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Rabenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Nbonnenient-prets einschließlich zwei illustrierter achtseiligen Beilagen sowie eine» illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zkltiing für Djnrniid, Äeiskrsdiu'f) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, (Lotzmannsvorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikattonskraft für amtliche Bekanntmachungen. — " -1- > .fi Nummer 33. s-rnsprecher: Amt Deuben 114. Dienstag, den 17. März 1W8. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Bekanntmachung. Der links vom Eingänge befindliche Teil der Friedhofs soll demnächst in Ordnung ge bracht werden. Diejenigen, welche ein Interesse mi der Erhaltung der Gräber ihrer Angehörigen haben, werden gebeten, sich mit dem hiesigen Pfarramte ins Einvernehmen zu fitzen. Rabenau, am 12. März 1908. Der Kirchenvorstand. Pescheck. Nut Nib unO fern. Rabenau, den 16. März. — Am 11. deutschen Turnfeste, welches in der Zeit vom 18.—22. Juli in Frankfurt a. M. abgehalten wird, werden aus Rab e- »au von beiden Turnvereinen ca. 18—20 Mann teilnehmen. AuS dein XIV. Turnkceise (Sachsen) werden sich insgesamt zirka 5000 Turner beteiligen und haben sich davon 3668 Mann zu den allgemeinen von zirka 19 000 Turnern vorzuführenden Freiübungen gemeldet. Nicht weniger als 182 Riegen sind aus dem Kreise Sachsen für das Geräteturnen angcmel- del worden; außer diesen sind noch mehrere Riegen als Sondervorführungen g« plant. Auch im Wettturnen steht, in bezug auf die Zahl der Teilnehmer, bis jetzt Sachsen an zweiter Stelle, denn eS werden sich 272 Mann am Scchskampf, 297 am Fünfkampf und 110 am Ringen aus Sachsen beteiligen. Dieses große deutsche Fest dürfte etwa 45 000 Turner, da runter 1000 aus dem Auslande nach Frankfurt führe». — Der gemeinsame Gemeindetag der Ge meinden in den Amlshauptmannschaften DrcSdcn- Altstadt und DreSden-Neustadt hat dem Landtag eine Anschlußpetilion au die Petition des StadtgemunderatS zu Rabenau zugchen lassen, die die Einrichtung eines Lehrerseminars in Rabenau betrifft. — Ueber das Vermögen des Schuhmachers Johann Wirschal in Tharandt ist das Konkursverfahren eröffnet worden. Der Rechts anwalt Schneider in Tharandt wird zum Kou- kurSverwalter ernannt. — In Nickern bei Lockwitz goß daS 11jährige Mädchen Frida Paulik beim Feuer anmachen Petroleum nach. Das Oel entzündete sich hierbei und die Kanne explodierte, wodurch das Kind sofort in Hellen Flammen stand. Die erlittenen Verletzungen waren jedoch so groß, daß sich eine Ueberführung deS Mädchens ins Carola-KrankenhauS nach Dresden not wendig machte. DaS Mädchen ist seinen Ve» lehmigen erlegen. — Bei der zur Schellermühle bei Kipsdorf gehörigen Breltsäge wurde der bei seine» Eltern beschäftigte 29 Jahre alle, unverheiratete Brettschneider Kaden von einem einstürzenden Bretterstoßso getroffen, daß er schwere innere und äußere Verletzungen erlitt und nach einigen Stunden starb. — Ein dreifacher Brandstifter hatte sich in der Person des freiwilligen Feuer wehrmannes und Strumpfwirkers Jung aus Oberlungwitz vor dem Schwurgericht Zwickau zu verantworten. In der Verhandlung legte der Angeklagte ein reumütiges Geständnis ab und fügte noh hinzu, er fei gewöhnlich, wenn er die Brände angelegt habe, etwas be trunken gewesen und sei jedesmal kurz vorher ans der Versammlung der Feuerwehr, der er angehört habe, gekommen- Dort sei immer von dem oder jenem Mitgliede im Scherze gesagt worden, wenn nur gleich ein kleines Feuer ausginge. Da habe er sich gesagt, den Gefallen kannst du den Leuten schon tun. Jung ist jedesmal nach Inbrandsetzung eines Gebäudes sofort nach Hause gegangen, hat seine Feuer wehruniform angezogen und sich am Brandplatze an der Löschung beteiligt. Er wurde zu ins gesamt 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt, auch Polizeiaufsicht wurde für zulässig erklärt- — Dem Gastwirt Zschaler in Pirna, der den Gasthof zur „Goldenen Krone" besitzt, hatte der dortige Stadtrat die Schankkon zession entzogen, weil er geduldet hatte, daß die bei ihm bediensteten Kellnerinnen mit den Gästen in dem etwas abseits von de» übrigen Lokalitäten gelegenen Kegelschub un züchtige Handlungen trieben. Z. zog sich auch eine Anzeige wegen Kuppelei zu und wurde vom Schöffengericht frcigesprocheu. Auf die Berufung der Staatsanwaltschaft hin erkannte das Landgericht Dresden dagegen auf 1 Monat Gefängnis, indem es die Schuld des Ange klagten in vollem Umfange für erwiesen an sah. Diese Vorkommnisse bilden für den Stadt rat den Grund zur Konzessionsentziehung. Hiergegen wurde von dem Betroffenen Rekurs — ein Gnadengesuch um Erlaß der Freiheits strafe war erfolglos geblieben — eingelegt. Die Kreishauptmannschast Dresden hat de» Rekurs kostenpflichtig verworfen, indem eS be- gründend ausführte, keinen Anlaß zu haben, die tatsächlichen Feststellungen der Gerichte anzuzweiscln. Dem Wunsche dcs Rekurrenten, wenigstens die Frist bis zur Schließung des Lokals, die bereits am 1. März zu Ende ge gangen ist, noch zu verlängern, wurde eben falls nicht entsprochen. — Ein tödlicher Unglücksfall hat sich im Granitwerk Oswald Köhler in Meißen ereignet. Dort war einer der Dampfkräne tätig, größere Steinblöcke in die Höhe zu winden. Unten in der Tiefe machten zwei Arbeiter die Ladungen für den Kran zurecht. Der Arm des Krans drehte sich den Gleisen zu, als das Drahtseil riß und die Blöcke herabstürzten. Sie schlugen auf die Kante dcs Dammes auf und stürzten dann in die Tiefe. Unten halte sich einer der Arbeiter bereits wieder an seine Arbeit gemacht. Die herabstürzenden schweren Blöcke schlugen neben ihm auf, erfaßten ihn und zerschmetterten ihn. Der Verunglückte Emil Wolf wohnt in Zscheila. — Kleine Notizen. — Der vor ei nigen Wochen verhaftete 18jährigc Bursche E. Roscher auS Wiesa, der außer anderen auch fünf von den im vorigen Herbst in Schönfeld bei Aunaberg stattgefundenen Brän den eingestanden hat, legte in Chemnitz ein weiteres Gcständms ab, nach dem er auch die Anwesen des Ziegeleibesitzsrs O. Wetzel und des WirtschaftSvesitzers Schubert in Schönfeld vorsätzlich in Brand gesteckt hat. — Auf Zschäschützer Flur bei Döbeln landete ein Ballon der Militär-Luftschifferabteilung Berlin mit einem Offizier und einer Zivilperson. - Im Ratskeller in Leipzig wurde im Jahre 1907 für 401 024 Mk. Wein getrunken. — In der Nähe von Klotzsche hat sich ein Mann in selbstmörderischer Absicht von dem von Görlitz kommenden Schnellzug überfahren lassen. — In Leipzig machte der 25jährige Steinschleifer Gustav Räche einen Mordversuch auf seine gleichaltrige Ehefrau. R. war von Roitzsch bei Bitterfeld nach Leipzig gekommen, um sich mit seiner in Leipzig von ihm getrennt lebenden Ehefrau zu versöhnen. Da der Ver such fehlschlug, feuerte er aus Eifersucht vier Revolverschüsse auf sie ab. Durch zwei Kugeln wurde die Frau lebensgefährlich am Haise ver wundet. Sie wurde sofort in daS Krankenhaus gebracht. Der Ehemanu wurde verhaftet. — — Dieser Tage belustigten sich inHohe n- stein-Ern stt Hal mehrere junge Männer damit, ein hochgewocfenes 2-Markstück mit dem Munde aufzufangen. Der Nadelmacher Jahr verschluckte dabei das Geldstück. Obwohl er sich sofort nach Chemnitz in ärztliche Behand lung begab und sich mich mittels Röntgenstrahlen durchleuchten ließ, konnte der Fremdköiper nicht gefunden und entfernt werden. — Viel Aufsehen erregt das plötzliche Verschwinden des 53 Jahre alten Direktors der 16. Bezirksschule Hugo Gerber aus Zwickau. Der Herr hat seine Familie in Not zurückgelassc»; in seiner Begleitung befindet sich die 35 Jahre alte Lchrerswitwe Hedwig Tittmann aus Cöthen. — Zwei Arbeiter bemerkten am 12. d. M- dicht an der von Warnsdorf nach R u in - bürg führenden Straße die Leiche einer älteren Frau, die später als die Landstreicherin Jos, Pha Hendrich ermittelt wurde. Der Köcher der Toten war stark beschmutzt, die Kleidung vielfach zer rissen. Eine Schnapsflasche sah man wenige Meter abseits liegen. Unter dem Verdachte, an dem Tode der Frau schuld zu sein, wurde alsbald der 44jährige Dienstknecht Alois Woll mann aus Rumburg verhaftet. Dieser gab nach einigem Leugnen zu, am Abend vorher mit der Hendrich zusammen gewesen zu sein. Ge- walttätigkeiten will er aber an ihr nicht aus geübt haben. — Dem 25 Jahre alten Geschirrführer Billing inGlauchau gingen auf der Fahrt nach Reinholdshain die Pferde durch. Ec wurde hierbei aus der Schoßkelle zwischen die Pferde geschleudert und eine Strecke weit geschleift, so daß er schwere Verletzungen am Kopfe erlitt, denen er im Krank »Hause erlegen ist. — Der 65jährige Bergarbeiter Wetzel in Schedewitz bei Zwickau hatte versehentlich in eine Tasse in der sich Schweinfurter Grün be fand, in der Dunkelheit Portwein gegosfin. Er leerte das Glas und starb au Vergiftung. — In Niederrossau bei Mittweida er hängte sich der Gutsverwaller Naumann. — Bei einer Hochzeit stürzte in BermS- grün i. V. einer der geladenen Gäste, der von weit zugereist war, die Treppe herunter und erlitt dabei einen Schädelbruch, dem er augenblicklich erlag. — Ein Uhrwerk ohne Räder, Federn und Gewichte, und doch gang bar, hat Herr Architekt Martin Heinze in Gohrisch bei Königstein zusammcngebaut. DaS Kunstwerk ist eine Arbeit jahrelangen Nachdenkens und mit der Hand aus Holz ge schnitzt. Durch eine eigenartige Vorrichtung mit rollenden Kugeln wird die Uhr genau wie jede andere reguliert. Sie zeigt Minuten, Viertel-, halbe, Dreiviertcl- und ganze Stunden, sowie auch das Datum bestimmt an, DaS Wichtigste und Originellste dabei ist, daß das Werk weder eine Feder, noch Räder, noch Ge wichte oder ein Pendel enthält. Ein stattliche Anzahl von Kugeln setzen das ganze Werk in Betrieb. Die Gehzeit kann bis auf acht Tage eingestellt werden. Herr Heinze, der als Erfinder bereits in die Oeffentlichkeit getreten ist, hat das Werk in Königstein, feiner Vater stadt, zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Der Gewerbeverein zu Dresden hat ihn er sucht, seine Uhr dem Verein vorzuführen. Dresden. Die Ehefrau dcs Griechen Contos, der, wie gemeldet, diese schwer durch Revolverschüffe verletzte und sich selbst lötete, gibt an, ihr Mann habe die Tal wegen finan zieller Schwierigkeiten verübt. Dem gegenüber steht der Inhalt deS vom Verstorbenen hinter lassenen Testaments, in welchem dieser sein 120 000 Franken betragendes Vermögen meh reren Verwandten vermacht. Die Frau, die einen Schuß in die Schulter, in den Arm und in die Achsel erhielt, dürfte mit dcm Leben davonkommen. — Auf einem Fabrikneubau in der Leip ziger Straße in Dresden stürzte der Fa brikmaurer August Schmidt aus Weixdorf bei Radeberg zwei Stock hoch in den Hof hinab und starb an dem dabei erlittenen Schädelbruch. — Herr Bürgermeister Dr. Ah-Meißen ist von seiner Kandidatur für die 2. Bürger- mcisterstelle in Dresden zurückgetreten. In folgedessen wird es sich am nächsten Donners tag bei der Wahl im Stadtverordnetcnkollegium nur um zwei Kandidaten handeln: die Herren Bürgermeister Dr. jur. Kretzschmar-Dresden und Bürgermeister Blüher-Freiberg. — Zu einem Gastwirt kam dieser Tage ein Mann von außerhalb, tat ganz geheimnis voll und zrigte ihm eine Anzahl grünlicher, dunkelgcsprenkelter Eier. „Kibitzeie r", dachte der Wirt, eine seltene Delikatesse, kaufte den ganzen Vorrat, etwa 15 Stück, daS Stück für 20 Pfg. ab und freute sich deS schönen Ge ¬ schäftes. Drei Markstücke zahlte er demUeber- bringer, der soviel nicht erwartet hatte und darum sich an einem guten Tropfen gütlich tat. Inzwischen hatte der Wirt seinen Stamm gästen erzählt, frische Kiebitzeier erstanden zu haben. Ec lasse sie ganz billig, und im Nu war der Vorrat Stück für Stück um 50 Pfg. verkauft. Inzwischen suchte man dem Mann sein Geheimnis, wo er die Eier gefunden habe, zu entreißen und spendierte manches Schnäpschen. Da wurde er redselig und meinte: „Ja, wissen Sc, das Eieisuchen is ja ganz schcene, bloß die Böme müßten nicht so hoch sind." „Aber Kiebitze bauen doch gar nicht auf Bäume." „Kiebitze? Die Eier hatte ich nicht, die da waren von Krähen." — Das neuc Rathaus inD reSden dessen Rohbau sich mehr und mehr der Voll endung nähert, soll einen reichen Figurenschmuck erhalten. Als Umrahmung des Mittelbaues der Ringstraße, wo der Rathaus-SitzungSsaal liegt, gelangen die von Professor Guhr, Pöppel mann und Fischer hergestellten vier Figuren zur Ausstellung, welche das Nahrungsmittcl- gewerbe, die Goldschmndekmist, die mechanische Industrie und die Beleuchtungs-Industrie ver körpern werden. Später sollen über dem Haupt eingang dieser Front noch sechs sitzende Fi guren angebracht werden. Die Seite des Rat hauses, die nach der GewandhauSstcaße zu ge legen ist, erhält 13 der Säulcngliederung an- gepaßte Bildwerke in aufrechter Stellung, während fünf sitzende Gestalten über den Balkon verteilt das Bild vervollständigen sollen. Schließlich wird den Turm der von Professor Guhr modellierte kupferne Riese einnehmen. — Eine 54jährige KommunarbeiterSehcfrau in Chemnitz brachte sich mit einem Rasier messer Schnitte am linken Handgelenk, am linken Bein und am Halse bei, nachdem sie zuvor Petroleum zu sich genommen hattc. Abends erlag die Frau ihren schweren Ver letzungen. — Die approbierte Aerztin Fräulein Marie Pache, eine Tochter des vor etwa 2 Jahren in Leipzig verstorbenen, eifrigen Förderers deS deutschen Fortbildungsschulwesens, Schul direktor Oskar Pache in Leiprig-Lindenau, pro movierte diier Tage zum Doktor der Medizin. — In Leipzig setzten zwei Unbekannte ein Schwindelmanöver mit Erfolg in Szene. DaS Opfer, ein Kaufmmmslchrling, war nach dcm Hauptpostamt gesandt worden, um dort 600 Mark einzuzahlen. Im Schalterraume vermißte er ein Zwanzigmarkstück. Als er letzteres suchte, teilte ihm ein Fremder mit, das Goldstück habe ein Mann aufgehoben, der soeben weggegangen sei, sie wollten demselben nachgehen. UntrrwcgS überholte sie ein Mann, der ein Portemonnaie fallen ließ. Der Be gleiter deS Lehrlings hob es auf, trat damit in einen Hausflur und prüfte den Inhalt. In diesem Augenblick erschien der Verlierer, welcher angab, in dem Portemonnaie seien 800 Mk. in Papiergeld. Die beiden Gauner — solche waren es — wußten den Lehrling zu bewegen das Papiergeld, daS er zum Einzahlen bei sich hatte, 4 Einhundertmarkscheine und 2 Fünfmarkscheine ihnen zu zeigen. Hierbei ver tauschten sie daS Geld mit Papier. Wie dies der Lehrling entdeckte, waren die Betrüger, anscheinend Ausländer, schon verschwunden. Das vermißte Goldstück hatte der Lehrling im Geschäft liegen gelassen. — Die Gerüchte über den Rücktritt des Leipziger Oberbürgermeisters Dr. Tröndlin bewahrheiten sich nicht. — Beim Amtsgericht Berlin-Mitte fand ein Termin in der Koiikurssachc Friedberg statt. Es wurde fcstgestellt, daß auf 4 Millionen Mark Schulden eine Dividende von */« Pro zent entfällt. — Wie das Regimentskommando in B a ri tz en bekam t gibt, sind am 12. d. M. alle für die neue Kaserne infolge der Genickstarre erforderlich gewordenen Anordnungen aufge hoben worden.