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Der Sächsische LrzcUer Nr. 99 Dienstag, den 23. Mürz 1S37 92. Jahrgang der» und Völkern, die nun einmal nachbarlich aufeinander angewiesen sind, gerecht wird, hat der deutsch-polnische Ge gensatz als solcher unleugbar an Schärfe verloren. Das Ab kommen von 1922 hat auf diese Politik nicht eingewirkt, denn wenn sich zwei Nachbarvölker verständigen wollen und kön nen, so geschieht dies unabhängig von äußeren Einflüssen. Diese äußeren Einflüsse dürfen und sollen auch in Zukunft nicht wirksam sein, denn es wäre ein Unglück für Europa, sofern es an irgendeiner Stelle gelingen würde, dem bösen Geist der Versailler Politik freies Spiel zu lassen. In einem dichtbevölkerten Gebiet, wie es Oberschlesien ist, in dem trotz der Grenzziehung beide Teile aufeinander angewiesen sind, bedarf es gewiß besonderer Sorgfalt und Umsicht, um sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite jene Ruhe zu sichern, die allein eine ersprießliche Entwicklung gewährlei stet. Im Geist der deutsch-polnischen Verständigung läßt sich das eine wie das andere erreichen, denn bei einer solchen Verständigung kommt es ja schließlich immer darauf an, daß nicht nur ein Teil leben kann, sondern beide Teile zusetzen müssen. Das hat auch der Oberpräsident Wagner unmißver ständlich in seinen Reden ausgeführt, so daß es gar keinen Zweck hat, daraus etwas anderes herauszulesen, als was der wahren friedlichen Entwicklung beider Völker dienk Belgien will Herr im eigenen Hause sein England erwartet „Gegenleistunsen". — Krüssels Kedenken gegen den Pakt Frankreich—Sowsetrrrstlund. -«»sprech«, Aw» Bischof,««-» Nr. «4« und 445. äll« von Betriebsstörungen od« Unterbrechung der einrichtuugen durch höher« Gewalt hat der B«. I der satz zu schaffen. Wenn wir uns rückschauend erinnern, was alles seit 1922 bis 1933 an der deutsch-polnischen Grenze vor sich gegangen ist, wie der Zoll- und Handelskrieg nicht ab- brach, wie sich daraus ein Wirtschaftskrieg entwickelte, so schien es fast so, als oh, dieser Gegensatz nicht zu überwinden sein würde. Es ist wieder klar, daß unter diesem Gegensatz die deutsche Minderheit in Polen leiden mußte, wobei immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß vor dem Kriege auch die polnische Bevölkerung in Deutschland unter Druck gestan den hätte. Hier ist indessen ein Vergleich nicht möglich, weil der deutsch-polnische Gegensatz vor dem Kriege nicht eigent lich national bedingt war, sondern getragen wurde von dem scharfen religiösen Zwiespalt. Der unduldsame Ultramona- nismus tat alles, um den deutsch-polnischen Gegensatz zu ver schärfen, wobei wieder daran zu erinnern ist, daß die polni schen „Märtyrer" in Preußen fast immer — römische Kleri ker gewesen stnd. Nachdem 1922 das deutsch-polnische Abkommen mit Mühe und Not unter Dach und Fach gebracht worden war, gab es zwar nach außen so etwas wie eine völkerrechtliche Regelung, aber nach innen waren nicht alle Reibungsflächen abgetra gen. Erst durch die Politik des Führers und Reichskanzlers, mit Polen in ein Verhältnis zu kommen, das beiden Län- «nzeigenprel,: Di« 4« mm breit« einspaltige MMimeterzeil, 8 Rpf. Im Textteil die 90 nun breit« Millimeterzetl« 2S Rpf. Rachlatz nach den gesetzlich vorgeschriebenen Sätzen. Für da. Erscheine« von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. SderschleWe Srenzftagen. W oerholt hat der Oberpräsident und Gauleiter Wagner, so am 14. und 31. März, darauf hingewiesen, daß wir unmit telbar vor Ablauf des auf IS Jahre befristeten Abkommens stehen. Las im Frühjahr 1922 zwischen Deutschland und Polen geschlossen wurde. Nun geht eS bestimmt nicht an, dies Abkommen heute so zu sehen, wie daS vor IS Jahren geschah, also zu einer Zeit, in der Deutschland buchstäblich «tS tausend Wunden blutete, weil die Versailler Politik deutsche Gebiete und damit deutsche Volksgenossen vom Reich loSgerissen hatte. DaS war auch mit Ostoverschlesien der Fall, LaS äuf Grund einer Volksabstimmung von Deutsch land getrennt wurde, wobei aber keine Zeit etwas daran än- dern kann, daß diese Lostrennung beim Bölkerbundsrat in Genf nur dadurch eine Mehrheit fand, daß sich die Vertreter Japans und Chinas für die Lostrennung entschieden. Selbst Llohd.George, der damals englischer Ministerpräsident war, der zu jmer Zeit förmlich von Deutschfeinblichkeit überfloß, Ler auf jeder Tagung die deutschen Vertreter grob anfuhr, Wehrte sich im Oktober 1921 in Genf mit äußerstem Nach druck gegen eine Teilung Oberschlesiens. Wenn sie völl- -ogen wurde, so geschah das auf Grund der Volksabstim mung, obschon auf der andern Seite feststand und noch im mer feststeht, daß eine Volksabstimmung für manche Gebiete nicht in Frage kam, die ebenfalls vom Reich loSgerissen wur den. DaS alles war und ist die Versailler Politik, die davon au-ging, Deutschland zu schwächen, die sich nicht damit be- gnügte, Deutschland zu entwaffnen, sondern überall Gelegen heit suchte, um erhebliche Gebiete von Deutschland loszu trennen. SS bestand und besteht kein Streit darüber, baß es in Oberschlesien einen starken Einschlag polnischer Volksteile aüch vor dem Kriege gab. ES hat keinen Zweck, heute darauf hlnzuweisen, daß das Wachstum der polnischen Bevölkerung in Oberschlefien vielfach durch Zuwanderung vor.sich ging, denn mit dem Aufkommen der oberschlesischen Industrie stieg auch die Nachfrage nach Arbeitskräften von Jahr zu Jahr. Daß dies Aufkommen der oberschlesischen Industrie nicht nur auf Grund der Bodenschätze vor sich ging, also der Kohlen- und Eisenerze, daß die Voraussetzung für diesen Aufstieg vielmehr die war, daß im Reichsgebiet alles an Halbzeug und Jnbustrieerzeugnisten ausgenommen werden konnte, wa- Oberschlefien hervorbrachte, da» hat die Nach kriegszeit mit der unterschiedlichen Entwicklung von West- und Ost-Oberschlestcn bestätigt. Nachdem die Trennung deS Industriegebiets in Genf nun einmal beschlossen war, blieb nicht» anderes übrig, al» alle» zu versuchen, für die deutsche Bevölkerung in Ostoberschlefien eine erträgliche Lage zu schaf fen. Wir können un» heute gar nicht mehr vorstellen, wie schwer da» war, »«mal gerade die Trennung Oberschlefien» im Ginn« der Vvcsailler Politik dazu beitragen sollte, -wi schen Deutschland und Polen einen unüberwindlichen Gegen Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustrierte« Sonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage Frau und Helm / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, in Bischofswerda. — Postscheck-Konto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokaffe Bischofswerda Konto Rr."64 London, 23. März. (Gig. Funkmeld.) Die Morgenblät- ler beschäftigen sich naturgemäß eingehend mit dem Besuch König Leopolds und der vermutlichen britischen Stellung nahme zu den belgischen Wünschen. Im allgemeinen wird er klärt, daß England den belgischen Sicherheit»- und Unab- häugigkeikswünschen nicht ungünstig gegenüberstehe, daß e» aber von den Belgiern gewisse Gegenleistungen für eine Ga rantierung der belgischen Unabhängigkeit durch England er warte. * Die belgischen Wünsche werden vom diplomatischen Kor respondenten der „Morningpost" wie folgt dargestellt: 1. Beseitigung der Abmachungen vom März 1936, auf Grund deren Belgien zur gegenseitigen Unterstützung gegen über Frankreich und England verpflichtet wurde; 2. die. Beendigung der Generalstabsbesprechungen, die sich aus den Märzvereinbavungen ergeben; 3. Garantien für die belgische Unabhängigkeit und ge bietsmäßige Unversehrtheit durch England, Frankreich, Deutschland und Italien. Belgien verlange ferner freie Hand in der Auslegung des Sanktionsartikels 16 der Völksrbundssatzung, der be kanntlich unter anderem vorsieht, daß Mitglieder des Völker bundes „etwaigen zum Schutz der Satzung zusammenarbei tenden Streitkräften" das Durchmarschrecht durch ihre Ge biete gewähren sollen. Belgien wolle sich das Recht Vorbehalten, den Durch marsch ausländischer Truppen nach eigenem Ermessen abzu- lehnen oder zuzulassen. Die englische Regierung habe ihre endgültige Stellungnahme noch nicht formuliert. Sie habe sich jedoch nicht auf eine grundsätzlich« Ablehnung der belgi schen Forderungen festgelegt. Der Korrespondent weist schließlich auf die Verschlechte rung der französisch-belgischen Beziehungen infolge der un freundlichen Stellungnahme der flämischen und rexistischen Gruppen in Belgien gegenüber Frankreich sowie infolge der Abneigung der belgischen Konservativen gegen den Pakt Frankreich—Sowiotrußland und die Bolksfrmrtpolitik der französischen Regierung hin. Alle belgischen Parteien seien sich darüber einig, daß Belgien auf jeden Fall Vie Gefahr vermeiden sollte, infolge feiner Sonderverpflichtungen gegen über Frankreich in irgendeinen Konflikt kn Ost- oder Mittel europa hineingezogen zu werden. Der diplomatische Korrespondent des .Haily Telegraph" weist darauf hin, daß die belgische Frage zahlreiche schwierige Probleme aufwerfe. Unter diesen Umständen könne wahr scheinlich nicht mit einer baldigen Unterzeichnung eines neuen Westpaktes gerechnet werden. Der Korrespondent meist auch darauf hin, daß Vie stärksten Befürchtungen Belgien» gegen den Pakt Frankreich—Sowjetrußland und gegen die übrigen französischen Bündnisse mit den osteuropäischen Staaten ge richtet feien. „News Lhronicle" erklärt, daß da» einzige offensichtliche Entgegenkommen gegenüber den belgischen wünschen bisher in der deutschen wefipaktnote enthalten sei TlgeMt firZWoftwer-a Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsisch« Hnähler Ist da» zur DKSsfnttlichung der amtlichen Bekannt machungen der Luntshauptmannschast zu Bautzen u. der Bürgermeister zu Bischofswerda u.S!eukttch(L)b«hörolicherseitsbeslimmteBlattu.enthSltfemer dH Bekanntmachungen dell Finanzamts zu Bischofswerda u. and. Behörden. Tagesschau. * gar «iuhetlllche» Zusammenfassung u. zum plaumätzlgen Einsatz «jller Kräfte auf die durch den Vieqahrwpla» gegebenen Erforder niss« «mrde durch Erlaß de» Relchserstehungrminifie» Rust eln AÄsthuuPMü gebildet. Am Montag habe» la Lerün die deutsch-schweizerischen Ver handlungen üb« ein« Neuregelung de» Zahlungsverkehr, zwischen Deutschland «ad der Schweiz begonnen. * Lit englische» Morgeublätter beschäftigen sich eingehend mit de»Besuch Röntg Leopold, und der vernmtlichea britischen Slel- limgaahau zu dea belgischen wünschen. * Vie »Libre Belgique" gibt am Montagabend unter Richtig- ftrllung der von Perüuax »Echo de Pari»" geSußerteg vermu- fttngeu «ich«« Auskünfte üb« die Ziele der belgischen Außenpolitik. * La» „Oeuvre" will wissen, daß da, französische Auawärttge »ml m« Sounabrad eine Denkschrift nach London gesandt hat. die den frauMscheu Stantzmukt in der belgischea Reuftalltälsfrage ZN« «»»druck bringt. * Zwei nationale vombeuflleger bombardierten am Monkag de» Hase» von Valencia und zerstörten ein große, Waffen- und Mnütloimlager. * Vie Lage tm amerikanische» AMomobllstrelk hat «ine weitere Zuspitzung «fahren. Vle Streikleitung verlangt die Abberufung de, Bürgermeister» vo» Detroit. «eil « polizeilichen Maßnahmen ge- gen die Sitzstreik« zugefilwml hat. * Pi« Ursache der furchtbaren Explosion-katastrophe in Texa, ist gekkLck Der Direktor erklärt^ daß die Schulleitung. um die cheHtosteu zu sparen, Gasrohre «in« Privatgesellschaft die unter dem Schulgebäude «erlauf«», angebohrt habe. Der Direktor ist »och seine« Sestäudnl, völlig zusammeugebrochen. *) Ausführliches an anderer Stelle. Die erste Fühlungnahme. London. 23. März. (Eig. Funkm.) König Leopold von Belgien hatte am Montagabend auf einem politischen Abendessen in der belgischen Botschaft Gelegenheit, mit den maßgebenden englischen Politikern die erste Fühlung aufzu nehmen. Es kann angenommen werden, daß König Leopold im Laufe des Abends Gelegenheit hatte, sich längere Zeit mit dem englischen Außenminister Eden privat über dl« belgi schen Unabyängigkeitswünsche zu unterhalten. Die Presse rechnet damit, daß eine weitere Besprechung zwischen König Leopold und Eden Dienstag oder Mittwoch stattfmden wird. Sie wirklichen Ziele der belgischen Aü-enpoM. Brüssel, 23. März. (Eig. Funkm.) Die „Libre Belgi- que" gibt am Montagabend unter Richtigstellung der von Pertinax im „Echo de Paris" geäußerten Vermutungen nähere Auskünfte über die belgische Außenpolitik. Pertinax habe behauptet, Belgien wolle die Aufgabe aller belgischen Verpflichtungen als Bürge aus dem ehe maligen Locarnooertrag die Aufrechterhaltung aller Bürg schaften, die ihmgewährt wurden, die Beendigung aller mili tärischen Abmachungen u. selbst joden militärischen Meinungs austausches und schließlich die Reform des Artikel 16 des Völkeroundspaktes, also die Aufhebung des Durchmarsch rechtes. Dazu sagk die »Libre velaique". die beiden ersten Punkte entsprächen de« wirklichen Absichten der belgischen Regierung. Linen Meinungsaustausch zwischen den Gene- ralskäben habe die belgische Regierung niemals abgelehnt. Dieser sei avch für eia neutrale» Land durchaus denkbar un- ter der Bedingung, daß solch eia Meinungsaustausch in der Praxis nicht eln verkappte« Militärbündnis darfielle. Was den Artikel 16 angehe und da» Durchmarfchrechk. fo hab« Belgien niemals eine Revision de» Artikel» 16 verlangt, sondern nur immer feine genau«« Untersuchung. Franßöstsche Denkschrift rrrr belgischen Ueutranlatsfrage? Pari». 23. März. (Eia. Funkm.) Das „Oeuvre" be- richtet, der Quai d' Orsay habe im Hinblick ^aufdenLon- doner Besuch des König» der Belgier dem tzoreign Oftioe am vergangenen Sonnabend eine Denkschrift zuaehen lassen, die den französischen Standpunkt in der belgischen Neutra- litätsfraae zum Ausdruck bring«. Nach dieser Quelle soll das französisch« Außenministe rium den Wunsch Süßem, die Angeleaeicheit nur in diplomatischen Verhandlungen zu erörtern, aber keine Konferenz abzuhalten. Auch sollen die Verhandlungen über die Fragen, die sich nach dem nach der Kündigung de» Lo- oarnovortrage« abgeschlossenen vorläufigen Abkommen Wi schen Frankreich, England und Belgien ergeben, auf d^e drei Länder begrenzt bleiben. Hinsichtlich» derMfttgen Beharrung de» Döllerbundsartikel 16 durch Belgien wird vonFrankreich vorgeschlagen, daß Frankreich und England Täglich nett Aumahm» der Sonn- und für me Zett elne» halben Monats; - r IM» llE bei« Abholen in der Erschüft»- Beförderungseinrichtuüaen durch "höhere Gewalt haVdrr Rpf. «nzelmumner w Stof. (Sonnabend- zieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung nmnmer w Rpf.) Zeitung oder auf Rückzahlung de, Bezugspreis«,.