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Die »Meißeritz-Zett««-- ..»scheint wöchentlich drei- -nal: Dienstag, Donners- :!ag und Sonnabend und »!rd an den vorhergehen- renAbenden ausgegeben. Preis viert eljükrlich 1M. W Pfg., zweimonatlich Z4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie Misere Austräger nehmen Bestellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnlerate, welche bei ds« bedeutenden Auslage de- Blattes 'ine sehr wkt same Verbreitung finde,., werden mit 12 P^g solch ' aus unserer Amtsyaup'k Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder derer Raum berechnet. — Tk bellarische und kompK zierte Inserate mit enL sprechendem Aufschlag. - Eingesandt, im redakps neNen Teile, die Svalt^.e zeile 20 Pfg Amtsölatt für die Königliche AmtshauptmannMst, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat M IlMtdiswaK. Sonnabend, den 5. Mai 1906. Nr. 51. Verantwortlicher Redakteur, Paul IrlpE — Druck und Verlag von Carl JelM m Dippold MN achrssittg«« Mit land» und hauswirtschaftlicher M . g. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie uoernomm^ 72. Jahrgang Oefsentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 10. Mai 1906, vormittags 11 Ahr, im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschast. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschastlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am l.Mai 1906. 96 8. Königliche Amtshauptmannschast. . . Der Rücktritt des Ministeriums Gautsch in Österreich. In Österreich hat die Wahlreformfrage jetzt das schon erwartete Ende des Ministeriums Gautsch herbeigeführt, welches seit Januar 1905 an Stelle des Ministeriums Körber amtierte. Ministerpräsident v. Gautsch vermochte es nicht, die Zustimmung des einflußreichen Polenklubs zur Wahlreform der Regierung zu gewinnen, welcher, so weit es sich wenigstens um seine hochadeligen Mitglieder handelte, eine bedenkliche Einwirkung der Wahlreform aus den parlamentarischen Besitzstand Ler „Schlachta" besürchtete. Auch das Angebot von zwei Ministersitzen für diese Polen in dem von Herrn von Gautsch geplanten parlamentarischen Ministerium konnte der Polenklub nicht für das Wahlreformprojekt des Ministerpräsidenten er wärmen, und da auch der tschechische Großgrundbesitz und das katholische Zentrum heimlich Gegner der Gautschschen Wahlresormpläne waren, so blieb dem Ministerpräsidenten angesichts der von den übrigen Parteien beobachteten Neu tralität in dem Kampfe zwischen dem leitenden Staats mann und den Polen schließlich nichts weiter übrig, als mit seinem ganzen Kabinett zu demissionieren. Ohne weiteres hat der Kaiser Franz Josef auch das Demijsions- gesuch des bisherigen Kabinetts angenommen und im An schlusse hieran sofort den nach Wien berufenen Statthalter Prinzen Konrad zu Hohenlohe mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt. Dem somit von der politischen Bühne zurückgetrctenen Freiherrn v. Gautsch wird man kaum von irgend einer Seite eine Träne nachweinen, am allerwenigsten von deutscher. Denn unter dem fast anderthalbjährigen Regime des Herrn v. Gautsch haben die schon von den Zeiten des Grasen Taaffe an datierenden Slavisterungs- tendenzen in Österreich eher eine Verstärkung als eine Schwächung erfahren, Freiherr v. Gautsch war immer mehr zum Paktieren mit dem Slaventum als mit dem Deutschtum bereit, welche Neigung auch schon in der Periode seiner ersten Ministerpräsidentschaft hervortrat. Indes fand Herr v. Gautsch auch bei den slavischen Parteien des Reichsrates keineswegs jenen Rückhalt, auf welchen seine Regierung infolge ihrer den slavischen Ansprüchen im allgemeinen zugeneigten Richtung vielleicht hätte An spruch haben können, weil eben das Kabinett Gautsch den Slaven immer noch zu wenig bot. So war die Lage des letzteren zuletzt haltlos geworden, und da auch der letzte Hoffnungsanker für die Regierung, die Wahlreform, versagte, so blieb Herrn v. Gautsch allerdings kein anderer Ausweg mehr, als der Rücktritt, übrig, nachdem die Zu stimmung des Kaisers zur Auflösung des Reichsrates offen bar nicht zu erlangen gewesen war. Was den neuen österreichischen Ministerpräsidenten anbelangt, Prinz Konrad zu Hohenlohe, so ist über seine politische Parteistellung noch nichts Zuverlässiges bekannt, nur verlautet, daß er sich in Arbeiterkreisen großer Sympathien erfreue; ob freilich diese behauptete Popularität unter den Arbeitern «ine besonders empsehlende Eigenschaft des Prinzen Hohen lohe als österreichischer Ministerpräsident wäre, das er schiene noch einigermaßen zweifelhaft. Noch unentschieden Ist es, ob Prinz Hohenlohe wieder ein bloßes Beamten ministerium, wie es schon das Kabinett Gautsch war, oder «in politisches Ministerium bilden wird; die Lösung dieser Frage hängt von den bereits eingeleiteten Unterhandlungen des neuen Ministerpräsidenten mit den Parteiführern des Abgeordnetenhauses ab. Jedenfalls aber kann man nur wünschen, daß die Bildung des Ministeriums Hohenlohe endlich für die inneren Verhältnisse des Donaukaiserstaates die ihm so notwendige Klärung und Stabilisierung zeitige und daß es vor allem der neuen Regierung beschieden sein möge, ein« befriedigende Lösung der Nationalitäten frage zu bewirken. Denn dieses Problem ist es recht eigentlich, dessen schließliche Gestaltung maßgebend für die gesamte künftige politische Entwickelung Österreichs ist und bleibt und on dessen versuchter Lösung seit anderthalb Dezennien alle österreichischen Ministerien gescheitert sind. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. DerAlbertzweigverein Dippol diswalde hielt am.30. April d. I. unter Leitung seiner Vorsitzenden, der Frau Superintendent Hempel, im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschast seine diesjährige Hauptversammlung ab, in der zunächst der Jahresbericht erstattet und die Vereinskassenrechnung aus das Jahr 1905 richtig gesprochen wurde. Aus dem ersteren ist besonders zu erwähnen, daß die Zahl der Mit glieder auf 175 angewachsen ist und daß sich in Alten berg-Geising eine Ortsgruppe gebildet hat, der von dem Direktorium des Albertvereins in Dresden in entgegen kommendster Weise eine Albertinerin als Gemeindeschwester für die mit dem 1. April d. I. ins Leben getretene Gd- meindediakonie zugewiesen worden ist. Weiter wurde mit geteilt, daß auch im vergangenen Jahre wieder zahlreiche Personen durch Gewährung von Mittagskost, Kohlen- und Milchmarken Unterstützung gewählt, auch der hiesigen Kinderbewahranstalt eine Geldsumme zur Verfügung ge stellt und daß einigen schwer kranken Personen unentgelt liche Aufnahme dez. Operation im Carolahause zu Dresden vermittelt worden ist. Mehrere Damen des Vereins haben sich der Beaufsichtigung des Ziehkinderwesens unterzogen und sollen auf diesem Gebiete noch weitere Maßnahmen erfolgen. Von den nächsten Aufgaben des Vereins kommt hauptsächlich die Einrichtung der unentgeltlichen ärztlichen Sprechstunden und die Verabreichung von Heil- und Kräftigungsmitteln an Kinder unbemittelter Eltern in Be tracht. Der Anfang hiermit ist in diesen Tagen in Dip poldiswalde und Possendorf gemacht worden und wird auch an dieser Stelle gebeten, für tunlichste Verbreitung in den Kreisen der ärmeren Bevölkerung möglichst Sorge zu tragen. Ferner wurde die Einrichtung einer Gemeinde diakonie in Schmiedeberg und die Verbesserung der Krankenpflege auf dem Lande durch Ausbildung soge nannter Helferinnen angeregt. Endlich beschloß die Ver sammlung zur Aufbringung der für die Vereinstütigkeit erforderlichen, nicht unbeträchtlichen Geldmittel im Laufe des Sommers ein Wohltätigkeitsfest unter Mitwirkung der Vcreinsmitglieder in Kipsdorf zu veranstalten. Der zu diesem Behuse gewählte Ausschuß besteht aus den Mit gliedern des Vorstandes und mehreren in der Nähe von Kipsdorf wohnenden Damen. — Im vergangenen Monat sind in hiesiger Stadt 100 Hotel- und 124 Herbergsfremde über Nacht geblieben. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April d. I. 668 Einzahlungen iin Betrage von 75015 Mk. 25 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 461 Rückzahlungen im Betrage von 79 369 M. 46 Pf. Überhaupt sind in der Zeit vom 1. Januar bis mit 30. April d. I. 367 765 Mk. 72 Pf. Einlagen in 3214 Posten, 21600 Mk. - Pf. Kapital-Rückzahlungen, 92352 Mk. 34 Pf. Zinsen, 115 Mk. 20 Pf. Insgemein 80000 Mk. — Pf. Rückzahlungen v. d. SSchs. Bank, 561833 Mk. 26 Pf. in Sa. vereinnahmt, dagegen 330 556 Mk. 51 Pf. Rückzahlungen in 2113 Posten, 183 Mk. 40 Pf. Zinsen an die Einleger, 136825 Mk. — Pf. Ausgeliehene Kapitalien, 19124 Mk. 22 Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsaufwand 101080 Mk. — Pf. Einlage bei der Sachs. Bank, 587769 Mk. 13 Pf. in Sa. verausgabt worden. Dippoldiswalde. Mittwoch abend hielt der Ge werbeverein in „Stadt Dresden" seine diesjährige Hauptversammlung ab. Nach herzlicher Begrüßung der sehr zahreich Erschienenen durch Herrn Vorsteher Ingenieur Rickert, sowie Bekanntgabe verschiedener Eingänge und mehrerer Anmeldungen wurde» einige vom Gesamtvor stande gestellte Anträge einstimmig zum Beschlusse erhoben. Von dem seitens des Vorstehers mit großer Sorgfalt aus gearbeiteten Jahresberichte nahmen die Anwesenden mit Interesse Kenntnis, ebenso von den übersichtlichen Be richten des Vereinskasjierers, Herrn Schuhmachermeister Jäckel, und des Verwalters der Volksbibliothekskasse, Herrn Lehrer Hering. Darnach betrug das Gewerbevereinsver mögen am Schlüsse des 48. Vereinsjahres (Ende März 1906) 3041 M. 7 Pf.; an 1171 Leser der Volks» bibliothek sind 2445 Bände ausgegeben worden. Durch Zuruf gewählt wurden als Prüfer des gesamten Rech nungswerkes Herr Kaufmann Lincke und Herr Goldschmied Mieth. Mittelst Stimmzettels wählte sodann die General versammlung Herrn Fabrikant Teicher als stellv. Bor- steher, Herrn Korbmacherinnungsmeister Jungnückel als Schriftführer, Herrn Schriftsetzer Heine als stellv. Schrift führer und Henn Friseur Kothe als stellv. Bibliothekar neu in den Gesamtvorstand, während Herr Lehrer Hering als Bibliothekar einstimmig wiedergewählt wurde. Einer Anregung des König!. Ministerium des Innern wegen Abhaltung von Meisterkursen zufolge erhielt der Gesamt- vorstand den Auftrag, in dieser Angelegenheit mit dem hiesigen Jnnungsausschusse Fühlung zu nehmen und der nächsten Gewerbevereinsoersammlung Vorschläge zu unter breiten. Schließlich wurde Herrn Vorsteher Riekert für die mit Umsicht geleiteten Vereinsgeschäste der wohlverdiente Dank zum Ausdruck gebracht, ebenso den freiwillig aus dem Gesamtvorstande ausgeschiedenen Herren Oberlehrer Buckel, Stadtrat Liebel und Stadtkassierer Schubert. — Vor dem Bezug gewisser Lebe ns mittel aus Galizien, die zu scheinbar enorm billigen Preisen nicht selten in Inseraten angepriesen werden, warnt auch Herr Hofrat l)r. Forster-Plauen i. V. öffentlich. Er führt u. a. aus: Die mir von zwei verschiedenen Beziehern in der Originalpackung vorgelegte „Kuhbutter" war hochgradig ranzig, der „Käse" war ein verdorbener Quark und der „Honig" zeigte den Geruch einer stark stinkenden Jauche. Diese „Lebensmittel" waren ungenießbar. Schriftliche Re klamationen, die an die Händler schon wiederholt gerichtet worden sind, bleiben erfolglos, und eine strafrechtliche Ver folgung des im Auslande wohnenden Lieferanten ist ab gelehnt worden. Vor dem Bezüge dieser anscheinend billigen galizischen Waren ist daher dringend zu warnen. Niederpöbel. Ein bedauerlicher Unglücksfall er eignete sich vorigen Dienstag in dem Krumpoltschen Säge werk hier. Der erst diese Ostern aus der Schule ent lassene Paul Köhler von hier, der aushilssweise beschäftigt wurde, kam der Transmission zu nahe, wurde von dieser erfaßt und mehrere Male herumgeschleudert. Trotzdem er vermochte allein die Wunden abzuwaschen und nach Hause zu gehen, ist er an den erhaltenen inneren Ver letzungen noch am selben Abend gestorben. Lagesgeschtchle. Berlin. Wegen der Maifeier, die übrigens in ganz Deutschland ganz ruhig verlaufen ist, sind in Berlin 40—50000 Arbeiter ausgesperrt. Am stärksten beteiligt sind die Metallarbeiter, dann folgen die Holzarbeiter und die Bauarbeiter. — In Berlin waren in der letzten Woche im ganzen 25879 Schweine zu Markte gebracht worden und sind daselbst die Preise am Mittwoch für bessere Ware um L Mark, für geringere leichte Schweine uni gut 3 M. und am Sonnabend, den 28. abermals in allen Gattungen um gut 4 M. heruntergegangen. Also ein Preissturz um 6—7 M. innerhalb einer Woche und stehen damit die Schweine am 28. April 1906 um nicht weniger als 3 Mark bei vollfleischigen Schweinen und sogar um 8 M. bei Sauen per 50 Kilogramm niedriger im Preise, als am 29. April 1905, also vor genau einem Jahre. Wir haben also wieder das Niveau erreicht, das die Schweine preise hatten, bevor das Fleischnotgeschrei einsetzte. — Daß wir es hier nicht mit einer ausnahmsweisen oder gar künstlich heroorgerufenen Erscheinung auf dem Schweine markte zu tun haben, das beweist der Verlauf der Märkte an allen Orten in Deutschland. Überall sind in den letzten Wochen die Preise um mehrere Mark gefallen, s» m Hamburg gleichfalls um rund 6—7 M. innerhalb der letzten 14 Tage, in Breslau in der gleichen Zeit um rund 5 M, in Süddeutschland um 3—4 M. — Der verstorbene Prinz Leopold von Sondershausen hat seine gesamte Hinterlassenschaft als „Elisabeth-Leopold- Stiftung" für wohltätige Zwecke bestimmt.