus, uns niit Gewalt zu germanisiren, dem Volk« die Zunge aus dem Munde und die Religion aus dem Herzen zu reißen. Wie können Sie das vor Gott verantworten?" Der Lehrer lehnt eine Unterhaltung hierüber mit dem Propst ab, und der Propst schließt seine Ausführungen mit der Drohung: „DaS wird sich rächen". Tags darauf kommt der Propst zur Religionsstunde in die Schule. Die Kinder stehen auf und begrüßen nach Lande«- sitte den Propst auf Dentfch mit: „Gelobt sei Jesu« Christ»«". Der Propst schreit die Kinder an, wer st» ge heißen hab«, deutsch zu grüßen, der Lehrer erwidert, sie befänden sich in einer deutschen Schule und Vie Anordnung habe er gegeben. Der Propst verlangt nun, die Kinder sollen noch ein mal anfstehen und denselbrn Gruß, aber auf polnisch, wiederholen. D.r Lehrer bittet den Propst, die Kinder doch nicht gegen ihn, den Lehrer, aufsässig zn machen, und bei der nun folgenden An-einander, setzung wirft der Propst dem Lehrer in Gegenwart der Kinder seine Dodsünden vor! DaS sind doch Zustände, wie sie ungeheuerlicher von ihnen mit Recht als eine Belästigung empfunden wird, aber viele ihrer College» sind nicht annähernd innerhalb der vorgeschriebencn Dienststunden vollbeschäftigt. Es wird daher zweierlei die Voraussetzung für die Wirksamkeit der Ver fügung des preußischen Justizministers sein müssen: einmal, daß die Bertheilung der Arbeit in den Gerichtsschreibereien weniger schablonenhaft nach Materien, als vielmehr praktisch nach dem erfahrungsgemäß zu leistenden Arbeitsquantum vor genommen wird, und zweitens, daß die Thätigkeit in den GerichtSschreiberrien öfter von den Richtern einer Beauf sichtigung unterzogen wird, als es jetzt im Allgemeinen geschieht. V. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin kamen heute Vormittag gegen 8^ Uhr von der Wildparkstation hier an und begaben sich alsbald nach dem Tempelhofer Felde, wo der Kaiser von 9 Uhr ab die dies jährige Frühjahrsparade über die Gardetruppen der Berliner Garnison abhielt. Anwesend waren die Prinzen Albrecht und Leopold, Prinzregent Albrecht von Braunschweig und die übrigen hier weilenden Prinzen und Prinzessinnen. Prinz Leopold führte die 4. Garde-Jnfanterie-Brigade vor. Der Kaiser trug die Uniform des2.Garde-Regiments z. F. und führte dieses Regi ment der Kaiserin vor, die einen prächtigen Rappen ritt und die Abzeichen der Pasewalker Kürassiere angelegt batte. Nach Beendigung der Parade kehrte der Kaiser Mittags an der Spitze der Fahnen-Compagnie, von dem Jubel des Publicum« begrüßt, in das Schloß zurück, wo die Frühstückötafel um 1'/« Uhr stattfand. Um 6 Uhr Abends ist im Weißen Saale und den angrenzenden Ge mächern de« Schlosses Paradediner zu etwa 340 Gedecken, bei welchem der Gesandte in Brasilien, vr. Krauel, der sich auf seinen Posten zuriickbegiebt, „nb per Legations-Secretair Freiherr Speck v. Sternburg dem Kaiser sich melden werden. Nach dem Paradediner gedenken die Majestäten der Parade- Festvorstellung im königlichen Opernhause beizuwohnen und dann nach Wildpark bezw. dem Neuen Palais zurückzukehren. V. Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Die Kaiserin empfing beute Nachmittag um 3 Uhr im hiesigen königlichen Schlöße die Gemahlin deS amerikanischen Botschafters Uhl in Antrittsaudienz. --- Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe bat bei Gelegenheit seines Aufenthaltes auf seiner Besitzung Grabowo auch der Kreisstadt Wirsitz einen Besuch abgestattet. Er besichtigte daselbst das Kreis- ständehauS und nahm das Frühstück bei dem dortigen Land- rathSamtsverwalter Grafen Wartensleben ein. G Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht daS Gesetz, betreffend die Ab änderung des Znckerstener-Gesetzes vom 27. Mai 1896, ferner das Gesetz zur Bekämpfung des nnlautercn Wett- deinerd« und das Gesetz über den Abgadentarif für de» Kaiser-Wilhelm Canal. --- Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Gegenüber dein gestern an der Börse verbreiteten Gerüchte, es habe eine Sitzung deS Bundesratbs stattgefnnden, in der Stellung zu dem Beschlüsse des Reichstages, betreffend das Verbot des börscnmäfitgcn Terminhandels iu Getreide im Börsengesetze, genommen worden sei, constatirt die „Nordd. Allgem. Ztg.", daß in dieser Woche keine Sitzung deS Bundesraths statt gefunden hat und demgemäß auch jenes Gerücht der Be gründung entbehrt. cr>r Berlin, 30. Mai. (Telegramm.) Der Vorstand der dentschen Eolonialgesehschaft hielt am 29. Mai unter dem Vorsitz des Herzog- Johann Albrecht zu Mecklen burg eine Sitzung m der deutschen Colonialausstellung ab, in welcher wesentlich interne Angelegenheiten behandelt wurden. Von allgemeinerem Interesse ist folgender Antrag, welcher angenommen wurde: Der Vorstand wolle für Inangriff nahme der erforderlichen Vorarbeiten zur Lösung der Bewässerungsfrage in Südwestafrika 20 000^ unter folgenden Bedingunaen bewilligen, daß 1) die erwähnten Vorarbeiten sich nicht aus ein bestimmtes Projekt erstrecken, sondern im^Allgemeinen auf die Frag«, wie die Bewässerung Deutsch-Südwestafrika- nach den Erfahrungen, welche man in der Capcolonie gemacht hat, am zweckmäßigsten einiurichten ist, daß 2) die kaiserliche Regierung sich an den Kosten de« Unternehmen- ebenfalls, und zwar mit einem Betrage von mindesten- 20 000 betheiligt, daß 3) der Colonialgesellschaft im Falle der Bildung einer Gesellschaft für die Bewässerung SüdwestafrikaS Antheilscheine in Höhe deS geleisteten Beitrages gewährt werden. Dagegen wurden alle Anträge auf Schaffung eine- deutschen ColonialbauseS zum Zwecke des Vertriebes der aus den deutschen Colonien stammenden Produkte nach längerer Debatte ab gelehnt. Deutsches Reich. tt Berlin, 30. Mai. Die vom Bunde der Landwirthe unternommene Action zur Umgestaltung der Invalidität-- und Altersversicherung lenkt wieder die Aufmerksamkeit auf den Stand der Arbeiten au der Revision der Arbeiter versicherung. Nachdem die Krankenversicherungsnovelle am 1. Januar 1883 ins Leben getreten war, lag eS in der Absicht, die übrigen ArdeiterversicherungSgesetze in der Reihenfolge, wie sie erlassen worden, einzeln den durch die praktische Handhabung al- nothwendig erkannten Abänderungen zu - unterziehen. Infolge dessen wurden im Juni 1894 die Entwürfe zu den Unfallversicherungs novellen sowie zur Erweiterung der Unfallversicherung ver öffentlicht und die Revision der JnvaliditätS- und Alters versicherung in Angriff genommen. In der zu Berlin im ReichSamt deS Innern im November v. I. abgehaltenen Conferenz erfuhr man, daß auch die Novelle zum letzteren VersicherungSgesetz fertig ausgearbeitet sei. Damals jedoch wurde auch die Möglichkeit eineS anderen Vorgehens bei der Revision ins Auge gefaßt, nämlich die, durch Zusammenlegung zweier BersicherungSzweige die Verwaltung zu vereinfachen. Die seitdem eingeleiteten Erwägungen, ob der zuerst eingeschlagene Weg weiter zu beschreiten oder ob die neue Bahn verfolgt werden solle, dürften auch jetzt noch nicht zum Abschluß gelangt sein. Wenn nunmehr der Bund der Landwirthe mit dem von ihm au-ßearbeiteten Gesetzentwurf über die JnvaliditätS- und Altersversicherung an die Oeffentlich- keit tritt, so würde dadurch wieder ein völlig neuer Plan zur Er örterung gestellt werden muffen; denn die beiden bisherigen Pläne ließen immer noch die materiellen Grundlagen der bisherigen Versicherungen unberührt. Der Entwurf des Bundes deS Landwirthe jedoch will ein ganz neues System bei der Invalidität-- und Altersversicherung eingeführt haben. Au» den nunmehrschon seit Jahren hervorgetretenen Strömungen auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung wird Eines klar, nämlich, daß über die Mittel zur Beseitigung der auch bei der Unfall- sowie Invalidität-- und Altersversicherung unstreitig vorhandenen Mißstände recht verschiedene Anschauungen in den Erwerbskreisen selbst und in den Kreisen der mit der Handhabung der Gesetze betrauten Personen herrschen. Es wird deshalb durchaus zweckmäßig sein, wenn innerhalb der zuständigen RegierunaSkreise die Entscheidung der Frage, auf welchem Wege die Revision der noch nicht umgestalteten Bersicherungsgesetze vor sich gehen soll, nicht überhastet wird. /X Berlin, 30. Mai. Der preußische Justizminister Herr Schor nstedt bat sich in der letzten Zeit nicht immer deS allgemeinen Beifall- erfreuen können. Um so lebhafter muß die Zustimmung zu seiner Verfügung sein, daß die Justiz beamten dem rechtsuchenven Publicum freundlich be gegnen und ihm, so weit eS sich mit der Zeit und den Amts pflichten vereinigen läßt, mit Rath und That an die Hand gehen soll. Wir glauben nicht fehl zu geben, wenn wirvermuthen, dafidieseErmahnungundderdamitverknüpfteTadelüber Schroff heiten, die vorgekommea seien, sich weniger an die Adresse der Richter, als an die der Subalternbeamten richtet. Es kommt freilich wohl auch vor, daß ein Richter, durch daS Uebermaß der Termine und sonstiger AmtSgeschäfte, oder durch die Starr köpfigkeit der Parteien nervös gemacht, heftig wird. Da sollte nicht vorkommen, aber es ist begreiflich. Im Allgemeinen aber sind die Richter gern bereit, den Hilfesuchenden Rath und Auskunft zu ertheilen, schon uni ihnen die Kosten zu ersparen, die daS Aufsuchen des RechtSanwaltS erfordert. Manche Richter gehen in dieser Bereitwilligkeit sogar so weit, daß sie dadurch daS lebhafte Mißvergnügen der Anwälte, die sich dadurch in ihrer PrariS geschädigt fühlen, erregen. Ander« steht »S mit den Subalternbeamteu, di« ihr« regelmäßigen Bureauarbeiten zwar willig erledigen, di« aber wenig erfreut sind, wenn sie eine Klage aufnehmen oder Grundacten zur Einsichtnahme vorlegen sollen. E« kommt nicht eben selten vor, daß ein wackeres Bauerlein in der GerichtSschreiberei so lange warten muß oder so unfreundlich empfangen wird, daß eS da« nächstem»! von vornherein zum Rechtsanwalt geht und lieber einige Mark opfert, al- daß es sich einer schroffen Behandlung aus- setzt. DaS entspricht nun keineswegs der anerkennenSwerthen Absicht der Justizverwaltung, dem kleinen Manne möglichst Kosten zu ersparen. Dabei muß noch offen gesagt werden, daß die Subalternbeamten nicht immer durch Mangel an Zeit und manchmal durch daS Dedürfniß, ihre Ueberlegenheit zu reizen, veranlaßt werden, das Hilfe und Auskunft erbittende Publicum ein wenig von oben herab zu behandeln. Manche Secretaire und Actuare sind freilich so stark überhäuft, daß jede über die regelmäßige Thätigkeit hinauSgehende Inanspruchnahme Für 4>i»i kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postanftalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 1 35 mit Bringerlohn L und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharinenftratze 14, Königsplatz 7 und Universitiitsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestelle«: Nrndtstraste 35 Herr L. 0. Littvl, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr ^deoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Llessk«, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto LrariL, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Läuarü Letror, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraste 9 Herr Laut 8cdr^ider, Drogengeschäft, Nürnberger Straste 45 Herr tll. L. Aldrevdt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreluer, Zweinaundorfer Straße 18, - Cutritzfch Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenan Liuüner L Oeist, Wettiner Straße 51, Ecke Waldstraße, Buchbinderei, - Neustadt 8ekett'8 Aunoneeu-LxpeäLlon, Eisenbabnstraße 1, «.!). t. I) I. I). i. 0. s.0. 1.0. 1. 0. s.0. n>.l)oap^2 w.0vllp.21 i. 0 v s.v. i. o. »0. *1). «.v. .0. v.-° LK 1 tr L sS o. xx il - üDtv, Peterskirchhof 5 Herr Nax Alerid, Buchbinderei, Ranftfche Gaffe 6 Herr Lrleür. Liselier, Colonialwaarenhandlung, Ranftädter Steinweg 1 Herr 0. LnKOlmrmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 5 Herr ^ul. Zedümiedeil, Colonialwaarenhandlung, Westplatz 3Ä Herr L. vittrlek, Cigarrenhandlung, Aorkstra^e 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. I)edu8, Colonialwaarenhandlung, Aeitzer Straste 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlung, in
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