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Donnerstag, clen 14. Mai 1S2S Nr. NI 20. Jahrgang Um 1.30 Uhr fand 'im Hause des Reichspräsidenten Frühstück statt, zu dem der bisherige Stellvertreter Reich "Präsidenten Dr. SimonS den Reichspräsiden. Aufnahme, die Sie mir bereiteten, und für die Worte, die Sie soeben an mich zu richten die Güte hatten. Mit Mr — sc bin ich überzeugt — dankt Ihnen das ganze deutsche Volk für die hingehende Treue, mit der Sie sich dem 'Rufe der Volksvertretung zur Verfügung stell- ten, al» der plötzliche Tod de» ersten Reichspräsidenten ein« vorübergehende Stellvertretung de» Staatsober hauptes notwendig macht«. Während dieser Wochen ha ben Vie dem deutschen Volke mit dem gleichen Eifer und der gleichen Treue gedient, die Sie an dielen hohen und rrrantwertungSvsllen Pesten bewiesen haben. . der Parteien nicht um Vorteile für eine Partei oder «inen Berufsstand gehen wird, sondern vielmehr dar um, wer am treuesten und erfolgreichsten unseren^ schwergeprüften Bolte dient. Ach hoffe zuversichtlich, daß der edle Wettstreit um treueste. Pflichterfüllung die sichere Grundlage bilden wird, auf der wir uns immer wieder nach dem Streit der Geister und Mei nungen zu gemeinsamer. Vertrauensvoller Arbeit zu sammenfinden werden. Hierauf führte ReichStagSpräsident Löbe au»: Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, mit mir in den Ruf einzustimmen: . DaSDeutsche Reich das in der Deutschen Republik geeinte deutsche Volk, es lebe hoch! Das Haus stimmt dreimal begeistert in den Ruf ein. Reichspräsident Hindenburg Die Eidesleistung. — Hindenburg über Ebert. Nie Reichstagstribünen waren bereits gegen 11 Uhr dicht gefüllt. Um 15,05 Uhr betrat Präsident Hinden burg mit dem Retchstagsprästdenten Löbe den Reichs- tagSsaal. Die Abgeordneten mit Ausnahme der Kom« Saunisten, und das 'Publikum auf den Tribünen erhoben sich von den Plätzen. In diesem Augenblick rufen die Kommunisten unter Führung deS Abg. Höllein im Chor: ,Mieder mit den Monarchisten! ES lebe die Räterepublik! Hoch!" Rule rechts: Pfui! Die Kom munisten verließen hieraus den Saal. Unter lautloser Stille nahm virnuf das Wort der Reichstagspräsident LVber . - Herr Feldmarschall! Tas deutsche Volk hat in seiner.Abstimmung am 26. April dieses Jahres Sie zum Präsidenten des Reiches gewählt und Sie da mit auf den höchsten und ehrenvollsten Platz der deutschen Republik berufen. Ter Artikel 42 der Ver fassung von Weimar ordnet an, daß. Sie vor der Ver sammelten Volksvertretung den Eid auf die Verfas sung leisten. Zu dieser feierlichen Handlung habe ich den Reichstag zusammenberufen; ich überreiche Ih nen die Eidesformel und bitte Sie, den oorgeschrie- benen Eid abzulegen. ' ! Reichspräsident v. Hindenburg übernimmt die Mavpe mit der Eidesformel und leistet den Eid in folgendem Wortlaut r ' Ich schwöre bei 'Gott dem Allmächtigen und All wissenden, daß ich meine Kraft dem Wohle des deut schen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, die Verfassung und die Gesetze des Reiches wahren, meine Pflichten gewissenhaft erfül len und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe! Nunmehr hielt der Präsident des Reichstags Löbe folgende Ansprache: Herr Reichspräsident! Durch die Leistung des Eides sind Sie dem deutschen Volke verpflichtet wor den. Ich begrüße Sie namens der Volksvertretung und gebe der Hoffnung Ausdruck: es Möge unter Ih rer Amtszeit gelingen, den in den letzten Jahren un- w Ihrem Vorgänger, dem Reichspräsidenten Ebert, begonnene., wirtschaftlichen Wiederaufstieg unseres Landes fvrtzusetzen, die Mit Erfolg angebahnte außen- politische Befriedung weiterzuführen und so die furcht baren Nachwirkungen deS Krieges und der Kriegsfol gen, unter denen noch heute unzählige unserer Lands leute leiden, allmählich zu beseitigen. Vielerlei, wirt schaftliche Hoffnungen verbinden sich!, wie Ihnen, Herr Reichspräsident, bekannt ist, Mt jedem Wechsel an den leitenden Stellen des Reiches. Möge es dem Zu sammenwirken der berufenen Personen und Körper schaften gelingen, die erfüllbaren Wünsche ihrer Ver wirklichung näher zu führen und auch nach! aus,: das Deutsche Reich als friedliches und gleichwertiges Lilied in die europäische Völkerfamilie einzurethen. Von diesen unseren Wünschen begleitet, übernehmen Sie, Herr Reichspräsident, Ihr hohes Amt. v. Hindenburg antwortete auf diese Ansprache Mit folgenden Worten: ' ' ' Sehr geehrter Herr ReichStagSpräsident! Nehmen Sie Meinen herzlichen Tank für die Worte der Be grüßung entgegen, die Sie zu mir soeben im Namen der deutschen Volksvertretung gesprochen haben, nach dem! ich ' i -ieMäb der republikanischen Verfassung VVM 11. August 1919 , den Eid als Reichspräsident geleistet habe. Reichs tag und Reichspräsident gehören zusammen, denn sie sind beide unmittelbar aus den Wahlen des deutschen Volke» Hervorgeyangen. AuS dieser gemeinsamen Grundlage allein leiten sie ihre Machtvollkommenhei ten her. Beide zusammen erst bilden die Berköt«^ «evurinw, perung der Dolk-souveränität, die die Grundlage un- Haus«, da» nunmehr die Stätte meiner verantwortungS- sere» gesamten Heutigen VerftrssungSlebenS bildet. Las vollen Arbeit werden 'soll, und in dem ich heute noch ist der tiefe Ginn der Verfassung, auf die ich' mich so- .Ihre und Ihrer Frau Gemahlin Gastfreundschaft so eben durch! mein Manneswort feierlich verpflichtet nieße, Ihnen meinen wärmsten Dank zu sagen für die habe. Während aber der Reichstag die Stätte ist, wo di« Gegensätze der Weltanschauungen und der poffti-! schen Ueberzeugungen miteinander ringen, soll der, Reichspräsident der überparteilichen Zusammenfassung aller arbeitswilligen und aufbaubereiten Kräfte un sere» Volkes dienen. Auch an dieser Stelle spreche ich e» daher noch einmal ausdrücklich aus, daß, ich mich dieser Aufgabe der Sammlung und Einigung unsere» Volke» Mt besonderer 'Hingabe widmen WM. Diese groß« Aufgabe wird Mr dann wesentlich erleichtert werden, wenn Such in diesem hohen Haus« d«r Streit Es ist nicht meine» Amte», da» Wirken meine» durch einen frühen und unerwarteten Tod au» seiner Arbeit ger'ffenen Herrn AmtsoorgängocS zu kennzeichnen und zu werten. Diese Aufgabe Hut Herr Reichskanzler Dr. Luther an der Bahre de» Heimgegangenen erfüllt. Unbestritten ist sein Verdienst MN Wlrderherstellnng von Rnh« und Ordnung in Deutschland nach dem Zusammen bruch unsere» Volke«. Da« wird jederzeit dankbar im deut schen Volke auch von seinen politischen Gegnern anerkannt werden. Sein Streben «ar immer daraus -«richtet, de« deutschen Volke treu zu dienen. An anderer Stelle habe ich wiederholt zum! Aus druck gebracht, von Welchen Ueberzeugungen und An schauungen ich Mich, bet meiner Amtsführung leiten las sen soll. Unser heutiges gesellige» Zusammensein ist am wenigsten der rechte Ort, uni politische Programme zu entwickeln. Mein lange» und arbeitsreiche» Leben liegt offen vor aller Augen. Ich werde mich auch in Einem neuen Verantwortungsvollen Amte nur von dem einen Gedanken letten lassen, in treuester Pflichter füllung und unter Einsatz Meiner besten Kräfte d«M Volke und Vaterland zu dienen. Tie Anschauungen, wie ich sie in der großen Schule der Pflichterfüllung^ dem deutschen Heere, gewonnen habe, sollen auch für meine Friedensarbeit von Nutzen sein. Sie gipfeln in denk Satze, daß Pflicht bor Recht geht, daß jederzeit, beson ders aber in den Tagen der Not, einer für alle und all« für einen stehen Müssen. Da» deutsch« Volk hat in Zeiten schwerster Prüfung sein Schicksal in die eigen« Hand genommen. Möge e» beweisen, datz es dieser Selbstverantwortung gewachsen ist. Wir aber, Meine Herreri, wollen unS in dem heißen Bestrebe« zusaM- Menftnden, treue Diener des Vaterlandes zu sei«. An diesem Sinne vorwärts hüt Gott! Da« Rekch«kabinett b«i Hindenburg. Ter Reichspräsident V. Hindenburg empfing gestern die Mitglieder der Reichsregierung. Reichskanzler Dr. Luther stellte dem Reichspräsidenten di« Reichsminister vor und sprach Ihm die Glückwünsche de» Kabinetts zur Amtsübernahme au». Empfänge bek hkn-eoburg. Beim Reichspräsidenten v. Hindenburg find heute vormittag zwischen 1M/r biS 'IVi Uhr folgend« EMVstlngS in Abstand von einer halben bzw. einer Viertelstunde vorgesehen: das Präsidium de» Reichstage» unter Füh rung des Reichstagspräsidenten Löbe, eine Vertretung des Rcichsrats', und zwar der bayrische Gesandte d. Pre ster und der braunschweigische Staatsminister Boden, der preußische Ministerpräsident Braun Mit dem Staats sekretär Weißmann, für die Wehrmacht RetchSwehrM- nister Dr. Geßlsr, General v. Seeckt, AdMiral Zenker. Namen» der Deutschen Reichsbahngesellschaft wird der Staatssekretär Stieler in Wahrnehmung der Geschäfte des Generaldirektors Oeser eine' Adresse überreichen. Dann ist unter Führung deS Präsidenten Schacht der Empfang der Vertretung der Reichsbank vorgesehen. Anschließend wird der 'Oberpräsident für die Vrovinz bürgermeister Dr. Böß sowie der Berliner Polizeiprä sident Dr. Friedensburg empfangen. Morgen werde« die Vertreter der ausländischen Regierungen ihre Glück wünsche überbringen. ' ' > > ! UnglücksfSllr. Auch am gestrigen Tage hatte das städtisch« Ret tungsamt im Reichstagögebäude und am Pariser Platz je eine Rettungswache eingerichtet, in denen zahlreichen Ohnmächtigen und verletzten Personen, die in dem Ge dränge verletzt worden waren, die erste Hilf» zuteil wir» d«. In der Rettungswache im RelchStagsgebäude waren . „ ..„ff, fff.. .1 den, so daß ber Raum, der dem RettungSamt zur Ver fügung gestellt war, Nicht ausreichte. Man nahm deshalb den Hof dsk Reichstagsgebäude» mit in Anspruch und legt« dort im Freien die ohnmächtig eingelieferten oder verletzten Personen nieder. Insgesamt find bei den städtischen Rettungswachen etwa zweihundert Einliefe rungen erfolgt. Schwerere UnglückMlle haben sich nicht ereignet. Der größte Teil der zu Schäden gekomme nen Personen konnte nach Anlegung vom Rotverbän den oder nach kurzer Behandlung ebenfalls wieder nach ihren Wohnungen entlassen werden. Tie politische Polizei hatte ein große» Aufgebot von Kriminalbeamten nach, dem KöntgSplatz entsandt- um jeglichen Zwischenfall während der Vereidigung zu vermeiden. Politische Ausschreitungen sind während des ganzen Vormittag» nicht vorgekommen. Im Reich«»-* gebäude war eine fliegende Wachen der Krimitwlpolizei eingerichtet worden, bet der sechs verhaftete Person«« eingeliefert wurden. Gegen st» ist Strastmzeig» Wegen Prrlchung poNzetticher Vorschrift«« erstattet wtzrkmn. Mer Tageblatt -tMspttch.fwphlv- Nr. «4«.t-pAot-. ««lmram V rag'blatt storrrzgrdlrg«. Enthalten- -l» amtliche« Srkanntmachungr« -es Rate» -er Sta-t ««- -r» Amtsgericht» )i«e. p»chch»<r.soot«, «ml Litpzta «,. eee« ein des , . . ten, den Major v. Hindenburg und Frau Gemahlin den Reichskanzler und die Reichsminister, de >. Präsidenten des Reichstages, den Chespräsidenten des Rechnungshof» ! die ChefS der Heeres- und der Marir.rLitung sowie die! Staatssekretäre des Büros des Reichspräsidenten und der Reichskanzlei eingeladen hatte. > Während des Frühstes hielt der bisherige Stell- Vertreter des Reichspräsidenten Dr. SiMonS folgende Ansprache: ' ' Herr Reichspräsident! Daß Sie meiner Frau und mir die Ehre erwiesen haben, vor unserem Abschied aus diesen Räumen mit dem Herrn Reichskanzler und den Herren der Reichs regierung unser werter Gast , zu sein, dafür danken wir Ihnen von Herzen. Sie zu bewirten ist Ein letztes Recht und meine letzte Pflicht in diesem Hause. Amts handlungen habe ich hier nicht Mehr vorzunehmen; die Geschäfte der obersten Vertretung des deutschen Volkes' habe ich in Ihre Hände gelegt. Aber ich weiß, datz ich den ganz überwiegenden Teil deS deutschen Volles, auch den Vollsteil, der Sie, Herr Reichspräsident, nicht ge wählt hat, noch jetzt vertrete wenn ich Ihnen für Ihre Präsidentschaft die wärmsten Glückwünsche ausspreche. Nicht leicht ist es Ihnen geworden, dieses Amt zu über nehmen. Ein langes Leben voll Pflichttreue und Hin gabe, voll ruhmreicher Siege und schwerer Selbstüber windung gab Ihnen 'gerechtesten Anspruch auf einen ruhigen Lebensabend. Dennoch haben Sie sich deM deut schen Volle auch diesmal wieder selbstlos zur Verfügung gestellt, dem Volle, wicht der Partei. Daß diese Stelle deM Volle gehört, nicht der Partei, ist ja zu unserem Glück schon Tradition geworden. Möge daS deutsche ... .... ... <, Volk Ihnen danken, wöge Gottes Segen auf Ihrer Prä- Brandenburg Maier und für den Magistrat Berlin Ober- sidentschaft ruhen, damit unter ihr das deutsche Volk in friedlicher Arbeit seinen 'angemessenen Platz unter den Böllern der Erde wieder einnehmen kann. Möchten Sie stets tüchtige und willige Berater finden, die Sie bei Ihrem Streben zu diesem Ziel erfolgreich unter-! stützen, so daß die Zusammenarbeit sich so vertrauensvoll und ersprießlich gestaltet, wie ich es aus Einer kurzen Amtszeit all den verehrten Männern gegenüber bekun den darf, die ich heute an unserem Tische versammelt sehe. Wir aber, hochverehrte Anwesende, wollen un seren Tank und unsere Wünsch« Mt dem Rufe zum AuS« R„q-v°Md«u, LT Von Hindenburg, er lebe hoch! Reichspräsident v. Hiwdenbürg erwiderte hierauf folgendes: ' / Gehr geehrter Herr Präsident! ES ist Mr «in herzlicher Bedürfnis, In diesem