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Di« ,.Weißrrttz.Zeitung" «»-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Dlg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-ZitiiU Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet her bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Eiime- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmLshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltuvgtblatt". Mit land- und hau-wirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 131. Donnerstag, den 10. November 1898. 64. Jahrgang. - ... -- - - - - iw^ .'ZU- 177—7 7H77, gloLales und Sächstsches Dippoldiswalde. An einem der letzten Tage der vergangenen Woche entzündete sich das noch auf dem Wagen liegende, wahrscheinlich naß eingesahrene Grummet in einer Scheune am HäSlicher Fußwege. Glücklicherweise geschah dies am Tage und in der Scheune arbeiteten Leute, die alsbald jede Gefahr beseitigten, indem sie den Wagen herauszogen und in die Kreuzbachwiesen stürzten. Entzündete sich daS Grummet in der Nacht, so war ein Schadenfeuer un vermeidlich und kamen durch Vie Unachtsamkeit eines Einzelnen auch die gesammten Scheunenbesitzer mit ihrem Eigenthum in Gefahr. — Die schönen sonnigen Tage, die uns bis jetzt der Spätherbst noch bescheerte, haben in der Thierwelt für die jetzige Zeit ungewöhnliches Leben noch erhalten. Außer den tanzenden Mückenschwärmen, summenden Fliegen und Bienen, konnte man jetzt sogar Abends in den Gärten zahlreiche Johanniswürmchen, auch Glühwürmchen genannt, mit ihren Laternchen be obachten. — An Stelle von Fräulein Seyrich, welche zu Neujahr ihre Stelle an hiesiger Stadtschule verläßt, tritt die Handarbeitslehrerin Fräulein Fischer aus Meißen. — Am Dienstag Nachmittag brannte in Burkers dorf bei Frauenstein ein Gehöfte nieder. Ueber die Entstehungsursache des Brandes ist Etwas noch nicht bekannt. Glashütte. Am Resormationsfeste fuhren drei Radfahrer auf der Bricßnitzthalstraße nebeneinander. An einer fteilabsallenden Höhe verlor der eine Fahrer die Gewalt über sein Rad und fuhr in eine Anzahl entgegenkommende Leute hinein, wobei der Fabrikarbeiter S. von hier so verletzt wurde, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Hennersdorf. Auf ein Bittschreiben seitens des Herrn Kirchschullehrers Schleinitz ging demselben vor einigen Tagen eine Eiche aus dem Sachsenwalde von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Herbert v. Bismarck zu. Dieselbe wird in diesen Tagen gepflanzt, eine Weihe findet aber erst am l. April l899 statt. Dresden. Am 9. November feiert der General- Feldmarschall Prinz Georg von Sachsen sein sünf- undzwanzigjähriges Jubiläum als kommandirender General des 12. Armeekorps. Der Prinz kommandirte während des Feldzuges 1870/71 zunächst die 23. Di vision, vom 19. August ab übernahm er für seinen Bruder, den jetzigen König, der zum Oberbefehlshaber der neugebildeten Maas-Armee ernannt worden war, die Führung des 12. Armeekorps. Das Kommando des 12. Armeekorps wurde von ihm am 9. November 1873 übernommen, nachdem sein Bruder, der nach Beendigung des Krieges selbst dieses Corps wie der übernommen hatte, durch den am 29. Okr. 1873 erfolgten Tod ihres Vaters diesem auf dem Königs thron gefolgt war. Am 15. Juni 1888 wurde Prinz Georg zum General-Feldmarschall und General-In spekteur der 2. Armee-Inspektion ernannt. — Das Königs paar ist am 8. November von Sibyllenort wieder nach Dresden zurückgekehrt. — Am 7. November starb im 74. Lebensjahre der Generaladjutant des Königs, General der Infan terie Exzellen, Fran, Friedrich von Rudorfs in Dresden. Er wurde am 12. März 1825 in Hildes heim geboren und trat 1840 als Kadett in die kgl. hannoversche Artillerie. Er erhielt unterm 12. Mär, 1867 die Entlassung aus der hannöverschen Armee und trat bereits am 1. April als Oberstlieutenant und Kommandeur des 3. Bataillons vom 2. Grenadier regiment Nr. 101 in die königlich sächsische Armee ein, mit Patent vom 28. September 1868. 1869 wurde er Oberst und Kommandeur des 3. Infanterie regiment» Nr. 102, da» er im französischen Feldzuge bei MeziöreS, Nouart, Beaumont und Sedan, sowie vor Paris kommandirte. Gelegentlich der goldenen Hochzeitsfeier erhob ihn König Johann in den erblichen sächsischen Adelsstand. 1874 wurde er Generalmajor und Kommandeur der 4. Infanterie-Brigade Nr. 48 und im folgenden Jahre der 1. Infanterie-Brigade Nr. 45. 1880 wurde er zum Generallieutenant be fördert und als General ä la suite Sr. Maj. des Königs gestellt. 1883 wurde er Kommandeur der Infanterie-Division Nr. 23. Am 1. Februar 1889 trat er als General der Infanterie in Disponibilität unter gleichzeitiger Ernennung zum Generaladjutanten des Königs. Hohe königlich sächsische, hannüoeriche, preußische, herzoglich braunschweigische, kaiserlich russische und österreichische Orden zieren seine Brust und legen Zeugniß der vielseitigen Verdienste des greisen Gene rals ab. — Das hiesige Stadlkrankenhaus begeht in einigen Wochen die Feier seines 50jährigen Bestehens, aus welchem Anlaß seitens des RatheS zu Dresden eine Festschrift Herausgegebenwerdensoll. Das Kranken haus ist bekanntlich in den weiten Räumen des ehe maligen Marcoltnischen Palastes in der Friedrichstadt untergebracht. Ueber dem Hauptthore befindet sich noch das Wappenschild der Marcoltnischen Familie. Der Kaiser Napoleon I. wohnte während seines Aufenthaltes in Dresden hier und zwar hatte man einen Gartensalon für den Kaiser einrichten lassen, in dem er vom 10. Juni bis zum 15. August des Jahres 1813 wohnte. Der zu dem Palaste gehörige Garten zeichnet sich noch heule durch prachtvolle Baumgruppen, schattige Gänge und schöne Rasenplätze aus und war früher im französischen Geschmack an gelegt. Eine, freilich von den Dresdnern jetzt fast ganz unbeachtete Zierde des Gartens bildet die be rühmte Neptungrolte des italienischen Bildhauers Mattiolli. — Die so sehnlich erwartete Fertigstellung der elektrisch«« Bahn nach Kötzschenbroda erscheint bis zum Beginn des nächsten Sommers nunmehr gesichert. In diesen Tagen sind nämlich die Arbeiten für ^ie elektrische Ausrüstung der Strecke seitens der königl. Staatsregierung vergeben worden, und zwar hat unter den zum Wettbewerb herangezogenen großen deutschen Firmen die hiesige „Aktien-Gesellschaft Elektrizitäts werke vorm. O. L. Kummer L Co." den Vorzug er halten. Die elektrische Bahnlinie wird bet dem Bahn hof der Dresdner Straßenbahn in Mickten an diese anschließen und bis zum Bahnhof Kötzschenbroda führen, sodaß eine direkte Verbindung vom Postplatz bis in das Herz der Niederlößnitz geschaffen wird. Allerdings wird man umsteigen müssen, da die Gleise der neuen Strecke Meterspur erhalten, während die Dresdner Straßenbahnen bekanntlich normalspurig angelegt sind. Die Etromlteserung erfolgt von dem der Aktien.Gesellschaft Elektrizitätswerke vorm. O. L. Kummer L Co. gehörigen, romantisch im Lößnitzgrund liegenden Elektrizitätswerk auS. Die erforderlichen umfangreichen Erweiterungsbauten sind bereits rüstig vorgeschritten, und es steht zu erwarten, daß Mitte Juni nächsten Jahres der Betrieb de, Bahnlinie aus genommen werden kann. Und damit wird eine der wichtigsten Bedingungen für die Weiterentwicklung unserer herrlichen Niederlößnitz erfüllt sein. Eppendorf bei Freiberg. Da bei Trauungen sich öfters recht unliebsame Störungen ereigneten, so hat sich der hiesige Kirchenvorstand gezwungen ge sehen, gegen solche Personen, die bloß kommen, um ihre Neugierde zu befriedigen, vorzugehen. Es ist deshalb von jetzt ab nur Erwachsenen der Besuch von Trauungen gestattet, und diese dürfen nicht mehr auf den Emporen Platz nehmen, sondern nur im Schiffe. Auch haben dieselben die Gesangbücher mitzubrtngen, sich beim S gen zu erheben, wie überhaupt während der ganzen Handlung eine ernste Haltung zu zeigen. Trachau. Za einem nicht unerheblichen Exzeß kam es am Sonntag Abend vor dem hiesigen Restaurant „Rathskeller", wobei die Schutzleute Hoffmann und Fritzsche aus Trachau den Schutzmann aus Mickten Kluge, sestnahmen. Kluge war früher Gemeindeschutz mann in Trachau, ging weg und fand Anstellung öei der Gemeinde Mickten. Am genannten Abend kam Kluge in die Restauration „Zum Lamm" tu Trachau, wo er mit dem Gemeindevorstande Rögelmüller von Trachau in Streitigkeiten gerieth und ihn beleidigte. Vom „Lamm" ging Kluge nach seiner in Mickten gelegenen Wohnung und dann nach dem hiesigen „RathS- keller", wo er abermals lärmte und die Gäste belästigte. Schließlich sah sich der Inhaber des „Rathskellers", Restaurateur Dietze, genöthigt, dem Störenfriede sein Lokal zu verweisen. Dieser Aufforderung kam Kluge nicht nach, so daß Dietze polizeiliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Nunmehr nahmen die Schutzleute Hoffmann und Fritzsche Kluge fest. K'uge zog jedoch sein Seitengewehr und versuchte die Schutzleute zu schlagen. Durch daS energische Einschreiten des Schutz mannes Fritzsche wurde Kluge jedoch entwaffnet und verhaftet. Am andern Morgen wurde er mittels Droschke der königlichen Staatsanwaltschaft Dresden ,»geführt. Cölln a. Elbe. Unter donnerähnlichem Getöse ging am Sonnabend Mittag eine 40 Meter hohe, senkrechte Felswand nieder, die nahe verkehrsreiche Straße mit Gesteinstrümmern überschüttend. Menschen leben sind nicht zu beklagen. Großenhain. Große Freude widerfuhr einem hiesigen Bürger, der im Jahre 1892, also vor 6 Jahren, beim Baden im Sommerbad der Karolakiftung einen goldenen Ring verloren hatte und denselben jetzt wieder erhielt. Der Ring war gelegentlich der letzthin staltgehabten Räumungsarbeiten im Bade in dem herausgeschafften Schlamme gefunden worden. Borna. Dem Vernehmen nach werden die Arbeiten für die vom Landtage genehmigte Verlegung de» hiesigen Bahnhofes im nächsten Frühjahr begonnen und so fortgesetzt werden, daß die neue Bahnhofs anlage spätestens im Sommer 1901 dem Betriebe übergeben werden kann. Leipzig. In der letzten MtchaeliSmess e waren auf den für die Messe bestimmten Plätzen, Straßm und Wegen 1235 Buden und 298 Stände ausgestellt. In diesen Buden rc. haben von Leipziger Geschäfts leuten 1103 seil gehalten. Leipzig. Die Abgabe aus den Betriebsergebniffen der hiesigen Großen Straßenbahn an die Stadt ist für nächstes Jahr mit 76000 Mk., die der elektri schen Straßenbahn mit 18000 Mk. in das städtische Budget eingestellt worden. Chemnitz. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich Sonntag Abend auf einer russischen Schaukel. Ein 20 Jahre alter Arbeiter war an dem die Schaukel in Umgang setzenden Getriebe beschäftigt, konnte aber den Kurbeldrehltng nicht mehr allein er halten, so daß ein zweiter Arbeiter zur Unterstützung zusprang. Aus einer Urfache, die noch nicht seftzu- stellen war, hat sich dieser Drehling gelöst und die beiden Arbeiter sind von dem ca. 7 Meter hohen Podium, auf dem sie beschäftigt waren, herabgestürzt. Der eine davon blieb bewußtlos liegen und hat, wie ärztlich festgestellt wurde, einen Schädelbruch erlitten, während der andere anscheinend nicht so schwer ver letzt, aber immerhin auch noch auf ärztliche Anordnung in das Krankenhaus eingeliesert wurde. Schneeberg. Die Ausführung eines größeren Anbaues an daS UnterkunstSbauS auf dem Fichtel bergs wird jedenfalls schon im nächsten Jahre er- ölgen. Die noch benöthigten Baugelder (12000 M.) werden vom ErzgebiraS-Zweigvereine und -Mitgliedern als Darlehen beschafft. In Zwickau wurden allein für diesen Zweck aus privaten Mitteln 6000 Mark