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M 250. > Montag den 7. September. ,1857. Erschrint tagt. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeilc zu b Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von N—2 Uhr) angenommen. 1. Abon nement » Vierteljahr 1 Thlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement ä Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgcldl. Lieferung iw's Hau«. Für auswärts durch die Post L Vierteljahr IS Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstraße 6 pt. Local- und Provimial-Nachrichten. Dresden, den 7. September. — Ein Privatschreiben aus London vom 29. Aug. theilt einige noch unbekannte Einzelnheitcn über die Um stände, welche den Tod des unglücklichen 0. Vogel aus Leipzig begleiteten, mit. Bekanntlich war dieser muthige Gelehrte auf seiner Forschungsreise bis Wara, der Haupt stadt Madras, eines wichtigen Landes in Mittel-Afrika, gedrungen. Der Souverain dieses Landes, welcher den Titel Sultan führt, behandelte ihn zuerst mit ziemlichem Wohlwollen, weil sich das Gerücht in der Gegend ver breitet hatte, daß der Reisende verborgene Schätze besitze; bald aber ließ der Sultan diesen fragen, wo seine Reich- thümer seien, und erklärte, daß er, wenn er keine befrie digende Antwort gäbe, in drei Tagen des Todes sein würde. Der unglückliche 0. Vogel begriff, daß er verlo ren war; er antwortete, er habe keine Schätze, seine ganze Habe bestehe in naturhistorischen Sammlungen und zu seiner Reise nothwendigen Instrumenten; diese Gegenstände hätten für keinen Andern Werth, dennoch wolle er sie, sowie seine Uhr und einige Kleinode, die er bei sich trage, dem Sultan zur Verfügung stellen. Dieser war mit jener Erwiederung nicht zufrieden, und am dritten Tage um 9 Uhr Morgens ließ er dem berühmten Gelehrten auf dem Marktplatze von Wara im Beisein einer ungeheuem Men schenmenge den Kopf abschneiden. Jener Elende bemäch tigte sich darauf der ganzen Habe des Doktors und fügte seinem schändlichen Betragen noch folgenden Zug hinzu, welcher seine niedrige Habgier in ihrem ganzen Umfange aufdeckt. Als er erfahren, daß der Diamant eines goldenen Ringes, den der Unglückliche am kleinen Finger getragen, ge stohlen worden sei und nur von einem der Wächter, der mit der Bewachung des Gefangenen während-seiner letzten Au genblicke beauftragt waren, habe entwandt werden können, ließ er siimmtliche sieben Wächter auf Pfähle spießen, und erst ünter den Qualen dieser schauderhaften Marter be kannte der Dieb sich schuldig. Diese schrecklichen Details würden von einem im Dienste des Doctors stehenden tripolitan. Diener nach Murzuk gebracht. Der engl. Viceconsul und die übrigen dort wohnhaften Europäer haben mit Erlaub- ,viß des Sultans virseS Staates in der Stadt ein kleines Denkmal m Hyramidenfotm zu Ehren dieses neuen Mär tyrers der Wissenschaft errichtet, dessen trauriges Ende in Europa eine so allgemeine Theilnahme rinflößt. — Weimars längst vorbereitete Festtage sind nun vorüber. Die Stadt hatte ein festliches Gewand angezo gen, überall waren die Häuser mit Erinnerungen an die Glanzzeit der Stadt sinnig decorirt; freundlich herab von den Fenstern vieler Wohnungen schauten die Bilder des Großherzogs Carl August's, Herder's , Göthe's, Schillrr's und Wieland's. Am 2. Sepkbr. wurde zur Vorfeier der Grundstein zu einer neuen Bürgerschule gelegt. Mit den Eisenbahnzügen strömten aus allen Orten und Enden Fremde herzu. Am Abend wurde im Theater Göthe's „Jphigenia" gegeben, leider hatte wegen Heiserkeit E. Devrient die Rolle des Orestes nicht übernehmen können, so daß die Auffüh rung nicht in jeder Hinsicht befriedigte. Am 3. Sept., an welchem vor hundert Jahren Carl August geboren wurde, begab sich früh nach 5 Uhr ein Festzug in die Fürsten gruft unter dem Geläute der Glocken, woselbst Oberhof prediger Dittenberger eine Rede hielt. Um 8 Uhr fand sodann Gottesdienst und um 11 Uhr die feierliche Grund steinlegung zum Denkmal Carl August's in Gegenwart des großherz. Hofes und mehrerer fürstlicher Gäste statt. Am Nachmittage waren überall Festessen nebst üblichen Toasten und am Abend fand eine Fest-Vorstellung im Theater statt: erst ein Festspiel von F. Dingelstedt mit sehr sinnigen Beziehungen, dann die Vorführung deS allegorischen Festspieles von Göthe , Paläophron und Neoterpe" und sodann den 3. Act aus „Don Car los-, in welchem Dawison die Rolle Philipps H. und Devrient den Marquis Posa spielten, natürlich unter größ tem Beifall des Hauses. Am 4 erfolgte die Enthüllung der Dichterstatuen unter entsprechenden Feierlichkeiten und bei schönstem Wetter. Die Frau Großherzogin hat 10,000 Thaler als Grundcapital einer Anstalt für Blinde und Taubstumme bestimmt und diese Stiftung als eine Erin nerung an die verewigte Großherzogin Louise, die Gemah lin Carl Augusts, bezeichnet. — Im vorigen Monat ist das Bürgerrecht der Stadt Dresden ertheilt worden an: Kürschnermstr. Leibnitz, Con- ditor Glühmann, die Schank- und Speisewirthe Zimmer mann und Faust, Frau Band- und Zwiyihändl. Ankrich, Rittergutsbesitzer Schäffer, Direktor einer gymn.-qrchdpäd. Anstalt Nitzsche, Agent Gocht, Lotterieuntercollecteür Bohne,