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Dienstag. M 9 31. Januar 1860. Erscheint Dienstag« und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post anstalten. WePeritz-Zeitung. Prei« pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalte»-Zeil« 8 Pfg. Amts- md Mrigk-Mt der KSmgliche« Mkrichts-Ikmlkk md SlMrithk M DippoldiW«lde, /kmk»siki» md Illmdtr,. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Verordnung des Ministeriums des Inner», die Einfuhr von Knochen aus Böhmen betreffend. Daö Ministerium des Innern findet sich veranlaßt, zu denjenigen Gegenständen, deren Einbringung au» dem Königreiche Böhmen über die diesseitige Grenze, mit Rücksicht ans die in einigen Gegenden des ersteren Landes herrschende Rinderpest, in Punkt 1 der 'Verordnung vom 3. dieses Monats, bis ans Weiteres gänzlich untersagt worden ist, auch Knocken aller Art hinzuzufügen, dergestalt, daß Zuwiderhandlungen ebenfalls mit der in der gedachten Verordnung unter Nr. 5 angcdrohten Strafe von 10 bis 100 Thalern, oder nach Befinden entsprechender Gcfängnißstrafe zu ahnden sind. Dresden, den 25. Januar 1860. Ministerium des Innern. Für den Minister: (gez.) Kohlschütter. TageSqeschichte. -j- Dippoldiswalde, den 28. Jan. Dem Herrn Verfasser des Aufsatzes, die Reorganisation des hiesigen Stadtschulwcscnü betreffend, fühlen wir uns, obschon wir nicht allen seinen Ansichten beipflichtcn, doch zu Dank verpflichtet. Diesen verdient er schon der An regung des wichtigen Gegenstandes halber, dessen öffentliche Besprechung man, vcrmuthlich im Gefühl cntgegenstehcndcr Schwierigkeiten, bisher vermied. Wie groß diese nun auch sein mögen, sie können uns nicht abhalten, einer uns von Gott vorgeschricbcncn Aufgabe, der angemessenen Aus- und Fortbildung Heranwachsender Geschlechter in Religion, Sittlichkeit, Wissenschaft und Kunst, gerecht zu werden. Wollten wir dafür in uns nicht den stets zu Thaten und Opfern bereiten, nie erkaltenden unermüdlichen Eifer unterhalten, so würden wir uns undankbar für das Gute bezeigen, was uns in dieser Beziehung auf unserm eigenen LcbenSgange durch die Schule und sonst zn Thcil geworden ist, und würden uns an uns und nnscrn Nachkommen, deren religiöses, sittliches und geistiges Wohl in unsere Hände grlegt worden, schwer vergeben. Es fehlt indeß in unserer Stadt wirklich nicht an dem für daö Gute regen und opferwilligen Sinn, wen» er von den betreffenden Organe» gehörig angeregt und geleitet wird. Der Herr Verfasser des mchrerwähnten Aufsatzes verdient nniern Dank aber auch hauptsächlich deswegen, weil er mit gründlicher Kenntniß der Sache einen der Hauptübclstände zur Sprache gebracht hat, welcher ein gedeihliches Wirken des Schulunterrichtes verhindert. Dieser besteht darin, daß bei Gründung und Negulirung dcS Schulwesens der Gedanke: „alle Kinder müßten gleichen Unterricht erhalten," niaaß- gcbcnd gewesen ist, was natürlich zur Folge hat, daß vom Lehrer für alle Kinder ein und dasselbe Ziel erstrebt wird, und erstrebt werden muß. Ein anderer wichtiger Uebelstand, über den der Aufsatz aber mit Stillschweigen weggcht, ist der, daß man bei Gründung der hiesigen Stadtschule den Gedanken gehabt hat, daß sich ihr Strcbeziel möglichst wenig von dem gesetzlich vorge- schricbenen Strcbeziel aller Volksschulen entfernen solle. Sind nun von beiläufig 270 Knaben, welche die Schule besuchen, ein Vierthcil künftig für Tagearbeit, Haus- und landwirthschaftliche Beschäftigungen, die übrigen drei Viertheil für Ausübung von Pro fessionen und bürgerlichen Gewerben, für den Besuch von Neal- und polytechnischen Schule», Gymnasien, Universitäten, für die Landwirthschaft, das Forst-, Post- nnd Bergwesen, für den Staatsdienst und daö Studium der Theologie, Medici» oder Jurisprudenz bestimmt, so leuchtet ein, daß der Bildungsgang der Schule nicht für Alle der gleiche sein darf. Es scheint uns im Gegentheil, d^ß das Schulztel mehr über die Volksschule hinaus und auf die Bürgerschule gehen müsse, daß demnach anch nicht gleicher Unterricht für alle Kinder erstrebt werden dürfe. Daß ans diesen Gründen eine Verbesserung unseres Schulwesens geboten sei, ist unverkennbar. Ja, der Augenblick drängt und treibt dazu. Schreiber dieses kann nicht umhin, daraus aufmerksam zu machen, daß die Einführung einer neuen Gewerb- ordnung bald bevorsteht. Voraussichtlich werden dadurch viele von den Schranken des Zunftzwanges fallen, welche dem jungen GcwerbSmann bisher möglich machten, anch bei weniger tiefem und umfänglichem Schulunterricht ein Fortkommen zu finden. In der That eine bedeutende Aufforderung für unfern, mit lobcnswcrthem Eifer wirkenden Gewerb- verein, sich mit Nachdruck für die zeitgemäße Verbesse rung unseres Schulwesens zu verwenden. Wir behaupten demnach auch, daß der Unterricht in unserer Stadtschule nicht für alle Kinder bis zum