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Wchmtz-MW 57. Jahrgang. Nr. 30. Verantwortlicher Redacteur: Pälti in Dippoldiswalde. Mit achtseitig-«, „Jllustrirten Unterhaltungsblatt." Mit land-nndhanswirthschastlicher M-n-tsb-ilage. Inserate, welch« bei d« bed«tend«n Auflage del Blattes ein» sehr wir» same Verbreitung finden, werden mit 10Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, rnl ruayionellen Lheile, die Spaltmqeil« S0 Pfg- Die „Weißeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , Amtsblatt , für di- Miqlich- -Umtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für di- Königlichen -Amtsgericht- und die Stadtrüthe ' zu Dippoldiswalde und Irauenst-ru Inserate für die Dimstag, dm 10. März 1891. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die am gestrigen Sonntage abgehaltene Generalversammlnng des hiesigen Obst bauvereins war erfreulicherweise recht zahlreich be sucht und zeugte von dem Interesse, welches weite Bevölkerungsklassen für den Obstbau hegen. Der Vor sitzende, Herr Amtshauptmann v. Keßinger, eröffnete die Sitzung unter herzlicher Begrüßung der Erschie nenen, worauf zunächst Herr Friedensrichter Wendler den günstigen Kassenbestand vorlrug, der mit einer Einnahme von 1589 M. 9 Pf., einer Ausgabe von 680 M. 46 Pf., demnach mit einem Kassenbestande von 909 M. 63 Pf. abschloß. Alsdann hielt der Geschäftsführer des Landesobstbauvereins, Herr Lämmer hirt, in klarer allgemein verständlicher Weise einen Vortrag über das Thema: „Welches sind die Ursachen der in den letzten Jahren häufiger wiederkehrenden Mißerfolge des Obstbaues und über die Mittel zur Abhilfe." Es sei nicht zu leugnen, führte der Redner aus, daß erfreulicher Weise trotz der Mißerfolge, die der Obstbau innerhalb der letzten Jahre leider gehabt, derselbe doch im Vorwärtsschreiten begriffen sei, doch forderten diese Mißerfolge zum Nachdenken über die Ursachen und zum Ergreifen von Mitteln dagegen auf. Zunächst seien die großen Temperaturschwankungen und Witterungsstürze, die hauptsächlich durch das Schmelzen des Eises in den Polarländern bedingt seien und die uns die Nordwestwinde ins Land führen, schuld daran, daß ost die herrlichsten Blüthenstände erfrieren und so die Ernte vernichtet wird. Gegen solche Witterungseinflüsse hätten sich namentlich in den wein bauenden Gegenden die Frostschutzwehren nützlich er wiesen, die in besonders kalten Nächten stark Rauch erzeu gende Brennmaterialien anzünden, wodurch die Wärme ausstrahlung der Erde verhindert und so die Blüthe ge rettet werde. Trotz dieser fast alljährlich einlretenden Nachfröste hätten aber doch verschiedene Obstsorten immer noch getragen, es seien dies, da die Fröste ziem lich regelmäßig auszutreten pflegen, entweder Früh- oder Spätblüher, denen also die Fröste keinen Schaden zu fügen könnten, weil sie bei deren Einfall »och nicht blühen bez. schon geblüht haben; es komme also auf eine richtige Sortenwahl des Obstes an. Gegen die. Fröste, die ein Reißen^und Springen der Rinde be dingen, sei weiter der Kalkanstrich der Bäume zu empfehlen. Das Ueberhandnehmen der Obstbaumschäd linge sei eine weitere Kalamität und müßten gegen dieselben.zur rechten Zeit alle Obstzüchter in den Ver nichtungskrieg eintreten leider geschehe dies aber oft in unrechter Weise. Die wesentlichsten Zerstörer der Obsternte seien der Frostnachtschmetterling (Klebgürtel, Umgraben der Baumscheiben), Apfelblülhenstecher (gegen den lasse sich wenig thun, Baumkratzen, bessere Rinden pflege und dann .Kalkanstrich), aus der Klaffe der Maden wurden der Apfelwickler, Pflaumenbohrer und die Kirschmade genannt, gegen die am besten schütze, daß man auch nicht ein Stück abgesallenes Obst liegen lasse, sondern dasselbe bald nach Abfallen sammle und vernichte. Ein weiterer Feind des Obstbaues sei die Trockenheit, während und vor der Blüthe, dagegen seien geeignete Bewässerungsanlagen um die Bäume, Aufgraben der Baumscheiben, Beseitigen des Rasens und eine rationelle Düngung zu empfehlen. Mit den besten Wünschen für das fernere Gedeihen des Obst baues schloß der geschätzte Redner seinen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag, für den der Herr Vorsitzende den Dank der Versammlung aussprach. — Nachdem noch das bisherige Direktorium auf Vorschlag durch Zuruf wiedergewählt worden war, wurde noch be schlossen, aus der Vereinsbaumschule jedem persönlichen Mitglieds 3 und jedem korporativen Mitglieds 6 Stück Obstbäume unentgeltlich zu gewähren, auch in diesem Jahre, wenn möglich, wieder eine Obstausstellung zu veranstalten; alsdann wurde die Versammlung ge schloffen. Wegen Abgabe der Bäume wird noch eine besondere Bekanntmachung erlassen werden. — 9. März. Als am 21. September 1869 die Flammen das Dresdener Hoftheater vernichteten, da fiel als ein Theil des herrlichen Bildschmuckes, den man an diesem Meisterwerke moderner Baukunst be- wundern konnte, auch „der Bachuszug", mit dem die Attika (Aufsatzbau der westlichen Seite) geschmückt war, dem zerstörenden Elemente zum Opfer. Eine Ab bildung von einem Stück des hervorragenden Kunst werks bringt z. B. Nr. 10/1891 der „Gartenlaube". Glücklicherweise sind die Gypsmodelle der erwähnten Kunstschüpfung noch erhalten,so daß ihreWiederherstellung möglich ist. Warum erinnern wir heute daran? Heute vor 80 Jahren, am 9. März 1811, wurde in Dresden der Schöpfer jenes Kunstwerks Ernst Hähnel ge boren, der also heute, und zwar in noch rüstiger Schaffenskraft, seinen 80. Geburtstag feiert. Durch Rietschel und Hähnel ist in der Hauptstadt unseres Landes die Bildhauerei zu solcher Bedeutung gelangt, daß man die Genannten als Begründer der Dres dener Bildhauerschule bezeichnen kann, aus der als Dritter im Bunde Johannes Schilling, der Schöpfer des Niederwald-Denkmals, hervorgegangen ist. In Florenz und Rom unter dem mächtigen Eindrücke der Kunstwerke des klassischen AlterthumS gebildet, zeigt Hähnel in den Schöpfungen, die aus eigener Erfindung hervorgegangen sind, eine treue Anhänglichkeit an klassische Formen, aber auch in den monumentalen Standbildern, wie in dem Beethoven in Bonn, dem Denkmale Karls IV. in Prag, den Statuen des Dres dener Museums (vor Allem Raphaels), dem Körner denkmale, dem Denkmale Friedrich Augusts von Sach sen (auf dem Neumarkte) u. s. w. hat er feinempfun dene Schöpfungen geboten. Und noch ist der Künstler kräftig und schaffensfreudig, mindestens aber hoch gefeierter Lehrer und begeisterndes Vorbild für die nach der Höhe seiner Kunst strebenden Jünger. Es ist Pflicht der Presse, größere Kreise auf solche Männer aufmerksam zu machen, die, obgleich unter uns lebend, doch oft auswärts mehr gekannt und geehrt werden, als daheim. — In der letzten Versammlung des Vereins junger Landmirthe wurde nach einem recht ein gehend ausgearbeiteten Vorträge des Herrn Winkler- Kleba „über die in unserer Wirthschaft erzeugten Düngemittel" beschlossen, Sonnabend, den 14. März, einen Ausflug nach Lohmen zu unternehmen und das dortige Rittergut zu besichtigen. Mit dem ersten Zuge, 5 Uhr 30 Min., soll vom Bahnhof Glashütte abge fahren werden. Auch Gäste werden als Theilnehmer an dem Ausfluge gern gesehen. Mitglieder erhalten aus der Vereinskaffe einen Zuschuß. — Nachdem das Benefiz des Herrn Richter jun. am Sonnabend bei gutbesetztem Hause in Scene ge gangen war, herrschte gestern zur Sonntag-Vorstellung em solcher Andrang, daß ca. 600 Personen die Räume füllten und außerdem viele wieder umkehren mußten, ohne Einlaß zu erlangen. Das sehr gut vorgeführte drastische und besonders lokal gefärbte Lustspiel hatte also seine Wirkung nicht verfehlt. - Heute Dienstag ist die Benefizvorstellung für Herrn und Frau Wal burg, denen wir ebenfalls zahlreichen Besuch wünschen. — Am Freitage beschloß Herr Tanzlehrer Schulze durch einen recht zahlreich besuchten Ball seinen von einigen 30 Schülern frequentirten Tanz-KursuS im Schießhause. Seit nunmehr circa 12 Jahren giebt derselbe hier seine Tanz- und Anstandsstunden und die rege Theilnahme, die diesen Kursen stets entgegen gebracht wird, zeugt für die Beliebtheit und Güte seines Unterrichts. Gleichzeitig mit hier ertheilte der selbe in Döbeln, Roßwein und Königstein unter gleicher lebhafter Betheiligung Unterricht. — Im vergangenen Sommer erhielt Herr Lehrer Buckel von einer fremden Dame eine Anfrage über die Fortbildungsschule für Mädchen. Aber wohin sollte die Antwort erfolgen? Wohl zeigten Poststempel und Marke, daß der Brief aus Rußland kam, aber in dem selben war weder Provinz, noch Ott, noch Straße an gegeben. Doch die Dame ohne Antwort zu lassen, wäre ungalant gewesen. So mußte denn eine Adressen vermittelung zu Rathe gezogen werden, und diese ver schaffte Herr Neumann, damals Müllerschüler, der an dem Poststempel Warschau als Aufgabeort erkannte. Nun hat derselbe glücklicherweise in dieser Stadt einen Onkel und dieser hat wieder einen Buchhalter, der mit dem Vater jener Dame bekannt ist, und so wurde es denn nach eingeholter Erkundigung Herrn Buckel mög lich, jener Dame die gewünschte Auskunft zu geben. — Gar Mancher wundert sich, daß oft Nistkästen, welche früher von Staaren besetzt wurden, nicht wieder bezogen werden. Das hat jedesmal seinen bestimmten Grund und liegt meist daran, daß die Nistkästen sich in einem Zustande befinden, welcher dem Meister Etaar- matz die Wohnung verleidet. In verunreinigte Nist kästen geht kein Staar, es ist daher nothwendig, daß man im Frühjahr die Kästen nachsieht und, wenn nöthig, von etwaigem Unrath befreit. — Wie aus heutiger Nr. d. Bl. ersichtlich, wird der nächste Theater-Extrazug auf unserer Bahn Mittwoch, den 18. März, von Hainsberg nach Kips dorf abgelassen. f Schmirdeberg. Nächsten Dienstag, den 10. März, Abends '/»8 Uhr, hält der Verschönerungsverein für Schmiedeberg im Post-Restaurant seine Frühjahrs- Versammlung ab, wobei auch die Rechnung zum Vor trag gelangen wird. Man erwartet eine recht zahl reiche Betheiligung der Mitglieder. * JohnSbach. Jedenfalls infolge von Schwer- muth erhing sich am Sonntag Vormittag der 45 Jahre alte Gutsbesitzer Neubert in seiner Wohnung. Der selbe war verheirathel und Vater zweier Kinder. Altenberg. Einen großen Schrecken hatten am frühesten Morgen des 6. d. M. gegen 4 Uhr die 3 Miethsparteien des der Frau verehel. Bäckermeister Liebisch, verw. gew. Bobe, in hiesiger unteren Neustadt gehörigen Hauses. In Folge der überaus heftigen Regengüsse der letzten Tage war der nach Norden zu gelegene Theil des Giebels von dem massiv gebauten Hause so durchfeuchtet worden, daß der Mörtel sich aufgelöst hatte und die aus großen Steinen bestehende Giebelmauer einfiel. Eine Schlafkammer im oberen Stock wurde dadurch offen gelegt und die dort schlafende, eben erst durch einen Hausbewohner geweckte Frau verw. Bergarbeiter Knauthe, welche im Begriff gewesen war, die Lampe zu entzünden, rollte mit dem Mauer werk hinab, wobei sie sich einige Verletzungen zuzog. Der Mann im Untergeschoß hatte inzwischen eiligst die Kuh aus dem Stalle gezogen und so vor dem Tode gerettet. Zertrümmert wurde eine Bettstelle, die mit herabstürzte. Der Giebel ist auf der Nordseite vom Dache aus bis zu dem unteren Stockwerke eingefallen und fiel später noch weiter ein. — Zwei am Sonntag, den 1. März, hier ange kommene Schulknaben, die auch hier übernachteten, sind m Wellemin in Böhmen festgehalten und ihren Eltern m Dresden, denen sie entlaufen waren, wieder zuge führt worden. - Poffendorf. Am Sonntage Lätare fand die öffentliche Prüfung der männlichen Konfirmand«« durch Herrn DIakonus Nadler statt; Sonntag Indier