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Allgememer Melger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat ?u Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusende« Schristleitung, Sruck unä Verlag von A. Schurig, Bretnig Ar. 52. 18. Jahrgang Sonnabend, den 27. Juni M8. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfq., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Ter Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. AdonnementSpreiS inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung «blatte«" »itHeljährlich ab Schalter 1 Mar k, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« l Mark Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Aekanntmachung. Alle fälligen und noch rückständigen Ztaatr- «na SemelnaeLteuern sind sofort an die hiesige Ort«steuer-Einnahme zu entrichten. Bretnig, den 26. Juni 1908. Der Semeindevorstand Petz*ld. Neueste Nachrichten. Bon der Anklage de« Vatermorde« freige- sprochrn. Nach dreitägiger Dauer hat am Mittwoch abend der Prozeß gegen den frühe- "n Forstgehilfen Willy Schwarzenstein, der unter der Anklage stand, in der Nacht zum 23- Januar 1908 seinen Vater au» dem Hinterhalt erschossen zu haben, seinen Abschluß Pfunden. (Siehe den Verhandlung«bericht w heutiger Nummer.) Die Geschworenen berneinten die Schuldfrag», worauf der An> ^klagte freigesprochen werden mußte. LertlicheS und SächftsÄe». Bretnig. Immer näher rückt das Fest, °uf das sich unsere Schuljugend schon seit Wochen freut, heran. Allabendlich bietet nch Gelegenheit, dem Einüben der Spiele auf dem Festplatze oder in der Nähe desselben bchuwohnen. Möchte nur schönes Wetter dar Fest aulzeichnen, dies ist unser aller Wunsch! Wie wir erfahren, sieht dec hiesigen Gemeinde im Bedarfsfälle der Sprengwagen der Firma G. Großmann in Großröhrsdorf am Fest ige gütigst zur Verfügung. — Deutsche« Turnfest. Von Deutsch-Süd- luchafrika werden 30 Turner da« Turnfest besuchen. Es sind Mitglieder der Vereine von Swakopmund, Windhuk, Karibik und Lüderitzbucht. Führer dieser Abordnung ist ö«r Vorsitzende de« Turnverein« Windhuk, Gustav Thoma«, früher in Frankfurt. Die Fahne de« Swakopmunder Vereins wird nach der Eröffnungsfeier am 18. Juli svom Vor- sttzenven der Deutschen Turnerschaft, Dr. Götz, la der Festhallt geweiht. — Das Wett schwimmen -findet Mittwoch den 22. Juli vor- ülittags 9 Uhr aus dem Main (Regattaplatz) statt. Die Uebungen bestehen, wie alle Wett kämpfe der Deutschen Turnerschaft, au« einem Mehrkampf; nur der gilt als Sieger, der in Reicher Weise Schwimmen und Sprengen nach verschiedenen Arten beherrscht. Neben diesem Wettschwimmen werden Stafitten- schwimmen, Kürspringen und Sondervorfüh lungen gezeigt. Es ist da« erste Mal, daß vie Deutsche Turnerschast Wett- und Schau schwimmen nach turnerischen Grundsätzen zu sammenstellt und der Festordnung eine» Turn- seste« eingefügt hat. Kamenz. Im hiesigen Forste wurde am Mittwoch nachmittag von einem unbekannten Badfahrer in den dreißiger Jahren an zwei schulpflichtigen Mädchen der Versuch eines Siltlichkeit«vergehen« gemacht. Der gefähr- iiche Mensch hat die Mädchen an sich gelockt und unter Ueberreichung von Geld und Schokolade zum Mitsuchen eines angeblich verlorenen Ringe« veranlaßt. Dabei hat er bas eine der Mädchen in unsittlicher Weise ungefaßt, die weitere Ausführung seiner ver werfliche» Absicht ist jedoch durch eine hinzu- kommende Frau und sofortige Benachrichtigung von Waldarbeitern glücklicherweise vereitelt worden. Der Unhold hat darauf in der Richtung nach Nebelschütz da« Weite gesucht. Cunewalde. Daß ein Blitzschlag auch gute Folgen haben kann, beweist folgender Vorfall: Al« vor einigen Wochen ein soge- Uonnter kalter Schlag den Karl Golb« ge hörigen Gasthof „Zum Sächsischen Hof" hier iraf, war der schon seil über 9 Jahren infolge Erschrecken» durch einen nahen Schuß taub stumm geworbene Arbeiter de» Herrn Golds im Hof» beschäftigt. Durch diesen Blitzschlag erlitt der Betreffende wiederum einen Schreck, der aber die wohltätigen Folgen zeitigte, daß ihm sein Gehör wiederkam. Außerdem fängt er an, sich wieder der Sprache zu bedienen. Der auf so wunderbare Weise Geheilte ist ein Mann in den 50er Jahren. — Die Zittauer Droschken-Automobile, die vor einigen Wochen eingeführt wurden, sind bereit« wieder von der Bildfläche verschwun den, ehe sie richtig in Betrieb genommen wurden. Die Unternehmer wollen heraurge- funden haben, daß die Auto» den vertraglichen Abmachungen nicht entsprechen; sie stellten die Wagen also den Lieferanten zur Verfügung und jetzt ist der schönste Prozeß im Gange, dessen Ende gar nicht abzusehen ist. Löbau. Von dem Waldefchen Hause an der inneren Zittauer Straße stürzte am Sonntag abend gegen 8,45 Uhr »in Stück Sims, 2 bi» 3 Meter lang, vom 2. Stock werk herab auf die Straße, welche eben mehrere Herren passiert hatten, doch ist glück licherweise niemand verletzt worden. E» sind etwa 40 Ziegelsteine mit dem Putz herunter gefallen. Dresden. Ein Opfer seines Berufs wurde am Montag nachmittag gegen 6 Uhc im Grundstück Freiberger Straße 95 ein Dachdeckergehilfe. Der Mann stürzte auf da» Straßenpflaster herab und blieb besin nungslos liegen. Der Verunglückte, der sich ichwere innere Verletzungen zugezogsn hat, dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Dre « den. Die 3. Strafkammer des hie sigen Königlichen Landgericht» verhandelte am Mittwoch gegen den 28 Jahre alten, ans Cunnersdorf gebürtigen, hier wohnenden Salt lergehilfen Karl Axelt Grohmann wegen fahr lässiger Tötung. Dem Angeklagten wird b»i- gemessen, am Bußtag, den 18. März d. I. aus Fahrlässigkeit den Tod seines vier Jahre alten Sohnes Ernst Paul verschuldet zu haben. Als an dem genannten Tage Grohmann in seiner Wohnung seinen Sohn wegen Unge zogenheit durch einige Schläge mit einem dünnen Stocke züchtigte, ist dem Kinde die Klinge einer Sattlermeffers, das der Ange klagte in seiner Erregung bis zu Beginn der Züchtigung in der Hand hielt, versehentlich und so unglücklich in den Leib gedrungen, daß der Knabe nach wenigen Stunden in der Kinderheilanstalt gestorben ist. Der bemit leidenswerte Vater muß die Fahrlässigkeit mit zwei Monaten Gefängnis büßen. — Eine wahre Selbstmorrmanie macht sich in Crimmitschau seit einigen Tagen be merkbar. Während am Sonnabend vormittag der 45 Jahre alte Handarbeiter Förtsch, ein Bayer, au» dem ZiegelzutSteiche gezogen wurde, landete man am selben Tage nach mittag» au« dem Gondelteiche di» Sahne- parke« die Leiche der 25 Jahre alten Fabrik- arbeitirin Lina Böttcher, die mittag« gegen 1 Uhr angesichts von Vorübergehenden in den Teich sprang und gleich in dessen Milte trieb, wo sie unerreichbar war. Da« Mäd chen hatte, al« es mittag« nach Hause kam, einen Brief ihre» Geliebten vorgefunden, in welchem dieser da» Verhältni» mit ihr löste. — Am Sonntag früh sand man in der Brückenstraße, an einem Zaune hängend, den 40 Jahre alten Weder Schödel tot vor. — Genn nicht ein Vorübergehender zur Stelle war, der die vierte Selbstmordkandidatin, eine kränkliche Weder-ehefrau, die sich gleich falls in den Sahneteich gestürzt halte, wieder auf» Trockene gebracht hätte, so wäre mit Montag schon wieder ein Selbstmord zu ver zeichnen gewesen, — In einem Hause de» Crimmitschauer Stadtviertels in Meerane lk am Montag eine Frau gestorben, unter Erscheinungen, die aus Genickstarre hindeuten. Ob e» sich dabei um epidemische Genickstarre handelt, muß die bakteriologische Untersuchung erst noch ergeben. Die Frau war schon acht Tage krank, ehe der Arzl am Sonnabend zu Rate gezogen wurde. E» sind sofort die umfassendsten Lor- sichttmaßregeln getroffen worden, um ein»r etwaigen Ausbreitung der Krankheit nach Möglichkeit vorzubeugen. — Am Montag abend halb zwölf Uhr stürzte in Limbach von einem au» Chemnitz kommenden Möbelwagen einer der ^beiden Wagenführer, namens Korb, auf die Straße herab, wobei ihm das Rad de» Wagen» über den Kopf hinwegging, wodurch der Tod aus der Stelle eintrat. — Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist es der Polizei gelungen, nach kurzer Zeit die Täler. zu fassen, die den Lustmord an der unverehelichten Hedwig Conrad bei Großstcin- berg verübten. Wie bereits mitgeteilt, sind am Mittwoch in Brandis bei Wurzen zwei Handwerksburschen festgenommen worden, die der furchtbaren Tat dringend verdächtig sind. Es sind die» der 40 Jahre alte Zim mermann Kraus und der Schleifer Nelzian. Kraus lebt von seiner Ehefrau getrennt, Nel- zian ist unverheiratet, 32 Jahre alt und stammt aus Ermsleben bei Halberstadt. Von sämt lichen Zeugen, die die Flüchtlinge am Sonn tag früh gesehen hatten, wurden die Verhaf teten auf da» bestimmtest« wiedererkannt. Die beiden hab'» am Sonnabend abend, also am Tage vor der Tat, gegen die Frau de« Gutsbe sitzer» Wiesner unsittliche Redensarten gesüß t. Außerdem hatte Nelzian Blutspuren an seiner Kleidung, auch am Hemd. Nelzian führte in seinem Bündel Draht mit sich. Man bringt damit die Drahtzange in Verbindung, die an der Chaussee bei den Haarkämmen der Toten gefunden wurde. Die beiden Genannten haben sich am Sonnabend und am Sonntag im Gehölz bei Großsteinberg und im Orte selbst Herumgetrieben. — Kreuzotternfänger Graupner hat in die sem Jahre im Werdauer Wald bereit« über 60 Kreuzottern gefangen. — Eine mutige Tat vollbrachten dieser Tage zwei Schulknaben in Penig. Die Mu sikschüler dir Stadlkapelle nahmen nachmittag» gegen 5 Uhr in der Mulde ein Bad, al- plötzlich einer von ihnen versank. Während die anderen Badenden laut zu wehklagen an fingen, entkleideten sich am Ufer kurz ent schlossen zwei Schulkunden, von denen e» dem einen, dem 13 Jahre alten Kurt Mayer, gelang, den mit dem Tode Ringenden an die Oberfläche und an» Ufer zu bringen. Der Gerettete erlangte nach einer Stunde die Be sinnung wieder. Lu» Freude über die mutige Tat veranstalteten die Umstehenden sofort eine Geldsammlung für den Knaben, aber der wackere klrin« Lebensretter wie» da« Geldge» schenk zurück und bat noch, man möchte über den Vorgang Stillschweigen bewahren, da er sonst zu Hause Schelte vekomme, weil er — an einer verbotenen Stelle gebadet habe. — Emen äußerst verwegenen Fluchtversuch unternahm der Kaufmann Hermann Hühner- fürst aus Chemnitz. H., eine oft, zuletzt wegen schweren Diebstahl« mit drei Jahren Zuchthaus vorbestrafte Person, saß wegen vesfelven Verbrechens in Elberfeld in Unrrr- suchungshaft uno war am Freitag avend dem Untersuchungsrichter vorgesührt worden. Der ihn vorsühcende Beamte hatte ihn in seinem Dienstzimmer uniergebracht. Dasselbe liegt rm dritten Stockwerk hofwärt« des Landge- richtSneubaue». Ät« sich der Beamte auf einige Augenblicke entfernte, eilte Hühnerfürst zu v«m Fenster, brachte an demselben einen langen, dünnen Bastfaven an und ließ sich an demselben in die Tiefe. Kaum hatte er sich dem Seil anvertraut, so riß es und der verwegene Verbrecher stürzte in den Hof hinab, wo er besinnungtlo» und blutüber strömt liegen blieb. Der Gericht-arzt ordnete die Ueberführung H». in» Lazarett an. Allem Anscheine nach hat H. keine lebens gefährlichen Verletzungen davongetragen. Da« Bastseil hatte er unbemerkt au» dem Gefäng nis mitgebracht, wo er mit dem Flechten von Matten beschäftigt war. Zwickau. Dem irdischen Richler ent gangen. Ein 26jähriger Malergehilfe und seine 40jährige Stiefmutter wurden hier wegen unerlaubter Beziehungen sestgenommen. Bald nach der Verhaftung erhängte sich der junge Marv. Kirchennachrichten von Bretnig. 2. Sonntag p. Trinitatis: 8 Uhr: Beichte und Abendmahl. ^,9 Uhr: Predigtgottes- oienst, Text: Matth. 22, 1—14. Vertei lung des Rittergutarmenlegate«. Geboren: dem Briefträger Friedrich Adolf Bruno Bernhardt eine Tochter; dem Maurer Emil Martin Bürger ein Sohn. Getraut: Max Paul Petzold, Bäcker- zeselle, mit Elsa Frida Lauermann. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Linda Eifa, T. d. Schuh- machermstrs. Robert Bartsch 286. — Fanny Elfride, T. d. GutSbes. Max Gustav Gäbler 302. — Erna Gertrud, T. d. Maschinen- ardeiter» Paul Albert Rüffer 57 k. — Dora Walli, T. d. Musiker» Ernst Feooor Gehricke 171. — Gustav Adolf, S. d. Zimmermann- Paul Bernhard Koch 176. — Kurt Helmut, S. d. WrrtschastSvogt» Friedrich Max Höf gen 81. Eheschließungen: Zimmermann Moritz Bernhard Schöne 355 mit Ida Bertha Gäbler 31. Sterbefälle: Holzarbeiter und Alter«- rentner Earl Friedrich Hermann Steglich 140 b, 70 I. 4 M. 8 T. alt — Tischlerge selle Oswald Paul Ruscher 63 g, 22 I. 6 M. 8 T. alt. — Liddi Ottilie Philipp, geb. Philipp, Ehefrau 160, 39 I. 10 M. 27 T. alt. — Außerdem ein uneheliche» Mädchen.