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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189103184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910318
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-18
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1891
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Erscheint ttgllch frLH 6»/, Uhr. Lrttttisu »Lt Lrpr-ili-n Ivhcmue-gaffe 8. Hprrchjkste« der UrdaUisa Lormittags 10—12 Uhr. NichmiUags b— 6 Uhr. ttr f»r tte »tchftf»l«ei,de R«»er Inserate an Wochentagen bi- S Uhr Rachnitttag-, an Ta»»- nn» Kefttagen früh bi»' ,9 Uhr. 3n -rn /ilialrn für 3ns.-Ännalsmr. Otta klemm'» Torlim. (Alfred Hahn), Universitätsslraß« 1, Lonts Lösche, kathortuenstr. 14, pari, und König-Platz 7, nur bis '/,S Uhr. ripMer Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- and Geschäftsverkehr. SlbonnementSyret- viertrljährlich -V» Mk. in Sll-Leipzig, incl. Brlngertoha S VL, dnvch di» Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nr». 20 PH Belegexemplar 10 Pf. Vebührea für Extrabeilaaea lür Tageblatt-Format gefalzt) ahne Postbesorderung 60 MH, ,!,,l Postbesorderung 70 Ml. Inserate 6 gespaltene Petitzeilr SO Pf. «rößere Schriften laut ans. Preisvencichntß. Tabellarischer u. Ziffernlatz nach HSHerm Tarif. Urrlamen vnter dem Redactionsstrlch die -aefpalt. Zeile 50 Pf., vor den Familien Nachrichten die Ogespallcne Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumernncia oder durch Post nachnahme. 77. - Mittwoch» den 18. März 1891. 85. Jahrgang. Bestellungen auf das zweite Quartal 18S1 des LeipMr Tageblattes wolle man möglichst bald an die unterzeichnete Expedition, Johannesgasse Nr. 8, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichcn hiesigen ZeitungSfpediteuren Bestellungen auf daö Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung ausgcsührt. Auswärtige Abonnenten wollen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Dor Abonnenrentspreis beträgt pro Quartal L Mark KN Pfennige, inklusive Bringerlohn S Mark, drrrck die Post bezogen N Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Pvstbcsvrdcrnng NN Mark, mit Postbcsördcrnng incl. Post gebühren 7N Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Ein Hinweis auf die Extra-Beilage erfolgt im redaktionellen Theile gratis und umfaßt 0 Zeilen. Wird derselbe von größerem Umfange gewünscht, sind für die weiteren Zeilen die gewöhnlichen JnscrtionSgebühren zu vergüten. Preis der JnscrtionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Neclamen aus Petitschrift unter dem NedactionSstrich die 4gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familirnnachrichte» die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unscrin Preisverzeichnis;, tabellarischer und Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumorruiäo oder durch Postnachnahme. Inserate wolle man nur an die (Expedition (nicht Ncdaction) adressiren. WM- Das Tageblatt wird früh SV» Uhr ausgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen politische» und Börsen-Nachrichtrn in telegraphischen Original-Depeschen. ES giebt ein anschauliches Bild von allem WissenSwerthen auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens und behandelt die TageSsragen der innere» und äußeren Politik iu populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Tas Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstage- und des sächsischen Landtage» erscheinen bereit» am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Originalbcrichtcn. Wir eröffnen das neue Quartal mit einem größeren Roman aus der Feder der beliebten Schriftstellerin Fanny Klinck-LütetSburg. Mit seiner »SolkSwirthschastliche» Beilage" bildet da? Leipziger Tageblatt zugleich das größte Handels- und Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handelsberichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinn liste« aller Elasten der Königlich Sächsischen Landes-Lotterie und die Nummer-Verzeichnisse der ans- geloosten Königlich Sächsischen StaatSschnldschcinc, sowie die Nummern von Serien und Haupt gewinnen der verschiedenen Präinicnloose. Leipzig, im März 1891. Amtliche Bekanntmachungen. Wohmmas-Vkrmielhnng. 3m alten Schulz,bände !n Leipzig-Thonberg, TchnlgaffeNr. t 1, Ist die tm I. Ltockmerk gelegene, z. Z. an Frau veredel. Kränk,! vermiethete Wohnung vc>m 1. April d. 3. an gegrn einhalb- jährt« Afindtgnng anderweit zu vermikthrn. Miechgesuche werden auf dem Rathhausr, 1. Stockwerk, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Lap-th, den 14. März 1891. Ter -tat- »er Statt Leip,««. I» 717. I)r. Georgis Urumbiegel. Äädtische Forlbil-ungMule für Mädchen (ThomaSkirchhof 24). 8» der am 20. und 21. März Vormittag« von 10—12 »nd Nachmittag- von 2 -5 Uhr staiifindknden AnSftrliing »er weib liche« Handarbeiten, der Zeichnungen und der Arbeiten der ktndergartrnabrheilung ladet hierdurch ergebens» ein. Leipzig, den 17. März 1891. Dir. k. Nelmer. Generalversammlung »er OrtSkrankcnraffr für Leipzig und Umgegend Abend» k »hr V» „Theatersaal de» «rqstallpalaste», Wintergartenftrastr 17 I». Tagesordnung: 1) Abnahme drr Jahresrechnnng pro 1890. 2) Bericht des Brrsassungs-, Finanz- und Sanitäts-Ausschusses. Tbeilnehmer an der Versammlung sind die Herren Bertrcter der Mitglieder und der Arbeitgeber. Nur die jedem Mitglied drr Kcnera.Versammlung zugehende Ein- trittSkarie berechtigt zur Theilnadme an dec Generalversammlung. Leipzig, am 17. März 189 l. Drr Vorstand »er Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend. Albert BrockhauS, Vorsitzender. G. Die Masttrarbtilen für Neuhersteklung einer Fahrbahn in Sch!ack,nst,in,n von über 4000 qm in hiesiger Stadt nebst den erforderlichen Umvstesterniigrn sollen tm Wege der Submission an einen Unternehmer vergeben werden. Die Angebotssormnlare und Bedingungen sür diese Arbeiten können in unserer Exvedition eingeiehen, bez. gegen Einsendung der Cchreibgebühr von 1 .M entnomnicn werden. Angebvte sind verschlossen mit »er Ausschrift Vtlaftrrarbeitc» fkr den Ltadtrath z« Pegau bis spätesten» tt» 2». März d. 2 Mittag 12 Uhr anher »Inzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung säniml- licher Angebot« bleibt Vorbehalten. Pegau, den 16. März 1891. Der Ltadtrath. Heydemann. Lanareal, über 200,000 sHMetrr, zur Errichtung von Fabriken und Wohn häusern geeignet, zwischen der si-calischen Strotze nach Leipzig und der Eisenbahn, beziehentlich dem Pvrtitzer CommunicationSwege nnd der Eisenbahn gelegen, hat zu verkaufen die Ltadtgrmeinde Taucha, von Lctpzig per Bahn in In Minuten zu erreichen. Etwaige Anfragen bittet man an Unterzeichneten zu richten. Taucha, am 2. März 1891. Der Stadtratb- Schönfeld, Bürgermeister. Sparkasse Taucha. Nach Genehmigung der Königlichen Aufsichtsbehörde wird hier- durch veröstenllicht, daß die hiesige Spareasie vom 1. Juli dieses Jahres ab Spareinlagen mit 2' ,*/. verzinst. Taucha, am 1.5. März 1891. Der Vorsitzende de» Lparcassenausschusse-. Schönfeld, Bürgermeister. Loncursverfahren. In dem Eoncursversahren über den Nachlaß deS verstorbenen Kauimanns Lakar »ürdtug zu Torgau ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Bertheilung zn berück- sichtigenden Forderungen und zur Beschlußsassnng der Gläubiger über die nicht verwendbaren Berniögensstücke der Schlußtermin aus drn 11. April 1891, Vormittags 12 »hr, vor dem Uöniglichen Amtsgericht Hierselbst, Zimmer 4, bestimmt. Torgau, den 13. März 1891. Eick», Aciuar, alS Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgericht-. Die Organisation Veutsch-Gstafrikas. Herr von Gravenrcuth bat am 13. März in einer Ber- sammlnng der Deutschen Colonialgcsellschaft, Abtheilung .Köln, Mlttheilungen über die zukünftige Organisation Dentsch- OstafrikaS gemacht. Danach ist Ur. PetcrS für die Organi sation drr nördlichen Gebiete, Emin Pascha für die deS ScegebieteS deS Victoria-Nyanza, Major v. Wissmann für die des Tanganyika in Aussicht genommen, während Graven- rcnth'S Aufgabe darin bestehen wird, Handelsbeziehungen nach den Scegcbicten zu eröffnen. Die Meinungsverschieden heiten zwischen Emin und Wissmann, welche aus Mißverständ nissen verübten, sind ausgeglichen vr. P<terS wird sich dem nächst aus seinen Posten begeben, nachdem er sich mit Baron Soden über die von ibm zu übernehmende Ausgabe ver ständigt bat. Neber Stole- schweigt die Geschichte gänzlich, dagegen ist Hauptmann Ramsay zu Anfang diese- Monat mil 2oo Manu der Schutztruppc nach Mxwapwa anfgebrochen, um die aufständischen Wangoni zu bekämpfen. Wissmann ist am 15 März von seiner Expedition nach dem Kilima- Ntscharogebict, nachdem der Zweck kcv ZngeS erreicht ist, nach Bagamoyo zurückgekebrt unk gleichzeitig ist die Nachricht au- Miiindani tingelrosfen, daß der Häuptling Machcmba um Frieden gebeten und al» Beweis für die Aufrichtigkeit seiner Absichten seinen Cohn al» Geißel in Milindani zurück gelassen hat. A»S diesen Grundzügen der gegenwärtigen Lage erzieht sich rin sehr erfreulicher und gute Aussichten sür die Zukunft eröffnender Blick. Es ist rin sehr wohl überlegter, zum -l.bcu schon sehr energisch auSgeführtcr Plan, wonach dle deutsche Regierung in Afrika handelt; eS sollen allmälig feste Grund lagen geschaffen werden für die Colonisation de» weiten Ge biete- zwischen dem Victoria-ll^anzasee, dem Tanganyckasee und der Küste, und da- war erst von dem Zeitpunkte an möglich, al- die Grenzen de- deutschen Gebiete« nach allen Seiten hin fest abgcstcckt waren. E« ist in neuerer Zeit Manche- geschehen, wa-sich nicht mehr ändern läßt, und als besonder- wichtig erscheint der Kamps, welcher mit dem feind- lichen Stamm der Wangoni bevorsieht. Der erste Angriff Eniin'S ist mit unzureichenden Kräften geschehen und die Gefahr ist unterschätzt worden, aber da nun einmal die Sache so weit gediehen ist, so wird und muß sie auch energisch zum Abschluß gebracht werden. Namsay ist der Mann dazu, um die Wangoni zu Paaren zu treiben, und Emin balle ibn für diesen Zweck sogleich anSerschen. Die Expedition Emin'S nach dem Vicloria-Nyanzasee bedarf noch in vieler Beziehung der Aufklärung; Emin bat sich jedenfalls über die Mittel getäuscht, welche der deutschen Negierung zu Gebote stehen, um ihre Absichten in Afrika nachdrücklich durchzuführcn; »hm ist eS nicht bekannt, welche Schwierigkeiten ihr durch die Gegner der Colonialpolirik bereitet werden. Emin über schritt die ihm finanziell gesteckten Grenze» mit leichtem Herzen, weil er die Ucberzcugung hatte, baß die von ,hm eingcschlagenen Wege bald den Ersatz der gemachten Auslagen bringen würden; er ließ sick iu weit auSsehendc Unter nehmungen ein, weil er ihre Durchführung in Anbctrackt der dem Deutschen Reiche zu Gebote stehenden Mittel für eine Bagatelle hielt. Bei genauerer Kenntmß der betreffenden Verhältnisse würde er vorsichtiger zu Werke gegangen sein und dadurch unerquickliche Streitigkeiten vermieden haben. Wissmann wurde zu einer Zeit mit der Bekämpfung der feindlichen Araber an der ostafrikanischen Küste unter Ein räumung umfassender Vollmachten beauftragt, al- noch Alle in der Entwickelung begriffen war, und der deutsch« General konsul iu Zanzibar sowie die deutsch-ostafrikanischc Gesell schaft neben ihm Faktoren bildeten, auf welche er Rücksicht nehmen mußte. Durch die Ausrüstung der Expedition Emin'S nach dem Bictoria-Nyamasce, die glückliche Beendigung de« Unternehmen« de- Dr. PcterS und durch den Abschluß de» Vertrage- mit England bekamen die Verhältnisse in Ost- afrika eine wesentlich veränderte Gestalt. Es trat die Nolh- , »endf keic an die Reicheregierung heran, die Organisation i Ostaj ».'a< selbst in die Hand zu nehmen und sich mit der deutsch-e-stasnkanifchen (Gesellschaft über die Grenzen der beiderseitigen Befugnisse zu verständigen. Durch die Ab sendung ^Wissmann's mit dem Auftrage, Buschiri iu seine Schranken zu weisen, hatte die Ncichsrcgierung bereit» in ihrer Eigenschaft als Schutzmacht in die Ent wickelung der Colouialverhältnisse an der ostasrikanischen Küste euiacgriffcn und damit den ersten Schritt gctban, um Deutsch-Ostafrika in deutsckeS Kronland zu verwandeln; als weitere Folge ergab sich die Organisation deS Lande« nach den Gninbsätziln, wclcke bereits m Kamerun ihre Probe be standen hatten. AlS geeignete Persönlichkeit für die Organi sation Dentsch-Ostafrika« bot sich Freiherr v. Soden dar, welcher bereit- Erfahrung auf diesem Gebiete besaß und in Kamerun seine Sporen als Colonisator erworben batte. Ihm wurde die schwierige und verantwortungsvolle Ausgabe gestellt, da- Werk, welche» Vr. PeterS und Major v. Wissmann mit großer Tbatkrast und gutem Erfolg begonnen batte, fest zu organi- siren und uack den bewäbrten deutschen RegiernngSgrund- sätzen in die Form zu bringen, welche als dauerhafte Grund lage der zukünftigen Entwickelung zu dienen bestimmt ist. Die Ausgabe, welche dem Frcibcrrn v. Soden gestellt, erscheint schwieriger al« die, wclcke er in Kamerun bewältigt hat. Da« Gebiet ist ungleich größer, die Feinde, welche zu bekämpfen sind, zahlreicher, aber der Ruhm, in Dcutsch- Ostafrika dauerhafte Zustände begründet zu haben, auch weit lockender, als alle Errungenschaften, welche die Colouie Kamerun bringen konnte. ES ist rin Stück Geschichte, welches jetzt in Dcutsch-Ostafrika in der Entwickelung be griffen ist. Deutschland hat seinen Beruf zur Colonisation überseeischer Gebiete darznthun, eS bat zu zeigen, ob eS Kraft und Ausdauer in hinreichendem Maße besitzt, um im Ur zustände lebende Völker für die Civilisation nutzbar zu machen und eine neue Aera drr Colonisation einzulcitcn, welche den Anforderungen der Bildung und Gesittung unserer Zeit ent spricht. Wir haben in der Expedition Stanley'S ein ab schreckende» Beispiel vor un-, welches unö zeigt, wohin c« führt, wenn man bei colonialen Uiitcrnebniungcii durch den Trieb nach Gewinn und durch de» Entschluß geleitet wirb, den Eingebvrncn gegenüber die rohe Gewalt anzuwcndc», um sie den Zwecken der Habsucht und der Herrschsucht dienstbar zu machen. Wir schmücken uns nicht mit dem AuSbängcsckild, daß wir nur die Aufhebung der Sklaverei anstrcbe». Daß wir diesem Unwesen nach Kräften entgegenwirkcn müssen, gilt un« al« selbstverständlich; wir sind un« aber auch dessen bewusst, daß gewaltsame- Vorgehen, welche« mit alten eingewurzelten Ge wohnheiten im Widerspruch steht, nur schaden kann. Den Sclavenjagdcn und dem Cclavcnbandel treten wir mit voller Thatkrast entgegen, aber wir wissen aus Erfahrung, daß sich die Sklaverei nicht plötzlich und unvermittelt an» der Welt schaffen läßt. Wir begrüßen den Plan für die Organisation von Deutsch-Ostasrika mit Gcnngthunng als den Anfang zur Anbahnung fester daucrbastcr Zustände. E« stehen un« ja vorläufig zur Erreichung unsere« Zweckes nur unzureichende Mittel zur Verfügung, aber hoffentlich wird sich da« Privat- capital in dem Maße für coloniale Zwecke geneigt zeigen, als die Erfolge unserer Colonialpolitik sich geltend machen. * Leipzig, 18. März. * Tie Nachricht, daß der Regierungspräsident von Hol iv ede zum UntcrstaatSsccrrtair im preußischen CultuSministcrium designirt sei, bestätigt sick nicht. Noch scheint eine Entscheidung bezüglich dieser Frage, deren zweck mäßige Lösung bereit» frübcr, z B. nach dem Ausscheiden de« Herrn von LucanuS, ernstliche Schwierigkeiten machte, nicht getroffen Für einen Minister, welcher ein für ihn zum großen Theile noch neues Arbeitsfeld versinket, muß cc> von besonderem Wende sein, für die Stelle de« UntcrstaatS- sccretair« einen Mann zu gewinnen, welcher in den Ge schäften de- Eultusministerium« vollständig sattelfest ist und eS dem Minister ermöglicht, seine Kraft nicht io den Einzel heiten mehr bureaukratischer Natur zu zersplittern sondern ir auf die großen Fragen de- Ressort» zu concentrireo. Die Auswahl ist hier aber gering. * Die officiöse »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" giebt eine Berliner Meldung der „Magdeburgischen Zeitung" wieder, wonach der Reichskanzler v. Caprivi am Sonnabend zum Vortrag beim Kaiser gewesen sei. In Abgeordneten kreisen wolle man dem Gegenstand diese« Vortrage«, der keine hochpolitische, sondern eine persönliche Angelegenheit betreffen soll, besondere Bedeutung beilegen; eS hieße, die nächsten Tage würden darüber klärenden Aufschluß bringen. E- sei zu bemerken, Laß die in mehreren Provinzialzeilungen systematisch verbreiteten Nachrichten von der erschütterten Stellung dcö Reichskanzler« al« völlig leere- und haltlose- Gerede auzu- sehen seien. * Die »Hamburger Nachrichten" bringen die folgende interessante Enthüllung über den Rücktritt Falk'S: In Rückblicken, die einzelne Blätter anläßlich des Wechsels im preußischen Cultnsmiiiisteriuni und des Todes Windthorst's aus den Lulturkamps werfen, finden wir die Slnsicht vertreten, daß Fürst Bismarck seinerzeit 1>r. Falk's Rücktritt veranlaßt habe. Da« ist nicht richtig. Fürst Bismarck hat vielmehr Falk gehalten, so lange es mögllch war und eS dem Willen des Minister« entsprach; sollte l>r. Fock einmal die Geschichte seines Ministeriums schreiben, so wird er diese Tbatsache nur bezeugen können. 1)r. Falls Rück tritt ist durch die Empfindlichkeit veranlaßt worden, die seine Be handlung am Hofe, namentlich soweit der Einfluß der Kaiserin reichte, in ihm hervorgerusen hatte. Fürst Bismarck war bei der Maigesetzgebung auS Rameradschast sür Falk und im Vertrauen auf ihn mligeaangen, obschon er mitunter anderer Meinung gewesen sein und nicht von allen Einzelheiten Kenntmß gehabt haben mag. Nachdem sich Iw. Falk vom Fürsten Bismarck gegen dessen Wunsch getrennt Halle, wurden seitens des leitenden Ministers allerdings abweichende Meinungen zur Geltung gebracht, aber diese waren von Anfang an die scinigen gewesen; er halte nur auf ihre Vertretung verzichtet, um einer so hervorragenden Krast wie Falk so lange als möglich die Führung des Amtes zu überlassen. Als dies mehl mehr möglich erschien, fiel der Zweck lener Zurückhaltung fort uns der Fürst vertrat alsdann seine eigenen Ansichten. Es wiederholte sich hier au» denselben Gründen derselbe Vorgang wie beim Abgang Delbrück'-: nachdem Fürst Bismarck sich zum Ver zicht auf Couegen aenülhigt sah, die er ihrer ausgezeichneten Fähig- leiten alS Ressortminister «egen so lange als möglich und unter Zurücksetzung eigener Wünsche und Anssaflnngen unterstützt hatte, ergab e- sich von selbst, daß er nunmehr seine eigenen Wege ging. * Au- Bremen, 14. März, wird der ,ILluischen Zeitung" geschrieben: M« schon telegraphisch gemeldet, verstarb letzte Nacht Bürger« meister Karl Friedrich Christian Buff, drr berufen gewesen ist, al- Senator -vic auch melwiach al» regierende« bremische« Staats oberhaupt di» beschicke unsere« Gememweiens mitzulenkeu. Handel nnd Schifffahrt bilden da» Rückenmark der Unternehmungen, welche Bremen groß gemacht haben. Darum sind cs besonder- ihre Brr- trrter, welche ein wichtiges und unentbedriiches Element in drn gesetzgebenden bremische» Körperschaften, in Senat und Bürger- ichau bilden. Busf war Kaufmann und ist dies in seiner Privat- thäligkcit bi- an sein Ende geblieben. AlS solcher verstand er, aus gerüstet mit langjährigen Erfahrungen, dem Pulsschlag LeS bremischen Oielck-äflSleben- nachzuspüren und seinen Bedingungen ein eifriger Förderer zu werden. Die 16 Mitglieder de« Senat- gehen auS den Reihen der 150 Mitglieder umfassenden Bürgerschaft hervor. Letzterer hatte auch Buss bereit« längere Zeit >ciue Kräsle ge widmet, als er im Alter von 49 Jahre» am 8. April I8i!8 in den Senat gewählt wurde. Seine schlichte, kernige, die liberalsten Ge sinnungen kennzeichnende Weise suhrte häufig dazu, daß er hei be- deutsamrn Gelegenheiten da« Wort ergreifen mußte. Er wußte dasselbe in seiner Art meisterlich zu führen, und wohl Keinen hat eS gegeben, der freudiger und patriotischer alS er da» Hoch aus Kaiser und Reich ouSbrachle. Und als er im April v. I. unserm hier zum Besuch weilenden Kaiser gegenüber das bremische Gemeinwesen al« dessen regierender Bürgermeister zu vertreten hatte, da erkannte der Kaiser sofort in ihm den Mait», der das Herz an» dem rechten Fleck hat und der sich ohne große Förmlichkeiten giebt wie er ist. Ter Kaiser hat Buss auch durch das Geschenk einer kostbaren Vase geehrt. Zum Bürgermeister wurde der Verblichene sür die Jahre 1882 -1885 und >888 I89l gewühlt. Bekanntlich stehen an der Spitze der Senat-mitglieder zwei au- ihrer Mitte aus vier Jahre erwählte Bürgermeister, von denen alter z>vei Jahre einer au-scheidrt nnd jährlich ahwechselnd einer den Vorsitz führt. Buff'« haupt sächliche Arbeitskraft war den Häsen und Eisenbahnen gewidmet, so leitete er auch seinerzeit die Verhandlungen zwischen Preußen und Bremen wegen deS Verkaufs der Eisenbahn. Auch der Zollaujchluß Bremen- forderte seine Thätigkeit heraus. Schließlich sei noch bemerkt, daß Buff l8<B Präsident deS Deutschen BundesschießenS zu Bremen, im vorigen Jahre neben Bennigsen Ehrenpräsident der Nordwestdeutschen Ausstellung und seil längerer Zeit Meister vom Stuhl der hiesigen Loge zum Oelzweia war Ein Nierenleiden hat ihn im 7l. LebcnSiahre plötzlich hinweggerafft; die Trauer in Bremen ist um ihn um so größer, als sein Tod wohl allen uner wartet gekommen ist. e- * * -Nach einer Meldung aus Wien waren am Montag Stadt und Börse voll mit Gerüchten über die Demission Ta affe'S. E« ist indessen hierfür absolut kein Grund vorhanden, die Verhandlungen der Regierung mit den Führern der Linken sind, wenn auch nicht abgebrochen, so doch ziemlich aussichts los, da der Polrnclub gewiß nur geringe« Entgegenkommen zeigen wird, wenn Graf Taasfc, wie ersichtlich, ibn dazu nicht animirt. Der plötzliche Umschwung trat wahrscheinlich durch Anzeichen ein, daß es Hohenwart gelingen wird, einen Cen trumclub zu bilden. Die Thronrede soll jedoch so abgcfaßt werden, daß sic auch die Linie accepliren soll. * Bei den engeren ReichSratbSwablen in Prag nnd Carolinenthal wurden 4 Iungczechcn gewählt. Die Deutschen und die Altczechcn enthielten sich der Wahl. * Bei der ReichSralbswabl in den Landgemeinden Dalmatiens wurden fünf Kroaten, darunter Klaic, unk ein Serbe gewählt. * Ter Gouverneur von Kurland bat eine Verordnung erlassen, welche die ausschließliche Anwendung der russischen internen Gcschäftssprache in allen Zweigen der kommunalen Verwaltung verfügt. In Livland bestehl eine ähnliche Ber fügnng schon seil einiger Zeit Mehrere deutsche Acrzte i» Kurland, welche an ihren Wohnungen Tafeln mit deutschen Aufschriften ohne russische llebcrsctzung angebracht hatten, wurden von dem Friedensrichter mit Geldbußen belegt, nnd sind auch in zweiter Znstanz, an welche sic Brrnsnng ein gelegt hatten, sachsällig geworden. — Ter demnächst im Neichoralle ^n verhandelnde Gesetzentwurf über die AussichlS- rechie der LtaatSgcwall gegenüber der evangelischen Kirche wird da« Patronalsrccht fast vollständig beseitigen und die staatlichen Aufsicht-rechte in allen Richtungen erweitern. * Die Commission der Pforte, welche daS Verhallen des GencralgouvcrncurS von Albanien in Angelegenheit ter
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