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Dresdner Nachrichten : 08.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189612081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-08
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.12.1896
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4L. Jahrgang. ! 6urL Uoln»iu8 «.Ä Draaäsn-V., LurkäiAt»m«ti., Kvilo'l'isollklr.,I -L.1I,2Iti«. r> e t» i-j tt >, ,i ^ ^ Un«lv«a»>s l'rak». I» il-I prilwUrl. M.vva 8t. in i-llotioo. OozelsLösäesrtilLl I, plut-, t«'--»I iM«1, frieäiick Lsppisek IM zkMi^it Ziidken. «T? 8» kchnki sikÄ>'offt»L^M V^L>De///i?DDSO w. üopp. l-iist»aN«»tlU>s,, ßov»Ils. 8vIUl«-»«a «Vü»-N(,s. § ^1'öÄkIk, 1896» slic^Meii. <k ss. Kalotot-, Lock- mul llotievstoss«, ja äsuttiekon uoä sllkt- ff' Iiscksu voiiäso d'akrikuton. Liliani-. kslr- und lurntueko. ^ Roivvallvoo?^rolorloävo omptoklou böi'seks! L Seknsiövk-, Lvkvffvisln. !9. Issel-, üsllll- u«l Wrsek-« »WWW W» MM MW »»»WWW MM »WM» HM >> W «4 iuivrlLruuiß vor^lielrvtss titdrÜLLff, u) «lu» SSI'Vl^SS ArchUlva E »U. ItllttKIIVI', >Vm8onIitt>lt^ß,-. 3. iuivrktuu^ vor-rü^liekvtv« tHirÜLLff, r-Lorii-1. 8-jadarät Levpolt. lium-nis-chr,, vi eLckea, Usttiovrstr. 28. ESUMunL köiLZuIr« *v« >?«L« i» «1,,»«»!,:rkt i , ^ !1opriii^ln-1Ityvkj!>oii, »jt-.: Lok1onp!»Uvu, u. s. >v. lilr ^V'»e6or^orj».^^sr. 5. Vai8vatirt»88lr»88v 34. ^ I.. ^ V»i8valiiui88tiil88e 34. VVoxou rorxoiüvklor 8Lt8oi, 1»«««1«r»1v»«1v ,uouiü8 ^i-o^ou l^vrü «1vxx»l»t ^rLniiii lt N "MH Dienstag, 8. Dezbr. Jinanzreiorm. Hvsnackrichten, E,Haftung vvn VvlkSthümIichcm, PseidezuchtaiiSstellunü, Lcienmseum, St T« S«»v» Fp«»g»r. Brzirlsseuerwehcveiband, Gerlchlsvcrhaiidlungcn. „Schiieewittchcii". „Die Wunderblume". Politisches. Dos Verhältniß der positiven Leistungen der beiden in Berlin lügenden Volksvertretungen ist dasselbe geblieben, wie es früher war: der preußische Landtag arbeitet still, geräuschlos und erfolg reich bei gefüllten Banken, der Reichstag dagegen ist andauernd verödet und die wenigen anwesenden Mitglieder halten lieber lange Reden, als daß sic sich mit betriebsamer Leidenschaft zu der Tretmühle gesetzgeberischen Schaffens Herandrängien. Daö ist nun einmal io im Reiche der Brauch und man muß cs sich lcuszend gesnllr» lassen uä luoliorvw, bis die Zeiten einmal bessere werden. TaS kann freilich noch recht lange dauern und inzwischen macht sich der Uebelstand, daß der Reichstag so ungern in die Vollen gchi, aus manchen Gebieten des öffentlichen Lebens recht unliebsam fühlbar. In dieser Beziehung ist die Finanzpolitik in erster Linie zu nennen. In Preußen hat Herr Dr Miguel im Laufe einer Frist, die im Vergleich mit den gelosten Aufgaben überraschend kurz bemessen erscheint, nicht nur eine vollständige Neuordnung des Steuerwesens durchgesührt, sondern er ist jetzt auch im besten Auge, die zwangsweise, gesetzliche Schuldentilgung in Preußen einznsühren und daneben noch eine Maßnahme zu treffen, die de» Schrecken aller modernen Finanzverwaltungen, das chronische Defizit unter die Dinge versetzen soll, die gewesen sind und nicht Wiederkehr«,. Alle diese Maßregeln, die in ihrer Ge- samnitheit einen gewaltigen Fortschritt darstcllen, sind nur ermög- lichl worden durch das verstündntßdolle Entgegenkommen, das sie bei der Mehrheit der preußischen Volksvertretung gesunden habe». 3m Reichstag aber staute sich von Anfang an die Opposition aus. a>S Herr Miquel d«n Versuch unternahm, von der durch ihn gesicherten Grundlage der preußischen Finanzen aus auch die materielle Lage des Reichs miabhängig zu gestalten und dadurch «ommlllcheu Einzelstaaten die unumgänglich nothwendige Stetig keit ihrer Finanzgebahrung zu gewährleisten. Schließlich wurde der preußische Ftnanzministrr aus dem Reichstage hinauSgeärgert und er verlegte den Schwerpunkt seiner Wirksamkeit in den preußi schen Landtag. Trotzdem besteht das Bedürfniß einer reinlichen Scheidung zwischen Reichs- und StaalSsinanzen unvermindert svrt. Gerade die augenblickliche günstige Finanzlage weist auf die Tringlichteit der finanziellen Reform um so mehr hin, als sie vor wiegend herbeigeführt ist durch den vermehrten Verbrauch derienigen VcizehrungSgkgenstände, die der Verzollung unterliegen, also durch eine Steigerung der eigenen Einnahmen des Reichs. Die eigenen Eiiinahmeoucllen des Reichs aber sind zur Zeit !o wenig er schöpfend ausgebildet, daß die Schwankungen im Konsum sich empfindlich fühlbar machen und, da Mindeierträgc durch Erhöhung der Malrcknlammlagen ausgeglichen werden müssen, die einzel- staatlichen Finanzen mit der ständigen Gefahr unvorhergesehener RkichSaniprüche bedrohen. Schon der Voranschlag zum nächsten Etat 1897,88 rechnet wieder mit der Möglichkeit eines Minder- crtiaginsies und führt eine Spannung zwischen Matrikularumlagcn und Ucbcrwrijungen in Höhe von mehreren Millionen ein. Tamil nicht genug, nimmt er auch noch eine Anleiheermächtigung im Betrage von 56 Millionen Mark in Aussicht und ist sonach ge eignet. die Freude an dem günstiger! Bilde, dos die Etats für 189596 und 1896/97 entrollen, einigermaßen zu vergällen. Der Widerstand gegen den Etat »897,98 richtet sich haupt sächlich gegen den neu geforderten Anleihekredtt und es muß zu gegeben werden, daß die Opposition in diesem Punkte kein leeres Stroh drischt. Ta der laufende Etat k896/V7 zum ersten Male stit 20 Fahren das hvcherfreuliche Ergebniß gezeitigt Hot. daß die sür ihn bewilligten Anleihrkredite auch nicht zu dem kleinsten Brucksthell benutzt zu werden brauchen, so hätte es in der That für das Reichsschatzamt nahe gelegen, einen Etat auszustellen, in dem endlich einmal überhaupt keine Anleihe erschienen wäre. Dazu hat man sich aber an maßgebender Stelle dieses Mal doch noch nicht nuizuschwingcn vermocht, offenbar ans alter Gewohnheit, die einen Etat ohne Anleihe als einen Fisch ohne Schwanz erscheinen läßt. Lat somit die von Herrn Richter vertretene berufsmäßige Oppo sition in dein vorliegenden Falle einmal ausnahmsweise eine gewisse sachliche Berechtigung für sich, so vergreist sie sich dagegen erheblich in der Auswahl des Heilmittels. Herr Richter erklärte nämlich bei der Etatsberathung zur Bezeichnung des Weges, der noch seiner Meinung behufs Vermeidung weiterer Anlrihekreditc beichrittrn werden solle: „Mögen die Einzelstaaten ihre Matrikular umlügen erhöhe»! und mögen die Herren im BundeSrathe. wenn sie so leichten Herzens die Ausgabe sür Militär und Marine ve>- inehren, auch in den Einzelstaaten für die Deckung sorgen. Dadurch würde mau vom Regm in die Traufe kommen. Tie Hauptsache ist und bleibt immer, daß das Reich durch stärkere Ausnutzung seiner eigenen Einnahmequellen finanziell ganz aus eigene Füße gestellt wird, damit die Einzetstaaten unter allen Umständen vor der Möglichkeit einer Herauszahlung an da» Reich infolge eines UeberschusseS der Matrikutarbeitrüge über die Ueberweisungrn bewahrt werden. Wenn dieser Erfolg nur erreich! wird, so könnte schließlich auch das Reich die Herauszahlunge» an dir Bundesstaaten ganz einsteklen und den gekämmten tteber- schuß der Uebcrwesiungcn über die Matrtkularbeiträge sür sich be halten. ES keuchtet ein. daß bet einer solchen Regelung des kinon- zicllen Verhältnisses zwischen drin Reiche und den Einzelstaatrn dos Reich sehr wohl in der Lage wäre, hei andauernd günstiger wtrthichostlichcr Lage und unter der Voraussetzung nicht übermäßig gesteigerter Ausgaben, dir Einstellung weiterer Anleihekredite zunächst zu umgehen, Außerdem giebt es aber noch einen gang baren Wrg, der zum Ziel führt und mit Bezug auf den man sich nur verwundert fragen tan», warum er bisher noch nichl beschütten worden ist. Es kommt hier die Benutzung des Nestionds der Reichs-Verwaltung in Frage. Aus der llebcisicht der Einnahmen und Ausgaben für 1895/96 erhellt, daß am 81. März d. I. idas Rcichssinanzjahr läuft vom l. April bis zum 3k. Märzi von be willigte» vrderttüchkn und außerordentlichen Ausgaben noch nicht verausgabt waren rund I7.V/2 Millionen, darunter rund 119 Mill. nnbegebenc Anleihckredite. Da liegt doch die Frage nahe: „Wenn noch ganze 119 Millionen von Arsteihekrcditen unbenutzt geblieben sind, warum will inan sich dann noch welkere 56 Mill. >n> Ikebcrvoraus hiiizubewilligen lassen?" Außer dielen 119 Mill aber sind noch banrc niivernusgnble 56 Millionen vorhanden, also gerade so viel, Wie die neu geforderte Anleihe beträgt. Derartige Posten weiden „zur Verwendung" ans das nächste Jahr übertragen und so fort, bilden also, so lange nickt eine thaijüchliche Verwend ung erfolgt, ein tvdies Kapital, das brach liegt und bei der Berech nung der Mehrbedürsnisse nicht in Betracht gezogen wird. Das ist cm ganz ensichirden« Mißstnnd. Erhebliche Ncstsonds müßten unbedingt bei der Ausstellung dcS neuen Etats zu einem gewissen Prozentsatz als neue verfügbare Einnahmcn angesctzt und die Ausgaben um de» entsprechenden Betrag gekürzt werden. Tie Frage der sinnnziellcn Reform im Reiche hat auch noch eine iozialpolitischc Seite, aus die deutlich und nachdrücklich hin- svwicsc» zu haben das Verdienst des Abgeordneten v, Kardorsi lst. Der genannte Abgeordnete erklärte bei der EtatSbcrothung, daß in der Fortführung der sozialen Reform unbedingt eine größere Schonung der Erwerbsverhältnisse eintreten müsse, sowohl mit Bezug aus die direkte Abgabenlast der Arbeitgeber, wie au die Regelung der Arbkftsvcrhäsiiiissc nach der persönlichen Sette hin t8-Uhi-Ladcnickl»b. Bäckerei-Beiordnung n. s. w.). Sicherlich ist aus dem Gebiete der Sozialreson» noch nicht aller Tage Abend angebrochen, sondern eS bleibt der Zukunft die Lösung noch mancher segensreichen Ausgabe Vorbehalten. Geradezu gefährlich ober ist ein Standpunkt, wie ihn der Eentrumsabgeordnete Fritzen mit den Worten vertrat: „Wir hoben uns kaum erst die Füße naß gemacht (!) und da wäre es unerhört, wenn wir schon wieder Halt wachen wollten!" Blinder Eifer schadet nur und nicht zun, wenigsten bei der sozialen Resvrmarbeit. Das Erwerbsleben hat auch seine Imponderabilien und diese müssen geschont werden wenn die allgemeine Erweroskrast lebendig erhalten werden soll, deren Gedeihen allein i», Stande ist, das Ideal eines aus eigener Tmcke wilihschaf,enden Reichs zu verwirklichen. Glücklicher Wei e dars man nach den letzten Acußerungcn über Sozialpolitik, die vom Bimdesrnihslischc im Reichstage ergangen sind, sich der de gründeten Hossinmg hingtben, daß gebieterische Noihwendigkeiten bes Verlchrs künftighin gebührende Berücksichtigung finden werden Wenn in dieicni Pnntt bindende Zusagen gemacht würden, so wülden die nationalen Parteien wohl auch in der Frage der voll ständigen Beseitigung der Makciknlarbcikräge mit sich reden lasse» Sobald namltch einmal eine Btlanzirung der Matrikutarbeilräge und der Uebciweisungen cingesührt würde, hatten jene nur noch einen koiisiiiiirioiiellen Zweck, indem durch ihre jährliche Feststellung das Bewilligungsrecht des Reichstags gewahrt würde, Zn einer Beschneidung dieses fundamentalen NcchlS könnte die Volks Vertretung sich natürlich nur gegen einen entsprechend hohen Preis versieben. Leider hat Graf PvsadowSkst bei seinem Finanzexposä keinerlei Andeutung gemacht, wie er sich die Lösung der in Rede stehenden Schwierigkeit denkt, in er hat sich nicht einmal über den Zeitpunkt ausgesprochen, wann überhaupt die verbündeten Regier ungen. die doch nach der Versicherung des Reichsschatzsekretärs an de, Finanzresorm unentwegt sesihalten, an dir endgilktge Regelung der Angelegenheit hernnzulreken gedenken. Insofern leiden also die Ausführungen des Herrn v. Posadowskh, wie man in Preußen sagt, an einer gewissen „Mickrtgkeit". A-eruichieib- nnv Hernivrech-Berichte vom 7. Dezbr. Berlin. Der Kaiser kehrt morgen Nachmittag aus Bücke- biikg »ach Potsdam zurück. — Fürst BtSmarck hak das Ehren Präsidium des Komitees sür die Nationalseier am 22. März 1897 übernommen, — Nachstehende Beamte des Geh. Civilkabtnets er hielte» sächsische Orden: Geh. KobinetS-Sekretür, Geh. Hofroth chsischen Albrechtsordens Schneider das tesisizierskreuz des sächsii-»,».. v-,^. Kabinel-Sekretär Geh. Hoirath Abb das Ritterkreuz desselben Ordens. — In der Aiisschußverhandlung des Bundesraths über die JnungSvorlage hat sich vcr .Mat.-Zta " zufolge. Preußen mit Sachsen auf der einen und Wüttiemberg mit den kleineren Staaten auf der anderen Seite befunden, während Banen, eine mittlere Stellung einnahm. Gegen den zum Beschluß erhobenen würktembergtichen Antrag hat aber auch Bayern gestimmt. — Dem selben Blatte znivlge, soll jetzt in München das Bestreben dahin gehen, der in Versailles stipulirten Sonderstellung des bayrischen Heeres in, Frieden in der Formation des deutschen Mitilärstraf- prvjesses einen Ausdruck sichein zu lassen. Mit den einheitlichen Miltiärstrasprorrsir» überhaupt aber auch mit der Schöpfung eines obersten Militär-Gerichtshofes in Berlin wäre man im Prinzip einverstanden. Berti». Abgeordnetenhaus. Die Kommission sür das StaatsschttldenkilgungSoesetz hielt beute in Anwesenheit des Finanzministers Miquel ihre erste Sitzung ab. Es fand nur Generaldebatte statt. — Nachdem die Suspension gegen Kriminal kommissar v. Tausch verfügt worden war. verließ derselbe seine Wohnung nicht mehr. Diese wurde polizeilich obiervirt. Die Nacht hindurch und auch am heutigen Vormittag wurde das Haus von mehreren Beamten beobachtet. Herr v. Tausch hat vor seiner heutigen Verhaftung den Wunsch ausgesprochen, durch den Rechts anwalt Dr. Sello vertheidigt zu werden. Der „Lokalanzeiger" be richtet. Herr v. Tausch habe auch in dem v. Kotze'schen Prozeß die Ermittelung, soweit mit demselben dir Staatspolizei befaßt war. in Händen gehabt. Der im Duell mit Herrn v. Kotze gefallene Frbr. v. Schräder hat kurz vor seinem Hinlcheiden eine umfang reiche substantlirte Beschwerdeschrlft über die Amtsführung d«S Herrn v. Tausch in vieler Angelegenheit zu Papier gebracht. Die Abiendiina an da- König!. Polizeipräsidium ist icdoch durch den Tod des Beschwerdeführers vereitelt worden. Er war des festen Glaubens, daß v. Tausch gegen ihn voreingenommen sei, während dirser sich durch verschiedene Aeußerungen v. Schrader'S beleidigt fühlte. So kam cS. daß noch seiner in der Eigenschaft als Zeuge vor dem Mittkär-EvrengertchlSbof abgegebenen Erklärung v. Tausch dir Absicht hatte, den Fryr». v. Schräder zum Zwei kampf herallSzusaidern. Wie Herr v. Tausch weiter vor dem Ehrengericht erklärte, konnte er sedoch hierzu die Einwilligung sei nes Vorarletzten nicht erlangen. Muchmaßliche Witterung: Niederschläge, mäßig kali. Berlin. Prozeß Leckcrt-Lütz vw. Nach Beendigung seines PlaidoycrS beantragt der Oberstaatsanwalt gegen die An geklagten Leckert und v. Liitzow Gesängnißstratc vvn ,e anderthalb Fahren, gegen den Angeklagten Dr. Platz Monate u„d gegen Berger 2 Monate Festung, gegen den Angeklagte» Fellmer i m<- Geldstrafe von 300 Mk. event. 30 Tage Gefängnis:, gegen Lecken Vater Freisprechung. Der Oberstaatsanwalt hob bezüglich des An geklagten v. Lützow als besonders erschwerend seinen Vcrlehi mit v. Tausch, sowie seinen adligen Namen hervor. Bezüglich des An- geklagten Dr. Platz sei anzuerkennen, daß durch sein Verhallen d n- fer Plvzeß erst ermöglicht worden sei. * Berlin. Prozeß Leckert-Lützow. Der Angeklagte Leckert wurde wegen velteumderischer Beleidigung zu 18 Monaten Gefängnis) venmheilt. Ter Gerichtshof nimmt an, daß er leinen Gewährsmann gehabt habe. v. Lützow wurde wegen, einfacher Beleidigung zu !6 Monaten Gesängniß, Dr, Piötz wegen ein fachec Beleidigung zu 500 Mark, Berger wegen Beleidigung des Auswärtigen Amtes zu 1 Monat Gefängniß und Fellmer wegen Beleidigung des Frhrn. v. Marschall zu 100 Mark verurthciil. Leckert sen. wurde sreigesprochen, Berlin. Prozeß Leckert - Lübow. Der Andrang zum Gerlchtsiaal ist kolossal. Gegenüber den salichen Vermuthungen-, der Presse erklärte der Vorsitzende, daß die Sitzung am Freitag um K deswillen vertagt worden sei, weil am Sonnabend einige Herren der " Strafkammer anderweitig dienstlich beschäftigt gewefen seien.» Oberstleutnant Gaedc tührte aus, der Verdacht gegen das Lliterarische Bureau beschränke sich darauf, daß einer der Herren wissen könne, von wein die Notiz in den „Münch. Neuest. Nachr." herrühre Verdacht wegen Thälecichaft oder Beihilfe erscheine ausgeschlossen. Die Quittung mit der Unterschrift des Kukutich sei im Kriegsministenum von vornherein als falsch gehalten worden. Der Oberstaatsanwalt erklärte, er habe aus Wien ein Telegramm erhallen, daß der Botschafter Graf zu Eulen- burg dringend wünsche, hier über mehrere Thatsachen Auskunft zu geben. Während dessen Vernehmung mußte der Zeuge v. Tausch den Saal verlassen. Graf Philipp zu Eulen bürg ließ sich etwa dahin aus: Ich kenne den Kommissar v. Tausch von Abbazia her. wo er in dienstlicher Funktion war. Ich war dort als Vertreter des Auswärtigen Amtes. Ich bin Herrn p. Tausch daselbst öfters begegnet, ec war von sehr freundlichen! Wesen und ich habe ihm dies mit gleicher Münze erwiedert. Es war das im Frühjahr 1891. Seitdem habe ich ihn wenig wiedergeichen und alaubc. eS ist erst bei der Anwesenheit des Kaisers Franz Iöieph in Stettin und bet einer anderen ähnlichen Gelegenheit in Venedig der Fall gewesen. Der Kriminalkommissarius v. Tausch spielt in meinem Leben eine so wenig hervorragende Rolle, daß ich mich nicht einmal besinnen kann, wo ich ihn znm letzten Mal gesehen habe. Das letzte Lebenszeichen von ihm war ein Bries. den ich Oktober nach Liebenberg «hie!!. Dieter Brief enthielt eine» Zeit ungsartikel, der Fch mit der Fälschung desZTzaren-Toastes beschaff -L » UN ^'0 ^ ' ° 8LK tigte. In dem Briese fragt mich icrner v. Tausch, ob es ihm inög ^ lich sein würde, mich zu spreche», er habe mir Interessantes mtt- -- zntheilen. oder könne mir in Bezug ans dieien Artikel interessante Milthellimgen machen. Ich habe darauf, weil ich Herrn v. Tamch als fleißigen, tüchtigen Beamte» tännte, ihn, in freund sicher Weile geantwortet, daß er mich vielleicht in Berlin würde sprechen können. Ick erinnere mich des Inhalts meines Antwort ichrcibens sonst nicht mehr. Schon damals hatte ich übrigens nicht die Absicht, Herrn v. Tausch zu empfangen, weil das. was ein Kriminalkommsisarins für interessant hält, mich nur intcccssict, wenn es meine eigene Perlon betrifft. Ich pflege mich nicht um Dinge zu kümmern, die mich nichts angehen, und der B-ief des Herrn p. Tausch wird wahrscheinlich In den Papierkorb gewandert sein. Ich habe mit Herrn v. Tausch absolut leine anderen Bezieh ungen gehabt als rein äußerliche. Eine andere Korrewondenz als diesen Bnes hat es zwischen uns nicht gegeben. Ein anderes Mal hat er mir noch gedankt sür eine Freundlichkeit, die ich ihm er wiesen habe, und die darin bestand, daß ich einer von ihm mir empfohlenen Persönlichkeit die OrdenSdekorolion «wirkte. Ich er kläre hier, wo jedes Wort »nler meinem Eid steht, es für V« leumdung und böswillige Erfindung, wenn behauptet wird, ich hätte Beziehungen Hu Herrn V^Taufch unterhalten, iiamcntsirh u tolche, die mit dem Artikel der „Welt am Montag" im Zusammen Hang stehen. Derartige» Machenschaften intriganter Natur und derartigen Verleumdungen, wie sie in jenem Artikel zu Tage treten, siche ich gänzlich fern. Heber die Angelegenheiten seitens dieses Prozesses habe ich mil Excellenz v. Maischall gesmochen und zwar in der zwischen uns üblichen vertraulichen Weife. Sonst wüßte ich nichts auszusageil. — Präsident: Herr v. Tamch hat die Uedersendung des Artikels an sich damit uioiivirt. er habe sich Ihnen gegenüber zn Dank verpflichtet gefühlt. — Graf zu Eulenbum kann die Gefälligkeit, die er ihm erwicicn. foiört nennen: Ich wurde gebeten, mich für eine Dekoration sür Herr» V. Tausch zu inlereisiren. diese ist ihm verliehe» worden »ad dasüi hat er mir gedankt. — Rechtsanwalt Schwilinski: Ist in dem Briese an den Zciwen irgendwie erwähnt, daß der mit übersandte Artikel aus der „Welt am Montag" a»S dem Auswärtigen Amte lamme? Gras zu Eulcnbucg: Nein, auch nicht andentiiagSwciic, stechtsanwalt Luezinskh: Nach der Behauptung des Angeklagt« v Lützow hätte ihm v. Tamch gesagt. Herrn Grafen zu Eulenburg habe er aufaesordert, ihm mttzittdesteii. wenn er etwas Jnteresso» eS habe. Gras zu Eulenburg: Ich glaube nicht, cS müßte vies ehr weit zurücksiegen. — Damit ist die Veriicbmiing des Grafe» u Eulenburg erschöpft und Krnntnalkommissarius v. Tausch wird >arauf in's Kreuzverhör genommen. Rechtsanwalt Lueziustv v. Tausch wich es mir nicht übel nehmen, wenn ich annchine, daß er den ersten Artikel schon vor seinem Erscheinen gekannt Hai, V. Tausch: Nein, ich habe weder dieien Artikel, noch sonst irgend einen politischen Artikel insptrirt. v. Luczinstt: Halten Sie cs nicht sür einen politischen Artikel, wenn Sie Nachrichten über den Gesundheitszustand des Kaisers in die Presse lanciren? v. Tausch Das habe ich nicht gethan. v. Luczinsty: Haben Sie auch niemals einen verlebenden Artikel über einen Ihrer Vorgesetzten, den Grasen Stillfried, in die Presse gebracht? v. Tamch Niemals. — Ter nächste Zeuge war der Chefredakteur deü „Bcr! Togebl.". Arthur Levvsohn. Derselbe erklärte, daß eine jm „Berl Tagebl." gebrachte Notiz, daß Leckert tm Auswärtigen Amte empfangen wachen sei, von dem KlinttnalkoinmissariuS v. Tausch amme. Aus Antrag des Oberstaatsanwalts ließ das Gericht den Zeugen Tausch während der Vernehmung Levpsoliil'ö abtrcten, rhr- v. Marichall erklärte: Unmittelbar »ach den. Erscheinen her zoglichen Artikels im „Tagebl." fragte ich den Zeugen Levviohn nach der Entstehung des Artikels. Levyfrchn erklärte mir genau
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