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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911231022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891123102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891123102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-31
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
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k AtmmementsdreiA 1» dar tzaaptrxvrditto» oder den t» brrirk und den Vororten errichteten Aut- aavestellen abgeholt: vierteljährlich ^<«.50. »et zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« -4 5.50. Lurch die Post bezogen sur Laatschtaud und Oesterreich: vicrleliübrlich 6.—. Direct» täglich« ikreuzdandjendung in« Lulland: inonollich 9.—. Li« Morgen-Ausgab« erscheint täglich '/,? Uhr, hi» Llbeud-Autgabe Wochentag« 5 Uhr. Ledarkion und Expedition: Aahan»e0,asse 8. Li» Expedition ist ununterbrochen ge« x Abend-Ausgabe. ttMgtl'MMiltl I«sert1o«rpreis Mo r»i»>u«gade die 6 gespaltet»« aeilr«)^. Reclame» »vier dem Redaction«, poch («gespaireat 50 >4, vor den Fauntte». Nachrichten (Sgeivallen) 40 T. Utzead-AuSgab«: die 6g,ipatiene Petilzeile 40^, veclamra «nie»dem RedaclioiMnch t4g»»p»l1»») I ^l, Familiennachrichlen und Anzeige» verlorener Seaenltande ltigeipaltenj 20-^ Größere Schritten laut unserem Preis- orrzrichaitz. 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Januar 1892 in Kraft rrctende» Vereinigung der Gemeinde Neusellcrhause» init dcr Stadt Leipzig soninit das bisher für erster» bestandene Königliche Standesamt in Wegsall und haben wir deshalb mit Genehiniguiig der Königlichen Kreishaupt- Mannschaft Leipzig beschlossen, vom 1. Januar 1892 ab die Ein- wohner de« Stadttheils Leipzig-Neusellerhausen dem Königlichen Standesamt Leipzig II. zu überweise». Dasselbe hat seinen Sitz in dem Rathhause zu Leipzig-Rcudnitz, Chausseestrabe 5k im ersten Stock, seine Geschäftszeit ist für die Werktag« auf die Stunden von 9—1 Uhr Vormittags und von 3—5 Uhr Nachmittags, für Sonn- und Feiertage aber aus die Stunde von 11—12 Uhr Bormittags festgesetzt. Leipzig, den 30. December 189i. Ter Rath -er Stadt Leipzig. I». 6105. vr Georgs. Grätzel. Am 9. dieses Monats ist in dem Connewitzer Holz« der Leichnam des unten näher beschriebenen, bis jetzt hier unbekannten Mannes in dem Pleitzenslusse ausgefunden und polizeilich aufgehoben worden. Wir bitten, alle Wahrnehmungen, weiche zur Ermittelung der Persönlichkeit de- Entseelten dienen können, schleunigst uns mit- zutheilen. Leipzig, den 12. December 1891 La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig, rv. 6934. Brrtschars-or. Mhlr. Signalement: Alter: ca. L8 Jahre, Stand: anschrine' Arbeiter (Knecht), Grütze: 1,74 m, Haare: dunkel, fast schwarz, Stirn: niedrig, Augenbrauen: stark und dunkel, Nos» und Mund: gewöhnlich, kleines dunkles Schnurrbärtche«, Zähne: im Oberkieser desect, Gesicht: voll, Gestalt: mittel. Besondere Kennzeichen: starken Leistenbruch in der rechten Seite. Kleidung: Ein schwarzbraun, grotzcarrirtes Jaquet, eine dunkelgrau gestreifte Weste, schwarzgestreifte Hose, braune Unterhose, ein Paar rindlcdcrne Schasistieiel mit Eisen, ein Paar braun wollene Strümps«, ein Paar dergleichen Pulswärmer, ein hell braunes Halstuch mit blaugesrreisler Kante (Halbseide), ein schwarzer Schlips mit weiften Streifen, ein kleines Borhemdchen mit Papier- kragen und graugeslreisleS Barchenthemd. Die Leibwäsche ist ungezeichnet. Leipzig, 31. December. * Der Kaiser hat noch ganz kurz vor JahreSschlnß, am Mittwoch, da» Hoflager von Potsdam »ach Berlin ver legt und wird also die Wintcrsaison der NeichSkauptsladt durch die Anwesenheit der kaiserlichen Familie, der Spitzen der Hof- und aristokratischen Gesellschaft derjenigen socialen Im pulse theilhastig werden, ohne welche das öffentliche Leben Berlins in dieser Jahreszeit eine klaffende Liicke aufweisen würde. Daß auch die ErwerbSverhältnisse weiter Kreise durch die Uebersiedrlung de» HoscS nach Berlin günstig beeinflusst werden, ist vom volkSwirthschafllichen Standpuncle auS nicht zu unterschätzen. * Die »Post" brachte in ihrer Nr. 356 ein Privat telegramm auS Franksnrt a M., wonach Se. Majestät der Kaiser zu dem Lcichenbegängniß des Professors Jansse» einen Kranz gesendet habe. Diese Nachricht erklärte der „Reichs und Staatöanzcigcr" für unbegründet. Wir erhielten, so erklärt jetzt die „Post", die Meldung von unserem regel mäßigen Corrcspoiltcntcn ans Frankfurt a M. und gaben ihr obne Bedenken Raum, da sich der Correspondent sonst als zuverlässig erwiesen hat und eine Rückfrage der vorgerückten Heit halber nicht mehr thunlich war. Wir haben ihn bereits ersucht, den Sachverhalt dieses bedauerlichen BcrschenS auf- zuklärcn * In der gestrigen Sitzung dcr Berliner Stadt- verordnetcn-Bersammlung brachte Ur. Langcrhanö einen Antrag ein, eine Petition an den Reichstag zu richten, in pclcher um eine andere Instruction für die Militair- posten in den Straßen Berlins gebeten wird Professor Birckww war dafür, dass die Petition an den Reichskanzler gerichtet werde. Der Antrag LangerhanS wurde ange nommen. * Die conservativc Partei in Preußen tritt, wie man dort, in sehr lampslnstigcr Stimmung in die neue Session des Abgeordnetenhauses ein. im Vertrauen ans ihre hier im Vergleich zum Reichstag sehr viel stärkere Position. Die aiigcki'indigle Absicht des bisherigen Führers, Herrn von Rauchhaupl, sich im parlamentarische» Auftreten mehr Zurückhaltung auszuerlcgrn, dürfte den rcactionair-agrarische» Heißspornen der Partei,die llebernalunc einer leitende» Rolle nur erleichtern. Dcr Kamps auf wirll'schafllichcm Gebiet wird alSbald iiu Abgeordnetenhaus« ausgenommen werde». Nachdem nach Ansicht dieser Kreise die Regierung den land- wirtbschastlichcn Interessen ans zollpolilischci» Gebiet den ge nügenkcn Schutz entzogen hat, werden die verschiedensten Forderungen anftretcn, welche für diese Interessen einen Ersatz ini Bereich dcr LäiidcSgcsevgcbuiig und LanteSverwal tung schassen sollen, so im Eisenbahn- und Stcuerwesen. Man wirb unter diesen llmständcn gleich bei der Ersten Eiatsberatkung Sehr lebhafte AuScinaurrrsetzungen crwa>lkii dürfen * Die Pause iu de» parlamentarischen Campagne ist jür das preußische Sta.rlSininisterium nichts weniger als eine Zeit der Ruhe. Neben der Vorbereitung für die Land- tagßsefsi.n. für welche die Vorlagen in rascher Folge durck>- berathen werde» müssen, geben die B.schlüsse über d:e Stellungnahme Preußens zu den im Reiche schwedcudcn Kragen gesetzgeberischer und olganisatolijchcr Natur her. In >nd P dieser Hinsicht kommen u. A. Fragen von erheblich : Trag weite, wie dcr Gesetzentwurf über die neuen «lesrlt- schaften mit beschrankter Haftpflicht, die Acnberung der UnterstützungSwobnsitzaesetzgebung, die Organi sation bcrArdcilcrstatistik u.A. »i. iuFrage Aber auch in Preußen selbst schweben ein Reibe von organisatorischen Fragen, welche sich aus dcr Wahrnehmung ergebe» habe», daß mehrfach durch daSressorlmäßigtZusaiiimeiiwirkcn mehrerer Verwaltungs stellen die Sachbehandliing zu weitläufig und zeitraubend wird, wahrend wiederum andererseits mehrfach die einzelnen VcrwaltungSrweige nur neben einander und nickt in gedeih licher Weise so zusammcnwirken, daß überall alle bctbeiligtcn Rücksichten gleichmäßig gewahrt werden. Dies gilt in erster Linie zwar von den wasserwirlhschastlichen Angelegenheiten, deren organisatorische Behand lung ja auch in der letzten Landtagssession zum Gegenstand von Erörterungen seitens beider Häuser tcS Landtages gemacht ist. Aber nickt allein. Auch in anderen Zweige» dcr Verwaltung, namentlich soweit in ihnen eine kräftige Tkätigkeit entfaltet werden soll, so z. B bezüglich deS KirckenbaueS, dcr Verwaltung der Stifts- und sonstige» Güter u. s. w. siebt eine einfachere und zweck entsprechendere Organisation zur Erörterung. Nimmt nian diese verschiedene» Zweige der Tbätigkcil zusammen, so wird erklärlich, daß nicht nur allwöchentlich mehrere Sitzungen deS Staatsministeriums stattsinden. sondern kiese selbst an den WeikmachtSfeiertagen nicht ausgesctzt sind. Auch am Mittwoch hat eine mehrstündige Sitzung deS preußischen StaatS- iiiinisteriumS slattgefuuden. * AuS Anlaß eine- SpecialfalleS hat der preußische EultuSminister die Borenthaltung der DienstalterS- zulagc» an Lehrer, welche wiederholt das Züchtigung- recht überschritten haben, für unzulässig erklärt und betont, daß die DicnstalterSzulageu nicht den Charakter von Be lohnungen und Bcnesicien für tadellose Dienstsührung haben, sondern lediglich bestimmt sind, da- Diensicinkonimen der BolkSschullehrcr den mit dem fortschreitenden Dienstalter steigenden Bedürfnissen entsprechend zu erhöhen. * Der „Bost. Zeit." wird auS Nürnberg gemeldet: So wohl dem Prinzregenlen wie dem Prinzen Leopold ei seiner Zeit «ine Armee-Jnspection angebotrn worden. Der prinzregem lehnte wegrn seine« Alter» ab. Prinz Leopold nahm da» Anerbieten nicht an, weil entweder seine Ueber- siedelung nach Berlin oder die Bildung de« Stabe« aus preußischen Ossieiercn verlangt wurde. Damit hänge zu sammen, daß weder Prinz Leopold noch Prinz Arnulph nach Berlin gehen * Zu dcr vom Centrum neben der Klerikalisirung dcr Volksschule als Preis für gewährte und fernere Unterstützung geforderten Aushebung des Jesuiten gcsetzcs im Reiche schreibt der „Hann. Cour.": „Man weih im Lentrum ganz genau, daß diese Aushebung Im Bundesrathe nicht durchzusetze» ist. Aber man hasst, durch di« Wicderzulassuiig der Redemptoristen ein Zugeständnitz zu erhalten, welches man dem Drängen der Heißsporne gegenüber als werthvolle Abschlagszahlung ausgeben kann. Dies Zugeständnitz, bei welchem «ine Mitwirkung dtzs Reichstages übrigens nicht erforderlich ist, wird man wohl erhalten. Es lätzt sich also voraussel>en, daß dal Centrnm im Reichslage bei guter Laune bleiben wird. Alles Andere ist dunkel." Wir glauben, daß das Centrum unter den gegenwärtigen Umständen Alles erhalten kann und wird, waS cS zu haben wünscht. * Die „Hamburger Nachrichten" hatten in einem Artikel „Fürst Bismarck und die Altersversorgung" u. A. geäußert, das i» dem Gesetze stipulirte Klebesystem sei ein Mißgriff gewesen und wir zweifelten nicht, daß dir hervor- gctretencn Uebelstände gewichtig genug seien, um eine Acndc- rung in dieser Beziehung hcrdeizusübren, ohne die humanen Intentionen des Gesetzes im Ganzen zu schädigen. Hierzu bemerkt die „Bosfische Zeitung": „In der letzte» Bemerkung werden auch die liberalen Parteien dem Fürste» Bismarck beiftimmen. Di« Ueberzeuqung von der Unholtbarkeit des Gesetzes in seiner heutigen Form ist weit ver breitet, und eine Aendernng, die sich die gesammelten Erfahrungen zu Nutze macht, wird im Reichstage aus allen Seiten Freunde finden/ * Der Verleger einer dcr hervorragendsten amerikani schen Zeitungen gedenkt demnächst in Berlin eine Wochenausgabe seines Blattes hcrauSzugeben. " * >t» »ft * Das „Vaterland" verlangt vom Grafen Daasse eine gleiche Berücksichtigung der klerikalen Abgeordneten wie sie den Dentschliberalen und den Polen durch die Berusung Kuenburg'S und BilinSki'S in hohe Slaatsämter zu Tkeil geworden ist * Die Ernennung des HosrathcS Körbcr zum Vice- präsidcnicn und Generaldirect"r der österreichischen S taat-bahnen wird als ein senbare» Mißtrauensvotum angesehen gegen etwaige natie.-ale politische Aspirationen BilinSki'S, defscn Vorgänger Czedik niemals einen Stellver treter duldete. Die Ernennung Körber'S ist dem Widerstande der Militairvcrwaltung gegen BilinSki zuzuscdreiben * Irr don Wiener politischen Kreisen beurtheilt man »ach wir vor dir Rede de- Herrn Ribot in dcr französischen Kammer über die Assaire sLbadonrne mit der größten Kaltblütigkeit. Dieselben erblicken, wie von dort geschrieben wirk, in de» Erklärungen Ribot'S nnr eine Bestätigung der in der „Allgemeinen Leitung" ausgesprochenen Mei nung, daß die Angelegenheit im Sande verlaufen werde Herr Ribol babe zwar erklärt, daß Frankreich Genug- Ihuung erkalten müsfk. aber da eS sich nur um die vermeint liche Verletzung einer Form handle, so werde cS eben nicht allzu schwierig »ein. einen Modus zu sinken, unter welchem die bulgarische Regierung der französischen Forderung Genüge leisten könne» werte, obne deSbalb ihren StandpuncI ausgeben zu müssen Von russischer Seite werde Frankreich deutlich genug zu versieben gegeben, die Angelegenheit nicht weiter übermäßig zu verfolgen. * Zur Frage der geheimen Resactien, der nur ein zelnen Interessenten ,u Gute kommenden Ermäßigungen von E'feiibabntarisen, haben wir vor einigen Tagen nach der Münchener „Allg Ztg" eine Mittheilung gekracht, welche den ungarischen Handel-minister beschuldigte, derartige Refactiriiverträge, und zwar aus drei Jahre, noch wenige Tage vor der Unterzeichnung de« Handelsvertrages mit zu haben " Deutschland bewilligt zu haben Eine Erwiderung aus Ungarn ist bisher nicht erfolgt, nur auS Wien wird telegraphirt, die Nachricht babc die dortige Regierung „pcin- lichft berührt", weil der österreichische Handel-minister im Parlamente wiederholt die loyalste Durchführung de« Tarif vertrages zugtf'agl habe. Leider wird da- peinlich^ Brrübrt- sein, da« in Wien herrscht, nicht auSreichen, die Schädigung u rerbindern, die an« der ungarischen Resactienwirib chas» für die deutschen Producentcn entsteht und die Nachthellc, de« Handelsvertrages für sie erhöbt. Nach Vmvung seine« Zolltarifs aber ist Deutschland voll ständig wekrloS gegen tranSIeitbanischr Unregelmäßig keiten in der „loyalen" Ausführung de« Vertrage« Die „Bosfische Zeitung" will noch eine amtliche Acußerung de» Minister- Baroß und eine Mittbeilung darüber ab warten, ob die mit der ungarischen HandelSgcfellschast angeb lick geschlossenen Resactienverträgc nicht Jedermann :u Gute kämen. Letztere Erwartung ist etwa« naiv, eine Generali- »irnug der Frachtermäßigung würde die Refactienverträge in ihrer Wirkung völlig ausheben, sie überflüssig machen Zu solchen unpraktischen Maßregeln greift man in Ungarn, wo man sich von jeher auf seinen Bortheil gut verstanden hat, gewiß nicht. a« „D. D. H." bringt ,n der vorstehenden Angelegenheit folgende neue bestätigende Meldung: Wien, 30. Deambrr. Die Richtigkeit der Nachricht, daß der ungarisch« Haudelsminister Barotz den Resactienvertrag für deg rumänischen Verkehr abgeschlossen hat. beweist «in Sir- cu.ar der ungarischen Handet-gesellschaft, welch« den hieiigen Spediteuren die Errichtung einer Bukarest«! Agentte anzeigt und dieser erhebliche vortheile au« demResacneuvertrag ichert, deshalb unterlassen di« hiesigen Speditaur« di« Beschwerde ubcr den Abschluß de« Resactienvertrag«« bei der österreichischen Regierung. E« Wäre nun Sache der deutschen Reichsregierung. Gewiß- be t darüber »u verlangen, ob die Bortbeil« der geheimen R faetien auch dem deutschen HandrlSstandr zu Gut« kommen, dc»n die ungarische HandelSgefellschast ist kein Frachtführer vd-r Spediteur >m eigentlichen Sinne, sondern ein Waaren- h> ndler, der in den Wettbewerb mit deutschen, öster- im neuen Subventionsvertrage mit der ungarischen Regierung verpflichten mußte, «ine eigene Schifffahrt zwischen den Häsen des Schwarzen Meere« zu unlerhallen und die Nieder lassungen dcr ungarischen Handelsgesellschaft zu ihren Agenten zu bestellen. Sie hat auch da- alleinige Benutzungsrecht dcr ungarischen Donaufloltille, und sie hat die Verpflichtung, dem ungarischen Handel »od der »cugcschaffenen Industrie Absatzquellc» im Orient zu verschaffen. Da können geheime Resactien allerdings Mitbewerber au- dem Fetke schlagen, und darum ist eS für die deutsche Industrie wichtig, genau zu erfahren, wie die zugeficherte loyale Gegenseitigkeit in Wirklichkeit gebandhabt wird — Auch die „ Magdcb. Ztg.", welche bekanntlich für die neuen Handelsverträge eine ganz besondere Vorliebe au den Tag legte, macht ihrem Unmuth über das Vorgehen von ungarischer Seite mit folgenden Worten Lust: * Die Nachricht, daß der ungarische Handel-minister in der vorigen Woche einen geheimen Resactienvertrag für den Verkehr nach Rumänien und Serbien abgeschlossen habe, Hot bisher eine beglaubigte Widerlegung nicht gesunden, wohl aber wird die Anklage von verschiedenen Seiten mit großer Bestimmtheit er- hoben. Wenn nicht bis dahin ein« genügend« Aufklärung erfolgt, wird die Angelegenheit alsbald im Deutschen Reichstage »ur Sprache gebracht werden müssen Es liegt aus der Hand, daß die Verträge für uns werthtosrr werden, wenn ihre Wirkungen durch Frachtermäßigungen für ungarische Waaren gelähmt iverden. Das widerspricht auch durchaus den Bestimmungen der Verträge, und der Reichskanzler hat bei Berührung dieses PuncteS ausdrücklich erklärt, er habe keine» Grund, an der Vertragstreue und Lovaiität der ungarischen Regierung in dieser Hinsicht zu zweifeln. Die Verträge wären geradezu hinfällig, wenn diese selbstverständliche Voraussetzung getäuscht sein sollte. * Die Brüsseler französischen Kreise machen die äußersten Anstrengungen, um das Zustandekommen dc- belgisch-deutschcn Handelsvertrags zu verhindern. Die Meldung dcr Pariser Blätter, daß König Leopold eine Kammer Auslösung beabsichtige, falls dcr Vertrag abgclebnt wird, ist gegenstandslos, da letztere Eventualität ausgeschlossen, vielmebr eine starke Kammermehrhcit für de» Vertrag ge sichert ist. * Nach einem bei dem Indischen Amte in London ein gegangenen ofsiciellen Telegramm au-Huaza wurde daS Fo r t Huaza von den Engländern ohne weiteren Widerstand er obcrt. Die Eingeborenen haben sich vollständig unterworfen * In Rom fand gestern bei dem König und der Königin der übliche NeujabrSempfang für da» gcsammlc diplomatische CorpS ind die Gemahlinnen der Botschafter und Gesandten stai,. * Der italienische Justizminister bat seine De Mission eingereicht. Sein Nachfolger wirk vielleicht dcr Abgeordnete Garelli von der Parteigruppe Giolitti * Im Lateran ist in diesen Tagen das Denkmal de« größten Papste« enthüllt worden, der über die Kirche ge- bcrrscht hat. Leo Xlll. hat e» errichten lassen znni Zeichen der Wahlverwandtschaft, durch die er sich mit der imposanten Gestalt deSdritten Jnnocenzverbundenfühlt Im Lateran, der nebst dem Batican und dem Castell Gandolso zu den durch da« Garantiegesetz dem Papste vorbekaltenen Brsitz- Ihümern gehört, hat jene« Concil stattgcfunden, aus welchem daS Papstthum seine ganze kirchliche und weltliche Macht ent- saltete und Jnnocenz ikk einen deutschen Kaiser der Krone und de« Reiche- verlustig erklärte Seitdem bat da« kirchliche Roni nienial« wieder eiuc gleiche Machihöbe erklommen, und niemals wieder durste mit Jnnocenz ein Papst von sich sagen» er sei weniger al« Gott, aber mehr als ei» Mensch. Drei Jahrzehnte nach lenem kateranischen Concil war der »ngebeure Kampf de« Papstthum« mit den, Kaiscrbause der Staufen entschieden, in einer schrecklichen Katastrophe ging der letzte Sproß de« edlen schwäbischen HrrzogSgeschlechteS zu Grunde; aber auch die Kirche brach in ihrem Siege fast zusammen, und länger al« sechshundert Jabre bat es ge dauert, bi« da« Papstthum, der weltlichen Herrschaft ent Vi kleidet, in den Besitz der ungestörten geistlichen Weltherrschaft gelangte, über welche eS gegenwärtig verfügt. * Vor Kurzem war eine Kundmachung in den russischen Blättern zu lesen, der zufolge neucrding« 1500 Adel« Hier z»m zwangsweisen Verkauf gestellt wurden. Dieser organg wiederholt sich alle paar Monate und er ist rin Beweis, daß sich dcr Großgrundbesitz in Rußland in sietem Niedergange befindet. Die Ursachen liegen zum Theil in der Verschuldung und Verschwendungssucht des Adel-, zum größeren Tbrile i» den durch die Aushebung dcr Leibeigenschaft gc schaffcnen plötzlichen UcbcrgangSverhältnissen Es fehlen den Grundbesitzern die Arbeitskräfte, denn der russische Bauer will nicht mehr n»i geringen Lohn arbeiten nnd dann ist er auch nicht verläßlich. Sobald er Geld hat, trinkt er Tag und Nacht, er nimmt Vorschüsse von verschiedene» Besitzern, tritt nirgend» die Arbeit an nnd wenn er schließlich auch eingesperrt wird, nimmt er tieS mit fatalistischen! Gleich mulh hin In den Grenzprovinzen helfen sich Grckndbestycr mit der Ansiedlung deutscher Kräfte, doch wurden diese nach kurzer Zeit von der politischen Behörde aemaßregelt nnd über di« Grenze geschafft. So wirken die verschiedensten Umstände zusammen, die Güter immer weniger ertragfähig zu machen, und auch neue Maßregeln, welche jetzt in Petersburg geplant werden ä dürften keine Abhilfe schassen können. Cs wird der Voss. Atg " über dieselben berichtet: L«m»erg, 30. December. Die polnischen Blätter berichten auS Petersburg, daß aus Veranlassung de« Zaren eine Hilssaclion für den gru nddesitzenden Adel eingelritet wurde Eine be sondere Commission mit dem Senator Aba ja an der Spitze »rdiel» den Auftrag, der Gesetzgebung finanziell« Maßregeln zur Besserung der Lag» de« Großgrundbesitzes in Vorschlag zu bringen * Große« Aussehen erregt in St. Petersburg die Tbat ache, daß da» von der Stadt für theureS Geld angckauslc Nchl für die Nothlcidendcn — 500 Wagenladungen zum Preise von l Rubel 55 Kop. daS Pud — völlig unbrauchbar ist. ES stellt, wie die Untersuchungen ergeben haben, „ein schauderhafte» Gemisch von Spreu, Hülsen, unzermahlrnem Korn und einem grauen mehlartigen Pulver vor, da« bei der Analyse in Chlorosom einen kolossalen Niederschlag anorganischer Substanzen abgab — wahrscheinlich Kalk und Sank. WaS die Verpackung anbetrifft, so ist sie unerhört. Jeder Sack wiegt statt der normalen 7—8 Pfund wenigsten» 17—18. Die Säcke sind ordinär, grob, fchmntzig, über und über mit Flicken besetzt und von riesigen Dimensionen, wobei ein be deutender Theil de« Sacke» nach Innen hineiiigcbogen ist, um idm die gewöhnliche Größe zu geben. Eine Masse Säcke sind zkrriffen, bei anderen sind die Löcher einfach mit Heu verstopft. Durchnäßte Säcke sind auf jedem Schritt und Tritt zu sehen." — „Die Duma wird ohne Zweifel", so bemerkt die „Now. Wr ", „die sehr begreifliche Neugier dcr Residcnz- bevölkcrung aus diesem oder jenem Wege bcsriedigcii und nähere Erklärungen abgeben. Es wäre interessant, zu erfahren, warum ein gänzlich untaugliches Mehl gelaust wurde zu einem Preise, der in St. Petersburg gegenwärtig nicht einmal für die besten Sorten bezahlt wird. ES wäre interessant, auch die Namen dcr Herren zu erfahren, die diese gelungene „eom merzielle" Operation zu Wege brachten, sowie auch die vcr- mutklich „commerziellen" Motive, die sie bewogen, zu solchem Preise untaugliche« Mcbl und in so immense» O.iiantitätcn ru lausen. Wenn schon daS St. Petersburger Stabtamt solche Operationen macht, WaS darf man dann noch von den Provinzial-Institutionen verlangen, welche» gegenwärtig verdientermaßen Vorwürfe für Gcwisscnlosiglcit gemacht werden?!" * Dcr „Petitc Presse Parisienne" wird an» Petersburg gemeldet, daß kurz nach der Abfabrt des Zaren und des Zarewitsch von Gatschina nach Petersburg zum Besuch der französischen Gcmäldc-Au-stellung plötzlich dcr Fußboden deS Perron« dcr kaiserlichen Abfahrt« Halle eingestürzt sei. Vier Personen seien darunter begraben und todt hervorgcholt worden — AuS Moskau wird die Nachricht, daß der jüngst erst ernannte General gouvenirnr, Großfürst Scrgcl, ein Bruder des Zaren, öffentlich anSgezischt worden sei, bestätigt. Dcr Großfürst, welcher namentlich in den mittleren Gesell schastSelasscn sehr unbeliebt sei, habe besohlen, das; ric Pferderennen nicht srübcr beginnen dürsten, als bis er eingetroffen sei. Gleich da» erste Mal sei er anderthalb Stunden nach der für den Anfang der Rennen festgesetzten Zeit angelangt und da bade da- Publicum gezischt, was einen großen Eindruck in Moskau gemacht habe. Es beißt bereit», daß der Großfürst von Moskau abbcrusen werden soll. * AuS Riga wird vom 30. December gemeldet: Propst Woldcmar Mickwitz, dcr auf Grund einer Anklage der Proenratur wegen gesetzwidriger Einsegnung von Eben zum Verluste seiner geistlichen L^ürdc nnd zu einer längeren Gcsängnißstrase verurtkcilt werden sollte, ist vom Riga'ichcii Bezirksgericht für die Dauer von neun Monaten vom Amte siiSpcndirl worden. Die von dem Propst Getrauten erklärten in entschiedenster Weise, daß sie Lutheraner seien, auch dcr Angeklagte war derselben Ueberzeugung — Ein csthnischcs Elternpaar, welche» angeklagt war, seine Kinder dem Gesetz zuwider nickt in dcr Lehre dcr ortkodore» Kirche ;n erziehe», wlnde zu zwei Monaten Gcsänaniß vcrnrtbcilt: die Kinder dcr Verurtbcilten solle» griechisch-orthodoxe» Ver wandten zur Erziehung Vimmcl j überwiesen werden. Wan» endlich wird diesen zum Himmel schreienden barbarische» Bedrückungen dcr Lutheraner >» den russischen Ostseeprovinzcn ei» Ende bereitet werden? * Au- Bukarest wird vom 30. December gemelrel: Infolge de« Einverständnisses und dcr Fusion dcr eonstitu tionellen Partei Carp mit den Conservativcn zum Zwecke der Gründung einer einheitliche» Partei unter dcr Füdruna Catargiu'S gaben dcr Minister dcr Tomainen General Mano, der Finanzniinisler Stirbev nnd der Justiz- minislcr Sturdza ihre Demission Dieselben wurden beule ersetzt durch Carp für dir Domainen, Ghermann für die Finanzen und Marakiloman für die Justiz Heute Abend leisteten die neuen Minister ihre» Eit General Mano ist al» Präsident der Kammer in Aussicht gcnvminen * Wie au« Belgrad gemeldet wird, ist die Absicht der Regierung mit Rücklicht aus die Schwierigkeiten, aus die sie de» drr Skupschtina voraussichtlich stoßen wird, letztere
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