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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189505059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950505
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-05
-
Monat
1895-05
-
Jahr
1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1895
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Bezugs-Preis t» -er Hauptexpedittvn oder den im Dtodt» bezirk und den Vororten errichteten An»« -adestellen abgeholt: vtrriel,ährlich^l4.e»0, bei zweünaliarr täglicher Zustellung in» Laus ^ 5.50 Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrteljädrltch 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandiradung in» Ausland: monatlich 7 50. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich mit Au», nähme nach Sonn» und Festtagen '/,7 Uhr, die Abend-Au»gabe Wochentag» 5 Uhr. Nedarlion und Lrpeditio«: Johanne»>afie 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott» Klemm's Torttm. (Alfred Hahn)» UniversitütSstraße 1, Louis Lösche, Aatharinenstr. 14, Part, und königSplatz 7. VchÜMSagktllÄ Anzeiger. Sv« sür P,M. LvIMicht«, Ka«dt>»' Anzergen-Preis die 6gespaltene Pellt zelle 20 Psg. vieclamrn uuter dem-iedactionsstrtch (»ge spalten! 50-H, vor den Famtliennachrichren iÜgeipaltrn) 40^-. Gröbere Schriften laut unserem Preis- veritichnih. Tabellarischer und Zijsernsatz nach höherem Tarif. ^ 222. Sonntag den 5. Mai 189S. Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabr: Nachmittag» 4Uhr. Bet de» Filialen und «anahmrsteLea je »in« halbe Stund« früher. Anzeige» stad stet» an di« Oxpedtti«» za richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 88. IahrganK Die nächste Nummer erscheint am Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 8. Mai 18S5, nach der gemeinschaftlichen Sitzung de» NatheS und der Stadtverordneten, im Sitzungssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht des bestellten Referenten bez. des Gas-- und Oeko- nomirauSschussrS über Conto 41 „GasbeleleuchtunqS-An- stalten", die Specialbudget» „Gasanstalt!", „Gasanstalt II", „Gasanstalt I und II", und Conto 10 „Wohlfahrt-Polizei" Pos. 31—44 des Haushaltplanes auf das Jahr 1895. II. Bericht des Gas- und Oekonomieausschusses über Ausdehnung der für den I. und II. Ring geltenden Bedingungen und Bestimmungen für die Kabellegung und Stromabgabe durch die Leipziger Elektricitätswerke auf das zum III. Ringe ge hörige Gebiet. III. Bericht des Finanz- und SchulausschusseS über die Vorlage, betr. Uebcrnahme der Betriebskosten für die Haushaltungs- schulr im Gebäude der XIII. Bürger- und 24. Bezirksschule in Leipzig-Plagwitz auf die Stadt. IV. Bericht des Finanzausschusses über n. Conto 10 „Wohlfahrts- Polizei", Pos. 1. 3, 4, 9. 12, 13, 14-20, 28—30, 45—53 64, 71—74, 76, 79, 85. 86b, 91 de- Hausbaltplanes ans das Jahr 1895: b. die Hausdaltpläne der Parochien Leipzig- Lindenau, --Plaqwitz and -Thonberg aus das Jahr 1895; c. eine Pensionsordnung für die bei der Kirche Leipzig. Kleinzschocher angestellten kirchlichen Unterbeamten und deren Hinterlassene: ck. Umwandlung der bei der Kirche Leipzig- Kleinzschocher bestehenden Hiissgelstlichenstelle in ein stän diges Diakonat. V. Bericht des Bau- bez. Oekonomie- und Versassungsausschusses über Conto 10 „Wohlfahrtspolizei" Pos. 2, 13b, 21—24, 54 , 55 , 80, 83 , 92—99 des Haushaltplanes auf das Jahr 1895. VI. Bericht des Bau- und Oekonomieausschusses über u. Fest stellung des Bebauungsplanes über die Parcelle Nr. 365 des Flurbuchs für Leipzig-GohliS; b. Feststellung der Bauflucht linien in der Nonnen- und der Zschocherschen Straße tu Leipzig-Plagwitz. VII. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über a. Verkauf des Lillenbauplatzes Nr. 38 des Baublocks VI des südwestlichen Bebauungsplanes; b. ein Abkommen mit Herrn Giesecke in Leipzig-Neusellerhausen wegen Führung der Straße «4, Erbauung einer Schleußt daselbst und eines Areal- austauscheS; c. ein Abkommen mit der Leipziger Jmmobillen- Gesellschast wegen Ueberlassung des zur Straße VIII incl. Kreuzung mit Straße k in Leipzig-Connewitz erforderlichen Areals von Parcelle Nr. 458 und Herstellung der Straßen VIII und k. VIH. Bericht des Schul- und Finanzausschusses über Vereinigung der Deutschen Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer hier mit der städtischen Gewerbeschule. IX. Bericht des Oekonomieausschusses über Ausführung von Reparaturen im Bade zu Leipzig-Connewitz. Bekanntmachung. Die diesjährige Lstermess« endet mit Sonntag, dem 12. Mai. An dem darauffolgenden Tage, also ain 13. Mai, sind oie Buden und Stünde aus allen Wegen und Plätzen bis 4 Uhr Nachmittags vollständig zu räumen und in der Zeit vom 14. bis mit 17. Mai, jedoch lediglich während der Stunden von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends, abzubrechen und wegzuschaffen. Vor dem 13. Mai darf mit dem Abbruche der Buden und Stünde auf dem Auqustusplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist e§ gestattet, Buden und Stände in der inneren Stadt und auf dem Roßplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher abznbrechen und wegzuschaffen, sofern nicht dadurch Störung des Verkehrs oder Benachteiligung des Geschäfts in den stehenbleibendrn Buden herbeigrführt wird. Die Schaubuden, sofern sie auf Schwellen errichtet, ingleichen die CaronsseiS und Zelte, sind bis 14. Mai, Abends 11 Uhr, die Buden aber, rücksichtlich deren das Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruche nicht de- sonders erthrili worden ist, bis längstens den 18. Mai, Abends 8 Uhr, abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung neben den Standinhabern und Schaustellern auch die betreffenden Bauhondwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Haft geahndet werden. Uebrigens haben Säumige auch die Obrigkeitswegen zu verfügende Beseitigung der Bude zu gewärtigen. Leipzig, am 3. Mai 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröadlin. Maneck. Anzeigen für diese Nummer, welch« in erweitertem Umfange Reform oder Revolution? Gesucht wird der am 13. November 1861 in Frehburg a/U. geborene Gärtner Friedrich Cmtl Knabe, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 30. April 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig, Armcn-Amt, Abth. H. ^.L.III.45ld. Hentschel. K. Srennholz-Amtion. Donnerstag, den 16. Mat d. I., sollen von Nachmittags 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz in der sogenannten Nonne ca. 250 Haufen klein gemachtes, eichene» Stockholz unter den öffentlich im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: im sogenannten Nttterwerder an der Plag- witzer Strahe bei Leipzig-Plagwitz. Leipzig,- am 2. Mai 1895. Des Rath» Forstdeputation. Verlegung des Postamts 3 in Leipzig. Zum 10. Mai, 7 Uhr Vormittags, wird das Postamt 3 in Leipzig (Bayerischer Bahnhof) mit Ausschluß der Packet-Annahme- stelle nach dem Hausgrundstück „Hohe Strotze 13" verlegt. Telegramme können künftig sowohl in den bisherigen wie in den neuen Diensträumrn des Postamts aufgegeben werden. Leipzig, 2. Mai 1895. Ter Kaiserliche Lber-Poftdirrclor» Geheime Lber-Postrath. Walter. L. Das unter diesem T'tkl "süienen^ 2^uch^^urch jener jetztbäus.gaustauck,-nd-^Sck>r,ft^^^^ purch 'hre ihren sensationellen können als sei in ihnen ganze Anlage zu der M-'nung verleiten können, ^ das Ei de» ColumbuS entdeckt, s! vorliegenden Falle Zeit gefunden. Diese Täuschung Altung deS Verfassers, noch verstärkt durch '..- des ^Mitgliedes und eines höheren Reg.-rungSh.am en des ^ ^neS, Vorsitzenden gemeinnütziger «"«ne, 1 oberen und d.- di, ->-« P-°k-- den unteren Schichten der is f l Reckt als «n be- Oie städtische Sparcasse beleiht Werth-apiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Tparcaffen-Deputation. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten bestehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Devutation zum Lagerhofe. Gesuch. Für die hiesige Volksschule wird zum I. Juli d. I. rin Haus mann, dem in der Hauptsache auch die Feuerung der nach Kelltng'schem System erbauten, in der neuen Schule befind ltchen Niederdruck-Dampfheizung obliegt, gesucht Die Stelle ist mit einem jährlichen festen Gehalte von 900 und dem Genüsse freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung ver bunden. Berheirathete, im kräftigsten Mannesalter stehende und an Pünkt lichkeit und Thütigkeit gewöhnte Bewerber haben selbstgeschriebene Gesuche unter Angabe ibres zeitherigen Berufs und ihrer Familien- Verhältnisse bis zum 1b. Mai d. I. an den Schulvorstand einzureichen Stötteritz, den 4. Mai 1895. Ter Schulvorstand. OScar Richter, Vorsitzender Schutzmann-Stelle. Infolge Weiterbeförderung des derzeitigen Inhabers soll beim Unterzeichneten Stadtrathe die mit 825 Ml Jahresgehalt einschließlich 45 Belleidungsgeld und freier Wohnung im Rathhause versehene, mit dem Hausmannsposten im Rathhause verbundene Schutzmann Stelle zum 1. Juli 1895 wieder besetzt werden. Berheirathete Bewerber, unter Venen gediente Unterossicirre den Vorzug erhalten, haben ihre selbstgeschriebenen Gesuche mit Zeug nissen bis zum 15. Mai 18S5 hier einzurrichen. Mit der Stelle ist Pensionsberechtigung verbunden. Groitzsch, am 1. Mai 1895. Der Stadtrath. Rüling, Bürgermeister. Schröter. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebene Herstellung einer hölzernen HiN- sriedlgung, dir Lieferung der dazu gehörenden Ctsenconstruction, sowie die Ausführung von PflasterungSarbettcn für die Be- triebsanlagr unseres 2. Wasserwerks bet Naunhof ist vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher hier durch auS ihren bezüglichen Angeboten entlasten. Leipzig, am 30. April 1895. 1574. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. Georgi. Bekanntmachung. In den Monaten März und April d. I. empfing der Samariter- Berein von Herrn König!. Friedensrichter Carl Mündt: Ml 6,— Sühne in Sachen E. R. '/. 3- G- - 10,— » - - I. H. '/. P. H. » 10,— » - » L K. P. D. - 5,— » » - E. K. '/. H. Ll. . 20,— . . . A. Oe. '/. M. W. - 3.— . . - S. Z.M. M. - 10.— - - - O. P.'/. C- - 10,— » » -BL. '/. R. - 30.— - - - A. A. '/- E- - 2,— Geschenk von A. A. » 2,— » - B. A. » 1,— » » Or. St. Sa.: Mi 109,— worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 4. Mai 1895. Der Vorstand de» Samariter-Verein». Anton Siebert, Schatzmeister. sonders gewrcht'ges erschemr. aufrichtigen "°De7Äft°ss^ aus, den man ihm eid^ nicht Kl b/treiten kann, „unserer Zukunft drohe -me ""Dieselbe" Voraussagung ist wiederholt m e,nem öffentlichen Blatte zu lesen gewesen, dem seine ^nnien Beziehungen zu dem weitsebenden Stau -manne '" Sackst walde ein besondere- Gewicht verleiben, mar iederreit daran die Mahnung geknüpft. Frage! so weit dabei die Socialdemokratie m ^ttacht komme -ln, Macktiraae und müsse als eme solche behandelt er eme SS Io. 635. Ltz. Bekanntmachung. In der Zeit vom 1. April bis mit 4. Mai d. Ir», gingen an freiwilligen Gaben bet uns ein: 10 ^ ' 30 5 Bekanntmachung. Für di» Armen und Kranken der Johannis-Parochir hat Herr Friedensrichter Sridemann 105 Mark und zwar von Herrn Zahnartist Hinze, Sühne in Sachen W. '/- M. durch Herrn Rechtsanwalt Broda, von Herrn I)r. B. R. sür unterbliebene Illumination am I BiSmarcktage, 10 - Sühne in Sachen K.'/- S. l durch Herrn Friedensrichter > 5 « - - - M. /. W. / Heine! in L.-Connewitz. 67 - Restzahlung aus eine von Frau Bautzmann seiner Zeit an ^ die Gemeind« Sellerhausen abgetretene Forderung. Sühne tn Sachen B. /. E. . - - W.'/. B. » « - S. H- . . . R. V-W. » » » H. A). » . « M.l ». -/- r 127 Ml Sa., worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, de» 4. Mai 1885. Da» Armenamt. Hentschel. Schicker. S. W. K. V. - . - S. V W- - - - N. V.W. ... B.'/. M- » » » E. '/- V. G^chenk v. K. i. S. K. '/- F- an den Unterzeichneten abgrliefrrt, worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, den 3. Mai 1885. Pastor Tranzschel. 25.— 20 — 15 — IO — 10.— ö — V- b — 3 — 2 — 2.— 2.— 1 — Allein dort ..die sociale komme, Machtfrage und müsse ""Nicht so der Verfasser! Er will von keiner Art von Machtgebrauch, von Repression gegen die SocialdemokraNe wissen? sondern nur von emem g«st,grn Kampfe 'M L,g der Reform, aber nicht einer einzelnen vielmehr emrr „Ge- sammtreform auf staatlichem und socialem Gebiete . Um für diese Gesammtreform Stimmung zu machen, ent wirft er ein Bild jener „socialen Revolution", von der er unS bedroht siebt, und zwar «m so drastisches B,ld, daß es wohl geeignet wäre, uns zu erschrecken, wenn eS n'ckt noch zwingenderer Gewalt auf vaS Bedenkliche des Verzichte« auf Machtgebrauch binwiese. Er malt bis auf die kleinsten qüae aus, wie die Socialdemokratie eines schönen Tage« die Gesellschaft" überrumpeln, zuerst in der Reichshauptstadt den Aufstand organisiren. die Casernen erstürmen und sich zur errin der Situation machen werde, wie dann das gleiche Schicksal den anderen größeren Städten bevorstebe, wenn man aus diesen das Militair zum Schutze der Hauptstadt hinweg gezogen habe. u. s. w. Die Strategie, die er dabei im Sinne der Socialdemokratie entwickelt, erscheint als eine so klug be rechnete, daß, wenn man nicht annehmen müßte, der social- demokratische Generalstab werde längst seine auSgearbeiteten KriegSpläne haben, derselbe jedenfalls von dem Verfasser viel lernen könnte. Der Verfasser hält den schließlichen Sieg der bestehenden Gesellschaft in einem solchen offenen Kampfe mit der Social- demokratie zwar für wahrscheinlich, immerhin aber nicht für gewiß, auf alle Fälle aber — und wer wollte ihm darin nicht Recht geben? — die unmittelbaren und mittelbaren Folgen eines solchen Kampfes für höchst traurig Diesem Nationalunglück soll nun die von ihm empfohlene „Gesammtreform" Vorbeugen. Er verhehlt sich nicht, daß die Früchte einer solchen nur langsam reifen könnten, aber er scheint zu hoffen, daß auch jene gewaltsame Krisis so lange auf sich warten lassen, oder daß sie in Folge jener Reform gänzlich unterbleiben w»rde. Sein Reformproject berührt die verschiedensten Lebens gebiete, die Erziehung, die Sitte, daS Verhältniß der Stände zu einander u. s. w., und man muß zuzeben, daß er die auf diesen verschiedenen Gebieten vorhandenen Ucbclstände zum Theil richtig bezeichnet (womit er freilich meist nichts NeueS sagt), daß er auch einzelne Vorschläge zur Besserung macht, die sich hören lassen, und daß jedenfalls in dem, waS er sagt, eine sehr wohlmeinende Gesinnung sich verräth. Sein Hauptabsehen bei der von ihm beabsichtigten Reform gilt aber derselben socialen Erscheinung, gegen die auch die Socialdemokratie ihre schärfsten Waffen richtet, dem „Capi taliSmuS". Er ist der Ansicht, der Kampf mit diesem könne auch auf dem Boden der bestehenden Gesellschaft mit Erfolg geführt werden, und er scheint anzunehmen daß, wenn dieS gelänge, damit der Socialdemokratie ihre Hauptwane aus der Haud genommen und der bestehenden Gesellschaft der Gewallkamps mit dieser und der Umschlag m den sonaldemokratischen „Zukunftsstaat" erspart sein würde. Da» Mittel freilich, da« er dafür empfiehlt, ist dem von der Socialdemokratie inS Auge gefaßten bedenklich ähnlich, namttch die „Verstaatlichung" aller möglichen wirtbschaftlicben und socialen Verhältnisse. Ihm ist das „Eapital" wesentlich "uv entweder ein „nicht Werthe schaffende-", sondern lediglich „Werthe vermittelnde-" Moment, worunter er wohl den Handel und die Börse versteht, oder einfach ein von seinem Besitzer mühe- unv arbeitslos verzehrte», bez. verschwendetes. TaS erstere will er dadurch beseitigen, daß der Staat den Ver mittler machen soll, da« andere durch solche GesetzaebunaS- maßregeln welche sich von der „Expropriation de» <L,arntbums" wie sie z. B. das Gotbaische Programm in Aussicht nimmt kaum unterscheiden wurden. Daß ein srbr arober ^»vorhandenen Capital« auch ein „werth- angenommen. treidebandel, sondern auch den ganzen Fleischhaadel dem Staate überweist. « Außerdem soll, beiläufig gesagt, der Staat auch die ganze Communal-Armenpflege an sich ziehen, soll da» Lehrling«.' wesen durch dazu bestellte „Pfleger" überwachen, einen staat lichen „Arbeitsnachweis" Herstellen u. s. w. Wa« die Expropriation der Capitalien im Gesetzgebungs wege betrifft, so schlägt der Verfasser einmal eine Hypotheken- ordnung vor, kraft deren das Darlehen sich von selbst (ohne ZinSzuschlah) jährlich um ein Proceut „amortifiren" d. h. verringern joll, so daß beispielsweise eine Hypothek von 1000 -6 nack 50 Jahren mit nur 500 -Sl zurück- ruzablen wäre. Sodann verlangt der Verfasser eine Pro» aressiv-Einkommensteuer, die (wenn wir ihn recht verstehen, denn diese Stelle ist höchst unklar) so eingerichtet wäre, daß bei den großen Einkommen die eine Hälfte (50 o/q) al» „Ueber- schuß" dem Staate zufiele. Aehnlich soll eS mit dea Erbschaften gehalten werden. Hier führt der Verfasser da- Beispiel an, daß ein sehr reicher Mann jedem seiner Kinder 7 Millionen Mark binterließe. Da soll der Staat sagen: „mit 1 Million Mark bat jedes Kind vollauf genug, das Uebrige gehört dem Staate." Das beißt denn freilich nicht der Socialdemokratie ent- gegenarbeiten, sondern ihr, wenn auch unabsichtlich, die Agi tation durch Berufung auf gegnerische Doclrinen erleichtern. Wenn solchergestalt erst Eins nach dem Andern verstaatlicht und wenn der Staat allmälig in den Besitz aller oder der meisten Capitalien gesetzt wäre, dann bedürfte es für die Socialdemokratie nur noch der Verwandlung deS monarchischen den demokratischen oder republikanischen Staat, und da« m - . geträumte Zukunft-ideal der Herren Liebknecht und Bebel wäre fertig. Eine ganz ähnliche Schrift wie die Massow'scke ist (um dies soglnck hinzuzufügen) die von Carl Ieatsch heraus- zegebene „Neue Ziele, neue Wege".*) Derselbe Ravica- iSmuS in der Verurtbeilung der bestehenden Zustände als schlechthin unhaltbarer", dieselbe Leichtherzigkeit bei der Em- ffeblung angeblicher Heilmittel. So z. B. erklärt der Verfasser: „jede Familie müsse 100 Morgen anbau- rares Laad und noch Reserveland für den Nach wuchs haben; jeder Handwerker müsse Grund- und Hausbesitzer sein. „Unfreie Arbeiter, soweit solche noch nöthig, dürften nicht unserem Volke, sondern müßten einer niederen Raffe entnommen werden" (also neuer Sclavenbandel!). Solche Schriften, wie die obigen, können trotz der besten Absicht leicht gefährlich werden. Unverständige und Leicht gläubige (deren es so viele giebt) bilden sich ein, wa- hier schwarz auf weiß empfohlen werde, muffe doch auch möglich sein, und nur die Schuld der herrschenden Clajse s« eS, wenn es zu solchen Reformen nicht komme. Durch Täuschungen und Enttäuschungen dieser Art wird nur Erbitterung erzeugt und somit indirecl der Socialremokratie genützt, dir sich ja gar nichts Besseres wünschen kann. *) Leipzig, „Grenzboten. Verlag von Grunow, Sonderabdruck au» den Deutsches Reich. davon wili«, i- W-I-N. ' »ich,« -W-,ch°'-mi„.,»»,- mmm, -MNS-LDSSK Revolution" von L von Berlin, 4. Mai. Die Entscheidung über daS in national liberalen Händen befindliche Reichstag Smandat für Waldeck ist auch gestern im Reichstag nocb nicht gefallen. Doch bat der Präsident die DiScussion darüber geschloffen, ohne zu berücksichtigen, daß der Abg. v. Marquardsea nicht nur zur Geschäftsordnung, sondern auch zur Sacke selbst das Wort erbeten batte. Wenn der Präsident, wie lediglich an genommen werden kann, von dieser Meldung nichts gekört bat, so trifft die Hauptschuld dafür seine eigenen Parteigenossen vom Centrum, die sich in solcher Erregung befanden, daß eine zuverlässigeFübrung der Geschäfte vomPrasidentensitze auS aller dings sehr erschwert war. Diese — gelinde gesagt — leb hafte Erregung deS CentrumS war jedenfalls nicht durch äußere Veranlassung zu erklären. Möglich ist nur, daß der Reichstag, dessen Präsidium und Bureau jetzt schon die üblen Launen Derer entgelten müssen, denen in Sachen der Umsturz vorlage ein eklatanter Mißerfolg unmittelbar bevorstebt. Der Abgeordnete v. Marquardsen batte mit Rücksicht auf den schwachen Besuch deS Hause- und auf die Abwesenheit des von der Commission bestellten Berichterstatter» beantragt, diese eine Wahlprüfung zu verschieben. Es war um so mehr Grund, die- zu wünschen, als sich inzwischen herau-aestellt hat, daß die wesentlichste Entscheidung der Wahlprümnas- commission eine rechtSirrthümliche ist: da« Wahlgesetz meint mit der Frist von acht Tagen nicht eine Woche, sondern acht auseinander folgende Tage; die in den Wahllisten am achten Tage geschehenen Nachträge sind also gillig, nicht uugiltig. So beschlossen vom Reichs tag aus Grund eine» vom Abgeordneten von Vollmar erstatteten Bericht- im Zahre 1384! Nun war dem Cenlrum nicht unbekannt geblieben, daß gegen den Commissionsbericht Gegengrünbe schwrrstwiegender Art vorgebracht würden, die eine anderweitige Entscheidung deS Reichstag« veranlassen konnten. Trotzdem beliebte «S dem Centrum, den Antrag auf Absetzung von der Tagesordnung mit ungewöhnlichem Lärmen entgegrnzunekmenl Schon Vieser Stimmung der „ausschlaggebenden" Partei gegenüber war dir nationallibrrale Partei berechtigt, von allen »um Sckutze der Minderheit gegebenen Mitteln gelassenen MutheS Gebrauch zu machen. Inzwischen batte sich aber auch ergeben, daß daS Bureau selbst an der Beschlußunfähigkeit des Hause» nickt zweifelte, und in dem Lärm der Ccntrumsparlei war die DiScussion geschlossen worden, ohne daß Abg. v. Marquardsen weniastenS zur Sache da» Wort erhalten hätte. Unter diesen Umstanden blieb nur übrig, wenigsten« auf dem Verlangen nach einem beschlußfähigen Reichslag für die Entscheidung in dieser Sache zu beharren. * Berlin, 4. Mai. Die Berliner Stadtverordnetra- Versammlung hat »S, wie gemeldet» abgelehnt, sür den Ausbau deS TburmeS der Kaiser Wilhelm-Gedäcktniß- kirche 300000 und weitere 50000 -ck für die Kaiser
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