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unterhaltungs- und Intelligenz-Blatt. 10. Stück. XX. Mrg. Sonnabends, den 3. März 1832- Oertliche s. Die hiesigen Herren Commun-Reprästntanten kündigten beim Beginnen ihres Wirkungskreises ihren Mitbürgern durch hiesige Wochenschrift an, daß ihre zuweiligen Verhandlungen durch den Druck veröffentlicht werden sollte. Wie kommt es aber nun, daß diese bis jetzt unbeachtet geblieben sind? Sind die Herren Commun-Repräsentanten wegen Nicht-Bekanntmachung ihrer Verhandlungen alle eines Sinnes? oder beruht es nur auf Einigen? Zn vielen Städten, als Dresden, Leipzig und Camenz, werden die Verhandlungen veröffentlicht, ohne daß sie dabei einer Behörde oder ihren Mit bürgern , wenn sie es nicht verschuldet haben, zu nahe treten. Doch bei diesem Stillschweigen können auch gute Grundsätze beabsichtiget werden , und wir lüffen uns im Falle triftiger Gründe gern be scheiden. Viele hiesiger Bürger. Vermischte S. Die Cholera ist in London angekommen; vierzehn Personen waren bereits erkrankt und der Schrecken war groß; es hieß, das Parlament solle prorogirt werden, weil Gemüthsbewegungen schädlich wären. Es wurden keine Gesundheits-Passe mehr für die abgehenden Schiffe ertheilt; man fürchtete, daß der Handel viel leiden werde. Zn allen Theilen der Stadt wurden Spitäler errichtet. — Zn Deutsch land dagegen ist die Cholera fast ganz abgezogen; die preußische Staatszeitung zählt in ihrer ganzen Monarchie nur noch an zwanzig Kranke. Die braunschweiger Messe soll nicht gar schlecht ausgefallen seyn; besonders waren Leder, Lcincn- waaren und Seide gesucht. Zn Weimar cirenlirt jetzt eine Einladung zu Beiträgen für eine den unerschrockenen, freisinnigen badischen Volks-Vertretern, Rotteck und Welcker, von den Einwohnern des Großherzogthums Wei mar zu verehrende Bürgerkron«. Der König von Preußen, der nicht gern müßige Hände in seinem Staate sieht, hat das Cistercienser-Kloster zu Oliva im Bezirk Danzig aufgehoben und das Vermögen des Klosters für Kirchen und Schulen zu verwenden befohlen. Berlin und Paris rücken bald näher an einander, wenigstens bis auf einige 20 Stunden; es soll zwischen beiden Städten «ine fortlaufende Telegra phen-Linie errichtet werden. Der «deutsche Vaterlands-Verein zur Unter stützung der freien Presse» erweitert sich schnell, und die Unterzeichnungen nehmen an vielen Orten ihre» Anfang. Die deutsche Tribune führt wieder eine große Anzahl Subfcribenten auf, und erzählt, daß z. B. nur zu St. Wendel (dem Hauptorte des coburg. Fürstenthums Lichtenberg), wo über haupt ein herrlicher Geist der Freiheit herrsche, in wenigen Tagen 400 Gulden jährlich zur Erhaltung der freien'Presse subscribirt worden sepen. Ein großer Theil der geflüchteten Polen wird sich nach Avignon in Frankreich wenden; man rechnet auf 3 bis 4000 , meistens Offlciere. Sie sollen in öffentlichen Gebäuden untergcbracht wer den und von der französischen Regierung dieselben Ruhestands-Gehalte bekommen, wie französische Ofsiciere desselben Ranges. In Reutlingen trat ein kleiner Knabe hinter einen polnischen Officier, der mir mehrer» andern auf der Straße sich befand, faßte seinen Mantel, küßte ihn und schenkte dein Polen einen Sechser. Oeffentliche Blätter erzählen von einem in der russischen Armee vorbereiteten Plan, eine Consti tution in Rußland einzuführen. Der Plan habe zu