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-G 59. Jchrgang Nr. 11 Donnerstag, dm 26. Januar 1893 n n 8 n e buntfarbiger Verpackung hingen, ge Sonntag Nachmittag eingegangenes r Deutscher Kaiser — sieh', wir grüßen Heute Dich vom Fels zum Meer, Und vom Fuß der Alpenriesen Bis zur Eider braust's einher: Schirme Gott des Kaisers Leben, Seine Gnade sei ihm nah, Bei dem Ruf, den wir erheben: Kaiser und Germania! Herr und Kaiser — für Dich schlagen Unsre Herzen bis zum Tod, Und wenn einst in ernsten Tagen Unsrem Reich ein Wetter droht: Run wohlan — so stehen Alle Kampfgerüstet wir dann da, Und dann braust's mit Dounerhalle: Kaiser und Germania! Sei gegrüßt, Du, unser Kaiser — Treu' um Treue! - rufen wir — Vorwärts, Du bist unser Weiser In dem Kampf — wir folgen Dir! Deutscher Muth und deutsche Treue, Stets und immer sind sie da, Und so kling' es denn auf s Reue: Kaiser und Germania! h rn d- rst ser S- he °g sn .2 r- Zum Geburtstage des Kaisers. Seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches ist es in allen patriotischen Kreisen eine liebe Gewohn heit geworden, den Geburtstag des Kaisers zu feiern, denn in der herrlichen Thatsache, daß seit nun 22 Jahren an der Spitze deS geeinigten deutschen Vaterlandes wieder ein Kaiser steht, ist ja der sehnliche Wunsch erfüllt worden, der vielen Generationen vor uns als ein schöner Traum erschien. Schöner und bedeutsamer als in der erlauchten Person des Kaisers kann auch des Reiches Einigkeit, Macht und Würde niemals ver treten sein, denn auf uraltem historischem Boden und dem Drange der deutschen Stämme nach Einheit ist' vor einem Jahrtausend die deutsche Kaiserwürde und Kaiser macht entstanden, welche unter ihren glanzvollsten Ver tretern der ganzen damaligen Welt imponirte und sich tief in die Herzen ves deutschen Volkes als etwas Großes und Herrliches eingrub. Der Kaiser an der Spitze des Reiches bedeutete schon in den ältesten Zeiten die Grobherrlichkeit und Einheit und Unabhängigkeit für das Reich und den Schutz, die Gerechtigkeit und die Freiheit für das Volk. Wir wissen nun Alle, daß dieser idealen Ausgabe das ehemalige deutsche Kaiser tum schließlich ganz und gar nicht mehr gewachsen war und daß die einst so herrliche Kaiserwürde ver blaßte, ja endlich gar verschwand. Aber neu wieder auferstanden ist die kaiserliche Macht und Herrlichkeit Deutschlands unter der ruhmreichen Negierung des unvergeßlichen Kaisers Wilhelm I. und Königs von Preußen, und herrlich blüht sie unter dem Szepter des erlauchten Enkels, unter Kaiser Wilhelm II., weiter. Unter der kraftvollen Negierung Kaiser Wilhelms II., welcher am 27. Januar sein 34. Lebensjahr vollendet, sind dem Reiche alle die Segnungen gewahrt worden, welche wir seit der Errichtung desselben so sehr schätzen, der Friede und die Achtung gebietende Stellung nach außen und die Ruhe und der gedeihliche Fortschritt im Innern. Und wenn über die Art der Maßregeln, die im Interesse des Wohles des Reiches auf diesem und jenem Gebiete zu ergreifen sind, auch manche Meinungs verschiedenheit entbrennt, so wissen wir doch, daß die kaiserliche Machtstellung stets nur auf die Förderung des Wohles des ganzen Reiches gerichtet ist, und daß wir deshalb der Zukunft des deutschen Volkes unter der Negierung Kaiser Wilhelms II. und derjenigen der ihm treu verbündeten deutschen Fürsten getrost entgegen schauen können. Alle Patrioten spenden deshalb dem Kaiser zu seinem Geburtstage ihre herzlichen Glück- und Segenswünsche. gütigst zugesagten höchst fesselnden Vortrag über die Parteien im deutschen Reichstage. Nach kurzer Dar legung der Entstehung des Parlamentarismus, der eigentlich ein Kind der französischen Revolution von 1789 ist, und nach einem Rückblick auf die Partei verhältnisse und Bestrebungen von vor 1866 und 1870, gab der Redner an der Hand der verschiedenen Partei programme eine Charakteristik der einzelnen Partei- gruppirvngen des höchsten deutschen gesetzgebenden Körpers, berührte das Stärkeverhältniß derselben in der Zeit von 1870 bis heute und gab eine Darlegung ihrer Stellungen zu den gegenwärtigen großen Tages fragen. Eine kurze Debatte schloß sich an die dankbar aufgenommene» Ausführungen. — Wir wollen nicht versäumen, an sdieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß im Monat Januar jeder Vormund einen Erziehungsbericht über seins Pflegebefohlenen beim Vormundschaftsgericht einzu reichen hat. Dabei sei übrigens erwähnt, daß ein Vormund, welcher seinen Pflichten als solcher zuwider- hanoelt, mit Geldstrafe bis zu ISO Mark bezw. Haft strafe bis zu 14 Tagen belegt werden kann. — Die große Kälte der letzten Tage ist endlich gebrochen und hat am Dienstag Abend Regen und später Thauwetter Platz gemacht. Hoffentlich gehr dasselbe langsam von Statten, daß das Wasser in den Boden eindringen kann und gefährdete Gegenden vor Hochwasser bewahrt bleiben. — Nach deM Berichte der I. Begräbnißgesellschast sind im vergangenen Jahre für 22 verstorbene Mit glieder 2122 Mark zur Auszahlung gekommen. Da sich außerdem mehrere Mitglieder sreigesteuert hatten, konnten 25 neue ausgenommen werden, sodaß die 6 Wartenden in diesem Jahre voraussichtlich Aufnahme finden können. Das Gesammtvermögen der Gesellschaft beträgt gegenwärtig 3827.25 Mark. In der am Montag stattgefundenen Jahresversammlung wurde Herr August Frenzel von Neuem als Ersatzmann ge wählt, sodaß der Vorstand aus diesem und den Herren Stadtrath Bucher uud Kasfirer Kunzmann besteht. Noch wurde dem Kaffenboten Herrn Schneidermeister Hesse für seine 25 jährige der Gesellschaft gewidmete Thätigkeit der Dank derselben ausgesprochen. — Die 2. Klaffe der 123. Königlich sächsischen Landes-Lotterie wird den 6. und 7. Februar 1893 gezogen. Die Erneuerung der Loose ist noch vor Ab lauf des 28. Januar 1893 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose aufgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirken. Reichstädt. Von dem Hausbesitzer Müller in Becrwalde wurde am 22. d. M. an dem von Reich städt nach Beerwalde führenden Kommunikationswege ein ca. 30 Jahre alter Mann erfroren ausgesunden. Der Unbekannte gehört augenscheinlich dem Arbeiter stande an, befindet sich ohne jeglichen Ausweis und trägt mehr sommerliche, im Uebrigen soweit noch gut erhaltene Kleidung. Höckendorf. Seit vielen Jahren besteht hier ein Frauenverein, der sich die Aufgabe gestellt hat, vor zugsweise verschämten Armen helfend und unterstützend nahe zu treten. Um nun dem Vereine, da die gewöhn lichen Beiträge nicht immer ausreichen wollen, zu einer Lokales und SäMsches. Dippoldiswalde. Die am Montag abgehaltene Versammlung des hiesigen Gewerbe-Vereins war erfreulicherweise zahlreicher als gewöhnlich besucht. Nach Mittheilung der verschiedenen Eingänge, unter denen sich eine Offerte des Schriftsteller Otto Reiche befand, mit dem sich der Vorstand wegen eines Vor trages ins Einvernehmen setzen soll, wurde beschlossen, ; das diesjährige Stiftungsfest am dritten Oflerfeiertag i durch Tafel und Ball zu feiern und wird der Vorstand seiner Zett das Wettere den Mitgliedern bekannt weben. Sodann hielt Herr Schuldirektor Rasche seinen Verantwortlicher Redacteur: Pani Ithnr in Dippoldiswalde. Äit schtseitizkm „Zilustrirten llnterhrltiwgsbktt«. » Lil humeristischrr Mchendeilaze „Stisrndissrn". » Lit I,ud- und hauswirthschaftlicher K«n,t,deilsze. Extraeinnahme zu verhelfen, war von dem Herrn k. Wideman» eine Abendunterhaltung vorbereitet worden, die am vergangenen Sonntag zur Ausführung kam. Den Anfang machten einige Violinvorträge mit Be gleitung eines Harmoniums. Dieselben fanden, da der Herr Kantor Kühn seinem Instrumente die zartesten, herzerquickendsten Töne zu entlocken verstand, den Bei fall aller Anwesenden. Dann folgte der Vortrag eines Gedichtes, dem die Sage vom Ritter Konrad Theler zu Grunde lag, nach welcher derselbe nach Palästina reist, um am heiligen Grabe eine Mordthal, begangen an seinem Pfarrer, zu sühnen, und, heimgekommen, 7 Martersäulen, von denen nur noch 3 stehen, setzen ließ, die den Weg bezeichnen sollen, den der Heiland von Jerusalem bis Golgatha zurückzulegen hatte. Das herrliche Gedicht, dessen Verfasser nicht genannt wurde, wurde seinem Inhalt entsprechend mustergiltig vorge tragen. Hieran reihte sich eine Episode aus Luthers Leben aus der Zeit, da er von der Wartburg entwich und in Jena unerkannt mit Studenten zusammeutraf. Den Schluß bildete: „Die Wahl eines Vorstandes in einem Gewerbevereine." Hatte schon das vorher gehende Stück die Aufmerksamkeit rege erhalten und ungetheilte Anerkennung gesunden, so noch mehr dieses, da es sehr viele heitere Szenen auswieS und die Vor tragenden, Jünglinge aus hiesigem Orte, ihre Aufgabe glänzend lösten, was umsomehr hervorzuheben ist, da sie sich das erste Mal an die Oeffentlichkeit wagten. Leider konnte der Betrag nicht so reichlich aussallen, wie man gewünscht und erwartet hatte, denn die Witterung war ja zu ungünstig. Vielleicht entschließt man sich zu einer nochmaligen Aufführung. Im. K Glashütte. Durch Ausgleiten auf den in der Hausflur befindlichen Steinfließen des von ihr be wohnten Hauses erlitt die Ehefrau des Uhrmachers L. am Sonnabend einen doppelten Armbruch. Auch der Hausmann K. der Uhrenfabrik von A. Lange L Söhne glitt auf der Freitreppe des Wohngebäudes aus und erhielt starke Verletzungen. — Dem vor 8 Jahren verstorbenen Mitbegründer der deutschen Uhrmacherschule und in Fachkreisen überall gekannten, verdienstvollen Uhrenfabrikant M. Groß mann widmeten die Schüler der deutschen Uhrmacher schule am 23. Januar einen riesigen Lorbeerkranz. - Pofscndorf. Am Sonntag Abend hielt die hiesige freiwillige Feuerwehr im Schumann'schen Gast hofe ein Winterkränzchen mit Ball ab, an welchem der Gesangverein „Arian" unk der Hänichener Turnverein mit theilnahmen. Durch die mit demselben verbun dene, im Laufe des Abends stattgesundene Versteige rung von Gegenständen, welche an einem hellbrennenden Tannenbaum in buntfarbiger Verpackung hingen, ge staltete sich das Vergnügen zu einem recht wohlge lungenen. — Ein am Sonntag Nachmittag eingegangenes Telegramm sagte den angekündigten Vortrag de» Reichstagsabgeordneten O. Zimmermann, jedenfalls infolge der ungünstigen Witterung, ab. Trotz des heftigen Schneesturmes halten sich doch weit über hun dert Besucher, in der Mehrzahl aus dem Plauen'schen Grunde, zu diesen« Vortrag eingesunden. Wie verlautet, soll die Versammlung später stattsinden. Inserate, welche bei ve» bedeutenden Auflage des Blattes «in« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Psg. di« Sxaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ginge» sankt, im redaktionellen Theile, di« Spaltenzeik »0 Psg. M« „Weifieritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Psg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 4S Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein