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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anjrig«»prri»: die ^gespaltene A«u»,Nle LV Dpldpfcnuig, die 4 gespaltene Feil« der »Wtücheu Belta null« achnuge» 4V »»Id» Pfennig, die 3 gespaltene Neklamejetle t» textlichen Teile 1<X> Doldpfennig. Rach»eisnng,gebühr 20 Doldpfennig. B«r- gefchriebeneErscheinung». tage und Plazoarschrist«, werd«, «ach Möglichdeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berüchsichtigt. A»^«« aauahnl- di» »arm. lv Uhr — — - Für di« Nichtigkeit »«, durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Daruntie. Jeder Radatlaufpruch erlischt, weu» der Betrug durch Klage eiugezogeu werden »uh »der der Auftraggeber tu Lanka,» gerät. Anzeigen ne Haren alle Ber»ittlung»strlleu entgegen. M». >»u>.urukler Tageblatt' erscheint täglich nach«, s Uhr für de« Tu,. Be,n,»preis: »ei Adtzslun, in k« W>«fchüst»stelle uu» den Au»gabeftelleu r M». t» Monat, bei Zustellung Burch di« Bote» 2,30 Md., deiPostdestellun, UE» «dtea». .. gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend M°.«undun,«-^ Lt»'en e^?^3»"°lle h.h-r« «ew^t, fonPg-rB-^.d.^^b^h. »UuAns^cha-f VM ^cr.u«U »der KLrpms de» B«H»O »preise«. — Nü«iise»d»»- ei»ges«mdter SchrisiMme erfolgt «»r, »exx Porto oeilleOt. »« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanutmachauge« der Aaitsha«ptma»«schast Meißen, des Amtsgerichts ««d Etadtrat» z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharasdt, Finanzamts Roge«. Nr. 139 — 85 Jahrgang. Leiegr-Sdr: .Amtsblatt- Wil«draff -Dre»d en Postscheck: Drerden 2640 Donnerstag, 17. Inui1926 Kommt poincare wieder? Man hat an der Berliner Börse am Dienstag fm 100 Frank nur noch 11,75 Reichsmark bezahlt, so das; es vermutlich wohl nicht mehr sehr lange dauern wird, bis die französische Währung auf ein Zehntel ihres Vorkriegs wertes gesunken ist. Und am gleichen Tage mußten in Lon- don für ein Pfund Sterling nicht weniger wie 180 Frank bezahlt werden, wobei man sich auch dort mit dem weiteren Sinken der französischen Währung vertraut gemacht hat. An die Stelle des bei der Rechten sehr unbeliebten Caillaux war bei der letzten Kabinettskrise in Frank reich als Finanzminister Pöret getreten, der völlig scheiterte, so sehr, daß er seine Demission erklärte, nun aber zusammen mit dem stürzenden Frank auch das ganze Kabinett mit sich rißr Briand ist wieder einmal zurückgetreten, aber man ist in Frankreich ganz all gemein der Ansicht, daß nur Briand aus dem Chaos wieder herausführen kann, daß er also wieder Minister- Präsident werden muß. Allerdings ist Wohl auch jetzt die Stunde ackommen, da das Wahlresultat vom 11. Mai 1924, das der Linken einen Sieg verschaffte, sozusagen liquidiert wird, indem nun auch die Rechte, die damals geschlagen mnrde, wieder herangezogen wird mitten in die Verant wortung hinein. Man spricht von einem Koalitions - kabi nett, in dem — Poincarö auftauchen soll, möglichst als Finanzminister, da Caillaux wenig Lust zum übernehmen dieses Ministerpostens zeigt. Ganz besonders schlimm ist in Frankreich die Lage deswegen, weil man sich so überaus uneinig über das ist, was nun eigentlich geschehen soll, daß man vor lauter Streit und Überlegung zu gar nichts kommt. Man hat einen Sachverständigenausschuß eingesetzt, aber auch ihm geht es nicht anders. Nicht bloß über Einzelheiten zanP man sich mit einer fast grotesken Erbitterung, sondern allem über die Grundfrage: schärfstes staatliches Ein greifen in den Geldvcrkchr und das Wirtschaftsleben oder völlige Freigabe des privatwirtschaftlichen Vorgehens. Die Stützungsaktion des Franken mit Hilfe der 100-Millio- nen-Dollaranleihe, die das Bankhaus Morgan schon vor twei Jahren zur Verfügung stellte, fchlug völlig fehl. Wenn der Sachverständigenausschuß vorgeschlagen hat, die kurzfristigen Staatsanleihen — mindesten 60 Milliar den Frank —, die bisher in der Hauptsache durch Neu- Ausgabe von Banknoten oder Umtausch in neue Anleihen »zetilgt* wurden, nun zum gesetzlichen Zahlungsmittel iu machen, so dürfte auf diese Rieseninflatron Wohl rin weiterer und nur noch schnellerer Sturz des Franken rrfolgen. Ebenso gescheitert ist ja der Versuch, durch Um tausch der Riesenmassen innerer Anleihen gegen eine neue zoldwertige eine Nobilisierung zu schaffen, weil man da- sür offenbar nicht das notwendige Vertrauen aufbrachte. Nriaud hat durchaus nicht unrecht, wenn er zwar darauf hinweist, daß man in Italien, England und Belgien Frankverkäufe tätige, um die eigene Währung zu halten, saß aber auch in Frankreich selbst der Frank eifrig ver kauft wird, weil die Franzosen das Vertrauen zu ihrer eigenen Wahrung verloren haben. Ein „Kabinett der nationalen Einheit", woran sich aber schon die Sozialisten unter Herriot wohl nur sehr iögernd beteiligen würden, ist ein Wort, das schnell aus gesprochen, vielleicht auch verwirklicht werden kann, aber es muß doch auch einen praktischen Gedanken, ein Ziel and ein Programm haben. Briand soll eine Blankovoll macht verlangen, offenbar etwa in der Art, wie sie ja bei Stabilisierung der deutschen Währung das damalige ftabinett Marx im Ermächtigungsgesetz erhielt und aus- autzte. Denn bei dem Durcheinander der in Frankreich besonders starken wirtschaftlichen Einflüsse, die sich nament lich in der Depuücrtenkammer betätigen, bei dem Macht hunger mancher Parlamentsgrößen, die jede Schwierig- !eit des Gegners benutzen, um sie aufzubauschen, in ent gehende Lücken hineinzustoßen, die Krise nur noch zu ver schärfen, wird selbst eine energische Hand es in Frankreich wch viel schwerer haben, durchgreifen zu können. Wird Poincars wirklich Finanzministcr, dann ist er Wieder der mächtigste Mann in Frankreich, was wir Deutsche ja kaum sehr angenehm empfinden werden. Ein Interesse aber haben wir daran, daß jenseits des Rheins endlich Ordnung in der Währungsfrage geschaffen wird, sveil sonst die wirtschaftliche Unruhe immer stärker über- hcmd nimmt. Fürstenabfindung und Wirtschaft. Von Dr. Reichert, M. d. R. Was hat die Wirtschaft mit der Fürstenabfindung zu bin? — So mag mancher angesichts der Überschrift dieser Betrachtung fragen und denken, daß es sich bei der Rege- »ng des Eigentums der Fürsten um eine Angelegenheit handle, deren Entscheidung durch die Absetzung der Für sten im November 1918 im wesentlichen vorweggenommen len Lebten wir im Bolschewikenreich, so hätte diese Auf lösung alles für sich. Der Begriff des Privateigentums, °lso des persönlichen Eigentums, erlebte im Sowjetland s'ne tiefgreifende Erschütterung und weitgehende Ein- ^ränknng zugunsten des Staats- und Gesellschaftseigen. Lriand bildet die neue Regierung. Vas sehnte Kabinett krianck , Paris, 16. Juni. Briand hat den Auftrag zur Neu bildung der Regierung angenommen. Als er nach einstündiger Beratung mit Doumergue das Elysee verließ, erklärte er: Nach Rücksprache mit verschiedenen politischen Persönlichkeiten hat mich der Präsident der Republik gebeten, das neue Ministerium aufzustellen. Ich habe geglaubt, den mir erteilten Auftrag nicht Briand. Portefeuille im neuen Ministerium zu übernehmen; er werde aber sehr scharfe Bedingungen stellen. ZoUbesprechungen beim Reichskanzler Um die Gestaltung der Getreidezölle. Zwischen Vertretern der Regierungsparteien, dem Reichskanzler, dem Reichscrnährungsminister und dem Ncichslandwirtschaftsminister fanden Besprechungen ü'er eine Hinausschiebung der erhöhten Getreidezoll gesetze, die normalerweise am 1. September in Kraft treten sollen, statt, ohne daß man schon zu endgültigen Beschlüssen kam. Ursprünglich waren in dem Zolltarif des vorigen Jahres die erhöhten Zollsätze, die jetzt in Kraft treten sollen, eingesetzt worden, um sic bei den Handels- vertragsverhandlungen mit Getreideländern als Kampf mittel zu benutzen. Wie es heißt, ist bei einigen Parteien der Wunsch laut geworden, die erhöhten Getreidezölle vorläufig noch nicht einzuführen. Vor allem verlangen die Sozialdemokraten, endgültig auf dieses Kampfmittel zu verzichten. Anderer seits bestehen aber die Deutschnationalen darauf, daß zu dem vorgesehenen Termin der erhöhte Zollsatz besonders für Gerste eingeführt wird. Die Ver handlungen werden fortgesetzt und werden in der nächsten Wocke in ein entscheidendes Stadium treten. Mchnen zu können, und werde versuchen, die Einigung der Par teien auf breitester Grundlage zu verwirklichen, indem ich mich D.> deren hervorragendste Persönlichkeiten wende. Zweifellos werde ich noch heute abend mit zwei oder drei Persönlichkeiten Rücksprache nehmen, um das Terrain zu erkunden, und morgen früh mit den endgültigen Verhandlungen beginnen. * poincars wirs pinansminifter Berlin, 16. Juni. Lieber die Beratungen, die der Prä sident Doumergue im Laufe des heutigen Nachmittags über die Regierungskrisis geführt hat, wird noch aus Paris berichtet- Von den vielen Besuchen, die der Präsident der Republik im Lause des heutigen Tages empfangen hat, ist der am meisten kommentierte der Besuch Poincaräs, und es ist sicherlich kein Zufall, daß die Unterredung mit ihm die ausgedehnteste war, die Präsident Doumergue heute gehabt Hal. Paris, 16. Juni. Am Nachmittag hatte eine Aussprache zwischen Briand u»d Poincars stattgefunden, nach der Poin- carö im Senat erklärte, er sei grundsätzlich bereit, das Finanz- Schwerer Wall bei einer SaniMübung. Ein Sch ulk nabe ertrunken. In Nikolassee bei Berlin ereignete sich bei einer Sanitätsübnng von Männer- und Frauen- vercinigungen des Roten Kreuzes von Groß-Berlin eip beispielloser tödlicher Unglücksfall. Auf einem Dampfer, auf dem nach dem Übungsplan eine (fingierte) Explosion erfolgen sollte, befanden sich mehrere Schüler ans Zehlendorf, denen von ihren Eltern die Erlaubnis gegeben worden war, von dem Dampfer in den See zu springen, um sich dann retten zu lassen. Ob. wohl von der Leitung der Übung angeordnet worden war, daß mit Rücksicht auf das schlechte Wetter die Kinder aus dem Dampfer verbleiben sollten, sprangen doch die meisten, als die Signalraketen aufstiegen, ins Wasser. Einer von den Schülern, der 13 jährige Wilhelm Jähnke aus Zehlendorf, versank in den Fluten und tauchte nicht wieder auf. Er ist wahrscheinlich einem Herzschlage er legen. Unter den vielen hundert Leuten, die der Übung beiwohnten, rief der Unfall große Erregung hervor. tüms. Die Revolutionierung der althergebrachten rus- fischen Rechtsverhältnisse führte infolge des neuen bolsche wistischen Geistes zu einer grundlegenden Umwälzung der ganzen Volkswirtschaft, zu einer Zerstörung der Privat wirtschaft. Handel und Wandel sind gelähmt. Die Güter gewinnung leidet in allen Wirtschaftszweigen. Selbst das Familienleben ist nicht frei geblieben. Die Erscheinung des wagemutigen Unternehmers ist dem Rußland der Gegenwart fremd geworden. Der kommunistische Partei mann ist ein schlechter Hüter der sich frei betätigenden Wirtschaft. Wäre es in Deutschland etwa anders gegangen, wenn sich die bolschewistischen Ideen über Wirtschaft und Eigen- tum zu Gesetz und Recht entwickelt hätten? Ein solches Wagnis wollten die Führer der Umwälzung in Deutsch- änd vom November 1918 nicht unternehmen. Sie über- ,rügen vielmehr die Regelung der Grundgesetze der Wirt- chaft der Weimarer Nationalversammlung. Der gesunde Menschenverstand, der keine sinnlose Vernichtung der Volkswirtschaft, sondern sinnvollen Wiederaufbau wollte, bestätigte das vieltausendjährige Recht des Privateigen tums, eine Anerkennung der persönlichen Leistung jedes Volksangehörigen. Hierbei wurde keinerlei Unterschied nach Geschlecht und Stand, nach Alter und Beruf ufw. gemacht. So wurde also auch den Fürsten genau wie dem Arbeitendem Bauern, dem Gewerbetreibenden sein Privat eigentum verbrieft. Kein einziges der deutschen Länder, selbst nicht diejenigen unter linksradikaler Führung, haben es bisher unternommen, die Fürstenabfindung so zu be treiben, daß etwa eine entschädigungslose Abfindung das Ergebnis war. Hatten doch auch die Fürsten neben dem Verlust ihrer staatlichen Bezüge infolge der Inflation und der Aufwertungsgesetzgebung starke Einbußen erlitten. Wer seine Stimme für eine entschädigungslose Ent eignung des Privateigentums der Fürsten abgibt, der weicht von der neuen Reichsverfassung wie von dem alten Recht ab, der weicht von der gegebenen Rechtsgrundlage des neuen Staatswesens ab und gefährdet die Geschlossen heit des Rechtsgedankens. Zugleich schaffen die Gegner der Fürsten einen bedenklichen Vorfall, dem ähnliche Maß- nahmen zwecks Vergrößerung des öffentlichen und zwecks Verkleinerung des privaten Eigentums folgen können. Es würde nach den politischen Erschütterungen der letzten acht Jahre von neuem ein gefährlicher Weg beschritten, der schließlich in bolschewistische Wirtschaftsverirrung führen könnte. Man follte nicht zulassen, daß der gerade Weg des Wiederaufbaues verlassen wird, daß die im Sturm von Jahrtausenden erprobten Fundamente der Wirtschaft untergraben werden. Max Zmmelmann. Zur 10. Wiederkehr seines Todestages. Vor zehn Jahren, am 18. Juni 1916, fiel an der deutschen Westfront der hervorragende deutsche Flieger- ofsizier Max Jmmelmann. Noch heute erinnert man sich mit Stolz und Bewunderung seiner Großtaten, die ein Ruhmesblatt in der Ge schichte der deutschen Luftwaffe bilden und ihn, neben dem Haupt mann Bölcke und dem Freiherrn Manfred von Richthofen, zu einem der meistge nannten Kampfflieger des Weltkrieges gemacht haben. Wiederholt wurde ihm die Ehre zu teil, in den amtlichen Heeresberichten an be- sonderer Stelle genannt zu werden, und auch die Feinde, vor allem die feindlichen Flieger, erkannten seine hohe Bedeutung an und rühmten neben seinem Kampfesmut, seiner staunenswerten Treff sicherheit vor allem auch sein vornehmes, rittet liches Wesen, über 20 Kampfflugzeuge hat er abgeschossen. Sein Name war bekannt, gleich dem Namen Otto Weddigens.