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Dresdner Journal : 09.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189005090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-09
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1890
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.P 10«. 18»0. Freitag, de» s. Mat, abends. ?Lr vr»«ä»u ^isrtvIMdrllvl» 3 Ilurk V0 kL, d« ä«> U»i»«r1. äsut«vti«o ko»t»n«t»ItsQ vivrtul- ILrllod 3 Llur^; »u»»«rluüb ä«, äsutidivu k«ct»« ttitt kost- ouä 8towp«I»u»ell»8 kurio. Liurvlo« Uumwsn»: 1V kf. L»^a»41»a»»,,«dvl»r»i»r ka, ä«u ÜLUIU Stu« gviputtsvso 2«il« tllvio« kvkrilt 30 kk. Out»r ,,Lin8«-»nät" äl« 2«U» 3V kk. 8«i lu>ä 2ttksrv»»t» sutspr. Aukiclüuzc Lr»el»eto«or Hillel» mit ^o»L»tuL« cisr 8om»- u. k«j«rt»^« »t>«ll<1,. k«ro«pr»o1»-Au,vtüu,», Ur. 1LVS. Dres-ntrAmmal. ^ür die Gesamtleitung verantworUich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litterawr- und Kunstgeschichte. ro» LntLacklxiui»«» »»»nLrtsr kV Lra^trtt«-, LomwissiovLr äs« Oresäosr louriutt»; Lsmdm« L«rlln Vi«» r«ip«tg N»»«l >r««I»« riunLIUrt » U.I Laa«n«t«n «e ko-ier, >«rU» Vt«» -L»wdnr^ kr»U Lstp-t^ enmktarl «. «. UtL-L«»: L»«i. ksrl» LouLoo L«rvL rnu»ttort «. H. »tnN-»rt: Oa«t-« <e Oo., L«rUu: knvatt<j««cta»»t, 3r»«I«u: k»»«i Ladal^,- L»m»or«r: L. Lc^ü«ier, L»U« «. ».: F Larct F 6». ll«r»u»g«d«rr Lvol^l. Lrpsäitioo äs« Orssävsr äounuü». vr«»äso, 2viu^«r»tr. 30. korLsxrook-itosolli»«: Ur. ILSb. Amtlicher Leit. Bekanntmachung. Er wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß durch das Ableben der Lotteriecollecteure Friedrich August Gerstenberger jun. zu Geringswalde und Anton Pittlik zu Rochlitz die denselben übertragenen Agenturen der Altersrenten« bank sich erledigt haben, sowie daß den Lotteriecollecteuren Gustav Schubert zu Geringswalde und Gustav Wittrisch zu Rochlitz ingleichen der Eisenbahnstationskasse zu Rochlitz Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind. Dresden, den 6. Mai 1890. F i n a n z m i n i st e r i u m. von Thümmel. Wolf Nichtamtlich« Teil. Ketegraphische Nachrichten. Brüssel, 8. Mai. (W. T. B.) Die Anti- Sklavereikonferenz nahm alle Artikel deS Ent wurfes an, in welchem die zur Unterdrückung deS Sklavenhandels auf dem afrikanischen Festlande bestimmten Maßregeln aufgeführt, die Strafen für Zuwiderhandlungen festgesetzt werden und durch welchen der Handel mit Waffen und Munition ge regelt wird. Madrid, 9. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Streiks in Barcelona und Valencia sind so gut wie beendigt. Die Streikenden nahmen zum größten Teile die Arbeit wieder auf. Der Streik dauert in Corunna und Alcoy noch fort, nahm aber in Antequera ab. Bukarest, 9. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Kammer nahm mit 80 gegen 35 Stimmen den Handelsvertrag mit Serbien an. Auf eine Interpellation über den Armeezustand erklärte der Krieg-Minister, er werde demnächst einen Gesetz vorschlag einbringen, betreffend die Umgestaltung und Vermehrung der CadrrS. New-Uork, 9. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ) Ein Armen- und Irrenhaus bei Norwich (New- Aork) ist gestern abend durch Feuersbrunst zerstört worden. Dreizehn Personen, darunter elf Idioten, find verbrannt. Dresden, 9. Mai. AuS dem italienischen Parlament. Bei den nahen politischen Beziehungen unsere- Landes zu dem italienischen Königreiche ist eS erklär» lich, daß wir allen Grund haben, die Vorgänge bei unserem südlichen Bundesgenossen mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, besonders wenn sie in erster Linie den Mann berühren, der neben seinem Monarchen als die festeste Stütze des Dreibundes mit Recht angesehen wird. Und im Mittelpunkt der Ereignisse, welche sich vor einigen Tagen im italienischen Senate abgespielt und welche zu einem, vorläufig allerdings beige legten Konflikte zwischen der Regierung und dem Senat geführt haben, steht die Person des Ministerpräsidenten Crispi; nicht nur in dem Sinne, weil durch seine entschiedenen Erklärungen, äußerlich bettachtet, die Krisis überhaupt erst hervor gerufen wurde, sondern vor allem deshalb, weil der Kampf, welchen der Senat gegen einen von Crispi warm befürworteten Gesetzentwurf auszufechten ver suchte, als ein weiteres Symptom dafür zu gelten hat, wie die Feinde des Ministerpräsidenten an Zahl und Mut im Wachsen begriffen sind. Besonders wenn man annehmen müßte, daß die feindseligen Gesinnungen gegen Crispi als ein Ausfluß der Unzufriedenheit mit seiner auswärtigen Politik, mit seinem Festhalten am Dreibund anzusehen seien, würde den inneren Angelegen heiten Italiens eine erhöhte Aufmerksamkeit gebühren. Im Nachstehenden sei daher eine Bettachtung der Wiener (alten) „Presse" wiedergegeben, welche dem Verlauf und den Gründen der jüngsten italienischen Parlamentskrisis gewidmet ist. Das Blatt schreibt: Der Streitfall entstand bekanntlich bei der Dis kussion der Gesetzesvorlage, betreffend die frommen Stiftungen, und durch die Erklärung Crispis, er be ttachte die Annahme des Gesetzentwurfes, wie er auS dem Abgeordnetenhause hervorgegangen, als absolut unerläßlich und müsse jede Abänderung zurückweisen. Infolge dieser Erklärung war die Beratunng des Ge setzentwurfes im Senate suspendiert worden und man glaubte unmittelbar vor einer akuten Krisis zu stehen, welche sich zunächst in einer Auflösung des Parlaments kundgeben würde. Aber bald änderte sich die Sachlage. In dem Ministerrate, welcher abends nach jener Senatsverhandlung unter dem Vorsitze des Königs stattfand, wurde auf ausdrücklichen Wunsch des Monarchen die von Crispi gemachte Äußerung dahin zu interpretieren beschlossen, der Senat möge die Be ratung der Vorlage zu Ende führen, erleide dieselbe durch das Schlußvotum der hohen Körperschaft eine Abänderung, so gelange sie wieder zur Diskussion dieser Amendements an die Kammer zurück. Dies war unstreitig ein konstitutionell ganz korrekter, ja eigentlich ein ganz selbstverständlicher Ausweg, um die Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Kammern auszugleichen; in jedem anderen Falle hätte man den selben auch, ohne daß deshalb besondere Auseinander setzungen notwendig gewesen wären, eingehalten. An gesichts der in Frage stehenden Reform hat sich aber allgemach aller Parteien und legislativen Faktoren eine gewisse Leidenschaftlichkeit bemächtigt, welche das Verhalten des italienischen Konseilspräsidenten erklärlich erscheinen läßt. Die Frage der Reform der frommen Stiftungen hat die Gemüter in Italien weit mehr aufgeregt, als man vornweg von einer solchen Angelegenheit hätte erwarten mögen. Alle Gegensätze, welche zwischen den starren Verteidigern der Autorität des Nationalstaates und den Anhängern der alten kirch lichen Einrichtungen bestehen, sind in diesem Kampfe um die Oper« pie wieder hervorgetteten und haben sich allmählich zu einem ganz regelrechten Stück Kultur kampf zugespitzt. Bekanntlich handelt es sich bei der geplanten Reform der frommen Stiftungen um die Verstaatlichung der Aufsicht und Verwaltung jener zahl losen und reich dotierten, für Wohlthätigkeitszwecke be stimmten Stiftungen, welche bisher, entweder infolge der Anordnungen der Stifter oder infolge eines durch lange Übung sanktionierten Brauches, unter autonomer Verwaltung gestanden hatten. Da der größte Teil dieser Stiftungen aus einer Zeit herrührt, in welcher der kirchliche Einfluß in Italien ein sehr mächtiger gewesen und beinahe alle und jede Fürsorge für Ar menpflege im weitesten Sinne dieses Wortes als ein Ausfluß religiöser Gesinnung bethätigt wurde, so hatte der Lokalklerus einen maßgebenden Einfluß bei der Administration dieser Stiftungen und bei der Verwen dung der Spenden, welche aus ihnen flossen. In folgedessen sah man kirchlicherseits in den frommen Stiftungen einen Teil des Kirchenvermögens, welches dem Humanitären Zwecke der Stifter niemals und in keiner Werse entfremdet, aber doch unter der Obhut der kirchlichen Organe, welche bisher mit der Verwaltung betraut gewesen, erhalten wer den sollte. In der vom Gesetzentwurf geplanten Änderung erblickt man eine Fortsetzung des „Raubes", welchen der Nationalstaat an dem Gute der Kirche und an ihrem weltlichen Besitztume verbrochen habe. In diesem Sinne wurde von der konservativen Oppo sition wider die Reform der frommen Stiftungen der Kampf geführt, und dadurch erhielt er von vornherein eine Verschärfung, welche eine ruhige, objektive Prüfung auf das Für und Wider geradezu unmöglich machte. Hieraus erklärt sich auch, daß der Konseilspräsident selbst, welcher wegen dieser Vorlage von gegnerischer Seite auf das allerheftigste angegriffen worden war, der im Senate auftauchenden Opposition gegenüber mit großer, vielleicht etwas zu großer Entschiedenheit aufttat. Die Regierungspartei macht zu Gunsten der Re formvorlage meritorische und opportunistische Gründe geltend. Die letzteren laufen darauf hinaus, daß es zweckmäßig sei, den Einfluß der kirchlichen Kampf partei auf einem so volkstümlichen Terrain einzu schränken und derselben nicht ausschließlich die Clien- tel zu überlassen, welche sich aus der Handhabung der Armenpflege von selbst ergebe. Als meritorische Be gründung der Reform, als Motivierung der nun ein mal nicht ganz wegzuleugnenden formellen Rechts verletzung bei Abänderung der bisher giltigen Bestim mungen Jahrhunderte alter Stiftbriefe wird all das ins Treffen geführt, was schon Stuart Mill in seiner geistreichen Schrift über dieses Thema auseinander gesetzt und auf britische Verhältnisse angewendet hat, selbstverständlich im gegebenen Falle mit Nutzanwen dung auf die italienischen Stiftungen: nämlich das Argument, daß im Laufe der Jahrhunderte die Auf gaben für öffentliche Wohlthätigkeit sich von Grund aus geändert haben und daß diese Änderung bedinge, der humanen Absicht der Stifter gerecht zu werden, nicht aber dem urkundlichen Wortlaute ihrer Schenkungsurkunden. Ein anderes und, wie uns be- dünken will, recht beachtenswertes Argument ist jenes, daß sehr viele Wohlthätigkeitsstiftungen im ehemaligen Kirchenstaate und im Neapolitanischen schon seit vielen Menschenaltern sehr schlecht und wenig gewissenhaft verwaltet worden seien; so soll es z. B. um die Ad ministration gewisser großer Spitäler in Neapel in diesem Punkte sehr schlecht bestellt sein: ferner wird der gesamten Armenverwaltung, wie sie bisher be standen hat, Parteilichkeit vorgeworfen. Aus all dem wird gefolgert, daß eine radikale Änderung der Aufsicht und Verwaltung der Wohlthätigkeitsstiftungen, welche dieselbe aus einer wenig kontrollierbaren Hand nimmt und der öffentlichen Kontrolle der Gemeinden, Pro- vinzialvertretungen und des Staates unterstellt, geradezu unerläßlich sei, wolle man dem wohlthätigcn Zwecke der Stiftungen voll genügen Das Abgeordnetenhaus hatte im Sinne der Regierungsvorlage die in diesem Sinne vorgeschlagene Reform, ohne irgendwelche wesent liche Änderungen an dem Gesetzentwürfe vorzunehmen, bewilligt, im Senate hingegen machten sich Stimmen gegen einen so radikalen Vorgang laut und es wurde bezüglich mancher Punkte für ein Kompromiß zwischen den bisherigen Einrichtungen und den radikalen Re formvorschlägen plaidiert. Hieraus war der Konflikt entstanden, welcher hoffentlich baldigst sbeigelegt sein wird. Brennend würde die Angelegenheit erst dann^wer- den, wenn der Senat, an den die Vorlage nach der Beurteilung in der Kammer zurückgelangen wird, hart näckig bei seiner ersten Entscheidung verbleiben sollte, was aber voraussichtlich nicht der Fall sein wird. Tagesgeschichte. * Berlin, 8. Mai. Se. Majestät der Kaiser begab sich heute vormittag in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Heinrich nach Spandau, um da selbst im Beisein einer zahlreichen Generalität und vieler fremdherrlicher Offiziere das 1. und 2., sowie das Füsilierbataillon des 4. Garderegiments z. F. zu besichtigen. Danach fand eine Gefechtsübung mit den neuen Gewehren und dem rauchlosen Pulver statt. Nach Schluß der Übung entsprach Se. Majestät einer Einladung des Offiziercorps des 4. Garderegiments zur Frühstückstafel. — Aus dem Berichte, welchen der Reichskommisiar für das Auswanderungswesen über seine Thätig- keit im Jahre 1889 erstattet hat, ist ersichtlich, daß von den deutschen überseeischen Äuswanderern nach wie vor der bei weitem größte Teil die Vereinigten Staaten von Nordamerika aufsucht. Indessen ist die Prozentziffer dieser Auswanderungsgruppe im Jahre 1889 gegenüber derjenigen für 1888 etwas gefallen. Während sie im letzteren Jahre noch 95,1 Proz. der Gesamtzahl betrug, belief sie sich 1889 nur noch auf 92,7 Proz. Um fast denselben Bettag hat sich die Prozentzahl der nach Südamerika Ausgewanderten gesteigert. 1888 betrug sie 3,1 Proz., 1889: 5,3 Proz. An dieser Steigerung hat den bedeutendsten Anteil die Auswanderung nach Brasilien, an welcher sich 1888: 998 Personen, 1889: 2278 beteiligten. Dabei ergiebt sich, daß, während die männlichen Auswanderer nach Brasilien im Jahre 1889 ein doppelt so großes Kontingent wie im Jahre 1888 stellten, die weiblichen sich um nahezu das Dreifache vermehrt hatten. Auch eine ganz minimale Steigerung der Auswanderung nach Afrika ist zu bemerken gewesen; sie betrug 1888: 0,4 Proz., 1889: 0,5 Proz. Hamburg, 8. Mai. Mehrere Firmen haben der Hafenpolizei Dampfer zur Verfügung gestellt, mit denen dieselbe alle Wasserwege abpatrouilliert, um die neu angenommenen Leute gegen die streikenden Ewerführer zu schützen. Bis jetzt ist die Polizei in 13 Fällen eingeschritten und hat mehrere Verhaf tungen vorgenommen. Auf dem Lande streifen fort während größere Patrouillen umher. Der Verein der Hamburger Spediteure hielt eine Sitzung ab, in welcher der Ausstand der Ewerführer als toro« mujears er klärt und beschlossen wurde, die Ewerführer-Baasen bei der Beseitigung des Streiks energisch zu unter stützen. — 25 Arbeitgeber haben 235 Maurern die Erhöhung des Minimallohns auf 65 Pfennig pro Stunde, sowie den neunstündigen Ärbeitstag bewilligt. Die Streikenden beschlossen, daß möglichst viele Ge sellen abreisen, aber 13 bestimmte Städte in Deutsch land meiden sollen. Der Ausbruch eines allgemeinen Streiks der Maurer wird am 12. d. Mts. erwartet. Die unter den neuen Bedingungen arbeitenden Maurer müssen 2 Wochen lang täglich 2 Mark, später 1 Mark in die Streikkasse zahlen. Buda-Pest, 7. Mai Man muß dem Umstande große Bedeutung beimessen, daß die liberale Partei die Regierung in der Frage der Dezentralisierung der königlichen Tafeln einträchtig und stark unterstützt hat, während die lokalen Interessen selbst in den Reihen der Opposition Gegensätze hervorgerufen und in ein- Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 8. Mai: „Rienzi, der Letzte der Tribunen". Große tra gische Oper in 5 Akten von Richard Wagner. (Hr. v. Brandowski als Gast.) In der gestrigen Aufführung der stilwirren, durch viele musikalische Rohheiten unsympathischen, aber in einzelnen ungewöhnlich schönen Tonsätzen auch sehr wirksamen und vornehmlich als Juaendwerk des genialen Komponisten nicht bloß dem Wagnerfreunde interessanten Oper sang der Frankfurter Gast die Titelrolle. Es gelang ihm darin, sowohl* dem An spruch höchsten Kraftaufwandes der Srimme bis zum Schluß des Abends ohne merkbare Ermattung zu ge nügen, als auch in manchen dramatisch bewegten Mo menten durch deklamatorischen Schwung und Energie des Ausdrucks gesanglich die Situation auszufüllen. Dieser erfreuliche Eindruck wird sich noch bedeutend steigern, wenn die vortreffliche Gesangsleistung von einem freieren, hingebenderen Spiel in künstlerischem Sinne ergänzt wird. In letzter Hinsicht fehlte Hrn. v. BrandowSti namentlich im Gebet die rechte Wärme der Empfindung nnd in den Schlußworten RienziS an seine Römer trat die heroische Persönlichkeit deS Tribunen auch gesanglich nicht so überzeugend hervor, wie eS gerade da- Schlußbild der Oper erfordert. Von neuem aber erfreuten un» in dieser zweiten Darbietung des Gaste- der teilweise Glanz, die Kraft und emi nente Lu-dauer seine- vorzüglichen Stimmmaterials und seine auf künstlerische Ausführung sorgsam be dachte Gesangsweise. Das Äuftreten des Hrn. v. Brandowski als Sieg mund und am Sonntag als Fra Diavolo wird uns zu einem abschließenden Urteil über Begabung, Können und Verwendbarkeit des Sängers ausreichende Ge legenheit bieten. -v- K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 7. Mai: „Echtes Gold wird klar im Feuer". Ein Sprich wort von E. Geibel. — „Flimmer und Frau." Schwank in 3 Akten von Robert Prölß. (Zum ersten Male.) Unser überaus fleißiges Schauspiel liebt in der Folge seiner Novitätengaben keine langen Zwischen pausen, es spendet oft, wennschon nicht immer reichlich, wie sich das neben früheren Ergebnissen auch bei dem neuen Schwank zeigte, der in seiner gestrigen Erstauf führung dem zahlreich erschienenen Publikum nur mäßigen Beifall abgewinnen konnte. Das Stück soll von der Verwendung zweier be währten Motive leben, unsinniger Eifersucht eines seiner Frau an Alter stark überlegenen Mannes und hämischer Klatschsucht einer verbissenen alten Jungfer; es kann aber nicht leben, weil bei der dramatischen Ausbeutung dieser Themen die gute und an sich meist in sehr gefälliger Art erreichte Absicht deS Verfassers, im Dialog manche Thorheiten und Klein lichkeiten deS WerktagSlebenS und einzelne täglich hervordringende psychologische Widersprüche im Cha rakter von Dutzendmenschen zur Erkenntnis oder doch zur Bestätigung seitens der Hörer zu bringen, mit seinem eifrigen Willen, den lustigen Ton und die leichte Stimmung des Schwanks zu bewahren, nur selten die notwendige Verbindung gefunden hat Daraus erklären sich die hauptsächlichsten Schwächen der Arbeit, vornehmlich die langausgedehnten, an lästigen Wieder holungen krankenden Gespräche, deren geistige Wen dungen zwar oft über das Niveau der gewohnten Schwank-Konversation vorteilhaft hinausgehen, anderer seits aber der Mehrzahl nach Personen, insonderheit der Mamsell Kniep, in den Mund gelegt sind, welchen wir so überdachte Bemerkungen nicht glauben, und die zudem in ihrem gehaltvollen Ernst befremdlich abstechen gegen die Drastik mehrerer Situationen, darin die erprobtesten Elemente des Schwanks, ja der Posse in Wirkung treten. Es fehlt dem Stücke nicht an lustigen Ein fällen und vereinzelten komischen Episoden, wozu die jenige des Barbiers freilich nicht zählt, aber dem Ganzen gebricht es an natürlicher Heiterkeit und in der Stimmung harmonisch mit ihr verbundener Ernsthaftigkeit in Rede und Handlung. Der Gang des Stückes ist mit scenischer Gewandtheit und kluger Verschlingung der angesponnenen mannigfachen Fäden auf drei Akte ausgedehnt, doch konnte diese Länge nur durch recht gewagte Voraussetzungen und durch In scenierung eines Blindekuhspiels hergestellt werden, »n welchem die Personen nicht wie sonst ein Tuch, sondern ein Brett vor dem Kopfe tragen. Theaterbesucher von bescheidenen Ansprüchen dürften durch den Schwank angenehm und nicht ohne Vorteil für ihre Anschauung von mancherlei Dingen des Alltagslebens unterhalten werden. Die Darstellung war sorgfältig vorbereitet und ergab in allen Rollen, auch den kleinsten, eine aus gezeichnete Besetzung. Die dankbarste schauspielerische Aufgabe des Stückes war Frau Wolff (Eulalia Kniep) zugefallen; sie löste dieselbe vortrefflich durch große Einfachheit und nirgends übertriebene Wahrheit in Rede und Spiel. Neben ihr bemühten sich alle Mitwirkenden gleichmäßig eifervoll um eine möglichst eindringliche Repräsentation der Neuheit, in erster Reihe Hr. Schubert, die Damen Frls. Ulrich, Salbach und Diacono und die Herren Gunz, Dettmer und Paul, welch' letzterer jedoch über die Notwendigkeit hinaus karrikierte Die lobenswerte Einstudierung hatte Hr. Regisseur Richelsen geleitet. Um den Theaterabend nach Brauch zeitlich zu füllen, war dem Stück des Hrn. Prölß Em. Geibel- obengenanntes Proverbe beigegeben, in dessen Dar stellung sich Frl. Politz und namentlich Hr. Paul auSzeichneten. K. Hoftheater. Die Vorstellung der „Walküre" am Sonnabend beginnt erst um ^7 Uhr, worauf hiermit besonders aufmerksam gemacht sei. Die wilde Rose. Eine Erzählung. 27 (Fortsttzung.) „Darüber wollen wir schweigen", lächelte Frau Babette. „Das Schaf ist nicht so von ungefähr fori- gelaufen! Der Kuhmichel hat gesehen, wie ein frem der Mann Dir Geld gegeben hat, und erst nachher ist das Schaf verschwunden." „Frau Müllerin, der Kuhmichel wollte mich nur aus dem Dienst drängen, und ich bin unschuldig", rief Gustel mit weinlicher Stimme.
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