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Vie „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. 8 ezugsprei» vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme son Inseraten tt, »»»mittag Uh». rInserat« werden mit ,o ps fit» di« Spaltzetl« d«»chn« Labellarffcher Satz nachs besonderem Tarts Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla Nr. 51. Freitag, den 27. April 1906. 5. Jahrgang Oertlichrs und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, den 26. April ML — Am gestrigen Tage beging Herr Schul direktor Endler sein 25jähriges Jubiläum und wurden ihm zahlreiche Ehrungen eruiesen. - Die Zeit des Keimens der Kartoffeln tritt nun wieder ein. und mit ihr sei erneut auf die Gefahren der Vergiftung, die durch Unvorsichtigkeit bei der Zubereitung der ge keimten Kartoffeln hervorgerufen werden können hingewiesen. Kartoffelkeime enthalten das so genannte Nachtschattengift, und aus diesem Grunde ist besonders darauf zu achten, daß Personen, die mit dem Abkeimen der Kartoffeln beschäftigt werden, keine Verwundung haben, wodurch leicht eine Blutvergiftung hervor gerufen werden kann. — Ueber einen Mißstand im Hand«! mit Gemüsekonserven schreibt das Organ des Bundes der Landwirte: Auf einen sehr großen Mißstand, der sich im Handel mit Konserven gemüse geltend macht, wurde von der Hamburger Detaillistenkammer hingewiesen. Der Johalt der Blechdosen muß nach der ganzen Her stellungsmethode naturgemäß neben der eigent lichen Ware auch aus Wasser bestehen, da alle Gemüse an und für sich stark wasserhaltig sind. Nach den Untersuchungen obengenannter Kammer machte das Gewicht der Ware allein in günstigsten Fällen 72 vom Hundert des GesamtnetiogewichtS aus, sodaß dann 28 Proz. aus den Wasserinhalt entfielen. Häufig aber stieg der Anteil des Wassers bis auf über 50 Prozent. Es wäre im Interesse der Ver braucher wie in den des reellen Handels, der heute unter der nur scheinbar billigen Kon kurrenz der allzustark wasserhaltigen Ware sehr zu leiden hat. dringend wünschenswert, daß hier allgemein giltige Vorschriften darüber erlassen würden, welcher Höchstgehalt von Wasser in solchen Gemüsekonserven enthalten sein darf. Freilich wird es eingehender Erhebungen bei den Herstellern solcher Konserven bedürfen, um hier zu einem richtigen Urteil zu kommen. Weixdorf. Verschwunden mit seiner Familie ist gestern unter Hinterlassung ganz bedeutender Schulden Herr Fritz Schwintzer, alleiniger Inhaber der hiesigen Ehristbaum- schmuckfabrik. Dresden. Der Kampf in der Metall industrie scheint sich seinem Ende nähern zu wollen, denn die am Dienstag abgehaltene Versammlung der Metallarbeiter hat die Hand zu Einigungsverhandlungen geboten, dir hoffentlich zu einem befriedigenden Abschluß gelangen. Die Leitung de« Metallarbeiter-Verbandes sieht augenscheinlich ein, daß sie ihre Strcikgelder der Einmütigkeit der'Unternehmer gegenüber nur nutzlos preisgeben würde, wollte sie auch ferner auf ihrer Forderung, von Verband zu Verband ju verhandeln, bestehen bleiben. Denn in der Versammlung hat der Abgesandte des Metall arbeiterverbandes den ausgesperrten Formern und Gießereiarbeitern empfohlen, aus den in Frage kommenden Betrieben eine Kommission lu wählen, die Verhandlungen mit den Unter nehmern über die bekannten Forderungen der Former und Gießereiarbeiter anzustreben habe. Da die Unternehmer niemals ein Hehl daraus gemacht haben, jeden Augenblick mit ihren Arbeitern, bezw. einer Abordnung derselben, nicht aber mit dem Metallarbeiterverband ver handeln zu wollen, so dürfte auf eine baldige Einigung zu rechnen sein. Man will jedoch auf feiten der Arbeiter die Teilnahme der Leitung des Metallarbeiter-Verbandes verlangen wbald sich eine Vertretung deöMelallindustriellen- Verbandes in die Verhandlungen hinetnmischen sollte. ^.Dresden. 100 Mark Belohnung sind für 'Ne Ermittlung derjenigen Personen ausgesetzt, Welche seit längerer Zeit in den Straßen der inneren Stadt, zumeist in den Abendstunden, M gekleidete Damen durch Begießen der Klecher mit Schwefelsäure geschädigt hat. Leider sind erst neuerdings wieder einige derartige Fälle vorgekommen, ohne daß der Täter hat erlangt werden können. — Nicht weniger als 30 hiesige Gastwirte und eine Anzahl Polizeibeamte sind als Zeugen geladen zu der Verhandlung gegen den 1863 in Wittichenau geborenen, wiederholt vorbestraften Händler Paul Theodor Hänsel, welcher sich wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantworten hat. Der Angeklagte wohnte rüher in Radeberg, verzog im Juli 1905 nach Dresden und errichtete im Hause N-uegaffe 27 eine Glasniederlage, ohne irgend welche Bar mittel zu besitzen. Schon seit Anfang 1905 machte der Besitzer einer Glasfabrik in Otten dorf-Okrilla die unangenehme Entdeckung daß von unbekannten Dieben aus den Lagerb'ständen gläserne Kompottschalen, Wein«, Bier-, Grog- und Schnapsgläser in großer Zahl gestohlen wurden. Von Zeit zu Zeit, immer, wenn in der Fabrik ein Diebstahl verübt worden war, 'am um 11 Uhr abends von Dresden eine verdächtige Persönlichkeit an, welche einen großen, mit buntem Tuche ausstaffierten Korb trug und angab, mit Glaswaren zu handeln. Am Abend des 5. Dezember wurde der Mann von einem Kriminalbeamten auf dem Bahn- jofe Dresden-Neustadt gestellt — es war Hänsel. In seinem Besitze fand sich ein großer Posten Glaswaren von der Art der ge stohlenen. Er behauptete anfangs steif und fest die Gläser aus den Fabriken in Moritzdorf und Radeberg bezogen und bezahlt zu haben. Nach angestellten Erörterungen ist diese Be hauptung unzutreffend. Dann räumte er ein, daß er die beschlagnahmten Waren zur Nacht zeit von unbekannten Arbeitern in Radeberg und Ottendorf-Okrilla gekauft habe, ohne zu wissen, daß es sich um gestohlene Gegenstände handle. Die Diebe sind bis jetzt nicht er mittelt worden. Mit den gestohlenen GlaS- waren ist Hänsel dann fast ein Jahr lang bei hiesigen und auswärtigen -Gastwirten hausieren gegangen und hat für mindestens bOO Mark umgesetzt. In seiner Wohnung fand man noch ein ganzes Wagenlager vor. Der Angeklagte leugnet hartnäckig. Da 35 Zeugen zu ver nehmen sind, dehnt sich die Verhandlung auf mehrere Stunden aus. Das Urteil lautet auf 3 Jahre Zuchthaus. 5 Jahre Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht. Loschwitz. Im Restaurant „Zum grünen Baum waren dieser Tage drei Kontrollpflichtige au» Weißer Hirsch eingekehrt. Als man einen der jungen Männer wegen seiner starken Be trunkenheit die Türe wie«, war er so darüber erbost, daß er sich an der ihn zurechtweisenden schon bejahrten Gastwirtin vergriff und diese die Eingangstreppe hinunterwarf. Die Frau schlug auf einen Stein mit dem Kopfe auf und verletzte sich schwer. Da die Kontrollpflichtigen bekanntlich am Tage der Kontrollversammlung dem Militärstrafgesetzbuch unterliegen, wird dieses rohe Gebaren beim Militärgericht ge ahndet werden. Reichenberg. Zum Zwecke der Errichtung einer eigenen Lichtanlage haben die Gemeinden Reichenberg, Eisenberg-Moritzburg, Rähnitz, Wahnsdorf und Wilschdorf einen Gemeinde verband gegründet, Aus der Mitte der Gemeindevertreter haben die beteiligten Ge meinden einen Ausschuß zur Erledigung der Vorarbeiten gewählt und hat der vereinigte Ausschuß Sonntag, den 22. d. M., nachmittags 3 Uhr im hiesigen Restaurant zur „grünen Linde" seine erste Sitzung abgehalten. Tauschau. In der Nacht vom 23. zum 24. dieses Monats wurde die dem Ziegelei besitzer Sperling hier g-hörige, nach der Pumpstation der Lehmgrube führende elektrische Kraftleitung durchschnitten. Die Maste waren umgeworfen und etwa 200 Meter Kupferdraht g-stohlen. Die Erörterungen sind im Gange. Schwepnitz. Am Freitag früh wurde der Glasmachergehilfe S. Koal in Schwepnitz in seinem Bett mit durchschnittener Kehle noch ebend gefunden. Er war seit mehreren Tagen an Lungenentzündung erkrankt und scheint seiner Sinne nicht mächtig gewesen zu sein. Koal wurde auf Grund ärztlicher Anordnung nach Dresden in das Johannstädter Krankenhaus übergeführt, wo er abends 10 Uhr verstarb. 1. war 42 Jahre alt und hinterläßt Frau und mnf unerzogene Kinder. Bärwalde. Se. Majestät König Friedrich August traf mit seinem Adjutanten v. Wilucki am Montag früh H,4 Uhr von Dresden kommend, mittelst Automobil auf Bärwalder Revier zur Birkhahnjagd ein. Es erlegt« -der der genannten Herren einen schöuen tarken Birkhahn, worüber groß« Freude -errichte. Se. Majestät unterhielt sich noch ängere Zeit mit den Anwesenden und fuhr dann ^«7 Uhr wieder nach Dresden zurück. Die Vorbereitungen zu dieser Jagd waren von Herrn Jagdvorstand Klingler getroffen worden. K>amenz. Kürzlich wurde durch Flugfeuer der Maschine der Steinbruchbahn Weißig— Straßgräbchen ein Brand verursacht, der aber bald wieder gelöscht werden konnte. Immerhin ist ein Schaden von einigen hundert Mark entstanden. Pulsnitz. Infolge Schwermut hat am 22. d. M. zwischen 3—6 Uhr der 50 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter E. Kunath, hier wohnhaft, den Tod gesucht. Er wurde er- trunken im hiesigen Schloßteiche aufgefunden. K- hinterläßt Frau mit 2 Kindern. Zittau. Gegen die tschechischen Gottesdienste die in der letzten Zeit in der hiesigen katholischen Kirche durch einen tschechischen Kaplan abgehalten wurden, hat das hiesige Stadtverordneten-Kollegium in seiner letzten Sitzung Stellung genommen. Es wurde be tont, daß diese Gottesdienste als ein tschechischer Uebergriff selbst von den Mitgliedern der katholischen Kirche, die ihr Deutschtum hochhielten empfunden worden seien. Das Kollegium be schloß, an den Stadtrat die Anfrage zu richten, ob er diese tschechischen Gottesdienste nicht ver hindern könne. Pr^iestewttz. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich am Dienstag nachmittag auf hiesigem Bahnhofe ereignet. Der Bahnhofskolporteur Friedr. Axt, ein 24jähriger junger Mann au» Meißen, wurde beim Ueberschreiten dee Geleise von der Lokomotive des 3,51 Uhr die hiesige Station passierenden DreSdner-Röderau-Berliner Personenzuge« erfaßt und ssofort getötet. Es wurden ihm beide Beine abgefahren. Riesa. Auf Pausitzer Gebiet, auf der Eisenbahnstrecke, dort, wo die Chemnitzer mit der Lommatzscher Linie zusammenstößt, wurde der zerstückelte Leichnam eines jungen Mannes aufgefunden, der sich wahrscheinlich von einem Eisenbahnzuge hatte überfahren lasten. In dem Toten wurde der 17 jährige Schlosterlehrling Fleck aus Wermsdorf rekognosziert. Die Aus hebung des Leichnams erfolgte durch die Gemeindebehörde Pausitz. — Seit einiger Zeit werden auf der Elbe Frachtkähne von breiter Bauart verwendet, die ein erhöhtes flacheres Deck zeigen, besten Ver schluß nicht — wie bisher üblich — durch einzelne läng« liegende, dachartig übergreifende Bretter, deren Ende durch Schaudeckel bedeckt werden, sondern durch breite, aus mehreren nebeneinander zusammengefügten Brettern be stehende Holzplatten bewirkt wird, die von der Mitte d-S Kahnes nach den Borden hinab nebeneinander gelegt werden und ein weit weniger Zeitaufwand und Mühe beanspruchendes Auf- und Zudecken des Kahne» ermöglichen. Auch der Zollverschluß der in sog. Stangen verschluß besteht und von dem rings um den Kahn gehenden Laufbord aus angelegt wird, läßt sich bei diesen neuen Kähnen leicht und mühelos anbringen. Mühlberg a. d. E. Hier kam es am Dienstag abend anläßlich de» Maurerstreiks zu Ausschreitungen der Streikenden gegen die, nach dort gebrachten italienischen Maurer. Der Wagen, auf welchem die von Polizeibeamten »egleiteten Italiener von der Arbeitsstätte nach hrem Quartier befördert wurden, wurde von treikenden Maurern und einer großen Meng« Neugieriger verfolgt, wobei Steine gegen die Italiener geschleudert und schwer« Drohungen auSgestoßen wurden. Siebenlehn. Ein bei seinen Eltern aus Osterurlaub befindlich gewesener sSoldat kam am Sonnabend vor Ostern aus einem Rad ausfluge kurz vor Hainichen zum Stürzen, wo bei er solche Verletzungen erlitt, daß er be wußtlos vom Platze getragen werden mußte. Jetzt ist er im Elternhaus» seinen schweren Verletzungen erlegen. Grimma. Ein recht bedauerlicher Unglücks« all ereignete sich am Dienstag mittag im Stalle II der neuen Kaserne der 1. Eskadron de» hiesigen Husaren-RegimentS. Durch Ans chlägen eines Pferdes wurde der aus Zittau gebürtige Rekrut Osw. Leipziger so unglücklich an den Kopf getroffen, daß er tot zusammen brach. Es wurde bei ihm ein Halswirbelbruch konstatiert. Frohburg. Im Kohlenwerke Gubendorf geriet am Mittwoch der 28 jährige Arbeiter Konstantin Mazioczek von hier beim Nachsehen einer Baggermaschine in das Zahnrad der« elben. Hierbei wurde dem Manne der Arm arg zerfleischt, so daß er nach Anlegung von Notverbänden nach dem Leipziger Stadtkranken hause übergeführt werden mußte. Waldheim. Der Lohnkampf in der Sächsischen Stuhl-Industrie dauert noch immer an. Die Mehrzahl der jüngeren, unver heirateten Leute sind abgereist. Betroffen find von dem Kampfe die Orte Waldheim, Hartha, Leisnig, Schweikershain, Geringswalde und Neuwallwitz. Es streiken und find au-gesperrt die Tischler, Stuhlbaurr, Sophabauer, Polierer Bildhauer, Drechsler, Maschinen« und Hilfs arbeiter. Mehrere Fabriken haben indes jso- viel Arbeitswillige, daß der Betrieb teilweise aufrechterhalten werden kann. Pegau. Schwere Verletzungen erlitt am Donnerstag der beim Stadtgutsbesttzer Hugo Junghanß bedienstete Geschirrführer August Miguhl, als er von seinem eigenen Geschirr überfahren wurde. Es machte sich die Unter bringung im Krankenhaus nötig. Leipzig. Auf dem Rittergutsfelde in L.-Lonnewttz hatten ein Handelsmann und Hausbesitzer aus Liebertwolkwitz zusammen mit seiner Ehefrau nachts ein Fuder Rüben aus einer Miete gestohlen und schafften sie mit Pferd und Wagen heim. Ein Schutzmann, dem die Sache gemeldet worden war, verfolgt« di« Diebe auf einem Zweirade bi» nach Liebertwolkwitz, wo dann die Rüben von der herbeigerufenen zuständigen Polizeibehörde be schlagnahmt und später dem Eigentümer wieder ausgehändigt wurden. Paunsdorf. Im Anschlusse an die kürzlich erfolgte Veröffentlichung über die Festnahme eine» unbekannten Diebe», der durch Mitnahme eine» Hundes von Deuben bei Wurzen hier in Haft kam, ist zu berichten, daß der Name de» Burschen nunmehr ermittelt ist. Di« Gegen« stände, die bei dem Diebe vorgefunden wurden rühren von dem Einbruch« bei einem Gut»- besitze» in Roitzsch bei Wurzen her. Der ge fährliche Mensch ist erst 22 Jahre alt, be« wohnte zuletzt in Chemnitz gemeinschaftlich mit einer Dirne unter Vorspiegelung falscher Tat sachen ein Logis, hat sich Legitimationspapiere mit selbst fabrizierten Stempel fälschlich ang«« fertigt und wird von mehreren Polizeibehörden darunter auch außersächsischen, eifrig gesucht. Plauen. Wegen Beleidigung der Orts gruppe Reichenbach-Mylau-Netzschkau des Verbandet sächsisch-thüringischer Webereien durch aufreizende Plakate bei der letzten großen Weberaussperrung wurden die Fabrikweber Mutschman und Hofmann au» Mylau vom hiesigen Landgericht zu zwei bezw. drei Mon. Gefängnis verurteilt.