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Nr. S4 Mittwoch, äen 17. März 1S26 s.i.gramm», ragrdiall fturrrzgrdtr,.. Enthalte«- -le amtlichen vrkooatmachuogr« -er Kate« der Stadt VN- -e« fimtegerlcht« -tue. p-gsch-ck-e-nw ftmt L.tpzt, Nr.ise« 21. Zahrgany ZWM Anzeiger für das Erzgebirge ^uer Tageblatt ß«ttt»,U« e>, B»»,ti»» o-» »« »«>,«, «II« »Irtt«, 1» »»Itpt«»»!,,, >«««»,'p.tli,,II, n «,tt»t,»»I,i, «mtllch, z,II, « *»N,k««»I,i. Am Mittwoch Vollversammlung in Genf. Schweden, Tschechoslowakei un- velgien verzichten auf ihre Ratsgtze l Genf, 15. März. Die ntchtoffiztellen Bespre chungen der RatSmttglieder dauerten bis gegen IV, Uhr. Als positive» Ergebnis der Besprechungen ist bisher nur die Verschiebung der Vollversammlung von Diens tag auf Mittwoch zu verzeichnen. Nachmittag 4V- Uhr tritt der Rat zu einer öffentlichen offiziellen Sitzung zusammen, die jedoch nur von kurzer Dauer sein wird. Anschließend sollen die vertraulichen Besprechungen der Ratsmitglieder sortgeführt werden. Der Berichterstatter der „Vosstschen Zeitung" schil dert die Lage folgendermaßen: Genf, 16. 3. Man berät im Augenblick über eine sgeftaltung des schwed schen Projektes. Sie könnte in bestehen, daß ' t Schweden, sondern eine andere Macht zurücktritt: sie könnte derart abgewandelt werden, daß Schweden N'.nen .Rücktritt erst mit Wirkung vom September ab erhärt, so daß die Neuwahl erst irr der Septemberta- gung des Rates erfolgen und dadurch der deutsche Stand punkt anerkannt werden würde, der sich im September nicht der Zuwahl Polens widersetzen will. Und man könnte schließlich daran denken, daß, mehrere oder gar alle Inhaber nichtständiger NatSsitze auf ihre Man date verzichten, um dadurch der Vülkerbundvevsamm- lang Gelegenheit zu geben, nunmehr ihrerseits zu ent scheiden, wen sie im Rate sitzen haben will. Gegen ein solches Votum der Mehrheit dec Bölkerbundstaaten .n der Vollversammlung konnte Deutschland natürlich keinen Einwand erheben. Wohin sich die Wage schließlich neigen wird, läßt sich im Augenblick natürlich nicht sagen. Daß im Schoß der französischen Delegation mit den Staaten der Klei-,' neu Entente so eifrig verhandelt wird, beweist jeden falls. daß man den Versuch macht, dem schwedischen Vorschlag eine Form zu geben, die den deutschen Be- den"en gerecht wird. Die Schwierigkeiten für ein Ausscheiden der Tschechoslowakei liegen eigentlich nicht bet der Tschechoslowakei selbst. Ein Neichswehrsolüat auf Posten angesthosten. Berlin, 1ü. März. Heute abend wurde ein Reichswehr soldat vom Reichswehr-Infanteric-Regimcnt 9, der als Posten an e nem Pulverschuppen hinter den Schießständen in Ruh leben bei Spandau stand, von der Wache blutüberströmt und besinnungslos durch einen Schuß in die rechte Schulter ge troffen aufgefunden. Nach den Angaben des Schwerverletzten baben drei Männer, die sich in der Nähe des Postens zu schaffen machten, als sie von dem Posten angerufen wurden, sofort mit Pirolen auf ihn geschossen. Bis setzt ist es trotz aller An strengungen nicht gelungen, die Täter zu ermitteln. Zusammenstoß zwischen Kommunisten und Polizei in Vertin. Berlin, 15. März. Gestern abend kam es im Osten der Stadt während eines Umzuges der KPD. mit dem begleitenden Polizeitommando zu einem Zusam menstoß, in dessen Verlauf von dem Gummiknüppel Gebrauch gemacht werden mußte. Sieben Personen wur den festgenommen. Die Ruhe wurde dann wieder her- gestellt. > Zusammenstoß zwischen Schupo un- Kommunisten in Düsseldorf. Dem „Vorwärts" zufolge kam es am Sonntag abend bet einer Demonstration der Kommunisten ffür das ! Volksbegehren zu Zusammenstößen zwischen Demon stranten und Schutzpolizei, wobei es auf beiden Seiten zahlreiche Verletzte gab. Erst nachdem die Polizei grv- ßere Verstärkungen erhielt, gelang die Säuberung der Straße. Die völkischen lehnten es ab, die -schwarze Reichswehr" zu unle stützen. Berlin, 15. März. In der heutigen Nachmit- tagsverhandlung des Feme-AuSschusscS des Landtages erklärte der als Zeuge vernommene völkische Landtags abgeordnete Wulle, daß er der schwarzen Reichswehr, von deren Besteben er erst im Lause der Zett gehört habe, von vornherein ablehnend gegenüber gestanden habe. Wir haben den jungen Leuten, sagte Wulle, die mit uns Fühlung nahmen, direkt verboten, sich dort anzuschlteßen. g« habe nicht im geringsten Beziehungen Der tschechische Außenminister Tr. Benesch, der zunächst hier eine große Zurückhaltung an den Tag gelegt hat, ist in den letzten Tagen wieder etwas aktiver geworden. Er hat erklärt, der Tschechoslowakei müsse so viel an einer Ausgleichung der Gegensätze zwischen Deutschland und Frankreich liegen, daß er es bedauern würde, wenn durch den vollen Sieg einer der beiden Parteien bei der anderen ein Stachel Zurückbleiben und dadurch daS Verhältnis beider Staaten wieder getrübt würde. Solche Trübung zu verhindern, die auch auf die Be ziehungen Deutschlands zur Tschechoslomakl nach den Erfahrungen der letzten Jahre zuriicknhrkeu müsse, sei er bereit, jedes persönliche Opfer zu bringe» und schon vor dem Septembcrtermin aus dem Rate nuszuschell«» Aber vorläufig haben die Mächte der Kleinen En-, teme dagegen nvch Einspruch erhoben, denn die Tscheche» slowuket sitzt im Augenblick als Vertreterin der Gruppe der Kleinen Entente im Völterbundrat. Und wenn sie ausscheidet, so war eigentlich gedacht, daß an ihrer Stelle wieder eine Macht der Kleinen Entente in den Rat gewählt werden sollte. Deshalb beraten anschei nend augenblicklich sämtliche Nationen, die zur Kleinen Entente gehören, mit der französischen Delegation ge meinsam. Auch Belgien das ebenfalls sich zum Herbst der Wiederwahl stellen und also auch riskieren muß, nicht wiedergewählt zu werden, würde vielleicht zu einem Ausscheiden bereit sein. Vandccvelde macht jedenfalls persönlich keinen Hehl ans solcher Bereitwilligkeit. Doch sind natürlich auch hier sehr erhebliche Schwierigkeiten zu überwin den. Vor allem weiß man nicht, wie die Regierung in Brüssel sich zu solchen Vorschlägen stellen würde. Al- Heute nach der Beendigung der offiziösen Besprechun gen der RatSverhandlungcn am Vormittag Chamber lain den wartenden Journalisten sagte: „Wir erwarten nvch Depeschen", nahm man an, daß es sich dabei nm die Instruktionen der schwedischen nnd der belgischen Negierung an ihre Delegierten handelte. zu dem Kreise um den Oberleutnant Schulz gehabt. Es sei Wohl möglich, daß er hier und da einmal etwas gegeben habe, daß es sich aber um Geld für die Auf stellung einer Kompagnie gehandelt habe, sei ganz aus geschlossen. Als nächster Zeuge wird der frühere völ kische Abgeordnete Oberstleutnant a. D. Ahlemann ver nommen. Er gibt an, daß er oft jungen Leuten, die unter ihm gedient hatten, Empfehlungsschreiben aus gestellt habe, wenn sie in die Reichswehr cintreten woll^, ten. Tabei habe es sich für ihn immer nur um die legale Reichswehr gehandelt. In seiner.Partei habe die Ansicht geherrscht, die schwarze Reichswehr nicht zu unterstützen. Zeter zur Erinnerung an -en fibstkmmungssteg in Zlensburg. Flensburg, 15. März. Am Sonntag fand hier eine Feier zur Erinnerung an den vor sechs Jahren er rungenen Nbstimmungssieg in der zweiten Zone statt. Nachdem die Feier am frühen Morgen durch ein Wecken der Reichsweyrläpelle eingeleitet worden war, wurde mittags auf dem Südermarkt ein großes Konzert der- anstaltet. Abends sprachen in vier überfüllten Ver-! sammlungen bekannte Führer des Deutschtums in der Nordmark. Der Verlauf aller Versammlungen legte be redtes Zeugnis von dem lebendigen Bekenntnis zum. Deutschtum ab. Um Mitternacht fand eine kirchliche Abschlußfeier in der St. Nikolatkirche statt. Die Eintragungen für das Volksbegehren. In Berlin über 1 Million Unterschriften. Die Zahl der in Groß-Berlin für das Volksbe gehren am Sonnabend abgegebenen Unterschriften be trug 80 581, am Sonntag 217 277. Demnach haben bisher 1091684 Wähler sich eingetragen. In Hamburg wurden bis 14. März einschließlich 243 000 Unterschriften (31,4 v. H. der Wahlberechtigten) abgegeben, Altona 42 000 (30,3 v. H.), Lübeck 31000 Halle 35 000 (35 v. H.), Köln 80 000, Magdeburg 50139, Breslau 90 000, Hannover 99000, Frankfurt a. M. 93130 Erfurt 25 500, Jena 14 600, München 65 000, Königsberg 82 000, Insterburg 8860, Braun schweig 34100, Leipzig 165 000. Was verlangt äie Wirtschaft von äem Reich? Essen, 15. März. Die Vereinigung von Indu strie- rind Handelskammern des Ntedericheintsch-Westfäli- schen JndustriebeztrkeS in Verbindung mit der Vereini gung von südwestsältschen Industrie- und Handelskam mern — Vorort Industrie« und Handelskammer Ässen — veranstaltete am 15. März nachmittags 8V, Uhr im großen Saale des Städtischen GaalbaueS zu Ässen «ine grotzangelegte WirtschafiStagung. Der große Baal war überfüllt, es hatten sich etwa 2—8000 führende Per sönlichkeiten eingefunden. Als erster Redner sprach Dir. Schmidt-Elberfeld über: „Ein Notschrei der Wirtschaft an Regierung «nd Voll." Die Frage, ob wirklich eine Wirtschaftskrise besteht, bejaht sich aus der steigenden Zahl der Konkurse, der Geschäftsaufsichten/ der Zahlungsbefehle, der Wechsel proteste, der Erwerbslosen und dem Rückgang der steuer- pflichtigen Umsätze, die B. im Bezirk^Düsseldorf von Januar bis Dezember auf dretviertel zurückgegangen sind. Die Maßnahmen, die Negierung und Volk er greifen müssen, um die Wirtschaft vor dein Adgrunk zu retten, sind „Befreiung von allem Zwange" und! „Sparen, sparen, sparen". Di« politische Struktur un seres Vaterlandes erfordert Veewaltungskosten, welch« untragbar geworden sind. CS geht nicht an, daß Wir im Deutschen Reich über 2200 Parlamentarier — ohne die Stadtparlamenle zu rechnen — und ILO amtierend« Reichs- unv StaatSmtntster haben. Vor allem müssen wir vom Reichstag Stabilität der Negierung fordern und von den WirtschaftSsührern, daß sie mchr in die Parlamente htneingehen. Die Verwaltungsreform mutz nicht einer, Abbau vou Beamten darstellen, sondern einen Abbau von Aemtern und Ausgaben. Unsere Forderungen zum Steuerprogramm sind: Aufstellung eines Probeetats mit 20 Prozent Abstrich, automatische Senkung der Steuern, wenn die Eingänge Über den Voranschlag htnauSgehen, «in Steuerhvchst- leistungsgesetz, das dte Höchststeuersumme für jede» be grenzt, ein Vetorecht des FtnanzministerS gegen all« AuSgabcbe'willigungen des Parlament» und der Äe- meinven über den Etat hinaus, eine Selbstkontrolle der Parteien, nicht ohne Einvernehmen mit dem Finanz minister, neue Ausgaben und Steuern zu beschließen, eine Senkung der Einkommensteuertarife zur Ermög lichung der Kapitalbildung, eine Aenderung de- Äin- kvnimcknfteuertarifs auf Ärundraten mit jährlich neu zu bewilligenden Zuschlägen, um so jeder Partei die Ver antwortung für alle Ausgaben jährlich, neu vor Augen zu führen, endlich eine Vereinfachung de» Steuershstem». Als Zweiter Redner sprach der Präsident der Han delskammer Dortmund Dr. Jucho. Er gab zunächst die Auffassung der WirtschaftSkretse zu der beabsich tigten WirtschastSenqr ete wieder. Diese Auffassung geht dahin, daß sich die Wirtschaft keine weiteren wert, vollen Aufschlüsse über die Ursache des wirtschaftlichen Zusammenbruches von ihr verspricht. Me Wirtschaft lehnt deshalb die Enquete ab. Ter Redner erhofft den WirtschastSfrteden aus einer neuen Arbeitsgemeinschaft. Alle Fragen des Betriebes, Lohn, Arbeitszeit, Urlaub usw., sollen in den Betriebsgemetnschaften behandelt werden. Das Washingtoner Abkommen wird abgelehnt, weil es der militärischen Abrüstung die wirtschaftliche hinzusügen würde. Hinsichtlich der Lohnpolitik wird gefordert, daß sich die Organisationen auf die Fest setzung eines ortsüblichen Tagelohnes beschränke«. Naß staatliche Schlichtungswesen muß sortfallen. Streiks und Aussperrungen sind als geeigneten Ventile zu betrach ten und in ihrer Wirkung weniger schädlich al» falsche Schiedssprüche. Anstelle der Sozialpolitik wird Sozial!» Wirtschaft gefordert. Erwerbslosen« und Krankenfür» sorge dürfen den Anreiz zur Arbeit nicht Permindern. Den Arbeitern muß es gestattet sein, Arbeit auch unter Tarif anzunehmen. Bei freiem Angebot würden die Löhne und Gehälter sinken, die Preise würde« nach geben und die Kaufkraft würde mit steigender Krodutz. tion besser werden. > Die Taweslasten werden un» zwingen, unsere Pro duktion erheblich zu steigern. Unser Anteil qm Welt-) handel wird zunehmen. Dadurch wird die Lage de» deutschen Voltes, vornehmlich der Arbeiterschaft, ge bessert werden. Tie Kartelle sind beim Aufbau der Wirtschaft nicht zu entbehren. Ihre Preispolitik ist maßvoll gewesen. Das Kartellgesetz wird, weil über flüssig, abgelehnt. Die Frachtsätze müssen gesenkt wer den. Eine Wendung zum Bessern wird In dem Pro gramm des Reichssinanzmintster» erblickt. Zum Schluß wurde einstimmig ein« Resolutton an- geuommen, iu der e» u. a. hettzt r Rue durch di« äußerst« Anspannung der Arbeitszeit der Mrb«it»l«tstung , kann ein dauernder Absatz für deutsche Arbeit auf d«m Inlands- und Auslandsmarkt gesichert werden. U-gin-