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Druck und Etgenthum der Heraurgrber: Ltepsch -r Reichardt in Dresden. Vrrantwortl. Redacteur: Julius Nerchardt. Rr: »VA. Achtzehnter Jahrgang. «. «LÄW,- LLKLW«. Dresden- Donnerstag, 4«. October 1873 Seine Majestät König Johann do» Sachse» ist am 2S. Oktober früh 4 Uhr 5» Min. gestorben. Was das Sachsenvolk schon längst befürchtete, ist ein getreten — König Johann hat der Vergänglichkeit sei nen Tribut entrichtet. Unser geliebter König starb, um geben von den trauernden Seinen, geliebt von seinem treuen Volke, geehrt im ganzen deutschen Reiche und als Mensch, Gelehrter und Monarch anerkannt in der ganzen gebildeten Welt. Heute, da der Schmerz noch lebendig ist um den greisen Fürsten, dessen müder Leib versenkt wird in die Gruft seiner Ahnen, ist es kaum an der Zeit, die Summe seines Lebens zu ziehen. Aber aus der Thcilnahme, die sein Heimgang auch in der schlichtesten Hütte des schönen Sachsenlandes er weck', spricht laut die Erkenntniß. es ist ein edler Mann, ein echter König, ein wahrer Vater seines Volks, dem sie da die letzte Ehre anthun. Was wir so oft hörten, wenn bei einer Feierlichkeit Johanns, des Wettiners, gedacht wurde: „Ein edler, weiser Monarch!" „Er ehrt die Krone mehr, als sie ihn ehrt" — heute fühlen wir die Wahrheit dieser Worte inniger denn je. Ein wechselvolles Leben ist es, das der erlauchte Sproß aus dem Stamme der Wettiner beendet hat. Als der jüngste Sohn des Prinzen Maximilian 1801 geboren, hatte er nach menschlicher Voraussicht wenig Hoffnung, die Krone tragen zu können. Der bekannte Spaziergänger nach Syrakus, Seume, berührte just Dresden, als die Kanonen die Geburt des Prinzen verkündeten. Italien war auch da« nächste Ziel, dem Prinz Johann zustrebte. Seine Mutter, eine geborene Prinzessin von Parma, flößte dem talentvollen Jüngling, der sich mit Eifer auf das Studium der schönen Künste, der Musik und Poesie warf, große Liebe zur italienischen Sprache ein. Kaum 20 Jahre alt, trat er seine erste Reise nach dem schönen Lande an. Eine Frucht dieser Studien und dieser Reise war seine epochemachende Ausgabe der göttlichen Co- mödie des großen Dante, die er unter dem schönen Namen ,,Philalethes" herausgab. Zur Heimath zurückgekehrt, widmet« er sich mit ernstem Flciße der Verwaltung, und erhielt im da maligen geh. Finanzcollegium Sitz und Stimme. In der un ruhigen Zeit von 1830 übernahm er das Generalkommando der Eommunalgarde; bald trat er auch in die 1. Kammer ein und nahm bis zu seiner Thronbesteigung an den Arbeiten des Landtags in hervorragender Weise den redlichsten Antheil. Sich dem Studium der Jurisprudenz zuwendend, war er ein sehr eifriger Förderer des Strafgesetzbuchs und der Straf prozeßordnung. Die tumultuarischen Scenen, deren Schau platz 1845 Leipzig war, vermochten nur einen vorübergehen den Schatten auf die Popularität des Prinzen Johann zu werfen. Nach dem Tode seines Bruders, Friedrich August II., bestieg er am 11. August 1854 den Thron Sachsens. Das ganze Land ist Zeuge, wie tief er seine Apfgabe: der erste Diener seines Volkes zu sein, auffaßte. Selbst wer sich nicht viel um Politik kümmert, weiß es, welch milder Sinn, ein wie gerechter Geist in ihm lebte, wie seine Arbeitskraft unerschöpf lich, seine Kenntnisse auf allen Gebieten des menschlichen Wis sens bcwunderungswerth vielseitig, sein Streben ein echt patriotisches, seineAnschauungen in religiösen Dingen tolerant waren. Daß er sich 1866 für die Selbstständigkeit der Schles wig-Holsteiner und das Recht des Bundestags in Frankfurt erklärte und mit Hilfe Oesterreichs, sowie des größeren Theils von Deutschland seine RcchtSanschauungen verwirklichen wollte — wohl hat es ihm und dem Lande wesentliche Attribute seiner Krone gekostet, aber zum Vorwurfe wird man es ihm nicht machen können, daß er feiner Ueber- zeugung, die auch die des Landes damals war, folgte. Auf den böhmischen Schlachtfeldern entschied das Glück gegen ihn, er kehrte zurück als der zwar minder mächtige, aber nicht min der geliebte König und als der treue Verbündete des Trägers der Krone Hohenzollern. In, unverbrüchlicher Treue hat er seitde« zu^dryr ihm persönlich herzlich befreundeten König Wilhelm gestanden, hat sein Volk in die neuen Bundcsverhält- nisse mit schonender Hand hinübcrgelcitet und erlebte mit ihm die großen Tage der ehrenvollen Geschichte Deutschlands im Kriege von 1870/71. Jeder Schatten von Mißtrauen, von einer gehässigen Partei im Lande immer wieder heraufbeschwo ren, mußte schwinden, da Johann seine Heldensöhne in das Land des Reichsfeindes sandte und dort dem Könige von Preußen die Krone eines Kaisers von Deutschland mit anbot. Was der edle Verblichene als Familienhaupt war und erlitt — wir kennen es Alle. Seine Töchter, einen sei ner Söhne sah er vor sich ins Grab steigen. Einen schönen Sonnenblick erlebte sein Greiscnalter durch die Feier der goldenen Hochzeit mit der Gefährtin seines Lebens. Er starb, wie er gelebt, als ein frommer, gläubiger Fürst; sein Privatleben war rein, makellos. Der sächsische Hof gilt als das Musterbild einer guten Familie. Wohl haben die mannichfaltigen Unglücksfälle, die er als Fürst und Mensch erlebte, die Elasticität seines Geistes ge brochen. In den letzten Jahren schien es mitunter, als hätte die Kraft de« Handelns einem Geschehenlassen um des lieben Friedens willen Platz gemacht. Ihm der nächste am Throne steht sein ritterlicher Sohn, Kronprinz Albert. Und so erheben wir, nachdem mir dem edlen verstorbenen Sachsenfürsten den Zoll der Anerkennung gespendet, den alten Ruf: Der König ist todt! Hoch lebe der König! Möge König Albert, der in Sieg wie in Niederlage hohe Eigenschaften bewiesen, der, als Stellvertreter seines erlauchten Vaters, als Mitglied des Staatsraths und der ersten Kammer die besten Hoffnungen auf einen starken, festen, gerechten, milden und weisen König erweckt hat, lange in Frieden regieren. Den König segne Gott! Ihn flieh' der Schmeichler Heer, Weisheit steh' um ihn her, Ihn segne Gott! Wir, Albert, von Gottes Gnaden König von Sachsen re. re. re. Ihn« hiermit kund und zu wissen: Nachdem durch Gotte- «uerforschltcheu Rathschluß de- Allerdurchlanch- tigsteu Königs und Herr«, König- von Sachse«, Unsere- viel geliebten Herrn Vaters Königliche Majestät, zum größten Schmerze Seine- Hause- wie seiner gesammteu Unterthane« au- diesem Lebe» abgernfe« worden ist, habe« Wir die Regierung de- Königreich- Sachsen vermöge de- »ach der ver fassungsmäßigen Erbfolge au Uns geschehenen Anfall» der Krone übernommen. Wir versehen uns daher zu Unfern getreuen Ständen» de« Königliche», sowie den sonst i» öffentlichen Diensten angeftellte» geistliche» mrd weltliche« Beamten und Dienern» auch zu allen Unterthane« und Einwohner» Unsere- Königreichs, dich sie Uns als dem rechtmäßigen, angestammten Landesherrn die schnldigeDienstpflicht, Treue und Gehorsam so willig als pfllchtmätzig leisten werden Dagegen versichern Wir sie Unserer ans Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes unausgesetzt gerichteten landesväterltchen Fürsorge, werden auch die Verfassung de- Lande- in allen ihre» Bestimmungen während Unserer Regierung be obachten, aufrecht halten und beschützen. Damit der Gang der Staatsgeschäfte nicht unterbrochen werde, ist Unser Wille, daß sämmtliche Behörden ihre Verrichtungen bis auf Unsere weitere Bestimmung pstichtmäßtg fortsetzeu. Gegeben z» Pillnitz, am LS. Oktober 1873 Albert. Richard Freiherr von Friesen. Georg Friedrich Alfred von Fabrice. Hermann von Nostitz-Wallwitz. vr. Karl Friedrich Wilhelm von Gerber. Christian Wilhelm Ludwig Abelen. Dresden, den 30. October 1873. — Der amtliche Theil des „Dr. Journ." enthält zunächst eine Bekanntmachung, die über die Allerhöchste Zusage wegen Aufrechterhaltung der Verfassung ausgefertigte Urkunde betreffend, sowie eine Verordnung, die Landestrauer für Seine Majestät weiland König Johann betreffend. Unter Bezugnahme auf die bereits erfolgte Bekanntmachung über das Ableben Seiner Majestät des Königs Johann und die aus diesem Anlasse auf dem gewöhnlichen Wege ergehende besondere Verordnung des Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts werden sämmt liche Obrigkeiten und Kircheninspectionen hierdurch angewiesen, innerhalb des Bereiches ihrer amtlichen Wirksamkeit dafür Sorge zu tragen, daß die durch das Mandat vom 13. April 1831 für den Fall des Ablebens des Königs getroffenen Bestimmungen über die Landestrauer alsbald in Vollzug gesetzt werden, und zwar Allerhöchster Anordnung zufolge mit der Maaßgabe, daß die vorgeschriebene Einstellung der Musik und öffentlicher Lustbarkeiten im ganzen Lande in der Zeit von heute dem 29. October bis Mit dem 7. November d. I. stattzuftnden hat. Die gegenwärtige Verordnung ist in sämmtlichen Amtsblättern unvcrwcilt zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 29. October 1873. Das Ministerium des Innern und des Cultus und öffentlichen Unterrichts- Dresden, 29. October. Allerhöchstem Befehle zufolge ist am Königlichen Hofe wegen «folgten Ablebens Seiner Majestät des höchstseligen Königs Johann bis zur Anlegung der tiefen Trauer eine Jnterimstrauer angelegt worden. — Di« letzten Bülletins lauteten: „Pillnitz, Dienstag, 28. Octbr. 1873, Abends 11 Uhr 21 Minuten. Se. Majestät der König befinden Sich in soporösem Zustande. Der letale Aus gang steht in nächster Zeit zu erwarten. — Mittwoch, 29. October 1873, früh 5 Uhr 23 Min. Se. Majestät der König sind heute früh 4 Uhr 55 'Minuten sanft und ruhig verschieden. Ilr. Fiedler. Di . Ullrich. Or. Brauer. — Die gestrige öffentliche Sitzung der Stadtverordneten füllte folgende, aus tiefstem Herzen kommende und zum Herze» gehende Ansprache des Herrn Vorsitzenden, Hoiraty Ackermann, auS: „Die Sitzung ist eröffnet! «Der Redner erbebt sich und mit ihm taö Collegium.) Meine Herren! Dem schwer erkrankten .Könige Häven wir Geneiung gewünscht, für de» sterbenden »röntg Häven wir Gottes Beistand erbeten, dem tobten Könige rufen wir das Dankgebet nach, daß sein unsterblicher Geist mit allen Tugenden gereist ist zur höchsten Vollendung! Meine Herren! Was unser Land und unsere Stadt durch den Heimgang des Königs verloren hat, raö kühlt und weift ein Jeder von Ihnen und es bedarf wahrhaftig nicht meiner schwachen Worte, um VIe Gröfte des Verlustes zu schildern. König Johann war ein frommer, gottlicvcndcr Man», an hohem Wissen reich, der Gerechtigkeit treu ergeben, in seinem Hause und seiner Familie ein Vorbild für alle seine Sachsen; er war der Edelsten und Besten einer und wir dürfen nnü glücklich preisen, daß wir beinab'zwei Jahrzehnte lang unter seinem Regiment gelebt haben. So tiel und so schwer der König aber In seinem Leben gelitten und geduldet Hat, nähme, die bei jeder sich darbictcndcn Gelegenheit in unseren Mauern und aus unseren Straßen dem Könige entgegcngebracht worden ist c Gab es eine Freude in seinem "ause, wir habe» nnö mitgefrcut; zog der TobeScnael in seiner Familie ein. wir haben mitgetranert. Als im Jahre 18t>6, am ll. 'November, der König nach schweren und harten Tagcn mit dem sromincn Spruche: „Gott hat bisher geholter., Gott Hilst und Gott wird weiter besten!" wieder in sein geliebtes Dresden ciiizog, ca jubelte ihm Jung und Alt »nd Reich »nt Arm entgegen, da kam die Liebe und das Glück, einen solchen König zu besitzen, einen solchen König wieder zu gewinnen, zur vollen Geltung. Und wiederum, als iin Jahre lid7>. am I I. Juli, seine Söhne und unsere Söhne sicggekrönt aus dem Kampfe für deutsches Recht s-ius sche um die Ochste» Güter der Station. Und als im vorigen Jayrc in seinem Hause e^.y wenig Sterblichen bcschicdenes, schönes Familienfest gefeiert wurde, da zog wieder derselbe Jubel und dieselbe Liebe durch taö Land und brachte dem hohen KLnigspaace ausrichtige Glückwünsche und reiche Gaben dar. Und als nun in den jüngsten Tagen nach GotleS uncrforschlichcin Nalbschlusse der König an s Krankenkager gefesselt wurde und schwere Leiden zu tragen hatte, da war es unser Bcdürmiß und des Königs Wunsch zugleich, daß seine Sachsen für ihren König an den 'Altären des Herrn beten sollten. Und nun, wo seine Hand kalt und sein Auge gebrochen ist, wo die dumpfen Grabesglockcn zum ersten Male über Thal und Berg dem Sachsenvolke hinaus künden und klagen, war cs verloren hat. da ist cS wieder dieselbe Ljcbc. die sich in allseitigcr Trauer ausspricht und die da und dort und überall dem zur ewigen Ruhe Heimgegangenen Könige ein dankbares. letztes Lebewohl nachruit. Aber die schönsten Blumen- und Cvvressenkränze, die wir an das tbeure Grabmal hängen, bestehen in dem Fruchtgewinde von guten Thaten. Nun denn, so lassen Sic uns geloben, daß wir dem Könige in allen Tugenden Nachahmer, wollen, daß wir sein Ge dächtnis) treu unter u»S bewahren, daß wir unsere Kinder in Gottesfurcht zu braven Söhnen und Töchtern des Vaterlandes erziehen, daß wir und die Uwern dem Fürstcnhause treu ergebe» bleiben, daß dieselbe Liebe und dieselbe Treue, die wir dem Heimgegangenen Könige bis zur letzte» Stunde des Lebens bewahrt haben, dem Hoden Erben seines Thrones, dem unsere Herzen schon längst entgegenschlugen, von Neuem bargcbracht und erhalten werden, das wollen wir geloben und das wollen wir halten, indem wir zum Schluffe Gott bitten, er möge die schwer geprüfte Königsiainiste und vor Allem die tiefgebeugte Königin Amalie trösten und stützen, er möge Seine Majestät, den König Albert in seine treue Obhut nehmen und ihm zu seiner Freude und zu unserm Heile ein langes und geseg netes Regiment schenken. Meine Herren! Der Vorstand glaubt, daß dieser Tag allein der Trauer um den König gehört und schlägt Ihnen darum vor, von Erledigung unserer Alltagögcschätte kür heute abzuschen." - Ohne Widerspruch erklärt sich daS Collegium mit dem letzter» Vor- schlage des Vorstandes einverstanden und die Sitzung ist beendet.