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Dienstag den 28 Juni rni8 abends 84 Jahrgang Nr. 148 AmlÄIüü Mr die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu DipHoldiswaws Mit achtseitrgenc „Illustrierten Unterhaltungsblatt" und Unterhaltungsbeilage. Kür di» Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. WtWH-Mung MMeitW O AHM R MOMM, UMMg ii.ll. Die ,W«ißeritz-Zeitung" erscheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich einschliehl. Zutragen 2,40 M., zweimonatlich 1,60 M., einmonatlich 80 Pf. Einzxl-Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger nehmen Be stellungen an. Inserat« warben »M 20 Pf., solche aus >mM«« Amtshauptmannschast mit 15 Pf. die SpaltzeÄ« oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 65 bez. 50 Pf. — Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Cpaltenzeile 50 Pf. VEiches vnd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Johannistage lag im Wetter mehr Totenseststimmuug: trüb« Wolken am Himmel, häufig Regenschauer, dazu eine Kühle, als ob nicht Sommers-, sondern Herbstesansang im Kalender stehe, und diese unzeitgemäße Temperatur ließ den reichlichen Blumenschmuck der Grüber nicht so recht zur Geltung kommen, ja sie wird auch die Schuld daran getragen haben, daß sich unsere Nikolaikirchr zur Johannisfeier nicht so zahlreich füllte wie andere Jahre, trotzdem die Zeit des Gottesdienste», von 8 bis 9 Uhr abends, allen passend gelegen war. Nachdem Herr Pastor Mosen in seiner Fesipredigt aus Grund von Luca» I, 76 ein knapper, plastisches Bild Johanni» des Täufer» entworfen hatte, bezeichnete er in Gemüt und Herz stärkender, weiterer Aussührung die Johannisfeier als eine Stunde ernsten Bedenken» und trostreicher Erhebung. Fordern doch auch die 123 Kränze am Altarplatz unsrer Stadtkirche zu ernsten Betrachtungen auf. Aber allen Trauernden galt die Mahnung des Kirchenchores in Hauptmanns Motette: „Sei still dem Herrn!" — In einem Zimmer des l. Stockes der Müllerschule ist eine Gemäldeausstellung erösfnet und täglich von 3 bis 6 Uhr zu besichtigen. Herr Viktor Ehemann, Sohn des verstorbenen Herrn Müllerschuldirektors E., führt uns in seinen Kunsterzeugnissen dis schönsten malerischen Punkte unserer Stadt (Rosengasse, Kirchplatz, Eingang zum Schloß, Vorstadt), wie auch andere Orte vor, läßt uns liebliche Kinder und erwachsene Personen belauschen und zaubert mit-jeinen Farben die herrlichsten Blumen und Früchte, so daß in dem Beschauer der Wunsch nach dem Besitze wenigsten» eines solchen Bildes unwiderstehlich rege wird. Au» Dankbarkeit sür da» Geschaute legt der Besucher gern ein Scherslein in die aufgestellte Kasse der Kinder bewahranstalt. — Tagesordnung zyr 13. Sitzung des Bezirksaus schusses der Kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde Donnerstag den 27. Juni 1918 vorm. I I Uhr im amts- hauptmannschaftlichen Sitzungssaal». Oeffentliche Sitzung: Versorgung de» Bezirke mit Frühkartoffeln (Verordnung de» Kgl. Ministeriums de» Innern vom 12. 6. 1918); Kartosselsaatgutbestellung für den Herbst 1918 (Verordnung des Kgl. Ministerium» des Innern vom 15. 6. 1918); Festsetzung der Getreidepreise durch den Bundesrat sür die Ernte 1917/18; Verkehr mit Altmöbrln (Verordnung der Kgl. Kreishauptmannschaft vom 8. 6.1918); Schreiben de» Kriegswirtschaslsamtes vom 18. 6. 1918 über die Be schaffung von Anzügen für landwirtschaftliche Arbeiter. Nichtöffentliche Sitzung: Gesuche um Kriegsfamilienunter- stützung au» Dippoldiswalde, Altenberg, Stadt Bärenstein, Geising, Beerwalde, Breitenau, Dönschten, Hermsdorf i. E., Hilschbach, Niederpöbel, Obercunnersdorf, Obersraurndorf, Possendorf, Seifelsdorf, Theisewitz; Ausnahme von Dar lehen für den Bezirk. — Gefreiter Herbert Hesse, Sohn von Frau Ww. K., Zeitungrträgerin in Dippoldiswalde, ist als vermißt gemeldet worden. Matter, 23. Juns. Heute vor 50 Jahren brannte die dem Müller Hennig gehörige sogenannte Maltrrmühle nieder. Possenvorf, 25. Juni. Mit heute sind 25 Jahre vergangen seit der Fahnenweihe de» Gesangvereins „Arion". Freiberg. Al» Hauptgeschworene sür die am 4. Juli beginnende diesjährige 3. Sitzungsperiode de» Kgl. Schwur- gericht» Freiberg sind aus den Nmlrgerichtrbezlrken Dippol diswalde und Frauenstein die Herren Kaufmann Ramm in Muida, Zimmermann A W. Berger in Kipsdorf und Privatmann O. E. Grahl in Reinhardtsgrimma ausgelost worden. Heidenau, 22. Juni. Dem Postschaffner Koch hier ist heute auf dem Vestellgange ein Wertstück über 1000 Mark, da» er auf den Briefkasten am JohannitrrKranken- hau» gelegt hatte, gestohlen worden. Der Beamte muß den Betrag ersetzen. Niela. In Langenberg bei Riesa wurde am Mittwoch mit Einernten Ler Wintergerste begonnen. Der Ertrag dieser Frucht ist trotz der langen Trockenheit eiv ganz zufriedenstellender. Ries». Lie Hauptversammlung de« Wohltätigkeit» verein» „kächf. Fechtjchule" wurde hier v»m 22.-24. Juni abgehalten, wobei 105 Verbände vertreten waren. Am Sonnabend den 22. Juni fand ein Begrüßung»- und Unterhaltung,abend statt. Die Verhandlungen am Haupt- tage währten von vormittags 11 Uhr bis abends 7 Uhr, wobei vor allem die Aenderungen der Satzungen und verschiedene Anträge der Verbände besprochen wurden. Als neuer Landesvorsitzender wurde Oberlehrer Kirschen in Radeberg gewählt; Schuldirektor Meißner in Kreischa, der die Wahl zum Vorsitzenden ablehnte, wählte man in den Verwaltungsrat. Die Fest-Veranstaltungen der Stadt Riesa (Konzert im Stadtpark usw.) litten unter der Un gunst der Witterung. Als Ort der nächsten Haupt versammlung 1919 wurde Chemnitz bestimmt. k Oschatz. In Bucha wurde die 60 jährige Frau Klemm Mittwoch früh in einer von außen verschlossenen Kammer ihrer Wohnung mit zwei schweren Kopfwunden bewußt los aufgefunden. Als Täterin kommt eine Frauensperson in Frage, die sich ein paar Tage dort aufgehalten hat. Die Tat ist in der Nacht zum Sonntag geschehen. Die Unglückliche hatte also bereit» 3 Tage gelegen. Das Spar kassenbuch ist geraubt worden. Borna. Ein heftiger Austritt mit Leipziger Hamstern erregte auf Bahnhof Breitingen allgemeines und pein liches Aussehen. Eine anscheinend bessere Dame mit ihrer Tochter und zwei Dienstmädchen fiel dem diensttuenden Polizeibeamten durch den Umfang des mitgeführten Ge päcks auf. Lr unterzog dasselbe einer näheren Durchsicht. Dabei stellte man fest, daß die vier Frauen über zwanzig junge lebende Gänse mitführten, die in der Umgegend aufgekauft worden waren, ferner große Mengen Futter, Schinken usw. Der Gendarm beschlagnahmte die Hamster waren. Dadurch wurde die Frau so in Aufregung ver- sktzt, daß sie sich tätlich an dem Beamten vergriff. Das Nachspiel dürfte für die Frau und ihre Tochter ein sehr unangenehme» sein. Reichenbach i. D. Eine eigenartige Ueberraschung wurde, wie dem „Neuen Görlitzer Anzeiger" geschrieben wird, einem hiesigen Rentier zuteil. Seine Gattin erhielt von dem Offizier eines Truppenteils mit Worten herzlicher Teilnahme die Photographie des Grabe» ihres in Feindes land bestatteten Ehemanns zugrsandt. Der Ehemann aber war, da er über die entsprechende Altersgrenze hinaus ist, überhaupt nicht zum Heeresdienst eingezogen. Die Per- son allen auf dem Grabmal aber stimmen mit denen des Rentiers vollkommen überein. Der Rentier hat Schritte unternommen, um aufzuklärrn, wer unter seinem Namen in Feindesland bestattet worden ist. Hohndorf. Don einem Mangel an Geistlichen zeugt die Tatsache, daß sich um da» erledigte Pfarramt in unserem Orte trotz Erhöhung de» Grundgehaltes bis jetzt nur ein einziger Bewerber gemeldet hat. Kamenz. Zum Bürgermeister unserer Stadt wurde Etadtamtmann vr. Diettrich, Dresden, gewählt. Die nächst- meisten Stimmen vereinigten sich auf Etadtrarvr. Krocker, Kamenz. Im ganzen waren 35 Bewerbungen eingegangen. Der neue Bürgermeister tritt am l. Juli sein Amt, das seit 1914 verwaist ist, an. " Plauen t. V. Einer leichtgläubigen Arbeiterin sind von einer Reisegefährtin, die sie mit nach ihrer Wohnung genommen hatte, Kleider und andere Gegenstände dar- unter allein 20 Blusen (!), im Werte von etwa 1000 Mark gestohlen worden. — Bemerkenswert an der Mit teilung ist jedenfalls, daß sich eine Arbeiterin in der Zeit der Kleidernot und Bezugsscheine 20 Blusen leisten kann. Btschosimerda. Die hiesigen Kassenärzte haben den mit Ende d. I. ablaufenden Vertrag mit der hiesigen Ortskrankenkasse gekündigt und verlangen Bezahlung nach Einzrlleistung und Erhöhung der Kilometergelder. Da auf 1500 Kassmmitglteder immer «in Arzt kommen soll (bei «»Handlung der Familienangehörigen aus 1000 Mitglieder), jetzt ab»r alle 5 hiesigen Aerzte al» Kassenärzte tärig sind, ist es sehr fraglich, ob bet der jetzigen Mttgliederzahl (2700) alle hiesigen Aerzte wieder al» Kassenärzte zuge- lassen werden. Bautzen. Zum Andenken an den verstorbenen Stadt- kossinrr Schuster hat dessen Witrbe eine Stiftung in Höhe von 12000 M. sür wohltätige Zweck« «»richtet. Vermochte». * Ungeheure Jagdverpachtsteigerung. Die Gemeindet jogd in Borkow, Kreis Landsberg (Warthe), brachte bis- her 370 M. Pacht. Der bisherig« Pächter erhielt j»tz- wieder den Zuschlag. Er muß aber — 3700 M. Jah«»» pacht zahlen. * Das schöne Petroleum. Tochter (beim Rucksackau»» packen): „Mutter, denk doch nur, was für ein Pech: dar Petroleum ist mir über dtt Gänseleberpastete gelaufen!" — Mutter (vorwurfsvoll): „Aber, Ella, das schönt Peter» leum!" Äirchen'Nachrichte». Mittwoch den 26. Juni 1918. Kipsdorf. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde: Hilfrgetft» licher Vetter. Reinhardtsgrimma. Keine Kriegsbetstunde. Sadisdorf. Abends 8 Uhr Jungsrauenverein. Schellerhau. Abends 1/2 9 Uhr Bibelbesprechstundr im Pfarrhause. Donnerstag den 27. Juni 1918. Dippoldiswalde. Vorm. 9 Uhr Wochenkommnnionr Pastor Mosen. Bärenburg. Abends 6 Uhr Kriegsbetstunde. Johnsbach. Abend- 1/2 9 Uhr Kriegsbetstunde. Kreischa. Abends 8 Uhr 163. Kriegsbetstunde. Possendorf. Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde, verbunden mit Gedächtnisfeier für die lieben Brüder. aus unserer Gemeinde, deren Tod fürs Vaterland seit dem letzten Totenfeste bekannt geworden ist: Pfan« Nadler. Reichstädt. Abends 9 Uhr Jungmädchenabend im niederen Gasthofe. Freitag den 28 Juni 1918. Bärenfek. Abends '/29 Uhr Bibelbesprechstundr im Echwesternheim. Sadisdorf. Abend» 8 Uhr Kriegsbetstunde. Der amerikanische Rüstungsfkandal. Eine weitere Ergänzung zu den bekanntgewordenen Rüstungsskandalen der amerikanischen Kriegswirtschast er geben Artikel amerikanischer Zeitungen. So läßt sich d« „Chicago Daily News" vom 8. Mai aus Washington drahten, daß nach dem neuen Programm für Geschützbcm innerhalb eines Jahres nicht ein einzige» Geschütz fertig würde. Man müsse erst neue Fabriken dazu bauen. Be züglich der Maschinengewehr-Herstellung schreibt die „New Port Times" vom 8. April: Es sei ungewiß, ob bi» Ende Juli überhaupt ein einziges Maschinengewehr geliefert werden könne. Dabei war die Lieferung von 3000 bl» zu diesem Tage vorgesehen, und Kriegssekretär Beker hatte am 26. Februar erklärt, die Ueberlegenheit der amerikanischen Armee auf diesem Ausrüstungsgebiet sei gesichert. Ein neuer MMiardenkredit. In parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, bah der Reichstag, bevor er ausrinandergeht, noch eine neue Kreditoorlage vom Bundesrate überwiesen erhält, die weitere 15 Milliarden erfordern würde. Der Gesamtbe trag aller bisher vorgelrgten Kredite steigt damit auf 139 Milliarden, von denen reichlich 87 durch Kriegrau leihe bereits gedeckt sind. Da auch die Verlängerung der Legislaturperiode des Reichstages um ein Jahr sich nicht als ausreichend erwiesen hat — an Neuwahlen ist einst weilen ja noch nicht zu denken —, so wird dem Reichs tage vom Bundesrate eine Vorlage zugehen, wodurch die Gültigkeitsdauer diese» Reichstages um ein weitere» Jahr verlängert wird. Nähere Bestimmungen aber, wann diese Vorlagen zu erwarten sind, sind noch nicht «ing»< trosfen. Das wird zum Teil von den weiteren Dispost- tionen de» Reichstage» abhängen. Das^Eigenlum der britischen Nation in Afrika gefährdet. Amsterdam, 25. Juni. Aus Johannesburg wird Ge meldet: In der Jahresversammlung der gördrratiou dse südafrikanischen Kammer sür Handel und Industrie w«E» eine Entschließung angenommen, wodurch einstimmig dse festen Ueberzevgung Ausdruck gegeben wird, daß eine Rßch- gabe der Kolonien und Westasrikas an Deutschland für dem Frieden in Afrika und für da- industrielle Leben und da», Eigentum der südafrikanischen Mission und des vrttifcheM Reiche» verhängnisvoll werden dürfte. MtiervorkerrfaLg. Meist trüb, kühl Rirderschläg«.